Was hört Ihr gerade jetzt ? (JAZZ)

Mr._Lovegrove (Beitrag #11056) schrieb:

Don_Tomaso (Beitrag #11050) schrieb: Ist das jetzt gut oder gequirlter Quark? Ich bin mir nicht recht klar... Das Synthie-Gesäusel von Terje Rypdal geht mir jedenfalls etwas auf den Keks. Das ist eine der besten und vorallem dichtesten, intensivsten und in sich schlüssigsten ECM Alben. Aber sicher auch trotzdem eine sehr spezielle Platte, die man am besten an einem dunklen und regnerischen Tag genießt.

Nun, so sind die Geschmäcker verschieden.
Gerade läuft Raul de Souza, "Sweet Lucy". Das ist eher meins.

John Coltranes religiöse Inbrunst bleibt einzigartig. Aber es gibt ehrliche Versuche, seine Musik nachzuempfinden. Vier Spanier haben 2006 eine Aufnahme mit Coltrane Kompositionen vorgelegt. Für mich gelungen. Der Saxofonist Jesus Santandreu bläst wie der Teufel, die anderen drei brauchen sich auch nicht zu verstecken.
Vicente Espi Quartet "Tras Coltrane" (Fresh Sound New Talent)
Jesus Santandreu, ts
Albert Bover, p
Paco Charlin, b
Vicente Espi, dr

Noch eine Frage, werte Mitforisten, hat einer von euch Kamasi Washington erworben ?
Was ist davon zu halten?
Für jedwede Information dankbar ist Christoph.

moontrane (Beitrag #11061) schrieb:

Noch eine Frage, werte Mitforisten, hat einer von euch Kamasi Washington erworben ? Was ist davon zu halten? Für jedwede Information dankbar ist Christoph.

Ich habe recht lange mit dem Gedanken gespielt mir das Album - immerhin 3 CDs! allerdings zu einem sehr günstigen Preis, was auch immer das aussagt - anzuschaffen. In einem anderm Forum gab es dazu recht differente Meinungen.
Brauche ich wirklich einen Chor auf einem Jazzalbum? Die positiven Reaktionen hoben meist einen Titel hervor, legten sich bestenfalls auf CD 2 fest.
Ich tendiere gegen einen Erwerb seines - ich glaube Erstlings. Mag sein, dass das Album gutes enthält, ich halte mich vorerst zurück.

Jedenfalls hat Herr Kamasi eine sehr gute Marketingabteilung zur Verfügung.


Hier liefen mal wieder meine 2 Steve Lehman Alben Mise en Abîme und Dialect Fluorescent.
Eine wahre Freude.


Hier läuft:



Wilbur Ware - Super Bass
1968 aufgenommen, 2012 veröffenticht, WILBUR WARE INSTITUTE

Was wären viele Produktionen ohne den Rückhalt von Wilbur Ware? Deutlich schlechter.
Hier ein Ausschnitt seiner Beteiligungen. WW ist ein extrem wichtiger Beteiligter des 50er und 60er Jahre Jazz, einer der Bassisten dieser Zeit.

Auf dieser spät erschienen Session mit Don Cherry, Clifford Jordan und Ed Blackwell.



edit:

Die Session war als siebtes der "Dolphy Series", produziert von Clifford Jordan für Strata-East aufgenommen worden, ist aber vorher nie erschienen.
Diese Serie ist spannend. Ich kenne längst nicht alles, nur "Clifford Jordan In the World" und seine "Glass Bead Games" und eben die oben genannte. Alle Sessions mag ich sehr!
Desweiteren gibt es noch Aufnahmen mit Cecil Payne, Charles Brackeen, Ed Blackwell und Pharoah Sanders.

Heutige Lieferung...



MOJO Club No.1


Gefällt mir sehr gut. Ist zwar "nur" sogenannter Dance Floor Jazz aber wer z.B. etwas mit der Film-Musik der Oceans 11 - Reihe was anfangen konnte, würde an dieser Scheibe auch seine Freude haben

Gary Peacock - Now This

Aufgenommen letzten Sommer in Oslo, zeugt diese Aufnahme wieder von der tollen ECM Qualität. Man meint direkt das Drum Set von Joey Baron vor sich stehen zu haben, und auch bei den Bass Zupfern von Gary Peacock sind die vibrierenden Saiten regelrecht zu sehen. Und dabei feierte Peacock am 12. Mai in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag! Happy Birthday nachträglich bei so viel Spielfreude.

Hier läuft gerade



Schöne Scheibe.

Ich war am Anfang der Woche im Hugendubel in Hannover und kam mit folgenden CDs wieder raus:

Chick Corea
Tones for Joan's Bones

Art Farmer & Bill Evans
Modern Art

Toller Laden, der Hugendubel. Vorallem die Klassikabteilung ist herausragend. Jazz ist klein, aber fein.
Ich hätte mir die CDs sonst im Netz bestellt, aber so konnte ich eine stationäre, rührige Einzelhandelskette
mit Umsatz beglücken.

Na ja, auch wenn ich als alter Münchner es nicht gerne sage, aber Hugendubel ist auch nur eine Kette. Ganz nett, aber das Angebot, was Bücher angeht, ist doch 99% die Bestsellerlisten rauf und runter. Bevor unser "Buch Habel" hier in Wiesbaden von Hugendubel übernommen wurde, war das Angebot viel interessanter und anspruchsvoller.
Anyway, gerade läuft



Passt zum schönen Wetter.

Bei mir gerade in Ersthörung Art Tatum - Piano Starts Here (Zenph Re-Performance)



Sehr coole Performance in bester akustischer Qualität. Ich kann mich nur nochmal für den Tipp von arnaoutchot bedanken.

Don_Tomaso (Beitrag #11067) schrieb:

Na ja, auch wenn ich als alter Münchner es nicht gerne sage, aber Hugendubel ist auch nur eine Kette.

Und um es abzuschliessen: Eine Kette, der es wie dem gesamten stationären Buchhandel nicht besonders gut geht, und der sich im bayerischen Heimatmarkt stark durch Filialschliessungen aus der Fläche zurückzieht ...

Hier gerade Gregory Porter - Liquid Spirit - HD 24/96 Stereo 2013. Höre die Aufnahmen insbesondere vor dem Hintergrund der nun demnächst erscheinenden Blu Ray Audio mit einem Mehrkanal-Mix. Das ist ja inhaltlich ganz nett, aber irgendwie komme ich mit männlichen Jazz-Sängern nicht so zurecht, mir "presst" Porter stimmlich manchmal zu sehr. Musikalisch ist es gepflegter Soft Jazz und ist auch top aufgenommen. Ich vermute, ich werde aber aus inhaltlichen Gründen trotzdem bei der MCh-BRA passen ...

volschin (Beitrag #11068) schrieb:

Bei mir gerade in Ersthörung Art Tatum - Piano Starts Here (Zenph Re-Performance) - Sehr coole Performance in bester akustischer Qualität. Ich kann mich nur nochmal für den Tipp von arnaoutchot bedanken.

Bitteschön. Von Tatum gibt es natürlich noch massenweise hervorragendes Material, sei es solo oder mit Gruppen, aber aufgrund seines frühen Todes 1956 hat er nichts in Stereo aufgenommen. Falls von Interesse kann ich die Pablo-Aufnahmen stark empfehlen, die klanglich gutes Mono sind.

Hier gibt es mehr dazu ... http://www.hifi-foru...rum_id=67&thread=844

Also ich mag diesen großen Mann mit seinem seltsamen Hut die BRA habe ich gestern vorbestellt und berichte dann, sofern sich auch inhaltlich jemand für GP interessiert...

Ich gehe da gerade mal mit und höre mal wieder diese hier - ist meines Erachtens auch "noch "jazziger" gewesen als die Liquid Spirit

Gregory Porter höre ich momentan auch, er spielt am 01.07.2015 live in Berlin in der Zitadelle Spandau.
Leider kann ich nicht hingehen, wäre ich aber sehr gerne.

Auch auf diesen drei CD`s wird gesungen, auch Elektronik kommt verstärkt zum Einsatz, deswegen gibt es Passagen, die mir nicht zusagen. Es ist Jazz in grosser Besetzung mit exzellenter Rhythmusgruppe, mit einfallsreichen Kompositionen und Arrangements, mit sehr viel Energie und Intensität. Wir hören Fusion, Blues- und Spiritual, wir hören Weltmusik, wir hören auch Post-Bop. Kamasi Washington bläst sich auf einigen Passagen die Seele aus dem Leib, genau wie Ryan Porter auf der Posaune, oder wie Igmar Thomas auf der Trompete. Eine Musik, in der man viel entdecken, die man oft hören kann. Ich kann sie empfehlen. 3 CD`s für 20 Euro, much bang for the buck! Auf jeden Fall keine Langeweile, absolut von heute.

Kamasi Washington "The Epic" (Brainfeeder)

avensis2009 (Beitrag #11072) schrieb:

Gregory Porter höre ich momentan auch, er spielt am 01.07.2015 live in Berlin in der Zitadelle Spandau.

Da ist MCh sicher am Besten.

Aber Spaß beiseite, ich warte auch mit Spannung auf die vorbestellte MCh BD-A.

moontrane (Beitrag #11073) schrieb:

Eine Musik, in der man viel entdecken, die man oft hören kann. Ich kann sie empfehlen. 3 CD`s für 20 Euro, much bang for the buck! Auf jeden Fall keine Langeweile, absolut von heute. Kamasi Washington "The Epic" (Brainfeeder)

Also auch beim tieferen Hineinhören hat sich meine Meinung aus Post #10965 nicht verbessert, sondern sogar noch verstärkt.
Ich finde, das sind 3 CD's glattgebügelte Fahrstuhlmusik!

Ich kann aber Dietmar's Aussage voll und ganz unterschreiben.

dietmar_ (Beitrag #11062) schrieb:

Jedenfalls hat Herr Kamasi eine sehr gute Marketingabteilung zur Verfügung.

Lieber Volschin, in deinen Fahrstuhl steige ich sofort ein.
Gruß Christoph

Aber das Du dann auch wieder aussteigst und ihn nicht zum Fertighören blockierst.

Ich habe da mal kurz reingelauscht. Hmm, na ja, braucht sicher mal ein paar Durchgänge,
aber die erste CD klang schon eher sehr straight und etwas zu mainstreamig, und diese
Chorgeschichte mutet doch arg pathetisch an.

Ob die Kamasi-Box nix taucht, möchte ich nicht beurteilen.
Ich bekam nur an den unterschiedlichsten Stellen die eher verhaltene „Begeisterung“ mit und die steht in keinem Verhältnis mit der Quantität der Diskussionsereignisse.

Daher mein Verdacht bezüglich Marketingabteilung.

Ich möchte auch nicht ausschließen, ob ich mir die nicht doch irgendwann in diesem Leben noch zulege?




Hier:



Buster Williams - Something More
1989, In & Out Records

Van Gelder als Tontechniker anscheinend noch mit Gehör, kommt diese Aufnahme schön rüber. Klasse Bassist, mit überwiegend Eigenkompositionen. Die Besetzung - mit Hancock, Shorter, Al Foster, nur Shunzo Ohno, der mich teils an Miles erinnert - erstklassig.

Einziges Manko meinerseits, ich mag nicht so gerne dieses "versöhnlich klingende" E-Piano, eine andere Beschreibung fällt mir im Augenblick nicht ein. In dieser Hinsicht typisch späte 80er.

dietmar_ (Beitrag #11079) schrieb:

Buster Williams - Something More 1989, In & Out Records

Danke für den Tipp! Lausche dem Album gerade via Spotify und bin sehr begeistert über diesen Riuhepuls
und das dichte Zusammenspiel. Die Produktion ist halt typisch für die Zeit, aber darüber kann man
hier hinwegsehen.

Und nochmal zur Washington Box: Nach weiterem Hören bin ich leider zu dem Ergebnis gekommen, dass
für die Ideen des Herrn Washington effektiv vielleicht eine CD gerreicht hätte. Da ist einfach zu viel Leerlauf
und Wiederholung drin. Außerdem entspricht der Grundduktus der Platte eher einem guten Dekorbild aus dem
Möbelhaus, als einem wahren Meisterwerk, welches sowohl Titel als auch Dimension des Albums suggerieren..

Und nun via Spotify:

McCoy Tyner
Extensions
Das erste Stück erinnert stark an "A Love supreme", aber die Dichte und Intensität ist absolut packend.

Mr._Lovegrove (Beitrag #11081) schrieb:

Und nun via Spotify: McCoy Tyner Extensions

Weshalb find ich das Album bzw. den ersten Song des Albums nicht auf Spotify?
Gibt es das vielleicht nicht in der kostenfreien Spotify-Version?

Doch doch, läuft ja gerade bei mir noch in der kostenfreien Variante.

Guten Morgen, Mr Love, "Extensions" von McCoy Tyner ist wirklich herausragend. Ich hätte da noch einen Tip, der dir gefallen sollte: Dudley Owens/Aaron Wright Band "People Calling" (Origin).
Auf der Origin-Homepage kannst du in zwei Stücke reinhören. Ohne Chöre und Synthesizer. Sicher gibt es bei Kamasi Washington einige Ausfälle, aber insgesamt überwiegt bei mir der positive Eindruck.
Enttäuscht hat mich Ambrose Akinmusire "the imagined savior is far easier to paint" (Blue Note"). Religiöses Gesülze.
Freundliche Grüsse

Mr._Lovegrove (Beitrag #11080) schrieb:

dietmar_ (Beitrag #11079) schrieb: Buster Williams - Something More 1989, In & Out Records Danke für den Tipp!

Gerne.

Mr._Lovegrove (Beitrag #11081) schrieb:

McCoy Tyner Extensions

Das ist ein interessantes Album, passt auf eine CD. Hole ich auch mal wieder hervor.

Mr._Lovegrove (Beitrag #11081) schrieb:

Und nun via Spotify: McCoy Tyner Extensions Das erste Stück erinnert stark an "A Love supreme", aber die Dichte und Intensität ist absolut packend.

Ich höre auch gerade rein. Sehr interessante und abwechslungsreiche Performance.
Unterm Kopfhörer stört mich aber das relativ hohe Grundrauschen besonders in den leisen Passagen.

Zwei Jahre vorher nahm Tyner diese hier auf, und auch hier zündet sein modales Konzept schon
voll:

McCoy Tyner
Expansions

Und nun noch so eine Rarität via Spotify:

Donald Byrd
Electric Byrd

Guten Morgen! Hier läuft Jürgen Hagenlocher "leap in the dark" (Intuition). Wem Opus 5 gefällt, der sollte hier mal reinhören. Wahrscheinlich eine der guten Aufnahmen, die einfach untergehen. Oder hat einer von euch den Mann auf dem Schirm?
Jürgen Hagenlocher, ts
Alex Sipiagin, tr, flh
David Kikoski, p
Boris Kozlov, b
Nate Smith, dr

Jetzt im Player: Miles Davis - 'Round about Midnight (2001 Sony SACD)

moontrane (Beitrag #11089) schrieb:

...Jürgen Hagenlocher "leap in the dark" Oder hat einer von euch den Mann auf dem Schirm? Jürgen Hagenlocher, ts Alex Sipiagin, tr, flh David Kikoski, p Boris Kozlov, b Nate Smith, dr

Als bekennender Sipiagin Fan und Beobachter des CrisCros Nucleus' besitze ich Hagenlochers Quintet Aufnahmen. Die kürzlich erschienene Live Doppel CD gefällt mir ausnahmslos gut besteht aber zum Großteil aus dem Leap Album in extended live mode sozusagen. Große Anleihen an Woody Shaw Aufnahmen, was wohl auf Sipiagin zurückzuführen ist

Morgen, Herr Dual, auf dich ist Verlass. Die Live-Aufnahme von Hagenlocher habe ich nicht, ansonsten aber alles. Nach deinen Anmerkungen brauche ich die auch nicht.
Hast du eigentlich Johannes Enders "Mellowtonin", oder Jan Prax "Keepin` A Style Alive" ?
Müssten dir eigentlich gefallen...
Freundliche Grüsse
Bei mir läuft gerade Jim Snidero "Main Street" (Savant). Nichts weltbewegendes, aber mir als Sax-Fan gefällt er.

Jim Snidero, as
Fabian Almazan, p
Linda Oh, b
Rudy Royston, dr

Ich wollte eher sagen, das Live Album soll man haben, die Studioaufnahmen not so much
Johannes Enders ist grossartig, Billy Rubin ist mein Favorit
Snidero habe ich mal live gesehen, als super group sozusagen mit den Weiskopf Brüdern und Joe Magnarelli Gibts auch ein Album fällt mir gerade nicht ein. Hat aber auch schon Mist produziert (Strings)

fällt doch ein

Walt Weiskopf - Siren

OK, danke für die Tips, Billy Rubin habe ich noch nicht, werde ich dann über meinen Dealer besorgen, desgleichen Hagenlocher live.
Eine ältere RED-Aufnahme von Snidero "San Juan" gefällt mir, da lohnt die Anschaffung.

Hallo, Herr Dual, schon wieder ich. Habe noch zwei Tage Urlaub, deswegen viel Zeit zum Musikhören und posten. Als Fan von Sipiagin wirst du seine CrissCross Aufnahmen ja alle haben. Ich habe mir gerade seine Aufnahme für das schweizerische TCOB Label rausgesucht. Falls du die noch nicht haben solltest, absolut hörenswert. Da muss man sich nur die Besetzung anschauen.
Alexander Sipiagin, tr, flh
Chris Potter, ts
David Binney, as
Josh Roseman, trb
Gil Goldstein, p, acc
Adam Rogers, g
Scott Colley, b
Jeff Hirshfield, dr
Kenny Wollesen, perc

Ich denke, Sipiagin habe ich komplett, schliesslich verfolge ich ihn seit seinem Erscheinen in der Mingus Big Band und habe zwei seiner Alben sogar mitproduziert (crowd funding)

Bravo, grosser Meister, chapeau !

Heute morgen frisch eingetroffen aus der AMA 3 für 15,- Aktion

arnaoutchot (Beitrag #11069) schrieb:

Hier gerade Gregory Porter - Liquid Spirit - HD 24/96 Stereo 2013. Höre die Aufnahmen insbesondere vor dem Hintergrund der nun demnächst erscheinenden Blu Ray Audio mit einem Mehrkanal-Mix.

Achtung, wie ich gerade lese, haben die ersten Empfänger dieser Blu Ray nun enttäuscht feststellen müssen, dass es nur Stereo-Mixe auf der Blu Ray gibt. Ich bin ehrlich gesagt nicht wirklich überrascht, es hätte mich schon gewundert, wenn tatsächlich nachträglich ein Mehrkanal-Mix dieser Platte gemacht worden wäre. Also Vorsicht für alle, die sich die Blu Ray vor dem Hintergrund des vermeintlichen MCh-Mixes kaufen. Die Stereo-Mixes sind übrigens sicherlich identisch mit den Hi Res Downloads über die bekannten Anbieter.

Ich habe mich letztens mit einer Besonderheit der Releasepolitik beschäftigt.
Es geht um folgende 2 Alben:

Chick Corea
Tones for Joan's Bones

Chick Corea
Inner Space

Auf beiden Alben spielen:

Chick Corea – piano
Woody Shaw – trumpet
Joe Farrell – tenor saxophone, flute
Steve Swallow – double bass
Joe Chambers – drums

"Tones for Joan's Bones" war 1966 das Debütalbum von Chick Corea als Leader und zeigte ihn bereits als
weit fortgeschrittenen Spieler und ausgereiften Komponisten.
1972 dann veröffentlichte Atlantic dann das Album ergänzt um 4 weitere Stücke der Aufnahmesessions neu
als "Inner Space". Rereleases mit neuem Namen und neuem Cover sind ja nichts ungewöhnliches, aber in
diesem Falle wurden die Stücke komplett neu gemixt! Und jetzt wird es interessant.

Der Mix beim Originalrelease war: Links spielt Corea, mittig sind Bass und Drums, rechts die beiden Bläser.
Das war Mitte der 60er ein recht häufig anzutreffender Mix. In Coreas Fall haben so die Bläser und er selbst
eine klanglich rechzt gleichberechtigte Stellung. Auch ist der Originalmix schön tief und direkt.
Der Mix beim Relrelease war dann so: Corea spielt in der Mitte, Drums auch, Bass ist nach links gewandert, die Bläser sind nun rechts und halblinks verteilt. Ausserdem wurde der Bassbereich massiv zurückgefahren, die Drums sind deutlich
weniger aggressiv und Corea selbst bekam zudem etwas mehr Lautstärke.
Dies hat zur Folge, dass er selbst eindeutig der Mittelpunkt der Aufnahme ist und seine herausragenden Soli
weit besser zum Tragen kommen. Hier steht der Bandleader, geschickt neu abgemischt, nun im MIttelpunkt.
Der neue Mix klingt insgesamt sehr gefällig und extrem geschmeidig, läßt aber jegliche Attacke vermissen.

Auch die Veröffentlichungspolitik der Aufnahme ist etwas obskur: Auf "TFJB" sind original 4 Stücke in dieser
Reihenfolge:
Litha
This is new
Tones for Joan's bones
Straight up and down


Als Atlantic das Album als "Inner Space" 1972 neu auflegte, sah das so aus:
Straight up and down
This is new
Tones for Joan's bones
Litha
Inner space
Windows
Trio for Flute, Bassoon and Piano

Das letzte Stück kam im übrigen ursprünglich von Hubert Laws Album "Laws' Cause" aus dem Jahre 1969!
Doch damit nicht genug der Ungewöhnlichkeiten. Als Atlantic "Inner Space mehrfach auf CD veröffentlichte, fehlten
auf allen Releases die Stücke Tones for Joan's Bones und This is new. Dies war auch beim Rhino Release so,
der in der "Atlantic Jazz Masters" box drin steckt.
Erst das Collectables Label brachte 2008 "Inner Space" in seiner kompletten Reihenfolge wieder zugänglich. Natürlich
im Remix.

Beide Mixe haben im übrigen in meinen Augen ihre Berechtigung und zeigen die Musik in einem jeweils eigenen Licht.
Sie sind somit auch ein hervorragendes Anhörungsobjekt, wie technische Aspekte von Tonaufnahmen die Wirkung von
Musik beeinflussen und verändern können. Diesen Fakt kann man hier auch gar nicht ausblenden.

Zum Schluß sei gesagt, dass die Musik aus diesen Sessions eines der großartigsten Debütalben der Jazzgeschichte
bildet. Corea ist schon so reif und virtuos, dass man kaum glaubt, es ist sein Debüt als Leader. Hier trifft man auch schon
auf diesen feurigen, latin- beeinflußten Unteron in seinem Spiel und den schier unendlichen Ideenreichtum.
Zudem er hier eine Band um sich geschart hat, die locker mit ihm mithalten kann. Gerade Woody Shaw spielt auf
den Sessions eine herausragende Rolle und beweist, dass er locker neben den großen Trompeternamen seiner Zeit (Hubbard, Byrd und auch Miles) mithalten kann.

Ganz großes Tennis!

Ganz fantastisches Album! Gehörte zu den ersten Wiederkäufen als CD nachdem ich mich von Vinyl getrennt hatte, in der Collactables Edition. Mangels direktem Vergleich Vinyl/CD ist mir diese "Verschiebung" nicht aufgefallen, bin aber immer glücklich damit gewesen. Mit Woody Shaw verhält es sich bei mir wie mit Jimi H.: nicht vorstellbar welche Höhen beide hätten erklimmen können
Dank für's "Hervorkramen"

Ich sage nur "Moontrane".

Anke Helfrich Trio feat. Roy Hargrove - Better Times Ahead

arnaoutchot (Beitrag #11100) schrieb:

arnaoutchot (Beitrag #11069) schrieb: Hier gerade Gregory Porter - Liquid Spirit - HD 24/96 Stereo 2013. Höre die Aufnahmen insbesondere vor dem Hintergrund der nun demnächst erscheinenden Blu Ray Audio mit einem Mehrkanal-Mix. Achtung, wie ich gerade lese, haben die ersten Empfänger dieser Blu Ray nun enttäuscht feststellen müssen, dass es nur Stereo-Mixe auf der Blu Ray gibt. Ich bin ehrlich gesagt nicht wirklich überrascht, es hätte mich schon gewundert, wenn tatsächlich nachträglich ein Mehrkanal-Mix dieser Platte gemacht worden wäre. Also Vorsicht für alle, die sich die Blu Ray vor dem Hintergrund des vermeintlichen MCh-Mixes kaufen. Die Stereo-Mixes sind übrigens sicherlich identisch mit den Hi Res Downloads über die bekannten Anbieter.

Ja leider Nachdem es sich verfestigt hat, habe ich meine Vor-Bestellung wieder storniert.

Eine Aufnahme von 2015 (Unit Records):
evgeny ring quartet "mesokosmos"
Evgeny Ring, sax
Sascha Stiehler, p
Dominique Ehlert, dr
Philipp Rohmer, b
Bastian Ruppert, g
Diese Aufnahme kommt mir vor, als wäre sie mit angezogener Handbremse konzipiert und eingespielt worden. Kompositionen werden gespielt, aber es wird für meinen Geschmack viel zu wenig improvisiert - nicht mein Fall.

Das richtige Kontrastmittel zu Evgeny Ring ist Lars Möller. Lars Möller "Phobia" (Stunt):
Lars Möller, ts
Thor Madsen, g
Robert Landfermann, b
Jonas Burgwinkel, dr
Hier geht es mit Energie zur Sache.

Wenn ich das richtig erkenne, gibt es keinen wirklichen passenden Thread zu meiner Frage? Miles Davis' Bootleg Vol. 4 erscheint am 17. Juli:

Newport 1955-1975.

Das sind über 20 Jahre verteilt 8 Sessions nicht nur in Newport/RI aufgenommen, auch Konzerte aus Berlin (Newport Jazz Festival In Europe), Dietikon (Newport Jazz Festival In Europe) und New York (Avery Fisher Hall) sind dabei.

All das scheint mir eine recht heterogene Auswahl zu sein. Dennoch interessant. Mir stellt sich die Frage, ob die "Klammer" Newport greifen kann?

Mir bekannt sind nur die 1958er Aufnahmen - die habe ich gleich mal aufgelegt.




Kann mir jemand näheres zu den Sessions sagen? Sind es abgesehen von 1958 Erstveröffentlichungen?

Die bisherigen "Bootlegs" fand ich sehr viel plausibler, sie deckten einen eng umgrenzten Zeitraum ab.


Hans?


1958 ist übrigens eine klasse Session. Hier steht schon die "Kind Of Blue Belegsschaft" auf der Bühne und doch ist es eine ganz andere Musik.