Kniffliges Rätsel - Reparieren eines Verstärkers

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meezger_sepp
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 20. Jul 2007, 22:18
Hi,

Ich bin neulich sehr günstig an einen E-Bass Verstärker gekommen. Neu, aber defekt. Da ich Erfahrung mit Röhrenamps und Gitarreneffektgeräten habe, dachte ich, die Reparatur kann doch nicht so schwer sein. Jetzt übersteigt sie aber doch meine Fähigkeiten.
Laut Händler ist der Amp beim ersten Einschalten kaputtgegangen.

Vom Hersteller habe ich eine kaum leserliche Kopie des Schaltplans bekommen. Mit dem PCB habe ich mit den angehängten Plan erpuzzelt. Laut Original sollten R68 und R70 680 Ohm sein, verbaut sind aber 150.

An Schäden habe ich nach dem Öffenen festgestellt, dass R73, R74, R69 und R81 durchgebrannt sind. Daraufhin habe ich alle Transistoren abgelötet und Q6, Q7, Q12 und Q15 hatten einen Basis-Emitter-Durchbruch. Außerdem hatte C35 einen Kurzen.

Nachdem ich die defekten Teile getauscht habe, funktioniert der Amp immer noch nicht, da R82/85 nach dem Einschalten sehr schnell sehr heiß werden.

Mein Verdacht ist, dass in dem Amp ein falscher Trafo verbaut wurde, da ich eine Leerlaufspannung von 2x ~33 V und eine Spannung von +-48V nach dem Netzteil ohne Endstufe gemessen habe. Da die Kondensatoren maximal 50 V haben, kommt mir das etwas hoch vor.

Kann jemand abschätzen was diese Endstufe ungefähr für eine Railspannung haben sollte (angegeben sind 100 W an 8 Ohm).

Außerdem wäre ich für Tipps sehr dankbar, wie man bei dieser Endstufe am besten analytisch nach Fehlern sucht. Als Röhrenonkel ist mir das zu Viel Rückkopplung drin. Z.B. ob es Teil-Stufen gibt, die man für sich alleine testen kann. Mutlimeter, Oszi und begrenztes Know-How sind vorhanden.

Vielen Dank im Voraus für jede Hilfe.

Viele Grüße

http://img474.imageshack.us/img474/8578/schemxr9.gif


[Beitrag von meezger_sepp am 20. Jul 2007, 23:33 bearbeitet]
mystixx
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 20. Jul 2007, 23:05
Hallo,

Auf jeden Fall mal Q10 / Q11 prüfen !!!

Eigentlich solltest Du alle Transistoren prüfen...




Gruß Peter


[Beitrag von mystixx am 20. Jul 2007, 23:07 bearbeitet]
Mülleimer
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 20. Jul 2007, 23:14
Hi

die Widerstände R68 und R70 müssen 680 Ohm haben. Tausche sie schon mal aus. Du mußt alles durchmessen, den Rest Transistoren, die Elkos und die Widerstände.

Ist der Lautsprecher noch ganz oder ist gar keiner mit drin?

+- 48V ist richtig. Die Railspannung hängt von den Netzteilelkos ab, vielleicht 3 Vss bei Vollast?

Gruß


[Beitrag von Mülleimer am 20. Jul 2007, 23:15 bearbeitet]
meezger_sepp
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 20. Jul 2007, 23:28
Hi,

@Mülleimer:
Lautsprecher ist noch ganz - Gott sei Dank. Zum Testen nehme ich Anfangs aber lieber einen alten KH. Kopfhöereausgang, der den LS stillegt, ist ja vorgesehen.
Die Transistoren und Dioden hatte ich alle mit Durchgangsprüfer getestet. Dann werde ich die Widerstände und Kondensatoren auch alle noch messen.
Das Netzteil besteht nur aus einem Brückengleichricher und 4700uF/50V pro Rail.
Iregeneinen Tipp, was die ursprüngliche Ursache für das Totalversagen gewesen sein könnte?

@mystixx
Reicht auf Durchgang messen (mit beiden Polungen von b nach e und c)? Das habe ich bei allen gemacht.

Danke für die Tipps.

P.S. Q6 und Q7 waren noch defekt, nicht Q4 und Q5 wie ich Anfangs geschrieben habe.


[Beitrag von meezger_sepp am 20. Jul 2007, 23:33 bearbeitet]
Mülleimer
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 20. Jul 2007, 23:34
C35 war bestimmt die Ursache.
mystixx
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 20. Jul 2007, 23:54
Hallo,

von jedem nach jedem messen und die rote und die schwarze Messleitung vertauschen und nochmal... dann siehst Du auch ob der Transistor evtl nur einen "Feinschluss" hat... kommt selten vor aber kommt vor! Achja, am besten stellst Du dein Multimeter (ich gehe mal von einem digitalen aus) auf Diodentest. hmmm Du kannst Dir eigentlich einen Transistor vereinfacht als 2Dioden vorstellen... Moment...

So, hier hab ich was gefunden: Transistor

PS: bei einem "normalen" Transistor sollte dein Multimeter dann nur 2mal einen Wert von etwa 0,5XX Anzeigen...

Gruß Peter
meezger_sepp
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 20. Jul 2007, 23:59
@mystixx
Genau so habe ich es gemacht. Alle die nicht von B aus 2x ca. 500mv Durchgang in eine Richtung hatten, habe ich ersetzt.
Die TIP41C/Tip42C (Q10/11) waren dabei in Ordung.
Darum kann ich mir nicht so recht erklären, wieso die Leistungstransitoren Vollgas geben.
Jetzt schlafe ich erst mal eine Nacht darüber;-)


[Beitrag von meezger_sepp am 21. Jul 2007, 00:07 bearbeitet]
_ES_
Administrator
#8 erstellt: 21. Jul 2007, 21:39
Hi..
Auch wenn Q10 und Q11 in ordnung zu sein scheinen-ich würde sie trotzdem tauschen.Sie drehen ja den "hahn" der Endstufen auf und zu.
Nach meiner Erfahrung sollte man bei einen DC-gekoppelten Verstärker am besten alle Halbleiter ersetzen,auch jene, die heil zu sein scheinen..
Die Gefahr ist hoch, das einige nur einen "schlag" haben,
der sich erst dann bemerkbar macht,wenn höhere Spannung anliegt-höhere, die dein multimeter nicht hergibt und dir deshalb vorgaukelt, alles ist ok.
Wenn von einen komplimentär-pärchen einer durch ist, tausche ich beide.
Sollte es dann immer noch nicht gehen,klapper mal die passiven elemente in der Rückkopplung ab:
Wenn die nix "sieht", dreht sie die Verstärkung auf..
MfG
Martin
Ultraschall
Inventar
#9 erstellt: 22. Jul 2007, 11:10
R63 oder R 46 müsste eigentlich ein Einstellregler sein um den Ruhestrom der Endstufe einzustellen. Das ist der Strom durch R82/85 ohne Ansteuerung. Erfahrungsgemäß dürften das so. ca. 40...50mA sein, also ein Spannungsabfall von 8,8...11mV über einen dieser Emitterwiderstände.
R68/70 sind für die Kurzschlusssicherung zuständig, an denen liegt es erstmal nicht.
Q6 Q15 und Q12 müssen guten thermischen Kontakt haben- hast DU nach dem Austausch auch die End-T's gut mit dünner Wärmeleitpaste montiert.
So wie Du das schilderst läuft Dir der Ruhestrom hoch.
Nach dem Wechseln von Transis muß man den immer neu einstellen. Deshalb verwundert es mich das dafür kein Einstellregler drin ist. Es gibt auch Endstufen wo man das aus Zuverlässigkeitsgründen mit festen Widerständen macht- aber die werden dann für jede Endstufe passend ausgesucht und eingelötet - Wie gesagt R63 oder 64 erst mal größer machen, senkt den Ruhestrom.

Grüße
_ES_
Administrator
#10 erstellt: 22. Jul 2007, 12:11
Am besten erstmal mit einer Dekade oder Trimmer,lin 1k..
meezger_sepp
Schaut ab und zu mal vorbei
#11 erstellt: 22. Jul 2007, 12:20
Hallo,

danke für die Tipps. Dann werde ich mal R64 durch einen Trimmer ersetzen.
Kann es sein, dass bei R60 ein Trimmer auch nicht schlecht wäre? Damit müsste man den DC-Offset einstellen können - oder? Ich habe eine Seite im Netz gefunden mit einem DIY-Projekt, das sehr ähnlich ist.
http://users.tpg.com.au/users/gerskine/dxamp/

Irgendwie ist mir persönlich das Ding mit der Railspannung zu sehr am Limit. Etwas weniger Leistung reicht mir auch.
Gibt es eine gute Möglichkeit die Railspannung ohne einen neuen Transormator zu senken?

Viele Grüße
Mülleimer
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 22. Jul 2007, 15:01

Gibt es eine gute Möglichkeit die Railspannung ohne einen neuen Transormator zu senken?


..die Brumm... nein, die Railspannung kann man nicht gut senken ohne Trafo. Sonst müßtest Du die Sekundärwicklung abwickeln und das symmetrisch - nein. Keine Chance!
_ES_
Administrator
#13 erstellt: 22. Jul 2007, 15:39
Seh´ich genauso..
Ist es Dir zu nah am limit der NT-Elkos ( 50 V ) ?
Dann nimmm doch 63V Typen...
meezger_sepp
Schaut ab und zu mal vorbei
#14 erstellt: 22. Jul 2007, 16:14
Hallo,

die Elkos habe ich schon gegen 63V getauscht.
Nein, die Schaltung ist mir zu sehr am Leistungslimit mit nur 2 Transistoren.

Viele Grüße
meezger_sepp
Schaut ab und zu mal vorbei
#15 erstellt: 23. Jul 2007, 21:10
Hallo,

nachdem ich Q10/Q11, R69/R73 getauscht und R64 mit einem Trimmer ersetzt habe, tut er's wieder:)

Danke an alle, die geholfen haben.

Viele Grüße
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