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Haydn: Was könnt Ihr empfehlen?

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Netotschka
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 14. Jan 2005, 09:05
Hallo liebe Forenteilnehmer,

ich schrieb ja schon an anderer Stelle, dass ich mich langsam aber sicher an die verschiedenen Komponisten herantaste. Derzeit bin ich bei Joseph Haydn.
Da für mich Haydn ein recht unbeschriebenes Blatt bislang ist, bräuchte ich Hilfe bei der Auswahl.

Gekauft habe ich mir bislang:
Die Sinfonien Nr. 99 & 101 (er hat ja unglaublich viele geschrieben, kaum überschaubar; ich recherchierte jedoch, dass die letzen Sinfonien die hörenswerteren sein sollen – stimmt das?) mit Royal Concertgebouw Orchestra / Nikolaus Harnoncourt. – Gefällt mir sehr gut.

Dann noch einige Klaviertrios eingespielt vom Abegg Trio – ein tolle Aufnahme, klangtechnisch sowohl als auch interpretatorisch. Ich bin hingerissen!

Bestellt habe ich mir noch seine Cellokonzerte 1 & 2 mit Rostropovich & Academy of St. Martin in the Fields. Laut meiner Recherchen soll dies die Referenzaufnahme sein.

Und das war es dann auch schon.

Wie ich hier im Forum erfuhr, sollen die Klaviersonaten des Andras Schiff sehr hörenswert sein. Viel mehr fand ich zum Thema Haydn nicht.

Ich würde mich über Eure persönlichen Empfehlungen sehr freuen. Ich denke da an die Klavierwerke, seine Kammermusik und natürlich die Sinfonien. Welche seiner über 100 Sinfonien gefallen Euch am Besten, welche könnt Ihr empfehlen? Ich möchte mich nicht unbedingt durch alle hören, weshalb es keine Gesamtaufnahme sein muss.

Ausschließen kann ich für mich die geistlichen Werke, Lieder, Märsche und Opern.

Für jeden Hinweis sehr dankbar…
… Netotschka
Tommy_Angel
Inventar
#2 erstellt: 14. Jan 2005, 10:44
und dennoch:

seine "Jahreszeiten" gehören einfach dazu und sind sehr kurzweilig, weil, da wird ja was erzählt!
pha
Stammgast
#3 erstellt: 14. Jan 2005, 11:00
Moin,

von Glenn Gould gibt es eine großartige Aufnahme einiger Haydn-Klaviersonaten, empfehlenswert finde ich auch die Aufnahmen von Emanuel Ax.

Unbedingt in die Streichquartette reinhören (empfehle op. 20 für den Anfang). Die Jahreszeiten (Böhm ist gut) finde ich ebenfalls klasse. Und noch unübersehbar viel mehr...

Haydn wird, fürchte ich, immer noch unterschätzt. Jeder kennt ihn, viele schätzen ihn als Komponisten einiger effektvoller Sinfonien, aber ich denke immer, das ungeheure Oeuvre und die große musikalische Bedeutung von Haydn werden nicht recht gewürdigt.

Immerhin hat er die Gattung des Streichquartetts und die Entwicklung der Sinfonie über Jahrzehnte entscheidend geprägt. Ich bin kein Musikwissenschaftler, aber wenn ich mir nachfolgende Komponisten anhöre, so fällt mir oft ein deutlicher Einfluss von Haydn auf.

Interessant finde ich auch, dass er alles mögliche ausprobiert hat. Neulich habe ich eine Platte mit Baryton-Trios (Wie üblich bei Haydn, gibt es gleich eine ganze Reihe davon) gekauft. Ich musste erst mal nachschauen, was das eigentlich für ein obskures Instrument ist.


Grüße,
Peter
vanrolf
Inventar
#4 erstellt: 14. Jan 2005, 11:03
Hallo Netotschka,

die Sinfonien 93-104 sind auch bekannt als die "Londoner Sinfonien". Sie gelten als sehr beliebt, was nicht heißt, daß die Werke davor weniger taugen. Ich kenne zwar auch nur einige der früheren Sinfonien, aber die Sinfonie No. 49 (sog. "Abschiedssinfonie") gehört zu meinen Lieblingssinfonien überhaupt. Die kann ich Dir auf jeden Fall empfehlen, sie hat einen sehr energischen, dramatischen Beginn, und im letzten Satz "verabschiedet" sich das Orchester tatsächlich, nach und nach werden es immer weniger Instrumente, bis nur noch eines übrigbleibt. In früheren Aufführungen sind dabei die Musiker dann tatsächlich aufgestanden und haben den Saal verlassen.

Sehr gut ist auch die CD mit den Sinfonien 92,94 und 96 unter George Szell (Cleveland Orchestra). Sie ist momentan schwer zu bekommen, aber hier gibt es sie noch:

http://www.amazon.de.../028-2720537-3330958

Da solltest Du m.M. nach zuschlagen, die Interpretationen sind vom feinsten, klanglich ist sie ebenfalls sehr gut. Die Sinfonie No. 94 ist die bekannte "Sinfonie mit dem Paukenschlag", wenn es stimmt, was man mir als Kind erzählt hat (ich habe es tatsächlich noch nie recherchiert), dann hat Haydn sie geschrieben, weil in einem anderen Konzert mal Musiker beim Spielen eingeschlafen sind.

Viel Erfolg noch + Grüße,
Rolf
peet_g
Stammgast
#5 erstellt: 14. Jan 2005, 11:39

vanrolf schrieb:
In früheren Aufführungen sind dabei die Musiker dann tatsächlich aufgestanden und haben den Saal verlassen.



Heute wird es auch getan. Das ist der Regelfall.



Die Sinfonie No. 94 ist die bekannte "Sinfonie mit dem Paukenschlag", wenn es stimmt, was man mir als Kind erzählt hat (ich habe es tatsächlich noch nie recherchiert), dann hat Haydn sie geschrieben, weil in einem anderen Konzert mal Musiker beim Spielen eingeschlafen sind.


Nicht Musiker, sondern Zuhörer. :-)

Gruß
Susanna
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 14. Jan 2005, 11:40
Hallo Netotschka,


Netotschka schrieb:

Bestellt habe ich mir noch seine Cellokonzerte 1 & 2 mit Rostropovich & Academy of St. Martin in the Fields. Laut meiner Recherchen soll dies die Referenzaufnahme sein.


So langsam erscheine ich hier als Apologetin von J. du Pré!
Diese CD hätte ich mir zunächst gekauft:



Aber Rostropovich ist auch sehr zu empfehlen!


pha/Peter: Immerhin hat er die Gattung des Streichquartetts und die Entwicklung der Sinfonie über Jahrzehnte entscheidend geprägt. Ich bin kein Musikwissenschaftler, aber wenn ich mir nachfolgende Komponisten anhöre, so fällt mir oft ein deutlicher Einfluss von Haydn auf.

Haydns Streichquartette sind ein Muß für jede Beschäftigung mit ihm und wirklich grundlegend. (Mozart hat seine besten StrQu als Dank sogar Haydn gewidmet.) Der Unterschied zu den bis dahin geschriebenen ist, daß nun alle 4 Instrumente kompositorisch gleich behandelt werden und 3 davon nicht nur als Begleitung der 1. Geige dienen.

Außer den "Jahreszeiten" finde ich das Oratorium "Die Schöpfung" sehr gut (enthält großartige Chöre).

@ Peter:

Interessant finde ich auch, dass er alles mögliche ausprobiert hat. Neulich habe ich eine Platte mit Baryton-Trios (Wie üblich bei Haydn, gibt es gleich eine ganze Reihe davon) gekauft.


Haydns Arbeitgeber, Fürst Esterhazy spielte selbst Baryton, daher die Werke dafür. Ich finde den Klang interessant.


Grüße,
Susanna
s.bummer
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 14. Jan 2005, 12:18
Hallo,
ich habe zu Weihnachten alle verfügbaren Aufnahmen von Haydn Sinfonien unter dem Dirigat von Herrmann Scherchen (DGG REFERENCE 6 CDs) verschenkt, nicht, ohne diese Aufnahmen vorher abzuhören.
Ich finde diese Aufnahmen einfach wunderbar, keinesfalls glatt und sehr gut hörbar für die 50 Jahre, die die Aufnahmen auf dem Buckel haben.

Gruß S
vanrolf
Inventar
#8 erstellt: 14. Jan 2005, 12:26
hallo peet_g,

danke für die Korrektur wg. No.94.
Die Abschiedssinfonie kenne ich nur von LP/CD und habe sie noch nie aufgeführt gesehen bzw. gehört, daher war mir auch nicht bekannt, ob die alte Praxis noch gilt.

Gruß Rolf
Marthaler
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 14. Jan 2005, 13:05
Haydn ohne die Streichquartette geht nicht.

Und wer sie in einer himmlischen Version hören will, kann keine andere Entscheidung treffen als die Aufnahmen des
Quatuor Mosaiques zu kaufen!

Viel Spaß,
freundlich grüßend
Marthaler
ph.s.
Inventar
#10 erstellt: 14. Jan 2005, 13:25
Hallo!
Ich mag sehr das Es-Dur Trompetenkonzert! Das heitert mich mit seinen spielerischen Elementen immer auf! Eine Empfehlung zu einer Aufnahme abzugeben, ist schwer, da ich nur eine besitze und somit keine Vergleichsmöglichkeiten habe! Jemand hier wird sicher einige Empfehlungen parat haben! Meine Aufnahme klingt finde ich gut und ist vor allem zum Kennenlernen sehr günstig zu erstehen! (einzig der Titel nervt mich etwas "best of Trompete" )

amazon.de

Zum Konzert finde ich ist folgendes ganz interessant:


Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob.VIIe:1

Der 64-jährige Haydn schrieb das Trompetenkonzert auf Anregung des Trompeters Anton Weidinger, der ihn mit einer bahnbrechenden Erfindung bekannt gemacht hatte: Sein Instrument verfügte seit kurzem über Klappen, die dem Spieler grundsätzlich neue Spieltechniken ermöglichten. Bisher konnten auf der Trompete durch Überblasen nur die sogenannten "Naturtöne" erzeugt werden: Diese boten einen begrenzten Tonumfang und waren auch bezüglich ihrer Reinheit problematisch. Mit dem neuen Instrument wurden der Trompete nun sämtliche Tonleitern der Skala erobert, ihr Tonumfang beträchtlich ausgebaut und ihre Stimmung mit der anderer Instrumente zu Deckung gebracht. Das musste Haydn gereizt haben, und mit spielerischer Freude erprobt er in seinem letzten Instrumentalkonzert alle Möglichkeiten des "neuen" Instruments.

Mark Schulze Steinen
Zeichen 2398



Quelle http://www.musiktext.de/texte/hay_trompkzt_txt.htm

Gruß Philipp
Susanna
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 14. Jan 2005, 14:31
Hallo,

das Es-Dur Konzert (Haydns einziges für dieses Instrument, oder?) habe ich in der Kombination

Maurice André,Trompete
Concerto Amsterdam
Gustav Leonhardt

Dann noch, zusammen mit den anderen Trompeten-Ohrwürmern verschiedener Komponisten dies, für 9 Euro auch relativ günstig:



Gruß,
Susanna
ph.s.
Inventar
#12 erstellt: 14. Jan 2005, 14:56

Susanna schrieb:

das Es-Dur Konzert (Haydns einziges für dieses Instrument, oder?)


Ich denke schon, dass das sein einziges Trompetenkonzert ist. In meinem Musik-Lexikon steht nur dieses und auch anderweitig habe ich noch nie von einem anderen gehört.

Philipp


[Beitrag von ph.s. am 14. Jan 2005, 14:57 bearbeitet]
KSC-Elefant
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 14. Jan 2005, 15:07
Unbedingt empfehlen möchte ich noch die Symphonie Nr. 88, eine meiner absoluten Lieblingssymphonien überhaupt. Selber habe ich leider nur eine Aufnahme mit den Wiener Philharmoniker unter Bernstein, die ich bei weitem nicht so gut finde, wie eine, die ich mal woanders gehört habe.
Wenn vielleicht noch jemand von euch eine Empfehlung hat...
s.bummer
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 14. Jan 2005, 19:19
Nr. 88 habe ich in drei Versionen.
Alle finde ich gut: Scherchen, Furtwängler und Klemperer. Zur Zeit ist Scherchen bei mir Favorit, vor allem mit dem fast 11 Minuten langen Andante, dass dann in der Tat schon nach Mahler etc. klingt.
Furtwängler ist mir dagegen zu altmodisch, Klemperer ist straight, recht schnell, aber eben auch im modernen Orchestersound.
Gruß S.
Scarlatti
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 14. Jan 2005, 19:47
Von den Klaviersonaten sind einige sehr hörenswert, z.B.:

e-moll Nr.53
Es-dur Nr.59
D-dur Nr.50
und die "große" Es-dur Nr.62

Gruß,
Scarlatti
Scarlatti
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 14. Jan 2005, 19:49
Möchte noch zu den Klaviersonaten anmerken, daß die Aufnahmen stark in der Qualität variieren. Ein guter Haydn muß meiner Meinung nach spritzig klingen. Viele spielen ihn einfach sehr streng.
Deukalion
Inventar
#17 erstellt: 14. Jan 2005, 22:56
Hallo Netotschka und alle anderen!
Von den unbekannteren Haydn- Sinfonien, die ich kenne, finde ich die No 26 in d- moll sehr berührend: Eine Sinfonie geschrieben für die Karwoche, darum der Name „Lamentatione“, in der Haydn, wie ich gelesen habe, in den ersten beiden Sätzen Choralmelodien verwendet: Im ersten Satz aus einem gregorianischen Passionsdrama (!), im 2. Satz aus den sogen. „Alphabet- Lamentationen“ – diese sagen sicherlich nur den wenigsten hier etwas, mir auch nicht, aber die Zeitgenossen Haydns müssen diese Zitate seinerzeit sofort erkannt haben.
Ich finde v. a. den zweiten Satz, Adagio, wunderschön!! Habe die Sinfonie in einer Aufnahme mit „La Petite Bande“ und Sigiswald Kuijken. Diese Interpretation mit ihren etwas spröden Klangfarben gefällt mir ausgesprochen gut.
Hartmut
Trichord
Schaut ab und zu mal vorbei
#18 erstellt: 14. Jan 2005, 23:47
An geistlicher Musik dürfen seine sechs letzten Messen nicht fehlen. Insbesondere die Nelson- und die Theresienmesse.
Netotschka
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 15. Jan 2005, 11:43
Hallo liebe Forenteilnehmer,

zunächst einmal herzlichen Dank für die zahlreichen Hinweise und Empfehlungen!
Ich habe all diese Informationen für mich geordnet und ein bisschen recherchiert.

Im Einzelnen dazu…

An Susanna:

Gestern kamen noch die bestellten Cellokonzerte 1 & 2 mit Rostropovich an. Ja, ich mag sie sehr, empfinde sie als blendend eingespielt, auch klangtechnisch wirklich hervorragend. Ich denke, dies war ein guter Griff – ich kann die CD unbedingt weiterempfehlen.
Von anderer Stelle wurden mir noch die Aufnahmen mit Christophe Coin oder mit Anner Bylsma empfohlen, beide CDs konnte ich jedoch nicht finden.


An vanrolf:

Danke für den Tipp bzgl. Amazon. Da George Szell auf jeden Fall schon jetzt zu meinen Favoriten zählt, habe ich mir die CD bestellt. Ich bin sehr gespannt darauf.

Die „Abschiedssinfonie“ ist doch die 45., oder (nicht die 49.)? Die 49. Sinfonie heißt auch „La Passione“. Diesen Text fand ich zur 45.:

„Auch Musiker brauchen Urlaub: die Abschiedssinfonie

Als der Hof des Fürsten Esterházy im Jahre 1772 länger als gewöhnlich in seiner Sommerresidenz verblieb, baten die Musiker der fürstlichen Kapelle ihren Kapellmeister Joseph Haydn, sich bei ihrem Dienstherrn für einen längst fälligen Urlaub einzusetzen. Haydn tat dies, indem er eine Sinfonie komponierte. Im Verlauf von deren Schlusssatz hörten die Musiker nach und nach zu spielen auf, bliesen die Kerzen aus, packten ihre Instrumente ein und verließen den Konzertsaal, bis nur noch Haydn und sein Konzertmeister übrig blieben.
Die »Abschiedssinfonie« (Sinfonie Nr. 45 fis-Moll) zählt zu jenen Werken Haydns, die durch rhythmische und harmonische Kühnheit sowie leidenschaftliche Gebärde eine neue Stufe des sinfonischen Ausdrucks erreichen. Allein schon die Tonart fis-Moll ist ungewöhnlich. Gegensätze wie schroffe Erregung und Ruhe treffen – besonders im ersten Satz – oft unvermittelt aufeinander, und selbst dem unruhigen Menuett ist die harmlose Heiterkeit genommen. Das stürmisch bewegte Finale verklingt mit einem Violinduett im Adagio. Fürst Esterházy verstand den Fingerzeig seines Kapellmeisters und erfüllte den Musikern die Bitte um Urlaub.“

(aus: Brockhaus-Musik)

Diese Geschichte finde ich so außergewöhnlich und erheiternd, dass ich mir die Sinfonien 44, 45, 49 (Amsterdam Baroque Orchestra, Koopman) bestellte. Ich würde diese Sinfonie gerne einmal live erleben.


An pha und Marthaler:

Ja, die Streichquartette des Quatuor Mosaiques sollen durchgehend hervorragend sein. Und die „Sonnenquartette op. 20“ wirklich hörenswert. Ich las ein wenig darüber…

Eigentlich wollte ich auch nur noch wirklich gute Einspielungen kaufen. In diesem Falle bin ich jedoch einen Kompromiss eingegangen, da mir die Doppel-CD des QM, auf der die Sonnenquartette zu finden sind, mit EUR 29,00 schlichtweg zu teuer ist. So habe ich mich für das Kodaly Quartet (Naxos, für wenige Eurochen) entschieden, welches auch eine sehr ordentliche Einspielung abgeliefert haben soll.


Also noch einmal. Vielen Dank, Ihr habt mir sehr geholfen.

Ich wage es dann bei dem nächsten Komponisten, den ich mir vornehme, einfach noch einmal auf diese Art und Weise. Freue mich schon jetzt auf Eure Anregungen.

Viele Grüße
sendet Netotschka (die immer noch die Cellokonzerte hört und sie mehr und mehr liebt)
vanrolf
Inventar
#20 erstellt: 15. Jan 2005, 18:50

Die „Abschiedssinfonie“ ist doch die 45., oder (nicht die 49.)?


Hallo Netotschka,

natürlich, Du hast Recht. Ich habe aus dem (diesmal schwachen ) Gedächtnis heraus geschrieben und nicht vorher nachgeschaut.
Gratuliere Dir zum Erwerb der Szell-CD. Du wirst es bestimmt nicht bereuen!!!

Gruß Rolf
M_forever
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 15. Jan 2005, 20:21
Das Trompetenkonzert wird von Friedemann Immer (mit AAM/Hogwood) auf der Klappentrompete dargeboten. Man kann zwar hören, dass das Instrument einen sehr spröden Tonansatz und uneinheitliche Tonfärbungen hat, Immer bewältigt diese Herausforderungen aber sehr gut und man sehr schön hören, wie dieses Instrument geklungen hat (Achtung Nörgler: ja, einige Töne sind ein bisschen unsauber und brüchig im Ansatz). Es gibt auch eine Klappentrompeten-Aufnahme mit Mark Bennett (mit EC/Pinnock). Bennett fährt eine ziemlich einfache Strategie, um diese Probleme anzugehen: er spielt so ziemlich das ganze Konzert mit knalligem Ansatz und lautem Ton. Das finde ich aber weniger interessant als Immer, bei dem man auch einen Eindruck davon erhält, wie Haydn das Konzert geschrieben hat, um die neugewonnenen Töne musikalisch effektiv einzusetzen.
Unter den Aufnahmen auf modernen Trompeten, die ich bis jetzt gehört habe, gefällt mir die mit Adolph Herseth, dem legendären Solotrompeter des CSO (mit Abbado), besonders gut. Herseth spielt das Konzert technisch absolut sicher und musikalisch schön gestaltet mit klarem, geradem Ton.
Es gibt auch eine tolle Aufnahme der Hornkonzerte mit Dale Clevenger, ebenfalls Solist im CSO. Man könnte befürchten, dass diese Aufnahmen ebenso wie viele Orchesteraufnahmen des CSO von einer mitten-zwischen-die-Augen-Blechbläser-Mentalität geprägt sind. Aber beide Solisten setzen ihre phänomenalen technischen Fähigkeiten sehr umsichtig ein und gestalten die Musik sehr differenziert.

Von den Cellokonzerten gibt es eine Aufnahme, die ich musikalisch so sensationell gut finde, dass ich sie sogar als eine meiner absoluten Lieblings-CDs bezeichnen würde: Christophe Coin (wieder mit AAM/Hogwood), alles natürlich auf Originalinstrumenten. Ich kenne keine andere Aufnahme, die die Konzerte so konsequent und engagiert in allen Details durchgestaltet, im Orchester und Solopart.
hemmi
Ist häufiger hier
#22 erstellt: 15. Jan 2005, 22:42
Hallo liebe(r) Netotschka, liebe Mitforianer,
eine Komposition wurde einmal kurz erwähnt, ich möchte doch nochmal ganz deutlich auf "Die Schöpfung" hinweisen.
Da ich kein Musikwissenschaftler bin , kann ich nur mit dem Wissen des Herzens sagen, dass ich dieses Werk für stärker halte als die Jahreszeiten. In diesem Fall halte ich es wirklich mit dem Sprichwort: In der Kürze liegt die Würze. Ich halte "Die Schöpfung" in der Erfindung für das etwas frischere Werk und Haydn hätte in den Jahreszeiten m.E. nach dem Herbst besser das Werk beendet. Der Winter hat, wie im wirklichen Leben, Längen. Besonders die "Intermezzi", ich meine das 1. mit dem Zitat: "Außen zart und innen rein, muß des Mädchens Busen sein, deckt ihn zart der Schleier" , und "Ein Mädchen das auf Ehre hielt." Es gibt sicher noch den ein oder anderen "Höhepunkt", den man evtl. und trotz aller Liebe---im wahrsten Sinne des Wortes, vergessen kann und ich habe schon manche Aufführung mitgesungen, wo dies auch geschehen ist. (Ich weiß, daß "man" das nicht tut...)

Ich weiß natürlich, daß auch die Schöpfung solche Arien wie "Mit Würd und Hoheit angetan" und "Holde Gattin dir zur Seite" enthält, aber das Werk ist ca. eine halbe Stunde kürzer...

Aber schau zu, womit Du besser klar kommst und bereichte!

Da ich, wie hier im Forum a.a.O. schon einmal erwähnt, singe, möchte ich auch auf Haydens "große" Messen verweisen, besonders die Cäcilien-, Harmonie und ganz besonders die dramatische Nelson-Messe mag ich sehr.
Und wenn Du mal eine ganz besondere und meditative Passions-Musik hören magst, dann kannst Du Dir vielleicht "Die sieben letzten Worte" anhören. Dieses Werk gibt es gesungen und als Streichquartett. Ich brauch ja wohl nicht extra zu erwähnen, welchem ich ganz leicht den Vorzug gebe... .

herzliche Grüße
hemmi
antiphysis
Stammgast
#23 erstellt: 15. Jan 2005, 23:50
Da Haydn der Stammvater der Symphonie ist, sind seine Symphonien (v.a. die späten) ein Muss für alle die sich für Symphonik interessieren. Zudem sind seine Symphonien immer dankbare Objekte für Analysen.

Die Londoner Symphonien sind einfach das Wunderbarste, das die frühe Wiener Klassik hervorgebracht hat: strukturell streng, dennoch von ausgesprochener Leichtigkeit und mit reichlich Humor.
Grundsätzlich würde ich Aufnahmen, die historisch informiert sind, bevorzugen (wie Harnoncourt). Dennoch schätze ich auch Bernsteins Wiener Aufnahmen sehr, da er, nach meinem Empfinden, durchaus Zugang zu Haydns Originalität findet.
Bei der früheren Abschiedssymphonie finde ich auch die Einspielung mit dem Orpheus Chamber Orchestra beachtlich (abgesehen von sehr schönen anderen Einspielungen der Symphonien Haydns mit dem Ensemble).

Grüße
Netotschka
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 16. Jan 2005, 01:07
Hallo,

an hemmi:

„Liebe“ Netotschka war schon richtig. Es handelt sich um den Namen einer Figur aus einem der Dostojewski-Romane.

Danke für die Hinweise, aber ausgeschlossen habe ich für mich noch immer geistliche Werke und Vokalwerke. Nein, ich kann mit Beiden leider nichts anfangen. Vielleicht später einmal, wer weiß…

an antiphysis:

Die Symphonien 99 & 101 mit Harnoncourt besitze ich ja bereits. Es werden ja auch noch einige hinzukommen, allerdings nicht mit Harnoncourt, den ich wirklich nicht besonders schätze. Manchmal entwickeln sich Antipathien, ohne dass man diese bewusst an etwas festmachen könnte.

Ja, ich las inzwischen auch etwas über seine 108 Symphonien. Sie sind vor allem auch wegen ihrer Originalität legendär geworden; er hat sich sehr viel Neues einfallen lassen, nie wiederholte er sich – sehr beeindruckend!

Gruß, Netotschka

P.S.: Ich höre gerade seine Klaviertrios. Nein, ich korrigiere: Ich höre sie eigentlich heute ununterbrochen. Sie gefallen mir noch weitaus besser als die Sinfonien. Welche Einspielungen habt Ihr? Welche könnt Ihr empfehlen? (Ich besitze die No. 39, 41, 43, 45 - vom Abegg Trio... eine wundervolle CD!).
Netotschka
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 16. Jan 2005, 01:20
Nachtrag zu den Klaviertrios:

Hervorragend soll ja die Einspielung des Beaux Arts Trio sein, die ich aber nur als Gesamtaufnahme mit 9 CDs fand.
Eben fand ich aber noch einen Hinweis auf das „Trio 1790“. Kennt das jemand von Euch? Bei jpc lesen sich die Rezensionen ganz ordentlich.

Gruß, Netotschka


Netotschka
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 16. Jan 2005, 02:11
Noch ein Nachtrag:

Ich stieß gerade noch auf eine Einspielung der 45. Abschieds-Sinfonie – auf die ich nun wegen der o.g. Hintergrundgeschichte fixiert bin -, die hervorragend sein soll. Ich war mutig und habe sie mir blind (besser gesagt: taub ;-)) bestellt.

Außerdem kommt man wohl in der Tat bei den Streichquartetten (hier möchte ich unbedingt die „Sonnenquartette“ kennen lernen) um das Quatuor Mosaïques nicht herum. Egal wo ich etwas las, sie wurden immer als Referenz angegeben. Also war ich auch hier mutig und orderte sie.

(Ich werde später berichten.)


Viele Grüße
sendet Netotschka (die nun aber ins Bett geht, damit sie morgen keine arme Frau ist...)




stolte1969
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 16. Jan 2005, 06:00

Netotschka schrieb:
Noch ein Nachtrag:

Ich stieß gerade noch auf eine Einspielung der 45. Abschieds-Sinfonie – auf die ich nun wegen der o.g. Hintergrundgeschichte fixiert bin -, die hervorragend sein soll. Ich war mutig und habe sie mir blind (besser gesagt: taub ;-)) bestellt.


Viel Glück. Fey ist Harnoncourt-Schüler, spielt vieles noch heftiger als sein Lehrer.


Netotschka schrieb:

Eben fand ich aber noch einen Hinweis auf das „Trio 1790“. Kennt das jemand von Euch? Bei jpc lesen sich die Rezensionen ganz ordentlich.


Ziemlich hausbacken, das Pianoforte klingt ziemlich metallisch.
Hilda
Stammgast
#28 erstellt: 16. Jan 2005, 09:01
Gerrit schrieb:


Viel Glück. Fey ist Harnoncourt-Schüler, spielt vieles noch heftiger als sein Lehrer.


...und er versucht seinen 'Lehrer' auch ständig in Manierismus zu übertreffen

Gruss
Klaus
M_forever
Hat sich gelöscht
#29 erstellt: 16. Jan 2005, 09:21
Hinter dem, was Harnoncourt anbietet, steckt mehr als ein halbes Jahrhundert aktiv ausübende und musikwissenschaftliche Beschäftigung mit der musikalischen Substanz. Er hat sich intensiv mit wesentlichen Teilen der Literatur seit der Renaissance beschäftigt. Seine Einsichten würde ich nicht so einfach als "Manierismen" abtun. Wir sollten dankbar sein, dass es solche Leute gibt.
Hilda
Stammgast
#30 erstellt: 16. Jan 2005, 09:35

Hinter dem, was Harnoncourt anbietet, steckt mehr als ein halbes Jahrhundert aktiv ausübende und musikwissenschaftliche Beschäftigung mit der musikalischen Substanz.


Das ist unbestritten - meine Aussage war auch eher in Richtung Fey gemünzt... Allerdings schliessen sich langjährige Beschäftigung mit einem Thema und Manierismen nicht aus

Gruss
Klaus
M_forever
Hat sich gelöscht
#31 erstellt: 16. Jan 2005, 10:25
Vielleicht. Aber es ist sooo einfach, einen Begriff wie Manierismus auszuklinken, ohne zu wissen, was hinter der Interpretation steckt. Gerade bei H. habe ich nie den Eindruck gehabt, dass das, was er macht, nicht Ergebnis intensiver ehrlicher Beschäftigung mit der Musik ist. Wieso? Weil seine Interpretationen stylistisch sehr schlüssig und nachvollziehbar sind. Damit meine ich, dass es deutlich ist, dass musikalische Entscheidungen einen Bezug zur plastischen Darstellung der Struktur und zur sinnvollen Phrasierung haben. Bei H. ist sogar das erste fff-Tutti in Bruckners 9. noch durchgestaltet. Das finde ich ausserordentlich beeindruckend.
Netotschka
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 16. Jan 2005, 11:40
Hallo stolte und Hilda!

Ach, wie bin ich froh, dieses Forum gefunden zu haben!

Fey ein Harnoncourt-Schüler? Da krampfte sich mir augenblicklich der Magen zusammen – alle H.-Anhänger mögen es mir nachsehen bitte! Einen Moment später war die CD auch schon wieder storniert.

Als Anfängerin hat man es wirklich schwer, sich in diesem Musik-Dschungel zu Recht zu finden. Aber nun bin ich so schlau wie zuvor. Ich suche noch immer eine schöne Einspielung der 45. Sinfonie. Nun doch zurück zu Amsterdam Baroque Orchestra / Koopman? Oder ist Koopman auch irgendwie mit H. „verbandelt“?

Ich werde mir das Trio1790 morgen einmal anhören; Alternativen habe ich kaum gefunden, außer eben dem Beaux Arts Trio.

Vielen Dank!

Netotschka
vanrolf
Inventar
#33 erstellt: 16. Jan 2005, 13:10

Ich suche noch immer eine schöne Einspielung der 45.


Hallo Netotschka,

ich besitze diese:
Joseph Haydn - Sinfonien Nos. 31"Hornsignal" + 45 "Abschied", Orchestra of St. Lukes, Sir Charles Mackerras (Telarc)





Ich habe sie zwar schon länger nicht mehr gehört, sie hat mir aber früher (es ist schon ein paar Jährchen her) immer sehr gut gefallen. Zur Zeit ist sie bei jpc für EUR 8,99 zu haben.
Wenn ich weiter oben geschrieben habe, daß die No. 45 zu meinen Lieblingssinfonien gehört, dann meine ich damit, daß ich sie schon seit meiner frühesten Kindheit vom väterlichen Tonbandgerät her kenne (ich weiß nicht, von wem die Einspielung war) und damals oft gehört habe.
Allerdings habe ich mir bisher auch nur diese eine CD zugelegt.

Dein thread hat mich wahrscheinlich dazu inspiriert, mich da noch mal genauer umzusehen

Gruß Rolf
AcomA
Stammgast
#34 erstellt: 16. Jan 2005, 13:34
hallo,

bezüglich einer auswahl starker klaviersonaten empfehle ich die einspielungen auf jeweils einer cd mit michail pletnev (incl. f-moll variationen, virgin classics) und ivo pogorelich (dgg). die aufnahmen mit emanuel ax kenne ich und finde sie etwas langweilig. warnen kann ich auch nur vor der geplanten gesamteinspielung mit alain planes (HMF), da sehr hausbackenes spiel.

gruß, siamak
stolte1969
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 16. Jan 2005, 14:52

Netotschka schrieb:
Hallo stolte und Hilda!

Ach, wie bin ich froh, dieses Forum gefunden zu haben!

Fey ein Harnoncourt-Schüler? Da krampfte sich mir augenblicklich der Magen zusammen – alle H.-Anhänger mögen es mir nachsehen bitte! Einen Moment später war die CD auch schon wieder storniert.


Na ja, vielleicht kannst Du auch noch die Mosaiques-Aufnahmen stornieren. Hab irgendwo mal gelesen, dass die alle früher Mitglied in Harnoncourts Concentus musicus Wien gewesen sind.
stolte1969
Hat sich gelöscht
#36 erstellt: 16. Jan 2005, 15:00
Einen exzellenten Einstieg in die Klaviersonaten von Haydn bietet Catherine Collard mit drei CDs auf dem Label Lyrix. Goulds Aufnahmen der sechs späten Sonaten gehören zum besten, was er je aufgenommen hat. Überraschend gut ist Andras Schiff eine Einspielung mehrerer Sonaten für Teldec gelungen. Wenn man sie noch findet, sollte man alles von Andreas Staier in Sachen Haydn zusammenkaufen (waren mal drei CDs auf DHM). Nicht zu vergessen: ein oder zwei Brendel-Aufnahmen (richtig spontan und lebendig) und die Richter-Aufnahmen für Decca. Pogorelich ist unverzichtbar, Pletnev ist gut, sollte aber jetzt noch einmal ein bisschen Haydn einspielen.
s.bummer
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 16. Jan 2005, 15:12
Also auch auf die Gefahr hin zu nerven, erwähne ich nochmals Scherchens Pionieraufnahmen der 50iger Jahre, die jetzt bei der DGG wieder erschienen sind.
Es handelt sich um die Sinfonien Nr. 44, 45 (Abschied), 49, 55, 80, 88, 92, sowie alle Londoner Sinfonien also 19 Sinfonien auf 6 CD.
Sehr empfehlenswert und recht günstig.
Gruß S.
Netotschka
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 16. Jan 2005, 15:13

stolte1969 schrieb:
Na ja, vielleicht kannst Du auch noch die Mosaiques-Aufnahmen stornieren. Hab irgendwo mal gelesen, dass die alle früher Mitglied in Harnoncourts Concentus musicus Wien gewesen sind.


Das wusste ich, nehme es aber in diesem Falle billigend in Kauf - die Aufnahmen sollen einfach zu gut sein.

Gruß, N.
Hilda
Stammgast
#39 erstellt: 16. Jan 2005, 15:18
Hallo,

Netotschka schrieb:

Fey ein Harnoncourt-Schüler? Da krampfte sich mir augenblicklich der Magen zusammen – alle H.-Anhänger mögen es mir nachsehen bitte! Einen Moment später war die CD auch schon wieder storniert.


Es kann natürlich auch gefährlich sein, etwas zu stornieren, nur wiel jemand anders es nicht mag... Mein Kommentar bezog sich auch nicht spezifisch auf die Haydn-Aufnahme, sondern auf Fey allgemein, den ich schon mehrfach im Konzert erlebt habe.

Auch die Geschichte mit Schüler-Lehrer würde ich nicht so ernst nehmen - was heisst das bei Dirigenten schon. Weil jemand mal bei einem Meisterkurs eines 'Etablierten' teilgenommen hat, ist er nicht gleich dessen 'Schüler'. Bevor mich alle jetzt auseinandernehmen wollen :D: ich beziehe das jetzt nicht auf Fey-Harnoncourt, sondern stelle nur fest, daß die meisten grossen Dirigenten nicht gerade dafür bekannt sind an Musikhochschulen Dirigieren zu unterrichten

M_forever schrieb:



Vielleicht. Aber es ist sooo einfach, einen Begriff wie Manierismus auszuklinken, ohne zu wissen, was hinter der Interpretation steckt. Gerade bei H. habe ich nie den Eindruck gehabt, dass das, was er macht, nicht Ergebnis intensiver ehrlicher Beschäftigung mit der Musik ist. Wieso? Weil seine Interpretationen stylistisch sehr schlüssig und nachvollziehbar sind. Damit meine ich, dass es deutlich ist, dass musikalische Entscheidungen einen Bezug zur plastischen Darstellung der Struktur und zur sinnvollen Phrasierung haben.


nun - wer weiss schon was hinter einer Interpretation steckt, ausser dem Interpret selbst? Du schreibst vollkommen korrekt, daß DU bei Harnoncourt nie den Eindruck des Manierismus hattest - andere vielleicht schon Wir sprechen hier in jeder Diskussion über persönliche Empfindungen und nicht über absolute Wahrheiten (ok - abgesehen wenn sich mal jemand verspielt ).

Was die stilistische Schlüssigkeit betrifft, würde ich zum Beispiel gerne wissen, warum Harnoncourt in den sechzigern so vehement gemischt Chöre für Barockmusik abgelehnt hat und nun seit den achtzigern nach und nach sein Barock-Repertoire mit dem Arnold-Schönberg-Chor ein zweites Mal einspielt. Wieviele Tempo-Entscheidungen sind wohl in den frühen Jahren der Originalklangbewegung aus technischen Beschränkungen heraus entstanden, die heute nicht mehr vorhanden sind? Wenn ich die beiden Aufnahmen der Matthäus-Passion vergleiche, höre ich da gravierende stilistische Unterschiede. Hat sich Harnoncourt jetzt vor dreissig Jahren weniger Gedanken gemacht als heute? Wo bleibt da die Nachvollziehbarkeit?



Bei H. ist sogar das erste fff-Tutti in Bruckners 9. noch durchgestaltet. Das finde ich ausserordentlich beeindruckend.


Ich habe die Aufnahme nicht, aber mich würde schon interessieren, wie sich ein durchgestaltetes fff-Tutti anhört Ich kann leider mit dem Begriff nicht viel anfangen. Kannst Du das etwas besser beschreiben?

Gruss
Klaus
Netotschka
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 16. Jan 2005, 15:32

Hilda schrieb:
Es kann natürlich auch gefährlich sein, etwas zu stornieren, nur wiel jemand anders es nicht mag... Mein Kommentar bezog sich auch nicht spezifisch auf die Haydn-Aufnahme, sondern auf Fey allgemein, den ich schon mehrfach im Konzert erlebt habe.


Hallo Klaus-Hilda ,

diese Sache bzgl. Harnoncourt (und eben Fey) hat nichts, reinweg gar nichts mit deren vorhandenen oder nichtvorhandenen (ich kann das nicht einmal beurteilen) Qualitäten zu tun. Diese Abneigung ist rein emotionaler Art; zu lang die Geschichte und zu persönlich, um sie hier niederzuschreiben.

Ich habe mir für morgen eine lange Merkliste gemacht, werde im hiesigen jpc einfach mal in diverse CDs reinhören. Wenn zufällig der Fey im Regal stehen sollte und ich sonst nichts Schönes finde, bekommt er eine Chance bei mir. H. selber bekommt sie nicht mehr, auch nicht, wenn außer ihm gar nichts anderes in Sachen Haydn-Sinfonien zu finden sein sollte – da bin ich konsequent.

Adios, N.
M_forever
Hat sich gelöscht
#41 erstellt: 16. Jan 2005, 18:55

diese Sache bzgl. Harnoncourt (und eben Fey) hat nichts, reinweg gar nichts mit deren vorhandenen oder nichtvorhandenen (ich kann das nicht einmal beurteilen) Qualitäten zu tun. Diese Abneigung ist rein emotionaler Art; zu lang die Geschichte und zu persönlich, um sie hier niederzuschreiben.

Das klingt jetzt aber doch ziemlich geheimnisvoll und daher interessant!



Hilda schrieb:

Auch die Geschichte mit Schüler-Lehrer würde ich nicht so ernst nehmen - was heisst das bei Dirigenten schon. Weil jemand mal bei einem Meisterkurs eines 'Etablierten' teilgenommen hat, ist er nicht gleich dessen 'Schüler'. Bevor mich alle jetzt auseinandernehmen wollen :D: ich beziehe das jetzt nicht auf Fey-Harnoncourt, sondern stelle nur fest, daß die meisten grossen Dirigenten nicht gerade dafür bekannt sind an Musikhochschulen Dirigieren zu unterrichten

M_forever schrieb:



Vielleicht. Aber es ist sooo einfach, einen Begriff wie Manierismus auszuklinken, ohne zu wissen, was hinter der Interpretation steckt. Gerade bei H. habe ich nie den Eindruck gehabt, dass das, was er macht, nicht Ergebnis intensiver ehrlicher Beschäftigung mit der Musik ist. Wieso? Weil seine Interpretationen stylistisch sehr schlüssig und nachvollziehbar sind. Damit meine ich, dass es deutlich ist, dass musikalische Entscheidungen einen Bezug zur plastischen Darstellung der Struktur und zur sinnvollen Phrasierung haben.


nun - wer weiss schon was hinter einer Interpretation steckt, ausser dem Interpret selbst? Du schreibst vollkommen korrekt, daß DU bei Harnoncourt nie den Eindruck des Manierismus hattest - andere vielleicht schon Wir sprechen hier in jeder Diskussion über persönliche Empfindungen und nicht über absolute Wahrheiten (ok - abgesehen wenn sich mal jemand verspielt ).

Was die stilistische Schlüssigkeit betrifft, würde ich zum Beispiel gerne wissen, warum Harnoncourt in den sechzigern so vehement gemischt Chöre für Barockmusik abgelehnt hat und nun seit den achtzigern nach und nach sein Barock-Repertoire mit dem Arnold-Schönberg-Chor ein zweites Mal einspielt. Wieviele Tempo-Entscheidungen sind wohl in den frühen Jahren der Originalklangbewegung aus technischen Beschränkungen heraus entstanden, die heute nicht mehr vorhanden sind? Wenn ich die beiden Aufnahmen der Matthäus-Passion vergleiche, höre ich da gravierende stilistische Unterschiede. Hat sich Harnoncourt jetzt vor dreissig Jahren weniger Gedanken gemacht als heute? Wo bleibt da die Nachvollziehbarkeit?



Bei H. ist sogar das erste fff-Tutti in Bruckners 9. noch durchgestaltet. Das finde ich ausserordentlich beeindruckend.


Ich habe die Aufnahme nicht, aber mich würde schon interessieren, wie sich ein durchgestaltetes fff-Tutti anhört Ich kann leider mit dem Begriff nicht viel anfangen. Kannst Du das etwas besser beschreiben?

Also, "tutti" ist, wenn alle (oder fast alle, in diesem Fall wirklich alle) mitspielen sollen. "fff" steht für "forte fortissimo". Das bedeutet "richtig doll laut". Durchgestaltet heisst hier, dass aber alle nicht einfach nicht nur richtig doll laut losdröhnen, sondern dass in diesem Dynamikrahmen die einzelnen Motivteile des Themas klar artikuliert und in einen Bezug zueinander gesetzt werden.
Was die Nachvollziehbarkeit angeht, ist von vorneherein klar, dass die Empfindungen des Interpreten und des Hörers nicht definierbar und diskutierbar sind. Stilistische Ausdrucksmittel kommen aber eben aus einem stilistischen Rahmen, da kann man schon zu einem gewissen Grad erkennen bzw. nachvollziehen, warum ein Interpret jetzt dieses so oder so macht. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu "Manierismen", die ich als aufgesetzte, willkürliche Beiträge verstehe.
Zu den Beispielen, die Du angeführt hast: Herr H. hat immer wieder klargemacht, dass er keine "authentischen", "korrekten" Interpretation "rekonstruieren" möchte, sondern sich mit historischer Aufführungspraxis, Instrumenten und anderen Parametern beschäftigt, um daraus Erkenntnisse für belebte heutige Interpretationen zu ziehen. Man kann auch sehr schön sehen, wie sich seine Interpretationen im Laufe seiner Karriere entwickelt haben. Ich glaube, es liegt in der Natur der Sache, dass er in früheren Phasen, bei denen es ihm um einen Neuanfang ging, relativ dogmatischer vorgegangen ist. Z.B. durften ja Frauen lange Zeit nicht in der Kirche singen (wg. Paulus). Ich weiss nicht, bis wann das genau so war, auf jeden Fall noch zur Zeit Mozarts. Daher also erstmal keine gemischten Chöre. Wer den "authentischen" Klang von Werken aus dieser Epoche erleben möchte, muss daher zu Knabenstimmen greifen. Darum geht es aber H. offensichtlich nicht in erster Linie. Genausowenig besteht er absolut darauf, alles auf "authentischen" Instrumenten zu spielen, sondern hat seit langer Zeit daran gearbeitet, seine Einsichten in Aufführungen mit modernen Instrumenten umzusetzen. Es geht bei all diesen Aktivitäten vor allem die Bereicherung des stilistischen Repertoires durch bewusst eingestzte Ausdrucksmittel aus verschiedenen Epochen im gegensatz zur unkritischen (und letztenendes uninteressierten) Sicht des gesamten Repertoires aus mehreren Jahrhunderten allein vom Standpunkt der spätromantischen Aufführungspraxis aus.


Zur Sache mit Schüler-Lehrer stimme ich Dir voll bei. Harnoncourt hat eine ganze Menge Kurse gegeben, u.a. hat er lange am Mozarteum Kurse in Aufführungspraxis geleitet. Das heisst aber nicht, dass jeder, der mal da war, jetzt den gleichen D-Blick hat. Das erinnert mich daran, dass zu der Zeit, als ich selber studiert habe, so ziemlich jeder Hansel, der mit einem Taktstock rumgelaufen ist, "Schüler" von Bernstein und/oder Celibidache war, weil diese Herren ja sehr gerne und viel unterrichtet und Interessierten gegenüber sehr offen waren. Man konnte an den Kursen auch immer als Gasthörer teilnehmen. Da wurden dann Leute, die in einem Kurs mal zugehört oder 10 Minuten mit dem Stock rumgefuchtelt haben, sehr schnell "Schüler". Letztenendes hat das aber über die "Schüler" nicht weiter ausgesagt, als das die Eltern eine Menge Knete dafür ausgegeben haben, um ihre Wunderkinder überall hinfahren zu lassen.
Wie das jetzt bei Herrn Fey aussieht, weiss ich nicht. Allerdings hat die einzige Aufnahme, die ich von ihm gehört habe, durchaus den Eindruck einer gewissen "Manieriertheit" hinterlassen. Das klingt schon ein bisschen wie ein "Harnoncourt-Copycat"
AcomA
Stammgast
#42 erstellt: 16. Jan 2005, 21:16
hallo netotschka,

das mit n. harnoncourt solltest du jetzt aber genauer erklären. hat er dir etwas böses angetan ? du schriebst selbst, das du die haydn-sinfonien 99 u. 101 mit harnoncourt ganz gut findest.

der großteil von harnoncourts einspielungen, die ich kenne, sind absolut überzeugend.

manierismen können übrigens das salz in der suppe sein, erinnern wir uns z.b. an viele der horowitzschen interpretationen. sie müssen nicht unbedingt negativ behaftet sein. bei harnoncourt höre ich keine manierismen. aber er hat offensichtlich auch einen ungeheuren spaß am musizieren, welcher sich auf die interpretation überträgt, und er scheut nicht das setzen von effekten an geeigneter stelle, was z.b. bei haydn durchaus angebracht ist. haydn verkörpert in vielen werken den humoristischen aspekt der musik.

also ich finde n. harnoncourt absolut stilsicher. man höre nur mal seine recht aktuelle einspielung des dvorak-klavierkonzertes mit dem royal concertgebouw orkest (aimard, piano). der fluss der musik und die noble grundhaltung können nicht übertroffen werden. keine spur von manierismen !

also, was ist da eigentlich vorgefallen, dass du n. harnoncourt unsympatisch findest. so lange kann die geschichte doch nicht sein, dass du sie hier nicht preisgibst !


gruß, siamak
Netotschka
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 16. Jan 2005, 22:55

AcomA schrieb:

das mit n. harnoncourt solltest du jetzt aber genauer erklären. hat er dir etwas böses angetan ? du schriebst selbst, das du die haydn-sinfonien 99 u. 101 mit harnoncourt ganz gut findest.


Ja ja, da habe ich mich in eine dumme Situation manövriert: Erst schreibe ich von den Sinfonien (Du liest ja wirklich aufmerksam mit) und dann storniere ich den Fey, nur weil er ein H.-Schüler ist.

Schmunzeln musste ich schon ob Deiner Wissbegierde – aber nein, das geht wirklich nicht, es hier zu veröffentlichen.

Vielleicht kann ich Dich etwas beruhigen, indem ich Dir versichere, dass die Geschichte weder geheimnisvoll ist, noch mit H. an sich zu tun hat.

Eine gute Nacht…
… wünscht N.
hemmi
Ist häufiger hier
#44 erstellt: 17. Jan 2005, 23:49
Liebe Netotschka,
ich möchte auch noch mal auf die Streichquartette von Joseph Haydn verweisen. Es gibt sogar einige berühmte, op. 64 Nr.5 ("Lerchenquartett") oder die letzten Zyklen, op. 76 mit u.a. dem "Kaiserquartett") und op. 77.

Ich weiß nicht, wie weit Du schon mit Deinen Erfahrungen bist - Haydn schrieb ein Lied: "Gott erhalte Franz den Kaiser". Das Lied ist heute die Melodie der deutschen Nationalhymne und es ist nicht leicht, sich die Variationen zu diesem Lied in dem Quartett op. 76 Nr. 3 ganz neutral und in welcher Richtung hin auch immer, wertfrei anzuhören. Ich gebe zu, mir fällt das nicht leicht. Trotzdem höre ich mir das vollständige Quartett ganz gerne mal von Zeit zu Zeit an. Was mich an den Variationen zu dem Lied (2. Satz, poco adagio: cantabile) sehr berührt, ist 1. wie Haydn das Lied bearbeitet und 2. dass dieses Lied ganz zart, ja zerbrechlich klingen kann und ganz ohne falsches oder echtes Pathos.

Da ich gerne mische, habe ich eine DoppelCD mit dem Emerson-Quartett, eine mit dem Alban-Berg-Quartett
und eine bei Naxos mit dem Kodaly-Quartett.

Da ich nicht unbedingt ein Spezialist von Kammermusik bin, sind dies lediglich Hinweise, keine Empfehlungen.

Vielleicht noch fairerweise ein Hinweis zu den Quartetten mit den Emersons: Dies ist ein an sich schöner Querschnitt von frühen, mittleren und späten Quartetten. Die Deutsche Grammophon hat diese beiden CD's anläßlich des 25-jährigen Bestehens der Emersons herausgegeben. Zusätzlich zu den beiden CD's mit sieben Quartetten von Haydn ist noch eine BonusCD mit Ausschnitten von Quartetten von der Klassik bis zur Modernen. Ich habe Sie im letzten Sommer hier in Düssel noch zum vollen Preis von 38,50 € gesehen.

besonders herzliche Grüße
hemmi

PS Nachdem ich mindestens dreimal die "Karamasows" versucht und wieder abgebrochen habe (ich glaube, ich war einfach noch nicht reif) versuche ich jetzt etwas anderes, "Böse Geister" (Übersetzung: Swetlana Geier). Ich komme damit gut zurecht, vielleicht liegt es auch an der Übersetzung... Das Du dich nach einer Romanfigur von Dostojewskij genannt hast, empfinde ich als einen sehr romantischen Gedanken - ich glaube ich werde diesen Roman suchen (nein, bitte nicht verraten!) und zu meinem zweiten vollständigen Dostojewskij machen.
Hüb'
Moderator
#45 erstellt: 18. Jan 2005, 07:26
Hier noch eine Empfehlung für diejenigen, die sich wirklich an sämtliche Quartette von JH heranwagen will:

http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist



http://www.jpc.de/jp.../classic/rsk/hitlist



http://www.jpc.de/jp.../classic/rsk/hitlist



Die Einspielung des Angeles Quartet ist preislich mit 136,99 Euro für 21 CDs noch überschaubar, musikalisch und klanglich auf höchstem Niveau (irgenwo wurde mal bemängelt, dass die Kodalys auf Naxos irgenwie "musikantischer" spielen sollen). Als Gesamtaufnahme neben den Kodalys sicher Referenz (aus der Vergleichseinspielung mit dem Aeolian-Quartett auf Decca habe ich schon lange keine LP mehr aufgelegt).

Grüße,

Frank


[Beitrag von Hüb' am 18. Jan 2005, 07:28 bearbeitet]
pha
Stammgast
#46 erstellt: 18. Jan 2005, 09:51
Moin,

die Streichquartette mit dem Angeles Quartett habe ich ebenfalls, und ich schließe mich Franks Empfehlung an. Auch bei mir bestand die Auswahl aus den angegebenen Gesamtaufnahmen und die Entscheidung fiel nicht schwer: Die Musiker des Angeles Quartetts waren die einzigen, bei denen ich spontan lächeln musste, weil sie die in Haydns Musik enthaltene Heiterkeit und den Humor so deutlich zum Ausdruck bringen.

Von Naxos habe ich die Streichquartette von Hofstetter (op. 3),diese sind in der Angeles Quartett-Box nicht enthalten.

Den Aufnahmen des Aeolian Quartetts hört man m. E. ihr Alter doch an, wenn auch die Aufnahmequalität bei Philips ebenfalls nicht über jeden Zweifel erhaben ist.

Grüße,
Peter


[Beitrag von pha am 18. Jan 2005, 10:59 bearbeitet]
Netotschka
Hat sich gelöscht
#47 erstellt: 18. Jan 2005, 17:05

hemmi schrieb:

Da ich gerne mische, habe ich eine DoppelCD mit dem Emerson-Quartett, eine mit dem Alban-Berg-Quartett
und eine bei Naxos mit dem Kodaly-Quartett.



Hallo liebe(r) hemmi, hallo an die Forenteilnehmer,

montags ist bei mir seit einiger Zeit "jpc-Tag". Ich bin ganz begeistert von dem Ladengeschäft, weil dort u.a. ein wirklich kompetenter Verkäufer ist, der inzwischen auch ein wenig meine Vorlieben kennt und mich entsprechend beraten kann. Er hat schon einige Male all meine sorgfältigen Recherchen über den Haufen geworfen.

Für Gesamteinspielungen habe ich auch – wie Du, hemmi – nicht viel übrig. Ich bin ganz gerne ein wenig "Jägerin", soll heißen: Es macht mir Freude, nach verschiedenen, schönen Aufnahmen zu suchen und hernach die Unterschiede zu erlauschen. Dabei ist mir schon bewusst, dass ich viel Geld sparen könnte, aber das ist einfach ein sehr wichtiger Teil dieses Interesses an der Musik für mich.

Da ich hier so viele gute Hinweise bekam, möchte ich noch eben mitteilen, was ich gestern fand:

Eine wirklich superschöne, spritzige, leidenschaftliche Aufnahme (auf historischen Instrumenten) der Streichquartette Op. 33. Mir war bis dato das Appónyi-Quartett (es soll auch nur diese eine wirklich hervorragende CD von ihnen geben) gar nicht bekannt. Der freundliche jpc-Mann brachte mich darauf; seinen Hinweis "Da fliegt einem das Ohr weg…" kann ich nur bestätigen. ;-)
Ich freute mich nach dem kurzen Reinhören den ganzen Nachhauseweg auf diese CD und wurde nicht enttäuscht.

Weiterhin darf ich nun die Pariser Symphonien 82-87 mein Eigen nennen. Unter Sigiswald Kuijken – auch auf historischen Instrumenten; sehr lebendig, frisch, für mich einfach großartig. Es geht eben auch ohne H. :-)

Über das Kodály Quartet habe ich auch schon viel Positives gelesen, und nächste Woche ist ja wieder ein neuer jpc-Tag….

Ach noch etwas: Jemand wies darauf hin, dass es ungünstig sei, die Komponisten alphabetisch durchzugehen. In den letzten Tagen kämpfte ich mich durch 1000 Jahre Musikgeschichte (in Buchform), und sehr schnell ging mir auf, dass dieser Hinweis sehr berechtigt ist.
Es ist in der Tat besser (ob der vielen unterschiedlichen und zeitlich wirkenden Einflüsse usw.), die für mich interessanten Komponisten chronologisch zu sortieren. Damit bin ich derzeit also auch noch beschäftigt.


Viele Grüße
sendet N.

P.S.: An hemmi: Bzgl. Dostojewski empfehle ich immer wieder gerne sein „Weiße Nächte“ zum Einstieg. Wunderschönes Büchlein, es erschlägt einen auch nicht gar so wie seine anderen Werke, ist auch etwas untypisch. Ansonsten natürlich „Der Idiot“. Abraten würde ich von den „Dämonen“ – das ist nur für wirkliche Freunde dieser Art von Literatur eine Freude, ansonsten eher eine Quälerei, da überwiegend in Dialogform gehalten.



amazon.de
AcomA
Stammgast
#48 erstellt: 18. Jan 2005, 21:02
hallo,

hier noch ein tip, für mich eine der j. haydn doppel-cd's:

trios f. traverse flöte und streicher (sog. londoner), quartette für traverseflöte und streicher, streichtrios mit dem kuijken-ensemble und marc hantai. da wird so lebhaft und mit freude musiziert, dass sich das spiel unmittelbar auf den zuhörer überträgt. zudem spielt hantai auch auf einem historischen instrument (ohne klappen und aus holz) mit absolut warmem timbre. (Accord, DDD)


gruß, siamak
Deukalion
Inventar
#49 erstellt: 18. Jan 2005, 22:58
Hallo!
Apropos "Humor bei Haydn":
Was denkt Ihr:
- Welche seiner Sinfonien sind besonders typisch für den Haydn´schen Humor?
- Welche Interpretationen werden dem besonders gut gerecht?
(Lächel oder auch !)
Hartmut
Deukalion
Inventar
#50 erstellt: 18. Jan 2005, 23:21
Liebe Netotschka!
Du schreibst:

In den letzten Tagen kämpfte ich mich durch 1000 Jahre Musikgeschichte (in Buchform) ...
Es ist in der Tat besser (ob der vielen unterschiedlichen und zeitlich wirkenden Einflüsse usw.), die für mich interessanten Komponisten chronologisch zu sortieren. Damit bin ich derzeit also auch noch beschäftigt.

Welches Buch zur Musikgeschichte liest Du?
Ich meinerseits kämpfe mich schon seit weit mehr als einer Woche durch "Die große Geschichte der Musik" von Kurt Pahlen: Bin jetzt gerade mal beim Beginn der Wiener Klassik. Ich persönlich finde den Pahlen (den ich mir schon vor längerer Zeit gekauft habe, weiß gar nicht, ob es den noch im Buchhandel gibt) sehr spannend zu lesen: Kenntnisreich (soweit ich das beurteilen kann ) und immer mit kulturhistorischen und politischen Zeitbezügen.
Ich liebe es, mich quasi in Gedanken lebendig in die jeweilige Geschichtsepoche zurückzuversetzen und dann die entsprechende zeitgenössische Musik zu hören! Kann man beliebig weiter verlebendigen durch das Betrachten der zeitgenössischen bildenden Kunst (geht ja via Internet sehr leicht!!) u.s.w. So kann man sich quasi selbst ein kleines "Gesamtkunstwerk" schaffen - nein die Formulierung passt nicht! - sagen wir, eine kleine Phantasie-Reise unternehmen!
Grüße
Hartmut


[Beitrag von Deukalion am 18. Jan 2005, 23:30 bearbeitet]
zoe
Ist häufiger hier
#51 erstellt: 21. Jan 2005, 18:05

AcomA schrieb:
hallo,

bezüglich einer auswahl starker klaviersonaten empfehle ich die einspielungen auf jeweils einer cd mit michail pletnev (incl. f-moll variationen, virgin classics) und ivo pogorelich (dgg). die aufnahmen mit emanuel ax kenne ich und finde sie etwas langweilig. warnen kann ich auch nur vor der geplanten gesamteinspielung mit alain planes (HMF), da sehr hausbackenes spiel.

gruß, siamak


Nachdem ich Richters Winterreise mit Schreier nicht gerade empfohlen habe, muss ich doch eine meiner LieblingsCDs hinzufügen, dort, wo man es eigentlich nicht erwartet:
Die ausgezeichneten Richter Aufnahmen einiger Haydn Sonaten bei Decca:
http://www.amazon.fr.../402-6118690-1276963
und
http://www.amazon.fr.../402-6118690-1276963
Richter wirft hier sein ganzes Temperament ind die Tasten, sicher keine Interpretation auf Originalinstrument, aber von einer Charakterisierungskraft, die ihresgleichen sucht. Richter in Höchstform und am Ende schätze ich ihn hier mehr als bei seinen Beethoven-Aufnahmen.
Vielleicht für Haydn etwas zu schwer, etwas zu ernst, aber man kann sich in Wohlklang einhüllen lassen.
Wer will, kann ja mal die mp3-Ausschnitte anhören, allerdings funktioniert es nicht bei amazon.fr und man muss es bei amazon.com versuchen.

zoe
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