Lohnt sich ein Plattenspieler objektiv?

Hallo,

Cassetten kamen "so richtig" erst gegen Mitte der 70er Jahre auf - ich erinnere mich daran, wie wir mit "Überspielkabel" - natürlich DIN - fleißig Cassetten kopiert haben. WDR2 hatte Mittwochs mit Mal Sondock DEN Termin in der Woche..., auch der Samstag war wichtig, da lief die Schlagerrallye (hatte nix mit Schlagern zu tun, wer die Sendung nicht kannte). Danach ging es erst inne Disse.

Im Gegensatz zu den aktuelleren Holländern von Hilversum quasselten beim WDR die Moderatoren nicht in die Titel ...

Peter

Bei der Schlagerrallye wurde aber nur in die 3 Topplazierten garantiert nicht reingequatscht. Bei den anderen hielt man sich aber weitestgehend zurück. BFBS hatte auch immer tolle Musiksendungen, leider quasselten die unentwegt rein.

Wenn wir hier schon OTen...

Ich habe immer Pop nach 8 (zu Gottschalks Zeiten beim BR noch) mit meiner Revox A77 2-Spur Highspeed (19cm/s) aufgezeichnet und am nächsten Tag nach der Schule meine Tapes geschnitten. Die Bandmaschine hab ich immer noch :-)

Ich erinnere mich an ein über mehrere Tage gehendes hr3-Special an Weihnachten ('79? '80?), an dem auch "Nicht-Reinquatsch-Garantie" herrschte und zu dem man sich vorab die Playlist schicken lassen konnte. Mein Vater nahm wie blöd Kassetten (mehrere in stetigem Wechsel nach Thema/Stil) an der Anlage im Wohnzimmer auf, während ich meine ersten Mitschneideversuche in der Küche machte.

(Sind wir jetzt eigentlich im Plattenspieler-objektiv-?- oder im 50-Jahre-Bandsalat-Thread...?)

Zu dem Thema Sprachpause - In München gab es einen empfangbaren Piratensender, der legendäre und erste M1.
Da lief permanent nur bester Sound, ohne Werbung und ohne Gequatsche. Nur alle paar Stunden kam ganz kurz. 'Sie hören M1, einfach nur Musik'.
Das ging etliche Wochen/Monate gut und ich hab mir unzählige Tapes davon gezogen
Irgendwann haben die dann den Sende-Container irgendwo in den Bergen ausgehoben...

Ich glaube der Piratensender "Radio Dreyeckland" in Freiburg i. Br. wurde bei keiner der mehrfachen Razzien gefunden - bis er dann legalisiert wurde.

(So langsam wird's hier aber "Wer kann noch offtopicer?")

1/4 des Weges haben wir bereits geschafft, liebe Analogies. Weiter so

Pigpreast (Beitrag #1213) schrieb:

Ich glaube der Piratensender "Radio Dreyeckland" in Freiburg i. Br. wurde bei keiner der mehrfachen Razzien gefunden - bis er dann legalisiert wurde. (So langsam wird's hier aber "Wer kann noch offtopicer?")

Als ob Du das nicht selbst forcieren würdest...

Dieser Thread hat ein topic

Musikfloh (Beitrag #1216) schrieb:

Dieser Thread hat ein topic :?

Musikfloh (Beitrag #1214) schrieb:

1/4 des Weges haben wir bereits geschafft, liebe Analogies. Weiter so :prost

Genau so isses

wewap (Beitrag #1215) schrieb:

Als ob Du das nicht selbst forcieren würdest... :prost

Ach, was heißt "forcieren"? Manchmal juckt's mir für einen Kommentar halt unter den Fingern.. und ich bin mir der "Sünde" dennoch bewusst. Ist ein bisschen so wie mit leckerem Essen...

schmiddi (Beitrag #1209) schrieb:

Bei der Schlagerrallye wurde aber nur in die 3 Topplazierten garantiert nicht reingequatscht. Bei den anderen hielt man sich aber weitestgehend zurück. BFBS hatte auch immer tolle Musiksendungen, leider quasselten die unentwegt rein.

Mel Sondock, Schlagerrallye, John Peels Music, und was man nicht vergessen sollte, die Stereoübertragung der Rockpalast Konzerte im WDR. Erst auf Tape, ein Philipps mit 18cm Spulen Hohe Bandgeschwindigkeit, Komplettmitschnitt, dann die Highlights auf Cassette. Und immer dran denken: Schmutzige Tonköpfe machen keine saubere Aufnahme. Ab Mitte der Neunziger gings dann etwas besser, Audiorohling in den Marantz, auf Aufnahme/Pause schalten, Schublade manuell öffnen und Audiorohling gegen Datenrohling getauscht. Schublade zu, Aufnahme los.

Mel Sondock hat Ende der Siebziger mal ein Doppelalbum zusammen gestellt, das über die Sparkassen vertrieben wurde. Für die lohnte sich ein Plattenspieler objektiv. Damals.

Heute auch noch, wenn man noch Platten hat aus der Zeit vor CD.

Oder wenn man es wie Spielzeugeisenbahn als Selbstzweck betreibt. So, wie andere Oldtimer haben oder eine Briefmarkensammlung.




Besser so?

Markus_Panik (Beitrag #1219) schrieb:

und was man nicht vergessen sollte, die Stereoübertragung der Rockpalast Konzerte im WDR. Erst auf Tape, ein Philipps mit 18cm Spulen...

Auch so eine Kindheitserinnerung: Der Vater einer Klassenkameradin hatte auch so fette Tonbandmaschinen im Wohnzimmer. Da hieß es auch immer: "Der nimmt nachts den Rockpalast auf."

Kam mir damals ziemlich freaky vor...

Manchmal würde ich mir auch eine nostalgische Ader wünschen...
Aber irgendwie will mir das nicht gelingen und je älter ich werde umso mehr bezweifle ich, dass früher überhaupt irgend etwas besser war.
Vor 20 Jahren hab ich da noch anders gedacht.
Komisch eigentlich... Den meisten Menschen geht's genau anders rum.

Wenn man nostalgisch wird heißt das ja noch nicht, dass es Früher besser war.

Ich bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind und man jetzt eine viel größeres Angebot an Musik hat. Es ist für jeden was dabei in allen möglichen Formaten und in allen Genres.

Den Rockpalast mitzuschneiden hatte schon was Schönes gehabt, besser war es nicht, aber man hat es genossen. Bei einer so einer Aufnahme-Session sind mein Kumpel und ich spontan nach Essen zur Guga-Halle gefahren, wo der Rockpalst gerade spielte. Man wurde meistens zur später Stunde auch ohne Karte dann rein gelassen und an diesem Abend klappte das auch. U.a. spielte Kid Creole and the Coconuts an diesem Abend.

Deswegen kann man ruhig nostalgisch werden ohne gleich zu sagen Früher war alles besser.

Mir gelingt es, indem ich einfach nicht bewerte. Mir geht es bei nostalgischen Erinnerungen nicht darum, ob damals etwas besser war als heute. Es ist eher wie ein Urlaub: Wenn ich da in ein anderes Land fahre, überleg ich mir ja auch nicht ständig, was da besser oder schlechter ist als zu Hause. Ich gucke mir einfach das an, was mich interessiert, genieße das, was mir gefällt.

Und Nostalgie bezüglich einer Zeit, in welcher ich schon gelebt habe, ist für mich wie Urlaub an einem Ort, an dem ich früher lebte. Der Spaß ist für mich hier das "Wiedererkennen", nicht die Freude an ausschließlich positiven Erinnerungen.

Ja, da geh ich mit.
Nur dieses ewige "die Musik war ehrlicher, Radio- und Fernsehprogramm toller, die Autos schöner und bei Oma hat's immer am besten geschmeckt" krieg ich nicht auf die Kette.
Rockpalast mitschneiden hab ich auch gemacht, aber Spaß hatte ich dabei ehrlich gesagt weniger.
Das war immer ein Riesen-Aufwand.
Und die Moderatoren sind mir auch immer ein bischen auf den Sack gegangen.
Da hätte man imo in den umbaupausen einfach Ausschnitte vom letzten mal kaufen lassen sollen.

Fernsehen war früher besser.
Tagsüber gab es nur Testbild, das hatte schon positive Effekte.

Ja genau
Und die Handys waren auch besser weil es gar keine gab...

peacounter (Beitrag #1221) schrieb:

Manchmal würde ich mir auch eine nostalgische Ader wünschen... Aber irgendwie will mir das nicht gelingen und je älter ich werde umso mehr bezweifle ich, dass früher überhaupt irgend etwas besser war. Vor 20 Jahren hab ich da noch anders gedacht. Komisch eigentlich... Den meisten Menschen geht's genau anders rum.

Das ist wirklich ungwöhnlich, denn das Gehirn sortiert unter normalen Umständen die schlechten Erinnerungen aus. Ein Mechanismus um, zum Beispiel, mit Trauer umgehen zu können. Das endogene Cannabinoidsystem ist daran beteiligt, indem es die Transmitterwirkung von Synapsen blockiert, diese dadurch zur Rückbildung frei gibt. ( http://sciencev1.orf.at/science/news/56247 ). Rückbilden von Synapsen ist das, was man gemeinhin als "vergessen" bezeichnet.

Vorstellbar wäre so ein Effekt wie du ihn schilderst, wenn man eine Weile mit cannabinolhaltigen Genussmitteln experimentiert hat. Oder mit entsprechenden Lebensmitteln als Rohkost in Kontakt kommt. Oder nach einer Psychoanalyse, Tiefenhypnose und anderen Methoden zur Erforschung der Ursachen von depressiven Verstimmungen.

Warst du vielleicht Messdiener und hattest oft Kontakt zu Weihrauch?

peacounter (Beitrag #1224) schrieb:

Rockpalast mitschneiden hab ich auch gemacht, aber Spaß hatte ich dabei ehrlich gesagt weniger. Das war immer ein Riesen-Aufwand. Und die Moderatoren sind mir auch immer ein bischen auf den Sack gegangen. Da hätte man imo in den umbaupausen einfach Ausschnitte vom letzten mal kaufen lassen sollen.

... anstatt die bekifften oder besoffenen Hohlköpfe laberlabern zu lassen. Ich fand das allerdings oft auch amüsant.

schmiddi (Beitrag #1222) schrieb:

Bei einer so einer Aufnahme-Session sind mein Kumpel und ich spontan nach Essen zur Guga-Halle gefahren, wo der Rockpalast gerade spielte

Ich war unten in der Halle als BAP oben Verdammt lang her gespielt hat. Die Decke hat unter der Gewalt tausender tanzender Menschen fast um zehn Zentimeter nachgegeben.

Markus_Panik (Beitrag #1227) schrieb:

Warst du vielleicht Messdiener und hattest oft Kontakt zu Weihrauch?

OMG auf keinen fall!!!
ich glaub, ich hab sogar noch nie in meinem ganzen leben ernsthaft gebetet...
nur so als pflichtveranstaltung im kindergarten.
nee, ich bin in dritter generation konfessionslos.

ich glaube, meine mangelnde bereitschaft, die vergangenheit zu verklären, hat viel damit zu tun, dass ich mir relativ früh vorgenommen habe, das später nicht zu tun und immer empfänglich für neue einflüsse zu bleiben.
ich mag heutige musik, heutige filme, heutige jugendsprache, heutige bekleidungsstile usw.
klar, wenn ich mal rumzappe und eine alte serie sehe, krieg auch ich einen moment lang ein warmes gefühl aber ich bin einfach darauf gepolt, da dann nochmal mehr oder weniger objektiv drüberzuschauen und dann seh ich ganz schnell, wie bescheuert und eindimensional "unsere kleine farm" oder "star treck" oder so zeug eigentlich war.

und um die kurve zu plattenspielern mal wieder zu kriegen:
was als jugendlicher besser war, ist, dass ich keine ahnung hatte, was man bei einem dreher alles beachten muß und einfach abgespielt habe.
wenn die nadel gesprungen ist, hab ich n radiergummi aufs headshell gelegt

Hi,

peacounter (Beitrag #1221) schrieb:

Manchmal würde ich mir auch eine nostalgische Ader wünschen... Aber irgendwie will mir das nicht gelingen und je älter ich werde umso mehr bezweifle ich, dass früher überhaupt irgend etwas besser war. Vor 20 Jahren hab ich da noch anders gedacht. Komisch eigentlich... Den meisten Menschen geht's genau anders rum.

ist immer die Frage, ob man die aktuelle Entwicklung besser findet. Ich habe da durchaus Bedenken, bei der aktuellen Entwicklung.

Ich bin ja ein Freund von Chinaware, aktuell bekommt man da ein 5" Mobiltelefon für etwa 150 bis 200 Euro, mit 8 Kern 1,7GHz. Prozessor und 4 GB Ram, da hinterfrage ich durchaus den Sinn. Ich habe mit 12MHz 286 angefangen mit 1MB (!) Ram und 40MB (!) Festplatte. Vor 20 Jahren war der Traum, ein 64Bit CPU, ca 66MHz, 16MB Ram (64MB wären geil), 250MB Festplatte (für ein System V plus grafischer Benutzeroberfläche), meine erste Ultra30 hat über 10 Jahre gehalten, und war durchaus konkurrenzfähig, 300 MHz. 64 Bit, 4GB Ram.

Das selbe natürlich für z.B. Autos, warum kam man vor 50 Jahren mit einem Bruchteil der Motorleistung aus? Ein Morgan 4/4 aus 1937 war mit einem 40 PS Motor eine Sportmaschine, der aktuelle 4/4 Roadster 280 PS (der eigentliche Nachfolger Aero hat den 360 PS BMW Motor). Und damit fährt man keine Rennen! die 40 PS Version aus 1937 nahm 1938 eine Frau (!) an den 24 Stunden von Les Mans teil und wurde 13. Die normale Strassenversion hatte 9 PS (!).

Ich frage mich da halt, würde man eine alte CPU mit moderner Stromspartechnik und Produktionsweisen (SiO etc.) bauen, dann könnten wir bequem einige Kernkraftwerke abschalten. Genauso, würde man einen z.B. VW Käfer mit modernen Verbundmaterialien bauen, wäre der mit 20 PS absolut spritzig in der Stadt und könnte mit einfachen Akkus als Elektroauto hunderte Kilometer Reichweite haben.


Politisch sehe ich da eine Berg- und Talfahrt. Zwar sind die Zeiten der frühen 1980er Jahre vorbei, als eine FJ Strauß im Krieg verbotenes Kampfgas gegen Demonstranten einsetze, was ich gut finde. Dafür wurde aber die Bundesrepublik Deutschland in den 1990er Jahren von der StaSi übernommern, Totalüberwachung aller Bürger eingeführt, usw., was ich nicht gut finde. Das: http://de.wikipedia.org/wiki/E-Mail-%C3%9Cberwachung hätte vor 30 Jahren zu Massenprotesten geführt, die verantwortlichen Politiker wären als GeStaPo und StaSi Schergen bezeichnet worden. Heute wohl weitgehend normal.


Vor 30 Jahren wurden wir von KGB und Stasi abgehört, heute von der NSA, geändert hat sich nicht viel, ausser dass vor 30 Jahren unsere Politiker sich über diese Überwachung beschwert haben, während sie heute vermutlich nur mit der NSA verhandeln, weil sie auch Zugriff auf unsere Daten wollen.


Das eine Frau Kanzler in Deutschland ist, finde ich toll, dass sie aus der DDR kommt ist insbesondere wegen der Stasi-Überwachungsmethoden gegen alle Bürger bedenklich. Aber immerhin, dank Überwachung, Bundestrojaner & Co. fühlen sich die Ossis heute wie früher.



LG Tom


PS: Ironie und Zynismus sind beabsichtigt.

@Peacounter: Nun hatte ich kurzzeitig einen Buckel weil sich mir die Nackenhaare hoch gestellt haben. Buhah...

Nein, das habe ich nie getan. Dann lieber mit dem Skating ausgeglichen.

Neulich habe ich im Fernsehen jemand gesehen, der eine alte Platte mit einem Kartoffelchip abgespielt hat. Auch ein traumatisches Erlebnis für mich, obwohl ich schon lange kein Vinyl mehr aktiv habe. Und das war auch noch ein Sammler...

Hallo,

ist es Nostalgie ist wenn man von "früher" redet?

Natürlich war es anders, aber ob es "besser" oder "schlechter" war?

Peter

Markus_Panik (Beitrag #1231) schrieb:

Neulich habe ich im Fernsehen jemand gesehen, der eine alte Platte mit einem Kartoffelchip abgespielt hat. Auch ein traumatisches Erlebnis für mich, obwohl ich schon lange kein Vinyl mehr aktiv habe. Und das war auch noch ein Sammler...

ach was solls.
sind auch blos irdische güter und wenn er die scheibe übrig hat soll er sie doch mit ner drahtbürste abspielen...

das mit dem radiergummi ist zwar wahr aber das war auch bevor ich angefangen habe, mich für hifi zu interessieren.
da war mir nur wichtig, dass die anlage laut genug war, dass ich dazu mit einem übersteuerten röhrenamp gitarre spielen konnte.

der anfang der hifi-phase war dann ziemlich verkrampft.
immer auf der suche nach verbesserungen anstatt einfach nur musik zu hören und zu machen und dann noch die ganzen scheiben, die ich mir zu der zeit angetan hab weil mir leute erfolgreich eingeredet hatten, dass man nur damit in echten klanggenuß kommt (thom rotella, vollenweider, oldfield etc).
bei den meisten hab ich zum glück rechtzeitig bemerkt, dass da nur kopfsalat drauf ist.
aber in der "radiergummi-zeit" wäre ich garnicht erst auf die idee gekommen, mir so ein zeuch anzuhören.

8erberg (Beitrag #1232) schrieb:

Hallo, ist es Nostalgie ist wenn man von "früher" redet? Natürlich war es anders, aber ob es "besser" oder "schlechter" war? Peter

wiki sagt:

Nostalgie bezeichnet eine sehnsuchtsvolle Hinwendung zu vergangenen Gegenständen oder Praktiken...... ...Nostalgie kann entstehen durch Projektion, die oft eine Reaktion auf eine als schnelllebig, unübersichtlich, unverständlich wahrgenommene Gegenwart darstellt. Der verklärten Vergangenheit werden dabei meist Attribute wie Natürlichkeit, Ordnung, Anstand, Moral, Frieden oder Menschlichkeit zugesprochen, auch entgegen historischen Überlieferungen und gegenteiligen eigenen Erfahrungen....

demnach gehört zur nostalgie wohl zwingend das gefühl, die vergangenheit als "besser" zu bewerten.
sie ist also nicht wertfrei.

Ok dann, dann müsste ich für mich einen anderen Begriff wählen. Bei mir ist es eher eine Erinnerung an die schönen Dinge von Früher. Das hat bei mir nichts mit sehnsuchtsvoll zu tun. Manche Sachen konnte man halt nicht anders machen und waren aus der Not heraus geboren. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Die wirklich unschönen Dinge von Früher hat man doch eh vderdrängt, daran will man sich auch nicht mehr erinnern.

genau.
und weil ich das weiß (also dass mein gehirn da aussortiert) bilde ich mir nicht ein, es sei damals besser gewesen.
da konzentrier ich mich lieber auf die dinge, die heute unzweifelhaft besser sind als früher und wenn ich diesbezüglich wach bleibe hat das leben einfach verdammt viel gutes zu bieten.

beispiel fernsehen:
früher drei programme, auf einem kam ne reportage, auf dem nächsten derrick und auf dem letzten n oller schwarz-weiß-schinken.
heute 50+ programme und auf irgendeinem davon läuft mit extrem großer sicherheit was brauchbares.
klar, man kann sich drauf konzentrieren, dass auf vielen mist läuft aber warum?
die chance, was ordentliches zu finden ist größer als früher also war es diesbezüglich früher auch nicht besser.
da macht auch eine warme erinnerung an das kinderprogramm mit kakao und keksen auf omas sofa keinen unterschied.

Ich würde das Gefühl schon auch als ein bisschen sehnsuchtsvoll bezeichnen. Aber ich ich genieße das (wenn ich es denn genieße, so oft ist das bei mir nun auch nicht) in dem Bewusstsein, dass die eh Zeit vorbei ist, und dass ich mir deshalb während des Genusses gar keine Gedanken darüber machen muss, ob es wirklich besser war und was es sonst an schlechtem gab. Dies hebe ich mir für Momente auf, in denen ich ernsthaft über Geschichte und Politik nachdenke.

Diese Trennung ist mir wichtig. Auf die selbe Weise genieße ich ja auch weite Teile des Metal oder Action Filme, ohne dass ich ernsthaft dafür plädieren würde, den Satan anzubeten oder sich den Weg frei zu schießen.

klar und wenn einem das gelingt ohne das neue dagegen zu verteufeln ist das ja auch gut.
bei vielen geht das allerdings damit einher, dass sie "die heutige jugend" als unhöflich, schlecht gekleidet usw bezeichnen, das heutige fernsehprogramm als "ausschließlich schund", die heutige musik als "unehrlich und kommerziell" usw.
da fühl ich mich mit meiner sichtweise irgendwie mehr auf der hedonistischen seite, wenn ich lieber auf das gute im heute schaue als auf das gute im gestern.

ich steh jetzt aber mal vom rechner auf, geh in mein labor und mach lady gaga an um mich an was aktuellem zu erfreuen
später dann vielleicht auch noch was altes, aber eher wohl zappa als immer nur das alte lied ("the song remains the same"-20-minuten-stairway to heaven-folter )

peacounter (Beitrag #1238) schrieb:

klar und wenn einem das gelingt ohne das neue dagegen zu verteufeln ist das ja auch gut. bei vielen geht das allerdings damit einher, dass sie "die heutige jugend" als unhöflich, schlecht gekleidet usw bezeichnen, das heutige fernsehprogramm als "ausschließlich schund", die heutige musik als "unehrlich und kommerziell" usw.

Das sind die heitigen Vorurteile, das waren die gestrigen Vorurteile und das werden die morgigen Vorurteile sein.

In dem Sinne viel Spaß bei Lady Gaga, zu Hause werd ich mir dann mal wieder die vinyl von Gossip anhören.

Hallo,

schon vor 2000 Jahren beschwerten sich die Ollen über die Jugend... Castingbands gab es bereits in den 60ern und Mist im TV gab es wahrscheinlich schon vor der Erfindung des Fernsehers - nur konnt den keiner sehen ...

Peter

und wenn man schlechte musik hören will dann kann man entweder das radio anmachen oder die charts von vor 50 jahren.
macht im prinzip keinen unterschied.

einfallslose lala war schon immer am erfolgreichsten.
das ist aber auch ganz normal, schließlich ist musik für die meisten was für nebenbei.
und daran ist ja auch nix schlimmes.

Ist das Glas halb voll oder halb leer? Mir ist das meistens egal. Die entscheidenden Fragen sind: "Werde ich danach noch Durst haben?" und: "Wie bekomme ich einen Refill?"

Der Optimist: Das Glas ist halb voll.
Der Pessimist: Das Glas ist halb leer.
Der Realist: Trinkt aus, ich habe drei neue schon bestellt.

Hallo,

jupp, der Klügere kippt nach



Peter

Passend, sowohl zur "Nostalgiedebatte", als auch zu Plattenspieler

8erberg (Beitrag #1240) schrieb:

Hallo, schon vor 2000 Jahren beschwerten sich die Ollen über die Jugend...

Nur die Ollen, die irgendwann aufgehört haben, mit der Zeit zu gehen.
Ist aber auch schwierig, wenn man zehn Stunden täglich mit Arbeit und den Rest der Zeit mit Familie beschäftigt ist. Da geht die Entwicklung automatisch an einem vorbei wenn man nicht aktiv etwas dagegen unternimmt.

peacounter (Beitrag #1236) schrieb:

beispiel fernsehen: früher drei programme, auf einem kam ne reportage, auf dem nächsten derrick und auf dem letzten n oller schwarz-weiß-schinken.

Schönes Beispiel dafür, dass manche Dinge früher tatsächlich besser waren. Damals ein mal durchgezappt, gelangweilt, nach draußen gegangen. Heute gibt es immer irgendwelchen Mist, der einen von den gesunden Freizeitbeschäftigungen ab hält.
Resultat: Was früher Altersdiabetes war, heißt heute Diabetes Typ 2, weil es schon bei Fünfjährigen auftritt. Nachgewiesene Ursache: Werbung für Kinderprodukte. Damals konnte man die Werbung noch wegschalten, weil sie in Blöcken zu bestimmten Zeiten kam und nicht bei jedem dritten Schnitt dazwischen.

Nicht alles ist heute besser, auch wenn es oft als besser empfunden, wird. Ist aber auch klar, weil viele der Zusammenhänge für das Verstehen ein Studium erfordern.

friss einfach das zuckerzeugs nich!

nutella und co kannste mir mit allen werbespots der welt nich schmackhaft machen... wenn so ein glas mal doch den weg in unseren haushalt findet, wird es n jahr nach mhd halbvoll entsorgt.

aber ich hab leicht reden.. ich hab (zum glück) keine kinder!


mal im ernst:
ich kann in beschränkter auswahl keinen vorteil sehen.

dass kinder das evtl nicht gebacken bekommen kann ich natürlich nachvollziehen.
aber da ich keine hab, steht das für mich nicht im fokus.

is genau wie beim fußball: interessier ich mich nicht für und deswegen find ich die deutlich geringere präsenz desselben im tv sehr angenehm.
wär ich fussi-fan, wär das evtl anders...

Wenn wir schon beim "früher besser" sind, hab ich was, was ganz sachte wieder in Richtung topic geht:

Küchenradio mit CD-Funktion: Um 'ne CD zu wechseln, hab ich vor ein paar Jahren einfach auf'n Knopp jedrückt, dann ging zack die Klappe auf. Dann die alte CD gegriffen, die neue rinn, und n paar Sekündchen später lief Musik.

Heute hab ich son Teil, da drückste erstmal auf "On", dann fährt irgendein Prozessor hoch, in der Zeit sind erstmal alle anderen Tasten blockiert. Dann wählste "CD", weil er noch auf "Radio" steht. Wieder Tastenblockade. Wenn die rum ist, steht auf dem Display "Reading", da darf ich jetzt "Eject" drücken, und - oh Wunder - auf dem Display steht sofort "Eject". Die Kiste rechnet aber erst noch nen Moment, bevor sie die Scheibe tatsächlich aus dem Schlitz schiebt. Rausnehmen, die neue rein, und jetzt endlich geht es so langsam da weiter, wo ich mit dem alten Gerät schon gefühlte fünf Minuten früher gewesen wäre.

Bei DVD und Flachbild-TV isses auch nicht anders. War ich in den Neunzigern froh, nach dem Einschalten nicht mehr ewig warten zu müssen, bis die TV-Röhre glühte - so wird das Phänomen mittlerweile durch lahmarschige Prozessoren simuliert...

Erzähle das einfach nur, weil mir Meckern manchmal auch Spaß macht.

Hi,

peacounter (Beitrag #1236) schrieb:

heute 50+ programme und auf irgendeinem davon läuft mit extrem großer sicherheit was brauchbares.

nein. Es läuft wohl etwas, was nicht "grottenschlecht" ist, aber brauchbar ....

peacounter (Beitrag #1238) schrieb:

das heutige fernsehprogramm als "ausschließlich schund",

Nicht ausschließlich.

peacounter (Beitrag #1241) schrieb:

und wenn man schlechte musik hören will dann kann man entweder das radio anmachen oder die charts von vor 50 jahren

Vergleiche:

http://www.bobborst....-the-year/?year=1964
http://www.bobborst....-the-year/?year=2014

Wäre das letzte Pink Album wenigstens ordentlich produziert, gäbe es da zumindest zwei Nummern, die ich mir anhören würde. Vor 50 Jahren, 1964, da habe ich locker, 20 oder 30 Titel von auf irgendwelchen Tonträgern. Beach Boys, Beatles, Dean Martin, ... von den Top 20 habe ich alleine 13 Lieder!



Aber das ist Musik, also irrelevant. 1964 haben die USA einen Zwischenfall erfunden, um am Vietnamkrieg teilnehmen zu können. Sowas wiederum hatten wir seit 12 Jahren nicht mehr.

LG Tom

hab gegengecheckt.. geht mir nicht so.
damals kagge, heute kagge.
n paar sachen sind gut, aber das ist heute auch so.
"i wanna hold your hand" is für mich das paradebeispiel für shice-mucke aus vergangenen tagen.
"cherry-cherry-lady" auf british in den 60's...

peacounter (Beitrag #1250) schrieb:

h "i wanna hold your hand" is für mich das paradebeispiel für shice-mucke aus vergangenen tagen. "cherry-cherry-lady" auf british in den 60's... :.

Damit hast du Dieter Bohlen auf eine Stufe mit den Beatles gestellt.

Das ist für mich aber eine durchaus nachvollziehbare Sichtweise duck und weg

ob bohlen zu so großen würfen wie "a day in the life" und co in der lage ist, muß er noch beweisen.
aber dass "obladi-oblada" oder "she loves you....yeah...yeah..yeah" keine grosse kunst sind dürfte jedem klar sein.
auch die fab-4 waren mal jung und brauchten das geld

peacounter (Beitrag #1247) schrieb:

aber ich hab leicht reden.. ich hab (zum glück) keine kinder!

Sei froh, ich ziehe gerade das dritte über den Berg und weiß wovon ich rede.

peacounter (Beitrag #1247) schrieb:

mal im ernst: ich kann in beschränkter auswahl keinen vorteil sehen.

Warum beschränkte Auswahl? Hol dir einen Videothekenausweis. Das führt definitiv zu einem bewussteren Umgang mit den Medien. Warum soll ich mein Leben zum Beispiel nach irgendwelchen Sendeplänen richten, wenn ich die Sachen die mich interessieren dann ansehen kann wenn ich die Muße dazu habe?

Ich höre ja auch kein Radio in der Hoffnung, dass die mal meine Lieblingstitel spielen, sondern habe sie auf - jetzt hätte ich beinahe Platte gesagt, - also auf Medien, die ich abrufen kann wenn ich das möchte.

peacounter (Beitrag #1252) schrieb:

ob bohlen zu so großen würfen wie "a day in the life" und co in der lage ist, muß er noch beweisen. aber dass "obladi-oblada" oder "she loves you....yeah...yeah..yeah" keine grosse kunst sind dürfte jedem klar sein. auch die fab-4 waren mal jung und brauchten das geld :D

Ich denke, das liegt nicht nur an den Jungs, sondern daran, dass der Markt zu ihrer Anfangszeit noch nicht bereit für so etwas war wie Revolution #9

Dieses Lied habe ich bis heute nicht nachvollziehen können.

Markus_Panik (Beitrag #1253) schrieb:

Warum beschränkte Auswahl? Hol dir einen Videothekenausweis. Das führt definitiv zu einem bewussteren Umgang mit den Medien. Warum soll ich mein Leben zum Beispiel nach irgendwelchen Sendeplänen richten, wenn ich die Sachen die mich interessieren dann ansehen kann wenn ich die Muße dazu habe?

videotheken hab ich vor vielen jahren "tschüß" gesagt.
mitlerweile kommt so so viel gutes zeug in der glotze, dass ich einfach nur ein paar mal in der woche den fp-recorder anschmeiß und dann hab ich wieder mehr futter als ich weggucken kann.
zu der zeit schauen wenns gesendet wird ist ja nun echt nicht mehr nötig!
allein am letzten sonntag hab ich drei (!) filme aufgenommen, die mich interessieren...
die hab ich vermutlich nicht vor mitte februar durch und bis dahin laufen genug andere feine dinger.