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Hörstoff
Inventar
#28217 erstellt: 08. Jan 2023, 13:26
Johann Ladislaus Dussek/Dussik/Dusík war ein böhmischer Komponist des 18./19. Jahrhunderts, dessen künstlerischer Schwerpunkt die Klaviermusik war.

Von Beschwingtheit und florierender Leichtigkeit ist sein Konzert für 2 Klaviere geprägt. Sehr schöne Läufe, hervorragend wiedergegeben vom Prager Klavierduo und der Tschechischen Kammerphilharmonie/Leoš Svárovský, Praga Digitals 2004.

amazon.de

Auch die anderen Werke, darunter auch ein Konzert von Leopold Koželuh, einem böhmischen Zeitgenossen von Dussek sind angenehm inspirierend.


[Beitrag von Hörstoff am 08. Jan 2023, 13:30 bearbeitet]
FabianJ
Inventar
#28218 erstellt: 08. Jan 2023, 18:05

Mars_22 (Beitrag #28215) schrieb:

Ich habe Rostropowitsch mit Kondrashin live. ... Rostropowitsch spielt großartig, die Intensität kann man mit Händen greifen.


Rostropowitsch und Kondraschin scheinen mir so ziemlich die Idealbesetzung für dieses Werk zu sein, die genannte Live-Aufnahme kenne ich jedoch nicht.

Gerade angehört:
amazon.de
Edvard Grieg (1843-1907)
Klavierkonzert a-Moll op. 16
Leif Ove Andsnes (Klavier) - Berliner Philharmoniker - Dirigent: Mariss Jansons
Aufnahme: 20. - 22. Dezember 2002, Philharmonie, Berlin

Heute mal Standardrepertoire, aber sehr überzeugend vorgetragen. Gerade Mariss Jansons überzeugt mich bei seinen Aufnahmen ja nicht immer, aber hier ist er ein erstklassiger Begleiter des Solisten. Griegs Ballade und die Auswahl aus seinen Lyrischen Stücken gefallen mir auch sehr.

Mit freundlichem Gruß
Fabian
klutzkopp
Inventar
#28219 erstellt: 08. Jan 2023, 23:22
Die Aufnahme des Grieg-KK habe ich auch. Hier:

amazon.de

Überhaupt einiges von Andsnes (Beethoven, Mozart, die späten Schubert-Sonaten).

Mir gefällt Andsnes als Pianist sehr gut.
FabianJ
Inventar
#28220 erstellt: 09. Jan 2023, 21:56

klutzkopp (Beitrag #28219) schrieb:

Mir gefällt Andsnes als Pianist sehr gut.


Ja, er ist definitiv ein großartiger Pianist und ein toller Kammermusiker, Ich habe nicht viele Aufnahmen von ihm, aber die Sachen die ich kenne* haben mir alle sehr gefallen.

*
Obige Grieg-CD, Bartóks Klavierkonzert Nr. 2 mit Pierre Boulez, Schumanns Klaviertrios mit den Tetzlaff-Geschwistern, ein Mozart-Album u.a. mit Martin Fröst und vor allem auch das Strawinski-Album zusammen mit Marc-André Hamelin. Sein Dvořák- und sein Sibelius-Album habe ich kürzlich bestellt, bin gespannt...

Zuletzt angehört:
Sir Charles Groves: British Music
Frank Bridge (1879-1941)
Enter Spring
Royal Liverpool Philharmonic Orchestra - Dirigent: Sir Charles Groves
Aufnahme (The Sea, Summer, Cherry Ripe, Enter Spring, Lament): 14. - 15. Juli 1975, Philharmonic Hall, Liverpool

Frank Bridges bekanntestes Orchesterwerk dürfte „The Sea" sein. Die sinfonische Dichtung „Enter Spring" gefällt mir jedoch mindestens ebensogut. Beide sollten noch bekannter sein, ich würde sie gerne mal im Konzert erleben.

Mit freundlichem Gruß
Fabian
Klassik_Fan
Stammgast
#28221 erstellt: 09. Jan 2023, 22:46
Hallo zusammen,

ich habe heute den Abend mit Musik on Rued Langgaard eingeleitet.

Nachd en Sphärenklängen und der phänomenalen ersten Sinfonie hatte ich die Interpretationen von Neeme Järvi mit den Sinfonien 4-6 gehört.
Nun eine Aufnahme, die ich mir aufgrund einer Empfehlung von Agon bestellt hatte:

jpc.de


Rued Langgaard
Symphonies 2 & 6
Vienna Philharmonic
Sakari Orama

Ähnlich wie bei der ersten Sinfonie mit Segerstamm am Pult hier eine ungemein kraftvolle und dynamische Einspielung der Sinfonien 2 & 6-
Insbesondere die zweite Sinfonuie hant mir sehr gut gefallen.

Da ich keine weitere Aufnahmen von Langggaard habe (Empfehlungen willkommen) habe ich mir , angeregt durch einen Beitrag von Fabian, die Cello Konzerte von Shostakovich angehört. Ich habe bisher nur eine Einspielung davon, die Aufnahmen mit Heinrich Schiff und dem Symphonie-Orchester des Bayrischen Rundfunks unter der Leitung von Maxim Shostakovich.

amazon.de
Shostakovich Cello

Sehr schöne, ausrucksstarke Musik. Da ich keine anderen Aufnahmen kenne, kann ich leider kiene Vergleiche anstellen.
Aber ich werde sicherlich demnächst noch die eine oder andere Aufnahme zusätzlich bestellen.

Viele Grüße

Harry


[Beitrag von Klassik_Fan am 09. Jan 2023, 22:48 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#28222 erstellt: 09. Jan 2023, 23:35
Rued Langgaard

Wieder ein paar Informationen, Coverbilder und Wertungen aus meiner Sicht, Harry. Das eine oder andere wirst Du schon wissen bzw. kennen.

amazon.de amazon.de amazon.de

Die Gesamteinspielung der Sinfonien und einiger weiterer Orchesterwerke besitze ich seit wenigen Jahren, außerdem ein bzw. zwei Klavierkonzerte und die Sphärenmusik - von der es mehrere Einspielungen gibt.

Auch die erste Sinfonie findet sich in mehreren Aufnahmen - das Werk ist sehr reizvoll, voluminöse Spätromantik eben und ein Geniestreich des noch kaum erwachsenen Komponisten. Freilich möchte ich die schon sehr beladene und umfängliche Programm-Sinfonie nicht allzu häufig hören und brauche auch keine weitere Einspielung. Die Sphärenmusik finde ich origineller, wüsste auch nicht, womit ich sie überhaupt vergleichen könnte. Naturphilosophisch oder pantheistisch angehauchte Titel für die vielen, kaum greifbar knappen Momenteindrücke - von Sätzen kann man eigentlich nicht sprechen. Eine äußerst eigenwillige Klangsprache von romantischer Emphase bis hin zu einer Übersteigerung, wie man sie nicht einmal bei Skrjabin findet, und anderersets minimalistische Elemente von erstaunlicher Modernität.

Die restliche Sinfonik pendelt zwischen einer überwiegend neuromantischen Sprache, bisweilen auf historisierender Basis und einem teilweise geradezu absonderlichen Spätwerk. Eine der Sinfonien stellt letztlich ein Klavierkonzert vor. Das andere Klavierkonzert, sehr früh entstanden, ist zusammen mit dem seines Vaters Siegfried auf der oben verlinkten Einzel-CD enthalten. Es ist nicht schwer zu hören und nicht unattraktiv, indes ein Konglomerat mit Material eben dieses Vaters. Dessen Konzert wiederum mag konservativer sein, aber es zeigt eine sehr prägnante Erfindung.

[Überhaupt kenne ich nicht wenige romantische Klavierkonzerte zum Teil kaum bekannter Komponisten, die zwar keinen erkennbaren Personalstil haben, aber allenthalben Melodien zum Mitsingen. Es müssen wirklich nicht immer die gleichen Schlachtrösser sein.]

Langgaards Schicksal war es, mit Ausnahme einer Komposition wie der Sphärenmusik einem Stil stets verbunden zu bleiben, der sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts allmählich verbraucht hat. Nicht ganz zu Unrecht wurde er von moderner gesinnten Zeitgenossen verkannt, nicht ernst genommen. Er rächte sich in einigen Kompositionen auf seine persönliche Weise. Es gibt zwei Sinfonien von jeweils kaum zehn Minuten Länge sowie ein noch kürzeres Chorwerk mit dem bezeichenden Titel Res absurda. Extrem romantisch aufgedonnerte Phrasen aus sparsamer Akkordik bei ständiger Wiederholung dieses Wortlauts. Ich kenne auch hier nichts Vergleichbares in der ganzen Musikgeschichte. Das Produkt eines frustrierten Zynikers? Die beiden genannten Sinfonien gehen bereits in die gleiche Richtung. Beispiel eines "Satz"-Titels: Ein Komponist explodiert.

https://www.youtube.com/watch?v=e300tMI9Vhc

Alles in allem war und ist Rued Langgaard für mich eine faszinierende Entdeckung - völlig unabhängig davon, dass man ihn kaum als herausragenden, richtungsweisenden, stilbildenden Komponisten betrachten kann.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 09. Jan 2023, 23:45 bearbeitet]
Agon
Hat sich gelöscht
#28223 erstellt: 10. Jan 2023, 01:52
cover

Ralph Vaughan Williams:

Serenade to Music [14:05 Min.]

Sopranos: Stiles Allen*, Isobel Baillie*, Ena Mitchell, Elsie Suddaby*
Contraltos: Muriel Brunskill*, Astra Desmond*, Mary Jarred*, Gladys Ripley
Tenors: William Herbert, Richard Lewis, Stephen Manton, Heddie Nash*
Baritone/Bass: Norman Allin*, Robert Easton*, Roy Henderson*, Harold Williams*
(* indicates the soloists in the first performance under Sir Henry Wood in 1938)

Liverpool Philharmonic Orchestra,

Ralph Vaughan Williams, Ltg.

(Recorded live at the Royal Concert on 22 November 1951 in the Royal Festival Hall, London)


Trotz seiner neun Sinfonien war Vaughan Williams in erster Linie Vokalkomponist. Davon zeugen seine zahlreichen Liederzyklen, seine Opern und auch Messen.
Die "Serenade to Music" für 16 Vokalsolisten und Orchester nach einem Text von Shakespeare hat er 1938 für Henry Wood komponiert.
Es ist eine Art Dankgesang an die Musik, fliessend, mild, sanft, voller Güte und Herzlichkeit, einfach wunderschön und bewegend.
Diese Aufnahme mit dem Komponisten am Pult ist eine Rarität in völlig akzeptablem Klangbild, die dankenswerterweise von Albion Records veröffentlicht wurde.

Klassik_Fan
Stammgast
#28224 erstellt: 10. Jan 2023, 11:09
Hallo Wolfgang,

recht herzlchen Dank für Deine ausführlichen Informationen und Interpretationen zu Rued Langaard. So kann ich diese Musik viel bessser einschätzen.
Da ich gerne Klavierkonzerte höre, stehen diese auf der Wunschliste.


Nicht ganz zu Unrecht wurde er von moderner gesinnten Zeitgenossen verkannt, nicht ernst genommen. Er rächte sich in einigen Kompositionen auf seine persönliche Weise. Es gibt zwei Sinfonien von jeweils kaum zehn Minuten Länge sowie ein noch kürzeres Chorwerk mit dem bezeichenden Titel Res absurda. Extrem romantisch aufgedonnerte Phrasen aus sparsamer Akkordik bei ständiger Wiederholung dieses Wortlauts. Ich kenne auch hier nichts Vergleichbares in der ganzen Musikgeschichte. Das Produkt eines frustrierten Zynikers? Die beiden genannten Sinfonien gehen bereits in die gleiche Richtung. Beispiel eines "Satz"-Titels: Ein Komponist explodiert.


Mit der GA der Symphonien habe ich geliebäugelt, bin mir aber nicht sicher ob die sich wirklich lohnen.

Jedenfalls ein sehr interessanter Komponist, der meiens Erachtens zu Unrecht nicht die Würdigung (zumindestens für seine ersten Sinfonien und die Sphärenklänge) erfähren hat, die er verdient.
Nur modern zu sein und "modernen Zeitgenossen" zu gefallen ist ja auch kein Qualitätsmerkmal.



Viele Grüße

Harry
arnaoutchot
Moderator
#28225 erstellt: 10. Jan 2023, 12:13

WolfgangZ (Beitrag #28222) schrieb:
Alles in allem war und ist Rued Langgaard für mich eine faszinierende Entdeckung - völlig unabhängig davon, dass man ihn kaum als herausragenden, richtungsweisenden, stilbildenden Komponisten betrachten kann.


Jetzt habt ihr mich neugierig gemacht und ich bin auch nochmals bei Langgaard eingestiegen. "Nochmals", weil ich die gezeigte Box mit den Symphonien (Dausgaard) tatsächlich schon mal hatte und wieder weggegeben habe. Die neue Aufnahme von Sakari Oramo mit den Berliner Philharmonikern (Dacapo SACD 2022, unten) mit der ersten Symphonie hatte ich gerade in Stereo im Stream, das lohnt sich aber sicherlich auch in Mehrkanal. Die Sphärenmusik kannte ich bislang noch nicht, die oben gezeigte Aufnahme mit Dausgaard ist auch eine Mehrkanal-SACD, das Stück schreit ja förmlich danach (Fernorchester !). Auch bestellt. Ich bin gespannt !

@Harry: Die Langgaard-Symphonien-Box ist relativ preiswert, wenn man sich einen Überblick über sein Werk verschaffen will, kommt man da kaum darum herum. Sie ging bei mir im Rahmen einer Aussortieraktion, warum genau sie da landete, kann ich heute gar nicht mehr sagen.

jpc.de
Agon
Hat sich gelöscht
#28226 erstellt: 10. Jan 2023, 14:57

Klassik_Fan (Beitrag #28224) schrieb:


Mit der GA der Symphonien habe ich geliebäugelt, bin mir aber nicht sicher ob die sich wirklich lohnen.



Nein, die lohnen sich nicht. Das ist Zeit- und Geldverschwendung.

Langgaard war ein sehr schlechter und ein sehr negativer Mensch mit einer extrem negativen Energie.

Er ist m.E. zu recht vergessen bzw. ignoriert. Und das sollte auch so bleiben.

Er disqualifiziert sich alleine schon durch seine extrem abfälligen Äusserungen über das Genie Carl Nielsen.

Mit so jemandem will ich mich nicht beschäftigen.

Langgaard hat keine Zukunft.

Hüb'
Moderator
#28227 erstellt: 10. Jan 2023, 15:31
Ich mag diese klaren Zuneigungsbekundungen.

Werde die Tage mal wieder in die Sinfonien reinhören. Die Dacapo-Box habe ich in der Sammlung. Ebenso seine Streichquartette.
Aus der Erinnerung heraus durchaus interessante Musik.

Es gibt vermutlich so einiges an "negativer, pessimistischer Musik". Ich denke es kommt vor allem darauf an, was der Hörer "daraus macht".

Viele Grüße
Frank
WolfgangZ
Inventar
#28228 erstellt: 10. Jan 2023, 16:12
Es ist richtig - Langgaard hat sich negativ über Carl Nielsen geäußert. Letzterer war allerdings in keiner Weise auf das Wohlwollen Langgaards angewiesen. Und ich habe auch nicht behauptet, dass Langgaard ein genialer Komponist gewesen wäre - die Sphärenmusik ist schon eine besondere Nummer, und negative Energie strahlt sie nun gerade NICHT aus.

Was mich warum fasziniert, habe ich ja geschrieben. Seine spät- oder neuromantischen Sinfonien zu hören, tut im Übrigen weder mir weh noch sonst jemandem. Es ist - im Großen und Ganzen - einfach schöne Musik.

Was Du schreibst, werter Agon, ist absolut Deine Sache aber folgen kann ich dieser Sicht dann doch nicht recht. Beethoven oder Mozart dürfte man bei expliziter moralischer Wertung auch nicht hören. Stimmt's?

Wolfgang
Klassik_Fan
Stammgast
#28229 erstellt: 10. Jan 2023, 16:26
Hallo zusammen,

@Agon:
Ich weiß nicht was Langgaard über Nielsen geäußert hat. Aber:

z.B. Brahms hat sich (meines Erachtens völlig zu Unrecht) sehr abfällig und negativ über Schuberts Sinfonien geäußert, einen anderen Komponisten gar "kaputtgeschrieben". Dieser hat später glaube ich Selbstmord begangen. Aber ist deswegen seine Musik geringer zu bewerten? Ich denke nein.

@arnaoutchot

wenn man sich einen Überblick über sein Werk verschaffen will, kommt man da kaum darum herum.


Damit wirst Du sicher recht haben.


Die Langgaard-Symphonien-Box ist relativ preiswert


Die war vielleicht mal preiswert, jetzt soll sie ca 40 Euro kosten.

Viele Grüße

Harry


[Beitrag von Klassik_Fan am 11. Jan 2023, 00:30 bearbeitet]
Agon
Hat sich gelöscht
#28230 erstellt: 10. Jan 2023, 16:26
Das kannst Du natürlich machen, lieber Frank.

Aber ich würde Dir vielmehr empfehlen, Dich mit Vaughan Williams und Carl Nielsen zu beschäftigen.

Besonders diese beiden Komponisten haben uns so viel zu sagen, besonders heutzutage. Und es ist wichtig, Ihre Musik immer wieder zu (er)leben, sie aufzufrischen, sie ins Bewusstsein zu bringen und die Seele damit zu erbauen.

Ein Langgaard steht für das Gegenteil und für die schlechten Seiten der Musik und der Seele.

Ich habe gestern abend versucht, mit der "Serenade to Music" etwas Licht in die Düsternis zu bringen. Leider wurde meine Anregung nicht aufgenommen. Niemand ausser mir will jetzt hier mehr Vaughan Williams hören. Mein Einsatz für diesen Komponisten wird nicht wertgeschätzt. Das stimmt mich sehr traurig.

Klassik_Fan
Stammgast
#28231 erstellt: 10. Jan 2023, 16:37
Hallo Agon,

Du warst etwas zu schnell für mich
Ich habe wohl erst nach Dir eine kurze Antwort auf Deinen Beitrag gegeben, und wollte anregen, dass Du ihn noch liest.

Zu Deinem neuen Beitrag


Leider wurde meine Anregung nicht aufgenommen. Niemand ausser mir will jetzt hier mehr Vaughan Williams hören. Mein Einsatz für diesen Komponisten wird nicht wertgeschätzt. Das stimmt mich sehr traurig.


Da muss ich Dir aber widersprechen. Gerade bei mir hast Du durch Deine ungemein ansprechende und begeisternden Beschreibungen der Musik von diesem Komponisten ein großes Interessde geweckt und ich war von vielen Stücken (aber nicht von allen, z.B. Sinfonie 4 +6) wirklich begeistert.

Durch die interessanten Beiträge habe ich nach und nach weitere Aufnahmen kennen gelernt, die ich nach und nach bestellt hatte.
Aber Du hast natürlich mit den Jahren eine große Vielfalt an Interpretationen gesammelt, an die der geneigte Musikfreund gar nicht mehr heran kommt.


Die "Serenade to Music" für 16 Vokalsolisten und Orchester nach einem Text von Shakespeare hat er 1938 für Henry Wood komponiert.
Es ist eine Art Dankgesang an die Musik, fliessend, mild, sanft, voller Güte und Herzlichkeit, einfach wunderschön und bewegend.
Diese Aufnahme mit dem Komponisten am Pult ist eine Rarität in völlig akzeptablem Klangbild


Das hier ist wieder eine Beschreibung, die mich ungemein anspricht und meine Neugier und mein Interesse weckt.
Aber es ist mir nirgends gelungen, weder bei JPC noch bei Amazon und auch nicht bei discogs, diese CD zu finden....

Ich freue mich auf weitere Musikbeschreibungen von Dir.

Bei mir steht jetzt Dag Wire auf dem Programm. und dann folgt Carl Nielsen, von dem ich durch Unterstützung in diesem Forum schon einiges zusammengetragen habe.

Viele Grüße

Harry
Hüb'
Moderator
#28232 erstellt: 10. Jan 2023, 16:38

Agon (Beitrag #28230) schrieb:
Aber ich würde Dir vielmehr empfehlen, Dich mit Vaughan Williams und Carl Nielsen zu beschäftigen.

Die laufen beide durchaus nicht so selten.

Ich persönlich denke, dass man gerade durch den gelegentlichen Konsum auch "mittelmäßiger" Werke (damit meine ich ich jetzt nicht explizit Langgaard) die "richtigen Meisterwerke" manchmal erst wieder zu schätzen lernt.

Mir ist Abwechslung sehr wichtig, auch um den Preis, dann nicht immer Erstklassiges zu hören (wobei das natürlich in Teilen alles sehr subjektiv ist, was man wie beurteilt). Langgaard - als ein Vertreter der "Nische" - hat ja mit Oramo/BPO, Dausgaard, Järvi, Segerstam durchaus einige namhafte Anwälte, die ihm eine nicht so geringe Qualität zuzugestehen scheinen. Sonst befassten sie sich ja nicht mit ihm. Natürlich darf man ihn dennoch nicht mögen und ohne Zweifel sind RVW und Nielsen die bedeutenderen und populäreren Komponisten.



[Beitrag von Hüb' am 10. Jan 2023, 19:04 bearbeitet]
Mars_22
Inventar
#28233 erstellt: 10. Jan 2023, 18:51

Mars_22 (Beitrag #28193) schrieb:
Ein weiterer Fund beim Label Seed ist Laura Farré Rozada. Eine junge katalanische Pianistin mit bisher erst 2 Alben, das erste davon im Selbstverlag.

Das selbst verlegte Album von Laura Farré Rozada Link kam bei mir mit einer kleinen auf Deutsch verfassten Widmung an. Dieses Album hat ein noch moderneres Repertoire als Nimbus, ihr Zweites. Die bekannteren Namen sind Messiaen und Dutilleux (Sonata pour Piano, 1948, großartig!), dazu Escaich, Manoury, Ben-Amots, Järventausta, Djambazow; einige von denen nicht älter als ich. Für mich viel Neuland. In dem mit Rozada umherzuwandern eine Freude ist … da ist viel das mir ausgesprochen gut gefällt, ganz besonders die Toccata von Manoury aus 1998.
Dazu trägt sicher auch die herausragende Aufnahmequalität bei, denn viele Stücke sind hoch dynamisch.

Laura Rozada fragte jetzt nochmal nach, ob mir ihre CD gefalle und ob ich hier Plätze kenne, die Interesse haben könnten, diese Art von Musik aufzuführen. Das ist hier in Frankfurt, muss ich zu meiner Schande gestehen, nicht der Fall Ich bin hier immer in der alten Oper oder beim HR, und die bringen sowas nicht. Kennt ihr kleinere Plätze, die bekannt sind für modernes Repertoire?

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Agon
Hat sich gelöscht
#28234 erstellt: 10. Jan 2023, 19:18
Ich weiß, lieber Harry, daß Du einer der sehr wenigen hier bist, die meinen Einsatz für Vaughan Williams wertschätzen und anerkennen und seine Musik auch wirklich lieben. Dafür bin ich Dir sehr dankbar.

Mich lässt die unglaublich bewegende und berührende "Serenade to Music" einfach nicht los.

Wie schon geschrieben, leitete Henry Wood am 05.10.1938 die Uraufführung. Am 15.10.1938 spielte er das Werk in dieser Besetzung auch in den Abbey Road Studios ein. Ich habe diese Aufnahme auf youtube gefunden, und sie klingt so hervorragend für 1938, man glaubt es nicht:



Diese Sänger hatte Vaughan Williams im Sinn, als er das Stück komponierte. Die Harmonie und die Fülle des Wohllauts sind überwältigend. Wenn die Sänger nach dem Orchestervorspiel mit "How sweet the moonlight sleeps upon this bank!" einsetzen, dann ist das ein erhebender und magischer Moment.

Wenn man bedenkt, daß Sergei Rachmaninov bei der Uraufführung anwesend war und Ihn dieses Stück zu Tränen gerührt hat, dann spricht das wohl für sich.

klutzkopp
Inventar
#28235 erstellt: 10. Jan 2023, 21:02
Hier zum Feierabend schräge Töne:

amazon.de

Bartok messerscharf - Musik wie für Pierre Boulez und das CSO gemacht.


[Beitrag von klutzkopp am 10. Jan 2023, 21:07 bearbeitet]
klutzkopp
Inventar
#28236 erstellt: 10. Jan 2023, 21:24

Klassik_Fan (Beitrag #28221) schrieb:


die Cello Konzerte von Shostakovich angehört. Ich habe bisher nur eine Einspielung davon, die Aufnahmen mit Heinrich Schiff und dem Symphonie-Orchester des Bayrischen Rundfunks unter der Leitung von Maxim Shostakovich.

amazon.de
Shostakovich Cello

Sehr schöne, ausrucksstarke Musik. Da ich keine anderen Aufnahmen kenne, kann ich leider kiene Vergleiche anstellen.
Aber ich werde sicherlich demnächst noch die eine oder andere Aufnahme zusätzlich bestellen.



Gute Wahl. Ansonsten ist Rostropowitsch bei diesen Werken mMn unverzichtbar.

Von den neueren Aufnahmen finde ich

amazon.de

sehr gut.
arnaoutchot
Moderator
#28237 erstellt: 10. Jan 2023, 21:46

Mars_22 (Beitrag #28233) schrieb:
Ein weiterer Fund beim Label Seed ist Laura Farré Rozada. Eine junge katalanische Pianistin mit bisher erst 2 Alben, das erste davon im Selbstverlag … da ist viel das mir ausgesprochen gut gefällt ... Kennt ihr kleinere Plätze, die bekannt sind für modernes Repertoire?


Das hat mich ebenfalls inspiriert, da mal nachzuhören. Ich teile Deine Begeisterung, eine wirklich spannende junge Pianistin mit wenig betretenem Repertoire. Ich brauche da immer Stücke, die ich kenne und an denen ich mich festhalten kann, wie zB Gaspard de la Nuit, das spielt sie wirklich auf Augenhöhe mit den Grossen ... auch klanglich ein Vergnügen ! Tja, zum letzten Punkt kann ich Laura auch nicht weiterhelfen, wenn Dir schon in der Metropole Frankfurt nichts einfällt, was soll da ich in der fränkischen Provinz sagen !
Mars_22
Inventar
#28238 erstellt: 10. Jan 2023, 22:16

Klassik_Fan (Beitrag #28221) schrieb:
Heinrich Schiff und dem Symphonie-Orchester des Bayrischen Rundfunks unter der Leitung von Maxim Shostakovich.
Shostakovich Cello


Ich habe die Aufnahme in meiner Schiff-Box, und erst jetzt aufgrund deiner Anregung gehört. Die Aufnahme ist klasse! Und das BR Orchester kommt mir immer mehr vor wie das Amerikanische unter den deutschen Orchestern: Lässt es ordentlich knallen. Das ist bei Shostakovich kein Fehler.
Mars_22
Inventar
#28239 erstellt: 10. Jan 2023, 22:19

arnaoutchot (Beitrag #28237) schrieb:
Ich teile Deine Begeisterung

Freut mich! Die andere Scheibe, The French Reverie, ist aber trotz überwiegend unbekannter Namen mitnichten absonderlich oder sehr sperrig, sondern mitreissend! Hab sie heute schon 2x gehört.
arnaoutchot
Moderator
#28240 erstellt: 10. Jan 2023, 22:44
Ja, ich hatte in beide reingehört, sind beide wirklich grossartig ! In eine ähnliche - wenngleich deutlich traditionellere - Richtung geht die junge Italienerin Beatrice Rana. Hör mal in ihre Klavierbearbeitung des Feuervogels hinein ... das ist auch eindrucksvoll !

jpc.de
Mars_22
Inventar
#28241 erstellt: 10. Jan 2023, 22:57
Ganz vorzüglich, und atemberaubend! Bin sonst garnicht so für Virtuosität, aber das reißt mit!
Die junge Frau merke ich mir auch. Sie hat auch die Goldbergvariationen - mal vergleichen.
Mars_22
Inventar
#28242 erstellt: 10. Jan 2023, 23:47
Sag mal - was kann die Rana eigentlich nicht? Ich dachte, ich habe genug Chopin bis ans Lebensende, aber die Etudes Op.25 höre ich bei ihr wie zum ersten Mal.

amazon.de
WolfgangZ
Inventar
#28243 erstellt: 11. Jan 2023, 00:04

Agon (Beitrag #28234) schrieb:
Ich weiß, lieber Harry, daß Du einer der sehr wenigen hier bist, die meinen Einsatz für Vaughan Williams wertschätzen und anerkennen und seine Musik auch wirklich lieben. Dafür bin ich Dir sehr dankbar.
:)


Seit ich die Serenade to Music kenne - seit wenigen Jahren -, schätze ich sie sehr. Dasselbe gilt für Vaughan Williams ganz allgemein - das allerdings seit Jahrzehnten.

Es gibt drei verschiedene Versionen: mit dem originalen Kammerchor, den Agon weiter oben verlinkt hat, mit einem mehrfach besetzten Chor und als Instrumentalfassung.

Das kann man alles hören und ich gebe gerne zu, dass man sich an dieser Musik seelisch aufwärmen kann - in allen drei Versionen.

Melodik und Harmonik - so schlicht sie erscheinen - empfinde ich als sehr attraktiv.

Der Text ist von Shakespeare. Das spricht ohne Wenn und Aber ebenso für diese Musik.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 11. Jan 2023, 18:40 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#28244 erstellt: 11. Jan 2023, 17:53

klutzkopp (Beitrag #28235) schrieb:
Hier zum Feierabend schräge Töne:
[...]
Bartok messerscharf - Musik wie für Pierre Boulez und das CSO gemacht.


Der wunderbare Mandarin ... eigenwillige Verwendung des Adjektivs ...

Das ist nun in jeglicher Hinsicht ein Gegenpol zur Serenade to Music.

Das musikalische und das reale Leben bieten Raum und Zeit für beides!

Wolfgang
Mars_22
Inventar
#28245 erstellt: 11. Jan 2023, 19:09
Ich höre eine ganz klassische Neuerscheinung, Mathias Goerne mit Schubertliedern, aber für Orchesterbegleitung gesetzt.
Die Wirkung ist großartig, ein Orchester kann naturgemäß mit mehr Schmelz musizieren, da der Anschlag wegfällt. Besonders am Kopfhörer bläst mich das weg.
Daheim ist der Klang genau so warm und rund, aber die Stimme wandert leicht zwischen links und rechts - vermutlich weil sich Goerne bei gehaltenen Tönen wiegt?

amazon.de
klutzkopp
Inventar
#28246 erstellt: 11. Jan 2023, 20:55
Ich bartoke weiter mit Boulez/CSO und diversen Orchesterwerken:

amazon.de
Hörstoff
Inventar
#28247 erstellt: 11. Jan 2023, 21:01
Musik zwischen Fiktion und Realität, das ist mein Eindruck der Klaviertrios von Schostakowitsch und Juon sowie der Trio-Miniaturen von Juon, in Szene gesetzt vom Trio Paian, Coviello Classics 2005. Beeindruckend tiefsinnige, bewegende Musik, sehr schön interpretiert von den PaianerInnen. Es zeigt sich, wozu Triomusik mit Geige, Cello und Klavier in der Lage ist.

jpc.de
Review
arnaoutchot
Moderator
#28248 erstellt: 11. Jan 2023, 21:11
Da schliesse ich mich klutzkopp an und bartokke etwas mit ... Der wunderbare Mandarin ist in Boulez' Interpretation mit dem CSO schon schwer zu toppen. Ein kurzer Überblick hat ergeben, dass ich aber sieben Konkurrenten habe, darunter Boulez selbst mit seiner NYPO-Aufnahme (in Quad). Könnte mal wieder einen Vergleich geben ...

IMG_4721D
Agon
Hat sich gelöscht
#28249 erstellt: 12. Jan 2023, 15:12
amazon.de

Wiener Staatsopernorchester,

Jascha Horenstein, Ltg.

(Chesky, 12/1962, Wien; Gerhardt/Wilkinson)
Hüb'
Moderator
#28250 erstellt: 12. Jan 2023, 17:37
jpc.de
Ralph Vaughan Williams (1872-1958)
Symphonie Nr. 9
+ Job - A Masque for Dancing

Bergen Philharmonic Orchestra, Andrew Davis
Chandos, DDD, 2016

Vermutlich habe ich "Job" erstmalig bewußt gehört. Ein Fehler, denn das Werk gefällt mir auf Anhieb. Adrian Boult hat sich sehr für das Ballett stark gemacht. Unter seinem Dirigat dürfte es die meisten Einspielungen geben. Darüber hinaus scheint es aktuell gar nicht allzu viele Deutungen auf Tonträger zu geben.
Die vorliegende Aufnahme scheint mir absolut gelungen, stimmig und stimmungsvoll. Zudem in klanglicher Hinsicht ganz toll eingefangen.
Die neunte Sinfonie ist großartig. Vielschichtig, mit Stoff für wiederholtes Hören und Entdecken. Ein Füllhorn an Kreativität, wie man es bei solchen Alterswerken wohl nicht so häufig hört. Dabei in den großen Bögen und in mancher Wendung durchaus catchy. Und auch hier scheinen mir Deutung und Klang durch das Bergen Philharmonic Orchestra unter Andrew Davis ideal.
In meinen Ohren eine begeisternde Scheibe und Werke, die Aufmerksamkeit brauchen und verdienen.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 12. Jan 2023, 17:39 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#28251 erstellt: 12. Jan 2023, 18:31
Ich fürchte, dass ein ernsthafter Job bei mir noch aussteht (1) und sehe Deinen Beitrag mal als Anregung, Frank! Aufnahmen dürfte ich etwa zwei finden.

Die letzten beiden Sinfonien von Vaughan Williams sind mir recht vertraut. Eine ganz eigenwillige dunkle Musik, geheimnisvoll, hintergründig alles in allem. Vielschichtig auf jeden Fall. Die Sechste mit ihren Saxophonpassagen geht mir auch schon in diese Richtung. Bei der Antartica ergibt sich die quasi grelle Dunkelheit - das einsame Weiß - aus dem Programm. Sie sollte ja von Anfang an Filmmusik sein, aber die musikalische Finesse ist, meine ich, auch intern bedingt, von der Struktur des Werkes her.

(1) Gehört habe ich die Musik sicher schon, aber ob ich auch zugehört habe ...

Wolfgang
Hüb'
Moderator
#28252 erstellt: 12. Jan 2023, 19:33
jpc.de
Rued Langgaard (1893-1952)
Symphonie Nr. 1
+ Fra Dybet

Dänisches RSO & Chor, Segerstam
Chandos, DDD, 93

Langaard strebt in seiner Erstlingssinfonie nach bruckner'scher Opulenz. Mir scheint das gelungen und nicht langweilig, zumindest in dieser wucht- und druckvollen Darbietung durch Rauschebart-Segerstam und das dänische RSO.

A.​K.​W.​ Meyer in FonoForum 8/94: "Stern des Monats.​ Fast 70 Minuten dauert dieser fünfsätzige Koloß, bei dem von jugendlicher Stilunsicherheit absolut nichts zu merken ist.​ Diese Sinfonie erscheint als die Großankündigung eines Originalgenies.​ Als solche begreift es auch Leif Segerstam am Pult des Dänischen Rundfunksinfonieorchesters.​.​.​hat Chandos hier eine wirkliche Marke in der Langgaard-Rezeption gesetzt, von der man sich weitere Schritte erhoffen möchte.​"

Viele Grüße
Frank
klutzkopp
Inventar
#28253 erstellt: 12. Jan 2023, 20:42
Hier jetzt auch heute wieder das CSO:

Mahler # 9 mit Giulini.

amazon.de

Zu langsam? Für mich nicht.
Hörstoff
Inventar
#28254 erstellt: 12. Jan 2023, 23:06
Aktuell im Player: Vokalmusik des herausragenden (sic, meine Meinung) Komponisten Rued Langgaard. Die Rose Garden Songs, hier von Ars Nova Copenhagen/Tamás Vető, Dacapo 1997 sind scheinbar eine Randnotiz im Wirken des Exzentrikers, stellen sich aber als besondere A capella Vokalmusik-Station in seinem Schaffen heraus. Einerseits wird er kirchlichen Standards gerecht, andererseits ist klar heraushörbar, dass sich hier jemandes spezielle Begabung, nämlich Langgaards künstlerische Potenz und Querkreativität - auch gegen den Zeitgeist - gebührenden Ausdruck verschafft hat.

Von mir eine Empfehlung für ein inspirierendes, erfrischendes, besinnliches Hörerlebnis. A capella - ohne Instrumentalbegleitung und in audiophiler Qualität.

amazon.de


[Beitrag von Hörstoff am 12. Jan 2023, 23:10 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#28255 erstellt: 13. Jan 2023, 17:27
Hier auch Langgaard, wie oben schon angedroht, traf die Symphonie No. 1 "Klippenpastoraler" ein. Brandneu aufgenommen in einer deutlich kürzeren (55 statt 70 Minuten) revidierten kritischen Edition von 2010 von Sakari Oramo und den Berliner Philharmonikern im Juni 2022 in der Philharmonie.

Ich weiss nicht mehr, wie intensiv ich die weiter oben gezeigte Symphonien-Gesamtausgabe von Thomas Dausgaard gehört habe, aber jetzt (vielleicht auch durch die revidierte Fassung) finde ich das sehr ansprechend. Die lebendige Mehrkanal-Aufnahme versetzt einen in ein Klangbad sondergleichen, inhaltlich etwa so, als hätte Mahler eine Meeres-Symphonie geschrieben. Ich kann hier auch keine Negativismen erkennen, das ist eine jugendlich überschwengliche grossformatige Symphonie als Hymne an die rauhe nordische maritime Natur !

IMG_4729D
WolfgangZ
Inventar
#28256 erstellt: 13. Jan 2023, 20:07
@ Langgaard und Michael und wen's interessiert:

Meines Erachtens kann man die "Negativismen" im mir bekannten sinfonischen Werk auch wirklich nur in den beiden späten Kurzsinfonien und dem noch seltsameren Res absurda erkennen. Ansonsten sind die Werke auf unterschiedliche Art romantisch oder klassizistisch geprägt, und einsam auf weiter Flur steht die Sphären-Musik. Da klopft in einem weiteren Sinne Skrjabin an - und der war nun ein Utopist optimistischer Prägung - oder umgekehrt , wenn man denn mit solchen Begriffen arbeiten will.

Den Grund oder die Gründe für solche Negativismen wärme ich jetzt nicht noch einmal auf.

Wolfgang
WolfgangZ
Inventar
#28257 erstellt: 13. Jan 2023, 20:13

Hörstoff (Beitrag #28254) schrieb:
Aktuell im Player: Vokalmusik des herausragenden (sic, meine Meinung) Komponisten Rued Langgaard. Die Rose Garden Songs, hier von Ars Nova Copenhagen/Tamás Vető, Dacapo 1997 sind scheinbar eine Randnotiz im Wirken des Exzentrikers, stellen sich aber als besondere A capella Vokalmusik-Station in seinem Schaffen heraus. Einerseits wird er kirchlichen Standards gerecht, andererseits ist klar heraushörbar, dass sich hier jemandes spezielle Begabung, nämlich Langgaards künstlerische Potenz und Querkreativität - auch gegen den Zeitgeist - gebührenden Ausdruck verschafft hat.


Danke Dir, Andreas, zum einen für diesen Tipp, zum anderen für das kleine Lob auf den Meister, der kein Genie war, aber auch kein Träger irgendwelcher Nervengifte ... (das war meine letzte Bemerkung dazu; ich verspreche es ...)

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 13. Jan 2023, 20:14 bearbeitet]
klutzkopp
Inventar
#28258 erstellt: 13. Jan 2023, 20:57
Erst habe ich auf hiesige Anregung Vaughan Williams für mich entdeckt - jetzt folgt Langgaard.

Ihr treibt mich in den Ruin


[Beitrag von klutzkopp am 13. Jan 2023, 20:58 bearbeitet]
Hörstoff
Inventar
#28259 erstellt: 13. Jan 2023, 21:48

arnaoutchot (Beitrag #28225) schrieb:
Die Sphärenmusik kannte ich bislang noch nicht, die oben gezeigte Aufnahme mit Dausgaard ist auch eine Mehrkanal-SACD, das Stück schreit ja förmlich danach (Fernorchester !). Auch bestellt. Ich bin gespannt !

Die Sphärenmusik ist imho ein herausragendes Beispiel eigenständiger Komposition, die sich ein Stück weit aus ihrer Zeit herausgelöst hat und in dieser Einspielung hervorragend umgesetzt. Ein Ohrenschmaus und unvergleichliches Werk.


Agon (Beitrag #28226) schrieb:
Langgaard war ein sehr schlechter und ein sehr negativer Mensch mit einer extrem negativen Energie.

Kannst du das belegen, Philipp? Das ist eine sehr direkte Behauptung. Ich denke, diese könnte ebensogut von einem bornierten Zeitgenossen stammen, welche Langgaard einfach nicht angemessen eingeschätzt haben. Die brauchten ein Opfer für ihre Ignoranz... Ich vermute, dem lag ein eindimensionaler Ästhetikbegriff, eine schlichte Proklamation des "Schönen" zugrunde, welchen sie für ihre Erbauung in unsicheren Zeiten benötigten - welchem Langgaard nicht entsprach, nicht entsprechen konnte.


WolfgangZ (Beitrag #28256) schrieb:
Meines Erachtens kann man die "Negativismen" im mir bekannten sinfonischen Werk auch wirklich nur in den beiden späten Kurzsinfonien und dem noch seltsameren Res absurda erkennen.

Er hat schon negative Elemente repräsentiert. Er selbst urteilte über seine Komposition: "In Sphärenmusik habe ich in nächtlicher Dunkelheit und Verzweiflung jegliche Art von Motivik, Struktur, Form oder Kohärenz aufgegeben. Die Musik ist von einem schwarzen Schleier und den undurchdringbaren Nebeln des Todes verhüllt." (Zitat gemäß Wikipedia)
Die Oper "Antikrist" dürfte bei manchen wohlwollenden Christinnen und Christen übel aufstoßen.
Aber warum sollten abgründige Dinge ausgespart werden? Gehören diese nicht ebenso zum menschlichen Dasein, zur Existenz dazu? Sind diese nicht auch in den Religionen rezipiert?
Meines Erachtens sprechen auch "religiöse Eingebungen" nicht gegen den Komponisten.


[Beitrag von Hörstoff am 13. Jan 2023, 21:53 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#28260 erstellt: 13. Jan 2023, 22:52
Grüß Dich, Andreas! Grüß Euch, miteinander!

in einer Angelegenheit möchte ich Dir zustimmen bzw. habe ich von Dir gelernt, in der anderen eher widersprechen.

Das Zitat des Komponisten zu seiner Sphärenmusik war mir nicht bekannt und es widerlegt natürlich meine vorher geäußerte Ansicht bis zu einem gewissen Grad zumindest. Es ließe sich vielleicht argumentieren, dass Gutes und Böses, Helles und Dunkles sich einer nach vorne gerichteten quasi revolutionär angehauchten Ästhetik zuordnen lassen. Das ist auf alle Fälle charakteristisch für die künstlerischen Tendenzen der Jahrhundertwende und auch Skrjabin lässt ja dem Dunklen und Bösen viel Raum. Aber gerade für das Prinzip einer "Kunst um der Kunst willen" ist so etwas wie ein Basisoptimismus, eine hohe Fremd- und Selbsteinschätzung des Künstlers quasi Voraussetzung. Dazu gehört vor allem, dass der Künstler des Fin de Siècle sich lösen will, abheben will von Alltagsgegenständen.

Aber zweifellos hast Du Recht, dass zum Bild der Sphären-Harmonie auch im Sinne eines Rued Langgaard das Negative ebenso gehört.

Was die Resignation des Komponisten und den Zynismus in Teilen seines Spätwerks und in Äußerungen von ihm anbelangt, dürfte es aber, so wie ich die Booklet-Informationen verstanden habe, eher umgekehrt gewesen sein. Langgaard war ein Erzromantiker - das gehört nun auch zum Fin de Siècle - und wurde von den Modernisten überrannt. Es steht dies auch nicht im Widerspruch zur Sphären-Sinfonie, die nicht die Tonalität auflöst, sondern gedanklich und in der Struktur und Motivbehandlung völlig eigene Wege geht. Du hast Dich ja eben dazu auch geäußert.

Gegen die mangelnde Anerkennung der Modernisten hat er sich verzweifelt gewehrt. Insofern sind seine Sinfonien nie modern - die sonderbaren Kurzwerke sind nur Parodien auf eine (übersteigerte) Romantik, der er letztlich nie ganz abgeschworen hat - ganz eklatant zu hören in Res absurda. Das zu Zeiten von Dodekaphonie oder Neuer Sachlichkeit.

Es ist richtig - und wurde ja vor einigen Tagen diskutiert, dass - aus genau dem oben genannten Grund - Langgaard Carl Nielsen unfreundlich begegnet ist. Was freilich das von Philipp beschworene "Böse in ihm" anbelangt, das verstehe ich nicht und will mich auch nicht mehr dazu äußern.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 14. Jan 2023, 01:25 bearbeitet]
Hörstoff
Inventar
#28261 erstellt: 13. Jan 2023, 23:10
Vielen Dank Wolfgang, für deine kompetenten, vielseitigen Äußerungen. Diese werde ich gern noch einmal, also erneut lesen und reflexiv spiegeln, da steckt viel darin. EDIT: vermutlich ist meine Interpretation einer "ignoranten Ästhetik des Schönen" nicht zutreffend. An meinem Vorwurf einer ignoranten Mehrheitsmeinung jedoch möchte ich in jedem Fall festhalten. Die Gefahr einer solchen besteht immer; aktuell wurde von Precht und Welzer "Die vierte Gewalt" als Zeitkritik geäußert. Ich muss allerdings gestehen, dass ich diese nicht gelesen habe und auch sonst kein Fan der beiden bin. Zudem bezieht sie sich ja im Kern nicht auf Künste und Ästhetik oder Aisthesis, sondern Machtausübung von Massenmedien. Jetzt aber etwa Adorno aufzuschlagen und bei ihm nach Analogien zu suchen, das wäre mir nun doch zu aufwändig.


Gerade habe ich eine Sternstunde der Violinenmusik erlebt. Was Hilary Hahn an virtuoser Präzision und Bandbreite aus ihrem Instrument abruft, während das London Symphony Orchestra/Sir Colin Davis einen überaus passenden orchestralen Widerpart bzw. eine solche Ergänzung der Solistin abliefert, lässt für die Kompositionen von Elgar und Williams, Deutsche Grammophon 2003 eine enorme Plastizität und Aussagekraft entstehen.

Eine Einspielung, auf die ich mich erst einlassen musste. Beim ersten Mal ist sie mir noch gar nicht besonders aufgefallen, jetzt aber eine klare Empfehlung.

amazon.de


[Beitrag von Hörstoff am 13. Jan 2023, 23:25 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#28262 erstellt: 14. Jan 2023, 01:32

Hörstoff (Beitrag #28261) schrieb:
An meinem Vorwurf einer ignoranten Mehrheitsmeinung jedoch möchte ich in jedem Fall festhalten.
:prost


Da sind wir uns vermutlich einig - und es ist auf größere Kontexte leicht zu übertragen ...

Die CD mit Elgar und Hahn besitze ich und könnte ich mal wieder auflegen - eher zum zweiten als zum dritten Mal, fürchte ich quasi ...

Wolfgang
Hörstoff
Inventar
#28263 erstellt: 14. Jan 2023, 10:41

WolfgangZ (Beitrag #28262) schrieb:
Die CD mit Elgar und Hahn besitze ich und könnte ich mal wieder auflegen - eher zum zweiten als zum dritten Mal, fürchte ich quasi ...

Sie ist ein Traum, ich habe sie auch erst gestern, beim zweiten Hören entdeckt.

Es ist aber auch möglich, dass ich sie nach dem ersten Hören ein paar Mal im Player und keinen Zugang gefunden hatte. Stand seit Jahren im Regal. Drinlassen, weiterhören! Es lohnt sich.


[Beitrag von Hörstoff am 14. Jan 2023, 10:44 bearbeitet]
Mars_22
Inventar
#28264 erstellt: 14. Jan 2023, 10:48
Ich hatte sie erst vor 3 Tagen gehört und mich etwas verwundert gefragt, wie ich denn dazu gekommen bin Aber außer einem etwas randständigen Programm gibt es nichts daran auszusetzen, da stimme ich zu.


[Beitrag von Mars_22 am 14. Jan 2023, 10:49 bearbeitet]
Hörstoff
Inventar
#28265 erstellt: 14. Jan 2023, 10:53
Genau dieses englische Programm gehört für mich zum Traum dazu und wurde äußerst virtuos, präzise, plastisch eingespielt...

Jetzt ein weiterer Langgaard-Tipp: Orgelmusik Messis, Flemming Dreisig, 2 SACDs, Dacapo 2008.

Es geht wieder um das Ende der Welt, aber wen verwundert das, wenn der visionäre, hochsensible, angefeindete Langgaard in den 1930er Jahren komponiert? Die Musik lässt sich sehr differenziert und sinnlich an, kein Bombast, stattdessen für Orgelverhältnisse viel Auflösung und Feinsinn. Wird sich vermutlich gen Finale noch ändern... EDIT: da habe ich überlesen, dass die CD mit einem anderen Werk beginnt, was ich gerade höre:

In ténebras exteriores (Buried in Hell) from 1947 builds further on Messis, but in this case it is Langgaard's sarcastic pessimism that predominates.
CD Cover

Und nun das Hauptwerk, ich habe nichts auszusetzen, es bleibt ein hohes, eigenständiges, differenziertes Orgel-Niveau...

amazon.de
Review


[Beitrag von Hörstoff am 14. Jan 2023, 13:01 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#28266 erstellt: 14. Jan 2023, 13:43
Mit der folgenden CD kann ich - hier im passenden Kontext - seit Kurzem dienen. Es gibt nichts auszusetzen, meine ich - vielleicht abgesehen vom reißerischen Motto, das in die Irre führen kann, denn dafür scheint mir der Inhalt dann doch zu konventionell. Am bedeutendsten dürfte die finale Nummer von Carl Nielsen sein:

amazon.de

Wolfgang
WolfgangZ
Inventar
#28267 erstellt: 14. Jan 2023, 13:44
Langgaard hat kräftig für die Orgel geschrieben, Nielsen weit weniger. Das habe ich im Netz kürzlich eruiert. Bekannt sind mir nur die Nummern aus der CD von soeben - und das erst seit wenigen Wochen.

Jetzt denke ich schon wieder über den Erwerb dieser Messis nach ...


[Beitrag von WolfgangZ am 14. Jan 2023, 13:47 bearbeitet]
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