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Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik !!!)

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sound67
Hat sich gelöscht
#1304 erstellt: 20. Dez 2004, 22:02
SERGEY RACHMANINOV: Symphony No.2 in E minor, op.27 / Vocalise, op.34/14
Budapest Festival Orchestra, Ivan Fischer (Channel Classics SACD)



Wenn schon Kitsch, dann doch bitte so serviert! Rachmaninovs Schmalzsymphonie in Cinemascope wird vom Budapester Orchester phantastisch virtuos und engagiert dargeboten, und die Klangqualität (in Stereo) gehört zum absolut Besten, das ich jemals gehört habe - eine lupenreine Referenzaufnahme. Die Tiefenstaffelung ist enorm, und trotzdem sind alle Orchestergruppen präsent eingefangen. Besser geht es nicht!

ZHOU LONG: Poems from Tang: Concerto for String Quartet and Orchestra
The Shanghai Quartet, Singapore Symphony Orchestra, Lan Shui (BIS)



Ein größerer ästhetischer Gegensatz als der zwischen Rachmaninovs symphonischer Kitschpostkarte und dieser faszinierend subtilen, atmosphärisch-vielschichtigen neuen Komposition (1995) für Streichquartett und Orchester des chinesischen Ex-Pat Komponisten Zhou Long (*1953) lässt sich nicht vorstellen! Zhou interpretiert hier vier Gedichte aus der Tang Dynastie, der Blütezeit der chinesischen Kultur und Literatur im 8. Jahrhundert nach Christus in Form eines großangelegten Konzerts (30min), bei dem das Streichquartett die Zupflaute des Xin, einer Art Zither, die in China für musikalische Meditation benutzt wird, imitiert.

Das Ausdrucksspektrum des Stücks ist beträchtlich und changiert zwischen verhuschten atonalen Passagen in transparentester Orchestrierung (s. Takemitsu) und "beschipstem" Überschwang in der Darstellung der Abenteuer der acht beschipsten Mönche im finalen Gedicht von Du Fu. Nichts für "Feinde" zeitgenössischer Musik, doch um einiges zugänglicher als das, was man bei hiesigen Festen moderner Musik manchmal angeboten bekommt. Sehr empfehlenswert!

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 20. Dez 2004, 22:03 bearbeitet]
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1305 erstellt: 21. Dez 2004, 03:48
Von Zhou Long habe ich mal ein schönes Stück auf einer Evelyn Glennie CD gehört. Die CD hier interessiert mich sehr.
Die andere auch. Rachmaninoff finde ich toll, besonders die 2. Symphonie. Ich habe Bartóks Konzert für Orchester mit Fischer und dem Budapest Festival Orchestra, auch eine sehr gute Aufnahme. Mir gefällt der Klang- und Spielstil des Orchesters. Die Musik finde ich übrigens nicht schmalzig. Ich finde Rachmaninoffs harmonische und melodische Sprache klingt aufregend modern, sogar heute noch. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir in der Musikhochschule sehr viel von ihm analysiert haben. Seine Harmoniebehandlung ist so komplex wie bei wenigen anderen Komponisten.

Ich selber höre (und kieke) gerade
amazon.de

Die DVD bietet mehr als sie verspricht: Neben über einer Stunde Ausschnitte aus der Probenarbeit, in denen man gut sehen kann, wie Giulini gearbeitet hat, ist auch die komplette Konzertaufführung der 9. Bruckner enthalten.


[Beitrag von Mr_M am 21. Dez 2004, 03:53 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#1306 erstellt: 21. Dez 2004, 07:56
Gestern abend, zum Ausklang:

YORITSUNE MATSUDAIRA: Theme and Variations for Piano and Orchestra, Danza Rituale e Finale (Enbou), Sa-Mai, U-Mai, Danza Rituale e Finale (Chogeishi)
Ichiro Nodaira, Osaka Century Orchestra, Ken Takaseki (Naxos)



Weiter auf der Welle asiatischer Unergründlichkeit: Die Musik dieses Vertreters der klassischen Moderne (1907-2001) erinnert im ältesten Stück (Theme and Variations, 1951) noch an den Neoklassizismus, die restlichen Stücke jedoch sind durch japanisches Theater (Kabuki) inspiriert, verbunden mit den Mitteln der westlichen Zwölftontechnik.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 21. Dez 2004, 10:48 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#1307 erstellt: 21. Dez 2004, 13:31
hallo sound67,

die e-moll sinfonie von rachmaninow als kitsch zu bezeichnen, finde ich recht unverschämt ! man sollte erstmal selbst eine vergleichbare leistung schaffen.

höre übrigens gerade die 3. sinfonie von brahms mit dem cleveland orchestra unter c. von dohnanyi (teldec/DDD).

gruß, siamak
sound67
Hat sich gelöscht
#1308 erstellt: 21. Dez 2004, 16:22

AcomA schrieb:
die e-moll sinfonie von rachmaninow als kitsch zu bezeichnen, finde ich recht unverschämt ! man sollte erstmal selbst eine vergleichbare leistung schaffen.


Klassikhörer. Sinn für Humor = Zero.

Gruß, Thomas
sound67
Hat sich gelöscht
#1309 erstellt: 21. Dez 2004, 17:50
Deutsche Klassikhörer, hätte ich sagen sollen ...

NP: RICHARD WAGNER: Der fliegende Holländer
Franz Grundheber, Matti Salminen, Hildegard Behrens, Savolinna Opera Festival Orchestra & Chorus, Leif Segerstam (Warner Music DVD)



Plus: sehr gute Tonqualität, gute Videoqualität, guter Gesang
Minus: einfallslose Bildregie

Gruß, Thomas
AcomA
Stammgast
#1310 erstellt: 21. Dez 2004, 21:00
hallo sound67,

ich war vor allem deswegen erbost, da ich rachmaninow-fan war und bin. insbesondere seine 2. sinfonie zähle ich zu seinen starken werken. und ich glaube, dass das klischee vom schwülstigen reaktionär eher von deutschen klassikhörern gerne mal konstatiert wird. also nichts für ungut, ich habe einfach spontan-emotional rachmaninow verteidigt. übrigens habe ich seine 3 sinfonien und 'der fels' mit den berliner philharmonikern unter lorin maazel, absolut top of the top: klar strukturiert, sinn für dynamik und rhythmik, keine sentimentalität (dgg/DDD, master-reihe).

gruß, siamak
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#1311 erstellt: 21. Dez 2004, 21:54
GEORGE ANTHEIL: Ballet Mécanique (Revised 1953); Serenade for String Orchestra No. 1; Symphony for Five Instruments (Second Version); Concert for Chamber Orchestra
Philadelphia Virtuosi Chamber Orchestra, Daniel Spalding



Das Ballet Mécanique ist immer wieder ein Wachmacher – die prägnanten Rhythmen gehen mir nicht so schnell aus dem Kopf. Die Urfassung war meines Wissens bedeutend länger als eine Viertelstunde, aber Weniger ist hier Mehr. Dezent eingesetzte Flugzeugpropeller.

Klangtechnisch ist die Aufnahme wie praktisch alle von K&A Productions erstellten Naxos-Aufnahmen, die mir bekannt sind, perfekt. Präsent, transparent, räumlich, dynamisch.

Wer beim Ballet die Druckwelle nicht spürt, hört zu leise.


Gruß
Christian
sound67
Hat sich gelöscht
#1312 erstellt: 22. Dez 2004, 08:18

Sesquialtera schrieb:
Das Ballet Mécanique ist immer wieder ein Wachmacher –


In dieser Fassung leider eher nicht.


Die Urfassung war meines Wissens bedeutend länger als eine Viertelstunde, aber Weniger ist hier Mehr.


Ganz im Gegenteil: weniger ist weniger. Die Version auf der Naxos-CD ist kastriert, nicht nur in der Länge, auch in der Besetzung. Die Originalversion ist viel schriller - und zwar buchstäblich. Man findet sie auf dieser CD:



Mendelssohn String Quartet
Castleman, Hodgkinson, Davis, Lawson

The New Palais Royale Orchestra
Maurice Peress

Aufnahme: 1989, DDD, MusicMasters BMG

Gruß, Thomas
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1313 erstellt: 22. Dez 2004, 09:41

AcomA schrieb:
hallo sound67,

ich war vor allem deswegen erbost, da ich rachmaninow-fan war und bin. insbesondere seine 2. sinfonie zähle ich zu seinen starken werken. und ich glaube, dass das klischee vom schwülstigen reaktionär eher von deutschen klassikhörern gerne mal konstatiert wird. also nichts für ungut, ich habe einfach spontan-emotional rachmaninow verteidigt. übrigens habe ich seine 3 sinfonien und 'der fels' mit den berliner philharmonikern unter lorin maazel, absolut top of the top: klar strukturiert, sinn für dynamik und rhythmik, keine sentimentalität (dgg/DDD, master-reihe).

gruß, siamak :prost

Da kann ich Dir voll zustimmen. Wie ich bereits weiter oben gesagt habe, kommt dieses Zerrbild eher von einem Unverständnis Rachmaninoffs alles anderer als reaktionärer Musiksprache. Wenige Komponisten haben harmonisch so komplexe und trotzdem in sich stimmige Musik geschrieben. Vielleicht solltest Du mit sound67 nicht so hart ins Gericht gehen. Im fehlen wahrscheinlich einfach diese Kenntnisse, und er hat ja mit seinem Beitrag gezeigt, dass er die Musik an sich auch gerne hört.
Die Maazel-Aufnahmen habe ich auch und höre sie sehr gerne, obwohl mir die Freude daran etwas durch den supertrockenen, harten Klang getrübt wird. Vielleicht fällt das beim Hören über Lautsprecher weniger auf, ich höre aber fast immer mit Kopfhörern.
Neben der erstklassigen Aufnahme mit der St.Petersburger Philharmonie unter Jansons möchte ich noch auf zwei weitere sehr interessante Aufnahmen der 2. Symphonie hinweisen:
Baltimore SO/Zinman (Telarc)
Staatl. SO d. UdSSR/Svetlanov (Moscos Studio Archives)

Zinman ist eine sehr lyrisch-schlanke Wiedergabe, mit konzentriertem Klang gespielt, und sehr athmospärisch aufgenommen.
Svetlanovs Aufnahme bietet alle Qualitäten, die man von diesem Team erwartet, super diszpliniertes, gleichzeitig sehr engagiertes Orchesterspiel, von Svetlanov mit Detaileinsicht und Überblick souverän gestaltet, sehnige Streicher, idiomatische Holzbläser, erbarmungsloses Blech. Der Klang ist auch ziemlich gut für das Aufnahmedatum (1969). Weit gefächerte Stereoperspektive mit klar ortbaren Instrumenten, ein bisschen komprimiert in den lauten Stellen, aber zumeist ziemlich transparent.
sound67
Hat sich gelöscht
#1314 erstellt: 22. Dez 2004, 09:51

Mr_M schrieb:
Wenige Komponisten haben harmonisch so komplexe und trotzdem in sich stimmige Musik geschrieben.


Diese Logik entbehrt der unfreiwilligen Komik nicht.


Vielleicht solltest Du mit sound67 nicht so hart ins Gericht gehen. Im fehlen wahrscheinlich einfach diese Kenntnisse, und er hat ja mit seinem Beitrag gezeigt, dass er die Musik an sich auch gerne hört.


Richtig. Ich mache eben einen Unterschied zwischen schätzen und mögen!

Die Budapester Aufnahme scheint mir jedenfalls äußerst gelungen. Denn ohne Kitsch bleibt ja gar nicht übrig.

Gruß, Thomas
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1315 erstellt: 22. Dez 2004, 10:02
Ich kann die Komik in der Aussage leider nicht sehen. Wahrscheinlich hast Du nicht ganz verstanden, was ich damit sagen wollte. Ich dachte, das wäre eigentlich selbsterklärend: harmonische Komplexität kann durchaus ausufern, ziellos auswuchern. Bei Rachmaninoff ist das nicht der Fall: er entwickelt seine sehr differenzierte Musiksprache meist aus wenigen Motiven, ohne den Zusammenhang zu verlieren. Das ist oft gar nicht so einfach zu sehen und erschliesst sich oft erst bei detaillierter Analyse des Materials.
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#1316 erstellt: 22. Dez 2004, 21:41
Ein Vergleich (in CD-Stereo):

MUSSORGSKY: Pictures at an Exhibition (Ravel), Night on the Bare Mountain (Rimsky-Korsakov); u.a.
Chicago Symphony Orchestra, Fritz Reiner; Living Stereo (Hybrid-SACD: SACD 3.0/2.0, SACD-Stereo, CD-Stereo)

amazon.de

MUSSORGSKY: Pictures at an Exhibition (Ravel), Night on the Bare Mountain (Rimsky-Korsakov + Original-Version); u.a.
National Symphony Orchestra of Ukraine, Theodore Kuchar; Naxos (Hybrid-SACD: SACD 5.1, SACD-Stereo, CD-Stereo)



Reiner hat das bessere Orchester, Kuchar den besseren Klang (mit ihrer Präsenz liegt die Naxos-Produktion aber nahe am Living-Stereo-Klangideal), interpretatorisch geben sich beide nicht viel. Die Naxos-Kopplung ist interessanter, weil die Urfassung der Nacht auf dem Kahlen Berge viel ruppiger klingt als die geglättete Version von Rimsky-Korsakov.

Gruß
Christian
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#1317 erstellt: 22. Dez 2004, 21:46

sound67 schrieb:
Ganz im Gegenteil: weniger ist weniger. Die Version auf der Naxos-CD ist kastriert, nicht nur in der Länge, auch in der Besetzung. Die Originalversion ist viel schriller - und zwar buchstäblich.


Ich bevorzuge (hier) die Kastration, weil ich meine Ohren nicht schänden lasse.
Aber irgendwann bin ich vielleicht reif für die volle Dröhnung.


Gruß
Christian


[Beitrag von Sesquialtera am 22. Dez 2004, 21:47 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#1318 erstellt: 22. Dez 2004, 21:57
hallo sound67,

keiner zwingt dich, rachmaninows musik zu schätzen ! aber seine werke mit den 'sissy-filmen', nämlich tatsächlichem kitsch, auf eine stufe zu stellen, ist schon ein starkes stück.

ich kann mr m nur beipflichten: kaum ein komponist hat so ästhetische (letztlich von der russischen folklore beeinflußt, oder nennen wir es 'russische seele') melodien erschaffen. genial sind die polymelodischen verschachtelungen sowie die beherrschung des kontrapunkts. außerdem war rachmaninow ein meister der dramatik und entwicklung, das heißt entwicklung einer climax in klang und struktur. außerdem ist sämtliches material seiner kompositionen von ihm selbst erfunden, bei strawinsky dagegen (als beispiel) sind die melodien häufig keine eigenen kreationen. und vielleicht erklärt das die enorme feindschaft strawinskys gegenüber rachmaninow. ja neid ist unter musikern sehr häufig und ausgeprägt !

gruß, siamak
AcomA
Stammgast
#1319 erstellt: 22. Dez 2004, 22:04
höre übrigens gerade das violinkonzert von elgar mit nigel kennedy als solisten und dem royal philharmonic orchestra london unter leitung von vernon handley (emi, red line). absolute referenz. ich finde diese interpretation organischer als die etwas schwerfällige darstellung von perlman/chicago symphony orchestra/barenboim (dgg).

gruß, siamak
op111
Moderator
#1320 erstellt: 23. Dez 2004, 00:08
Igor Strawinsky
Konzert für Violine und Orchester D-dur
Witold Lutoslawski
Chain 2 (Dialog für Violine und Orchester)
Partita: Fassung für Violine und Orchester


Anne-Sophie Mutter
Philharmonia Orchestra London
Paul Sacher

amazon.de
Susanna
Hat sich gelöscht
#1321 erstellt: 23. Dez 2004, 00:27

AcomA schrieb:
höre übrigens gerade das violinkonzert von elgar mit nigel kennedy als solisten und dem royal philharmonic orchestra london unter leitung von vernon handley....absolute referenz

Hallo siamak,

kennst Du Elgar
Concerto for Violin, B minor, op. 61
mit Hilary Hahn
LSO
Colin Davis ?

Höre es gerade. Für mich Referenz!

Gruß,
Susanna
sound67
Hat sich gelöscht
#1322 erstellt: 23. Dez 2004, 09:04

AcomA schrieb:
keiner zwingt dich, rachmaninows musik zu schätzen ! aber seine werke mit den 'sissy-filmen', nämlich tatsächlichem kitsch, auf eine stufe zu stellen, ist schon ein starkes stück. :D


Nicht ich tue dies, Du tust es. Es gibt Kitsch auf mehreren Ebenen,so wie es alle Kunstb und Ästhetik auf mehreren Ebenen gibt. Kitsch ist es trotzdem.

Gruß, Thomas
AcomA
Stammgast
#1323 erstellt: 23. Dez 2004, 13:29
hallo susanna,

ich kenne das elgar-konzert 'nur' mit perlman und kennedy als solisten. ich habe jedoch elgars 1. und 2. sinfonie mit c. davis und dem london symphony orchestra, daher vermute ich, dass die hahn-aufnahme auch sehr gut sein muss. hilary hahn ist in ihrer altersklasse nahezu konkurrenzlos. aber ihre aufnahme der j.s. bach-konzerte hat mir z.b. nicht gefallen, da die tempi in den ecksätzen viel zu schnell gewählt wurden.

hallo sound67,

offensichtlich scheint dich rachmaninows musik zu provozieren, möglicherweise gehörst du zu denjenigen, welche sich schämen, gefühle zu zeigen ! daher tut es mir für dich leid, dass du rachmaninow als kitsch bezeichnest.

gruß, siamak
Susanna
Hat sich gelöscht
#1324 erstellt: 23. Dez 2004, 14:39

AcomA schrieb:
hallo susanna,

ich kenne das elgar-konzert 'nur' mit perlman und kennedy als solisten. ich habe jedoch elgars 1. und 2. sinfonie mit c. davis und dem london symphony orchestra, daher vermute ich, dass die hahn-aufnahme auch sehr gut sein muss.

Hallo siamak,

ja, das stimmt. H. Hahn gehört inzwischen auch außerhalb ihrer Altersklasse zu den Spitzenleuten. Schon öfter habe ich sie hier als für mich momentan beste Geigerin bezeichnet (neben Daniel Hope, der auch eine Klasse für sich ist). Sie gehört auf keinen Fall zu jenen oft als modisch bezeichneten und aufgrund best. Eigenschaften gut zu vermarktenden (weiblichen) Jungstars. Junge Geigerinnen meine ich damit noch nicht mal unbedingt, weil es da m. M. nach einige außergewöhnliche Talente gibt.
Deine angeführten Geiger kenne ich auch mit dem Elgar-Konzert. Hahn bevorzuge ich wegen ihres klaren, kraftvollen und stilsicheren Spiels. Von ihren bisherigen Einspielungen mag ich alles, obwohl es so verschiedene Musikepochen sind.
Hast Du den Kennedy auch zusammen mit V. Williams "Lark ascending? Das ist nämlich die Kombination auf der Hahn-CD.

... aber ihre aufnahme der j.s. bach-konzerte hat mir z.b. nicht gefallen, da die tempi in den ecksätzen viel zu schnell gewählt wurden.

Das ist das alte Problem mit den tempi jener Zeit und der individuellen Auffassung (neulich hatten wir mal eine Diskussion) darüber.

Gruß,
Susanna


[Beitrag von Susanna am 23. Dez 2004, 15:33 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#1325 erstellt: 23. Dez 2004, 20:47
hallo susanna,

danke für deine informationen. ich weiß, dass das elgar-konzert mit kennedy auf der originalplatte mit williams' lark ascending gekoppelt ist. ich habe das elgar-konzert sozusagen solo aus der red line-reihe von emi. dafür habe ich kennedys interpretation von lark ascending gekoppelt mit seiner interpretation von waltons violin- und bratschenkonzert, ebenfalls überzeugende darstellungen. das violinkonzert von walton (wurde für jascha heifetz geschrieben) gehört zu meinen lieblingskonzerten f. violine. ich hatte es damals erstmalig in einer aufnahme mit zino francescatti (CBS) gehört. ich kenne jemanden, der sich bisher immer die aufnahmen von hilary hahn besorgt hat. ich werde mir das elgar-konzert mit ihr anhören.

gruß, siamak
Susanna
Hat sich gelöscht
#1326 erstellt: 23. Dez 2004, 21:41

AcomA schrieb:
das violinkonzert von walton (wurde für jascha heifetz geschrieben) gehört zu meinen lieblingskonzerten f. violine... ich hatte es damals erstmalig in einer aufnahme mit zino francescatti (CBS) gehört.

Hallo siamak,

das ist witzig! Gerade höre ich nämlich Zino Francescatti mit den Mozartschen Violinkonzerten unter Bruno Walter mit dem CSO (einer meiner Lieblingsdirigenten), da lese ich den Namen des Geigers, s. o.!
Heifetz ist mein Favorit unter der älteren Geigergeneration, hast Du ihn mit dem Walton-Konzert? Wenn ja, würde mich Dein Urteil interessieren, aber auch über Francescatti.
Ich sehe gerade, daß es bei jpc den Heifetz mit Walton + Elgar für nur 6 Euro gibt. Das kann ich mir dann selbst nach Weihnachten noch leisten.

Gruß,
Susanna
AcomA
Stammgast
#1327 erstellt: 23. Dez 2004, 22:17
hallo susanna,

das ist wirklich ein lustiger zufall, dass du gerade francescatti hörst . ich habe leider das walton-konzert nie mit heifetz gehört. dein tip mit den walton und elgar-konzerten ist top. ich denke, ich werde zuschlagen.

francescatti war lange zeit in den usa genauso hoch eingeschätzt wie heifetz, und zurecht ! die walton-aufnahme ist geigerisch eminent und gerade im letzten satz dramatik pur. es ist natürlich klar, dass die kennedy-aufnahme von der modernen aufnahmetechnik profitiert. außerdem kenne (und hatte) ich alle beethoven-violinsonaten mit ihm (zusammen mit robert casadesus), welche auch bis heute eine art referenz darstellen. ich habe sie deswegen wieder verkauft, weil mich die aufmachung gestört hatte (cds aus verschiedenen serien zu einer box zusammen gesteckt, und dadurch sogar eine sonate doppelt !) und ich die gesamtaufnahme mit isaac stern und eugen istomin habe. der stern spricht mit seiner geige eben doch noch zwingender, und es handelt sich dabei sogar überwiegend um DDD-aufnahmen (sony).

gruß, siamak
vanrolf
Inventar
#1328 erstellt: 25. Dez 2004, 00:46
Vor ca. drei Stunden:
Robert Schumann - Sinfonie No.2, George Szell / Cleveland Orchestra (SONY classics, masterworks/the legends, high definition remastering)
Die bereits Ende 50er/Anfang 60er eingespielten Schumann-Sinfonien von Szell sind wirklich spitzenmäßig und klanglich -jetzt- makellos!
AcomA
Stammgast
#1329 erstellt: 25. Dez 2004, 14:22
aus der rca-victor living-stereo-serie:

tschaikowskys 6. sinfonie mit dem chicago symphony orchestra unter fritz reiner. bombastisch !

gruß, siamak
sound67
Hat sich gelöscht
#1330 erstellt: 26. Dez 2004, 14:57
ALBÉRIC MAGNARD: Symphony No.3, op.11
BBC Scottish Symphony Orchestra, Jean-Yves Ossonce (Hyperion)



Beutestück meines vorweihnachtlichen Saturn-Hansa-Raubzugs, sehr schöne Spätromantik aus Frankreich.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 26. Dez 2004, 19:19 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#1331 erstellt: 26. Dez 2004, 19:24
JOACHIM RAFF: Cello Concerto No.1 in D minor, 193
Daniel Müller-Schott, Bamberger Symphoniker, Hans Stadlmair (Tudor)



Ein schönes, elegantes Cellokonzert von jenem Komponist, den Martin2 schon als zweitklassig bezeichnete, ohne je ein Werk von ihm gehört zu haben. Der Arme*

Gruß, Thomas

* Martin, nicht Raff


[Beitrag von sound67 am 26. Dez 2004, 19:43 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#1332 erstellt: 26. Dez 2004, 20:37
höre gerade bartoks konzert f. orchester aus der rca victor-living-stereo-serie mit dem chicago symphony orchestra unter fritz reiner (gekoppelt mit der musik f. saiteninstrumente... und den ungarischen skizzen). zurecht wurde diese aufnahme vom rondomagazin in den cd-olymp gehoben.

gruß, siamak
s.bummer
Hat sich gelöscht
#1333 erstellt: 26. Dez 2004, 20:55
Hallo,
Wie(ei)nachten brachte mir zwei CD Schuber.
Scherchen mit 16 Haýdn Sinfonien bei der DGG (haben den Westminster Bestand übernommen), prima im Sound restauriert und, was soll ich sagen, hier wird bestätigt, Haydn braucht nen Interpreter, der mit beiden Füßen in der Moderne steht und nicht mit dem Kopp dem Romantischen verpflichtet ist oder dem "Originalsound". Dann wird es so gut, dass ich dafür sogar Mozart und Beethoven für ne Zeit vergessen kann und finde, dass Haydn´s Sinfonien eben auch was sehr Spezielles sind.
Nr. 88, 92, 100 und 104 sind einfach sagenhaft, wenn auch anfechtbar. Aber was solls, wenn es ein Künstler wie Scherchen kann.
Jede Aufnahme ist eigentlich nach heutigen Maßstäben neben der Spur, aber das ist sooooooo egal.

Dann als Zweites: Old Klemp in Berlin 1964 mit Beethovens 6. und Mozarts 29. nebst einer Probe und Bachs 3. Suite. (Testament)
Ich habe die Pastorale noch NIE!!! so genau gehört. Und vielleicht ist das durch die Probenaufnahmen bedingt, die das Hirn schärfen.
Hier wird gezeigt, wie der alte Herr sehr genau und vollends wollend, die Holzbläser anhält, die Geigen zu übertönen, um endlich den Klang zu schaffen, den er haben will. Frappierend, wie im Ergebnis die Berliner ihren eigenen Sound mit dem von Klemperer mischen.
Einfach nur wunderbar. Dass die 6. dabei recht langsam gerät, ist nicht schlimm, man hört einfach alles und teilweise völlig neu und nach wenigen Minuten ist das Tempo egal.
Doch der Mozart ist noch viel, viel besser. Geradezu transzendent.
Da merkt man, dass die Londoner eben nur ein sehr gutes Orchester waren, die Berliner eben Weltklasse.
Ich hatte immer gelesen, dass Klemp mit den Berliner nicht so überragend sei, aber dieses Konzert belehrt mich eines Besseren.
Gruß S.

PS:
Hurwitz hat dies Konzert ebenfalls hymnisch besprochen.
Tja, er scheint wohl doch Geschmack zu haben, der alte "Ignorant, Besserwessi, Idiot und was ich nicht alles sonst über ihn lesen durfte von DEUTSCHEN Stammtischlern."
Also nicht wegen Hurwitz abhalten lassen, HÖREN!!!
sound67
Hat sich gelöscht
#1334 erstellt: 26. Dez 2004, 21:35
EINAR ENGLUND: Symphony No.4, "Nostalgic" / Symphony No.5, "Fennice" / The Great Wall of China Suite
Tampere Philharmonic Orchestra, Eri Klas (Ondine)



Liebhaber der klassischen Moderne (Stravinsky, Shostakovich, Bartók et al) sollten sich auf keinen Fall die kantigen Symphonien des Finnen Einar Englund entgehen lassen. Besonders Shostakovichs Musik hat ihre Wirkung auf Englund nicht verfehlt, die 4. Symphonie (im Andenken an einen bedeutenden Komponisten 1976 geschrieben) scheint sich zumindest indirekt auf den Russen zu beziehen. Einige Passagen lassen auch an Lutoslawski und Stravinsky denken. Die "Great Wall of China" Musik entstand zu dem Stück von Max Frisch und ist parodistisch angelegt, spielt mit populären Tanzformen (Rumba, Tango) und zitiert explizit Shostakovichs 9. Symphonie.

Die Einspielung der 4. übertrifft Jorma Panulas auf Naxos noch um einiges, v.a. auch im Klang.

Gruß, Thomas
sound67
Hat sich gelöscht
#1335 erstellt: 27. Dez 2004, 01:07
CAMARGO GUARNIERI: Symphony No.1 (Dedicated to Serge Koussevitsky)
Sao Paulo Symphony Orchestra, John Neschling (BIS)

amazon.de

Der brasilianische Komponist mit dem bizarren vollen Namen "Mozart Camargo Guarnieri" ist ein Vertreter des südamerikanischen Neoklassizismus, weniger "folkloristisch" eingefärbt als sein berühmter Kollege Villa-Lobos. Guarnieri lehnte die Exotik als Identifikationsmerkmal für südamerikanische Musik ab, obwohl er sich nicht völlig davon löst. Die 1. Symphonie klingt besonders im Mittelsatz ("profundo") etwas bedeutungsschwanger und ist mit 33 Minuten etwas zu lang für das Material, als sinfonischer Erstling aber durchaus beeindruckend. Beeindruckend auch die Leistung des bis dato unbekannten Orchesters aus Sao Paulo unter John Neschling, der ja auch auch verschiedentlich in Europa gearbeitet hat (z.B. bei der Aufnahme der Oper "Die Kanibalen" von Antonio Carlos Gomez in Bonn). Eine dankenswerte Empfehlung von Dave Hurwitz und classicstoday.com. Habe mir auch die beiden anderen bisher erschienenen Titel gekauft (Symphonien 2+3, 5+6).

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 27. Dez 2004, 01:29 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#1336 erstellt: 27. Dez 2004, 12:33
JOHANNES VERHULST: Overtures in B minor, op.2; in C minor, "Gijsbrecht van Aemstel", op.3; in D minor, op.8 / Symphony in E minor, op.46
Residentie Orchestra The Hague, Matthias Bamert (Chandos)



In der verdienstvollen Chandos-Serie mit romantischen Orchestwerken aus Holland ist diese als 9. Veröffentlichung erschienen. Verhulsts Schicksal ist symptomatisch für viele eher konservative Komponisten des 19. Jahrhunderts: Über Jahrzehne hoch geschätzt und oft in wichtigen musikalischen Positionen, fielen sie gegen Ende ihres Lebens bzw. kurz danach der Vergessenheit anheim, weil sie sich weigerten, sich mit den Zeiten zu ändern. So weigerte sich der Mendelssohn-Schüler Verhulst, der als Dirigent 4 Jahrzehnte an der Spitze des niederländischen musikalischen Establishments stand, Werke von Richard Wagner überhaupt aufzuführen. Dies führte zu Murren, offenem Widerstand und schließlich dazu, dass Verhulst aus allen Ämtern gefegt wurde.

Das ändert jedoch nichts daran, dass die Werke auf dieser CD, obschon deutlich an die Vorbilder Beethoven (Ouvertüren) und natürlich Mendelssohn gemahnend, charmante und bisweilen äußerst facettenreiche und effektive Konzertmusik der Früh- und Hochromantik darstellen. Beeindruckend ist z.B. die wunderbare daramturgischen Ausformung der frühen Ouvertüre in B Moll, in der dem erst 19-jährigen Verhulst einige überraschende Orchestrierungseffekte gelingen. Die Behandlung der Holzbläser ist durchweg in den Stücken der CD erfindungsreich und farbig, wohingegen das thematische Material nicht immer inspiriert, teilweise entlehnt scheint. Darunter leidet insbesondere der überlange 14-minütige Kopfsatz der Symphonie. Von musikalischen Gesichtspunkten her sind sic her die zeitlich späteren Werke von Komponisten wie Hol, Diepenbrock und Dopper interessanter, allerdings unterhalten die Stücke von Verhulst doch angenehm. Wenn man nach dem 27.000 Hören von Bruckners 7. mal was anderes erleben will ...

Gruß, Thomas
AcomA
Stammgast
#1337 erstellt: 27. Dez 2004, 14:08
höre gerade :

berlioz, symphonie fantastique

orchestre lamoureux paris, igor markevitch (dgg, the originals, aufnahme 1961, gekoppelt mit cherubinis anacreon-ouvertüre und aubers la muette de portici-ouvertüre).

die synthese von struktur und leidenschaft fasziniert in dieser interpretation, meine lieblingsaufnahme dieser sinfonie. die klangliche qualität ist ebenfalls überzeugend.

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 27. Dez 2004, 14:09 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#1338 erstellt: 27. Dez 2004, 15:24
LALO SCHIFRIN: Symphonic Impressions of Oman
London Symphony Orchestra, Lalo Schifrin (Scherzo Music)



Der Covertext des Komponisten erhellt nur wenig über die Entstehung dieser immerhin 70 Minuten langen symphonischen Suite aus dem Jahr 2000. Indirekt bekommt man soviel mit, dass sie von einem Sultan des Oman in Auftrag gegeben wurde, und das Schifrin vor Ort die Volksmusik des Oman studiert hat. Das Resultat jedoch klingt vor allem nach einem: Schifrin.

Der argentinische Komponist dürfte vor allem den Kennern amerikanischer Filmmusik ein Begriff sein, schrieb er doch die Background-Scores zu so unterschiedlichen Filmen wie "Dirty Harry", "The Hellstrom Chronicles", "The Amityville Horror" oder "Enter the Dragon", daneben zahlreiche berühmte TV-Themen wie "Mission Impossible" und "Mannix". Als Filmkomponist begann er sehr vielversprechend in den Mit-60ern, hat jedoch seit etwa 1972 keinen wirklich herausragenden Score mehr komponiert - was seiner Karriere übrigens kaum geschadet hat.

In den letzten Jahren wendet sich Schifrin, wenn er nicht gerade seifige Pop-Arrangements für die drei Tenöre schreibt oder sich der Aufführung seiner orchestralen Jazzmusik (darin ist er wirklich Spitze) widmet, immer wieder größer angelegten Orchesterwerken mit programmatischem Inhalt, z.B. der Symphonie "Lili'uokalani" über die letzte hawaianische Königin, zu.

Selten sind die Ergebnisse musikalisch sehr relevant (obwohl Gitarren & Flötenkonzert recht schön sind), aber meist kommen doch relativ unterhaltsame symphonische Bildpostkarten dabei heraus, wie auch in diesem Fall. In der Orchestrierung erahnt man noch Schifrins Lehrer Messiaen, allerdings ist die Farbsprache sonst eher Villa-Lobos entlehnt. Das ganze ist jedenfalls sehr farbig und kurzweilig, hat aber nicht sonderlich viel Substanz. Für Freunde symphonischer Filmmusik jedooch empfehlenswert, zumal brilliant aufgenommen und von der "teuersten Hure im Musikgeschäft" auch blendend gespielt.

Gruß, Thomas
sound67
Hat sich gelöscht
#1339 erstellt: 27. Dez 2004, 19:29
JOSEPH MARX: Alt-Wiener Rhapsodien (für großes Orchester) / Partita in modo antico (für Streicher) / Sinfonia in modo classico (für Streicher)
Bochumer Symphoniker, Steven Sloane (ASV)



Die Entstehungsgeschichte dieser CD-Serie mutet fast "märchenhaft" an: Im jahre 2001 hört ein türkischstämmiger Deutscher das "Romantische Klavierkonzert" des österreichischen Spätromantikers Joseph Marx auf einer Hyperion-CD. Er ist davon so begeistert, dass er einen Produzenten (mit griechisch klingendem Namen) dafür gewinnt, eine Serie mit Orchesterwerken dieses Komponisten anzuleiern, und zwar mit einem bis dato unauffälligen deutschen Orchester, für ein englisches Label (ASV). Das kann man wohl internationale Zusammenarbeit nennen ...

Leider haben die Werke des bewunderten Komponisten eher "regionales" Format. Auf dieser, der dritten CD im avisierten "Gesamtzyklus", findet sich neben zwei schönen Werken für Streichorchester eine derart leichtgewichtige, episodische und beiläufige Orchestersuite ("Alt-Wiener Rhapsodien"), dass daneben Erich Korngolds "Baby-Serenade" schon fast wie ein symphonisches Schwergewicht klingt. Vielleicht trägt das etwas "rund-kantige" Spiel der Bochumer Symphoniker auch zu diesem Eindruck bei. Man wünschte sich in allen drei Werken einen etwas herberen, schärferen Zugriff.

Da muss man durch, zumindest beim ersten Mal, wenn man zu den wirklichen "Preziosen", den wesentlich strenger und so auch substantieller angelegten Stücken (Partita, Sinfonia) gelangen möchte - und es lohnt sich, wenigstens ab der zweiten Hälfte der "Partita". Marx beweist hier echte Meisterschaft im Streichersatz, auch wenn die Musik für ihre Entstehungsjahre (1945 bzw. 1944 in den vorliegenden Fassungen) schon fast jenseits von reaktionär angemutet haben muss. Freitonale Passagen wie in den Werken Strauss' oder Korngolds finden sich hier nicht, es herrscht echt-Wiener Gemütlichkeit vor - allerdings auf handwerklich hohem Niveau. Doch weder hier noch in der "Natur-Trilogie" (das symphonische Triptychon auf CD1 der Serie) erreicht Marx das Format z.B. von Korngolds "Symphonie in Fis-Dur".

Insofern war die Begeisterung Berkant Haydins für Marx vielleicht auch das Resultat der Tatsache, dass auf besagter Hyperion-CD das Marxsche "Romantische Klavierkonzert" mit einem unsagbar schlechten zweiten Stück kombiniert war: Korngolds "Konzert für die linke Hand", einsamer Tiefpunkt im Werk jenes österreichischen Komponisten. Woraus manchmal doch Besessenheit entstehen kann ...

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 27. Dez 2004, 19:34 bearbeitet]
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1340 erstellt: 27. Dez 2004, 21:14

s.bummer schrieb:

Hurwitz hat dies Konzert ebenfalls hymnisch besprochen.
Tja, er scheint wohl doch Geschmack zu haben, der alte "Ignorant, Besserwessi, Idiot und was ich nicht alles sonst über ihn lesen durfte von DEUTSCHEN Stammtischlern."
Also nicht wegen Hurwitz abhalten lassen, HÖREN!!!

Dem kann ich nur zustimmen: Da Hurwitz wirklich keine besondere Ahnung hat, sollte man sich von seinen Kritiken auf keinen Fall beeinflussen lassen. Faustregel: Kritiken, die sich anmassen, Noten zu vergeben, sind von vorneherein sinnlos. Man kann eine künstlerische Leistung nicht in eine Notenskala fassen. Obwohl ich zugeben muss, dass mich zumindestens dieser eine Beitrag auch sehr unterhalten hat: http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=4616
sound67
Hat sich gelöscht
#1341 erstellt: 27. Dez 2004, 21:16
CAMARGO GUARNIERI: Symphony No.5 / Suite "Vila Rica" / Symphony No.6
Sao Paulo Symphony Orchestra, John Neschling (BIS)



Die beiden letzten Symphonien Camargo Guarnieris zeigen eine weit größere Konzentration in Konzept und Ausdruck als sein symphonischer Erstling (s.o.) - so wie es sich für die Entwicklung eines Komponisten gehört. Beide Symphonien, im Abstand weniger Jahre nach einer längeren kreativen Pause komponiert, sind v.a. in den langsamen Sätzen von phänomenaler Ausdrucksstärke. Die Kontrapunktik der Ecksätze weist den Brasilianer als profunden Kenner mitteleuropäischer Moderne aus - kaum etwas weist hier auf brasilianische Musik hin. Die starke Betonung des Schlagzeugs v.a. im Kopfsatz der 5. Symphonie sorgt für etliche rhythmisch beeindruckende Passagen. Obwohl als Symphonie "für Orchester mit Chor" bezeichnet, beschränken sich die Choranteile auf zwei kurze Passagen für Frauen bzw. Männer im Finalsatz der 5.

"Vila Rica" ist eine Filmmusik, und als solche im Ausdruck notwenigerweise etwas einfacher, direkter (sonst würde sie als Filmmusik auch nicht wirken). Hier kommen folkloristische Elemente stärker zum Tragen, es ist handwerklich souveräne "Gebrauchsmusik" von einigem Unterhaltungswert. Manches erinnert an die Filmmusik etwa eines Silvestre Revueltas.

Sehr interessante gemäßigt moderne Musik aus Südamerika, wiederum sehr gut gespielt und aufgenommen.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67 am 27. Dez 2004, 21:18 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#1342 erstellt: 27. Dez 2004, 21:22

Mr_M schrieb:
Faustregel: Kritiken, die sich anmassen, Noten zu vergeben, sind von vorneherein sinnlos.


Das ist Quatsch. "Noten", die auch durchaus nicht absolut gemeint sind, dienen sinnvoll der Einordnung von Interpretation und Werk und helfen bei der Orientierung des Lesers. Amerikanische Rezensenten verstehen Kritik als Dienst am Kunden und als Hinweis, was man sich leisten, und was man sich sparen soll. In diesem Zusammenhang erfüllen Noten und Sterne den Zweck einer vereinfachten, schematisierten "Qualitätskontrolle". Sinnlos(!) ist hingegen das Gewaber des deutschen Feuilletons bei Rezensionen aller Art.

Gruß, Thomas
Mr_M
Hat sich gelöscht
#1343 erstellt: 27. Dez 2004, 21:57

sound67 schrieb:

Mr_M schrieb:
Faustregel: Kritiken, die sich anmassen, Noten zu vergeben, sind von vorneherein sinnlos.


Das ist Quatsch. "Noten", die auch durchaus nicht absolut gemeint sind, dienen sinnvoll der Einordnung von Interpretation und Werk und helfen bei der Orientierung des Lesers. Amerikanische Rezensenten verstehen Kritik als Dienst am Kunden und als Hinweis, was man sich leisten, und was man sich sparen soll. In diesem Zusammenhang erfüllen Noten und Sterne den Zweck einer vereinfachten, schematisierten "Qualitätskontrolle". Sinnlos(!) ist hingegen das Gewaber des deutschen Feuilletons bei Rezensionen aller Art.

Gruß, Thomas

Das finde ich auch ziemlich grausam. Still, gerade die "schematisierte, vereinfachte Qualitätskontrolle" finde ich so daneben. Man kann künstlerische Leistungen eben nicht so vereinfacht darstellen. Aber gerade hier in den USA ist das sehr angesagt. Hier ist so ziemlich alles schematisiert und vereinfacht.

Welche Note würdest Du Deinem folgenden Kritikauszug anheften?
"Selten sind die Ergebnisse musikalisch sehr relevant (obwohl Gitarren & Flötenkonzert recht schön sind), aber meist kommen doch relativ unterhaltsame symphonische Bildpostkarten dabei heraus, wie auch in diesem Fall. In der Orchestrierung erahnt man noch Schifrins Lehrer Messiaen, allerdings ist die Farbsprache sonst eher Villa-Lobos entlehnt. Das ganze ist jedenfalls sehr farbig und kurzweilig, hat aber nicht sonderlich viel Substanz. Für Freunde symphonischer Filmmusik jedooch empfehlenswert, zumal brilliant aufgenommen und von der "teuersten Hure im Musikgeschäft" auch blendend gespielt."
Wohl keine 10, aber auch keine 5. Vielleicht eine 7? Immerhin scheint die Musik auf sehr hohem Niveau gespielt zu sein, auch wenn Du bezüglich der musikalischen Substanz Einschränkungen machst. Also was nun? Am besten gar keine Note. Der Text an sich ist ausreichend genug, um eine Ahnung davon zu vermitteln, was uns auf dieser CD erwartet.

Ich finde auch den Grundgedanken daneben, dass irgendwelche Schreiberlinge sich anmassen, ausführenden Künstlern Noten zu vergeben.
Im grossen und ganzen, so uncool das auch vielleicht erscheinen mag, scheinen mir die Gramophone-Kritiken oft einer gutgeschriebenen Beschreibung des akustischen Inhalts recht nahe zu kommen, obwohl es auch hier manchmal Entgleisungen und Geschwafel gibt. Musicweb.uk.net lese ich auch ganz gerne mal, allerdings steige ich da nicht so ganz durch, wie die Seite organisiert ist.
AcomA
Stammgast
#1344 erstellt: 27. Dez 2004, 22:32
wieder aus der rca-victor living-stereo-reihe mit dem chicago symphony orchestra unter fritz reiner:

franz liszt - paraphrasen über dies irae (totentanz) f. klavier und orchester (byron janis, klavier)

außerdem auf der cd:

m. ravel - rapsodie espagnole
- pavane pour une enfante defunte


c.m. v.Weber - aufforderung zum tanz

s.w. rachmaninow - die toteninsel


absolut abwechslungsreiches programm, indem die möglichkeiten des orchesters kurzweilig sich entfalten können. für mich absoluter referenzcharakter in allen stücken. und der sound !

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 27. Dez 2004, 22:34 bearbeitet]
walter_f.
Hat sich gelöscht
#1345 erstellt: 28. Dez 2004, 11:45


Die 2. Sinfonie.
James MacMillan ist einer meiner "modernen" Lieblingskomponisten. Bisher gefiel mir bis auf "Veni Veni Emmanuel", was ich arg langweilig (kann aber auch an der Naxos Aufnahme liegen) finde, alles.

Grüsse
Walter

http://www.bis.se/index.php?op=album&aID=BIS-CD-1119
Hilda
Stammgast
#1346 erstellt: 28. Dez 2004, 11:57
Hallo,

obwohl ich mit Klavier solo am wenigsten auskenne, befinde ich mich offensichtlich gerade in meiner Klavier-Phase

gerade läuft:

Horowitz - The Studio Recordings 1962-1963

amazon.de

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#1347 erstellt: 28. Dez 2004, 13:28
The Glenn Gould Edition: Mozart
Sony Classical

Gould provokant ["Das wird die Kritiker nerven!"] über seine Interpretation sinngemäß: "... so gespielt als ob es gute Musik wäre."

(gute Musik - damit war im Kontext Bach gemeint, dessen Klavierwerken er Mozarts Sonaten [mit Gewalt] annähern wollte)

amazon.de


Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 28. Dez 2004, 15:37 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#1348 erstellt: 28. Dez 2004, 13:34
hallo hilda,

ich habe aus dieser 'blauen' sony-horowitz-reihe zwei einzel-cds (scarlatti und scriabin/rachmaninow), welche immer noch bis heute ihresgleichen suchen ! es handelt sich bei diesen cbs-aufnahmen pianistisch gesehen um die stärksten horowitz's. es war in der ersten langen phase des rückzuges vom konzert-betrieb.

höre gerade beethovens 1. sinfonie mit dem chamber orchestra of europe unter harnoncourt. eine ungemein frische interpretation mit angenehm-brillanten klangbild. diese attribute gelten für den gesamten beethoven-zyklus harnoncourts. ich bin froh, solange mit dem erwerb einer gesamtaufnahme gewartet zu haben. übrigens, alles live-mitschnitte !

gruß, siamak
AcomA
Stammgast
#1349 erstellt: 28. Dez 2004, 13:44
hallo franz-j,

bei der kombination von mozart und gould tuen sich doch stilistische probleme auf. die sonaten so zu spielen, als wären sie gute musik, ist schon das zentrale problem. diese stücke sollten ganz natürlich unter berücksichtigung der angaben des komponisten und der immer wieder auftretenden opernelementen gespielt werden.

dir als wiener ( wenn ich mich richtig erinnere) würde ich wärmstens die gesamtaufnahme der sonaten mit paul badura-skoda (ADD/eurodisc, 70er jahre) empfehlen. sozusagen historische aufführungspraxis auf dem modernen steinway-flügel.

gruß, siamak
op111
Moderator
#1350 erstellt: 28. Dez 2004, 18:58
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 9

London Symphony Orchestra
(Sir) Georg Solti

Decca 002894738652 (P) 1967



per AMSI - Ambient Surround Imaging Remastering - aufbereitet.
http://www.emil-berl...s_surround.php#amsi1

leider habe ich zum Vergleich keine alte konventionelle Version.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 28. Dez 2004, 19:14 bearbeitet]
Marc_E
Ist häufiger hier
#1351 erstellt: 28. Dez 2004, 20:52
Höre gerade Rachmaninoff, Etude-Tableaux No. 9, Allegro moderato (Op. 39). Am Klavier sitzt Swjatoslaw Richter.
AcomA
Stammgast
#1352 erstellt: 28. Dez 2004, 21:54
alexander borodin: sinfonie nr.1 es-dur
sinfonie nr.2 h-moll

dresdner philharmonie unter michel plasson


(berlin classics, DDD, 1992/1993).

eine elegante und klanglich sehr ausgewogene darstellung der werke des chemikers aus dem 'mächtigen häuflein'. melodien im russischen volkston mit französischem esprit !

überdies zeigt sich die dresdner philharmonie unter michel plasson der staatskapelle absolut ebenbürtig. bei aufnahmen der staatskapelle habe ich zumindest immer den eindruck einer gewissen schwerfälligkeit ( so z.b. mozart-sinfonien unter tennstedt oder bruckners 9. mit sinopoli).

gruß, siamak
Tom_Sawyer
Stammgast
#1353 erstellt: 29. Dez 2004, 06:50
Bach, BWV, 1055, 1056 mit Alice und Nikolaus Harnacourt.
Schöne alte LP

Tom Sawyer
op111
Moderator
#1354 erstellt: 29. Dez 2004, 10:09
Sonaten für Violine und Klavier
von William Walton,
Edward Elgar, Gerald Finzi

Daniel Hope
http://www.danielhope.com/

Simon Mulligan
Nimbus

amazon.de

Daniel Hopes Nimbus-CDs sind mir gestern bei Zweitausendeins im Sonderangebot aufgefallen.


Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 29. Dez 2004, 10:25 bearbeitet]
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