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Haydn, Joseph - Streichquartette Opus 50 No. 1 - 6+A -A |
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Autor |
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Martin2
Inventar |
#1 erstellt: 08. Jan 2017, 19:54 | |
Ich habe heute ein bißchen in diesen Streichquartetten gehört. Ich habe diese Einspielung, die nicht teuer ist und die mir Kreisler Jr. empfohlen hat, es gibt wohl bessere, aber wesentlich teurere: Heute hörte ich die Streichquartette Opus 50 1 - 3, also die erste CD. Ich kann nicht sagen, daß mich diese Musik völlig vom Hocker haut, aber es ist solider Haydn, manches spannender, manches langweiliger. Die Doppel CD von CPO ist übrigens versehen mit einer äußerst generösen Besprechung dieser Musik, sehr detailliert, ein dickes Begleitheft, das auf jedes dieser Werke in allen Einzelheiten eingeht. Ob ich das alles lesen werde, weiß ich zwar nicht, aber zunächst mal ist das sehr erfreulich und seriös. Übrigens habe ich das Opus 41 jetzt übersprungen. Opus 41 besteht nur aus einem einzigen Quartett, das mir persönlich nicht sonderlich gefällt, deshalb kann das ja vielleicht noch jemand anderes nachholen. Ich werde übrigens auch die Buchberger noch mal hören, in meiner dicken Haydnbox sind die Opus 50 teilweise, aber auch nur teilweise drauf, Da sie nur teilweise drauf sind, habe ich mir die Nomos mal geholt. Kreisler Jr. hat die Aufnahmen der Opus 50 mit dem Nomosquartett als sehr solide, aber ein bißchen trocken beschrieben. Ich finde diese Einspielungen gut, auch wenn ich ein Gefühl dafür habe, daß man diese Quartette etwas fetziger am Ende auch spielen könnte. Ich werde über diese Werke dann mal in den nächsten Tagen sprechen, allerdings wahrscheinlich eher kurz, denn ich bin kein Musikwissenschaftler oder Komponist, der einen Blick für das kompositorische Detail hat, sondern ich kann nur über die Wirkung dieser Musik auf mich reden und diese dann in Worte fassen. Da nun diese Musik keine musikalischen Urerlebnisse in mir auslöst, sondern eher nur kompositorische Qualität und Gediegenheit ausstrahlt, ist es unwahrscheinlich, daß mir zu dieser Musik viel einfallen wird, aber ich werde es halt versuchen, diese Werke in den nächsten Tagen mal vorzustellen. |
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Klassikkonsument
Inventar |
#2 erstellt: 09. Jan 2017, 16:10 | |
Ja, diese Box habe ich auch. Ist sogar meine einzige Aufnahme vom op. 50 bislang. Gelegentlich hörte ich mal das eine oder andere Quartett, aber der Funke ist noch nicht übergesprungen. Aber vielleicht ändert sich das ja anlässlich dieses Threads. |
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Martin2
Inventar |
#3 erstellt: 09. Jan 2017, 19:49 | |
So, ich fange mal an mit den Opus 50, 1 in B Dur Mir gefällt dieses Quartett sehr gut. Es beginnt sehr originell. Es beginnt nämlich mit dem Klang des Cellos, das orgelpunktmäßig auf einem einzigen Ton pulsiert. Das Begleitheft hat hier die Metapher eines aufgehenden Theatervorgangs, die mir aber nicht ganz einleuchtet. Mir kam dabei auch ein bißchen Bruckner in den Sinn, dessen Sinfonien auch häufig so beginnen, daß man einen diffusen Klang hört, bevor überhaupt etwas passiert ist, also sozusagen ein musikalisches Vorereignis, in dem eigentlich noch gar nichts passiert, denn man hört ja eigentlich nur ein Cello, das einen einzigen Ton fortwährend wiederholt. Dieser merkwürdige Anfang gibt dem Quartett am Anfang etwas verhangenes, was sich aber schnell auflöst. Der eigentliche Satz ist dann sehr solider Haydn, wobei dieser pulsierende Orgelpunkt gelegentlich wieder kehrt. Der zweite Satz ist ein Variationssatz, den ich außerordentlich schön finde. Ein wirklich sehr schönes Thema, das in den Variationen zum Teil wirklich zum Blühen gebracht wird. Ein wirklich schönes Stück Musik, das gut klingt. Dann das Menuett. Ein sehr solides Stück Musik. Was natürlich auffällt, daß das Trio des Menuetts nicht der üblichen Dramaturgie folgt, nämlich eines langsamen, besinnlichen Trios, das vom schnellen Menuettsatz umrahmt wird, sondern hier ist das Trio gewissermaßen "putzmunter" und gar nicht besinnlich und dahingehend auch kein großer Kontrast zum Trio, oder wenn ein Kontrast, dann eher in ungewöhnlicher Weise. Das Finale gefällt mir auch sehr gut. Durchaus kein Kehrhausfinale, sondern ein Satz, der mich irgendwie ein bißchen an Franz Schubert erinnert. Eine sehr erfüllte Musik, die das Quartett in angemessener Weise abrundet. Also zusammengefaßt gesagt wartet dieses Quartett sicherlich nicht mit musikalischen Sensationen auf, hat aber eine solide musikalische Substanz, die dazu einlädt, das Quartett wiederholt zu hören. |
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Martin2
Inventar |
#4 erstellt: 09. Jan 2017, 21:57 | |
Ich mache mal weiter. Heute hörte ich Opus 50, 2 in C Dur. Dieses Quartett ist sehr solide, aber es haut mich nicht vom Hocker. Es ist auch sehr lang, über 27 Minuten, und da ist es dann doch schon manchmal so, daß gewisse musikalische Ideen dann "outstay it's welcome", wie der Engländer sagt. Das beste Stück dieses Quartett ist für mich auf jeden Fall der erste Satz, der etwas Frisches und Lebensfreudiges hat. Auch der ist mir ein bißchen lang, aber er hat entschieden Schwung und ich hörte das ganz gerne. Das nachfolgende Adagio Cantabile kann mich nicht sonderlich begeistern. Es ist nicht sonderlich lang, aber trotzdem langatmig. Das liegt nicht an der musikalischen Verarbeitung, die zeigt Haydn als den Meister, der er ist, aber ich kann mir nicht helfen, irgendwie hat das Thema des Satzes was betuliches und daran kann die musikalische Verarbeitung auch nichts ändern. Das nachfolgende Menuett ist solide, aber mehr auch nicht. Wieder ist es so wie im ersten Quartett, daß das Trio das Tempo nicht zurück nimmt, also auch sehr lebhaft ist. Das Trio ist ganz locker flockig und hat einige interessante Generalpausen. Auch das Finale wartet nicht unbedingt mit den interessantesten musikalischen Themen auf. Und für die vergleichsweise Banalität seiner musikalischen Themen ist auch das Finale entschieden zu lang. Also zusammenfassend gesagt: Irgendwie schade um den doch teilweise erfrischenden ersten Satz und sicher ist das schon solider Haydn, aber für mich kein Werk, daß ich mir oft anhören werde. |
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Martin2
Inventar |
#5 erstellt: 09. Jan 2017, 22:55 | |
Und jetzt hörte ich mir noch mal Opus 50, 3 in Es Dur an. Na ja, ich weiß nicht so recht, also ehrlich gesagt habe ich bei diesen Quartetten doch eher den Eindruck, einem Bildungsauftrag nach gekommen zu sein, also etwas für meine musikalische Bildung getan zu haben, aber ohne deshalb großartige Musik entdeckt zu haben. Wiegesagt, das erste Quartett ist wirklich besser, aber für das dritte Quartett gilt das selbe wie für das zweite: Es ist Musik großer Meisterschaft, aber das unangenehme dieser Quartette ist, daß es sozusagen eine saturierte Meisterschaft repräsentiert, bei der man selten den Eindruck genuiner Inspiration hat. Für mich ist das Quartett auch eine Enttäuschung. So ist der erste Satz ohne Zweifel "ganz nett", aber es sind nun wirklich keine weltbewegenden musikalischen Themen. Das ist nett und plätschert nett dahin. Der zweite Satz ist dann besser, ein Andante-Allegretto, kein so ganz langsamer Satz, sondern eher im mittleren Tempo. Dieser Satz hat mir dann schon besser gefallen, für mich auf jeden Fall der Höhepunkt des Quartetts. Das Menuett ist solide, ohne deshalb einen besonderen Eindruck zu hinterlassen. Es rauscht letzlich wirkungslos vorüber. Das Finale leidet für mich auch wieder an einem Thema, das irgendwie banal erscheint und nicht die geringste Noblesse hat. Wie Haydn das dann verarbeitet, zeigt gediegene Meisterschaft, aber das ändert nichts daran, daß für mich die musikalischen Themen wie Allerweltsthemen wirken. Also zusammengefaßt sind für mich die Opus 50 eher eine Enttäuschung
Daß der Funke bei diesen Quartetten nicht so recht überspringen will geht mir genauso, lieber Klassikkonsument, für mich sind diese Quartette bisher auch eher eine Enttäuschung, allerdings eben mit gewissen Ausnahmen. |
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Martin2
Inventar |
#6 erstellt: 09. Jan 2017, 23:48 | |
Zu später Stunde noch ein paar Worte. Ich habe jetzt eben gerade die Streichquartette Opus 50 4 und 5 gehört. Das vierte Quartett gefiel mir gar nicht so schlecht, aber ich will es noch mal hören. Aber das Quartett Opus 50, 5 ist wirklich fabelhaft, ich habe es zum ersten mal in meinem Leben gehört und es vermochte gleich auf Anhieb zu zünden und zwar auch in allen vier Sätzen und ich finde auch, daß das Nomosquartett das auch sehr gut spielt. Also das war mal eine große musikalische Entdeckung an diesem späten Abend. Ich komme jetzt heute nicht mehr dazu, zu diesen Quartetten Besprechungen zu liefern. Das hole ich dann morgen nach, wobei ich die Quartette dann auch noch mal hören möchte. |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#7 erstellt: 10. Jan 2017, 18:35 | |
Haydn schrieb op.50 nach mehreren Jahren Pause (abgesehen von dem eigenartigen einzelnen op.42). Vorhergegangen waren die bekanntlich als "auf ganz neue besondere Art" komponierten op.33, die bekanntlich Mozart zu seinen Haydn gewidmeten Quartetten inspirierten. Allerdings sind rückblickend op.33 eher ungewöhnliche, durchweg sehr knapp und meist humorvoll gehaltene Werke. Mozarts Werke sind sehr viel länger, ernsthafter und dramatischer. Meine Vermutung ist, dass Haydn klar war, dass er Mozart in diesen Hinsichten kaum übertreffen konnte und daher in op.50 sich auf seine ureigenen Qualitäten konzentriert hat: (nahezu) monothematische Sonatensätze (sogar thematische Vereinheitlichung von Menuett-Trio in einigen Stücken, meiner Erinnerung nach ist im fis-moll-Quartett das Trio-Material eine Dur-Variante des Menuetts), oft mit sehr einfachen Themen, extrem im Kopfsatz des ersten Quartetts und Variationen - fast alle langsamen Sätze haben Elemente eines Variationensatzes. Insgesamt sind die Werke aber deutlich länger und ernster als op.33. Ich fand die Stücke, ebenfalls zunächst anhand der Nomos-Einspielung lange auch etwas "trocken", inzwischen gehört das opus aber zu meinen Favoriten und ich finde einige davon gehören zu den interessantesten Quartetten Haydns (bes. 2,4,6), wenn auch wohl kaum zu den eingängigsten und melodischsten. Es lohnt sich m.E. sehr, sich länger/intensiver mit ihnen zu befassen. Mal gucken, ob ich irgendwo noch was zu den Stücken oder Aufnahmen notiert habe. |
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Martin2
Inventar |
#8 erstellt: 11. Jan 2017, 14:00 | |
Hallo Kreisler Jr., dann muß ich mir das von Dir geschätzte Opus 50, 2 auch noch mal anhören. Den ersten Satz fand ich ja gar nicht schlecht. Vielleicht gewinnt es durch öfteres Hören. Da die Opus 50 zu den von Dir besonders geschätzten Werken Haydns gehören, kannst Du auch gerne die noch ausstehenden Opus 50 4 - 6 vorstellen. Ich überlasse das gerne Dir . Wiegesagt, mein Higlight bisher war das Opus 50, 5. Obwohl ich das bisher nur einmal gehört habe, fand ich das unmittelbar zugänglich. Beim Opus 50, 4, das Du auch schätzt, hatte ich das Gefühl von eventuell wertvoller Musik, die sich beim ersten Hören aber noch nicht völlig erschließt. Im übrigen gebe ich Dir recht, daß die Opus 50 eben keine Ohrwürmer im engeren Sinne bieten, schon gar keine "Big Tune". Aber die Verarbeitung musikalischer Grundgedanken ist oft sehr meisterhaft gelungen, den Eindruck hatte ich auch. Insofern ist das möglicherweise schon meisterhafte Musik, aber nicht die unmittelbar zugänglichste. Das Schöne an einem Forum ist aber, daß einen niemand daran hindert, einen unmittelbaren Höreindruck wiederzugeben. Bei Büchern ist es dann häufig so, daß man bei "höchstem Kulturgut", und dazu gehören die Streichquartette von Haydn ja wohl, selten auch mal ein kritisches und ablehnendes Wort liest, weil sich das bei so hohen Kulturgütern niemand traut. Wobei einen ja auch niemand daran hindert, gewisse Urteile auch zu revidieren. Lieber Gruß Martin |
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Martin2
Inventar |
#9 erstellt: 18. Jan 2017, 21:08 | |
Haydn Streichquartett Opus 50, 4 in fis moll. So, da Kreisler Jr. auf mein Angebot, die restlichen Streichqartette vorzustellen, nicht eingeht, mache ich das mal. Das vierte Streichquartett fis moll ist ein von der Qualität sehr hoch anzusiedelndes, allerdings kein in irgendeiner Weise spektakuläres Werk. Es ist Musik, die ich ganz gerne höre, sehr klassisch ausgewogen, dabei Musik von einer großen Gelassenheit. Dabei ist es ein Quartett in Moll, das einzige aus den Opus 50, aber keinesfalls ein düsteres oder gar tragisches Quartett, sondern schön und in der Schönheit entspannend. Dabei findet sich niemals ein vulgärer Ton und nicht einmal diesen gelegentlichen Hang zur Volkstümlichkeit, den Haydn hat, ist hier zu finden. Schon der erste ist ausgewogen und zeigt einen ausgeprägten und vollendeten klassischen Stil. Den zweiten, langsamen Satz finde ich sehr schön und ich denke in diese Schönheit auch nobel. Das Menuett hat etwas entschieden heiteres, allerdings nicht im geringsten lustiges, wie überhaupt der berühmte Haydsche musikalische "Humor" in diesem Quartett nie zum Ausdruck kommt, was allerdings nicht unangenehm ist. Das Finale ist eine Fuge, darin an die Opus 20 anknüpfend. Ein meisterhafter und eindrucksvoller Satz. Ein allerdings kurzer Satz. Also zusammengefaßt noch mal gesagt, wirklich ein gutes Quartett, auch wenn es einen beim ersten Hören noch nicht vom Hocker reißt, ich habe es jetzt dreimal gehört und mache die Erfahrung, daß es durch öfteres Hören gewinnt. Ich gebe Kreisler Jr. da auch recht, daß es wirklich ein gutes Streichquartett ist, gerade auch dahingehend, daß wirklich auch alle vier Sätze des Quartetts, so unterschiedlich sie auch sind, sich auf einer qualitativen Höhe befinden. |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#10 erstellt: 18. Jan 2017, 22:03 | |
Ich dachte, ich hätte irgendwo noch Notizen zu den Stücken, habe mich aber anscheinend geirrt, und hatte keine Zeit nochmal reinzuhören, um was dazu zu schreiben. Im Taminoforum gibt es Vorstellungen der ersten zwei oder drei Werke und ein bißchen anschließende Diskussion. das fis-moll ist zwar nicht tragisch, aber m.E schon ein ernstes Werk, interessant eben auch, dass der Kopfsatz ein ganz ähnliches Motiv wie Beethovens 5. verwendet, das sogar in ähnlicher Form den gesamten Satz dominiert (wenn der auch nicht so dramatisch ist, wie bei Beethoven). Der folgende Variationensatz mit der bei Haydn häufigen Dur-Moll-Abwechslung ist auch sehr gelungen. Das eigenartige kurze Finale ist das letzte Fugenfinale Haydns, allerdings ganz anders als z.B. das demonstrativ-altmodische in op.20/5 f-moll |
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Martin2
Inventar |
#11 erstellt: 19. Jan 2017, 00:33 | |
Streichquartett Opus 50, 5 F Dur Schön, Kreisler Jr., daß Du noch mal zum 4. Quartett Stellung genommen hast, es scheint auch mir ein wertvolles Werk zu sein. Das 5. Streichquartett F Dur hat mir auf Anhieb, schon beim alleresten Hören, vor ein paar Tagen ganz großartig gefallen. Es ist heiter, fetzig, humorvoll, ein einfach fabelhaftes Streichquartett, das ich sehr gerne höre. Und es ist dieses auch in allen vier Sätzen. Es wundert mich, daß dieses Quartett nicht unter den Favoriten von Kreisler Jr. gelandet ist. Schon der erste Satz hat eine heitere humorvolle Art, die einfach anziehend ist und typisch Haydn. Wie Haydn dort mit Motiven und Generalpausen spielt, wie heiter und lebensfroh dieser Satz ist, ist einfach wunderbar. Der zweite Satz, der wohl auch "Der Traum" überschrieben ist, ist ein zwar kurzer, aber wundervoller Satz. Er beginnt auf eine Art mit lange liegengelassenen Tönen, die sich dann aber doch einer melodischen Entwicklung öffnen, die eine Art "seelenvollen Adagios" dastellt, wie ich sie ein bißchen mit Beethoven assoziiere. So gesehen ist dieser Satz natürlich der emotionale Höhepunkt des Werkes. Das Menuet ist sehr spritzig und ich habe es sehr gerne gehört. Das Finale ist durchaus brilliant, virtuos, dabei aber auch teilweise kontrapunktisch durchblutet und ist ein perfekter Ausklang dieses Werkes. Zusammengefaßt gesagt: Auch wenn dieses Werk nicht tiefgründig zergrübelt ist, sondern eine ausgesprochen "musikantische" Wirkung hat, ist es vielleicht gerade deshalb mein Favorit unter den bisher gehörten Quartetten. Das sechste und letzte folgt dann morgen. |
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Martin2
Inventar |
#12 erstellt: 20. Jan 2017, 14:58 | |
Streichquartett Opus 50, 6 in D Dur Das ist auch ein sehr schönes Werk, das ich auch sehr gerne gehört habe. Auch ein Quartett in Dur wie das vorhergehende, aber völlig anderen Charakters, trotz der Dur Tonart ernster gehalten. Mir gefällt das Quartett sehr gut. Der erste Satz ist weniger heitere als strukturelle Musik, positiv einerseits, aber auch mit vielen Eintrübungen. Mir beginnt er immer besser zu gefallen. Der Satz ist weder heiter noch humorvoll, sondern einfach gute Musik, die man weder als besonders ernst, noch als ausgesprochen heiter bezeichnen kann. Der langsame Satz hat teilweise sehr melancholische Untertöne. Auch schöne Musik. Das Menuet gefällt mir sehr gut, und das Finale ist sehr eindrucksvoll, wenn auch durch nicht brilliant oder spritzig. Ich kann jedenfalls Kreisler Jr. gut verstehen, daß er dieses Werk sehr schätzt. |
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Martin2
Inventar |
#13 erstellt: 20. Jan 2017, 15:11 | |
So, das komische an dieser Doppel CD ist, daß mir die zweite CD eigentlich sehr gut gefällt, das sind großartige Werke, während mir die erste CD eigentlich nicht gefällt. Aber für Opus 50 1 - 3 habe ich auch noch die Buchberger und die werde ich auch noch mal hören und darüber berichten. Auf diese CD bin ich nämlich ausgesprochen gespannt und das liegt in erster Linie an den gigantischen Abweichungen in den Spielzeiten der einzelnen Sätze. Ob das daran liegt, daß die Buchbergers gewisse Wiederholungen nicht spielen, weiß ich nicht, aber die Abweichungen sind einfach gigantisch, so dauern die Ecksätze des Opus 50, 3 bei Buchberger fast nur halb so lang. Vor allem die Kopfsätze sind von der Spielzeit erheblich kürzer, teilweise auch die Finales und obwohl die Mittelsätze und teilweise die Finales genauso lange bei den Buchbergern dauern wie bei Nomos, einige sogar länger, dauert die Nomos CD über 74 Minuten und die Buchberger CD 61 Minuten. Und das werde ich mir in den nächsten Tagen mal anhören, möglicherweise bringen mir die Buchberger dann die Streichquartette auch näher als Nomos das getan hat. |
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Martin2
Inventar |
#14 erstellt: 20. Jan 2017, 21:18 | |
Ich habe jetzt mal Opus 50, 1 - 3 mit den Buchbergern gehört und ich bin begeistert von dieser Musik. Und dann muß ich offen sagen, daß mir das Urteil von Kreisler Jr. über das Nomos Quartett als "Solide, aber ein bißchen trocken" nicht mehr zutreffend erscheint. Das Nomos Quarett spielt diese Musik wirklich sterbenslangweilig, Das liegt natürlich an den Tempi, die bei den Buchbergern zum Teil viel schneller sind, so daß eben das Buchberger 61 Minuten für diese Musik braucht, das Nomos Quartett dagegen 74 Minuten. Aber es liegt nicht nur an den Tempi. Ich habe beim Nomos Quartett den Eindruck von Musikern, die vor ihrem Gegenstand in Ehrfurcht und Demut erstarren und ihn dann auch pomadig darbieten. Beim Buchberger Quartett habe ich dagegen den Eindruck von selbstbewußten, sehr selbstbewußten Musikern, die überhaupt nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern an das, was sie da spielen, einfach völlig glauben. Und das Resultat ist dann etwas völlig anderes als beim Nomosquartett. Gerade in dem langsamen Satz von Opus 50, 2 ist mir das aufgefallen, den ich bei den Buchbergern wunderschön finde, so daß ich mein Urteil "betulich" dann auch korrigieren muß, betulich ist da das Nomosquartettt, nicht der Haydn, obwohl die Tempi denke ich gar nicht so stark abweichen. Allerdings mag das schnelle Tempo im ersten Satz des Opus 50, 1 etwas kontrovers sein, das mag sein. Aber ansonsten liegt das Buchberger Quartett goldrichtig, weil die Sachen, die mir beim Nomos Quartett "banal" erschienen, es beim Buchberger Quartett schlicht nicht sind, der Eindruck der Banalität entsteht nur dadurch, daß man Dinge auswalzt, die viel schneller gespielt werden sollten, speziell auch im letzten Satz des Opus 50, 3 ist mir das aufgefallen. Und für die 2. CD der Einspielung mit dem Nomosquartett konnte ich mich schon begeistern, aber nach dem Anhören der Buchberger im Falle der ersten drei Quartette muß ich sagen, daß das Nomosquartett diese großartige Musik mit ihrer pomadigen Art wirklich ruiniert hat. |
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