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Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik !!!)+A -A |
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Autor |
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frankbln
Stammgast |
#31273 erstellt: 23. Jul 2024, 16:42 | |||
Und hier sind meine beiden Favoriten. Darunter auch eine weitere Einspielung durch George Szell und dem Cleveland Orchestra. Dieses Mal mit Leon Fleisher am Klavier. Knapp davor befindet sich in meiner Gunst eine Aufnahme mit Sviatoslav Richter, begleitet vom Chicaco Symphony Orchestra unter Erich Leinsdorf. Beide nicht wie an die Wand genagelt. Da sind schon Unterschiede zu hören. Grüße Franco |
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Hörstoff
Inventar |
#31274 erstellt: 23. Jul 2024, 19:23 | |||
Franco, schön hier wieder etwas von dir zu lesen. Bei mir läuft eine ganz vorzügliche Einspielung von J. S. Bachs Das Wohltemperierte Clavier - Band I. Das Label Cybele Records ist mir definitiv zu klein - wenn ich daran denke, dann an schillernde Musikperlen wie diese. Thomas Günther versteht es, mit seinem Steinway Piano einen dermaßen virtuosen und interpretatorisch eigenständigen Bach abzuliefern, dass es eine Freude ist. Gerade wenn die Assoziation aufkommt, dass andere Interpreten das Werk doch arg fehlerfrei ab- und eingespielt haben, kommt noch eine Klangfarbe, ein eigener Vortrag zum Vorschein. Wahrlich und im besten Sinne wohltemperiert. Nun denn, andere mögen Bach vielleicht anders, ich jedenfalls finde diese ausdrucksstarke Version ganz hervorragend. |
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WolfgangZ
Inventar |
#31275 erstellt: 23. Jul 2024, 19:35 | |||
Leon Fleisher und mehr noch Richter/ Leinsdorf spielen bei meinem mittlerweile runden Dutzend Aufnahmen des zweiten Konzerts von Brahms ganz vorne mit. Und Serkin habe ich in den Wartekorb gelegt. Dafür ein Dankeschön an den Herrn, der hier Franco genannt wird. Denn ich bin gespannt, worauf das Nageln an die Wand hinausläuft. Fleisher und Richter spielen eher sehnig kraftvoll, Fleisher etwas voluminöser vielleicht und Richter etwas dringlicher. Aufnahmen mit Rudolf Serkin kenne ich nur wenige. Szell, einer jener Pulttyrannen, ist öfters vertreten in meiner Sammlung. Wolfgang |
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WolfgangZ
Inventar |
#31276 erstellt: 23. Jul 2024, 19:38 | |||
Und was Andreas anbelangt und seinen Tunder - für die paar großen Pfennige sollte man vielleicht zugreifen. Da kenne ich wirklich nur - und das flüchtig - den Namen. Zwar nehme ich an, dass diese Orgelmusik nicht so ganz originär oder originell klingt, aber die Musik mir merken, die ich mittlerweile kenne, haut in Aberhunderten von Fällen sowieso nicht mehr hin. Man freut sich dann über die stilistischen Assoziationen. Michael wiederum hat mich zum Kauf der (beinahe ganz) neuen Hyperion-Scheibe nicht motiviert - es war wohl auch nicht seine Absicht. Die folgende möchte ich mir zulegen, da ich das Konzert von Gablenz über yt gehört und als durchaus reizvoll, ja beinahe unverwechselbar empfunden habe. Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 23. Jul 2024, 19:43 bearbeitet] |
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Hörstoff
Inventar |
#31277 erstellt: 23. Jul 2024, 20:16 | |||
Du triffst den Nagel auf den Kopf, Meister Wolfgang. In der Tat musste ich mich dabei ertappen, dass ich beim letzten Satz der zweiten SACD dann doch vorzeitig ausgestellt habe. Und dagegen Bachs Klaviermusik: eine Wohltat und eben doch ein anderes Niveau. Vielleicht einfach Gewohnheit, aber Tunders sakrale Orgelwerke sind dagegen nicht so meins. Er gilt übrigens gemäß Wikipedia als einer der Großen der Norddeutschen Schule. |
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WolfgangZ
Inventar |
#31278 erstellt: 23. Jul 2024, 20:23 | |||
Das ist allerdings zu früh. Beim Marathon bleibst Du ja auch nicht auf Kilometer 40 Komma stehen ... |
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arnaoutchot
Moderator |
#31279 erstellt: 24. Jul 2024, 06:22 | |||
Das tut mir leid, ich wollte Dich nicht abschrecken. Ich hatte sie (Tellefsen/Kalkbrenner) zwischenzeitlich auch nochmals gehört, da gefiel sie mir besser. Also ich würde mal so sagen: Wer die Chopin-Konzerte mag, sollte evtl. reinhören. |
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WolfgangZ
Inventar |
#31280 erstellt: 24. Jul 2024, 10:46 | |||
Das ist kein Problem und es braucht Dir wirklich nicht leid zu tun! Es befindet sich so viel in der Warteschleife, dass ich dort immer mal wieder streiche! Grundsätzlich finde ich die Serie genial, ihren Erfolg beachtlich, und es liegt auf der Hand, dass nicht alles erstklassig sein kann, was da ausgegraben wird. Wie im Falle Gablenz (siehe oben) kann ich mich oft genug in der Tube schon mal orientieren. Mit den Violin- und Cellokonzerten ist man da weniger rührig, wie mir scheint. Vielleicht ist auch die Interessenslage tatsächlich deutlich geringer - dass es aber deutlich weniger Material zum Entdecken gibt, glaube ich nicht einmal. Wolfgang |
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WolfgangZ
Inventar |
#31281 erstellt: 24. Jul 2024, 10:48 | |||
Gegen die Chopin-Konzerte habe ich nichts, aber etwas modernere Konzerte aus dem 19. bis ins 20. Jahrhundert und etwas mehr Orchester-Relevanz würde ich schon bevorzugen. Das Raffinement des Klaviersatzes wird überdies von all den stilistisch verwandten Konzerten kaum je auch nur annähernd erreicht - es ist meist doch nur Phrasenkult. Ausnahmen bestätigen die Regel - da kenne ich manches aus der großen Box The Golden Age of the Romantic Piano Concerto und natürlich schon auch aus der Hyperion-Reihe. Aber wenn man den Namen noch nie gehört hatte, mag das durchaus einen Grund haben. So ging es mir freilich auch mit dem Namen Gablenz. Doch hier befinden wir uns eher in der Spätromantik, nicht nur von der Entstehungszeit her. Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 24. Jul 2024, 10:56 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#31282 erstellt: 24. Jul 2024, 18:11 | |||
Hier Friedrich Gulda - Piano - andante/ORF 4CD 1957&1967/2005. Die kleine Edition (im Bild das schwarze CoveR) fasst die Aufnahmen von Gulda für den österreichischen Rundfunk zusammen mit Werken von Schubert, Debussy und Ravel. Leider ist alles noch mono aufgenommen (auch der Schubert aus 1967) und klingt auch eher verhalten. . Die Préludes von Debussy hat Gulda für MPS 1969 (im Bild links) nochmals wesentlich klarer und mE auch deutlich exzentrischer aufgenommen. Ich höre das gerade vergleichend. Schade, vom Repertoire finde ich die ORF-Aufnahmen interessant, aber klanglich ist es historisch zu nennen. [Beitrag von arnaoutchot am 24. Jul 2024, 18:43 bearbeitet] |
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Hörstoff
Inventar |
#31283 erstellt: 24. Jul 2024, 18:47 | |||
Es laufen gut erkennbar romantische Violinkonzerte dänischer Komponisten, mit einer dänischen Violinistin (Christina Åstrand - sehr gut), vom dänischen National-Label Dacapo, aber finnisches Orchester (Tampere Philharmonic Orchestra mit John Storgårds) - eine gelungene Melange. Der Sound ist gut. Niels Wilhelm Gade, Rued Langgaard, Peter Erasmus Lange-Müller: diese großen Dänen gehören definitiv auf Merkzettel zur musikalischen Romantik. gefällt auch anderen |
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WolfgangZ
Inventar |
#31284 erstellt: 24. Jul 2024, 19:03 | |||
Danacord hat schon länger vier CDs mit Klavierkonzerten dänischer Komponisten veröffentlicht, die ich eigentlich alle reizvoll finde. Ob sie auch anderweitig zu erwerben sind, ob sie überhaupt noch alle bequem erhältlich sind, habe ich nicht überprüft, aber Bestandteil der Hyperion-Reihe sind die Konzerte, glaube ich, bislang nicht geworden - das müssten dann wohl auch andere Interpreten übernehmen. Übrigens überschneidet sich diese kleine Reihe mit einer anderen, wo Vater und Sohn zu hören sind - so im Falle von Siegfried und Rued Langaard. Hier ein Beispiel: Irgendwie glaube ich, dass wir das Thema bereits hatten ... Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 24. Jul 2024, 19:05 bearbeitet] |
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Hörstoff
Inventar |
#31285 erstellt: 24. Jul 2024, 19:12 | |||
Die CD aber nicht und außerdem setzt sich das Thema ja immer weiter fort, wenn neue oder bislang unbekannte alte Aufnahmen vorliegen. |
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WolfgangZ
Inventar |
#31286 erstellt: 24. Jul 2024, 19:54 | |||
Schon in Ordnung - ich habe da auch keine großen Hemmungen ... |
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Hüb'
Moderator |
#31287 erstellt: 25. Jul 2024, 08:20 | |||
Anton Rubinstein (1829-1894) Streichquartette op. 17 Nr. 2 & 3 Reinhold-Quartett CPO, DDD, 2020 Habe ich vor einer Zeit schonmal gehört und empfohlen. Lohnend, wenn man romantische Streichquartette mag.
Eugen D'Albert (1864-1932) Streichquartette Nr. 1 a-moll op. 7; Nr. 2 Es-Dur op. 11 Reinhold-Quartett CPO, DDD, 2015 Beinahe noch interessanter dann diese tolle Musik, als Erstlauschung. D'Albert - bei mir als "Opernkomponist" absortiert - hat hier zwei wirklich schön Quartette hinterlassen. Wirklich schade, dass die Scheibe schon wieder gestrichen ist.
Viele Grüße Frank |
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WolfgangZ
Inventar |
#31288 erstellt: 25. Jul 2024, 11:10 | |||
Dank an Frank für die Streichquartett-Tipps! Über die andere Firma kann man die CD mit Rubinstein zu einem vernünftigen Preis schon noch kaufen. Es gibt noch weitere Streichquartette von ihm. CPO ist leider nicht dafür bekannt, dass sie ihr Repertoire lange aufrechterhalten würden ... Aber was man erhält, bürgt ziemlich ausnahmslos für Qualität. Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 25. Jul 2024, 11:14 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#31289 erstellt: 25. Jul 2024, 11:18 | |||
Du meintest vermutlich D'Albert, Wolfgang? Die Rubinstein-CD gibt es noch "regulär" bei CPO. Viele Grüße Frank |
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WolfgangZ
Inventar |
#31290 erstellt: 25. Jul 2024, 12:31 | |||
Ob ich jetzt stilistisch Rubinstein und d'Albert zuordnen könnte, wage ich zu bezweifeln. Aber das ist nicht mehr das Hauptproblem, je größer die Sammlung! [Beitrag von WolfgangZ am 25. Jul 2024, 12:34 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#31291 erstellt: 25. Jul 2024, 14:07 | |||
Hier Johann Jakob Froberger (1616-1667) - Werke für Cembalo - Gustav Leonhardt - BMG Japan 1989. Frobergers Rolle wird gemeinhin unterschätzt, was auch daran liegt, dass sein Werk nur bruchstückhaft erhalten ist. Er war aber wohl ein nicht unbedeutender Einfluss auf Komponisten wie Pachelbel, Buxtehude und auch J S Bach. Hier eine Auswahl von eher kürzeren Stücken, gespielt vom Grandseigneur Leonhardt. Schön ! |
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Hörstoff
Inventar |
#31292 erstellt: 25. Jul 2024, 15:00 | |||
Stereo-CDs für mehr als 3 Euros finde ich unakzeptabel - ärgerlicher ist nur noch, wenn sie gar nicht mehr erhältlich sind. Hier etwas Flötiges, nahezu Bachstelzenhaftes - ich meinte Sharon Bezaly zu entdecken, sie ist aber nicht mit dabei, stattdessen Ulla Millmann, wer sonst - von Ole Schmidt - einem erst 2010 verstorbenen Dänen. . Nach der Flötensuite mit Orchester und dem Flötenkonzert folgen nun desgleichen erst mit Horn, dann mit Tuba. Ich bin gespannt und lasse mich gern überraschen. |
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Hörstoff
Inventar |
#31293 erstellt: 26. Jul 2024, 16:28 | |||
Unter dem Motto "Listening to Great Music" empfehle ich wärmstens die nachfolgenden glorreichen Einspielungen großer dänischer Komponisten. [Beitrag von Hörstoff am 27. Jul 2024, 10:31 bearbeitet] |
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Hörstoff
Inventar |
#31294 erstellt: 27. Jul 2024, 10:41 | |||
Es laufen Bußpsalmen von Melchior Franck.
Mit Gesang. Sehr schön dargeboten von der Weser-Renaissance Bremen/Manfred Cordes. Ein hochkulturelles Ereignis, das heißt nicht einfach Kirchenmusik, sondern sehr gut für das allgemeinbildende Hören geeignet. |
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atoenne
Stammgast |
#31295 erstellt: 29. Jul 2024, 07:54 | |||
Hörstoff
Inventar |
#31296 erstellt: 29. Jul 2024, 17:18 | |||
Willkommen, Atoenne. Schreibe gern so wie du willst, Wiederholungen schaden auch nicht.
SACDs gibt es zum Glück, sofern gesucht noch zahlreich; ich empfehle und höre sie regelmäßig. Kannst du hier nachvollziehen. Neben einem manchmal tollen Dynamik- und Frequenzumfang wird auch das formidable Surroundformat vielfach mitgeliefert und lässt sich problemfrei aufrufen. Zum Beispiel diese hier: Henning Sommerros Borders vom Trondheim Symphony Orchestra/Nick Davies. Eine der Referenz-Surroundeinspielungen des nordischen Labels 2L, die dies in Perfektion kultivieren. Musikalisch und klanglich bereichernd: musikalisch aufgrund der Klangspiele und -fäden des nordischen Komponisten und klanglich, da jedes Detail instrumentennah und im Raum verteilt wiedergegeben wird. |
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arnaoutchot
Moderator |
#31297 erstellt: 29. Jul 2024, 17:43 | |||
Hmm ... ich wollte schon schreiben, dass das wieder eine der 2L-Produktionen ist, die klanglich zwar herausragend sind, aber die inhaltlich nur mit Schmerzen zu ertragen ist. Streame gerade mal rein in dolby Atmos, das klingt erstaunlich interessant. Lediglich die Soloinstrumente Mundharmonika und Pan Flöte erzeugen leichte Zweifel bei mir. Und - wie bei 2L immer - ist die Blu Ray technisch/klanglich die interessantere Scheibe, aber man kann ja beides haben. Ich werde mal danach auf die Suche gehen. |
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G.S.Torrente
Ist häufiger hier |
#31298 erstellt: 03. Aug 2024, 10:20 | |||
Hier klafft ja ein riesiges, schwarzes Sommerloch. Das kann ich natürlich nicht vollständig auffüllen, aber einen Anfang will ich machen, vielleicht liest ja doch jemand mit. Mieczysław Weinbergs sechs Klaviersonaten gehören gewiss nicht zum bedeutendsten Repertoire russischer Klaviermusik, aber ihre überbordenden melodischen Einfälle (4. Sonate!) üben auf mich einen gewissen Reiz aus, jedenfalls höre ich sie immer wieder gern: Mieczysław Weinberg: Klaviersonaten 4-6 Murray McLachlan 1998 / divine art, DDD 2012 Die CD des Labels divine art (Diversions Ltd) ist die Übernahme einer Einspielung von Olympia aus 1998. Der britische Pianist Murray McLachlan ist in der russischen Musik des 20. Jahrhunderts sozusagen beheimatet. Er hat zahlreiche Klavierwerke von Prokofjew, Schostakowitsch, Kabalewsky, Mjaskowsky, Chatschaturian, Tscherepnin und Schtschedrin aufgenommen. Authentisch, mitreißend. Torrente |
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arnaoutchot
Moderator |
#31299 erstellt: 03. Aug 2024, 11:47 | |||
Nun, sehr viele sind hier ja auch nicht aktiv, deswegen fallen Sommerlöcher besonders tief aus ... Hier aus einem Rampal-Böxchen Mozart - Konzert für Flöte und Harfe - Jean-Pierre Rampal, Lily Laskine, Jean-Francois Paillard Orchestre de Chambre - Erato 1963. Beispielhafte Aufnahme des Konzerts, passt zu einem sonnigen Samstag-Nachmittag. Ich lese gerade, dass Wolfgang Rihm letzte Woche verstorben ist. R.I.P. Er galt ja wohl als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Deutschlands. Ich kenne nur das eine Stück, das ich vor einiger Zeit hier schon mal hörte (siehe unten), sonst absolut gar nichts. Was sollte man mal gehört haben ? [Beitrag von arnaoutchot am 03. Aug 2024, 12:34 bearbeitet] |
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G.S.Torrente
Ist häufiger hier |
#31300 erstellt: 03. Aug 2024, 13:13 | |||
Gute Idee! Das Doppelkonzert habe ich (zu) lange nicht mehr gehört. Bei mir aber nun zunächst Frühbarock-Sakrales aus Venedig: Claudio Monteverdi: Vespro della beata vergine (Marienvesper) The King's Consort & Choir, Robert King / 2-SACD, Hyperion, 2005 Mit seinen Doppelchören, Echowirkungen und Soloeinsätzen aus der Ferne bietet sich die Marienvesper wie kaum ein anderes Werk des Barock (vielleicht noch Bibers "Missa Salisburgensis") für die Mehrkanal-Lauschung an. Und das Klanggeschehen ist hier optimal umgesetzt worden: Der Hörer wird akustisch vor der "Bühne" positioniert und nicht etwa mittendrin. Aufgenommen wurde sie nicht - wie die Coverabbildung vermuten ließe - in Venedigs Basilica di San Marco, sondern in der für derartige Werke häufig gewählten Kirche St-Jude-on-the-Hill in Hampstead Garden, London. Der Eindruck ist schlicht atemberaubend, zumal auch Sänger und Instrumentalisten unter der erfahrenen Leitung von Robert King tadellos agieren. Hyperion hat ja leider nur eine überschaubare Anzahl an SACDs herausgebracht - diese nimmt eine Spitzenposition ein. Wenige Jahre zuvor hatte King für Hyperion bereits eine Reihe von vier SACDs mit sakralen Werken Monteverdis aufgenommen. Auch die lohnen sich und seien daher empfohlen. Torrente |
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G.S.Torrente
Ist häufiger hier |
#31301 erstellt: 03. Aug 2024, 14:11 | |||
Dann kennst du schon mal mehr als ich. In meiner Sammlung finden sich nur Beifang und Sampler-Schnipsel, kein Titel länger als fünf Minuten, und die kenne ich nicht mal... Als ich letztes Wochenende von Rihms Tod hörte, überlegte ich auch, was ich kennen lernen sollte. Bekannt und beliebt war Rihm wohl für seine Beiträge zum Musiktheater. Da hier wohl keine Opernfans (mehr) schreiben, muss man das nicht vertiefen. Doch wenn ich lese, dass er Henze, Stockhausen und Nono zu seinen Vorbildern zählte, dann weiß ich Banause, dass ich an Rihms Musik auch weiterhin guten Gewissens werde vorbeiziehen können. |
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Hörstoff
Inventar |
#31302 erstellt: 03. Aug 2024, 17:22 | |||
Sommerloch... Die paar Tage. Bereits zum zweiten Mal, weil es mir sehr gut gefallen hat, lief Carl Orffs Carmina Burana von SolistInnen, Arnold Schönberg Chor, Wiener Sängerknaben und Wiener Philharmoniker/André Previn. Surroundtechnisch nicht sonderlich herausragend, da eher nur supplementierende Räumlichkeit auf den hinteren Kanälen, hat mich die feinteilige, kohärente Interpretation umso stärker in ihren Bann gezogen. Jetzt auch bei mir eine Monteverdi-Hyperion-SACD der gleichen Vereinigung. Zuerst dachte ich, dass der Zweiteiler von Torrente teilweise inhaltsgleich sein könnte, jedoch ist dem wohl nicht so. Aus der Reihe "The Sacred Music" gibt es vier SACDs, hier die zweite. Effektvoll in Szene gesetzte, feinfühlige, virtuose sakrale Musik des frühbarocken Komponisten. Vielleicht bringt Hyperion ja einmal eine Gesamteinspielung der Monti-King-SACDs heraus, die mich zu einem guten Kurs sehr interessieren würde. |
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Hörstoff
Inventar |
#31303 erstellt: 03. Aug 2024, 17:47 | |||
Wolfgang Rihms Requiem-Strophen vom Chor & SO BR/Jansons sollte jedeR Wolfi-Fan einmal gehört haben. Aber ich will nicht albern werden, ist ja leider in der Tat ein trauriges Ereignis. Es gibt auch einen Rolf Riehm. Eine Anmerkung noch zu Weinberg: diesen als "Russischen Komponisten" oder als "Russische Klaviermusik" zu vereinnahmen, finde ich doch etwas unpassend. Dafür ist seine Biographie doch zu schillernd - https://www.berliner...einberg-im-portrait/. [Beitrag von Hörstoff am 03. Aug 2024, 17:48 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#31304 erstellt: 03. Aug 2024, 17:53 | |||
Glaube ich kaum. Robert King wurde 2007 wegen Kindesmissbrauch angeklagt. Weiss nicht, ob Hyperion in Sachen King nochmals aktiv wird. Zufällig höre ich auch gerade die Sacred Music II, sehr schöne Musik. Ich habe alle vier Teile der Sacred Music, aber die Vespers fehlen mir.
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Hörstoff
Inventar |
#31305 erstellt: 03. Aug 2024, 18:12 | |||
Eiwei, der wurde wegen 14 Übergriffen sogar verurteilt und eingesperrt. Damit hat sich das Thema SACD-Nachkauf für mich erledigt. Am Ende kriegte er davon noch Tantiemen... |
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arnaoutchot
Moderator |
#31306 erstellt: 03. Aug 2024, 18:26 | |||
Und was machst Du jetzt mit der Sacred Music II ? Wird die zur Strafe verbrannt ? |
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Hörstoff
Inventar |
#31307 erstellt: 03. Aug 2024, 19:57 | |||
Nein, die Musik kann nichts dafür. Die SACD kommt wieder zurück in die Regalbox "Mon". [Beitrag von Hörstoff am 04. Aug 2024, 06:47 bearbeitet] |
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Hörstoff
Inventar |
#31308 erstellt: 04. Aug 2024, 06:46 | |||
Es läuft ein weiteres Highlight von Cybele. Die Einspielungen dieses Labels gefallen mir - ähnlich 2L - in ihrer Gesamtheit außerordentlich gut. Im Falle Cybele vor allem aufgrund des Repertoirewerts und der Interpretationen, wobei auch der instrumentale Klang sehr gut, wenn auch nicht so spektakulär wie von 2L eingefangen und reproduzierbar ist. EDIT: ausgerechnet unter diesem Gesichtspunkt allerdings ein sehr empfehlenswerter Anspieltipp für Surroundhörer: Stadsgeschiedenis, eine Einspielung der elektroakustischen Montage von "de Stad" für die multimediale Ausstellung "Geschichte des neuen Rotterdam" im Historischen Museum Rotterdam 2003 - mit tollen Effekten auch von den Rears. Oscar van Dillens "De Stad", ensemble für aktuelle Musik der/gelbe/klang. [Beitrag von Hörstoff am 04. Aug 2024, 07:26 bearbeitet] |
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G.S.Torrente
Ist häufiger hier |
#31309 erstellt: 04. Aug 2024, 13:33 | |||
Nun, als russischen Komponisten hat Weinberg hier, glaube ich, niemand bezeichnet. Seine Musik als "russisch" zu bezeichnen, empfinde ich hingegen als angemessen und passend. Weinbergs wechselvolle Biographie ist mir bekannt, und ich würde auch ungern von "sowjetisch" oder "sowjet-russisch" im politischen Sinne reden wollen, doch halte ich sein Werk für schwer trennbar von dem seines lebenslangen Freundes Schostakowitsch. Es entspringt erkennbar der russischen Schule. Aus dieser Perspektive passt Weinberg m.E. gut in die "Russian Piano Musik Series" mit McLachlan. Hier geht es weiter mit Orchesterwerken von CPE Bach: Carl Philipp Emanuel Bach: 4 Sinfonien, Cellokonzert A-Dur Alison McGillivray, The English Concert, Andrew Manze / Harmonia Mundi USA, 2006 Die vier späten Sinfonien Wq 183 (um 1775) gehören zu den beliebtesten und wahrscheinlich am häufigsten eingespielten des Hamburger Bach-Sohnes. Mich erinnern sie wiederholt an frühe Haydn-Sinfonien. Das renommierte englische Barockensemble geht äußerst spritzig und mitunter effektvoll zu Werke, dabei jederzeit sensibel gestaltend. Andrew Manze leitet es von der Geige aus. Die Klangbalance ist recht streicherbetont geraten, da aber die Holzbläser motivisch-entwickelnd in den Tuttistellen ohnehin kaum beteiligt sind, geht das für mich in Ordnung. Drei Cellokonzerte des Komponisten erschienen zu Lebzeiten des Komponisten im Druck, das hier dargebotene in A-Dur Wq 172 mit reiner Streicherbegleitung aus CPE's Berliner Zeit (1753) ist formal noch im Barock verhaftet und weist kaum Unterschiede zu den Gattungsbeiträgen Vivaldis auf. Sein langsamer Binnensatz ist ein Paradebeispiel an Empfindsamkeit und wird kontrastiert durch einen virtuosen Finalsatz. Die schottische Cellistin Alison McGillivray ist Mitglied des Orchesters und lehrt mittlerweile auch als Professorin für Barockcello und Gambe in Glasgow und an der Guildhall School in London. Ihr souveränes Spiel ist gut eingebettet in den begleitenden Streicherklang. Ihre Deutung würde ich zurzeit denen der geschätzten Cellisten Jean-Guihen Queyras (mit dem Ensemble Resonanz / HMF) und Hidemi Suzuki (mit dem Bach Collegium Japan / BIS) vorziehen. Torrente |
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G.S.Torrente
Ist häufiger hier |
#31310 erstellt: 04. Aug 2024, 15:08 | |||
Ich springe drei Komponisten-Generationen zurück und von Hamburg nach Salzburg, bleibe aber beim Geiger Andrew Manze: Heinrich Ignaz Franz Biber: Violinsonaten 1681 Andrew Manze, John Tull, Nigel North / 2 CDs, Harmonia Mundi USA 1994 (bei mir als Re-Release von 2006 mit anderer Coverabbildung) Die im Original schlicht mit "Sonatæ" bezeichneten acht Violinsonaten von 1681 sind sehr wahrscheinlich kurz nach den ungleich bekannteren "Mysterien-Sonaten" entstanden, deren Entstehungsgeschichte bis heute ungeklärt ist. Dort wie hier auffälligstes Merkmal ist das häufig auftretende Formelement der Variation, das Raum schafft für allerlei virtuose Mätzchen. Ergänzt werden die Sonaten in dieser Zusammenstellung durch zwei frühe Sonaten aus Bibers Zeit am Hof zu Kremsier sowie die Passacaglia aus dem Anhang der "Mysterien" und eine Passacaglia für Laute solo. Wie schon in den "Mysterien" angewandt, bedient sich Biber auch in zwei Sonaten der vorliegenden Sammlung dem Kunstgriff der Skordatur, um gewisse virtuose Passagen spieltechnisch überhaupt ausführen zu können. Andrew Manzes überlegenes Spiel besticht durch seinen ausgesprochen farbenreichen und sehr präsenten, satten Ton, der nichts verschleiert oder etwa nur andeutet, sondern einfach nur glänzt. Er reizt die klangliche Palette des aus der Werkstatt Joseph Gaglianos in Neapel stammenden Instruments (1783) voll aus. Im Sport würde man formulieren: er geht volles Risiko - wirklich beeindruckend. Begleitet wird die Solovioline abwechselnd durch Cembalo (recht sparsam und eher verhalten) oder Orgel sowie Erzlaute, Theorbe oder Barockgitarre. Wer sich für die Rosenkranzsonaten begeistern kann, wird auch hieran Gefallen finden. Torrente |
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Hörstoff
Inventar |
#31311 erstellt: 04. Aug 2024, 16:33 | |||
Das wollte ich dir auch nicht unterstellen. Allerdings nennt sich die von dir verlinkte Einspielung von McLachlan russische Klaviermusik. Da gehe ich nicht mit, auch wenn Weinberg ein enger Freund von Schostakowitsch war und dieser ihn erkennbar unterstützt hat. Er ist halt in Warschau großgeworden und hätte dort wohl auch weiter gewirkt, wenn sich nicht der deutsche Überfall auf Polen ereignet hätte. Zudem finde ich seine Sinfonien sehr eigenständig und auch angesichts der landschaftlichen, hochsensiblen Melodik nicht im "Stile Schostakowitsch" ausgeprägt. Wenn Schostakowitsch ihn beeinflusst hat, dann ebenso er ihn. Hier meinte ich die Messe für Doppelchor von Frank Martin zu hören. Erkennbar von der Romantik beeinflusste Musik, vielleicht gar in gewissem Sinne als neoromantisch oder neoklassisch zu bezeichnen, jedoch ohne Kitsch-Fragmente - eher meine ich einer gewisse musikalische Nähe zur Weinbergschen feinsinnigen Melancholie zu entdecken. Allerdings nicht als nationale Einordnung irgendeiner Coleur. Ein erkennbar sehr hohes musikalisches Niveau. Allein, nach einer halben Stunde keinerlei Choravancen, stattdessen virtuose Orchestermusik. Auch kein "Kyrie" und "Gloria", stattdessen "Allegro moderato" und "Adagio". Ist da etwas vertauscht worden? Und in der Tat: hier läuft Bruckners 7. Sinfonie. Ein Schildbürgerstreich? Die SACD ist zweifelsfrei die betreffende, sie ist zumindest entsprechend beschriftet, ich habe extra noch einmal nachgesehen. [Beitrag von Hörstoff am 04. Aug 2024, 17:10 bearbeitet] |
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G.S.Torrente
Ist häufiger hier |
#31312 erstellt: 04. Aug 2024, 17:45 | |||
Hallo Andreas, solche Fehldrucke können immer mal vorkommen, die kannst du normalerweise problemlos umtauschen. Ich habe gerade mal in mein SACD-Exemplar hineingehört, das ist zweifelsfrei Frank Martins Messe. Der Fehler trat also nur bei einer gewissen Charge auf, die falsch bedruckt wurde. Den Zusammenhang zwischen Martin und Weinberg kann ich zwar jetzt beim besten Willen nicht erkennen, aber sonst stimme ich allem zu, was du in deinem letzten Beitrag über Weinberg schriebst. Selbstverständlich ist Weinbergs Musik so eigenständig wie unverwechselbar, seine Sinfonien ebenso wie übrigens seine großartigen Streichquartette! In seinem Melodienreichtum spiegelt sich ja durchaus AUCH polnische Folklore wider. Aber er wurde eben AUCH und erkennbar beeinflusst durch die russische Schule. Gruß, Torrente |
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Hörstoff
Inventar |
#31313 erstellt: 04. Aug 2024, 18:37 | |||
Martin habe ich ja auch nicht gehört, wollte ich nur, stattdessen zwangsweise Bruckner (wie ein Abgleich ergeben hat). Die Analogie von Bruckner und Weinberg ist hoffentlich nicht völlig abwegig. Was Weinbergs Biographie angeht, könnten wir uns auf polnisch-russisch einigen. |
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arnaoutchot
Moderator |
#31314 erstellt: 05. Aug 2024, 15:21 | |||
@Torrente: Zustimmung zu CPE Bach und HIF Biber. Die Bach-SACD findet sich in meiner kleinen Sammlung, von Biber habe ich sehr viel anderes, die Sonaten von Manze habe ich - glaube ich - nicht. Mal sehen. Hier aber eine kleine neue Box als Neueingang: Carlos Kleiber - Complete Recordings on Deutsche Grammophon - 12CDs & 2 Blu Rays 1973-1982/2024. Natürlich hatte/kannte ich das meiste des schmalen Oeuvres von Kleiber für DGG schon, aber mich reizte nun der Atmos-Mix auf Blu Ray. Und der lohnt sich auch wirklich, alles klingt transparenter und dynamischer als auf den korrespondierenden alten CDs. Ausserdem kann man nun den kompletten DGG-Katalog auf Blu Ray ohne Aufstehen durchhören. |
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arnaoutchot
Moderator |
#31315 erstellt: 05. Aug 2024, 18:30 | |||
Und hier noch etwas Überraschendes. Kaum einer von uns hier wird Mangel an Bruckner #4 Aufnahmen haben. Aber wer dennoch mal etwas Herausragendes in dieser Richtung hören will, sollte das hier mal antesten: FX Roth mit dem Gürzenich Orchester - myrios Classics DXD 352kHz/24bit 2022. Live aufgenommen in der Kölner Phiharmonie, gespielt wird die Erstversion 1874. Klanglich und inhaltlich phänomenal ... |
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op111
Moderator |
#31316 erstellt: 06. Aug 2024, 10:36 | |||
Hallo zusammen. Die Aufnahmen mit dem Gürzenich-Orchester Köln unter Leitung von Francois-Xavier Roth sind auch musikalisch nicht schlecht. Angeblich sind alle Sinfonien fertig aufgenommen. Vermutlich tut sich das Label Myrios momentan wegen des Skandals von F.-X. Roth bei Les Siecles ("Dick Pics") etwas schwer, die Aufnahmen zu veröffentlichen. Franz [Beitrag von op111 am 06. Aug 2024, 12:10 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#31317 erstellt: 06. Aug 2024, 17:42 | |||
Oh, das wusste ich nicht mit den pics ... irgendwie ist die Welt doch verrückt geworden ? Gestern Abend noch ein sinistres Vergnügen: Gustav Mahler - Adagios - EMI 2CD compil. 2010. Alle Adagios oder Sätze, die als solches durchgehen, aneinandergekettet von verschiedenen Dirigenten des EMI-Katalogs. Erschien zum 100. Todestag von Mahler. Aneinandergereiht wird die Wirkung der langsamen Sätze durch fehlende Dynamik etwas ausgelöscht, aber trotzdem nett. Die alten Heroen Barbirolli (#5), Giulini (#1) und Klemperer (#9 & 2) gefallen mir am besten. [Beitrag von arnaoutchot am 07. Aug 2024, 06:16 bearbeitet] |
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G.S.Torrente
Ist häufiger hier |
#31318 erstellt: 07. Aug 2024, 09:34 | |||
Von Emilie Mayer (1812-1883) finden sich in meinem Regal die Sinfonie Nr. 4, das Klavierkonzert B-Dur (2x) sowie einige Konzertouvertüren und etwas Kammermusik. Wirklich auseinandergesetzt habe ich mich damit ehrlicherweise nicht, denn ihre Musik ist in meinem Schädel nie "eingerastet". Das war ein Fehler, wie ich kürzlich zu meiner Überraschung feststellte, als ich ihre Sinfonie Nr. 7 zufällig im Radio hörte und total geflasht war. Der NDR stellte sie in folgender Aufnahme vor, die ich soeben wiederholt und mit wachsender Begeisterung über YT nachhörte: Emilie Mayer: Sinfonien Nr. 3 C-Dur und Nr. 7 f-Moll NDR Radiophilharmonie, Jan Willem de Vriend / cpo 2022 Emilie Mayer wurde zu ihrer Zeit als "weiblicher Beethoven" bezeichnet oder, wie Dave Hurwitz despektierlich meint, als "Beethoven with boobs", was zum einen schon von den Lebensdaten nicht hinhaut, es zum anderen aber auch musikalisch - jedenfalls in ihrer Sinfonie 7 - bei weitem nicht trifft. Sie weist nämlich im musikalischen Ausdruck und Einsatz der Mittel weit über Beethoven hinaus. Mag die 7. Sinfonie, komponiert um 1856 (Schumanns Todesjahr), formal noch fest in der Klassik verankert sein, so höre ich doch romantische Schumannsche Wendungen (häufig) und Mendelssohnsche Stimmungen (gelegentlich)*. Dennoch findet Mayer ihre eigenständige Tonsprache und fantasievolle, farbenreiche Orchestrierungen, und es bleibt für mich zu prüfen, ob sie genau diese Eigenständigkeit in ihrem frühen Klavierkonzert oder der Vierten noch vermissen lässt. Die wunderbare 7. Sinfonie (ihre 8. und letzte ist verschollen) präsentiert sich hier jedenfalls mit richtig viel Schwung und Abwechslung. Dabei leisten die NDR-Philharmoniker aus Hannover ganz großartige Arbeit und schaffen mit hörbar viel Energie, Dynamik und Ausdruckswillen nichts weniger als hohe Kunst. Das kann man anders, aber kaum besser gestalten. Das Klangbild ist luftig und dynamisch. Ähnlich unerwartete Erfahrungen habe ich immer mal wieder machen dürfen und will es gerne noch mal aussprechen: Hakt sich Musik mal nicht richtig ein, gib ihr eine zweite und nötigenfalls dritte oder vierte Chance! Die 3. Sinfonie, ebenfalls auf der gezeigten CD, kenne ich noch nicht. Das wird aber zeitnah geändert, denn Emilie Mayer gehört für mich nun zweifellos zu den persönlichen Entdeckungen des Jahres. Selten kann ich mich uneingeschränkt Hurwitz' Urteil anschließen, hier schon: "A must-have if you collect worthy, unknown symphonic music." ________ * Die generelle Frage drängt sich mir gerade auf, ob ein Werk als epigonal und somit unbedeutend gilt, wenn man sich beim Hören permanent an andere Komponisten erinnert fühlt... Oder empfinden wir das heute nur so, weil man gefälligst kreativ und unangepasst zu sein hat? Wer dem Mainstream frönt, gewinnt halt keine Follower. Hurwitz vertritt in dem Zusammenhang die These, dass sich Komponistinnen im 19. Jh. gezwungen fühlten konservativ zu komponieren, um die Chance zu wahren, überhaupt aufgeführt zu werden. Torrente |
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arnaoutchot
Moderator |
#31319 erstellt: 08. Aug 2024, 16:45 | |||
Wie immer machst Du mich neugierig mit Emilie, von der ich noch nicht einmal den Namen gehört habe. Mal schauen, ich werfe bei Gelegenheit mal die Streaming-Kiste an. Hier eine Überraschung: Vivaldi - Solo Concertos - Barocksolisten München - Hänssler 2014. Weitere Vivaldi-Aufnahmen brauche ich auch ungefähr so dringend wie einen Kropf. Aber wenn sie dann so erfrischend, virtuos im Ensembleklang und klanglich fein aufgenommen daherkommen, dann werde ich weich. Feine Concerti für Flöte, Fagott, Cello und Oboe, auf den ersten Blick sind es eher selten gehörte Stücke. Bei den Jahreszeiten hätte ich gestreikt ! |
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ardina
Inventar |
#31320 erstellt: 08. Aug 2024, 17:12 | |||
Da fällt mir immer ein, was der Herr Tschaikowski in seiner Eigenschaft als Kritiker über Giuseppe Verdi einst sagte: „Dieser Sohn des sonnigen Südens hat viel an seiner Kunst gesündigt, indem er die ganze Welt mit seinen abgeschmackten Leierkastenmelodien überflutete, aber vieles muss ihm verziehen werden um des unzweifelhaften Talents, der Innigkeit des Gefühls willen, die jeder der Verdischen Kompositionen eigen ist. |
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arnaoutchot
Moderator |
#31321 erstellt: 08. Aug 2024, 17:36 | |||
Bei Vivaldi fällt Dir Verdi ein ? Nun gut, fangen beide mit "V" an ... |
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ardina
Inventar |
#31322 erstellt: 08. Aug 2024, 17:42 | |||
Tschuldigung, ereignisreicher Tag in der Firma, war wohl noch nicht ganz bei der Sache … Mag daran liegen, dass ich Vivaldi ähnlich wenig abgewinnen kann wie Verdi. Waren wenigstens beide Italiener. |
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parasport
Stammgast |
#31323 erstellt: 08. Aug 2024, 20:17 | |||
Durch die Anregung hier in diesem Thread zu Martinu, bin ich tatsächlich ein Fan seiner Musik geworden. 1. Hier in sehr guter klanglichen Qualität: Martinů - Double Concertos - Momo & Mari Kodama, OrchPhilharmon de Marseille, Lawrence Foster 2. und wieder mal mein geschätzter Marc-Andre Hamelin mit sehr schönem Album: |
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