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Haydn: Was könnt Ihr empfehlen?

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Martin2
Inventar
#101 erstellt: 22. Jan 2009, 15:49
Hallo Kreisler Junior,

dieses mit dem "nicht aus der Haut des 21. Jahrhunderts heraus kommen können" hast Du schön gesagt. Vielleicht haben wir uns einfach auch zu sehr an "scharfe Getränke" gewöhnt. Wie ich ja mal gehört habe, kann man sich an Schärfe durchaus gewöhnen - im kulinarischen Sinne - der Gaumen paßt sich daran an, wenn man dann Schärfe überhaupt nur wahrnehmen will, muß man besonders scharf würzen. In diesem Sinne mag dann Haydn als "fade" erscheinen.

Du hast übrigens zu der 150 CD Box von Brilliant gar nichts gesagt. Mich reizt sie schon, da ich die Opus 20 mit den Buchbergern schon gut finde und da ja auch die Sinfonien mit dem Fischer von Dir durchaus gelobt werden. Sie sind erstaunlicherweise bei JPC ziemlich billig ( 80 Euro) und bei Zweitausendundeins teuer. Aber ich will erst einmal die Haydn Sachen noch mal hören, die ich bereits habe und so 15 CDs oder so habe ich ja schon.

Grundsätzlich finde ich in letzter Zeit Haydn schon sehr interessant. Ich habe aber schon von vielen gehört, daß Haydn eigentlich langweilig ist. Und vielleicht stimmt das manchmal ja auch. Ich finde eben Händel auch sehr oft langweilig - und gleichzeitig ist er einer meiner absoluten Lieblingskomponisten. Ich denke, Haydn hat einfach nur das Problem, daß er grundsätzlich in einem Atemzug mit Mozart und Beethoven genannt wird. Und gerade Mozart hat nun auch viel unreifes Zeug geschrieben und auch Beethoven finde ich nicht immer nur toll, aber trotzdem sind das einfach solche Giganten, daß Haydn da einfach immer verliert. Jedenfalls so bei der Masse. Und dann gibt es ja auch immer das böse Wort vom "Papa Haydn". Aber vielleicht muß man Haydn ja auch tatsächlich und ganz ernst gemeint auf eine Stufe mit Mozart und Beethoven stellen.

Sicherlich ist das alles nur dummes Gerede. Im Grunde ist Haydn, wenn er gut ist, sicherlich schon sehr subtil. Ich kann so etwas wie "Durchführungen in der Reprise", von denen Du sprichst, auch nicht beurteilen, ich höre grundsätzlich nicht sonderlich analytisch, kann das auch gar nicht und vielleicht langweilt es mich sogar. Aber auch so vom Hören kann man den Eindruck bekommen, daß das durchaus subtil ist. Und humorvoll ist es auch.

Also manchmal hat man da so das Gefühl, diese Melodie, dieses Motiv, macht einen durchaus dummen, fast idiotischen Eindruck. Aber dann macht der Haydn was total geniales draus. Darin liegt so eine gewisse humorvolle Spannung bei Haydn, die ich bei Mozart und Beethoven so nicht finde. Also das Andante der 94. ist da so ein Urerlebnis. Was ist das eigentlich für eine vollkommen dämliche Melodie, die dann auch noch so plump begleitet wird? Man fühlt sich am Anfang geradezu veralbert. Aber dann nimmt die Sache doch Fahrt auf ... und wiegesagt, Haydn macht was geniales draus.

In Konzertführern lese ich dann oft davon, daß Haydn der Volksmusik besonderen Zugang zur Kunstmusik verschafft hat. Mag sein. Aber noch mehr, finde ich es, daß Haydn mit dem betont Simplen auch durchaus spielt, was mit Volksmusik alleine noch nichts zu tun hat. Was meinst Du dazu? Ich finde eben Haydn in letzter Zeit regelrecht spannend, er hat so einen ganz besonderen Individualstil, wo Du das Gefühl hast: Diese Musik ist auf ihre Weise unheimlich relaxed, aber dabei doch vollkommen präzise. Also das ist schon sehr genial. Wobei ich dann trotzdem denke, daß Haydn auch nicht immer die Höhe seiner besten Sachen erreicht. Aber heute habe ich mal wieder die 94. gehört und die ist schon toll. Bestimmt nicht schlechter als die 100.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#102 erstellt: 24. Jan 2009, 06:43
Hallo Kreisler Junior,

keine Lust auf meinen gewiß etwas geschwätzig- unbedarften Beitrag zu antworten? Mir geht es auch darum, überhaupt so etwas wie eine "Faszination" für Haydn zu bekommen. Diesen Komponisten vielleicht sogar ein bißchen zu "dämonisieren". Vielleicht ist das ja auch albern, es mag ja auch einfach reichen, einen Komponisten auch einfach nur "gut" zu finden. Aber dieses Gefühl für die "dämonische" Einzigartigkeit eines Komponisten ist mir sehr wichtig. Auch wenn Haydn selber vermutlich ein netter, bescheidener, freundlicher Mann war, dem solche Dämonisierungen vermutlich äußerst suspekt gewesen wären.

Ich fürchte allerdings, daß Du auch zu nüchtern sein wirst, um Dich an dergleichen zu beteiligen.

Gruß Martin
WolfgangZ
Inventar
#103 erstellt: 24. Jan 2009, 15:33
Hallo, Martin, hallo, miteinander!

Ich denke, da kommt vieles zusammen, was Haydn scheinbar beliebiger macht als Beethoven und Mozart.

Es fehlt ihm in der Rezeption die genialische Befindlichkeit des Titanen und ringenden Dualisten Beethoven und es fehlt ihm die ebenso genialische Befindlichkeit des Götterlieblings, Wunderkindes und Frühvollendeten Mozart.

Statt dessen war er im guten wie im schlechten Sinne ein unübersichtlicher Vielschreiber mit einer Riesenpalette an Gefällig-Beliebigem. Andererseits hat er etwa im Bereich des Streichquartetts der Zukunft - die mit Beethoven beginnt - stärker den Weg geöffnet als Mozart, der dies in der Oper und im Klavierkonzert getan hat. Was die Sinfonik anbelangt, hat er wohl auch einen längeren Weg gehen müssen und gehen wollen als Mozart - vielleicht sogar als Beethoven, der freilich - in einem anderen Thread war, glaube ich, heute schon die Rede davon - das, was man "Wiener Klassik" nennt, letztlich überwunden hat und mit seiner Fuge op. 133 direkt ins 20. Jahrhundert weist.

Ich sage mal: Haydn war der Entwickelnde in der Wiener Klassik, Mozart der sie Vollendende und Beethoven der sie Sprengende.

Ich finde Haydns augenzwinkernden Humor dennoch sympathischer als die grimmige Geste Beethovens und das bisweilen Infantile Mozarts, das sich freilich in seiner Musik so wenig direkt niederschlägt wie seine Verzweiflung, sein gelegentlicher Hochmut und sein letztliches Versagen im realen Leben.

Es gibt für mich wahrscheinlich bei Haydn noch mehr zu entdecken als bei den beiden anderen. Aber das liegt gewiss an meiner - typischen - Musikliebhaberbiographie

Besten Gruß, Wolfgang
Martin2
Inventar
#104 erstellt: 24. Jan 2009, 15:54

WolfgangZ schrieb:
der ...das, was man "Wiener Klassik" nennt, letztlich überwunden hat


Oh, mein Gott, mußte man denn die Wiener Klassik wirklich "überwinden"? Sie gehört für mich wirklich nicht zu den Dingen, die man hat überwinden müssen.

Was Du ansonsten schreibst, gibt Klischees ganz gut wieder. Und war Haydn ein solcher Vielschreiber? Kann ja sein, daß er viel geschrieben hat, aber Mozart angesichts seines kurzen Lebens doch noch viel mehr!

Kann sein, daß Haydn gelegentlich sehr "gemütlich" ist, aber dann spürst Du auch wieder "die Faust des Titanen" - gerade auch bei Haydn. Nur daß er dabei nicht so poltert wie Beethoven.

Haydn war wohl auch auf eine gewisse sehr sympathische Weise sehr bescheiden. Das hat ihm im Ansehen seiner Zeitgenossen nicht geschadet, für die er das Nonplusultra schlechthin war, stellt aber im Sinne des 21. Jahrhunderts einfach saumäßig schlechtes Marketing dar.

Der Haydn hatte halt einen gutmütigen Humor. Als er einmal einen Zöllner traf, las der seine Papiere und stolperte über die Berufsbezeichnung "Tonsetzer". Der Zöllner las das und meinte "Ton, Ton, sie machen also etwas mit Ton"? Da war Haydn schon ein berühmter Mann. "Richtig", sagte Haydn, "ich bin Töpfer."

Ich denke einfach, Haydn unterliegt einfach schlechtem Marketing. Hätte der Haydn versucht dem Mozart ein Ohr abzubeißen - na das wäre wirklich gutes Marketing gewesen, diesen Komponisten würde jeder gerne kennen lernen und in jedes seiner Werke irgend etwas "hineingeheimnissen". Aber leider hat Haydn nicht versucht, dem Mozart ein Ohr abzubeißen. Insofern ist der Mann natürlich ziemlich langweilig ...

Gruß Martin
WolfgangZ
Inventar
#105 erstellt: 24. Jan 2009, 16:00
Hallo, Martin!

Sei mir nicht böse, aber eine etwas originellere Antwort auf meinen Beitrag hätte ich jetzt schon erwartet.

Welche Klischees bediene ich? Welche originelleren Lösungen hast Du anzubieten?

Wenn ich von der "Überwindung der Klassik" spreche, meine ich das nicht ganz so simpel, wie Du mir unterstellst. Meines Wissens ist aber die Musikgeschichte mit ihr nicht zu Ende!



Im Übrigen habe ich Deiner Meinung zu Haydn doch mit keinem Wort widersprochen, oder?

Gruß, Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 24. Jan 2009, 16:26 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#106 erstellt: 24. Jan 2009, 16:48

WolfgangZ schrieb:


Sei mir nicht böse, aber eine etwas originellere Antwort auf meinen Beitrag hätte ich jetzt schon erwartet.

Welche Klischees bediene ich?


Ich bin Dir überhaupt nicht böse, aber ich hoffe Du mir auch nicht. Doch ich sehe bei Dir gewisse Klischees.


Ich sage mal: Haydn war der Entwickelnde in der Wiener Klassik, Mozart der sie Vollendende und Beethoven der sie Sprengende.


Ist das etwas kein Klischee? Inwiefern reduzierst Du die Rolle von Haydn auf den "Entwickelnden"? Das erscheint mir schon ein Klischee zu sein, wenn Du den "entwickelnden" Haydn gegen den "Vollender" Mozart ausspielst. Daß Haydn auch ein entwickelnder war, ist klar, aber inwiefern deshalb gewisse Werke von ihm weniger "vollendet" sein soll als die von Mozart ist mir durchaus unklar. Zumal Haydn Mozart noch überlebt hat.


Es fehlt ihm in der Rezeption die genialische Befindlichkeit des Titanen und ringenden Dualisten Beethoven und es fehlt ihm die ebenso genialische Befindlichkeit des Götterlieblings, Wunderkindes und Frühvollendeten Mozart.


Ich kann die Sache mit dem "Titanen" Beethoven schon gar nicht mehr hören. War Haydn etwa ein "Zwerg"? Die Sache mit dem Titanen Beethoven ist ganz schlechtes Kino. Und die Sache mit dem Wunderkind Mozart auch. Sicher war der genial, aber das Wunderkindliche wuchs wohl auch auf dem Boden eines Leopold Mozart, seines Zeichens nicht unbegabter Komponist und Pädagoge.


ein unübersichtlicher Vielschreiber mit einer Riesenpalette an Gefällig-Beliebigem.


Sicher hat Haydn viel geschrieben. Beethoven war zweifellos wählerischer, gehörte aber bereits einer anderen Epoche an. Aber Mozart war ein viel schrecklicherer Vielschreiber und langweilt mich zum Teil unendlich mit all seinen Frühwerken. Hingegen bei Haydn bin ich teilweise überrascht von frühen Kompositionen ( die aber ja auch keinen "kindlichen Standpunkt" repräsentieren).

Ich kenne mich ja bei Haydn überhaupt noch nicht aus. Ich gebe zu, daß mich manches auch langweilt. Aber insgesamt bin ich doch teilweise überrascht, was Haydn so alles zu bieten hat.

Gruß Martin
WolfgangZ
Inventar
#107 erstellt: 24. Jan 2009, 18:01
Hallo, Martin!

Ich müsste längst wieder was arbeiten , aber ich will Dir noch schnell antworten :


Ich sage mal: Haydn war der Entwickelnde in der Wiener Klassik, Mozart der sie Vollendende und Beethoven der sie Sprengende.

Ist das etwas kein Klischee? Inwiefern reduzierst Du die Rolle von Haydn auf den "Entwickelnden"? Das erscheint mir schon ein Klischee zu sein, wenn Du den "entwickelnden" Haydn gegen den "Vollender" Mozart ausspielst. Daß Haydn auch ein entwickelnder war, ist klar, aber inwiefern deshalb gewisse Werke von ihm weniger "vollendet" sein soll als die von Mozart ist mir durchaus unklar. Zumal Haydn Mozart noch überlebt hat.

Natürlich sind viele Werke Haydns so vollendet wie diejenigen Mozarts. Sie fallen in der Rezeption nur weniger auf - und das liegt am "Klischee" des Frühvollendeten. Das ist ein Rezeptionsklischee zuungunsten Haydns. Das habe ja nicht ich erfunden, aber es erklärt die Vernachlässigung Haydns. Und darum geht es doch in diesem Thread!

Es fehlt ihm in der Rezeption die genialische Befindlichkeit des Titanen und ringenden Dualisten Beethoven und es fehlt ihm die ebenso genialische Befindlichkeit des Götterlieblings, Wunderkindes und Frühvollendeten Mozart.

Ich kann die Sache mit dem "Titanen" Beethoven schon gar nicht mehr hören. War Haydn etwa ein "Zwerg"? Die Sache mit dem Titanen Beethoven ist ganz schlechtes Kino. Und die Sache mit dem Wunderkind Mozart auch. Sicher war der genial, aber das Wunderkindliche wuchs wohl auch auf dem Boden eines Leopold Mozart, seines Zeichens nicht unbegabter Komponist und Pädagoge.

Ich habe eigens auch hier von der Rezeption gesprochen!
All dieses Stereotypen vereinfachen und pauschalisieren. Aber es muss ein großes Körnchen Wahrheit an ihnen sein, sonst wären sie nicht tradiert worden.


... ein unübersichtlicher Vielschreiber mit einer Riesenpalette an Gefällig-Beliebigem.

Sicher hat Haydn viel geschrieben. Beethoven war zweifellos wählerischer, gehörte aber bereits einer anderen Epoche an. Aber Mozart war ein viel schrecklicherer Vielschreiber und langweilt mich zum Teil unendlich mit all seinen Frühwerken. Hingegen bei Haydn bin ich teilweise überrascht von frühen Kompositionen ( die aber ja auch keinen "kindlichen Standpunkt" repräsentieren).

Ich finde zwar nicht, dass Mozart ein schrecklicherer Vielschreiber ist, aber das mag subjektiv sein, und für eine objektive Begründung sind wir vermutlich beide nicht genug Musikwissenschaftler. Ansonsten gebe ich Dir recht: Manche frühen Sinfonien Haydns klingen "überraschend". Die Frage ist halt, ob man diese Überraschungen als noch nicht - gegenüber dem klassischen Harmonieideal - ausgegorenen Übergangsstil zwischen Barock und Klassik ansieht - im Sinne des Sturm und Drang oder der Empfindsamkeit - oder eben als genialische Experimente.

Vielleicht war ich von Deiner knappen Invektive mit den Klischees etwas zu sehr persönlich berührt. Also: Nichts für ungut! Und trotzdem: Welche wirklich griffigen Konzepte können wir den Vereinfachungen entgegensetzen, die mehr bieten als Stileigenheiten und Mentalitäten zu verwischen? Aber das ist gewiss ein riesiges anderes Kapitel!

Besten Gruß, Wolfgang
Kreisler_jun.
Inventar
#108 erstellt: 25. Jan 2009, 19:21
Kurz zur Brilliant-Box: Ich will niemandem abraten. Aber ich kenne eben nur die Fischer-Sinfonien und die Trios. Die Klavierstücke sollen weitgehend ordentlich, aber durchaus gemischt sein, die Quartette fand ich nach den online-Hörproben ordentlich, aber nicht so gut, daß ich sie noch haben müßte. Die schottischen Lieder sind nett, aber die braucht man keinesfalls alle. Zum Rest kann ich nicht viel sagen (außer daß sich bei Oratorien und Messen sicher auch bessere Aufnahmen finden als dort geboten werden)
Der Preis ist natürlich sehr attraktiv.

Zu Haydn allgemein kann ich gerade nicht viel mehr sagen als ich es oben getan habe; vielleicht später nochmal.

JK jr.
WolfgangZ
Inventar
#109 erstellt: 25. Jan 2009, 19:28
Sind in dieser Brilliant-Box eigentlich die Streichquartette mit dem Buchberger-Quartett enthalten? Das sammle ich seit Beginn einzeln - es ist ja sehr preiswert und die Interpretationen ansprechend. Hoffentlich wird man jetzt nicht gezwungen, die ganze Box zu kaufen, weil die noch nicht einzeln erschienenen Folgen dort schon integriert sind! Ich hätte ohnehin Fischer, die Klaviertrios und die Klaviersonaten

Einzeln besitze ich von den Quartetten mittlerweile die (meist) Doppel-CDs 1 mit 8. Das ist natürlich noch keineswegs alles.

Es wäre jedenfalls eine ziemliche Frechheit.

Oder wurde das schon mal hier diskutiert? Ich bin jetzt irgendwie unsicher.

Gruß, Wolfgang
Joachim49
Inventar
#110 erstellt: 25. Jan 2009, 21:10

WolfgangZ schrieb:
Sind in dieser Brilliant-Box eigentlich die Streichquartette mit dem Buchberger-Quartett enthalten? Das sammle ich seit Beginn einzeln - es ist ja sehr preiswert und die Interpretationen ansprechend. Hoffentlich wird man jetzt nicht gezwungen, die ganze Box zu kaufen, weil die noch nicht einzeln erschienenen Folgen dort schon integriert sind! Ich hätte ohnehin Fischer, die Klaviertrios und die Klaviersonaten

Einzeln besitze ich von den Quartetten mittlerweile die (meist) Doppel-CDs 1 mit 8. Das ist natürlich noch keineswegs alles.

Es wäre jedenfalls eine ziemliche Frechheit.

Oder wurde das schon mal hier diskutiert? Ich bin jetzt irgendwie unsicher.

Gruß, Wolfgang


Das Problem habe ich auch: ich habe die Fischer-Suymphonien, die Buchbergers insoweit in Einzelausgaben erschienen und die Klaviertrios und - Sonaten. Das ist fast die halbe Haydnbox. Ich nehme schon an, dass die Quartettreihe komplettiert wird. Früher kamen bei Brilliant die Boxen nachdem alles bereits in Einzelausgaben angeboten wurde, so war es mit Bach und Mozart (zumindest in B und NL). Die Box enthielt nichts, was man nicht auch einzeln kaufen konnte. Wahrscheinlich wiollte man halt rechtzeitig zum Haydnjahr (und zu Weihnachten) die Box anbieten. Aber bei Brilliant wird man wohl wissen, dass die Leute nicht 70 CD's doppelt kaufen wollen, und sie werden die Käuferschichten - also z.B. uns - sicher auch noch mit dem Rest-Haydn erreichen wollen. Vor allem die Opern und die Haydn'schen Klavierkonzerte würden mich interessieren. Weiss jemand welche Opernaufnahmen in der Box sind? Es werden wohl nicht die Doratiaufnahmen sein. Hat man sie alle neu aufgenommen?
Freundliche grüsse
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#111 erstellt: 25. Jan 2009, 22:57

Joachim49 schrieb:

Ich nehme schon an, dass die Quartettreihe komplettiert wird. Früher kamen bei Brilliant die Boxen nachdem alles bereits in Einzelausgaben angeboten wurde, so war es mit Bach und Mozart (zumindest in B und NL). Die Box enthielt nichts, was man nicht auch einzeln kaufen konnte. Wahrscheinlich wollte man halt rechtzeitig zum Haydnjahr (und zu Weihnachten) die Box anbieten. Aber bei Brilliant wird man wohl wissen, dass die Leute nicht 70 CD's doppelt kaufen wollen, und sie werden die Käuferschichten - also z.B. uns - sicher auch noch mit dem Rest-Haydn erreichen wollen. Vor allem die Opern und die Haydn'schen Klavierkonzerte würden mich interessieren. Weiss jemand welche Opernaufnahmen in der Box sind? Es werden wohl nicht die Doratiaufnahmen sein. Hat man sie alle neu aufgenommen?


Also in der großen Box sind alle Quartette mit dem Buchberger-Q. Ich nehme an, daß demnächst entweder die noch nicht erschienen Einzelfolgen herauskommen, oder eine Box mit den Quartetten. Wenn nicht, Pech gehabt... jpc hat immerhin noch Vol 2-8. Vol. 1 war op.9; noch nicht erschienen sind, so weit ich sehe, opp. 50, 54/55, 76, was drei Folgen wären.
Es gab aber in der Anfangszeit von Brilliant mehrmals Boxen, bei denen nur wenig einzeln zu haben war (je 25 oder 40 CD Händel bzw. Beethoven z.B.); bei den Quartetten denke ich schon, daß sie den Rest herausbringen werden, bei anderen Sachen habe ich meine Zweifel.

Details zur Box bei jpc

Die Klavierkonzerte, Orgelstücke, Barytontrios (ALLE 120 oder so!!!) sind anscheinend Brilliant-Eigenproduktionen, die Lieder mit Ameling, sowie die enthaltenen Opern (nicht sehr repräsentativ, offenbar hat man hier genommen, was man billig kriegen konnte, nicht Doratis Decca-Aufnahmen) und einiges andere Übernahmen, u.a. von Hungaroton.
Es ist sicher ein attraktiver Kasten. Aber ich besitze wie gesagt die mir wichtigen Werke schon zur Genüge und die Nebenwerke wie Barytontrios interessieren mich dann eher weniger... jedenfalls nicht genug, um die Box anzuschaffen und von den wirklich sehr hübschen Schottischen Liedern hat mir auch eine Folge gelangt (die sind auch noch separat zu haben).

JK jr.
Martin2
Inventar
#112 erstellt: 26. Jan 2009, 09:36
Sind in der großen Brilliantbox eigentlich wirklich alle Streichquartette von Haydn enthalten? Die Sinfonien werden ja wohl vollständig sein.

Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#113 erstellt: 21. Feb 2009, 11:04
Wollte am dieser Stelle mal kurz meinen Eindruck der nun kürzlich erschienenen Neuauflage der kompletten Symphonien von Antal Dorati kundgeben, ist vielleicht für manche nicht uninteressant.



Zuerst zur Aufmachung: Das ist wirklich eine absolute Low-Budget-Box. Die 33 CDs stecken in weissen Papierhüllen, das dünne Booklet gibt nur den Inhalt der CDs wieder, nichts weiter. Nun, das ist heute eher die Regel bei solchen Komplettausgaben.

Die Interpretationen sind dynamisch und frisch, man merkt den vielgelobtem Aufnahmen an, daß die Musiker mit dem Herzen dabei waren. Das ist keine routinemäßiges Abspulen, was der enorm kurze Zeitraum, in dem die Aufnahmen entstanden (1969 - 1972) nahelegen könnte. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war die Philharmonia Hungarica ein Orchester aus Exil-Ungarn, das speziell für diese Aufnahmen zusammengestellt wurde. Es mag einzelne Aufnahmen von Symphonien geben, die Dorati übertreffen, als Komplettaufnahme steht sie aber unverändert auf hohem Niveau (Fischer auf Brilliant kenne ich nicht).

Klanglich sind die Aufnahmen in Ordnung, aber nicht ganz auf dem von Decca gewohnten hohen Standard. Manches wirkt etwas matt, insbesondere bei den leiseren Passagen verschwimmt das Klangbild etwas. Das mag an dem für die Decca-Ingenieure ungewohnten Aufnahmeort liegen (das meiste in der St. Bonifatius Kirche in Marl, ein paar Symphonien auch in Bielefeld).

Insgesamt bleibt Doratis Haydn eine Aufnahme, auf die man sich noch lange beziehen wird. Zum aktuellen Preis von etwas mehr als den für zwei Vollpreis-CDs sollte bei Interesse der Kauf eigentlich keine Überlegung sein. Angeblich ist die Box limitiert (steht auch drauf), allerdings ist mir nicht bekannt, auf wieviel Stück.

Grüße Michael
Moritz_H.
Stammgast
#114 erstellt: 21. Feb 2009, 11:29

arnaoutchot schrieb:
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war die Philharmonia Hungarica ein Orchester aus Exil-Ungarn, das speziell für diese Aufnahmen zusammengestellt wurde.


Unter wikipedia findet sich folgender interessanter Eintrag:

http://de.wikipedia.org/wiki/Philharmonia_Hungarica
enkidu2
Inventar
#115 erstellt: 05. Sep 2009, 12:21
Da mir bislang die Einspielungen der Haydnschen Klavierwerke mit Marc-André Hamelin sehr gut gefallen haben, kann ich diese CDs wirklich empfehlen.



Ich hoffe, dass Hamelin die Sonaten komplett einspielt.

Gruß enkidu2
Thomas133
Hat sich gelöscht
#116 erstellt: 09. Sep 2009, 13:04
Hiermit auch noch eine Empfehlung von mir die sich vor allem an diejenigen wendet die einmal Haydn anders erleben möchten, ungewohnt dramatisch und leidenschaftlich, ein echter Geheimtip wie ich finde. Es ist leider nur ein Stück, aber ich halte es von dem was ich kenne für eines der besten Chorwerke Haydns.(es sticht auch stilistisch ziemlich hervor) Es handelt sich um die leider kaum eingespielte Motette "Insanae et vanae curae"
Wen es interessiert, dem kann ich auch die Entstehungsgeschichte dazu liefern, ansonten erstmal ein CD-Tip:


Man soll sich nicht von den Wiener Sängerknaben abschrecken lassen, von den mir gehörten bislang eingespielten Versionen hebt sich diese durch eine packendere Interpretation und gute Klangqualität hervor (Version mit Orchester)
Eine ebenso recht gute Interpretation (aber keine Ahnung ob die auf CD erhältich ist) kann man auf youtube hören:
Youtube - Haydn - Insanae et vanae curae

Ich brauch es wohl nicht zu erwähnen das es leider keine alten Aufnahmen davon gibt, ein Rätsel mit diesem Werk wäre dann wohl recht spannend ausgefallen - die meisten wären wohl irgendwo bei Mozarts oder Schuberts Chorwerken herumgegrast.
gruß
Thomas
Martin2
Inventar
#117 erstellt: 23. Nov 2009, 19:04
Bei mir hat sich bezüglich Haydn nicht wirklich entscheidend neues getan. Gut war, daß ich mir diese Membranbox mit 4 CDs Klaviersonaten geholt habe. Finde die Interpretationen nicht so schlecht, sind wohl zum größten Teil ältere Aufnahmen, unter anderem mit einem Walter Klien, wo mir dämmert, daß mir der Name in irgendeinem Zusammenhang mal positiv aufgefallen ist.

Ich komme allerdings auch bei diesen Sonaten zu dem Ergebnis, daß ich das wohl mal ganz gerne höre, aber Haydn letzlich doch nicht fesselnd genug ist, um mich in größere Abenteuer zu stürzen. Die 52. Klaviersonate hat mir ganz gut gefallen; das hält einen Vergleich mit Beethoven aus, das allermeiste aber nicht.

Ich habe letzlich glaube ich keine Lust, mir die 150 CD Brilliantbox zu holen, weil mich zum Beispiel die Klaviersonaten über lange Strecken langweilen, wie auch vieles aus den Quartetten und Sinfonien. Um mich mehr dem Haydn zu nähern, müßte dann vieles zusammenkommen: Wenn also mal etwas zu einem guten Preis angeboten würde, was wirklich sehr gute Werke beinhaltete und dann noch in sehr guten Interpretationen. Ansonsten ist Haydn jemand, den ich gerne mal in bestimmten Stimmungen höre, aber diese Stimmungen sind bei mir eher selten.


Gruß Martin
Joachim49
Inventar
#118 erstellt: 25. Nov 2009, 10:43
Kreisler hat auf diesen link in einem anderen thread hingewiesen:

http://www.haydn107.com/index.php?id=2

Hier kann man alle 107 Haydnsymphonien komplett in drei verschiedenen Ausführungen hören (Dorati, Fischer, Hoogwood) und gleichzeitig - so man will - die Partitur lesen und Hintergrundinformationen zur Entstehung der Werke bekommen.
Eine tolle website, die mich stundenlang vom sozialen Leben isolieren wird.

Freundliche grüsse
Joachim
teleton
Inventar
#119 erstellt: 29. Nov 2009, 12:07
Vielen Dank für die INFO dieser wirklich fabelhaften Haydn-Webside.

Ich habe gerade mal hineingehört und mich von den Interpretationsunterschieden überzeugt.

Meine ersten Eindrücke:
Christopger Hogwood´s Aufnahmen erscheinen mir die Klarsten und Destaireichsten. Sehr schön und natürlich im Klang. Leider sind viele Sinfonien nicht mit Hoogwood hörbar.

Gefolgt von Antal Dorati, bei dem ich einen schönen räumlichen Orchesterklang feststelle. Vielleicht manchmal etwas langsam in seiner Auffassung aber mit Herzblut.

Adam Fischer erscheint mit insegamt im Klang etwas gedeckt und nicht offen; seine Interpretationen wirken aber zumeist frisch.
Den Anfang der Sinfonie Nr.103 vergeigt er in absoluter Langeweile, die Pauken sind auch weiterhin sonst kaum präsent. Man vergleiche hier direkt, wie spannend das bei Dorati wirkt (oder noch astreiener auf CD mit Harnoncourt.....).
Kreisler_jun.
Inventar
#120 erstellt: 29. Nov 2009, 12:31
Hogwood hat nur die Sinfonien bis 75 eingespielt (und eine Einzel-CD mit 94 u. 96). Das Projekt wurde, vermutlich aus finanziellen Gründen abgebrochen. Kleines HIP-Ensemble, alle Wiederholungen.

Fischers ist, wie schon gesagt, nicht durchweg gelungen. Gerade die späten Sinfonien ab 82 sind nicht wirklich konkurrenzfähig. Bei diesen ist Dorati m.E. besser. Aber bei denen gibt es eben häufig noch bessere. Wenn es um die Sinfonien ab 82 geht, benötigt man keine Gesamtaufnahme. Der Wert einer solchen liegt in den Werken, von denen es nur wenige Aufnahmen und kaum welche außerhalb von (Beinahe)Gesamtaufnahmen gibt.

Und bei diesen Werken halte ich Fischer für die bessere Wahl (wenn auch nicht viel besser)

Man vgl. z.B. den Kopfsatz von 26 bei Fischer und Dorati. Der ist hier einfach VIEL zu langsam, während sich Fischer HIP-nah zeigt.

JK Jr.
Martin2
Inventar
#121 erstellt: 26. Sep 2010, 20:10
Ich hörte gerade mal wieder die Naxos CD mit den Sinfonie 82, 96 und 100 unter Wordsworth, die es jetzt nur noch gebraucht zu einem sehr teuren Preis gibt. Ich kann mir nicht helfen, mir gefällt das sehr gut. Dies sagt mir mehr zu als Karajan, Beecham und selbst Brüggen - es trifft genau meinen Geschmack. Einige CDs aus dieser Reihe gibt es aber noch recht günstig, vielleicht hole ich sie mir. Natürlich werden hier möglicherweise manche lästern, wie ich denn eine Naxosscheibe solchen berühmten Hochpreiskünstlern vorziehen kann, aber das ist schlicht mein persönlicher Geschmack.

Brüggen bringt mir den Haydn dann doch nicht so wirklich näher, obwohl ich das viel besser finde als den Karajan. Worüber ich nachwievor nachdenke ist der Dorati.

Mir fallen die Sinfonien insgesamt am schwersten bei Haydn. Dagegen die Klaviersonaten finde ich mittlerweile wunderbar und ich habe in den letzten Tagen die Brilliantbox nochmal zur Hälfte durchgehört. Fukuda finde ich von den Künstlern da allerdings am schwächsten. Auch die Streichquartette Opus 20 hörte ich mal wieder - sehr interessante Musik, obwohl es vermutlich klangschönere Ensemble gibt als die Buchbergers auf Brilliant.

Ob ich mir den großen Brilliantbrocken Haydn ( 150 CDs) hole, weiß ich immer noch nicht. Ich bin im moment nicht in besonderer Kauflaune - ich habe einfach noch so viel, was ich noch hören möchte und mit dem ich mich noch auseinandersetzen möchte. Natürlich hätte ich mir die Klaviersonaten von Brilliant sparen können, wenn ich dann doch irgendwann den großen Brocken kaufe.

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#122 erstellt: 27. Sep 2010, 14:24

Martin2 schrieb:
Ich hörte gerade mal wieder die Naxos CD mit den Sinfonie 82, 96 und 100 unter Wordsworth, die es jetzt nur noch gebraucht zu einem sehr teuren Preis gibt. Ich kann mir nicht helfen, mir gefällt das sehr gut. Dies sagt mir mehr zu als Karajan, Beecham und selbst Brüggen - es trifft genau meinen Geschmack. Einige CDs aus dieser Reihe gibt es aber noch recht günstig, vielleicht hole ich sie mir. Natürlich werden hier möglicherweise manche lästern, wie ich denn eine Naxosscheibe solchen berühmten Hochpreiskünstlern vorziehen kann, aber das ist schlicht mein persönlicher Geschmack.

Brüggen bringt mir den Haydn dann doch nicht so wirklich näher, obwohl ich das viel besser finde als den Karajan. Worüber ich nachwievor nachdenke ist der Dorati.

Mir fallen die Sinfonien insgesamt am schwersten bei Haydn.


Ich bin zwar noch immer nicht dazu gekommen, die Sinfonien vor den Londonern (die ich vorher schon kannte) unter Brüggen anzuhören. Er kann manchmal etwas manieriert sein, aber ich glaube eigentlich nicht, dass diese Interpretationen jemanden hindern sollten, an der Musik Gefallen zu finden.

Die Sinfonien finde ich von den genannten Werkgruppen tatsächlich die zugänglichsten. Vielleicht wird man etwas erschlagen, wenn man alle anhören will und von den frühen sind einige auch nicht besonders bemerkenswert. Aber die Vielfalt ingesamt ist doch erstaunlich. Hast Du mal die bekannteren der mittleren Sinfonien wie 44, 45 oder 46 angehört?

JK jr.
Joachim49
Inventar
#123 erstellt: 27. Sep 2010, 17:58
Ich bin mir ziemlich sicher, einmal gelesen zu haben, dass es bei den Phillips Aufnahmen von Haydn Sinfonien mit Brüggen mal Verwechslungen gab, und die Aufnahmen gar nicht von ihm waren. (Es gab ja mal den berühmten Fall Lipatti / Czerny-Stefanski, wobei letztere anscheinend zu Unrecht bezichtigt wurde die Lipatti-aufnahme unter ihrem Namen veröffentlicht zu haben. Dabei waren glaube ich die Lipattiaufnahmen von ihr.)
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#124 erstellt: 27. Sep 2010, 18:50

Joachim49 schrieb:
Ich bin mir ziemlich sicher, einmal gelesen zu haben, dass es bei den Phillips Aufnahmen von Haydn Sinfonien mit Brüggen mal Verwechslungen gab, und die Aufnahmen gar nicht von ihm waren. (Es gab ja mal den berühmten Fall Lipatti / Czerny-Stefanski, wobei letztere anscheinend zu Unrecht bezichtigt wurde die Lipatti-aufnahme unter ihrem Namen veröffentlicht zu haben. Dabei waren glaube ich die Lipattiaufnahmen von ihr.)


Das kann ich mir im Falle Brüggens schwer vorstellen und habe das Gerücht auch noch nie gehört. Teilweise sind es live-Aufnahmen, teils Studio und über einen Zeitraum von etwa 12 Jahren (1988-2000) entstanden. Es wurden meines Wissens die ab 88 zuerst auf einzelnen CDs veröffentlicht und die Sturm und Drang und die Pariser in Boxen. Dann die Londoner als Duos und schließlich besagte Komplettbox. Das wäre doch nicht verborgen geblieben, wenn es jemand anderes wäre. Es müsste ja jemand aus der HIP-Szene gewesen sein. Bei Phillips war sonst nur Gardiner unter Vertrag. Den eher geradlinigen Gardiner von dem stellenweise exzentrischen Brüggen kann man gewöhnlich recht gut unterscheiden.
Bei Pianisten scheint das wie der Fall "Joyce Hatto" vor einigen Jahren bewiesen hat, manchmal nicht ganz leicht zu fallen.

JK jr.
teleton
Inventar
#125 erstellt: 27. Sep 2010, 21:33

Ob ich mir den großen Brilliantbrocken Haydn ( 150 CDs) hole, weiß ich immer noch nicht.


Hallo martin,

ich bin eigendlich nicht der Kanidat mit dem man sich groß über Haydn unterhalten kann, da er mich ewig immer nur am Rande interessiert hat. Die GA mit 150CD wäre für mich also undenkbar - "Perlen vor S. geworfen" ...
Trotzdem finde ich immer weider zu seinen wirklich ansprechenden LONDONER SINFONIEN ... zu mehr konnte ich mich kaum aufraffen.

Ende der 80er-Jahre bekam ich preisgünstig auf meine damalige Anzeige in der ANONNCE ein Angebot für die GA der Londoner - Sinfonien mit Karajan (DG).
Eine Aufnahme die das Beethoven-Vorbild spürbar herauskehrt und mir daher gut gefällt.

Aber trotdem - der Durchbruch kam nicht so ganz: Ich glaube diese Sinfonien habe ich wohl von damals bis heute alle mal mit Karajan gehört - einzelne auch mehrmals.
In der Zwischenzeit hatte ich dann wegen der überragenden Kritik auch mal einige Londoner mit Solti gehört und gehabt - Klang gut, aber wie ich mich dann von wirklichen Haydn-Kennern überzeugen ließ (Alfred), ist das doch nicht der Haydn, der zu bevorzugen ist.

Ca. 2007 kaufte ich die LONDONER SINFONIEN in der Aufnahme mit Harnoncourt (WARNER), die mir wirklich die Socken ausgezogen hat und mein Interesse geweckt hat: So präzise, zugleich spannend und kraftvoll habe ich die Werke vor und nachher nie wieder gehört.

Aber auch hier habe ich mir immer wieder vorgenommen mich näher mit dieser Box zu beschäftigen - es stehen immer wieder andere Werke und Komponisten im Vordergrund, die Haydn ohne mit der Wimper zu zucken verdrängen.
((Wenn mich einer fragt was mein Schwerpunkt ist : Alles von Beethoven an aufwärs !))


Aber die Zeit wird kommen und ich werde Haydn doch mal mehr verinnerlichen als bisher - dazu möchte ich aber erst einmal alle Londoner Sinfonien noch besser kennenlernen, denn ... so richtig auseinanderhalten kann ich sie immer noch nicht.
Letztes Jahr hatte Joachim die interessante Seite mit den Interpretationsunterschieden mit Hogwood, Dorati und Fischer aufgezeigt, die gegenüber Harni (dessen Fan ich ansonsten überhaupt nicht bin) bei den Sinfonien, die ich gehört und verglichen habe, nur ein laues Lüftchen bieten.

Ich habe übrigens auch die Haydn-Cellokonzerte in meiner Mork-Box (VIRGIN) auf CD ---- bisher aber ungehört ... na sowas !
Martin2
Inventar
#126 erstellt: 29. Sep 2010, 07:48
Hallo Wolfgang,

ja das verstehe ich. Bei mir stand Haydn auch über sehr viele Jahre im Hintergrund. Aber das hat sich in den letzten Jahren doch mehr und mehr geändert. Übrigens die Pariser Sinfonien gefallen mir inzwischen auch sehr gut - bis auf eine, der ich wenig abgewinnen konnte. So richtig ganz gut auseinanderhalten kann ich die Sinfonien allerdings auch immer noch nicht. Natürlich ändern sich Hörgewohnheiten auch durch Beeinflussung. Daß Kreisler Jr. den Haydn gleich auf den zweiten Platz hinter Beethoven setzt, spiegelt natürlich seine persönlichen Vorlieben wieder, zeigt mir aber auch, daß Haydn von einigen doch sehr hoch geschätzt wird. Mittlerweile beginne ich zu begreifen warum.

Man muß denke ich auch so langsam hinter den Personalstil von Haydn steigen, wobei der sogenannte Haydnsche "Humor", den ich gar nicht so auffallend finde, den Blick auf diesen Stil sicher eher verdeckt. Solange man Haydn nur als etwas wahrnimmt, was irgendwie vor Mozart "auch gut" ist, solange gewinnt die Figur von Haydn sicher noch keine Konturen.

Beethovens 8. empfinde ich übrigens auch als eine Referenz an Haydn. Und übrigens hat Beethoven diese Sinfonie sehr geschätzt und seiner 7. vorgezogen.

Ich kann inzwischen sagen, daß ich Haydn mittlerweile sehr gerne höre. In meinen jungen Jahren dagegen wußte ich mit Haydn gar nichts anzufangen, zwar möglicherweise "irgendwie gut", aber nicht "faszinierend". Faszination ist jedoch etwas Bewegliches, gerade was "nicht faszinierend" ist, kann durch genau diese Eigenschaften auch faszinierend werden. So geht es mir mit Haydn. Irgendwie fasziniert mich die Ruhe dieser Musik, diese Ausgewogenheit, dieses Kultivierte, gerade Zentrum von Kultur darstellende, diese gelegentliche anscheinende Schlichtheit, die aber gerade darum so ehrlich ist, daß sie dem Hörer wirklich etwas gibt und nicht nur vorspiegelt, etwas zu geben. Nur manches finde ich halt schon schwächer.

Gruß Martin
Szellfan
Hat sich gelöscht
#127 erstellt: 23. Okt 2010, 08:01
Hallo zusammen,
mal wieder etwas Leben einhauchen.
Seltsam, daß so viele der hier Schreibenden nicht mehr aktiv sind.

Haydn ist für mich einer der großartigsten Komponisten überhaupt und ich ich denke oft, wenn ich mal wieder etwas höre, ich brauche eigentlich gar keine andere Musik.

Haydn war jemand, der sich beinah alles autodidaktisch erarbeitet hat, hat gelernt und sich ins Verhältnis gesetzt zu Zeitgenossen, Vorgängern und auch eigenen Schülern. Bis an sein Lebensende.
Jemand, der in einer Aufführung des "Messias" auf die Knie gefallen ist.
Haydn war jemand, der Demut hatte.
Und viel Humor, das alles verbunden mit ausgeprägten handwerklichen Kenntnissen des Komponierens.
Selbstverständlich? Naja, Mozart hat lange darum gerungen, eine Fuge zu schreiben, die nicht nach Bach, sondern nach Mozart klingt.

Zu einzelnen Werken ist oben schon recht erschöpfend geschrieben worden.
Die Sinfonie nr.26 "Lamentatione" ist wirklich ein wunderschönes Werk, auch klanglich durch die Farbe des Englischhorns.
Haydn selbst wollte zu seiner Beerdigung die Nr.44 "Trauersinfonie" gespielt wissen. Eine ganz innige Komposition, wirklich voller Trauer, aber doch auch auch immer wieder voller Hoffnung. (Achtung: Scherchen vertauscht die Mittelsätze und das (zer)stört die Architektur des Werkes).
Als Bündel, diese Sinfonien, aber auch die späteren adäquat kennenzulernen, würde ich die Einspielungen Brüggens wärmstens empfehlen.
Sicher, nicht jede der Sinfonien ist ihm auf gleichem Niveau gelungen, doch immer hat Brüggen Sinn für das Sprechende dieser Musik, des Klangs und, besonders wichtig, für die Pausen.
Einzelne Alternativaufnahmen wurden genannt, ich würde Scherchen und Szell unbedingt nennen, aber auch Roy Goodman hat mit seiner Hanover Band, besonders bei den frühen Sinfonien, Hörenswertes vorgelegt.

Haydn ohne Streichquartette geht nicht, da stimme ich zu.
Für mich selbst ist die inzwischen komplette Aufnahme mit dem Quatour Festetics die gelungenste.
Man hört den Aufnahmen an, daß sie richtig über Jahrzehnte erarbeitet worden ist, da wird kein Zyklus einfach über "den Kam geschoren", man kann sehr schön den Weg Haydns verfolgen, die Suche in Opus 20, die Einzelstimmen gleichberechtigt zu behandeln und nicht, wie in den früheren Quartetten, noch der Ersten Violine Vorrang einzugestehen.
Außerdem seine Auseinandersetzung mit dem Kontrapunkt, es gibt großartige Fugensätze.
Opus 33 ist sowieso ein besonderer Zyklus, diese "Quartetten auf neue Art", nicht zuletzt hat Mozart versucht, mit seinen "Haydn- Quartetten" eine Art Hommage zu komponieren.
In den späten Quartetten hört man, daß Haydn versucht hat, mit immer "weniger" immer "mehr" auszudrücken, daher gibt es da wunderbar schlichten, liedhaften Sätze, die so einfach klingen und doch die Arbeit von Jahrzehnten darstellen. Nicht umsonst würde ich diese Musik in dieser Einspielung wohl auf die Einsame Insel mitnehmen.

Bei den Klaviersonaten kann man Haydns Weg ebenfalls sehr gut nachvollziehen. Die frühen Sonaten und Stücke sind noch sehr von Carl Philipp Emanuel Bach geprägt, Haydns großem Vorbild. Sie sind "Sturm und Drang" und sollten auch so zu Gehör gebracht werden.
Christine Schornsheim geht da einen sehr schönen Weg.
Haydn selbst hat das Pianoforte erst spät kennengelernt, irgendwann in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts, alle früheren Sonaten sind für das Cembalo gedacht und darauf spielt sie sie auch. Haydn selbst suchte beim Hammerklavier einen speziellen Klang und eine Leichtigkeit des Anschlags, darum bevorzugt er Stein und Streicher- Instrumente, erst ganz spät bekam er ein Brodwood- Instrument.
Aber unabhängig vom Instrumentarium: Gould hat wirklich eine schöne Einspielung gemacht. Man hört ihm die Liebe zu Haydn an, sowie andernorts die Abneigung (Mozart), die Nebenstimmen läßt Gould hören und atmen und er hat Sinn für das zutiefst Menschliche in dieser Musik.

Nicht genannt wurden so unbekannte Werke wie seine Kanons für Chor.
Welch Humor bei "Die wunderbare Harmonie der Ehe" mit einer enharmonischen Verwechslung zu arbeiten. Das klingt harmonisch, aber ist eigentlich eine Dissonanz.
Und wer kennt die Kanons über die Zehn Gebote?
"Du sollst nicht stehlen" verwendet ein Thema aus dem "Wohltemperirten Clavier" des alten Bach.
Und so manches Menuett in den mittleren Quartetten und Sinfonien ist im Allabreve oder einem Vierertakt gearbeitet, nur die Melodie täuscht den Dreier vor. Einen Freund, Tänzer, war da skeptisch und ich bat ihn, das doch mal zu tanzen. Er hatte Knoten in den Beinen dabei.
Ein anderer Freund, ein Herr von 83 Jahren, sagte mir letztens, daß er wohl bis an sein Lebensende mit Haydn nicht fertig wird.
Ich bin halb so alt, aber ich weiß, was er meint.
Mike
WolfgangZ
Inventar
#128 erstellt: 23. Okt 2010, 10:02
Hallo, miteinander!

Auch ich habe Haydn erst in den letzten Jahren besser entdeckt für mich (bin Mittfünfziger mit vierzigjähriger Erfahrung bezüglich der Kunstmusik, der - als er noch mehr Zeit hatte - massenweise über Rundfunk und Tonband- bzw. Kassettenmitschnitte konsumiert und kennengelernt hat).

Geholfen haben mir die hier im Forum öfters genannte 33-CD-Billigbox der Sinfonien mit Adam Fischer, geholfen haben mir auch die hier ebenfalls öfters genannten neueren Aufnahmen der HIPpisten im Bereich der Sinfonik, der Instrumentalkonzerte und der Kammermusik. Da sieht man, wie witzig, unverbraucht, wie originell, schöpferisch und doch formstreng Haydn war, der seine Renaissance längst verdient hat. Man muss deswegen keineswegs Mozart stärker hintanstellen, der vielleicht, prototypisch gesehen, genialer erscheint, in manchen Bereichen (Sinfonik etwa) aber (bis auf die herausragenden letzten zehn Sinfonie-Nummern etwa) nicht die Innovationskraft Haydns zeigt.

Generell demnach im Sinne dieses Threads an alle Haydn-Anfänger: Orientiert Euch an neueren HIP-Aufnahmen und kauft Euch zuvor vielleicht eine der beiden sinfonischen Integralen, also Fischer oder ruhig auch Dorati, die ich aber nur zum Teil gehört habe.

Im Bereich des Vokalen, das nicht so im Zentrum meines Interesses steht, schätze ich sehr die Oratorien, würde aber keine Empfehlung auszusprechen wagen.

Off-Topic und im Besonderen @ unserem Szell-Fan:

1. Warum? ... habe auch ich in letzter Zeit so wenig hier geschrieben, obgleich ich bis auf ein paar Wochen regelmäßig mitgelesen habe (analog in dem anderen und von mir ebenso sehr geschätzten Forum mit dem unverwechselbaren Betreiber desselben ;)) : Es gibt halt so viele Phasen im Leben und so viele Gründe - und manchmal habe ich das Gefühl, dass so etwas selbst im Internet ansteckend wirkt ...

2. Freuen würde ich mich über ein Wiederaufleben des Musikratespiels anhand von Hörproben. Es wäre echte Freude und auf keinen Fall möge man hier einen auch nur Funken Kritik heraushören, denn noch hätte ich meinerseits Hemmungen bezüglich der Technik des Hörbarmachens, so gerne ich es täte, und auch bezüglich der Legalität, die bekanntlich vor der Brutalität kommt :P. Oder könnte mich da jemand einweisen, so ganz unverbindlich, legal und unbrutal?


3. - und weniger off topic, daher auch nicht kursiv -:
Mit Wolfgang teleton habe ich mittlerweile angenehmen Privataustausch per E-Mail. Es könnte durchaus sein, dass ich seinen Vorschlägen viel abgewinnen würde. Ich bin aber zugegebenermaßen nicht so mit Karajan aufgewachsen, obwohl wahrscheinlich eher älter als der Namenskollege aus Norddeutschland. Insofern kann ich mir ad hoc Haydn mit Karajan eigentlich nicht vorstellen (Sibelius oder Holst beispielsweise finde ich mit ihm ganz ausgezeichnet). Das muss nichts heißen. Kunstmusik ist auch deswegen so attrakiv, weil sie eine große Bandbreite in der Darstellung erlaubt.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 23. Okt 2010, 10:13 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#129 erstellt: 23. Okt 2010, 10:42
Hallo Wolfgang,
schön, eine Antwort zu lesen in diesem vom Aussterben bedrohten Thread.
Dein off-topic kam an. Warum ich hier schreibe anstatt mich persönlich mit Leuten zu unterhalten, hab ich andernorts schon erläutert, das kommt eben so im Leben, daß Gewichtungen sich verschieben.
Deine Idee zum Rätselraten habe ich ebenso andernorts schon mal aufgeworfen, Joachim49 schrieb davon.
Zurück zu Haydn, ich weiß bis heute nicht, was das HIP eigentlich bedeutet, ich bin kein Internetschreiber normalerweise.
Kennengelernt habe ich die Haydn- Sinfonien auch mit Dorati, auch später mit Adam Fischer und ich stimme Dir zu, doch auch erstmal so.
Dennoch habe ich Skrupel.
Haydn kann so furchtbar wie kaum ein anderer Komponist darunter leiden, wenn man ihn mit "schlechten" Interpretaionen kennenlernt, was nicht heißen soll, daß Dorati oder Fischer "schlecht" sind.
Vermeiden möchte ich nur, daß beim Einsteiger dann doch das Urteil des völlig falsch verstandenen "Papa Haydn" hängenbleibt.
Als Mozart diesen Ausdruck geprägt hat, meinte er die menschliche Seite Haydns, wohl auch etwas, das im Verhältnis von Leopold und Wolfgang Amadé an menschlicher Wärme fehlte.

Wenns um Haydn geht, ist das Beste grad gut genug, was auch immer "das Beste" sein soll.
Auch wenn das von vielen gelesen wird, benutze ich hier den Begriff Liebe und meine das auch so.
Mike
WolfgangZ
Inventar
#130 erstellt: 23. Okt 2010, 12:47
Hallo, Mike!

Es stimmt schon, dass bei Dorati und Fischer nicht alles gut ist; auch sind in letzterem Fall die Aufnahmen über einen allzu großen Zeitraum hinweg entstanden. Wesentlich scheint mir das Preis-Leistungs-Verhältnis, das gewiss auch für den Einsteiger, der nur die Abschieds- und die Paukenschlagssinfonie kennt. Denn damit fängt wahrscheinlich jeder an, der von Mozart auch nur drei Werke kennt.

Gut, ich will konkreter sein. Ich würde ganz persönlich zu irgendeiner der neueren Aufnahmen der bekannten Sinfonien greifen. Zu den bekannten Sinfonien würde ich mich wirklich greifen, nicht zu den Konzerten, auch wenn die bei Mozart vor Jahrzehnten meinen Einstieg dargestellt haben und auch heute noch die Nummer eins.

Welche moderne Eispielung das nun ist (Adam Fischers zweiter Versuch, Harnoncourt, Fey, Brüggen, Kuijken ...) scheint mir irrelevant zum Kennenlernen. Jetzt kann gerne teleton noch einmal kommen und mir einen der Klassiker zwischen 1950 und 1990 schmackhaft machen. Es ist tatsächlich so, dass mir entsprechende Hörerfahrungen in meiner Anfangszeit noch nicht so viel gebracht haben wie heute die sogenannten Hippisten. Vielleicht hat das mit dem Papa-Image zu tun, so ganz genau weiß ich das heute nicht mehr.

Überdies hat Wolfgang teleton ja den Harnoncourt als sehr überzeugend gewürdigt. Ich besitze einige späte Sinfonien, auch wenn mir der schlankere Zugang in den Pariser Sinfonien, den Kuijken vertritt, noch mehr anspricht.

Mal wieder die neue Technik ausprobieren:

amazon.de

Gruß, Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 23. Okt 2010, 12:53 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#131 erstellt: 23. Okt 2010, 14:09
Ich habe zum Haydn-Jahr im Laufe 2008 und 2009 alle Sinfonien, meist mehrfach in 2-5 Einspielungen gehört. Und von daher muss ich den Fischer eigentlich verteidigen. Er ist m.E. nur dort nicht konkurrenzfähig, wo es wirklich eine Menge an Alternativen gibt, im wesentlichen den Pariser und Londoner Sinfonien. (Seine Nr. 45 ist auch eher schwach, aber z.B. 26 und 39 sehr gut.) Hier kommt nämlich noch dazu, dass diese gegen Anfang mit teils suboptimaler (tendenziell verhallt oder dumpf, jedenfalls nicht klar) Tonqualität.

Bei den Werken, für die man sich solch eine Box kauft, nämlich die, die man kaum außerhalb von Gesamtaufnahmen findet, ist Fischer sehr ordentlich. Dorati ist, soweit ich sie kenne, von sehr gemischter Qualität, ebenso die Naxos-Aufnahmen unter diversen Dirigenten.
Daneben besteht die hauptsächlche Konkurrenz in den abgebrochenen GAn von Hogwood und Goodman. Mag sein, dass die ingesamt für die frühen Sinfonien besser sind. Allerdings muss man sich bei Hogwood mit einer minimalen Besetzung und entsprechend etwas dünnem Klang anfreunden und bei Goodman mit einem oft überprominenten Cembalo.
Und nicht selten kann Fischer hier durchaus mithalten bzw. bietet andere Qualitäten, gerade in den später aufgenommenen Stücken, jedenfalls einen wärmeren Klang.

Wenn jemand ziemlich viel Geld auszugeben bereit ist, kann er sich ja Hogwoods 3er-Packs (bis #75) kaufen und was es von Goodman gibt. Ich bin eigentlich gut damit gefahren, Fischers Box anzuschaffen (liegt schon einige Jahre zurück) und mit anderen Einzelaufnahmen (oder kleineren Boxen zu ergänzen).

viele Grüße

JK jr.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#132 erstellt: 23. Okt 2010, 16:56
Hallo zusammen,
meine Antwort hat entweder mein Computer oder das www "gefressen".
Macht aber nichts, denn es ging ja um Haydn.
Mir persönlich liegt Adam Fischer näher, ist "relaxter" als Dorati.
Wohl morgen mehr,
Mike
Szellfan
Hat sich gelöscht
#133 erstellt: 27. Okt 2010, 06:32
hallo zusammen,
hier nun doch noch eine Teilantwort, Fragmente dessen, was letztens im Nirvana verschwand.
... da würde ich sogar vom Hogwood abraten und Fischer vorziehen. Hogwood leidet in meinen Ohren unter leichter Routine, eben mal wieder alles einspielen zu müssen.
Zweifelhaft zumindest finde ich seine Entscheidung, kein Continuo zu benutzen.
Nun hat er darüber zwar sogar wenigstens einen größeren Aufsatz, wenn nicht ein Buch geschrieben, in dem er seine Entscheidung begründet, dagegen steht für mich aber noch immer eine Rezension einer Aufführung durch Haydn selbst, in der es heißt, "Haydn dirigierte vom Clavier und Solomon von der Violine".
Wobei mit Sicherheit die "Londoner Sinfonien" das Clavier nicht unbedingt mehr benötigen, aber da Haydn doch sehr vom "Fundament" her komponiert und, anders als Mozart, eher vertikal in seiner Stimmführung, höre ich das Clavier eben immer gern mit, da es hilft, die Struktur der Musik offenzulegen.
Sicher, das Cembalo klingt überprominent bei Goodman, das ist aber sicher der Aufnahmetechnik geschuldet. Außerdem leitet Goodman tatsächlich das Orchester vom Cembalo aus und wann bekommt man einen Dirigenten schon mal zu hören!? Nicht ganz ernst gemeint...

Empfehlen würde ich hier noch eine DVD von Hungaroton. Auf dieser spielt Andras Schiff nicht nur einen "Rundumschlag" durch Haydns Klaviermusik, sondern er macht auch Werkeinführungen dazu. Kompetent und liebevoll, mit Beispielen auch anderer Komponisten und Kompositionen, was hilft, diesem Werkbereich Haydns näher zu kommen.

Herzliche Grüße, Mike
flutedevoix
Stammgast
#134 erstellt: 30. Okt 2010, 15:13
Zu den Fischer-Aufnahmen der Haydn-Sinfonien:
Wie viele hier habe ich mir damals die Box auch gleich gekauft und fast möchte ich sagen selbstverständlich noch nicht alle Sinfonien gehört. Ich höre immer mal wieder, mehr als eine, maximal zwei Haydn-Sinfonien am Stück halte ich persönlich für Wahnsinn, wie bei allen anderen Komponisten und Gattungen auch.
Ich finde, daß es in diesem Zyklus keinen Totalausfall gibt wie es doch immer wieder zu hören ist. Sicher, in den späten Sinfonien gibt es wesentlich Aufregenderes (Harnoncourt habe ich da gerade neu entdeckt) und in den frühen Sinfonien würde man sich manchmal auch einen etwas energischeren, frischeren Zugriff wünschen. Anzuhören ist das aber allemal. Die Stärke der Fischer-Aufnahmen liegt meines Erachtens in den Nummern 50 - 80.
mackimessa
Stammgast
#135 erstellt: 13. Dez 2011, 18:32

Szellfan schrieb:
Hallo Wolfgang,
schön, eine Antwort zu lesen in diesem vom Aussterben bedrohten Thread.

Haydn kann so furchtbar wie kaum ein anderer Komponist darunter leiden, wenn man ihn mit "schlechten" Interpretaionen kennenlernt, Amadé an menschlicher Wärme fehlte.

Wenns um Haydn geht, ist das Beste grad gut genug, was auch immer "das Beste" sein soll.

Mike

Sehe ich genau so. Bei Haydn verstehe ich ebenso wie bei Bach warum viele Mathematik und Musik als verwandte Künste ansehen. Dieses Ausgewogene in perfekter Harmonie und Takt sich befindliche der Streich Quartette gefällt mir ausgezeichnet und hilft mir oft innerhalb von kurzer Zeit meine Gedanken zu ordnen und der musik mit Interesse zu folgen. Nichts wirkt hier zufällig, weniges überraschend, was heute evtl as langweilig erscheinen mag. Das ist es bei wirklich guten einspielungen ganz und gar nicht. Das Niveau auf dem sich dieses Format bewegt ist dafür einfach viel zu begnadet und um Perfektion bemüht. Auch dies mag heute wenig spannend scheinen. Mir egal, ich weiss diese Kinst durchaus zu schätzen und beliebig oder gar belanglos ist hier eben nichts-
Das Auryn Quartet ist übrigens durch mit den kompletten Streich quartetten auf TACET. Hier ist so ein hohes klangliches Level erreicht, dass ich die Quartette schon mal in hard 'n heavy Lautstärke abspiele und damit gewinnt die Musik noch mal einiges hinzu an Spannung.

Ich bin voll begeistert und empfehle sie jedem ausdrücklich Op 20 ist einfach DAS Streich Quartett ÜBERHAUPT TACET 187 DoCD.
Auch gut Op 17 London Haydn Quartet auf hyperion DoCD
nicht schlecht
Op 33 "Russian Quartets"auf HUNGAROTON mit dem Tatrai Quartet (schon ältere doCD) 1979

Die Tondichtungen gefallen mir auch Dorati & Royal Philharmonic
Die Schöpfung - Orchestra DECCA 96khz 24 bit Remastering.
Noch besser die erste Einspielung unter Rene Jacobs und den Freiburger Barock Musikern - Die Jahreszeiten - Spannend und mitreissend ..

Sinfonien : ua Sir Colin Davis - London Symphonies PHILIPS CLASSICS
No 95, 96 "The Miracle" , 98 & 104 "Drum Roll" uva.
mackimessa
Stammgast
#136 erstellt: 13. Dez 2011, 18:37
Um Verwechselungen zu vermeiden- es gibt 2 Einspielungen von Rene Jacobs Die Jahreszeiten - ich meine diese hier

amazon.de

EDIT Mod: Amazon-Darstellung korrigiert.


[Beitrag von Hüb' am 14. Dez 2011, 08:08 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#137 erstellt: 14. Nov 2012, 17:25
Da von der Moderation so gewünscht, müssen wir die Diskussion über Haydn bei Spotify also hier weiter führen, aber führen wird man sie wohl noch dürfen. Aus einem anderen Thread:


Was sich auf alle Fälle lohnt sind die Haydn Interpretationen von Sigiswald Kuijken mit La Petite Bande. Einige Haydn Sinfonien sind bei Spotify zu finden. Dieses 2 CD Album enthält eine CD mit den Sinfonien Nr. 26 52 und 53.


Hallo Andreas,

recht herzlichen Dank für diese Empfehlung. Nun wird es eventuell dem einen oder anderen bekannt sein, daß ich einige Haydn CDs mit diesem Ensemble als CD besitze und diese sehr schätze. Diese Sachen werde ich mir auf jeden Fall mal anhören! Ich habe bisher nur drei CDs mit späten Haydnsinfonien.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#138 erstellt: 14. Nov 2012, 17:27

aber führen wird man sie wohl noch dürfen

Sehr gerne sogar.
AndreasHelke
Stammgast
#139 erstellt: 14. Nov 2012, 23:09


[Beitrag von AndreasHelke am 15. Nov 2012, 01:39 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#140 erstellt: 14. Nov 2012, 23:44
Danke Andreas,

ich habe heute mal in die Sinfonie 53 mit La petite Bande gehört. Sicher gut gespielt, aber ich mag den späten Haydn einfach lieber. Aber Sinfonie 99 und 100 interessiert mich sehr, habe die noch nicht.

Noch mal was Off Topic zu Spotify: Was hat es mit der "Freundes" Funktion bei Spotify auf sich? Bietet die eventuell die Möglichkeit, einfacheren Zugang zu den Playlists seiner sogenannte Freunde zu bekommen? Dann fände ich sie sehr praktisch.

Gruß Martin
AndreasHelke
Stammgast
#141 erstellt: 15. Nov 2012, 03:09
Hallo Martin,

die Spotify Freunde Option benutze ich bisher nicht. Wir können das ja ausporbieren. Mit diesem Andreas Helke temp playlist link kanst du mich bei Spotify finden.

Ich habe jetzt mal nach Haydn Kuijken gesucht statt nach Haydnn La Petite Bande. Diese neue Suche bringt eine Menge mehr La Petite Bande Haydn Alben als die originale Suche.

Z. B: Haydn Sinfonien 101 und 102


[Beitrag von AndreasHelke am 15. Nov 2012, 03:13 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#142 erstellt: 15. Nov 2012, 10:57
Hallo Andreas,

die 101. und 102. habe ich sogar auf CD. Gestern hörte ich die 99. und 100. mit La petite bande. Hervorragend! Danke auch für den Tip mit der Suchfunktion.

Gruß Martin
AndreasHelke
Stammgast
#143 erstellt: 15. Nov 2012, 18:06


[Beitrag von AndreasHelke am 15. Nov 2012, 18:37 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#144 erstellt: 06. Nov 2013, 09:11
Hallo zusammen,

hier noch ein Beitrag aus "Was hört ihr gerade (...)" "für's Archiv".

jpc.de

Die Gesamtaufnahme der Haydn'schen Klaviertrios aufgenommen durch das Beaux Arts Trio ist ein ganz großer Wurf und fraglos einer der Meilensteine der Aufnahmegeschichte.
Die Frühwerke sind noch eindeutig durch das Klavier dominiert und Geige sowie Cello haben hier eine untergeordnete, rein begleitende Rolle, die sich oft darin erschöpft, das führende Klavier zu unterfüttern. Es ist dann spannend, die Entwicklung der Gattungsbeiträge Haydns zu beobachten und zu hören, wie sich Geige und Cello vom Klavier emanzipieren und eine eigene Rolle in der Gestaltung der Werke einnehmen.

Die bewußte Beschäftigung mit den Klaviertrios hat meine Vorurteile gegenüber dem "Vielschreiber" Haydn glückllicherweise aufgebrochen. Es ist für mich nämlich wirklich erstaunlich, wie eigenständig und unterschiedlich die verschiedenen Klaviertrios sind und welche wunderbaren Melodien und Wendungen sie enthalten. Das ist in weiten Teilen wirklich respektable Musik, die ich mit großer Freude gehört habe!

Das liegt ganz sicher auch nicht wenig am exzellenten Beaux Arts Trio, vermutlich DAS Klaviertrio schlechthin, welches sich mit seiner musikantischen Spielweise als perfekter Anwalt der Musik und der wunderbaren Melodien erweist.
Auch in klanglicher Hinsicht sind diese Analog-Aufnahmen von Anfang/Mitte der Siebziger ganz hervorragend.
Dicke Empfehlung. Diese Einspielung gehört in die Sammlung jedes Haydn- und/oder Kammermusik-Fans!

Den Kauf einer Alternativeinspielung habe ich angesichts der Qualitäten des BAT zunächst einmal verworfen. Wirklich sinnvoll wäre wohl nur die Anschaffung einer HIP-Produktion. Aber da hadere ich oft mit dem Klang der historischen Tasteninstrumente.

Grüße
Frank
Kreisler_jun.
Inventar
#145 erstellt: 06. Nov 2013, 10:35
Es dominieren allerdings auch bei den späten Trios noch die Violine und das Klavier gegenüber dem Cello. Das tut der musikalischen Qualität aber keinen Abbruch.
Mehr als ein dutzend davon sind späte Werke aus der Zeit der "Londoner" Sinfonien, etwa genauso viele stammen aus den 1780ern und frühen 90er Jahren. Ich finde die alle sehr hörenswert. Sie sind oft lockerer in der Struktur als die Streichquartette, dafür teils eingängiger und von ungewöhnlicher, frühromantischer Klangsinnlichkeit (zB die Werke in As-Dur und E-Dur). Und gerade bei den späten sind einige Sätze (besonders Finali, aber auch der Kopfsatz des späten C-Dur) wohl konzertanter und virtuoser als Haydns (viel frühere) Klavierkonzerte.

Ich kenne die BeauxArts-Box nicht und bevorzuge hier tatsächlich eher die alten Instrumente. Es gibt aus der cpo-Reihe (Trio 1790) noch ein paar Folgen einzeln, das wäre evtl. einen Versuch wert, ebenso die sehr preiswerte Box von Brilliant (für die ich seinerzeit EUR 20 gezahlt habe)
Martin2
Inventar
#146 erstellt: 18. Nov 2013, 00:38
Spotify hat die Beaux Arts Box übrigens, ich habe sie mir mal als Playlist gespeichert. Ich höre bei Gelegenheit mal rein. Danke Frank für den Tip.

Gruß
Martin
Hüb'
Moderator
#147 erstellt: 18. Nov 2013, 08:27

Kreisler_jun. (Beitrag #145) schrieb:
Ich kenne die BeauxArts-Box nicht und bevorzuge hier tatsächlich eher die alten Instrumente. Es gibt aus der cpo-Reihe (Trio 1790) noch ein paar Folgen einzeln, das wäre evtl. einen Versuch wert, ebenso die sehr preiswerte Box von Brilliant (für die ich seinerzeit EUR 20 gezahlt habe)

Hallo Johannes,

die Box ist in Gänze sehr günstig zu bekommen:

jpc.de

Allerdings bestätigt bereits ein kurzes Hereinhören meinen Verdacht, dass mir der Klavierklang so gar nicht zusagt. Dann lieber eine "historisch unzutreffende" Aufnahme.

@Martin: keine Ursache.

Grüße
Frank
Kreisler_jun.
Inventar
#148 erstellt: 18. Nov 2013, 11:42
Es gibt übrigens auch eine neuere GA der Trios auf modernen Instrumenten mit dem Haydn-Trio Eisenstadt aus den 2000ern, die zuerst einzeln um das Haydn-Jahr 2009 in zwei Boxen bei Capriccio erschienen ist. Leider nur noch vereinzelt, überteuert oder als mp3 zu haben (ich kenne die Aufnahmen nicht, aber sie wurden meiner Erinnerung nach recht positiv aufgenommen).
Anthologien, meist mit den berühmtesten Trios gibt es eine ganze Reihe: Trio Fontenay, Trio Wanderer, Gilels und Schiff mit Streichern usw.
Martin2
Inventar
#149 erstellt: 03. Dez 2013, 16:43

Kreisler_jun. (Beitrag #85) schrieb:
(...)

Bin nun im Besitz der großen Brilliantbox, dieser hier:

jpc.de

Danke an Kreisler Jr. für die vor ein paar Jahren gegebenen Empfehlungen, anhand derer ich mich mal orientieren werde.

Ich hörte heute mal die Sinfonien 1 -3, na speziell die 1. fand ich ganz nett und die Einspielungen überzeugen mich, aber das sind noch keine großen musikalischen Offenbarungen.

Dann hörte ich das Streichquartett Opus 9,4. Dieses Streichquartett fand ich schon beim ersten Hören ausgesprochen großartig. Ein Mollquartett, ernste Musik, der erste Satz sehr eindrucksvoll, der zweite Menuettsatz sehr expressiv für ein Menuett, mit einem "Tanzsatz" hat das gar nichts mehr zu tun, der langsame Satz schön und dann das Finale fetzig, mitreißend und dabei sogar noch raffiniert klingend.

Also ich freue mich sehr über diese Box, die Hinweise von Kreisler Jr helfen mir hier, in dieser Box nicht den Überblick zu verlieren, danke noch mal.

Gruß
Martin

EDIT Mod.: Unnötiges Fullquote entfernt.


[Beitrag von Hüb' am 03. Dez 2013, 16:45 bearbeitet]
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