Philips 22AH970 kein Ton,

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RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 18. Nov 2021, 14:11
Hallo Hifi Gemeinde,

ich habe den tollen Philips 970 aus dem Jahre '71.
Gekauft letztes Jahr für kleines Geld, da eine von zwei Boxen nicht ging.
Also hab das Kombi-Gerät auseinandergebaut und siehe da, es hat einen der zwei IC TBA810AS zerschossen, welcher für die Steuerung des Ausgangs zuständig ist (hab ich mal so verstanden).

Ersatzteil bestellt und verlötet. Nichts. Kein Ton. Geprüft, ob es an den Boxen liegt: alles jut.
Dann wollte ich die Spannungen vom Originalen IC mit dem Ersatzeil vergleichen. Beim Messen abgerutscht und den noch originalen, intakten IC zerstört. Mist...
Diesmal zwei neue TBA810AS bestellt. Sicher ist sicher. Verlötet: nichts. Dann hats mir iwann eine Gleichrichterschaltung und zwei Widerstände zerschossen. Natürlich sind beim Ersetzen der Bauteile zwei, drei Leiterbahnen zu Bruch gegangen. Da hatte ich noch nicht das Händchen fürs löten wie jetzt. Aber alles hinbekommen.
Also. Heute alles wieder in zusammenbekommen, verbaut, zusammengebaut. Der Plattenteller dreht sich, das Kassettendeck macht was es soll: nur die Boxen schweigen weiterhin.
Habe nun nach Schaltplan die Spannungen der Beinchen gemessen, verglichen, auch untereinander. 80% der Spannungen stimmen nicht mit denen des Schaltplans überein. Entweder 90% weniger Spannung oder nahezu gar nichts. Ich weiß nicht mehr weiter. Kondensatoren und dergleichen sind nach meinen Messungen nicht kaputt. Können natuürlich ausgetrocknet sein. Ich weiß nicht mehr...

Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Danke im Voraus.

Gruß,
RetroE30


[Beitrag von RetroE30 am 18. Nov 2021, 14:15 bearbeitet]
Rabia_sorda
Inventar
#2 erstellt: 19. Nov 2021, 15:32
Moin,


Dann hats mir iwann eine Gleichrichterschaltung und zwei Widerstände zerschossen


Weshalb?
Einfach "nur so" oder hast du einen Fehler gemacht?

Welcher Gleichrichter (evtl 6353?) und welche Widerstände waren zerschossen?

Hat es dabei evtl auch noch die Sekundärseite des Trafos erwischt?
Liegt die Sekundärspannung an?


Das kein Ton kommt (nun beide Kanäle?) kann aber auch schon vor dem Bereich der Endstufen, also im Vorverstärker liegen.


Kondensatoren und dergleichen sind nach meinen Messungen nicht kaputt. Können natuürlich ausgetrocknet sein. Ich weiß nicht mehr...


Defekte Kondensatoren können auch die Spannungen des Netzteiles "drücken".
In Signalwegen ist dies ähnlich zu verstehen und bei Koppelkondensatoren lassen sie dann das Signal nicht mehr durch.

Wenn in dem Gerät blaue Philips-Elkos verbaut sein sollten, dann dürften sie eigentlich fast alle trocken sein. Auf alle Fälle die mit den kleineren Kapazitäten.


[Beitrag von Rabia_sorda am 19. Nov 2021, 16:57 bearbeitet]
Mechwerkandi
Inventar
#3 erstellt: 19. Nov 2021, 15:37
Mir schwant da was.
Rabia_sorda
Inventar
#4 erstellt: 19. Nov 2021, 15:38

Mechwerkandi (Beitrag #3) schrieb:
Mir schwant da was.


Das es bei dir heute Abend nichts zum Essen gibt, oder was schwant dir ....
CarlM.
Inventar
#5 erstellt: 19. Nov 2021, 16:03
... und die Sicherung auf der Sekundärseite des Trafos geprüft?

Cassettendeck, Lämpchen sind über Widerstände (1 Ohm) gesichert. Der Verstärker nicht. Da gibt's die Sicherung zwischen Trafo und Gleichrichter.
Falls okay, dann auch hier vom Gleichrichter ausgehend die Spannungen verfolgen. Vermutlich ist dann auch der eine oder andere Widerstand (z.B. 120 Ohm) defekt.
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 23. Nov 2021, 14:49
Ich weiß nicht mehr warum die vier Dioden und die zwei Widerstände kaputt gegangen sind. Es waren zwei Safety Carbon Resistors mit 1 Ohm und 1/8 W. Hab ich jetzt gegen "normale" ausgetauscht. Dioden auch getauscht. Ist nichts mehr abgeraucht. Die Sicherung auf der Platine mit den TBA810AS Käfern löste damals aus, weiß nicht mehr warum. Hab eine neue verbaut. Soweit alles jut. Bezüglich Kondensatoren: es ging ja vorher alles, bis auf eine Box, weil da der eine TBA Käfer kaputt war. Die vier Dioden (6122-6125) bilden den einen Gleichrichter, den ich meine. Daneben die zwei safety Widerstände.

Hier mal zwei Schaltpläne:


Dioden und Widerstände


TBA810AS Platine


Die Sekundärseite des Trafos hat glaube ich nichts abbekommen. Hab aber noch nicht die Zeit gefunden, um nachzumessen. Laut Schaltplan sehe ich nur die 6,3 V. Die anderen Leitungen 8 und 9 haben keine Voltzahl angegeben.
Die roten Kreise auf den Bildern sind die Stellen, welche ich erneuert habe. Sprich den Gleichrichter und die zwei Sicherheits Widerstände.

Kann es vielleicht auch an den zwei TBAs liegen? Dass sie intern nicht exakt aggieren wie die originalen von Hitachi?
Wo liegt denn der Vorverstärker?
Ja, beide Boxen geben keinen Ton von sich.
Und ja, es sind die blauen Philips Kondensatoren. Aber wie gesagt, vorher ging ja noch eine Box.

Danke für deine Antwort und auch die der anderen.


[Beitrag von RetroE30 am 23. Nov 2021, 14:59 bearbeitet]
Rabia_sorda
Inventar
#7 erstellt: 23. Nov 2021, 16:00
Ich vermute mal dass du die "Käferchen" richtig herum eingebaut hast?!

Desweiteren muss ich mir wegen des Vorverstärkers den Schaltplan später zu Hause anschauen.
Aber vllt kann Carl dir damit schneller aushelfen.
Bin uffe Maloche ...
CarlM.
Inventar
#8 erstellt: 23. Nov 2021, 16:42
Also ... der Reihe nach.

1. Wenn Du den Sicherungswiderstand gegen einen "normalen" ersetzt, muss dieser trotzdem schwer entflammbar sein. Deshalb darf es kein Kohlewiderstand sein, sondern z.B. Metalloxid.

2. Die Spannungen am Trafo (bzw. am "Eingang" der Brückengleichrichter) sind Wechselspannungen (V AC). Sie lassen sich aus den Gleichspannungen berechnen, indem man diese durch 1,41 teilt.
Aus den Spannungen zwischen "8" und "10" werden 11V generiert. Dies ergibt dann 7,8 V AC am Trafo.
Die zweite Wicklung liefert am Ende 19V DC. Deshalb muss zwischen den Anschlüssen 6 und 7 des Trafos ca. 13,5 V AC messbar sein.

3. Für den Betrieb des Verstärker IC ist diese Spannung von 19V DC (Leitung "19V +7") wichtig. Deshalb muss sie kontrolliert werden.

4. Der Vorverstärker besteht für jeden Kanal aus zwei Transistoren (zzgl. Peripherie). Diese findet man in der Übersicht des Service Manuals auf Seite 6 in der linken unteren und linken oberen Ecke. Bezeichnung 6109 bis 6112.
Die Vorverstärker benötigen sie Spannung "17V +1". Deshalb muss auch diese überprüft werden.

Ich möchte aber dringend empfehlen, strukturiert vorzugehen. Aufgrund von Spekulationen einmal hier und einmal dort etwas auszuprobieren, führt nur in Ausnahmefällen zu schnellem Erfolg.


[Beitrag von CarlM. am 23. Nov 2021, 16:44 bearbeitet]
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 23. Nov 2021, 17:06
Danke dir Carl.

Ich habe tatsächlich bei beiden TBAs (richtig eingebaut) 19V anliegen. Den rest, den du genannt hast, werde ich die Tage nachprüfen. Ich habe vorerst nur die beschädigten Bauteile ersetzt.
Ob ich zwei Metalloxid verbaut habe weiß ich nicht. Die Farbe Blau sagt wahrscheinlich nicht viel über die Art des Widerstands aus.

Danke euch. Ich werde berichten.

Gruß,
RetroE30
CarlM.
Inventar
#10 erstellt: 23. Nov 2021, 17:19
Blau sollte Vishay Dünnschicht sein. Das wäre dann okay.
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#11 erstellt: 24. Nov 2021, 22:07
Hallo Carl,

ich habe alles der Reihe nach geprüft.

1. habe ich gemacht

2. am Verstärkerboard (mit den zwei TBAs) liegen die benötigten 15V vom Trafo an

3. es liegen jeweils an Pin 1 19V an

4. beide Vorverstärker erhalten knapp 17V (~16,8V), desweiteren haben Transistor 6111 & 6112 alle nötigen Spannungen an C/E/B anliegen. Transistor 6110 hat bei C 0,6V (passt), bei B 3,98V (statt 4,3V), bei E 4,71V (statt 5V). Transistor 6109 hat bei C 0,64V (passt), bei B 3,94V (statt 4,3V) und bei E 4,68V (statt 5V). Ich würde jetzt mal sagen, dass die Spannungsabweichungen bei den Transistoren 6109 und 6110 zu verkraften sind (vll auch nicht, weiß nicht welche Toleranzen man da akzeptieren kann).
CarlM.
Inventar
#12 erstellt: 24. Nov 2021, 22:25
Ja, das ist soweit okay.
Unabhängig von den Werten im Schaltplan gilt als Faustregel, dass man zwischen Basis und Emitter eine Diferenz von 0,6V haben muss. Ist die Differenz deutlich weniger (z.B. 0,48V) oder auch sehr hoch, dann muss man der Sache auf den Grund gehen.

Somit wird Dein Problem eines, bei dem man vermutlich mit einem Signalverfolger oder Oszi sehr viel schneller zum Ziel kommen würde.
Es ist gut möglich, dass ein Elko oder Kondensator platt ist. Bei den Koppelelkos bedeutet dies, dass das Tonsignal nicht hindurchkommt.

Vielleicht hat jemand anderes eine gute Idee. Mir würde noch einfallen, dass man mit Multimetern, die Frequenzen anzeigen können, ggf. einen Testton von z.B. 1 kHz verfolgen könnte. Ich habe dies aber nie ausprobiert, weil ich über Oszi und Signalverfolger verfüge ...
Welches Multimeter besitzt Du denn?
Es gibt auch Anleitungen zum Selbstbau einfacher Signalverfolger.
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 24. Nov 2021, 23:27
Ich hab das AMPROBE AM-510. Kann damit auch Frequenzen messen. Für die Kondensatoren habe ich noch ein separates Messgerät. Nichts teures, macht aber was es soll, da bei meinem Multimeter große Kapazitäten nicht mehr messbar sind.

Ich habe leider gar keine Ahnung von einem Signalverfolger. Aber ich mach mich schlau. Meist sind es banale Fehler, die nach einer Reparatur das Gerät wieder zum Leben erwecken. Aber das hier ist echt eine Herausforderung. Umso besser, wenn ich es hinbekomme.

Wie Transistoren funktionieren weiß ich tatsächlich. Da hat sich die eine Vorlesung mal gelohnt. Aber mit Nachrichtentechnik und dergleichen habe ich absolut nichts am Hut. Bei mir wird erst ab einigen kV interessant (zumindest in meinem Studium).

Ich werde mich wie gesagt schlau machen und den Beitrag hier aktuell halten.

Gruß,
RetroE30


[Beitrag von RetroE30 am 24. Nov 2021, 23:28 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#14 erstellt: 24. Nov 2021, 23:35
Im Prinzip ist ein Signalverfolger ein normaler Audioverstärker, nur ... der Eingang ist mit einem Poti versehen und - sehr wichtig - mit einem Kondensator, so dass die Gleichspannung nicht in den Signalverfolger gelangen kann.
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#15 erstellt: 09. Dez 2021, 00:06
Soooooooo......

Heute Abend bei einem Kollegen aus dem Repair-Café gewesen, welcher wesentlich mehr Wissen und Erfahrung als ich hat. Die TBAs machen was sie wollen. Er weiß es auch nicht. Hatte leider auch keinen Signalverfolger. Haben unter Spannung an den Pins etwas "gespielt", um zu schauen, ob die boxen wenigstens kratzen oder rauschen. Ein wenig. Aber der eine TBA wollte gar nicht. Ich werde mir jetzt einen Signalberfolger zulegen, um das Problem endgültig herauszufinden. Die kleinen Elkos werde ich vorher noch tauschen. Geht mir auf den Sack... Zeit, um einen Signalverfolger selbst zu bauen habe ihc leider nicht mehr so viel. Ich schau mich mal um, ob ich was günstiges, für meine Zwecke Ausreichendes finde.
Rabia_sorda
Inventar
#16 erstellt: 10. Dez 2021, 19:26

Zeit, um einen Signalverfolger selbst zu bauen habe ihc leider nicht mehr so viel.


Dazu braucht es doch "nichts".
Man nehme einen vorhandenen Verstärker und ein wenig Kleinmaterial:

Bild 1

Bild 2 (Schaltplan)


Der verbaute Kondensator ist absolut wichtig!
Anstatt des Klinkensteckers lässt sich natürlich auch ein Cinchstecker nehmen.
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#17 erstellt: 13. Dez 2021, 19:37
Gesagt, getan. Hab die beiden TBA810AS auf deren Signalaktivität untersucht.
Pin 8 bekommt das Eingangssignal. Pin 12 hat kein Ausgangssignal. Pin 11, welcher laut Datasheet NC ist, hat selbiges signal wie Pin 8. Pin 4, Bootstrap hat Signal, Pin 5, Compensation, hat selbige Signalstärke wie Pin 8. Bin den Bahnen zu den Boxenanschlüssen gefolgt. Jeweils dazwischen ein (oder zwei?) Kondensatoren. Nach diesen Kondensatoren kommt nichts mehr. Das ganze habe ich im Radio-"Modus" überprüft. Das kassettendeck gibt, warum auch immer, keinen Ton von sich. Plattenspieler hab ich noch nicht getestet. Werde die Tage, je nach verfügbarer Zeit, nochmal nachschauen.

Bis die Tage
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#18 erstellt: 24. Dez 2021, 18:25
Hallo Leute,

erstmal wünsche ich euch eine Frohe Weihnacht und eine besinnlicihe Zeit.

Ich kam leider nicht weiter... Ich hab für kleines Geld das gleiche Gerät erstanden und die Fehlerhafen Platinen ausgetauscht. Hier und da noch was umgelötet, da das Spendergerät tatsächlich minimal anders gestaltet wurde. Jetzt geht alles. Fast. Radio tuts. Kassettendeck auch. Jedoch klingen die Boxen (Wega) ab mittlerer Lautstärke dumpf. Vll setzen die Hochtöner einfach aus?! Muss ich mal nachschauen. Und leider ist der Plattenspieler Ton schrecklich. Viiiiel zu leise und ein Brummen. Da muss ich auch noch mal ran. Ersatznadel von Philips 972 (auch GT iwas genannt) scheint identisch zu sein. Ich gehe mit meinem tollen Tastkopf mal auf die Suche der Störquelle. Danke nochmal für den Tipp

Ich melde mich nochmal.
Schöne Zeit noch.

RetroE30
RetroE30
Schaut ab und zu mal vorbei
#19 erstellt: 03. Mai 2024, 00:08
Abend

Lang lang ists her.. Nach dem Platinentausch habe ich die Nadel gesäubert und jetzt klingt es viel besser.
Läuft alles gut

Nochmal vielen Dank für eure Beiträge und Hilfe. Auch, wenn ich das ursprüngliche Problem nicht lösen konnte.

Grüße
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