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Beethoven: Klaviersonaten+A -A |
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Autor |
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maromir
Neuling |
#201 erstellt: 01. Mai 2017, 19:06 | |||
@Kreisler_jun. Danke Dir soweit. |
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op111
Moderator |
#202 erstellt: 26. Mrz 2020, 14:50 | |||
Aus "was hört ihr gerade ... Beitrag #22288 .... Aufnahme vom Montag 20.00 aus der SRF 2 Diskothek: /diskothek l-van-beethoven-klaviersonate-nr-23-f-moll-op-57-appassionata
Die 4 im Blindvergleich beurteilten Aufnahmen waren Platz 1 Favorit des Panels: Lang Lang, Klavier Label: Sony Classical (2019; Aufnahme 2010 Live) 2 Friedrich Gulda, Klavier Label: Amadeo (1990; Aufnahme 1968) 3 In der 2. Runde ausgeschieden: Igor Levit, Klavier Label: Sony Classical (2019) 4 in der 1. Runde ausgeschieden Fazil Say, Klavier Label: Warner (2020)
Bei Fasil Say fiel auch die Uneinheitlichkeit der anscheinend aus mehreren (Korrektur-?) Takes montierten Aufnahme auf. Die Juroren äußerten sich überrascht, über die durch den Blindvergleich ermöglichte vorurteilslose Einschätzung der Aufnahmen, die zu unerwarteten Ergebnissen führte. [Beitrag von op111 am 26. Mrz 2020, 14:54 bearbeitet] |
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klutzkopp
Inventar |
#203 erstellt: 18. Nov 2023, 14:12 | |||
Nun allerseits, ich habe neben diversen Einzel-CDs zwei größere Boxen, nämlich die GA mit Claude Frank und die fast-GA von Gilels und umkreise auf der Suche nach einer weiteren GA gerade Goode, Scherbakov und die zweite Buchbinder Natürlich gibts noch die vielfach hoch gelobten Levit, Kempff (habe ich teilweise aus dem 60er Stereozyklus) und viele viele mehr. Ob die von mir hoch geschätzte Angela Hewitt ihren Zyklus inzwischen fertig hat weiß ich nicht genau. Da würde ich aber auf die Box warten, einzeln wäre mir das zu teuer. Irgendwelche Anmerkungen Empfehlungen dazu? Im Rahmen meines momentanen Hörschnipselns tendiere ich zu Goode. Sage schon mal vielen Dank! [Beitrag von klutzkopp am 18. Nov 2023, 14:17 bearbeitet] |
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Mars_22
Inventar |
#204 erstellt: 18. Nov 2023, 15:12 | |||
Ich kann mich mit dem Levit nicht recht anfreunden, hab aber kein objektives Argument. Ansonsten habe ich den Kempff den ich sehr gut finde und gerne höre, sowie Schnabel und Schiff, den ich gut finde, aber paradoxerweise nicht so gerne höre Und die 18jährige Melodie Zhao |
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klutzkopp
Inventar |
#205 erstellt: 18. Nov 2023, 19:23 | |||
Höre gerade etwas aus der Gilels-Box - genau gesagt Opp. 10 Nr. 1 - 3 - und habe wieder mal den Eindruck dass der gute Emil ein großer (mMn zu großer) Freund des rechten Pedals war. Kann das sein? |
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Mars_22
Inventar |
#206 erstellt: 18. Nov 2023, 22:22 | |||
Keine Antwort auf deine Frage, aber nochmal eine Anregung: Arrau! Bei Beethoven tlw. maßstabsetzend. |
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klutzkopp
Inventar |
#207 erstellt: 19. Nov 2023, 10:26 | |||
Den habe ich auch noch auf dem Schirm, danke. Außerdem Gulda. Weiß jemand ob die (neu remasterte) Decca-Box klanglich besser ist als die Brilliant-Ausgabe? Letztere findet man recht häufig auf dem Zweitmarkt und die in der Decca enthaltenen Klavierkonzerte bräuchte ich nun nicht. Ansonsten hat Goode Eingang in meine Weihnachtswunschliste gefunden. Was ich da gehört habe hat mir ausserordentlich gut gefallen. [Beitrag von klutzkopp am 19. Nov 2023, 10:42 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#208 erstellt: 19. Nov 2023, 11:56 | |||
Die Decca-Box von Gulda ist 2005 in dem teilweise etwas problematischen AMSI-Verfahren (Ambient Surround Imaging) remastert worden, klang aber mE nicht schlecht(er) dadurch. Die Brilliant-Ausgabe kenne ich nicht. Meine Tipps neben den Klassikern Emil Gilels und Claudio Arrau (da kann man zwischen dem analogen und digitalen Zyklus wählen, hier habe ich das mal kurz verglichen), sind die SACD-Zyklen von Peter Takacs und Mari Kodama. Sind zwar teuer, führen klanglich aber auch inhaltlich das Feld der Sonaten für mich an. Hier habe ich in diesem Thread noch mehr dazu geschrieben. Zu Melodie Zhao hatte ich mich weiter vorne in diesem Thread schon mal zweifelnd geoutet. Das schien mir der Versuch zu sein, ins Guiness-Buch der Rekorde zu kommen (jüngste Pianistin mit der schnellsten Aufnahme des Zyklus ... ). Ich habe es mir aber ehrlicherweise bislang nie angehört. [Beitrag von arnaoutchot am 19. Nov 2023, 12:00 bearbeitet] |
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kallix
Stammgast |
#209 erstellt: 12. Apr 2024, 13:21 | |||
Die habe ich jetzt durchgehört. toller Klang, DDD +Fazioli Flügel. Ich hatte sie allerdings noch für 17€ bekommen, sehr teuer geworden. Trotzdem empfehlenswert. Sehe gerade bei Amazon deutlich günstiger als bei JPC. [Beitrag von kallix am 12. Apr 2024, 18:30 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#210 erstellt: 12. Apr 2024, 17:42 | |||
Wo gibt es da eine SACD-Ausgabe ? Das ist mW nur Redbook CD in Stereo. |
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kallix
Stammgast |
#211 erstellt: 12. Apr 2024, 18:29 | |||
Habe mich wohl getäuscht.Stimmt. Sind keine SACDs. Aber klanglich trotzdem top ! |
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Mars_22
Inventar |
#212 erstellt: 15. Apr 2024, 07:51 | |||
Klanglich top, das stimmt. In sich sind ältere Aufnahmen wie von Arrau oder Kempff sehr gut anhörbar. Wenn man dann aber eine aktuelle Aufnahme hört wie von Giltburg, staunt man nicht schlecht, wieviel mehr an Information ein Klavierton enthält. Ich habe eben aber mal ein Vergleichshören der schönen Sonate #13 Quasi una Fantasia gestartet, und zwar weil ich mich wunderte, dass sie so garnicht an mich ran ging. Giltburg spielt gerne Pranke dass es scheppert. Die leisen Passagen dazwischen verlieren merkwürdig an Spannung. Als könne er nicht recht was damit anfangen, träumt er etwas herum und wacht wieder auf, wenn es zur Sache geht. Das ist bei Arrau anders. Der spielt nicht Pranke, nur etwas prononcierter, wie mit Ausrufezeichen hinter jeder Note, und gut verwoben mit den leisen Passagen. Auch Kempff spielt mehr aus einem Guss. Beides gefällt mir wesentlich besser. Sogar Youngster Melodie Zhao macht das - für mich - besser, und da hat man auch einen Klang der mit Giltburg mindestens mithält. Leider gefällt mir auch seine Version der #14 Mondschein nicht. Hier liegts nicht an der Pranke, sondern daran dass er das Tempo im Mikrobereich variiert. Ständig minimales Verzögern und Beschleunigen, wahrscheinlich als eine Art Stolperstein damit man genau hinhört. Dabei wird aber der Fluss zerstört, der ja gerade so wunderschön ist bei diesem Stück. Eine Zhao und Arrau haben auch Ritardando, aber an Übergängen zwischen Phrasen, und Zhao würzt ihr Spiel durch subtile Tempoverschiebungen zwischen den Stimmen. Bei #14 kann sie es fast mit Arrau aufnehmen, der aber wieder ein magisches Etwas hinzufügt, das ich nicht genau beschreiben kann. Wahrscheinlich ist es, dass er niemals eine untergeordnete Begleitstimme spielt, die so dahin plätschert. Bei ihm ihm ist jede Stimme durchgestaltet, zu jeder Zeit. Bei der Sturm #17 habe ich nichts zu meckern, die ist fein. Und es bleibt: Das Booklet mit den Kommentaren zu jeder Sonate ist ein Schatz, eine Fundgrube. Mal bei anderen Sonaten weiter sehen. [Beitrag von Mars_22 am 15. Apr 2024, 08:56 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#213 erstellt: 24. Dez 2024, 13:22 | |||
@ Beitrag 198 von Kreisler jun.: Ich kenne jetzt nicht alle Namen und von den Umschriften gibt es ja oft mehrere. Das Einzige, was ich noch beitragen könnte, wäre, dass Malinin auf jeden Fall kein k enthält. Und der Name Merschanov stimmt. Aber das wird die leider nicht mehr Anwesenden nicht interessieren. Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 24. Dez 2024, 13:29 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#214 erstellt: 31. Dez 2024, 11:56 | |||
Ich denke das könnte passen: Evgeny Malinin (Moskau 8. November 1930 – Kassel 6.April 2001) Wiki: Yevgeny_Malinin Beethoven Sonate Nr.21 "Waldstein" (1955) Valentin Malinin (geb. Nizhniy Novgorod, Russia, 2001) könnte ein Verwandter sein. Victor Merzhanov (15 August 1919 – 20 December 2012) [Beitrag von op111 am 31. Dez 2024, 12:07 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#215 erstellt: 05. Jan 2025, 16:23 | |||
Wolfgang hatte kurz vor Weihnachten am Klassik-Stammtisch das Folgende angeregt:
Gerne würde ich mal einen Vergleich von zwei jungen Pianisten (zB Lim und Giltburg) mit zwei Klassikern (zB Arrau, Kempf oder Gilels) anhand eines Stückes machen. Welches würdet ihr vorschlagen ? Macht jemand mit ? |
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op111
Moderator |
#216 erstellt: 05. Jan 2025, 17:22 | |||
Hallo zusammen, bei der Sonate Nr. 29 op. 106 habe ich Arrau, Serkin, Gulda, Pollini (1976) und Schiff (ECM) evtl. noch Richter? . Die neueren (Lim, Giltburg) kann ich nicht bieten. HJ Lim gibt's wohl nur noch als mp3 oder antiquarisch und Giltburg in der Gesmtaufnahme. Die ist wegen des Fazioli-Flügels evt. interessant. Franz [Beitrag von op111 am 05. Jan 2025, 17:42 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#217 erstellt: 05. Jan 2025, 18:03 | |||
Bei der op. 106 habe ich physisch Arrau (1x analog, 1x digital), Kempff, Gould, Gulda, Gilels, O'Conor, Kodama, Takacs und Levit. HJ Lim und Giltburg habe ich auch nicht physisch, aber hat der Streamer in HiRez ... also kein Problem. Reizvoll erscheint mir der Vergleich von zwei jungen und zwei alten Interpreten. HJ Lim wäre für mich nicht gesetzt, aber die hatte Wolfgang ja ins Feld geführt und ich hätte nichts dagegen, sie zum Vergleich zu stellen, auch weil es mal eine weibliche Interpretin ist. Man könnte aber zB auch Levit nehmen. Mari Kodama (*1967) und Peter Takacs (* 1956) würde ich jetzt nicht wirklich mehr unter die Jungen zählen. [Beitrag von arnaoutchot am 05. Jan 2025, 18:04 bearbeitet] |
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Mars_22
Inventar |
#218 erstellt: 05. Jan 2025, 18:23 | |||
Hj Lim gibts auch auf Spotify, und da es dabei nicht um Klang gehen wird, wäre ich dabei! |
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WolfgangZ
Inventar |
#219 erstellt: 05. Jan 2025, 22:46 | |||
Ich kann natürlich auch gerne mitmachen. HJLim ist komplett auf youtube vorhanden - das war ja auch mein Vorschlag. Nur Arrau besitze ich auf CD, die anderen genannten nicht - aber da wird man vermutlich auch auf yt zurückgreifen können. Streaming betreibe ich nicht. Ich will nicht verhehlen, dass ich bei Lim einen Hintergedanken habe, der mit relativer Sicherheit bei den anderen jüngeren Interpreten (Giltburg, Levit) irrelevant wäre. Sollte Lim nicht zum Zug kommen, würde ich sie quasi separat anbieten - mit der Sonate op. 110 würde dies zum Beispiel geschehen - und dann braucht es von mir aus auch keinen Vergleich. Unabhängig davon fände ich einen mehrfachen Vergleich gerade des langsamen Satzes aus der Hammerklaviersonate reizvoll. Es ist richtig, dass Lim einen Fazioli-Flügel spielt ... Wolfgang |
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op111
Moderator |
#220 erstellt: 06. Jan 2025, 12:51 | |||
Hallo zusammen, lt. Naxos spielt Giltburg ebenfalls auf einem Fazioli, oder habe ich das falsch gelesen? Wenn es Lim auf yt gibt habe ich kein Problem. Giltburg finde ich auch reizvoll, aber ich brauche keine x-te-Gesamtaufnahme. Franz |
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arnaoutchot
Moderator |
#221 erstellt: 06. Jan 2025, 18:04 | |||
Ich habe mal angefangen. Emil Gilels, op. 106 "Hammerklaviersonate", aufgenommen 1982, ich hörte die CD aus der gezeigten Box. Gilels war hier schon immer eine meiner Referenzen, vielleicht auch, weil ich diese Sonate auf CD in dieser Aufnahme kennengelernt habe. Ich hatte neulich mal die neue Aufnahme der Sonate von Marc-André Hamelin hier. Ich schätze Hamelin, aber im Vergleich zu Gilels hämmert er das Allegro eindrucksvoll aber doch sehr virtuos-plakativ herunter und verliert sich im Adagio völlig Gilels schafft eine wunderbar ausgeglichene Wiedergabe, ohne Härten und mit einem beseelten Adagio. Es gibt nur wenige Klavierstücke, die mir näher gehen als dieses Adagio. Und eigentlich zeigt Gilels technisch erst in der Fuge im vierten Satz, dass er einer der grössten Pianisten des 20. Jahrhunderts war. Ich hatte verstanden, dass wir Klangaspekte nicht ausführlich erörtern wollen, insofern nur so viel: Die Aufnahme klingt sehr gut, nicht wie andere der DGG-Aufnahmen mit leider leichten klangliche Härten der damals neuen Digitalaufnahmen. Als nächstes kommt jetzt ein junger Pianist/in bei mir, ich denke Giltburg oder Frau Lim. I will be back ! Es wäre schön, wenn wir das hier tatsächlich als Dialog führen könnten. |
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Mars_22
Inventar |
#222 erstellt: 06. Jan 2025, 21:00 | |||
Als ich Gilels hörte (Adagio), bewunderte ich die träumerische Klangschönheit. Es fiel mir jedoch schwer, konzentriert zu bleiben, ich wunderte mich, so wenig von dem mir gut bekannten Werk wiederzuerkennen. Das wurde bei Arrau anders. Sofort sprach Beethoven wieder zu mir, jeder Ton an seinem Platz. Nun erkenne ich sie wieder, diese herrlichen Reflexionsmotive, wo es so klingt, als schaue sich Beethoven ein Motiv nochmal in anderer Tonart und Gemütsverfassung an, eben nachdenklich. Dieses Wrweckungseelebnis habe ich bei Arrau nicht immer, und bei vielen Sonaten höre ich andere Interpreten genau so gerne, aber bei den späten Beethovensonaten ist es auch diesmal wieder Arrau. Wahrscheinlich ist das eine Schwäche von mir, dass ich einen Gilels nicht dechiffrieren kann. Nachdem ich sie bei Arrau gehört habe, geht mir auch Gilels Version besser rein, aber immer noch scheint er mir nicht so zwingend. Ich werde ebenfalls mit Jüngeren weiter machen. [Beitrag von Mars_22 am 06. Jan 2025, 21:18 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#223 erstellt: 07. Jan 2025, 19:08 | |||
Gilels kommt die Tage dran, per yt, hoffe ich. Dann vielleicht auch noch Arrau. Kürzlich erst habe ich mir den langsamen Satz mit John Lill angehört. Die Integrale ist nicht schlecht gelungen, vielleicht fehlt es am nötigen Quäntchen Persönlichkeit zugunsten einer gewissen Glätte - oder freundlicher ausgedrückt, Zurückhaltung, Vornehmheit. Aber das möchte ich nicht von allen seinen Einspielungen behaupten: Indes erscheint mir der langsame Satz im Falle der Hammerklaviersonate problematisch. Die 25 Minuten werden nicht angemessen mit Leben und Differenzierung erfüllt, erscheinen beim Mitlesen in der Tat quälend auf der Stelle tretend. Ich meine nicht einmal, dass es ein reines Zeitproblem ist, und 15- bis 20-minütige Sichtweisen dürften ohnehin nicht die Mehrheit ausmachen. Insofern bin ich auf Gilels, den ich, wie gesagt, nicht kenne mit Opus 106, gespannt, und ebenso auf Arrau. Seine Einspielungen aller Sonaten - Jahr wird nachgeliefert, denn es gibt ja nicht nur die eine Integrale, glaube ich - haben auf mich keinen eindeutigen Eindruck hinterlassen. Positiv war er wohl schon. Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 07. Jan 2025, 19:15 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#224 erstellt: 07. Jan 2025, 21:45 | |||
Für Philips hatte Arrau den Zyklus analog zwischen 1962-66 und digital von 1983-1989 aufgenommen. Ich hatte hier im Forum schon mal einen kurzen Vergleich der beiden Zyklen gepostet, siehe hier. Sie waren für mich relativ gleichwertig. Ich weiss nicht, ob Arrau (vorher) noch weitere Beethoven-Zyklen aufgenommen hat. Nun aber zu Hyun Jung Lim (*1986), die wie viele Koreaner ihren ohnehin schon kurzen Namen noch zu HJ abkürzt. Das ist nun die Aufnahme mit dem zerschmetterten Klavier auf dem Cover. Vielleicht ging mir das Bild nicht aus dem Kopf, aber genauso kommt mir ihre Darbietung des op. 106 vor: Zerschmettert ! Die Allegros im 1. und 4. Satz sind extrem virtuos, aber das Adagio ist ein Witz ! Sie nimmt sich nicht einmal 13 Minuten Zeit, wo Gilels und Arrau um die 20 Minuten benötigen. Für mich hört sich das Adagio völlig lust- und gefühllos an, sie klimpert das schnell runter, mit Blick auf den vierten Satz, wo sie wieder reinhauen kann. Sorry, wenn ich vllt etwas hart und plakativ bin, aber insbesondere das Adagio hat mich zu schwer enttäuscht. Gehört wurde Apple Music Stream lossless 16/44, Klang ist tadellos. Ich denke, als nächstes kommt Arrau bei mir ... [Beitrag von arnaoutchot am 07. Jan 2025, 21:58 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#225 erstellt: 07. Jan 2025, 23:09 | |||
Nun, Michael, es wird Dich vielleicht gar nicht überraschen, dass ich HJ Lims Beethoven-Spiel für eine Katastrophe halte. Mich hätte über das Adagio aus Opus 106 hinaus insbesondere die Sonate op. 110 interessiert, was ich ja oben schon mir gewünscht hatte. Und gerne Verteidiger nach vorne - denn die gibt es natürlich in großer Zahl, wenn man sich die Bewertungen im Internet betrachtet. Ob im Forum, wird sich zeigen! Unabhängig vom gewählten Tempo finde ich ihre agogischen Freiheiten problematisch und stellenweise geschmacklos. Offenbar geht ihr der langsame Hammerklaviersatz schlicht auf den Geist, so dass es auch immer wieder zu romantizistischen Vorhalten kommt statt eines soliden Zusammenspiels. Ich nehme stark an, dass sie eine technisch ungemein perfekte Könnerin ist, die von der Musik freilich nichts verstanden hat - oder besser: nichts verstehen wollte. Und wenn mir das schon so deutlich auffällt, dann meine ich doch, dass wirkliche Experten hier noch größere Probleme haben könnten. Klar - das Argument könnte kommen: eine eigenwillige, eine noch nicht dagewesene, eine neuartige Sicht abweichend von all dem Mainstream - oder: eine besonders romantische Betrachtungsweise - man beachte auch die Gruppen-Titel, die sie sich ausgedacht hat und über die man sprechen könnte. Wolfgang [Beitrag von WolfgangZ am 07. Jan 2025, 23:10 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#226 erstellt: 07. Jan 2025, 23:16 | |||
Übrigens wird der Fazioli-Flügel von manchen als zu grell und hart empfunden - respektive die Aufnahmetechnik. Dazu kann ich nichts sagen, weil mir das über die kleinen Lautsprecher am Rechner nicht möglich erscheint. Es wäre allerdings traurig, sollte das vielleicht beste und gewiss besonders teure Fabrikat, das im Augenblick sich auf dem Markt befindet, Ergebnisse hervorbringen, bei denen diese Kritik angebracht ist. Du hast aber offenbar keine Probleme und hörst gewiss sehr niveauvoll. Da wird's dann schwierig. Denn im Normalfall werden ja klangliche Probleme um so deutlicher, je besser die Anlage ist. Im Detail verstehe ich davon aber viel zu wenig. Andererseits bewegen sich meine Yamaha-Geräte für die bessere der beiden guten Anlagen (im noch nicht lange vierstelligen Bereich jeweils vor gut zehn Jahren) auf einem Natürlichkeits-Level, mit dem ich nun wirklich zufrieden bin. [Beitrag von WolfgangZ am 07. Jan 2025, 23:53 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#227 erstellt: 08. Jan 2025, 08:58 | |||
Da bin ich ja leicht beruhigt, dass wir das gleichartig hören. Auch bei den möglichen Beweggründen bin ich bei Dir, was soll man heute nach über 100 Jahren dokumentierter Interpretationsgeschichte schon noch Neues bieten, wenn nicht Exzentrik. Ich höre bei Gelegenheit auch gerne noch die op. 110 mit Frau Lim. Ich bin mal gespannt, ob wir hier Gegenstimmen zu unserer Meinung finden ... Zum Klang: Ja, eine gewisse kristallene Härte mag der Fazioli haben, aber ich empfand es als nicht störend. Ich bin allerdings kein vertiefter Kenner des Klangs dieser Marke. Ich höre Streams in Stereo idR über zwei aktive Nahfeldmonitore, die neutral, aber doch mit einer gewissen Wärme klingen. Ich habe gerade meinen Sennheiser HD 800 restauriert (neue Ohrpolster und Kopfband, beides nach etwa 10 Jahren zerbröselt ), den kann ich auch nochmals heranziehen. Kleine Anmerkung noch dazu: Frau Lim beliebt es, die Sonaten No. 19 & 20 (op. 49 No. 1 & 2) auf der o.g. Box wegzulassen. Complete ist ihr Zyklus damit schon mal nicht. |
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WolfgangZ
Inventar |
#228 erstellt: 08. Jan 2025, 13:28 | |||
Ja, die beiden kleinen Sonaten fehlen. Nun, man kann sich vielleicht denken, warum. Aber das wäre ein weiterer Punkt im Hinblick auf Großkotzigkeit ... |
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Mars_22
Inventar |
#229 erstellt: 08. Jan 2025, 14:21 | |||
So ähnlich kommt es jetzt Ich finde ihre Auffassung durchaus stringent und interessant, wenn auch nicht so, dass sie mich begeistern würde. Stören tun die hingeperlten Cluster, das stimmt. Aber das was du, Wolfgang, vermutlich mit Vorhalten meinst - ich würde es vom Jazz inspiriertes Verschleifen der Stimmen nennen - finde ich reizvoll. Arrau tut das in Opus 111 auch, wenn auch deutlich hölzerner. Ich denke, das ist in der Musik angelegt. Lim zahlt einen Preis für ihr hohes Tempo, etwa die Passage in der Mitte des Adagio verträgt sich nicht damit und geht unter. Aber die großen Linien sind gut herausgearbeitet. Naja, wie sie die Pathetique herunterholzt, das geht mir dann auch auf die Nerven. Why should You do it like this? Opus 111 auch, das taugt nichts. Das ist einfach übertrieben. Der Klang kann bei mir (Spotify, aber große Anlage) ins Aggressive kippen, vor allem aber ist er topfig/bauchig. Kann dem nicht viel abgewinnen. [Beitrag von Mars_22 am 08. Jan 2025, 14:30 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#230 erstellt: 08. Jan 2025, 17:34 | |||
Freilich kann ich der Argumentation von Wolfram folgen und werde vielleicht auch mit Arrau vergleichen können. Lims Deutung gefällt mir nicht und ich könnte das vielleicht mit der Anlage dieses tief gründenden langsamen Satzes begründen, der eine gewisse Bereitschaft zur Versenkung in Weite und Tiefe fordert, was in keiner Weise eingelöst wird. Meine Sicht! Auch dann wird es nicht eingelöst, meine ich, wenn man Lim zugute halten will, dass sie vielleicht romantische, dem Jazz angenäherte, der Unterhaltungsmusik angenäherte Perspektiven aufzeigen möchte. Dass man den späten Beethoven in diese Richtung wahrnimmt, ist ja keine Zumutung - siehe die Aria op. 111, siehe Elemente in op. 101 oder op. 109. (Mit diesen Sonaten habe ich Lim noch gar nicht gehört.) Danke an den Meister Mars erst mal - auch für die anderen Beispiele! Magst Du op. 110 hören? - Wann auch immer natürlich. Da könnte man, wenn Du und wer mag Lust hat, in manche Details gehen. Dort übrigens - das vielleicht vorweg - habe ich eher den Eindruck, dass die - um es mal so pseudo-spannend zu benennen - Atavismen, also die merkwürdig primitiven Elemente (banale Melodik, kadenzfreie Übergänge, die Spielereien des Gehörlosen) von Klassikern wie Arrau oder sogar Gulda viel intensiver wahrgenommen werden als von Lim, die irgendwie damit nichts anfangen kann - während sie anderes halt auf ihre Art wieder fragwürdig individualisiert. Vielleicht so viel pauschal: Ich werde den steten Verdacht nicht los und bleibe erst mal dabei, dass Lim sich zum einen selbstzweckhaft absetzen will von einer Tradition der letzten fünfzig oder gar hundert Jahre, und ich nehme zum anderen eine gewisse Effekthascherei wahr, die mit Oberflächlichkeit einhergeht. Und dafür - quasi im guten wie im nicht so guten Sinne - ist die Hammerklaviersonate zu umfangreich und zu komplex. Opus 110 erscheint da bei Weitem kompakter, aber eben nicht weniger subtil und vielfältig. |
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op111
Moderator |
#231 erstellt: 08. Jan 2025, 20:40 | |||
Hallo zusammen, so weit ich es eruieren konnte spielt Lim einen Yamaha CFX Konzertflügel. Soweit mir bekannt ist dessen Klang in Richtung Steinway getrimmt. Die YT - Wiedergabe klingt für mich eng und topfig, das ist nicht gerafe mein bevorzugter Klang. Soweit der erste Eindruck. Franz |
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arnaoutchot
Moderator |
#232 erstellt: 08. Jan 2025, 20:52 | |||
Bevor ich zu op. 110 komme, würde ich persönlich gerne noch op. 106 abschliessen. Wie gesagt, ich höre jetzt Claudio Arrau, dann vielleicht noch einen der jungen (Giltburg oder Levit), dann ist es auch gut für mich. Hier gerade op. 106 aus der unten gezeigten Box. Ich höre die Analogaufnahme aus dem Jahr 1963. Es läuft die CD aus der Box über die grosse Anlage. Das ist eine grosse Aufnahme der Sonate, ohne jeden Zweifel. Im 1. Satz ist Arrau kantig entschieden, ohne zu romantisieren, das Adagio ist getragen, ohne zu schleppen, aber vor allem ohne zu hetzen wie Frau Lim. Es ist gefühlt, aber nicht übertrieben. Ich kann es pianistisch nicht so gut beschreiben wie ihr, ich spiele das Instrument ja auch nicht. Wenn überhaupt Gilels einen minimalen Vorsprung bei mir hat (so sicher bin ich mir da nicht), dann nur, weil ich eben die Sonate mit ihm zuerst hörte. Ganz hervorragend ! Und das ist genau das, was ich meine, wenn ich sage, dass man die Sonaten zwar virtuos spielen kann, aber zu einem gewissen Mass auch inhaltlich gelebt haben muss. |
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arnaoutchot
Moderator |
#233 erstellt: 08. Jan 2025, 21:03 | |||
Jetzt wo Du es sagst, meine ich, das auch irgendwo gelesen zu haben. Nun gut, wie oben geschrieben war der Klang für mich noch ok. Giltburgs Zyklus ist in der Fazioli Concert Hall aufgenommen gemäss Rückseite der CDs. Ich nehme an, da stand dann auch ein Flügel von den Italienern. |
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WolfgangZ
Inventar |
#234 erstellt: 08. Jan 2025, 21:16 | |||
Komisch, jetzt wo Ihr Yamaha nennt statt Fazioli, kann ich mir das genauso vorstellen gehört zu haben. Pardon! Alter ... und so ... Es ändert ja nichts daran, dass uns die letzte Begeisterung fehlt. "Letzt" fängt halt bei Mars nicht zeitgleich mit uns an. |
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Mars_22
Inventar |
#235 erstellt: 08. Jan 2025, 21:58 | |||
Ich danke dir für deine erhellenden Bemerkungen und mache gerne weiter. Ich protokolliere einfach mit, während ich Opus 110 höre: der erste Satz klingt bei Lim banal, die Begleitstimmen sind wie konventionelles Beiwerk à la früher Mozart. Die schnellen Passagen wirken dahin gehuscht. Der zweite Satz ist aus der Balance - die hingezimmerten Bässe erschlagen die höheren Stimmen. Der dritte Satz ist vor der Fuge jedenfalls nicht disbalanciert. Ich finde ihn akzeptabel, aber schmerzlich schön wie bei Arrau wird es zu keinem Zeitpunkt. Dann kommt noch die Fuge, dazu kann ich aber garnichts sagen. Bin gespannt auf das was ihr dazu sagt. |
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WolfgangZ
Inventar |
#236 erstellt: 08. Jan 2025, 22:54 | |||
Also zunächst sehe ich das ziemlich alles eigentlich genauso. Danke Dir, Wolfram! Vielleicht bin ich kritischer dort, wo Du keine Disbalance feststellst. Ich komme gleich drauf. Generell tendiert Lim dazu, im ersten und dann im dritten Satz meines Erachtens dazu, das Figurenwerk etüdenhaft zu präsentieren, ohne Bezug auf die Motivik. Das sagst Du ja im Prinzip ganz genauso. Aber ein Problem erkenne ich auch bei den langsamen Partien vor und nach der ersten Fuge. Da habe ich wirklich den Eindruck, dass sie nichts verstanden hat von deren Funktion und Gehalt - als ob das nicht ohnehin explizit in Worten dortsteht. Ja, ich habe immer wieder noch nicht einmal den Eindruck, dass sie die Begleitfiguren korrekt einpasst. Insofern - wenn man jetzt bösartig ist - könnte der Eindruck entstehen, dass sie auch keine korrekte Etüde spielt. Aber gut - da kommt dann halt wieder die Romantisierung zur Geltung, die sie zweifellos betreiben will. Es passt halt nicht zum dunklen Ernst dieser Passagen. Beim zweiten Satz verliert der Mittelteil für mich jegliche Schärfe, jegliche Prägnanz. Dabei geht es doch gerade hier um eine Widerborstigkeit per se. Gerade hier könnte sie doch ein wenig übertreiben !! Mit den Fugen kommt sie natürlich technisch klar und ich würde ihr zubilligen, dass sie diese sinnvoll präsentiert - wirklich durchdacht, ist vielleicht etwas anderes. Und - gut - extrem schnell ist ohnehin fast alles geraten. Gewisse strukturelle Akzente fehlen vermutlich - aber da würden dann besser gelungene Deutungen zum Vergleich einladen. Zweifellos bin ich bei HJ Lim längst voreingenommen und sicherlich ist es auch leichter, hier kritisch anzusetzen als bei eher stromlinienförmigen, auf Korrektheit bedachten Sichtweisen. Da würde ich hier vielleicht wieder John Lill nennen, möchte ihm aber auch nicht Unrecht tun. Bei Claudio Arrau erwarte ich mir mehr, kann mich aber nicht mehr so genau erinnern spontan, auch bei Friedrich Gulda natürlich, obwohl der mich manchmal im Hinblick auf langsame Sätze enttäuscht hat. Ein interessanter Fall ist - generell eigentlich in seiner Integrale - Yves Nat. Der gehört ja zu den (halbwegs großen) Alten. Schauen wir mal. Ich werde an ihn denken. [Beitrag von WolfgangZ am 08. Jan 2025, 22:57 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#237 erstellt: 09. Jan 2025, 19:19 | |||
Hallo zusammen, ich bin noch nicht so weit - diese Woche war unerwartet arbeitsreich. Am Samstag werde ich in einer Art Direktvergleich des op. 106 Lim und Arrau hören. Lim ist beim op.106 noch schneller als Schiff (ECM), arbeitet weniger mit Rubati. Das wäre für sich kein Qualitätskriterium, würde sie nicht einige, selbst bei Schiff (der mir bei weitem nicht so gut gefällt wie Arrau) ausdrucksvolle Passagen verschenken, indem sie hastig drüberhinweggeht. Das erinnert mich an so manche Beethovensinfonie, die von den Hohepriestern des HIP einfach rasant nivelliert wird. Technisch beeindruckend gespielt ist das allemal. Aber auch stellenweise ziemlich - vielleicht nur ungewohnt - ruppig. Der Schlussatz wird zum brillanten technischen Feuerwerk - sagt mir aber auch nichts. Soweit der erste Einduck zum op. 106 Franz |
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arnaoutchot
Moderator |
#238 erstellt: 10. Jan 2025, 16:06 | |||
Ich schliesse mein Quartett der Interpreten von op. 106 heute mit Boris Giltburg (*1984) als zweiten jungen ab. Ich habe viel Gutes über seinen Zyklus bei Naxos gelesen, aber bislang nichts vertieft daraus gehört. Der Streamer hat die Aufnahmen in HiRes 24/96, also besser als CD-Qualität. Er spielt den schon diskutierten Fazioli. Jetzt wo ihr es gesagt habe, finde ich den Klang in den oberen Lagen etwas metallisch und klirrend. Die Allegros geht er forsch und virtuos an, recht straight und ohne die Romantisierungen von HJ Lim. Das Adagio nimmt er leise und gefühlt sehr langsam, obwohl er mit knapp 18 Minuten durchaus immer noch ein Stück unter den alten Herren bleibt. Im Vergleich zu Gilels fällt mir das ein wenig auseinander, die vom Komponisten geforderte Leidenschaft fehlt mir ! Insgesamt aber eine respektable Aufnahme, die das Lob verdient hat. 👍 Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine Erwartungen bestätigt wurden: Ich sehe keinen Grund, die Aufnahmen der jungen Pianisten den Klassikern vorzuziehen. Alles was in der Hammerklaviersonate gesagt werden muss, haben für mich ein Arrau schon 1963 oder Gilels 1982 gesagt, beide wahrscheinlich auch schon früher in Aufnahmen, die ich nicht kenne oder die dann auch technisch unterlegen sind. Früher hätte ich mir den Giltburg wahrscheinlich noch als Box dazugestellt, aber inzwischen sehe ich den Sinn nicht mehr, wenn es der Streamer in besserer Qualität als CD hat. |
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arnaoutchot
Moderator |
#239 erstellt: 12. Jan 2025, 14:17 | |||
Eine habe ich für mich noch nachgeholt: Artur Schnabels Aufnahme aus den späten 1930ern für EMI. Schnabels Zyklus war bekanntlich die erste Gesamtaufnahme der Sonaten auf damals über 200 Schellack-Plattenseiten. Der Klang der in 2016 restaurierten Mono-Aufnahmen aus der Box unten ist natürlich historisch, aber gut hörbar. Schnabel wurde oft vorgehalten, dass er sich nicht so genau an die Notentexte der Komponisten hielt, so auch bei op. 106, wo er in den schnellen Sätzen versucht, das aberwitzige Tempo der Metronomangaben durchzuhalten, eben zu Lasten der Genauigkeit. Das können die jungen heute technisch vielleicht besser, aber was für eine Betonung und Ausdruck . Und das Adagio ist traumhaft schön, die Noten folgen hier langsam wie Perlen auf einer Schnur mit einer zwingenden Logik. Ich halte das für sehr hörenswert ! So, jetzt seid ihr wieder dran. |
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op111
Moderator |
#240 erstellt: 14. Jan 2025, 17:49 | |||
Hallo Michael, den Zyklus müsste ich auch besitzen. Du hast mich auf eine neue zeitaufwändige Idee gebracht. Ich spare mir dann den Giltburg. Im Moment höre ich fasziniert die Aufnahmen von Arrau und Schiff. Franz |
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arnaoutchot
Moderator |
#241 erstellt: 15. Jan 2025, 20:07 | |||
Das tut mir leid, aber ich könnte mir vorstellen, dass es sich um eine durchaus erfüllende Beschäftigung handelt. Ich wiederum habe mir angeregt von Dir aus dem Laden ein Volume des Andras-Schiff-Zyklus mitgenommen, Nummer 1 (die anderen sind aktuell nicht da). Da habe ich gestern mal reingehört, Schiffs Sonaten gingen bei mir bei Erscheinen schlichtweg wegen der schon oben angedeuteten Sättigung an mir vorbei. Das war ein Fehler ! Das Volume 1 hat mich begeistert, so eine Werktreue und doch individuelle Wärme und Intuition (Live-Aufnahme !) habe ich selten gehört. Und klanglich auf den hohen Niveau der ECM-Aufnahmekultur. Seufz, da muss ich wohl noch weiterhören. Es bleibt spannend ! [Beitrag von arnaoutchot am 15. Jan 2025, 20:08 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#242 erstellt: 15. Jan 2025, 22:47 | |||
Nur kurz: Bei Schnabels großartiger früher Integrale imponiert mir bezüglich op. 106 auf jeden Fall der homogene, quasi gusseiserne langsame Satz und gewiss auch der Finalsatz. Beim Kopfsatz bewundere ich durchaus, was er da zu seiner Zeit gewagt hat, aber die Jahrzehnte haben ihn bezüglich sozusagen konventioneller Materialsicherheit dann vielleicht doch eingeholt und er hat mit Friedrich Gulda Jahrzehnte später so etwas wie seinen Meister gefunden. Denn ich würde beide schon vergleichen wollen, was die Gesamthaltung anbelangt. Die ersten zwei Seiten genügen mir bei Schnabel aber schon, um gewisse Mängel bedauerlich zu finden.Oder ist das eine bloße Äußerlichkeit und sollte der Genialität der Aufnahme keinen Abbruch tun? Ich weiß nicht so recht. Jetzt sollte ich mir zum Vergleich aber doch die komplette Hammerklaviersonate mit Arrau zu Gemüte führen, nachdem Ihr das getan habt oder noch plant. Der zweite Satz könnte vielleicht ein Schwerpunkt dabei werden, denn er verlangt in einem höchst subtilen Maß Ausdauer, Einfühlung, Gestaltung, da die technischen Anforderungen gewiss nicht gering, aber geringer sind. HJ Lim betrachte ich von meiner Seite als abgetan. Als weiterer Jungstar vielleicht Levit? Da könnte ich zur Klangqualität nichts wirklich beitragen, da ich keine CD besitze, aber das ist ja sekundär. Wolfgang EDIT: Ich sehe, dass Michael sich zu Schnabel ganz analog geäußert hat. [Beitrag von WolfgangZ am 15. Jan 2025, 22:50 bearbeitet] |
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Mars_22
Inventar |
#243 erstellt: 16. Jan 2025, 07:40 | |||
Ich hatte Schnabel auch gehört, fand aber nicht, dass sich seine Auffassung des Adagio grundlegend unterscheidet und habe ihn wieder weggelegt. Das Volume 7 der András Schiff Reihe mit Opus 106 habe ich, und hatte ich ebenfalls angehört. Ich habe zu Schiffs Aufnahmen ein gestörtes Verhältnis. Jede ist ernst zu nehmen, aber keine leuchtet mir unmittelbar ein. Das betrifft natürlich nur die sperrigen späten Sonaten. Sie wirken in sich perfekt gespielt, hinterlassen aber keine bleibende Wirkung. Ich kann mir das nicht erklären. Für mich steht Kempff an, und gerne lasse ich mich auf Levit ein, einen blinden Fleck bei mir. [Beitrag von Mars_22 am 16. Jan 2025, 07:51 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#244 erstellt: 19. Jan 2025, 22:42 | |||
Nun also zur Hammerklaviersonate mit Claudio Arrau. Ich muss gestehen, dass mich die Aufnahme eindeutiger überzeugt hat, als ich dies erwartet hätte. Ich habe mehr Zurückhaltung, mehr Maßhalten erwartet. Arrau ist auch keineswegs ein Exzentriker in seiner Interpretation, sondern hält sich überall dort, wo die Partitur gewisse Überraschungen bereitstellt, sehr sorgfältig an Notentext und ergänzende Anweisungen. So beachtet er die für Beethoven typischen Crescendi, die dann plötzlich ins Pianissimo schwenken, besonders präzise. Wichtiger ist aber einerseits, dass nie übertrieben wird oberhalb von forte bis fortissimo und unterhalb von piano bis pianissimo. Hier habe ich vor allem Yves Nat bei seiner Integrale schlechthin in etwas fragwürdiger Erinnerung. (Vielleicht ein ander Mal und es muss nicht mehr das Opus 106 sein.) Andererseits wiederum - und das hat mich eher überrascht -, gestattet er sich sehr wohl Temporückungen, freilich stets im Rahmen des absolut Verbindlichen und Geschmackvollen. Das gilt für große Teile des Kopfsatzes von Anfang an und dient der Phrasierung und der Strukturierung. Schöne Rubati also. Bisweilen wird das Tempo leicht angezogen, wenn hinterher leicht abgebremst wird. Das steht nicht immer explizit im Text, aber es scheint mir stets durchdacht und motiviert. Hier meine ich eine Tendenz zu erkennen, die beispielsweise einem Friedrich Gulda weniger zu Gebote steht - der gewiss auf andere Weise überzeugt. Nur im Finale bemüht sich Arrau um ein Gleichmaß, das die rücksichtslos raschen und komplexen Verläufe verlangen, und gliedert aber deutlich an Nahtstellen. Das Tempo ist hoch, doch das Ergebnis stets blitzsauber. Gerade bei den vielen Verzierungen gelingt das nicht jedem Pianisten mit einem Namen. Schöner zweiter Satz - keinen Moment überzogen, bestens gegliedert, voller elegantem oder dämonischem Schwung - und auch ein schönes Adagio. Er benötigt 20 Minuten und eine halbe - ich meine, dass es so vollauf stimmig wird. Die Gestaltung der hellen versus der dunklen Passagen gelingt auf sehr glückliche Weise. Nichts zerfällt, alle Bögen werden dennoch ausgekostet. Überall in der Sonate, nicht nur im langsamen Satz, deutet Arrau Zwischenstimmen an, wenn sinnvoll - überzeugenden Zwischenstimmen, nicht die künstlichen und unmotivierten einer HJ Lim! Die 32tel im Adagio wirken noch nicht forciert, treten aber auch nicht auf der Stelle wie bei John Lill. Was mir besonders gefallen hat, sind die vergleichbaren Passagen - jetzt ausnahmsweise mit Taktangaben - Takte 26ff versus Takte 113ff. Beide Passagen tasten, blicken vorsichtig nach vorne. Aber gänzlich anders die Stimmung jeweils. Im ersten Fall angsterfüllt, im zweiten Fall voller Zuversicht. Natürlich hat Arrau hier nichts erfunden, zweifellos ist das Material genau in dieser Weise ergiebig. Aber man kann gewiss darüber leicht hinwegspielen. Wolfgang |
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WolfgangZ
Inventar |
#245 erstellt: 20. Jan 2025, 00:22 | |||
https://www.youtube.com/watch?v=s7mztDe8MOQ Jetzt habe ich noch Emil Gilels mir zu Gemüte geführt. Die Einspielung dauert länger. Das liegt am ruhigeren Finaltempo, was zweifellos eine Transparenz, Schärfe und Perfektion erlaubt, die Arrau nicht ganz erreichen kann. Der langsame Satz hat etwas Unerbittliches in Klang und Gestaltung, aber hier finde ich beide Interpretationen gleichwertig. Den Kopfsatz finde ich bei Arrau eigentlich origineller. Aber das ist natürlich allenthalben eine Spitzenleistung. Ob sie nun berühmter ist als die von Arrau, soll mich nicht beeinflusst haben. EDIT: Jetzt habe ich die Wertung von Michael von vor zwei Wochen nachgelesen. Wir sehen die Dinge natürlich ähnlich. Allerdings war jetzt mein Eindruck vom langsamen Satz ein etwas anderer. Das geht ja oben aus dem substantivierten Adjektiv hervor. Oder nur scheinbar ein anderer? So etwas ist schwer zu fixieren. [Beitrag von WolfgangZ am 20. Jan 2025, 00:33 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#246 erstellt: 20. Jan 2025, 08:42 | |||
Danke für Deine ausführliche und fachkundige Beschreibung, so gut könnte ich das nie in Worte fassen ! Ja, es sind sicherlich Nuancen zwischen den Meistern und auch persönlicher Hörgeschmack. Gilels und Arrau liegen objektiv gleichauf, die Unterscheidungen sind subjektiv. Viel hat damit zu tun, dass ich Gilels eben zuerst mit der Sonate hörte, Arrau in der Philips-Box kam erst viel später zu mir. Man könnte jetzt natürlich noch weitermachen mit Gulda, Kempff usw., aber ich denke die Ausgangsfrage war ja, wie sich die jungen Pianisten mit dem op. 106 darstellen, und da ist das Ergebnis für mich klar. Gerne können wir auch noch eine andere Sonate hier besprechen ... |
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WolfgangZ
Inventar |
#247 erstellt: 20. Jan 2025, 12:54 | |||
Danke - aber so spannend, dass Du es nicht könntest, war das nicht. Eine andere Sonate können wir freilich gerne machen. Die darf auch kürzer sein ... Scherz. Sehr gerne mag ich, um mich hier mal vorzudrängen, op. 31/3 - weil sie so raffiniert ist und nicht so eindeutig quasi wie - was weiß ich - die Appassionata oder so überbekannt wie Mondschein. Aber jede andere würde ich genauso mitmachen, auch wenn einer unserer (bislang) beiden Kollegen einen Wunsch hat. Wolfgang |
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Mars_22
Inventar |
#248 erstellt: 21. Jan 2025, 17:34 | |||
Die Anregung 31/3 nehme ich gerne auf, gerade weil ich damit bisher wenig verbinde. Mal sehen wo es mich damit noch hinführt. Die 106 ist mir über unsere Beschäftigung damit schon ans Herz gewachsen. Ich hab erstmal Levit im Stream. Munteres Vogelgezwitscher im ersten Satz. Der Zweite interessant, ein hakenschlagender Hase? Dieser Satz muss dem Werk wohl den Titel gegeben haben. Aber er ist gut für mehr, als diese erste wohlfeile Assoziation. Das Menuet weckt in mir erstmal nichts. Das Presto jagt schon auch ordentlich. Aber mir bisher keinen Schauer über den Rücken. Mal sehen. Sagt ihr mal! [Beitrag von Mars_22 am 21. Jan 2025, 17:35 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#249 erstellt: 21. Jan 2025, 18:12 | |||
Kleinigkeit - eigentlich - und nur den Notentext betreffend: Die Sonate steht ja in Es-Dur. Am Anfang: ein Akkord, der auf As aufgebaut ist - insofern im Rahmen und doch verblüffend. Ganz einfacher Dreiklang As - C - Es, auf beide Systeme verteilt - und dazu kommt nun das F, unten schon gleich vorhanden, oben nachklappend. Also die sixte ajoutée. Wir sind mitten in der Unterhaltungsmusik des 20. Jahrhunderts, auch wenn es das vorher natürlich schon mal gegeben hat. Ich finde diesen Akkord absolut genial kurz nach 1800 und als Einstieg in ein Werk, das noch manche Überraschungen bereithält, so richtig unverwechselbar. Es geht ja auch gleich raffiniert weiter, wenn man sich die Partitur ansieht. Das ist gewiss nicht der grimmige Titan Beethoven - und gerade deshalb faszinieren mich diese Sonate - und dieser Einstieg !! Wolfgang |
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WolfgangZ
Inventar |
#250 erstellt: 21. Jan 2025, 18:13 | |||
Und der hakenschlagende Hase ist eine sehr hübsche, mir vollauf einleuchtende Assoziation! |
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Mars_22
Inventar |
#251 erstellt: 21. Jan 2025, 20:07 | |||
Aha, ein Subdominant-Quintsextakkord. Flugs nachgelesen. Leider geht’s mir da wie Michael: da komme ich nicht mit. Aber ich freue mich wenn du drauf hinweist, Wolfgang. Übrigens gefällt mir speziell beim ersten und zweiten Satz Levit sogar etwas besser als Arrau. Levit baut klar und transparent wie Architektur, wie eine Arkade. Im dritten Satz dagegen schenkt mir Arrau einen Zugang, hört euch das mal an: er schichtet die Akkorde ganz merkwürdig und so, dass sie in ihrer fahlen Disharmonie wie zu einem Kältepol werden inmitten glutvoller Cluster, die Arrau ordentlich hinzimmert. [Beitrag von Mars_22 am 21. Jan 2025, 20:27 bearbeitet] |
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