Haydn: Streichquartette

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Kreisler_jun.
Inventar
#51 erstellt: 30. Mai 2011, 13:43
In dieser Box sind Aufnahmen der 1950er und 1960er Jahre versammelt, die das Janacek-Quartett für Decca, DGG und Westminster gemacht hat (einzelne Werke auch als download erhältlich):

amazon.de

Darunter von Haydn op.76/2, sowie op.33/2+3 und das damals noch Haydn zugeschriebene "Serenadenquartett" op.3/5.

Ich halte die Box insgesamt für sehr empfehlenswert, allerdings hauptsächlich aufgrund der 4 Dvorak-Quartette und der Klavierquintette von Dvorak und Brahms.
Gerade das "Vogel-Quartett" op.33/3 ist mir hier im Kopfsatz etwas zu gemütlich dargeboten. Für dieses Werk ziehe ich die auf diversen günstigen Labels (Aura, Ermitage) zu findende Live-Aufnahme des Smetana-Quartetts vor (gekoppelt mit Schuberts d-moll D 810).


[Beitrag von Kreisler_jun. am 30. Mai 2011, 13:44 bearbeitet]
*renrew*
Ist häufiger hier
#52 erstellt: 31. Mai 2011, 18:18
Vielen Dank für den Beitrag. Das Smetana-Quartett ist natürlich über alle Kritik erhaben und auch aus meiner Sicht eine adäquate Alternative zum Janácek-Quartett. Ob es ein Nachtteil ist, den Kopfsatz im Haydn-Quartett Nr. 39 op. 33,3 etwas "gemütlicher" anzugehen, oder aber mit etwas mehr "Drive", das dürfte sicher Geschmacksache sein. Joachim Kaiser jedenfalls war nach einem Münchner Konzert mit dem Janácek-Quartett ganz begeistert, und er war in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung voll des Lobes, u. a. auch über die Ruhe, die dieses Quartett ausstrahlt. Zumindest sind wir uns offenbar über die großen Qualitäten dieses Quartett ganz einig. Natürlich wird von diesem insbesondere auch das Dvorak-Quartett op. 51/3 wohl exemplarisch dargeboten.

Gruß
Werner
Sir_Henry0923
Stammgast
#53 erstellt: 01. Jun 2011, 11:18

*renrew* schrieb:
Hallo Haydn-Streichquartett-Liebhaber,



Bliebe noch zu erwähnen die ebenfalls herrliche und in jeder Hinsicht überzeugende Einspielung des Streichquartetts op. 76 Nr. 2, dem "Quinten-Quartett", durch das auf höchstem Niveau spielende Amadeus-Quartett (Norbert Brainin, Sigmund Nissel, Peter Schidlof, Martin Lovett), eine Aufnahme wohl aus dem Jahr 1970.

Viele Grüße
Werner


Hi,

ich kann den Hype um das Amadeus-Quartett nicht verstehen. Die lamoryant wacklige Intonation des Primarius, wahrscheinlich bedingt durch ein zu ausgedehntes und zu langsames Vibrato (bin kein Fachmann, ich vermute nur so) führt bei ihrer Haydn-Einspielung zu einem weinerlichen, kaum zu ertragenden Musizierstil. Ich habe nur mal ins "Lerchenquartett" reingehört und war schon bedient. Seitdem steht die Kassette bei mir ungehört rum.

Gruß

Henry


[Beitrag von Sir_Henry0923 am 01. Jun 2011, 11:20 bearbeitet]
*renrew*
Ist häufiger hier
#54 erstellt: 02. Jun 2011, 02:35
Hallo Henry,

Über den Beitrag zum AMADEUS-QUARTETT bin ich doch ziemlich ratlos.Eine "larmoyant wacklige Intonation des Primarius", so etwas habe ich über Norbert Brainin noch nie gehört oder gelesen! Kaum ein anderer Primarius der führenden Streichquartette genießt in jeder Beziehung unter Fachleuten einen so guten Ruf wie gerade Norbert Brainin. Und gleiches gilt auch von seinem Streichquartett. Ich kenne das Vogel-Quartett mit dem Amadeus-Quartett nicht - für mich ist da das Janácek-Quartett die Nummer 1 - im "Quinten-Quartett" mit dem Amadeus-Quartett kann ich beim Anhören nichts feststellen, was diese Kritik belegen könnte. Möglicherweise ist sein Vibrato in späteren Jahren etwas träger als in jüngeren Jahren, doch hat dies sicher nichts mit Sentimentalität zu tun und schon gar nichts mit wackliger Intonation. Und das Amadeus-Quartett, das fast alle Auszeichnungen erhalten hat, die überhaupt zu vergeben sind, wurde von allen namhaften Kritikern wegen seiner Virtuosität, seiner Klangschönheit und seiner interpretatorsichen Sicherheit gerühmt und galt als führendes Kammermusikensemble seiner Zeit. Ingo Harden z. B. charakterisierte das Spiel dieses Quartetts in der fono forum: "strenge Gesamtheit des Musizierens, ein sehr homogenes und technisch souveränes Ensemblespiel, schnelle Tempi ohne Einbuße an Durchsichtigkeit, rhythmische Präzision, herbe und helle Klangschönheit". Besonders berühmt ist dieses Quartett ja für seine Beethoven-Einspielungen. Vor allem die Aufnahmen der Streichquartette op. 59 wurden wohl bis heute von keiner anderen Einspielung übertroffen, die nach fast einstimmiger Expertenmeinung besonders farbig, klar und kräftig, und in einzigartiger Ausgeglichenheit wiedergegeben werden. Manfred Kahlweit schrieb zu dieser Einspielung seinerzeit in der fono forum: "Wenn man Beethovens op. 59.1 auflegt, wird einem die künstlerische Bedeutung und Potenz der Amadeus-Leute so recht deutlich. Sie nehmen die Tempi in allen diesen "mittleren" Beethoven-Quartetten überaschend schnell und gehen in der Darstellung der Dramatik aufs Ganze. Der Zyklus op. 59 wird dadurch zu einem Erlebnis, und ich kenne keine andere Schallplattenaufnahme, die der Geschlossenheit und dem Eidnruck dieser Aufnahme gleichkäme. ....Die Technik des Spiels ist vorzüglich...Ich halte das op. 59 für die beste zur Zeit auf dem Schallplattenmarkt..."
Und zu Norbert Brainin schreibt Heinz Oberdorfer: "Norbert Brainin war als Primarius naturgemäß die "Visistenkarte " des Ensembles und hat Klang, Allüre, Linienführung und Durchschlagskraft dieses einzigartigen Quartetts ganz erheblich geprägt."

Natürlich ist der eigene Höreindruck entscheidend, und da Sie ja von Musik offensichtlich einiges verstehen, kann ich nur annehmen, daß die Aufnahme des "Vogel-Quartett", die ich, wie gesagt, nicht kenne, nicht optimal gelungen ist.

Gruß
Werner
Kreisler_jun.
Inventar
#55 erstellt: 02. Jun 2011, 17:52
Das auffallende Vibrato Brainins ist allgemein bekannt; das habe ich von Schreibers LP-Führer über englischsprachige Internetportale schon hunderte Male gelesen und es ist auch hörend gut nachzuvollziehen.

Freilich ist er nicht der einzige Geiger, für den so etwas oder ähnliches gilt und der Umstand muss je nach Geschmack die Interpretationen des Ensembles nicht entwerten. Viele Hörer stören sich jedoch durchaus daran. Mich stört es nicht extrem, aber schon und bei Haydn mehr als bei Brahms.

Das Amadeus-Quartett hat meines Wissens keine Haydn-Quartette vor op. 51 (7 letzte Worte) eingespielt. Jedenfalls ist den aktuellen DG-Boxen kein op.33 erhältlich.

Für Haydn finde ich den Klang des Ensembles nicht ideal, allerdings habe ich die Box mit op.54/55/64 doch erstmal behalten, teils jedoch faute de mieux.
64/5 aus der Box habe ich vermutlich noch nie gehört, daher kann ich dazu nichts sagen. Das ist freilich eins der meistaufgenommenen Haydn-Quartette überhaupt, da wird sich auch eine finden, bei dem einem der Primgeiger besser gefällt. Eine klangschöne und energische findet sich auf einer von mir oben sicher schon mal genannten harmonia mundi CD des jungen Jerusalem-Quartetts (mit "Quinten" und op.77/1).
*renrew*
Ist häufiger hier
#56 erstellt: 03. Jun 2011, 13:34
Auch mir ist nichts davon bekannt, daß das Amadeus-Quartett das op. 33.3 (Vogel-Quartett) aufgenommen hat, insofern ist mir der so negative Kommentar von Henry nicht ganz verständlich. Auch hatte ich für die Interpretation des Vogel-Quartetts die Aufnahme mit dem JANACEK-QUARTETT als meine erste Wahl bezeichnet. Dagegen halte ich die Wiedergabe des Quartetts Nr. 76, dem "Quinten-Quartett" durch das AMADEUS-QUARTETT nach wie vor für sehr gut und empfehlenswert. Daß über das Für und Wider des breiten Vibrato von Norbert Brainin - vor allem bei späteren Aufnahmen - immer wieder diskutiert wurde, ist richtig, aber damit wurde doch damit die Intonation selbst nicht wirklich in Frage gestellt. Und bei einigen Besprechungen von Mozart- und Brahms-Quartetten wurde dieses Vibrato sogar gelobt. Die Intonationsqualität von Brainin galt ja nach meinem Wissen sogar als exemplarisch. Sein einstiger Lehrer, Carl Flesch, hielt diese, wie man nachlesen kann, sogar als seine "größte Stärke", und wie hätte sich dieses Quartett mit einem intonationsschwächelnden Primarius einen solch legendären Weltruhm erspielen können, von dem man von den bekanntesten Kritikern Sätze und Attribute lesen konnte wie "die Vereinigung von 4 Musikern, die wie ein einziger Virtuose mit 8 Händen wirkt", oder "die Anziehungskraft des in allen Erdtelen gerühmten Ensembles..", "Zusammenspiel- und Klangkultur..", "das Schwierigste wie eine Selbstverständlichkeit.."
Aber, wie immer, läßt sich über Geschmack ja streiten, und ich bleibe dabei, daß wenn der Interpretationsstil des Amadeus-Quartetts auch nicht eben prädestiniert für Haydn sein mag, die Wiedergabe des Quinten-Quartetts aber dem Werk durchaus gerecht wird, und ich hier - abgestehen von dem umstrittenen Vibrato, keine Intonationsprobleme feststellen kann. Wem diese Haydn-Einspielung nicht zusagt, der möge sich an der Wiedergabe von Beethoven's op. 59 erfreuen, die auch in der fono forum von Manfred Kahlweit damals gebührend gewürdigt wurde.

Werner
Sir_Henry0923
Stammgast
#57 erstellt: 04. Jun 2011, 18:06

*renrew* schrieb:
Auch mir ist nichts davon bekannt, daß das Amadeus-Quartett das op. 33.3 (Vogel-Quartett) aufgenommen hat, insofern ist mir der so negative Kommentar von Henry nicht ganz verständlich.
Werner


Hallo,

bitte etwas genauer lesen! Ich hatte nicht vom Vogelquartett, sondern vom Lerchenquartett, op 64, Nr. 5 gesprochen (geschrieben). Also, mir gefällt die Spielweise von Brainin überhaupt nicht, das ist natürlich Geschmackssache. Aufgenommen wurde dieses Quartett 1974. Aber entweder ich habe was auf den Ohren, was, wie ich glaube, kaum der Fall sein dürfte, oder die anderen hörten nichts oder wollten zumindest nichts hören, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht ist es ähnlich wie bei Menuhin, der hatte sozusagen seine eingefleischte Fangemeinde. Ich glaube, heutzutage hätte eine Formation wie das Amadeus-Quartett keine Chance mehr auf dem Musikmarkt.

Grüße

Henry


[Beitrag von Sir_Henry0923 am 04. Jun 2011, 18:13 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#58 erstellt: 05. Jun 2011, 00:22
Ich weiss nicht so recht: irgendwann hab ich mal gelesen man könne nicht mehr so Cello spielen wie Fournier. Gemeint war nicht, dass niemand mehr so gut Cello spielt, sondern niemand mehr so schlecht. Das ist natürlich Blödsinn. Fournier war ein formidabler Cellist. Und das Amadeusquartett war ein ausgezeichnetes Quartett. Und zu behaupten, heute habe es keine Chance mehr, das finde ich einfach Quatsch. Es gibt wenig Aufnahmen der Brahmsquartette, quintette, sextette, die mit den zurecht geliebten Aufnahmen des Amadeusquartetts konkurrieren können. Dass sie in Beethoven unübertroffen sind ist andererseits auch nur eine subjektive Meinung. Es gibt verdammt viel gute Aufnahmen der Beethovenquartette. Ich kann mich noch recht gut an eine Rezension erinnern, in der auch auf das Vibrato Brainins hingewiesen wurde, allerdings auch, dass derselbe Vibratostil von Robert Mann (also Juilliard) gepflegt wird. Vielleicht hätte das Juilliardquartett heute auch keine Chance mehr??? Bleibt doch ein bisschen auf dem Teppich!Das Amadeusquartett war eine der bedeutendsten Quattette der Nachkriegszeit.
Freundliche Grüsse
Joachim
*renrew*
Ist häufiger hier
#59 erstellt: 05. Jun 2011, 03:15
Endlich jemand, der mit sehr gescheiten Ausführungen nun auch einmal einen Beitrag zur Ehrenrettung des Amadeus-Quartetts leistet!! Es kann ja auch nicht sein, daß mich mein Höreindruck der mir vorliegenden Einspielungen der Amadeus-Leute derart täuscht, und daß sich ein breites Publikum in der ganzen Welt, und die internationale Musikpresse so völlig unbegründet an dem Spiel dieses Quartetts begeisterte und dieses immer wieder feierte, und daß namhafte Musikkritiker mit ihrer überwiegend so positiven Meinung gänzlich danebenlagen! Der Interpretations- und generell Musikgeschmack der Musikliebhaber mag sich zwar im Laufe der letzten Jahrzehnte etwas gewandelt haben, doch lagen die vier Herren des Amadeus-Quartetts mit ihrem Spiel ihrem Haydn, Beethoven, Brahms und Mozart vielleicht näher als so manches heutige Starquartett, das auf CDs natürlich mit einer viel besseren Technik aufwarten kann. Es ist einfach vermessen zu sagen, daß das Amadeus-Quartett heute keine Chance mehr auf dem Musikmarkt hätte!!

Besonders glücklich bin ich, und bestätigt fühle ich mich durch Joachim, von dem ich schon sehr kluge und ausgewogene Beiträge gelesen habe, über dessen Beitrag vom 24.04. 2009, den ich erst jetzt nachträglich gesehen und gelesen habe, und der auch ein Lanze bricht für die Einspielung der Haydn-Quartette durch das Amadeus-Quartett, wobei ich mich persönlich nur auf das Quinten-Quartett beziehen konnte, da mir die anderen Einspielungen nicht vorliegen. Das Vogel-Quartett gefiel mir besonders mit dem Janácek-Quartett.
Was Beethoven anbetrifft, so habe ich nicht gesagt, daß ich die Einspielungen des Amadeus-Quartetts für unübertroffen halte; diese Meinung wurde damals von vielen Kritikern, vor allem in der fono forum, bei deren Besprechung der Aufnahmen vertreten, und z. T. halten auch heute tatsächlich viele Experten die Einspielung durch das Amadeus-Quartett immer noch als eine der besten (ich bezog mich vor allem auf das op. 59). Ich habe mich ja in gleicher Weise sehr positiv über die Einspielung des "Budapester Streichquartett" geäußert. (op. 18!) Zweifelsohne gibt es noch mehrere andere sehr überzeugende Beethoven-Einspielungen.

Gruß
Werner
WolfgangZ
Inventar
#60 erstellt: 05. Jun 2011, 12:02
Hallo, miteinander!

Mittlerweile habe ich den Buchberger-Zyklus längst vollständig. Jetzt sollte ich mir auch noch die Muße nehmen ...

Noch zu Tonband-Zeiten vor einigen Jahrzehnten hatte ich eine ausgeprägte Streichquartett-Phase. Aufgenommen hatte ich nur rund drei oder fünf Dutzend Werke zwischen Haydn und Britten - nicht wie heute bestimmt zwanzig Komponisten diesbezüglich komplett.

Aber mir wurde damals klar, dass diese so besonders analytische, homogene und im besten Sinne monochrom-intellektuelle aller Musikgattungen ein besonders zwingendes Hörvergnügen bereiten kann, sozusagen durch nichts Äußerliches abgelenkt.

Aber genau dadurch entsteht vielleicht auch die Vielfalt des zu Duldenden im Rahmen der Vielfalt der Geschmacksindividualität ;). Vielleicht ein Beispiel: Fast unabhängig davon, ob ich Kenner oder Liebhaber, Spezialist oder Breitensportler bin, lehne ich Gustav Holsts "Planeten" ab oder bin begeistert davon. Die Interpretation kann dann gar nicht mehr schiefgehen, wenn sie von lupenreinen Profis betrieben wird. Man kann das Werk nicht kaputtmachen. Es lebt (zumindest!) von seiner Äußerlichkeit.

Wenn mir ein Streichquartett wirklich etwas sagt, kann ich nicht mehr nur Breitensportler und Liebhaber sein. Dann habe ich aber auch ganz gezielte Vorstellungen von der Formung des Tons, vom Tempo, von den Phrasierungen und Bögen, von der Dynamik, von HIP oder nicht so HIP etc..

Weiter oben habe ich geschrieben, dass die Beurteilungen solcher Literatur durch die Kritik so verblüffend unterschiedlich ausfallen können. Ich könnte es mir so erklären, wie eben geschildert.

Auch das Buchberger-Quartett mit Haydn ist ja keineswegs unumstritten. Sie deuten zupackend, herb bis schroff. Das mag ich eigentlich schon, aber man muss es nicht mögen. Es wurden auch Intonationstrübungen unterstellt - ist mir noch nicht aufgefallen, könnte mir aber auffallen, wenn ich endlich auch mit den Haydn-Quartetten genauer beschäftigen werde. Aber bislang bin ich zufrieden mit dieser Integrale; eine weitere wird es sicher nicht geben, vielleicht die eine oder andere Einzeleinspielung vor allem aus dem HIP-Lager.

Das Amadeus-Quartett hatte ich damals auf Tonband recht häufig; unter meinen CDs und Kassetten finde ich aber kaum mehr was. Ein wenig schade, dass die Mitschnitte per Bandmaschine nicht mehr anzuhören sind. Da scheint es dem rückwärts zu lesenden Werner besser zu gehen.

Besten Gruß, Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 05. Jun 2011, 12:05 bearbeitet]
Sir_Henry0923
Stammgast
#61 erstellt: 05. Jun 2011, 17:21

Joachim49 schrieb:
Das Amadeusquartett war eine der bedeutendsten Quattette der Nachkriegszeit.
Freundliche Grüsse
Joachim


Nun ja,

das lag aber wohl daran, dass es zu der Zeit nur wenige Quartettformationen gab.

Henry


[Beitrag von Sir_Henry0923 am 05. Jun 2011, 17:24 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#62 erstellt: 05. Jun 2011, 17:44

Sir_Henry0923 schrieb:


das lag aber wohl daran, dass es zu der Zeit nur wenige Quartettformationen gab.

Henry


Neugründungen nach 1970 sind nicht berücksichtigt. Mindestens 10 der genannten Quartette sind imho bedeutend.

Aeolian 1927 - 1981
Allegri 1953
Amadeus 1947 - 1987
Bartok 1957
Beethoven 1923 - 1975
Borodin 1945
Budapester 1918 - 1967
Busch 1913 - 1952
Drolc ?
Fine Arts 1946
Gewandhaus 1808
Guarneri 1964
Heutling 1958
Hollywood 1947 - 1961
Ungarisches 1935 - 1970
Janacek 1947
Juilliard 1946
Kodaly 1966
Koeckert 1939 - 1989
LaSalle 1946 - 1988
Lindsay 1966
Melos 1965
Panocha 1968
Prager 1956
Italiano 1945 - 1981
Calvet 1919 - 1950
Parrenin 1942
Smetana 1940 - 1989
Talich 1962
Tokyo 1969
Vegh 1940 - 1980
Vlach 1949 - 1975
Sir_Henry0923
Stammgast
#63 erstellt: 05. Jun 2011, 19:12
Ja, das sind wohl eine ganze Menge. Leider war mir bei meinem Beitrag ein Zusatz flöten gegangen. Ich wollte noch sagen: die bei der Deutschen Grammophon ihren Fuß in der Tür hatten."

Gruß

Henry
*renrew*
Ist häufiger hier
#64 erstellt: 06. Jun 2011, 02:32
Hallo Joachim,

Vielen Dank für die interessante Auflistung der doch sehr zahlreichen Quartett-Ensembles vor 1970. Deren Einspielungen gibt es ja zum Glück nicht nur bei der Deutschen Grammophon!
Dabei sind dies schon nur die allerbekanntesten. Hinzuzufügen wären da z. B. noch so gute Quartette wie das KELLER-QUARTETT, das WELLER-QUARTETT, das ALLEGRI STRING QUARTET, das DANSK KVARTET, das MOZARTEUM QUARTETT; nicht zuletzt auch sehr unterschätzte Quartette wie das exzellente BARCHET-QUARTETT (mit Reinhold Barchet!!), das vor allem in den USA sehr erfolgreiche ENDRES-QUARTETT (mit Heinz Endres) - das sehr gute Aufnahmen der Schubert-Quartette Nr. 12 und 14 abgeliefert hat, dazu sehr interessante Einspielungen des Forellen-Quintetts, und zwar sowohl mit Rolf Reinhardt als auch mit Wolfgang Sawallisch, und last not least das 1956 gegründete BULGARISCHE QUARTETT (auch DIMOV-QUARTETT), das 1965 den ersten Preis beim Musikwettbewerb der deutschen Rundfunkanstalten gewann, und das wohl etwa 1968 die ersten Mozart-Quartette bei harmonia mundi einspielte, wobei die Nr. 11 und 17 durch eine seltene Homogenität und einem sehr schönen und natürlichem Ton bestechen.

Gruß
Werner
Kreisler_jun.
Inventar
#65 erstellt: 06. Jun 2011, 09:44
Es gab massenhaft Quartette, von denen viele nicht schlechter als das Amadeus-Q. waren. NB: konzentriert sich die verbreitete Kritik an diesem Ensemble tatsächlich sehr häufig auf Ton, vibrato, Intonation des Primarius. Wie schon gesagt, ist es dann oft Geschmackssache, ob die anderen Qualitäten des Ensembles diese wahrgenommenen Mängel wettmachen.

Wichtiger scheinen mir zwei andere Punkte: Viele Hörer der 1950er bis 1970er sind sozusagen mit dem Ensemble "aufgewachsen", weil es eben in dieser Zeit das Hausquartett der DGG war und das gesamte klassisch-romantische Repertoire so ausführlich aufgenommen hat wie nur wenige andere Ensembles. (Juilliard und Italiano sind in dieser Zeit, was die Anzahl der Aufnahmen betrifft, vielleicht am ehesten vergleichbar.) Eben so eine Art Karajan-Effekt: die Standardaufnahme im Plattenladen, falls man nicht gezielt nach anderem sucht.
Auch im CD-Zeitalter waren ihre (Stereo-)Aufnahmen praktisch durchgehend erhältlich, wohingegen das vormalige DGG-Haus-Ensemble, das Koeckert-Quartett völlig im Orkus verschwunden ist und auch viele Einspielungen anderer in Joachims Liste genannten Ensembles nicht oder nur kurz auf CD zu haben waren.

Zweitens hat das Amadeus-Quartett mehr Haydn eingespielt als jedes andere berühmte Quartett-Ensemble dieser Zeit, nämlich alles ab einschl. op.54 und die 7 letzten Worte. Zwar hatte das Pro Arte Quartett schon in den 1930ern etwa 30 Quartette querbeet aufgenommen, aber das waren eben Schellack-Aufnahmen.
Die anderen (Teil-)Gesamtaufnahmen der 1960er und 1970er mit dem Tatrai/hungaroton (bis in die 1980er), dem Aeolian oder die von diversen Ensembles (Fine Arts, Allegri, Ungarisches?, Schneider) bestrittenen Einspielungen bei VOX (nie auf CD erschienen) beschäftigten gewöhnlich weniger renommierte Musiker und waren sicher auch nicht so problemlos erhältlich.

Von anderen berühmten Ensembles gibt es meistens nur eine Auswahl oder vielleicht mal ein komplettes op. 76 oder so (mit ein paar Ausnahmen natürlich: Toyko op.50 + 76, Juilliard op. 20, 54 und noch zwei oder drei einzelne)

Insofern dürften für deutsche Musikfreunde die Amadeusaufnahmen bei Haydn (in weit höherem Maße als bei Mozart, Beethoven, Brahms) mangels verbreitet erhältlicher Alternativen die naheliegend Wahl gewesen sein.

Zu den Aufnahmen selbst will ich mich erst äußern, wenn ich sie mal wieder angehört habe; ich war die letzten paar Tage nicht zu Hause. (Besitze op.54-74 in einer Box)
Kreisler_jun.
Inventar
#66 erstellt: 06. Jun 2011, 20:27
Also Brainins Ton wird man kaum mit Robert Manns verwechseln. Die wesentliche Gemeinsamkeit ist, dass beide "nerven" können. Der Unterschied ist, dass Mann eher (zu) spitz und schneidend klingt, Brainin dagegen breit, tendenziell eher fett, aber dennoch durchweg mit dem "weinerlichen" vibrato behaftet.

(Es kann übrigens durchaus sein, dass Brainin 1945 als Muster von Intonation galt, während das 1975 nicht mehr so ungetrübt war. Szekely, der Primarius des Ungarischen Quartetts, war in den 1930ern ein Supervirtuose (Uraufführungssolist des Bartok-Konzerts!), aber 30 Jahre später merkt man auch Alterserscheinungen.)

Ich habe jetzt op.64,5 (und #4) mit dem Amadeus-Quartett angehört. Die Aufnahmen sind von 1974. Ich kann Henrys Eindruck schon nachvollziehen, auch wenn es im Vergleich deutlicher wird als in Isolation und ich beide Werke ohne körperliches Unwohlsein anhören konnte.

Interessanterweise finde ich es bei der eigentlichen "Lerchenmelodie" sogar weniger störend als in der Durchführung (bzw. wenn die "Lerche" in etwas tieferer Lage erklingt), mit der Zeit geht es auf die Nerven, zumal es eben immer präsent ist und praktisch kaum variiert wird. Im langsamen Satz habe ich dann obendrein den Eindruck, dass zusätzliche "Schweller" als Stilmittel eingesetzt werden.
(Was den langsamen Satz m.E. auch etwas unpassend überromantisiert. Auch der liedhaft-schlichte langsame Satz von #4 wurde nicht so gut getroffen.)

Durch diesen auffallenden Effekt sticht der Primarius zum einen immer heraus, zum anderen wird natürlich jeder länger gehaltene Akkord und so der Klang des Ensembles dadurch gefärbt.
Den entstehenden Klangeindruck finde ich ebenfalls nicht besonders attraktiv, besonders wenn man ein klarer, schlanker, "sauberer" klingendes Ensemble zum Vergleich anhört.
Das bedeutet keineswegs Verzicht auf Vibrato. Ich hatte eben op.64/5 mit dem obskuren (vermutlich Pseudonym) Caspar da Salo Quartett gegengehört, die keineswegs auf Vibrato verzichten, was Transparenz betrifft nicht besser sind als das Amadeus Q. und im Kopfsatz beinahe zu gemütlich (etwa 40 sec. länger) unterwegs. Aber ein viel schönerer, "klassisch-gleichmäßiger" Sound.

@Wolfgang, ich will die Buchbergers gewiss nicht madig machen, aber versuche mal in eine CD (oder zur Not die online-Schnipsel) mit einem der jüngeren Quartette wie Jerusalem, Ebéne oder Casals einzuhören, oder bei den nicht mehr ganz so jungen Auryns. Das ist m.E. was Intonation, Tongebung, Klangschönheit betrifft, schlicht eine andere Liga.
*renrew*
Ist häufiger hier
#67 erstellt: 07. Jun 2011, 02:45
Mag ja sein, daß man zwischen 1950 und 1970 im Plattenladen meist Aufnahmen des AMADEUS-QUARTETTS vorgelegt oder empfohlen bekam, einfach weil in dieser Zeit dieses Quartett auch unter den bekanntesten Kritikern trotz des einen oder anderen kleinen Abstrichs den besten Ruf hatte und am meisten empfohlen wurde. Ich habe damals und heute viele Plattenbesprechungen gelesen, und kaum jemals wurde dabei der Ton, das Vibrato oder gar die Intonation des Primarius als störend erwähnt oder gar angeprangert, nur in viel späteren Jahren wurde dies thematisiert. Vermutlich ist eben auch in späteren Jahren das Vibrato von Norbert Brainin etwas breiter geworden. Ich finde auch die Überlegung absurd, daß das Amadeus-Quartett sich einen so legendären Ruf erspielte, weil die anderen Quarett-Mitglieder sozusagen die schlechten Eigenschaften Brainin's wettmachten, sondern es war ja wohl eher so, daß dieser Primarius seine Quartett-Kollegen zu einem so geschlossenen Spiel auf höchsten Niveau inspirierte und mitzog. Martin Lovett hob in seinen späteren Erinnerungen an Norbert Brainin nochmals dessen geniale Fähigkeiten hervor.
Vielleicht sollten wir es doch wenigstens dabei belassen, daß die Spielweise Brainins sehr markant und sein Vibrato nicht nach jedermann's Geschmack war und ist und dem einen Werk mehr, dem andern weniger gut tut. Ich habe auch nie das Amadeus-Quartett spieziell für Haydn empohlen,(siehe auch meine frühere Empfehlung des "Vogel-Quartetts" mit dem JANACEK-QUARTETT), vertrete aber nach wie vor die Meinung, daß das "Quintenquartett" op. 76,2 vom Amadeus-Quartett hervorragend dargeboten wird. Des weiteren dürfte wohl ziemlich unstrittig sein, daß es für Beethoven's op. 59 bis heute kaum eine überzeugendere Einspielung gibt. Nicht umsonst lobte schon damals der immerhin sehr angesehene Ingo Harden "die strenge Gespanntheit des Musizierens, ein sehr homogenes und techn. souveränes Ensemblespiel, schnelles Tempo ohne Einbuße an Durchschtigkeit und rhythmische Präzision, herbe und helle Klangschönheit..." Von störenden Eigenschaften des Primarius ist auch hier keine Rede. Sehr gelungen sind m. E. auch die Einspielungen von Mozart's Quartett Nr. 16 und von Schubert's Forellenquintett mit dem Kontrabassisten J. Edward Merrett und der sich wunderbar einfügenden Hephzibah Menuhin. Ansonsten bin ich überhaupt nicht auf das Amadeus-Quartett festgelegt. Es ist auch keineswegs so, daß ich mir damals in den 1950er bis 1970er Jahren meine Schallplatten im Laden holte oder gar auf die Empfehlung der Verkäuferin oder des Verkäufers hörte. Da ich schon in frühester Kindheit leidenschaftlich klassische Musik im Radio hörte und auf den verschiedensten Sendern die unterschiedlichsten Orchester und Solisten anhören konnte und kritisch miteinander verglich, suchte ich beim Plattenkauf ganz gezielt nach MEINEN Favoriten. Um an diese Aufnahmen zu kommen, kaufte ich mir regelmäßig alle aktuellen Ausgaben des Bielefelder Katalogs, des englischen GRAMOPHONE Katalogs, des franz. DIAPASON, des amerikanischen SCHWANN, des ital. ANGELICUM, und noch einige mehr, und konnte auf diese Weise fast jede von mir präferierte Interpretation aus dem Ausland beziehen. Noch vor 1970 hatte ich auf diese Weise Schallplattenaufnahmen von 75 verschiedenen Labels! So war ich vermutlich z. B. einer der ersten Deutschen, die auf Glenn Gould aufmerksam wurden und sich Aufnahmen von ihm aus den USA kommen ließen! Also, Auswahl gab es da für mich genug, so daß ich überhaupt nicht auf das Angebot der Deutschen Grammophon angewiesen war, und schon damals konnte ich unter zahlreichen Einspielungen verschiedenster Quartett-Ensembles wählen.
Ich möchte mit dem kürzlichen so treffenden Fazit von Joachim schließen: "Bleibt doch ein bisschen auf dem Teppich. Das Amadeus-Quartett war eines der bedeutendsten Quartette der Nachkriegszeit"!

Gruß
Werner
Joachim49
Inventar
#68 erstellt: 07. Jun 2011, 10:15
Es ist gewiss richtig, dass das Amadeusquartett in der Wahrnehmung vieler Musikliebhaber zu den führenden Quartetten gehörte. Ich selbst habe seit ca. 1967 ein deutliches Interesse für Klassik (und eine Vorliebe für Streichquartette), kann also die Situation in den ersten 20 Nachkriegsjahren nicht einschätzen. Johannes (Kreisler) hat gewiss recht, dass das Quartett damals sehr präsent auf dem Plattenmarkt und im Rundfunk war (auch im Konzertbetrieb).

Merkwürdigerweise habe ich meine Amadeusaufnahmen alle erst in den letzten Jahren gekauft. Als ich jung war, waren die Hochpreis LPs der DG viel zu teuer für mich. Auf dem Frankfurter Plattenmarkt gab's Ende der 60-er Jahre sehr viel CBS im midpricesegment und das hiess, was Quartette betrifft, Juilliard (deshalb ist für mich, etwa in Beethovens Rasumowsky-quartetten Juilliard (I) die Referenz; es ist ja häufig so (aber bei weitem nicht immer so), dass die erste Liebe einen dauerhaften Eindruck hinterlässt).
Obwohl ich damals keine einzige Amadeus LP hatte, war das Quartett mir nicht nur namentlich bekannt. Ich kannte es hauptsächlich vom Rundfunk. Ich kannte um 1970 herum sicher ihren Schubert ('Tod und das Mädchen'), die Mozartquintette und die Brahmsquintette und sextette. Bis heute habe ich, glaube ich, nie Beethoven mit dem Amadeusquartett gehört. Was an meiner Aufzählung auffällt, ist gewiss, dass das Amadeusquartett zu den damals ganz wenigen Gruppen zählte, die auch die wunderbaren Stücke für Streichquintett und sextett einspielten. Das bekam man (damals) von den anderen Quartetten nicht geboten. Und das Amadeusquartett hatte mit Aronowitz und Pleeth (wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht) ganz vorzügliche Partner. Auf diesem Terrein waren sie völlig konkurrenzlos (womit ich nicht meine, dass man sich aus Mangel an Alternativen mit mittelmässigem begnügen musste).
Ich hatte auch das Glück im Zeitraum zwischen 1968 und ca. 1972 das Quartett dreimal live zu hören, 2 x in Frankfurt und einmal in Amsterdam (im Kammermusiksaal des Concertgebouw). Leider kann ich mich kaum noch an Details erinneren. Gewiss haben sie Schuberts d-moll (nr.14) gespielt, aber in Amsterdam zu meiner grossen Überraschung auch Bartok (ich glaube das Vierte). Ich bin zufällig danach dem Bratschisten begegnet, und sagte ihm wie überrascht ich war Bartok auf dem Programmzettel zu sehen aber er beteuerte, dass sie die Bartokquartette im Konzert regelmässig spielten.
mit freundlichen Grüssen
Joachim
Martin2
Inventar
#69 erstellt: 22. Dez 2013, 21:28
Ich hörte in den letzten Tagen häufig die Opus 20 mit den Buchbergern, die ich schon lange habe, aber wo ich sage, da höre ich mal intensiver rein. Das sind sicher sehr lohnenswerte Quartette, die das intensivere Hören lohnen.

Im übrigen: Weiter oben sagt ich mal negativ über das Buchbergerquartett, daß sie mir weniger klangschön erscheinen als das Kodalyquartett. Diese Abwertung erscheint mir mittlerweile zweifelhaft, weil ich nämlich den Verdacht habe, daß das an einem ganz anderen Grund liegt als der, den ich gedacht habe.

Und zwar habe ich den Verdacht, daß die Buchberger auf älteren Instrumenten spielen als die Kodalys, das heißt, der Ton klingt schärfer, dadurch weniger schön, aber eben auch authentischer. Das ist mein Verdacht, weiß jemand etwas darüber? Übrigens ist mir ein "schärferer Ton" auch bei den Streichquintetten von Boccherini auf Brilliant aufgefallen, wo die Buchberger teilweise ähnlich klingen.

Also möglicherweise spielen die Buchberger auf authentischen Instrumenten der Haydnzeit, an die man sich erst gewöhnen muß. Mir gefallen die Buchberger jedenfalls mittlerweile sehr gut.

Die Erforschung des "Haydnkosmos" ( ja Haydn ist ein Kosmos) wird aber bei mir noch sehr lange dauern, ich habe zwar mal kurz in die Opus 9 rein gehört ( ein moll Quartett, das mir auch sehr gut gefiel), auch mal kurz in die Opus 33, aber ich werde denke ich einige Zeit bei den Opus 20 verweilen, eine Musik, die mir teilweise ganz außerordentlich gefällt.

Gruß
Martin
Klassikkonsument
Inventar
#70 erstellt: 23. Dez 2013, 23:06
So weit ich weiß, spielen die Buchbergers auf modernen Instrumenten, aber beeinflusst von der HIP. Sie spielen bewusst ruppiger und flotter als etwa die Kodalys. Die Intonation könnte besser sein.
Aber was mich mehr stört, ist, dass sie in einem recht halligen Raum aufgenommen haben und das Aufnahmekonzept die Mittelstimmen vernachlässigt. Das wurde zwar hier und dort in letzter Zeit bestritten. Aber z.B. bei den Aufnahmen, die ich von den Kodalys habe (op. 54 & 55) lassen sich die Mittelstimmen nunmal besser verfolgen. Mag sein, dass sich das bei besseren Wiedergabe-Bedingungen als bei mir relativiert.
Interessant sind die Buchberger-Aufnahmen wohl bei op. 20 & 33 insofern, als dass sie die Urfassungen spielen.
Kreisler_jun.
Inventar
#71 erstellt: 24. Dez 2013, 11:38
Die Kodalys sind meiner Erinnerung nach nicht schlecht, nur fehlt es ihnen für meinen Geschmack deutlich an Esprit und Verve.
Ich besitze op..33/42 mit den Buchbergers, mir wäre neu, dass es hier "Urfassungen" gibt? Was sollte das sein.?Mir ist von keinem Streichquartett Haydns ein Fassungsproblem bekannt. (Lediglich unter die frühen Divertimenti waren bei der Veröffentlichung ein paar Werke geraten, die reduzierte Sinfonien bzw. Divertimenti a 6 (4 Streicher + 2 Hörner) gewesen sind.)
Klassikkonsument
Inventar
#72 erstellt: 24. Dez 2013, 22:20

Kreisler_jun. (Beitrag #71) schrieb:
Ich besitze op..33/42 mit den Buchbergers, mir wäre neu, dass es hier "Urfassungen" gibt? Was sollte das sein.?Mir ist von keinem Streichquartett Haydns ein Fassungsproblem bekannt.


Ja, im Booklet steht auch, dass die Autographen nicht erhalten sind. Der Fassungsunterschied betrifft lediglich die ersten Takte von Nr. 1 in h-moll. Op. 33 habe ich (bis auf Nr. 3) mit der Buchberger-Aufnahme kennengelernt. Dann erwischte ich im Second Hand die ersten 4 mit dem Panocha-Quartett und wunderte mich über ein paar zusätzliche Töne in der 2. Geige, wo sie sonst einfach einen Ton aushält. (So schlimm ist es um die Mittelstimmen bei den Bucherbergers vielleicht doch nicht bestellt wie ich gerade höre. Irgendwie habe ich eine Hall-Allergie.)

Das Booklet der Buchberger-Einspielung erklärt dazu:


Dieser Beginn war immerhin so ungewöhnlich, dass der Verleger Hummel in seiner 1782 erschienenen Ausgabe Töne hinzufügte und Vorzeichen änderte, um die Eindeutigkeit herzustellen, die Haydn offensichtlich vermeiden wollte.


Ursprünglich ist op. 33, soweit ich das auf die Schnelle sehe, wohl bei Artaria verlegt worden.

Edit: Bei op. 20 gibt es dagegen Autographen. Die erste Druckausgabe war wohl von 1774. Und dann hat Haydn 1801 eine revidierte Ausgabe angefertigt, die die Buchbergers aber nicht spielen.
Da sind mir aber noch keine Unterschiede aufgefallen.


[Beitrag von Klassikkonsument am 24. Dez 2013, 23:29 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#73 erstellt: 06. Mai 2015, 16:19
Eine Anregung mal. Was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir uns mal mehr oder weniger gemeinsam, je nachdem, wieviel Zeit jemand findet, gemeinsam durch die Streichquartette von Haydn durchhören? Ich möchte das nicht alleine machen, weil ich denke, daß andere die Streichquartette von Haydn viel besser kennen als ich. Das heißt, mir hat das letzte Durchhören durch die Klaviersonaten von Haydn neulich sehr viel Spaß gemacht, allerdings konnte ich beim Durchhören durch die Klaviersonaten auch auf viel vorherige Hörerfahrung zurückgreifen, so daß ich zu dieser Musik nicht neu kam, weil ich sie oft schon recht gut kannte.

Also ich rege einfach mal ein gemeinsames Durchhören durch die Streichqartette an. Wie könnte das aussehen? Nun zum Beispiel so, daß sich Forianer dazu bereit erklären, an diesem Projekt teil zu nehmen und dann wird eine Reihenfolge fest gelegt, bei der dann jeder mal dran kommt und dann wäre dieser gemeinsame Ausflug in die Streichquartette eine Art Gemeinschaftsprojekt, an dem alle, die sich daran beteiligten, auch daran beteiligt wären. Das wäre auf jeden Fall weniger belastend, als wenn sich eine einzelne Person durch alle Streichquartette hören müßte, um dazu etwas zu sagen. Ich meine, die Streichquartette von Haydn umfassen bei den Buchbergern 20 CDs, aber wenn sich vier Leute beteiligen, also zum Beispiel Kreisler Jr, Joachim, Klassikkonsument und ich, dann sind das 5 CDs für jeden, am Ende beteiligt sich noch eine 5. Person, dann sind es vier CDs für jeden, die er, wenn das Projekt über einen etwas längeren Zeitraum liefe, auch etwas genauer hören könnte. Ich fände ein solches Projekt sinnvoll, ich denke, wir würden uns möglicherweise gegenseitig dazu anregen, in die Streichquartette hinein zu hören. Ich meine, es gibt den Reklam Kammermusikführer, der die Streichquartette von Haydn wesentich weniger stiefmütterlich behandelt als der Klaviermusikführer von Reklam die Klaviersonaten, weil es ja auch eine Tatsache ist, daß die Streichquartette von Haydn immer zum eisernen Bestand der Kammermusik gehört haben und Haydn in mancherlei Hinsicht als der eigentliche kreative Schöpfer dieser dann später sehr dominierenden Kammermusikformation gilt und deshalb ist also an Information über diese Streichqartette kein Mangel, auf der anderen Seite liegt sage ich mal in der Unbefangenheit von Klassikhörern wie uns, die nun meistens keine professionellen Musiker sind, auch die Chance, Hörerlebnisse ohne falsche Professionalität anderen mitzuteilen.

Also ich würde dies gerne machen und würde mich daran beteiligen, aber nur, wenn andere mitmachen.
Joachim49
Inventar
#74 erstellt: 06. Mai 2015, 17:02
Hallo Martin,
Versuche in dieser Richtung hat es auch in der Vergangenheit immer mal gegeben. Leider sind sie meist oder immer gescheitert, selbst wenn es keine Grossprojekte waren. Wir können's ja noch mal versuchen, sollten aber nicht schon für viele Monate planen, sondern vielleicht mit dem op 20 (das sind schon mal 6 Quartette - die Sonnenquartette heissen sie, wenn ich mich recht erinnere) beginnen.
freundliche Grüsse
joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#75 erstellt: 06. Mai 2015, 17:18
Ich glaube nicht, dass hier im Forum genügend ernsthafte Interessenten sind, um so etwas durchzuziehen (in der Tat sehe ich z Zt. in keinem Forum genügend ernsthafte Interessenten für so etwas; das kann man an entsprechenden Rumpfthreads bei Tamino und anderswo ablesen).

Ich würde daher auch erst einmal langsam anfangen.
Entweder mit einem bekannteren Opus wie op.20, 33 oder 76. Oder mit den ersten in der viersätzigen "Standardform", op.9.

Natürlich würde ich gerne mitmachen, zumal die Streichquartette wohl die Werkgruppe Haydns sind, die ich insgesamt am besten kenne.
Martin2
Inventar
#76 erstellt: 06. Mai 2015, 19:13
Also ich finde, daß das schon sehr ermutigend klingt. Dabei sage ich zu dem ganzen Thema: Sicher ist es wichtig, bestimmte besonders schöne Streichquartette wie etwa die Opus 20, die sogenannten Sonnenquartette, zu besprechen. Nur auf der anderen Seite finde ich es vielleicht auch wichtig, die etwas vernachlässigten Dinge dieser Werkgruppe sich anzusehen. Was ich im übrigen kenne, weiß ich gar nicht so genau. Auf jeden Fall die Opus 20, die sind ja auch toll, und auch wohl die Opus 76 ( oder war es 71 ?). In die Opus 33 hatte ich vor kurzem mal rein gehört.

Aber bitte, gerade die vernachlässigteren Sache wie die frühen Streichquartette wären mir mal wichtig. Deshalb habe ich mich ja auch mal neulich wirklich durch sämtliche Klaviersonaten von Haydn durch gehört, um mir selber noch mal klar zu werden, was ich davon denn nun weniger schätze und was mehr. Das Problem bei Haydn ist eben, daß es da bestimmt auch schwächere Sachen gibt, die dann die besseren mit runter ziehen. Dagegen die ersten Streichquartette Opus 18 von Beethoven sind etwa toll und kein Mensch käme auf die Idee, sie für vernachlässigbare Jugendwerke zu halten. Ob ich dann die Absicht habe, mich wirklich durch alle Haydn Quartette wirklich gründlich durch zu hören, weiß ich nicht. Aber ich hätte kein Problem damit, auch in seine frühen Quartette mal etwas gründlicher rein zu hören, wenn es mal eine CD wäre oder so. Ich glaube im übrigen auch nicht, daß nun wirklich alle späten Quartette so toll sind wie die Opus 20, bei den Opus 33 war mein Impuls jedenfalls mal wieder ein bißchen erlahmt.
Joachim49
Inventar
#77 erstellt: 06. Mai 2015, 23:33
Als Haydn die 6 Quartette op. 9 schrieb zählte er schon mehr als 35 Jahre. Jugendwerke sind das also nicht. Die früheren Werke in der Streichquartettbesetzung hat Haydn als Divertimenti bezeichnet. Es gibt deren 10, entstanden zwischen 1755 und 1761. Die Serie der op. 9 beginnt nach einer "Unterbrechung" von ca. 7 Jahren. Wenn Martin es wünschenswert findet, mit den "Frühwerken" zu beginnen, dann hätten wohl nur die Divertimenti diese Bezeichnung verdient (aber auch hier war Haydn kein Teenager mehr).
Martin2
Inventar
#78 erstellt: 07. Mai 2015, 00:29
Ich schaute übrigens heute noch mal in den Kammermusikführer von Reklam rein, also da muß ich wirklich sagen, gibt es eine ausgezeichnete Besprechung aller Haydnquartette, angefangen schon bei den frühen Divertimenti, die übrigens auch schon sehr gut weg kommen und relativ ausführlich geschildert werden, also als sehr hörenswert beschrieben werden. Also von den 863 Seiten des Kammermusikführers ( 664 Seiten Hauptteil), der über die gesamte Kammermusik der Klassik redet, widmen sich alleine 64 ( !) Seiten dieser ganz bestimmten Werkgruppe dieses ganz bestimmten Komponisten. Das ist natürlich phänomenal, so daß das alleine schon ein kleines Buch im Buch ist, 10 Prozent des Hauptteils, ich glaube, daß es nichts anderes im Reklamführer gibt, was in so einer Breite besprochen wird. Und da werden auch schon die ganz frühen Opus 1, die Haydn als 23 jähriger schrieb, ziemlich ausführlich besprochen. Aber trotzdem wäre es natürlich schön, wenn wir hier sozusagen mal unseren eigenen, kleinen Werkführer schreiben könnten. Der dann nicht so professionell sein muß, sondern einfach nur unsere eigenen Erfahrungen mit Haydn schildern sollte. Mir würde das Spaß machen. Ich meine, ich denke, es gibt manche Werkgruppen von Haydn, die man nicht unbedingt vollständig kennen muß, aber die Streichquartette von Haydn hatten immer nicht nur in ihren Gipfelwerken, sondern auch in ihrer Breite einen sehr guten Ruf.

So kann ich ja nun von mir aufrichtig sagen, daß ich alle Klaviersonaten von Haydn kenne, aber ich möchte auf längere Sicht auch alle Streichquartette kennen. Ob ich dagegen jemals alle Sinfonien und Klaviertrios von Haydn hören werde, weiß ich noch nicht so genau.

Jedenfalls verrate ich kein Geheimnis, daß ich sicher den Reklamführer auch als Stütze meiner Erfahrungen mit diesen Quartetten nehmen werde, aber trotzdem meine ganz individuellen Hörerfahrungen schildern werde.

Nun sind wir offensichtlich zu dritt, falls Joachim und Kreisler Jr mitmachen, vielleicht kommt ja noch eine vierte oder fünfte Person dazu. Ansonsten will ich mich hier nicht in den Vordergrund spielen, also können wir gerne diskutieren, wie wir es machen wollen, also wenn etwa Kreisler Jr oder Joachim gerne über bestimmte Streichquartette reden wollen, dann muß es meines Erachtens da keinen Schematismus geben, sondern dann müßten wir uns darüber einig werden, gerne auch über PMs. Ich selber habe da keine Präferenzen. Allerdings fände ich es wirklich gut, chronologisch vorzugehen und mit dem frühen Opus 1 zu beginnen, um sich bis zu den späten vorzuarbeiten, das erleichtert später, beim Wiederlesen, die Orientierung, wenn man diesen Thread ein bißchen als Nachschlagewerk benutzt. Bei den Streichquartetten geht das auch, bei den Klaviersonaten ist das etwas anders, weil nicht alle chronologisch genau geordnet sind und die Hobokennummern teilweise etwas irreführend, deshalb habe ich bei den Klaviersonaten auch einfach nach der Sortierung der Derzhavinabox gerichtet.

Ich habe übrigens als Gesamteinspielung nur das Buchberger Quartett. Das ist unchronologisch sortiert, aber da wäre ich trotzdem für die Chronologie von den frühen Opuszahlen bis zu den späten.
Kreisler_jun.
Inventar
#79 erstellt: 07. Mai 2015, 11:01
Wie Joachim schon schrieb, sind nur die in op.1 und 2 versammelten Werke "früh". Das sind auch die einzigen, bei denen es einige Fassungsprobleme gibt, daher ist zu den ursprünglich 12 Werken später eines hinzugefügt und drei rausgenommen worden, da es sich um Arrangements ursprünglich anders besetzter Werke handelt (Zwei davon sind nun als Divertimenti (für 2 Hörner und Streicher) geführt und eines ist eine der Sinfonien 107 oder 108). Außer der zeitlichen Distanz gibt es einen weiteren Unterschied zu den Stücken ab op.9, da op.1+2 durchweg fünfsätzige Divertimenti (mit zwei Menuetten) sind. Schließlich sollte anscheinend nach neueren Erkenntnissen bei diesen frühen Werken der Bass normalerweise nicht von einem Cello, sondern einer Violone gespielt werden. Wie auch immer, machen die meisten HIP-Ensembles vielleicht deswegen eher einen Bogen um diese Werke. Sowohl das Festetics Quartett als auch das London Haydn Quartet begannen ihre "Gesamtaufnahmen" mit op.9. (Dabei gab es schon in den 1960ern ein kratzige Aufnahme von ein oder zwei dieser frühen Divertimenti mit dem Concentus musicus Wien auf alten Instrumenten).

Nun bin ich keineswegs dafür, op.1+2 zu vernachlässigen.
Nur glaube ich halt nicht, dass ein ohnehin sehr ehrgeiziges Projekt davon profitiert, mit 10 frühen Werken, für die viele Hörer (und Ensembles) nicht allzu viel Interesse aufbringen zu beginnen. Wenn man, was ich für ehrgeizig halte, grob "eine CD", d.h. 3 Werke pro Woche, hören/vorstellen will, ist man gut 3 Wochen mit weitgehend unbekannten Frühwerken beschäftigt. Dann 4 Wochen mit den ebenfalls noch nicht allzu bekannten op.9+17. Wenn nach 2 Monaten überhaupt noch jemand Interesse zeigt, folgte mit op.20 das erste relativ bekannte und häufig eingespielte Opus.
Bei den Haydn-Sinfonien bei Tamino wurde das umgangen und abwechselnd eine frühe, eine späte Sinfonie besprochen (1,104, 2, 103... n, 105-n). Das ist bei den Quartetten wegen der beinahe durchgehenden Sortierung in Sechsergruppen eher schlecht. Insofern bin ich auch unsicher über die Vorgehensweise. Eine Möglichkeit wäre zB op.1 - op.77 (+103) - op. 2, op.76 - op. 9 op.71/74 usw.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 07. Mai 2015, 13:38 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#80 erstellt: 07. Mai 2015, 11:15
Anders als bei den Klaviersonaten ist die Chronologie und Autorschaft bei den Quartetten größtenteils unproblematisch.

op.1 ca. 1755-61 (vermutlich 1755-57)
op.2 evtl. etwas später, aber jedenfalls noch vor Haydns Anstellung bei Esterhazy

op.3 nicht von Haydn, sondern ca. Mitte der 1770er von Romanus Hofstetter komponiert (gedruckt 1777) Aus unerfindlichen Gründen hatte der alte Haydn 1801 diese Werke als eigene anerkannt; aber alles andere spricht inzwischen gegen Haydn als Urheber. (Sie fehlen in neueren GA; das Kodaly-Quartett hat sie allerdings eingespielt, wenn auch erst am Ende seiner GA.)

op.9 ca. 1768-70
op.17 ca. 1771
op.20 1772
op.33 1781
op.42 1786 (Einzelwerk)
op.50 1787
op. 51 Bearbeitung der 7 letzten Worte 1787
op.54/55 1788
op.64 1790
op.71/74 1793
op.76 1797
op.77 1799
op.103 (Fragment) 1803
Martin2
Inventar
#81 erstellt: 07. Mai 2015, 13:26
Hallo Kreisler Jr.,

was Du schreibst, scheint mir plausibel. Dann würde ich sagen machen wir es so, mit den Opus 9 zu beginnen ( oder willst Du mit den Opus 20 beginnen?) von da an chronologisch vorzugehen, uns bis zum Ende durch zu arbeiten und dann die Opus 1 und Opus 2 am Ende nachzuliefern. Ich bin damit einverstanden. Was den zeitlichen Rahmen anbetrifft, bin ich auch einverstanden. Das heißt, die Frage ist, inwieweit man das regulieren kann und soll. Meiner Meinung nach kann es durchaus auch mal sein, daß jemand gewissermaßen "vorgearbeitet" hat und dann geht es eventuell auch mal schneller, aber es kann durchaus auch mal sein, daß jemand etwas mehr Zeit braucht und dann sollte man sie ihm geben. Allerdings, wenn man dann sehr lange auf jemanden wartet und der schreibt nicht, könnte das zum Problem werden, ich würde dann sagen, wenn es sehr lange dauert macht das jemand anderes, wobei die Person ihre Version auch nachlieferen kann, es spricht ja nichts dagegen, wenn wir mal verschiedene Besprechungen eines Werkes haben, schön wäre es nur, wenn es uns gelänge, zu jedem der Werke etwas zu sagen.

Dann stellt sich die Frage, wer mit den Opus 9 anfangen will? Ich muß sagen, daß ich die Opus 9 überhaupt noch nicht kenne. Wer von uns kennt sie und schätzt sie und möchte etwas dazu sagen?

Gruß
Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#82 erstellt: 07. Mai 2015, 13:39
Ich könnte mit op.9 beginnen, wenn die von Martin skizzierte Vorgehensweise allgemeinen Beifall findet.
Martin2
Inventar
#83 erstellt: 07. Mai 2015, 13:55
Hallo Kreisler Jr.,

das würde mich sehr freuen. Das mit dem "allgemeinen Beifall" ist allerdings schwierig zu eruieren. Ich meine, ich hoffe ja, daß in unser Projekt noch mehr einsteigen. Im moment scheinen aber außer Dir und mir nur eventuell noch Joachim mitmachen zu wollen. Also ich denke, mache doch einfach die Opus 9. Dann mache ich möglicherweise mal die Opus 17, wozu ich sie allerdings erst einmal hören müßte. Wenn Joachim allerdings die Opus 17 machen will, kann er sie auch machen. Die Opus 20 mache ich auf jeden Fall gerne, das sind tolle Quartette. Also, lieber Kreisler Jr., lege doch einfach los!

Gruß
Martin
Joachim49
Inventar
#84 erstellt: 07. Mai 2015, 14:25
Ich finde es prima wenn Ihr (d.h. Johannes und Martin) mit op 9 und 17 beginnen wollt.
J
Kreisler_jun.
Inventar
#85 erstellt: 07. Mai 2015, 22:13
Ich stelle dann am Samstag oder Sonntag was zu op.9 ein. Ich denke, man kann jedem Sechser-Opus einen eigenen Thread spendieren; da der hier schon auf Seite 4 ist wird es sonst unübersichtlich.
Martin2
Inventar
#86 erstellt: 08. Mai 2015, 01:10
Das finde ich prima. Ich habe übrigens gerade ein paar Streichquartette Opus 17 gehört, um mich auf meine schwere Aufgabe, darüber reden zu müssen, vorzubereiten. Die gefallen mir sehr gut! Viel raffinierter als die Opus 1, also ein sehr avancierter Stil, aber dabei irgendwie dem Boccherini näher, wozu allerdings auch der rauhere Klang der Buchbergers beitragen mag. Also an sich etwas sehr schönes und auch überhaupt nicht primitives, lebensfreudiges, was aber für mich noch viel näher ( teilweise) am Boccherinistil dran ist als nun die Opus 20, die für mich wesentlich seriöser im Sinne des typischen Haydnstils klingen. Also etwas vom "weichen Melos", daß man dem Boccherini zuschreibt, höre ich auch bei den Opus 17 raus. Ich denke, wenn ich die Opus 17 anspreche, werde ich auch das noch mal ansprechen, entscheidend ist nur, da mir der Boccherini eigentlich gefällt, gefallen mir auch die drei Quartette Opus 17, die ich bisher hörte, aber stilistisch weicht das von den Opus 20, die ja den Opus 17 folgen, doch schon sehr ab. Das nur mein erster Eindruck, ich werde dann im entsprechenden Thread dazu Stellung nehmen und wiegesagt, das ist nur mein Eindruck, der ja auch völlig falsch sein kann.

Was im übrigen den Vorschlag von Kreisler Jr anbetrifft, Einzelthreads für die einzelnen Opusnummern zu machen, oder zumindestens für jeweils 6 Quartette, so bin ich damit einverstanden, aber wir könnten denke ich im Hauptthread darauf verlinken.
Klassikkonsument
Inventar
#87 erstellt: 12. Mai 2015, 08:50
Kreisler jr.s Thread-Eröffnung zu op. 9 habe ich mit großem Interesse gelesen. Trotzdem beginnt einstweilen meine Aufmerksamkeit erst ab op. 20. Da gibt es für mich noch genug besser kennenzulernen.
Martin2
Inventar
#88 erstellt: 17. Mai 2015, 19:03
Also ich bin sehr beeindruckt, was Kreisler Jr. zu den Opus 9 vorgelegt hat. Soweit bin ich mit den Opus 17 noch nicht und ich bitte da um etwas Geduld. An sich würde ich die Sache sowieso noch gerne ein paar Wochen ruhen lassen, aber das muß ja nicht sein. Aber ich will jetzt auch nicht überstürzt was zu den Opus 17 schreiben. So ist das Quartett in Moll Nmr 4 nach Ansicht des Reklam Kammermusikführers ein wichtiges Werk subjektiver Ausdrucksmusik, aber ich finde zu ihm noch keinen rechten Zugang. Also noch mal: Kreisler Jr hat gewisse Maßstäbe gesetzt, die ich nun nicht völlig unterbieten will. Deshalb lasse ich mir auch noch etwas Zeit. Allerdings ist es nun auch nicht so, daß ich zu den Opus 17 überhaupt keinen Zugang hätte, manches gefällt mir sogar sehr gut.
Joachim49
Inventar
#89 erstellt: 17. Mai 2015, 21:56
Ich war leider viel auf Achse un konnte noch kaum konzentriert lesen und hören. Kommt aber noch.
J
Kreisler_jun.
Inventar
#90 erstellt: 17. Mai 2015, 22:08
Ich würde es begrüßen, wenn wir mindestens eine Woche verstreichen ließen und Interessenten vielleicht eher mal ein paar eigene Eindrücke zu op.9 hinterlassen. (Die Buchberger-Aufnahme dieses Opus gibt es für ca. 3-4 EUR bei Zweitausendeins.)

Partituren:
http://imslp.org/wiki/String_Quartets,_Op.9_%28Haydn,_Joseph%29

(zu den anderen Opusnummern kommt man leicht über Suchen oder Browsen bei imslp, manche Scans sind etwas mies, aber zu op.17 zB besser als op.9)

Ganz praktisch ist auch dieses Büchlein (allerdings sind die Beiträge von Finscher in den neueren Auflagen des Reclam-Führers in der Regel ausführlicher)

amazon.de
Martin2
Inventar
#91 erstellt: 07. Jun 2015, 18:36
Nachdem ich nun meine Besprechung der Opus 17 vorgelegt habe, die hoffentlich gefallen, wollte ich hier mal fragen, wer denn nun eigentlich die Opus 20 machen will. Ich meine, wir werden sicherlich über die Opus 17 noch ein bißchen reden, vielleicht sogar ein, zwei Wochen, am Ende sogar doch noch mal über die Opus 9, die ich vielleicht doch noch mal etwas intensiver hören möchte, also auf jeden Fall auch noch mal, aber ich würde halt gerne wissen, wie es weiter gehen soll. Sind Johannes ( Kreisler Jr.) und ich nun alleine, dann wäre Kreisler Jr wieder dran ( obwohl auch ich gerne über die Opus 20 geredet hätte, zumal ich sie auch kenne, auch wenn nicht alle von ihnen gut), oder will Joachim oder am Ende sogar noch ein vierter oder fünfter in die Sache einsteigen? Es hat natürlich keine Eile, wir können uns für die Sache sicherlich Zeit lassen, aber ich hätte doch trotzdem gerne gewußt, wie es weiter gehen soll. Wiegesagt, eilen sollten wir nicht, aber es wäre schade, wenn das Projekt wieder versandete.

Übrigens könnten wir vielleicht doch auch noch mal die Klaviersonaten machen. Ich habe da ja mal eine kurze Besprechung sämtlicher Klaviersonaten im entsprechenden Thread vorgelegt, so daß ich mit gutem Gewissen sagen kann, alle zu kennen, aber vielleicht sollte man das doch noch mal etwas ernsthafter betreiben und die Dinge intensiver hören, um nicht zu schnell zu urteilen, wobei die frühen Sonaten sicherlich größtenteils noch etwas arg unambitioniert sind. Dann könnte man das, was ich gemacht habe, eher als Pilotprojekt begreifen. Und was lohnte sich sonst? Klaviertrios, Sinfonien? Jedenfalls stelle ich fest, daß mir das Hören von Haydn sehr viel Freude macht. Und das Schreiben über die Opus 17 hat mir insofern viel Freude gemacht, als ich auch wirklich zu etwas häufigerem und intensiverem Hören gezwungen war.
Kreisler_jun.
Inventar
#92 erstellt: 07. Jun 2015, 22:33
Ich habe vor Jahren eine relativ ausführliche Vorstellung (nicht ganz so ausführlich wie neulich für op.9) von op.20 für Tamino geschrieben (basierend auf einem noch älteren Text), daher schreibe ich nicht noch eine neue für diese Werke. Aber evtl. kann ich sie hierher kopieren. Oder Ihr lest sie auf Tamino nach und wir diskutieren hier weiter...

http://www.tamino-kl...Thread&threadID=4262
Joachim49
Inventar
#93 erstellt: 08. Jun 2015, 23:30
Ich war ziemlich ausser-musikalisch beschäftigt, habe op 17 noch kaum konzentriert gehört. Ursprünglich sollte ich op 20 vorstellern, aber wenn es von Kreisler schon so etwas gibt, dann will ich gerne verzichten.
Kreisler_jun.
Inventar
#94 erstellt: 11. Jun 2015, 22:17
Wie gesagt, sind diese Anmerkungen zu op.20 nicht einmal halb so lang wie das, was ich neulich hier zu op.9 geschrieben habe. Vielleicht können wir sie ja als Ausgangspunkt nehmen und jeder pickt sich dann EINS der 6 Werke heraus und schreibt zu dem noch etwas mehr.
Joachim49
Inventar
#95 erstellt: 21. Jun 2015, 15:33
Inzwischen habe ich sie ein paar mal gehört, die op.20 1-6. Es ist nicht leicht noch Neues dazu zu sagen, wenn man Johannes' Beitrag und die folgenden im Konkurrenzforum gelesen hat. Ich hatte diese Quartette jedenfalls so lange nicht mehr gehört, dass ich sie gänzlich vergessen hatte. So wurde es eine Neuentdeckung, die mich begeistert hat und auf ansonsten langweiligen Autofahrten begleitet hat. Insbesondere die beiden moll-Werke (2 &3) haben es mir angetan: welch herrlichen langsamen Sätze ! Und welch merkwürdiger und faszinierender Kopfsatz in op 20,2. Welch Ideenreichtum überhaupt in der ganzen Serie. Gehört habe ich sie mit den Buchbergers und teilweise mit den Angeles. Jedenfalls muss ich auch versuchen die Hagenaufnahmen zu ergatter, die ich irgendwann schon einmal gehört hatte. Denn so wie ich die Beethovenquartetten seit vielen Jahren regelmässige höre, werde ich das wohl fortan mit diesem op 20 tun. Wenn wir je ganz durch sind, werde ich wohl auch ein Urteil haben, ob Haydn sich später noch einmal übertroffen hat.
Joachim49
Inventar
#96 erstellt: 19. Jul 2015, 21:50
Merkwürdigerweise lag in meinem Briefkasten eine historische Aufnahme einiger Haydnquartette aus op.20 und op.33 (Pro Arte Quartett). Da muss ein(e) anonyme(r) Gönner(in), der/die meine Privatadresse kennt hier mitgelesen haben. Der Absender war ein amerikanischer Versand aber der Portostempel war niederländisch. Jedenfalls herzlichen Dank.
Was Haydn betrifft muss ich um eine Auszeit bitten. Durch einen Sterbefall muss ich (von hier aus gesehen) im Ausland einen Haushalt auflösen, wodurch ich gezwungen bin oft und länger abwesend zu sein. Ich hoffe ab Oktober wieder meine Zeit hauptsächlich Haydn widmen zu können.
Martin2
Inventar
#97 erstellt: 08. Nov 2015, 18:23
Das Projekt Haydns Streichquartette ruht nun wieder ein paar Monate und ich frage mal vorsichtig an, wer denn nun die Opus 33 machen will? Joachim scheint wieder an Bord zu sein, wenn er sie also machen möchte, soll er sie gerne machen. Wenn sich aber niemand anderes findet, werde ich mich demnächst mal an die Opus 33 machen. Vielleicht auch so ganz langsam, mal alle Tage ein Quartett. Was meint ihr dazu? Ich finde, wir können uns für dieses Projekt viel Zeit lassen, aber langsam sollte es mal weiter gehen.
Joachim49
Inventar
#98 erstellt: 09. Nov 2015, 01:33
Okay, ich melde mich gegem Ende der Woche zum op 33
Martin2
Inventar
#99 erstellt: 16. Nov 2015, 19:02
Hallo Joachim,

wie ich sehe, hast Du einen Thread zu den Opus 33 angefangen. Ich bin mittlerweile auch dazu gekommen, mir alle Streichquartette Opus 33 anzuhören und werde mich dann dazu melden, wenn Deine Vorstellung der Quartette abgeschlossen ist. Ich habe dann beschlossen, Opus 42 zu machen und dann im Anschluß daran die Opus 50, da Opus 42 ja offensichtlich nur aus einem Quartett besteht. Die Opus 33 gefallen mir ganz gut, aber mehr dazu dann in Deinem Thread.

Ich habe im übrigen für den gesamten Haydn nur die Buchberger. Ich überlege mir allerdings, obwohl mir die Buchberger ganz gut gefallen, mir irgendwann noch mal eine alternative Einspielung der gesamten Haydnquartette ins Haus zu holen.

Gruß
Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#100 erstellt: 17. Nov 2015, 00:54
Es gibt allerdings keine GA, die auch nur annähernd so preiswert wäre wie die Buchbergers (neulich mal wieder für <30 EUR gesehen). EDIT: 19,99 bei jpc, wer also noch Lücken schließen möchte...

Ich würde daher eher mit einigen Einzelaufnahmen ergänzen. Irgendwo habe ich auch mal ein paar Favoriten von mir aufgezählt.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 17. Nov 2015, 12:45 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#101 erstellt: 24. Nov 2015, 11:24
Ich höre gerade etwas Haydn Opus 50. Was mich wundert, ist, daß die Streichquartette mit den Buchbergers, die ich habe, offensichtlich unvollständig sind. In meiner großen Haydnbox sind die Opus 50 1- 3 enthalten, aber die Opus 50 4 -6 fehlen. Ich dachte eigentlich, die Buchbergers hätten den Haydn vollständig aufgenommen.
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