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Beethoven: Die Streichquartette

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ph.s.
Inventar
#1 erstellt: 19. Dez 2004, 22:02
Hallo liebes Forum!

Ich habe letzte Woche meine gesamten Aufnahmen von den Streichquartetten Beethovens durchgehört. Ich besitze ua folgende Einspielungen:
Alban-Berg-Quartett (EMI)
Melos-Quartett (DG)
Tokyo String Quartet (BMG)
Emerson String Quartet
Amadeus-Quartett (DG)

Auffällig bei all diesen Aufnahmen ist das eigentlich vollständige Fehlen der historischen Aufführungspraxis; die Spielweise ist überall von mehr oder weniger sinnlich-emotionalem Vibrato-Spiel geprägt.

Welche (Gesamt-)Aufnahmen des Quartett-Zyklus bevorzugt ihr und warum bzw weshalb lehnt ihr manche Aufnahmen ab? Was haltet ihr von der historischen Aufführungspraxis bei Beethoven allgemein und speziell bei den Streichquartetten?

Gruß Philipp


PS Ich habe die Suchfunktion wirklich exzessiv verwendet und keinen solchen Thread in dieser Weise gefunden, wenn es den doch gibt, bitte ich mich darauf hinzuweisen!


[Beitrag von ph.s. am 19. Dez 2004, 22:06 bearbeitet]
ruhri
Stammgast
#2 erstellt: 19. Dez 2004, 22:16
Hallo zusammen,

ich hänge mich mal gleich an den Thread dran:

Ich habe eine Einspielung vom Cleveland Quartet, die mir recht gut gefällt. Allerdings habe ich jetzt gesehen, dass es die Streichquartette auch vom Talich Quartett gibt, die mir z. B. bei Dvorak und Mozart super gefallen haben. Hat einer von Euch vielleicht beide Einspielungen und kann vergleichen?

Dank und Gruß

Ruhri
AcomA
Stammgast
#3 erstellt: 19. Dez 2004, 23:43
hallo ph.s.,

habe einige der späten quartette mit dem alban berg q.. ich würde hier eher nicht von sinnlichem vibrato-spiel sprechen, eher nüchtern-strenge, dabei trotzdem klangschöne, interpretation.

ich habe einige der frühen und späten werke mit dem borodin-quartett auf einer doppel-cd von virgin-classics (DDD), meiner meinung nach eine der überzeugendsten darbietungen, die ich kenne. es geht auch in die alban berg q.-richtung, ohne beim fortissimo zu kratzen.

vielleicht muß man sich die quartette letztlich mit unterschiedlichen formationen zusammensetzen, also keine gesamtaufnahme.

gruß, siamak
stolte1969
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 20. Dez 2004, 00:04

ruhri schrieb:
Hallo zusammen,

ich hänge mich mal gleich an den Thread dran:

Ich habe eine Einspielung vom Cleveland Quartet, die mir recht gut gefällt. Allerdings habe ich jetzt gesehen, dass es die Streichquartette auch vom Talich Quartett gibt, die mir z. B. bei Dvorak und Mozart super gefallen haben. Hat einer von Euch vielleicht beide Einspielungen und kann vergleichen?

Dank und Gruß

Ruhri


Stilistisch sind die Einspielungen des Talich bei Beethoven mit ihren Aufnahmen von Dvorak und Mozart natürlich zu vergleichen. Insgesamt ist Talichs Beethoven sehr ensemble-betont (kann es nicht anders ausdrücken), es swingt und ist dem homogenen Schönklang verpflichtet. Erinnert ein wenig an frühere Aufnahmen des Budapest String Quartets und des Vegh Quartetts. Man sollte zumindest ein oder zwei CD von diesen Ensembles kaufen (egal von welchem), um zu hören, wie Beethoven "auch" klingen kann. Und die Talichs gibt es ja zZt. recht günstig bei 2001, also zugreifen.
Mit dem Cleveland kann ich sie nicht vergleichen. Ich habe beide Einspielungen, das Cleveland aber schon zu lange nicht mehr gehört.

Gerrit
Susanna
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 20. Dez 2004, 01:26
Hallo Philipp,

nein, speziell über die Streichquartette gibt's wohl kein Thema hier, erstaunlich!
Außer dem Alban Berg Qartett besitze ich noch eine LP - Box mit dem Pascal Streichquartett (als CD, glaube ich, nicht erhältlich, oder?). Mehr kann ich im Moment nicht darüber sagen, muß demnächst mal wieder reinhören. Ich fand die Aufnahmen jedenfalls vor ca. 5 (fünf!) Jahren gut.

Gruß,
Susanna
vanrolf
Inventar
#6 erstellt: 20. Dez 2004, 01:49
Guten Abend zusammen,

zunächst einmal meinen ehrlichen Respekt vor ph.s.:
Wenn Du Dich wirklich innerhalb einer Woche durch Deine gesamten Aufnahmen durchgehört hast und die aufgelisteten allesamt Gesamteinspielungen sind, dann ist das schon eine reife Leistung!

Auf einen solchen thread habe ich gewartet, denn das Thema interessiert mich sehr.

Ich besitze seit etwa fünf Jahren die Gesamteinspielung des Emerson String Quartet (DG, 1997) und habe den Erwerb nie bereut. Allerdings kenne ich mich mit der "historischen Aufführungspraxis" auch nicht besonders gut aus. Jedenfalls bin ich von der Vitalität dieser Einspielungen - unabhängig von ihrer musikhistorischen Einordnung - immer wieder so begeistert, daß ich mir nicht vorstellen könnte, sie allein deshalb minderwertiger zu finden, weil sie aus bestimmten Gründen vielleicht "falsch" oder unvollständig sein könnten.

Allein die Interpretation von Op.130 empfand ich immer als eine besondere, sehr intensive Erfahrung.

Daneben kenne ich seit kurzem eine Einspielung bekannterer Werke des Budapest String Quartet aus den Jahren 1960/62 (Op.59 No.3 "Razumovsky", Op.74 "Harfenquartett" und Op.133 "Große Fuge", Sony essential classics), die mir bislang weniger zusagt. Aufnahmetechnisch habe ich keine Probleme mit dem leichten Bandrauschen, wohl aber mit dem herben Klang und dem insgesamt auf mich eher unsauber und muffig wirkenden Gesamteindruck. Ehrlich gesagt habe ich im Moment wenig Lust, sie nochmal zu hören. Möglich, daß ich da durch die Emersons zu stark vorbelastet bin.

Aber ich möchte mich da als lernfähig erweisen und werde den Verlauf dieses threads weiter beobachten. Sicher werde ich mir künftig auch noch die eine oder andere Aufnahme zulegen.

Von den Aufnahmen des Amadeus-Quartetts aus den 50ern habe ich auch gutes gehört, kann ph.s. oder jemand anderes etwas näheres zu sagen?

Gruß Rolf
ClassicHunter
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 20. Dez 2004, 10:23
Marthaler
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 20. Dez 2004, 14:37
Ja, das Gewandhausquartett wird nicht zu Unrecht gerade hoch gelobt.

Freundlich grüßend
Marthaler
ph.s.
Inventar
#9 erstellt: 20. Dez 2004, 16:42

vanrolf schrieb:
Wenn Du Dich wirklich innerhalb einer Woche durch Deine gesamten Aufnahmen durchgehört hast und die aufgelisteten allesamt Gesamteinspielungen sind, dann ist das schon eine reife Leistung!


Ich habe (bzw nehme mir) grundsätzlich sehr viel Zeit zum Musikhorchen bzw -machen, außerdem beschäftige ich mich gerade im Zuge meines Studiums mit den Streichquartetten, also habe ich sogar die "Ausrede", dass es quasi "prä-beruflichen" Zwecken dient.
Ich muss aber zugeben, dass ich mir nur die Einspielungen des Amadeus-Quartetts und des Emerson String Quartet angehört habe!



vanrolf schrieb:
Von den Aufnahmen des Amadeus-Quartetts aus den 50ern habe ich auch gutes gehört, kann ph.s. oder jemand anderes etwas näheres zu sagen?



Obwohl die Aufnahmen aus den Sechzigern und Siebzigern sind (aus den Fünfzigern besitze ich keine), können sie neben den heutigen technisch und musikalisch locker bestehen. Zudem sind sie viel preiswerter als die neuen. Das Klangbild meiner Amadeus-Quartett-Aufnahmen würde ich als warm und angenehm beschreiben. Die Interpretation ist eher ausgeglichen: Es wird durchaus Gefühl gezeigt, ohne dabei aber kitschig zu werden. Man findet oft Parallelen zum Emerson-Quartett, also wer dieses mag, wird sicher auch mit dem Amadeus-Quartett glücklich. Auch die Amadeus-Streicher verwenden schon fleißig das Tremolo.
Meine Favoriten sind aber trotzdem die Emerson-Streicher, weil ich gefühlsmäßig finde, dass sie vor allem den Geist der späteren Quartette sehr gut erfasst haben. Gleich danach kommt aber das Amadeus-Quartett.

Grüße Philipp


[Beitrag von ph.s. am 20. Dez 2004, 17:01 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 09. Jan 2005, 09:14
Ich habe neulich wieder ein Streichquartett vom guten alten Ludwig im Radio gehört und war doch sehr angetan. Ich will mir jetzt doch einmal eine Gesamtaufnahme der Streichquartette holen.

Ich bin kein Krösus und wenn es billiger ginge wäre das schon recht. Bei 2001 habe ich neulich die Einspielung des Amadeus Quartetts aus den 60ern auf 7 CDs für etwas über 35 Euro gesehen. Wäre das eine Empfehlung?

Gruß Martin
ph.s.
Inventar
#11 erstellt: 09. Jan 2005, 14:31

Martin2 schrieb:
Ich bin kein Krösus und wenn es billiger ginge wäre das schon recht. Bei 2001 habe ich neulich die Einspielung des Amadeus Quartetts aus den 60ern auf 7 CDs für etwas über 35 Euro gesehen. Wäre das eine Empfehlung?



Also ich schätze das Amadeus Quartett sehr (siehe auch einen Beitrag über deinem!). Man merkt halt manchmal, dass es sich um ältere (aber dafür immerhin preiswertere) Aufnahmen handelt, aber das stört meiner Meinung nach überhaupt nicht!

Gruß Philipp
AcomA
Stammgast
#12 erstellt: 09. Jan 2005, 15:26
hallo musikfreunde,

kennt jemand die gesamteinspielung mit dem vermeer-quartett (1. geiger ist der recht bekannte shmuel ashkenasi), von warner classics (teldec) herausgegeben und recht günstig für etwas mehr als 20 € zu haben .

gruß, siamak
ph.s.
Inventar
#13 erstellt: 11. Jan 2005, 15:24

ph.s. schrieb:
Was haltet ihr von der historischen Aufführungspraxis bei Beethoven allgemein und speziell bei den Streichquartetten?


Es wäre nett, wenn ihr darauf noch ein wenig eingehen könntet, denn das interessiert mich speziell! Ich möchte meine Meinung gerne mit der von anderen vergleichen!
LG Philipp

edit:



AcomA schrieb:
kennt jemand die gesamteinspielung mit dem vermeer-quartett


Nein, kenne ich leider nicht! Aber danke für den Tipp! Ich werde mir mal was zum Reinhören besorgen und davon berichten!


[Beitrag von ph.s. am 11. Jan 2005, 15:27 bearbeitet]
zoe
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 15. Jan 2005, 20:45

AcomA schrieb:
hallo musikfreunde,

kennt jemand die gesamteinspielung mit dem vermeer-quartett (1. geiger ist der recht bekannte shmuel ashkenasi), von warner classics (teldec) herausgegeben und recht günstig für etwas mehr als 20 € zu haben .

gruß, siamak


Die kenne ich zwar nicht, habe nur in die Rasumovski hineingehört und finde sie etwas scharf, etwas hell (Rondo schreibt silbrig) aber Rondo
http://www.rondomagazin.de/fuehrer/beethoven/lvb07.htm
hat da eine Empfehlung ausgesprochen.

Was die Gesamtaufnahmen betrifft, muss ich doch eine Aufnahme hervorheben, die bis jetzt nur in einem Nebensatz erwähnt wurde: die mit dem Vegh Quartett(Naive, nicht die von M&A)
Ich schätze sehr ihre entspannte Art die Quartette anzugehen, obwohl es den Höhepunkten nicht an Ausdruck fehlt. Man findet Ruhepunkte und die Intepretation ist nicht duernd unter Hochdruck wie bei vielen anderen.
Wenn ich ihr Spiel charakterisieren möchte: entspannt, ausgeglichen, tiefschürfend, an den Charakter der Stücke angepasst. Insbesondere die späten Quartett erreichen eine Tiefe, die ich woanders vergeblich suche.
Die Aufnahmetechnik betont etwas das Cello,und manche werfen einen gewissen Schachtelton vor, aber wenn man mit Elektrostaten, (Stax) abhört kommt man in den Genuss einer Finesse und Ausgeglichenheit des Tons, die ich sehr schätze.
Auch kann man Sandor Vegh kleine Intonationstrübungen nachsagen, vor allem in den späteren Quartetten,und der Bratschist scheint gewisse Asthmaprobleme zu haben. Das behindert trotzdem nicht den positiven Gesamteindruck und ich möchte diese Aufnahme an die Spitze der mir bekannten Integralaufnahmen stellen und ich hab da so einiges im Schrank.
Um poetisch zu werden: mit den Veghs und Beethoven schwebe ich zwischen den Wolken und kann auf die Probleme des Alltags von Weitem herabsehen.

zoe
mindblaster
Neuling
#15 erstellt: 02. Jan 2006, 01:08
Hey danke für den tipp mit dem Gewandhaus Quartett - lese zwar regelmässig die webseite von schallplattenmann, aber dieses quartett kannte ich gar nicht

habe mal bei amazon kurz reingehört und *wow* - das erste mal das ich das ganze ähnlich genial gespielt finde, wie vom tokyo quartett
führt wohl kein weg dabei das ganze mal in ruhe zu hören...

adrian


ps

bin gerade ein bisschen dabei meinen musikalischen horziont zu erweitern
was für werke der klassik sollte man da kennen? je komplexer/schwerer je besser

wollte schon mal die neunte von mahler testen und bei amazon hats ja ein paar günstige ausgaben. habe da mal die aufnahmen von Barbirolli, Bernstein und Abbado näher angeschaut - aber ist mir fast schon zu weich und 'popig' *hust hust* genau so geht es mir bei der karajan einspielung von Schostakowitsch 10 symphonie

also was auser der h-moll messe (Gardiner/Monteverdi) und 'der kunst der fuge' (Goebel) muss man in der abendländischen musikgeschichte noch kennen (gerne auch dieselben werke von anderen künstlern interpretiert)? bevor man zu cage übergeht?


[Beitrag von mindblaster am 02. Jan 2006, 01:34 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#16 erstellt: 02. Jan 2006, 08:58
mindblaster schrieb:

bin gerade ein bisschen dabei meinen musikalischen horziont zu erweitern
was für werke der klassik sollte man da kennen? je komplexer/schwerer je besser

wollte schon mal die neunte von mahler testen und bei amazon hats ja ein paar günstige ausgaben. habe da mal die aufnahmen von Barbirolli, Bernstein und Abbado näher angeschaut - aber ist mir fast schon zu weich und 'popig' *hust hust* genau so geht es mir bei der karajan einspielung von Schostakowitsch 10 symphonie


Hallo Adrian,

nachträglich willkommen bei uns im Forum.
Ich würde Dich bitten, zur Beantwortung Deiner Frage mal im Inhalts- und Themenverzeichnis nachzuschauen oder einfach die threadliste abzuklappern, Du wirst dort mit Sicherheit fündig werden. Dieser thread hier behandelt gezielt Beethovens Streichquartette und ist zur Beantwortung Deiner Anfrage daher m.E. ungeeignet. Natürlich kannst Du es auch mit einem eigenen thread versuchen.

Gruß Rolf
op111
Moderator
#17 erstellt: 15. Jun 2007, 13:37
Hallo zusammen,

auf dem Label Brilliant
http://records.joanrecords.com/

erschienen diese Box mit
den

Streichquartetten Nr. 1-16
+Große Fuge op. 133
Guarneri Quartet
Brilliant # 93323 8 CDs (Recordings made between 1987 and 1992 in New York.)



eine Aufnahme aus dem Backcatalogue der Universal (Philips).

Die Universal hat die gleichen Aufnahmen ebenfalls im Programm


Plappert schrieb:
Die Streichquartette von Beethoven sind ja zeitgleich auch bei eloquence erschienen. Hier allerdings in "neuem Remastering". Man müsste jetzt also nur noch wissen, wo das "Geschrumme" besser klingt?


http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/9208483/rk/classic/rsk/hitlist


Nach meinen bisherigen Erfahrungen bearbeitet Brilliant Lizenzausgaben nicht, Stichproben aus dem Denon-Repertoire erwiesen sich als bitidentisch zur Originalausgabe.

Nun prangt aber auf der eloquence BOX das Ambient Surround Imaging (AMSI)-Logo, das eine Bearbeitung mit dem virtuellen Surround-Verfahren anzeigt, das in den Emil Berliner Studios entwickelt wurde.

Hat jemand beide Ausgaben und kann etwas zu einem möglichen Klangunterschied sagen?


Gruß


[Beitrag von op111 am 15. Jun 2007, 13:40 bearbeitet]
kallix
Stammgast
#18 erstellt: 30. Jun 2007, 00:11

mindblaster schrieb:
Hey danke für den tipp mit dem Gewandhaus Quartett - lese zwar regelmässig die webseite von schallplattenmann, aber dieses quartett kannte ich gar nicht

habe mal bei amazon kurz reingehört und *wow* - das erste mal das ich das ganze ähnlich genial gespielt finde, wie vom tokyo quartett
führt wohl kein weg dabei das ganze mal in ruhe zu hören...

adrian

kostet bei 2001 19.95 plus versand - ich habe mir die 10er cd box bestellt...bei dem preis !
gruss
kalli

EDIT Hüb': HF-Code korrigiert


[Beitrag von Hüb' am 01. Jul 2007, 17:07 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#19 erstellt: 18. Aug 2007, 19:04
Hallo zusammen,
ich wundere mich, dass hier noch nicht die ältere Gesamtausgabe des Juilliard-Quartetts zur Sprache gekommen ist.



Ich hatte längere Zeit gezögert, sie mir zuzulegen. Denn ich habe zwar diese Formation in einigen Einspielungen schätzen gelernt (z. B. Schumanns Klavierquartett und -quintett mit Gould bzw. Bernstein an den Tasten). Aber ihre Beethoven-Aufnahmen aus den Achtzigern und die Beiträge zur CBS/Sony-Gesamtausgabe von Weberns Werken mit Opuszahl haben mich dann nicht so überzeugt. Und bei oben abgebildeter Ausgabe werden die späten Quartette auch schon von der gleichen Besetzung wie in den weniger von mir geschätzten Aufnahmen gespielt.
Dann hatte ich erstmal tief ins Portemonnaie gegriffen für die Emerson-Gesamtausgabe. Aber die gefiel mir auch nicht so gut wie etwa deren frühere Aufnahme von Beethovens op.95 - z. B. weil das Cello von Finckel nicht mehr so ein schlanker Bass ist wie in den Achtzigern. Außerdem komme ich irgendwie mit dem üppigen Sound der Emerson-Gesamtausgabe klar.
Da ist obige Juilliard-Box für meine Ohren eine angenehme Alternative. Ob ich mir die späten Quartette noch in einer anderen Ausgabe zulegen muss (vielleicht LaSalle- oder Ungarisches Quartett), werde ich demnächst herausfinden.

Gruß
vom
Klassikkonsumenten
Kreisler_jun.
Inventar
#20 erstellt: 18. Aug 2007, 20:48

Klassikkonsument schrieb:
Hallo zusammen,
ich wundere mich, dass hier noch nicht die ältere Gesamtausgabe des Juilliard-Quartetts zur Sprache gekommen ist.




Das wundert micht auch, muß daran liegen, dass ich diesen thread bisher verpennt habe
Die ist zwar mit ca. 35 EUR ein wenig teurer als die Superschnäppchen (Guarneri, ABQ, Gewandhaus, Suske), aber dafür ein echter Klassiker! Sehr expressiv und gleichzeitig "analytisch". Der trockene Klang ist allerdings wohl nicht jedermanns Sache.
Von den jüngeren Ensembles beindrucken mich am meisten die bisher erschienen Aufnahmen mit dem Hagen Quartett. Die sind allerdings teuer und noch nicht komplett. Ebenfalls lohnend: das Petersen Quartett.



Da ist obige Juilliard-Box für meine Ohren eine angenehme Alternative. Ob ich mir die späten Quartette noch in einer anderen Ausgabe zulegen muss (vielleicht LaSalle- oder Ungarisches Quartett), werde ich demnächst herausfinden.


Wenn Du mal in zwei andere Aufnahmen reinschmecken willst, ich verkaufe gerade 3 CDs mit Quartetten

hier

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 15. Sep 2007, 00:01
Ich kann mich bisher mit den Streichquartetten Beethovons nicht befreunden. Hörte Opus 18 - langweilig. Dann glaube ich Opus 132 - langweilig. Dann fragte ich meinen Freund Julian aus London, welche Quartette er denn zum Hören empfehle. Er empfahl Opus 59, 1 und Opus 74. Opus 59,1 ist ja nicht soo schlecht. Aber so richtig vom Hocker gehauen hat es mich auch nicht. Erwarte ich zuviel? Aber vielleicht sind diese Einspielungen mit dem Alexander Quartett auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber Brahms finde ich so viel besser...
op111
Moderator
#22 erstellt: 15. Sep 2007, 00:45
Hi Martin,

Martin2 schrieb:
Ich kann mich bisher mit den Streichquartetten Beethovons nicht befreunden.
...
Das ist vielleicht auch eine Frage der Stimmung. Nach 15 Stunden Wagner oder einer heftigen Schostakowitsch-Sinfonie-Session brauche ich meistens etwas Abwechslung.


Martin2 schrieb:
Aber Brahms finde ich so viel besser...
Obwohl man dem boshaft nachsagt, er würde Streichquartette für Klavier instrumentieren.


[Beitrag von op111 am 15. Sep 2007, 00:46 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#23 erstellt: 15. Sep 2007, 16:44
Hallo Franz

Mein Freund hatte mir halt Opus 59,1 Opus 74 und Opus 131 empfohlen. Wie sind denn Deine Empfehlungen?

Insgesamt habe ich glaube ich in den letzten Jahren wirklich zuviel Musik gehört. Im moment sagt mir Literatur einfach mehr. Friedrich Schiller und Orhan Pamuk lese ich im moment.

Wie ich schon mal sagte: Ein Offtopikbereich für Diskussionen außerhalb der Musik wäre in diesem Forum nicht schlecht. Dann kann man sich mit Leuten, mit denen man gerne kommuniziert auch mal über andere Themen unterhalten, wenn man ein bißchen musikmüde ist. Und ich bin im moment definitiv ein bißchen musikmüde, höre, wenn überhaupt, nur Sachen, die ich gut kenne.

Und kann noch mal jemand etwas zur Qualität meiner Einspielung der Beethovenquartette mir dem Alexanderquartett sagen?
Joachim49
Inventar
#24 erstellt: 15. Sep 2007, 23:00

Franz-J. schrieb:


Martin2 schrieb:
Aber Brahms finde ich so viel besser...
Obwohl man dem boshaft nachsagt, er würde Streichquartette für Klavier instrumentieren. :D


Die Brahmsquartette gibt's ja sogar in Klaviertranskriptionen (4 händig) und so klingen sie auch nicht schlecht (Naxos).
Freundliche Grüsse
Joachim
Joachim49
Inventar
#25 erstellt: 15. Sep 2007, 23:16

Martin2 schrieb:
Ich kann mich bisher mit den Streichquartetten Beethovons nicht befreunden. Hörte Opus 18 - langweilig. Dann glaube ich Opus 132 - langweilig. Dann fragte ich meinen Freund Julian aus London, welche Quartette er denn zum Hören empfehle. Er empfahl Opus 59, 1 und Opus 74. Opus 59,1 ist ja nicht soo schlecht. Aber so richtig vom Hocker gehauen hat es mich auch nicht. Erwarte ich zuviel? Aber vielleicht sind diese Einspielungen mit dem Alexander Quartett auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber Brahms finde ich so viel besser...


Hallo Martin,
wenn Dir op 18,1 oder 59,1 und op 74 nicht gefallen, dann ist Dir wirklich nicht zu helfen. Obwohl ich das nicht glauben kann, da Du ja ein erfahrener Hörer bist. Ich habe Ende der 60-er Jahre das op 59,2 und op131 live mit dem Julliardquartett gehört und das hat mich wirklich vom Hocker gerissen: sowohl Beethoven als auch das damalige Julliardquartett. Die späten Quartette fragen liebevolle Geduld (ab op 127) aber die Schlusssätze von op 131 und 132 müssten mit ihrem leidenschaftlichen Charakter doch irgendwie zünden. Op 18,1 ist auch von Beginn bis Ende ein mitreissendes Werk; da kommt nun wirklich jemand und haut auf den Tisch und macht deutlich dass er in Sachen Quartettmusik ein Wörtchen mitzureden hat. Der langsame Satz gehört zum aufregendsten das Beethoven geschrieben hat. Das Alexanderquartett kennen ich leider nicht, kann also nicht beurteilen ob's an der Interpretation liegt. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass eine profesionelle Quartettvereinigung sie so verhunzt, dass ihre Qualität nicht erkennbar ist. Jedenfalls hat under Freund Ludwig in diesem Genre mit das Beste gegeben, das er zu bieten hatte.
Also, immer wieder versuchen, irgendwann muss der Funke doch überspringen. (Ich empfehle die Einspielung des Julliardquartetts aus den 60-er Jahren, als Isidor Cohen (der später zum Beaux Arts Trio ging) und Klaus Mann noch mitspielten (Sony))
Freundliche Grüsse
Joachim
enkidu2
Inventar
#26 erstellt: 16. Sep 2007, 00:04
Also ich mag am liebsten und fast ausschließlich nur Orchesterwerke und kann daher nachempfinden, dass sich Martin2 mit Kammermusik schwer tut. Mir liegt Kammermusik meist deshalb nicht, weil da zu wenig Action ist.

Allerdings gibt es auch Aunahmen bei meinen Lieblingskomponisten wie Beethoven oder Dvorak. Z.B. haben mir die Streichquartette op.18/1 und 18/4 2003 bzw. 2004 gut gefallen (7 von 10 Punkten). Andererseits weiß ich, wie entscheidend dabei der Interpret sein kann. Mit dem Emerson String Quartet kann ich z.B. nichts anfangen, aber Cleveland Quartet dagegen ist für mich ansprechender.

Das der Funke überspringt, kann man nicht erzwingen. Aber man sollte hin und wieder mal was ausprobieren. Denn manchmal findet man auch die Interpretation, wo's dann schnackelt. Also nicht aufgeben, Martin2, aber auch nicht beunruhigen lassen.
Martin2
Inventar
#27 erstellt: 16. Sep 2007, 00:11
Hallo Joachim,

danke für Deine Tips. Ja, vielleicht bin ich im moment auch einfach nicht aufnahmefähig. Ich schätze Beethoven wirklich sehr, nicht nur die Sinfonien und Konzerte, sondern auch die Klaviersonaten, die Violinsonaten zum Teil wie auch diese große Cellosonate. Ich kann mir auch irgendwie gar nicht vorstellen, daß die Quartette nicht gut sind, ich glaube ich habe nur zuviel gehört auch zu viel neues in den letzten Jahren. Man muß sich Zeit nehmen, viel Zeit. Ich werde auch meinen Reklam Kammermusikführer mal wieder zu Rate ziehen.

Na ja, ich bin 46, vielleicht werde ich ja 96, dann habe ich ja noch viel Zeit, mir Sachen anzuhören. Ich kenne nun von Beethoven schon sehr viel, Orchestermusik, Fidelio, Messen, Klaviermusik, es tut auch nicht unbedingt not, mich durch diese dicke Sonybox innerhalb von ein paar Monaten durchzuhören. Ich glaube, ich werde mir in der nächsten Zeit vor allem noch mal das Opus 59,1 zu gemüte führen. Einfach immer wieder hören.

Mich erstaunen nur immer wieder Leute, die anscheinend alles kennen, da denke ich: Das müßtest Du doch eigentlich auch alles kennen und schätzen.

Danke für den Tip mit dem Julliard Quartett. Ich glaube ich hatte von denen mal den Bartok auch aus den 60ern, der war wirklich hervorragend. Hatte den auf LP, die spätere Einspielung auf CD fand ich schlechter.

Vielleicht hätte ich in Punkto Beethoven auch wirklich Lust, mich noch mal in die Klaviersonaten zu versenken. Die Quartette können warten. Die Klaviersonaten gefallen mir wirklich fast alle und ich habe so schöne Aufnahmen, Gulda und Schnabel und noch anderes.

Es gibt einfach zuviel gutes, da muß man Prioritäten setzen. Ich gerate ins Plaudern. Aber in meiner Jugend war es wirklich so, daß ich viel weniger "Stoff" gehört habe, den aber intensiver. Also ich muß mich bremsen, auch wenn ich dann vielleicht mit anderen Leuten, die mehr kennen, nicht mithalten kann. Es hat keinen Wert, sich alle Dinge nur oberflächlich anzuhören, nur bis zu dem Punkt, wo man sagt: Das gefällt mir, sondern bis zu dem Punkt, wo man sagt: Ich liebe es.

Ich kenne auch Leute, die sind ganz anders. Die haben vielleicht 5 oder 6 Sachen, die lieben sie. Und alles weitere interessiert sie eigentlich nicht mehr. Na ja, vielleicht gibt es ja irgendwo noch einen Mittelweg. Aber so Klassikforen wie dieses hier verführen einen wirklich dazu, sich immer neues anzuhören, weil man immer wieder Anregungen bekommt.

Ich habe mich in den letzten Jahren eben auch mit dicken Boxen eingedeckt: Die Händel, Schubert, Brahms, Dvorak Brilliant Masterworksboxen und diese dicke Beethoven Sonybox. Und vieles andere mehr. Eine Lebensaufgabe, das alles zu hören. Entschuldige mein Geschwätz. Aber es ist manchmal auch alles einfach zu viel. Jedenfalls für mich.
Kreisler_jun.
Inventar
#28 erstellt: 16. Sep 2007, 12:09
Ich kann den anderen nur zustimmen.
Es ist vielleicht keine sehr gute Idee, in einer Phase, in der man generell wenig Lust auf Musik verspürt, sich einem solch grandiosen, aber von Beginn an fordernden Zyklus zu nähern. Es gibt keine Musik, die die Beschäftigung mehr lohnt (und auch keine mit mehr action, ich sehe das gerade umgekehrt wie enkidu, bei Orchestermusik oder erst recht Oper kommt man mitunter mit dem aufgeblasenen Breittreten dürftiger Ideen durch, was bei Kammermusik immer schief geht).

Ich weiß auch nicht recht was man (außer Wiederhören und Zuhören) empfehlen kann, wenn Stücke wie die langsamen Sätze aus op.18,1, op.59,1+2 oder op. 132 nicht relativ schnell zutiefst beeindrucken.
(Das vermutlich beliebteste Quartett, das bei mir persönlich aber ziemlich weit unten rangiert, dürfte op.59,3 sein)

Ich glaube auch eher nicht, dass es an Quartettmusik allgemein liegt. Brahms' Quartette werden von praktisch allen mir bekannte Hörern als wesentlich spröder und sperriger empfunden als Beethovens. Wenn die Dir gefallen, sollten Dir Beethovens eher früher als später auch zusagen.

Zwar kenne ich die Aufnahme des Alexander Q. nicht, aber obwohl es selbstverständlich große Qualitätsunterschiede gibt, halte ich diese Quartette nicht für so empfindlich gegenüber nicht erstklassigen Interpretationen wie manch andere Musik (etwa Haydns Quartette und Sinfonien)

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#29 erstellt: 16. Sep 2007, 19:29

Kreisler_jun. schrieb:

Es ist vielleicht keine sehr gute Idee, in einer Phase, in der man generell wenig Lust auf Musik verspürt, sich einem solch grandiosen, aber von Beginn an fordernden Zyklus zu nähern.


Da wirst Du sicher recht haben. Ich will lieber Höreindrücke vertiefen, wie ich es im moment mit meinem wunderbaren Brahms mache.


Es gibt keine Musik, die die Beschäftigung mehr lohnt


Also wird sie sicher irgendwann mal wieder ganz oben auf der Tagesordnung stehen.


Ich weiß auch nicht recht was man (außer Wiederhören und Zuhören) empfehlen kann, wenn Stücke wie die langsamen Sätze aus op.18,1, op.59,1+2 oder op. 132 nicht relativ schnell zutiefst beeindrucken.
(Das vermutlich beliebteste Quartett, das bei mir persönlich aber ziemlich weit unten rangiert, dürfte op.59,3 sein)


Danke für die Hinweise.


Ich glaube auch eher nicht, dass es an Quartettmusik allgemein liegt. Brahms' Quartette werden von praktisch allen mir bekannte Hörern als wesentlich spröder und sperriger empfunden als Beethovens. Wenn die Dir gefallen, sollten Dir Beethovens eher früher als später auch zusagen.


Das denke ich auch.


Zwar kenne ich die Aufnahme des Alexander Q. nicht, aber obwohl es selbstverständlich große Qualitätsunterschiede gibt, halte ich diese Quartette nicht für so empfindlich gegenüber nicht erstklassigen Interpretationen wie manch andere Musik (etwa Haydns Quartette und Sinfonien)



Eigentlich komisch, daß die hier niemand kennt. Diese Sonybox ist in diesem Forum ja sehr angepriesen worden dank unschlagbarem Preisleistungsverhältnis und viele haben sie sich gekauft ( zum Beipiel Hüb). Nun will sie keiner kennen. Merkwürdig.
Klassikkonsument
Inventar
#30 erstellt: 17. Sep 2007, 13:08
Hallo Martin,


Martin2 schrieb:
[...]und Opus 74. Opus 59,1 ist ja nicht soo schlecht. Aber so richtig vom Hocker gehauen hat es mich auch nicht. Erwarte ich zuviel? Aber vielleicht sind diese Einspielungen mit dem Alexander Quartett auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber Brahms finde ich so viel besser...


Also wenn du Brahms' Kammermusik und auch seine Quartette magst, dann musst du insbesondere dem Harfenquartett op. 74 noch mal ne Chance geben. Schließlich ist der letzte Satz die "Mutter" aller Brahmsschen Variationssätze (oder jedenfalls ein Vorläufer des zweiten Satzes von Brahms Streichsextett Nr. 1 op. 18 und des Finales von op. 67).
Vor Jahren habe ich mal nach einer Alternative zur Aufnahme von Beethovens op. 131, die ich im Radio mitgeschnitten hatte, gesucht, und beim Vergleichshören gefiel mir das Alexander Quartett am Besten (war aber wohl auch nicht die ideale Hörsituation im Laden).

Viele Grüße
vom
Klassikkonsumenten
Klassikkonsument
Inventar
#31 erstellt: 17. Sep 2007, 13:14
Hallo Kreisler jr.,


Kreisler_jun. schrieb:
Wenn Du mal in zwei andere Aufnahmen reinschmecken willst, ich verkaufe gerade 3 CDs mit Quartetten

hier


ich bin immer etwas skrupulös, mir neue Aufnahmen zuzulegen. Aber ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken meine Emerson-GA gegen die späten Quartette mit dem LaSalle- und / oder dem Ungarischen Quartett zu tauschen.

Viele Grüße
von
Klassikkonsumenten
Kreisler_jun.
Inventar
#32 erstellt: 17. Sep 2007, 17:59

Klassikkonsument schrieb:


Martin2 schrieb:
[...]und Opus 74. Opus 59,1 ist ja nicht soo schlecht. Aber so richtig vom Hocker gehauen hat es mich auch nicht. Erwarte ich zuviel? Aber vielleicht sind diese Einspielungen mit dem Alexander Quartett auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber Brahms finde ich so viel besser...


Also wenn du Brahms' Kammermusik und auch seine Quartette magst, dann musst du insbesondere dem Harfenquartett op. 74 noch mal ne Chance geben. Schließlich ist der letzte Satz die "Mutter" aller Brahmsschen Variationssätze (oder jedenfalls ein Vorläufer des zweiten Satzes von Brahms Streichsextett Nr. 1 op. 18 und des Finales von op. 67).


Ja, das Finale von op.74 klingt extrem brahmsisch. Ich bin auch ziemlich sicher, dass Brahms das Finale seines op.67 mit Absicht deutlich an das Vorbild anklingen ließ. (Ich persönlich mag das Harfenquartett allerdings nicht so besonders).
Es ist aber wirklich keine Schande, sich Zeit für die Stücke zu nehmen; mich haben zwar sehr viele davon spontan begeistert, aber sie sind (gerade auch op.18 und op.59, keineswegs nur die auratischen "Späten") mitunter sperrige und durchgehend sehr fordernde Werke.

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#33 erstellt: 17. Sep 2007, 19:32
Na ja, ich habe mir heute noch mal Opus 59,1 angehört. Ein Satz, der mich wirklich begeistert, ist das Scherzo. Das finde ich höchst originell. Beim ersten Satz fehlt mir immer noch der Zugang vom ganzen. Ich erkenne das Hauptthema, aber die ganze musikalische Entwicklung bleibt mir irgendwie noch verschlossen. So ergeht es mir mit den anderen Sätzen auch. Ich sollte mich jetzt vielleicht wirklich mal am Opus 59,1 festbeißen. Auch wieder Opus 74 gehört, aber das sollte ich wohl vorläufig lassen.

Insgesamt bin ich nicht der ideale Kammermusikhörer. Ich vermisse bei der Kammermusik den Klangfarbenreichtum der Orchestermusik. Aber dann gibt es wieder Sachen, die mich begeistern, wie das 1. Klaviertrio von Brahms oder zwei von Dvoraks Streichquartetten ( das Amerikanische und ich glaube Opus 106 oder so) oder die Brahmsschen Streichquartette oder das Schubertsche Streichquintett.

Kammermusik und Klaviermusik ist für mich Stimmungssache. Obwohl ich die Klaviersonaten von Beethoven mit Gulda wirklich sehr gerne gehört habe. Sinfonik kann ich eigentlich irgendwie immer hören. Nur daß ich viele Sachen, wie die Beethoven und Brahmssinfonien, einfach auch schon viel zu oft gehört habe.

Ich glaube, daß ich in meiner Jugend unter dem Vorurteil gelitten habe, daß die Sinfonik einfach das beste an einem Komponisten wäre, daß er die Einfälle minderer Qualität für die anderen Gattungen verwendet hat. So ganz habe ich mich von diesem Vorurteil nie lösen können. Das ist ja "nur" Kammermusik, für etwas besseres hats nicht gereicht.

Und dann gibt es immer wieder Geschichten, die einen darin bestärken, diese Geschichte von dem Brahms, der 25 Jahre an seiner ersten Sinfonie gerungen hat. Hat er mit anderen Werken auch so lange gerungen?

Ich weiß auch nicht, ob Beethoven mein Lieblingskomponist ist. Er ist nur einfach ein so verdammt großer Komponist, das kann ich gar nicht bestreiten, aber andere Komponisten, wie Schubert und Brahms lösen einfach bei mir mehr "Liebe" aus. Kann man Beethoven lieben wie man Brahms liebt?
Klassikkonsument
Inventar
#34 erstellt: 18. Sep 2007, 09:56

Martin2 schrieb:

Ich glaube, daß ich in meiner Jugend unter dem Vorurteil gelitten habe, daß die Sinfonik einfach das beste an einem Komponisten wäre, daß er die Einfälle minderer Qualität für die anderen Gattungen verwendet hat. So ganz habe ich mich von diesem Vorurteil nie lösen können. Das ist ja "nur" Kammermusik, für etwas besseres hats nicht gereicht.


Aber gerade das Streichquartett gilt wiederum als für Komponist und Hörer besonders anspruchsvoll. Man könnte ja andersrum über die Sinfonie lästern, der Komponist könne hier mit den Möglichkeiten des Orchesters über sein Unvermögen hinwegtäuschen (das wäre sicher eine fortgeschrittene Art von Unvermögen), was im "nackten" Quartettsatz oder auf dem Klavier nicht möglich sei.


Und dann gibt es immer wieder Geschichten, die einen darin bestärken, diese Geschichte von dem Brahms, der 25 Jahre an seiner ersten Sinfonie gerungen hat. Hat er mit anderen Werken auch so lange gerungen?


Mit dem Genre Streichquartett hat sich Brahms ebenfalls ziemlich 'rumgequält. Ich glaube, er hat vor seinen offiziellen ersten beiden op. 51 schon etwa 20 Streichquartette geschrieben, die er aber vernichtete.


Kann man Beethoven lieben wie man Brahms liebt?


Meinem Eindruck nach wirkt Brahms' Musik insgesamt irgendwie disziplinierter und kontrollierter als Beethovens, auch eher klassizistisch und ausgewogen - auch wenn es bei Brahms schön leidenschaftliche Ausbrüche gibt. So etwas wie die Große Fuge hätte sich Brahms wohl nie getraut.

Viele Grüße
vom
Klassikkonsumenten
Martin2
Inventar
#35 erstellt: 18. Sep 2007, 19:14
Auch auf die Gefahr hin zu langweilen, ich habe mir heute noch mal ich weiß nicht zum wievielten male das Opus 59,1 angehört. Ich bin doch schwer begeistert! Aber auch das Opus 74 gefiel mir sehr gut, vor allem der 1. und 3. Satz. Ich weiß gar nicht, warum mir diese Musik beim ersten Hören nicht so sehr gefallen wollte!

Aber das ist eben das schöne an einem solchen Klassikforum wie diesem hier: Man bekommt doch immer wieder Anregungen und manchmal auch so den Schubs, den man braucht, um sich Musik einfach noch mal anzuhören. Also danke noch mal für den Schubs!

Insgesamt stelle ich eben bei mir fest, daß es eigentlich fast keine klassische Musik gibt, die mich schon beim ersten mal so sehr begeistert hat. Ich brauche immer das dritte, vierte, fünfte Hören.
Martin2
Inventar
#36 erstellt: 20. Sep 2007, 00:25
Zum Alexander Quartett habe ich diesen Thread im Googelforum gefunden:

http://groups.google.com/group/rec.music.classical.recordings/browse_thread/thread/2c6507bb33cc104b/ac71429c507c5e0a?lnk=gst&q=alexander-quartet&rnum=1#ac71429c507c5e0a

Wenn man dem glauben darf, ist das Alexanderquartett zwar "decent", aber doch nicht so ganz der Bringer. Ich überlege mir, ob ich mir nicht doch noch mal die Juliard Strings aus den 60ern hole.

Heute habe ich im übrigen mir auch mal Opus 59,2 angehört. Wie gefällt euch dieses Quartett? Ich fand den ersten Satz irgendwie eindrucksvoll. Der langsame Satz sagte mir beim ersten Hören noch nicht so viel. Das Scherzo fand ich langweilig, aber den letzten Satz dann wieder interessant. Den langsamen Satz findet der Reklam Kammermusikführer allerdings herrlich.
Martin2
Inventar
#37 erstellt: 20. Sep 2007, 11:34
Ich sehe aber, das Alexander Quartett bekommt im Penguins Guide für seine Opus 18 eine sehr freundliche Besprechung und die Höchstwertung von drei Sternen. Dann scheint diese Einspielung für das Kennenlernen der Beethovenschen Streichquartette doch gut genug zu sein.
enkidu2
Inventar
#38 erstellt: 20. Sep 2007, 22:22
Habe mir anlässlich dieses Threads heute abend op. 59/1 angetan, in der Einspielung mit dem Cleveland Quartet.



Ergebnis: mittelmäßig begeistert (5 von 10 Punkten). Nur der 3. Satz war für mich befriedigend. Auch op. 59/2 kam 2005 nur auf ein mittelmäßg. Bin gespannt, ob mir op. 59/3 als nächstes mehr zusagt. Opus 18 sagte mir in der Vergangenheit mehr zu, op. 18/1 und 18/4 hatten mir 2003 bzw. 2004 gut gefallen.


The Gramophone Classical Good CD & DVD Guide 2006 preist als "Simply the best" für op. 59 die Einspielung des Takács Quartet an.

Martin2
Inventar
#39 erstellt: 22. Sep 2007, 08:20
Im moment interessieren mich Interpretationsfrage noch nicht
so sehr. Dieses Alexanderquartett scheint ja ganz in Ordnung
zu sein.

Mich würde es vielmehr interessieren, welche Werke ihr denn
zu Euren Lieblingen zählt und warum. Man könnte natürlich
noch mal einen neuen Thread aufmachen, der ganz von Interpretationsfragen
abgekoppelt ist. Muß aber auch nicht sein.

Ich lasse mich nur eben furchtbar gerne zum Musikhören auch
anregen. Mir haben die 3 Streichquartette Opus 59 und das 76
schon sehr gut gefallen. Ist auch kein Wunder, ich glaube bei
Beethoven mag ich am liebsten die mittleren Sachen, die frühen
sagen mir noch nicht so zu, und vor den späten Quartetten habe
ich ein bißchen Angst.

Tschaikovski konnte ja mit den späten Quartetten von Beethoven
gar nichts anfangen. "Es ist ein Schimmer da", aber außer einem
Schimmer konnte er dort nichts entdecken. Aber wenn nun schon
Tschaikovski mit den späten Streichquartetten nichts anzufangen
wußte, fürchte ich für mich als Normalsterblichen das Schlimmste.
Kreisler_jun.
Inventar
#40 erstellt: 22. Sep 2007, 09:45

Martin2 schrieb:

sagen mir noch nicht so zu, und vor den späten Quartetten habe
ich ein bißchen Angst.

Tschaikovski konnte ja mit den späten Quartetten von Beethoven
gar nichts anfangen. "Es ist ein Schimmer da", aber außer einem
Schimmer konnte er dort nichts entdecken. Aber wenn nun schon
Tschaikovski mit den späten Streichquartetten nichts anzufangen
wußte, fürchte ich für mich als Normalsterblichen das Schlimmste.


Das ist wirklich Quatsch. Ich glaube, die meisten Hörer haben so viel komisches Zeug über die ominösen späten Quartette gelesen, dass sie sie nicht mehr unbefangen hören können. Es gibt einen *einzigen* Satz in allen 5 Werken, der erstmal eine ziemliche Zumutung ist, das ist die "Große Fuge" op.133. Der Rest ist jetzt zwar nicht gerade so eingängig wie Dvoraks "Amerikanisches", aber keineswegs schwieriger zu hören als die mittleren Quartette. Besonders die ersten beiden aus op.59 und auch op.95 werden von etlichen Hörern eher als noch spröder wahrgenommen.

Der vielleicht beste Einstieg könnte op.132 sein, nicht zuletzt wegen des "Heiligen Dankgesang". Aber auch die Ecksätze sind leidenschaftliche Sätze, die vom Ausdruck nicht so weit vom mittleren Beethoven entfernt sind. Auch op. 127 hat einen wunderbaren langsamen Satz, der Rest ist eher lyrisch-humorvoll, vielleicht etwas "abstrakt". op.130 ist wohl, nicht nur wegen des eigentlichen Finalsatzes op.133 der schwerste Brocken. Andererseits sind hier die Sätze 2-5 alle recht kurz und teils sehr eingängig. Man kann ja zunächst das Ersatzfinale hören und sich der Fuge später nähern. op.131 ist wiederum das formal ungewöhnlichste, aber melodisch und emotional sehr beeindruckend. Man kann ja mal einfach zuhören, ohne groß zu überlegen, wie das jetzt von den üblichen Formen abweicht. Das letzte ist schließlich fast "klassizistisch": übersichtlich, formal traditionell, stellenweise fast Haydn-artig.

Also, wenn Du mit opp.59 und 74 einigermaßen vertraut bist, gehe zu op.95 und op.132. Es würde mich nicht wundern, wenn Du letzteres zugänglicher fändest!

Respekt vor großen Kunstwerken gewiß, aber "Angst" ist wirklich der falsche Weg und ganz unnötig.

viele Grüße

JK jr.
Joachim49
Inventar
#41 erstellt: 22. Sep 2007, 13:33

Martin2 schrieb:


Mich würde es vielmehr interessieren, welche Werke ihr denn
zu Euren Lieblingen zählt und warum. Ist auch kein Wunder, ich glaube bei Beethoven mag ich am liebsten die mittleren Sachen, die frühen sagen mir noch nicht so zu, und vor den späten Quartetten habe ich ein bißchen Angst. Aber wenn nun schon
Tschaikovski mit den späten Streichquartetten nichts anzufangen wußte, fürchte ich für mich als Normalsterblichen das Schlimmste.


Lieber Martin,
Angst ist gewiss das falsche Wort. Man darf auch nicht vergessen, dass viele russische Komponisten ein recht distanziertes Verhältnis zu Beethoven hatten. Ich hatte das Glück Ende der 60-er Jahre das Julliarquartett mit einem mittleren (59-2) und einem späten Beethoven (131) zu hören. Das war ein unglaubliches Erlebnis. Zwar hatte ich schon manches an klassischer Musik konsumiert - aber das war wirklich in jeder Hinsicht - musikalisch und interpretatorisch unvergleichlich. Noch heute, fast 40 Jahre später versetzt mich die Erinnerung an diesen Abend in einem hässlichen aber akustisch hervorragenden Schuppen (Volksbildungsheim Frankfurt) in tiefste Erregung. Seitdem habe ich Beethovens Quartette immer wieder in den verschiedensten Interpretationen gehört.
Die späten Werke haben mir anfänglich auch zu schaffen gemacht. Wir dürfen nicht vergessen dass der Höreindruck nicht nur vom Charakter der Komposition sondern auch von unserer eigenen Beschaffenheit und Stimmung abhängig ist, auch von unserer musikalischen Erfahrung. Die grossen langsamen Sätze erfordern viel Geduld und Konzentration (Konzentration ist vielleicht nicht ganz richtig, da es den Eindruck erwecken könnte es sei schwere Arbeit. Man muss sich halt dieser Musik öffnen und hoffen das die Gedanken nicht abgleiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass hierbei das Mitlesen in der Partitur hilfreich sein kann: nicht aus 'wissenschaftlichen' Gründen, sondern weil die Aufmerksamkeit durch aussermusikalmische visuelle Reize nicht abgelenkt wird.). Also es gelingt sicher nicht immer aufmerksam zuzuhören, dann muss man halt (ein anderes mal) wieder beginnen. Ich habe nicht den geringsten Zweifel: früher oder später wirst Du belohnt werden. Es ist nämlich in der Musik oft so, dass die Sachen die uns sofort mitreissen oft schnell an Reiz verlieren, während wir viel mehr durch das belohnt werden, was wir uns auch ein bisschen erkämpfen mussten. Ich bin ganz sicher: irgendwann wirst Du dir dankbar sein, dass du die Geduld aufgebracht hast. Irgendwann ist sie da, die Liebe zu diesen späten Quartetten und sind sie eine nie versiegende Quelle der Freude und der Beglückung.

Ich werde wenig zu den milleren Quartetten sagen, die durch ihre brilliante Natur (Beethoven selbst hat sie glaube ich als brilliant bezeichnet) etwas leichter zugänglich sind.

Liebevolle Geduld erfordern vor allem die Cavatina aus op 130, noch viel mehr die berühmte Canzona aus op 132 (die ich nun keineswegs zum Einstieg empfehlen würde: mehr als 15-minütige molto adagios sind nicht jedermanns Sache (aber vergiss nicht, du bist kein musikalischer Jedermann, also keine Angst.) Wirklich mitreissend scheinen mir die Schlusssätze aus op 131 und 132 zu sein. Bei op 132 sollte man auf jedenfall das alla marcia (den 4. Satz) mitnehmen. Das ist nun ein ganz konventionelles Stückchen Musik, das nicht im geringsten vermuten lässt welcher kontrast kurz danach kommt. In op 131 ist der Kontrast zwischen dem leider viel zu kurzen resignativen Adagio quasi un poco andante
und der manchmal aufmuckenden Leidenschaft im Finalsatz wundervoll.

Beethoven schätzte sein op 131 als seine beste Komposition (!). Es ist ein harter Brocken aber unglaublich vielseitig, was die Stimmungen betrifft. Aber der Kopfsatz und das Andante ma non troppo fragen viel Geduld (die ich auch nicht immer aufbringe).

Die grosse Fuge (op 133) ist vielleicht der härteste Brocken. Mit Beethoven als Fugenkomponist konnte ich mich nie so recht anfreunden. Muss denn die Hammerklaviersonate wirklich mit so einer blöden Fuge enden? Aber die grosse Fuge (op 133) enthält so tolle Sachen, dass man nicht auf sie verzichten kann: der Schluss ist wie eine Erlösung. Als ob Beethoven sagen wollte: nach der schrecklichen Viertelstunde , die ich euch zugemutet habe soll's wenigstens reisserisch ausklingen. Es lohnt sich wirklich für diesen Kontrast sich eine Viertelstunde zu quälen.

Op 135 erreicht vielleicht nicht die Tiefen der anderen späten Quartette (trotz des Mottos im Schlussatz: "Muss es sein? Es muss sein" - von Beethoven selbst über die Noten geschrieben. Was da sein muss, wird nicht so klar - gewiss nicht aus dem Charakter der Musik. Das Vivace ist ein Kuriosum - man könnte an einer Stelle nun wirklich meinen, dass der Plattenspieler hängengeblieben ist, oder ein Stück 'repetitive' minimal music reingeschnitten wurde.

Hör dir die Sachen ohne Scheu immer wieder an, eventuell in kleinen Portionen. übertrage sie auf den mp - Spieler und nimm sie überall mit hin wo Gelegenheit für Hôrpausen ist. Irgendwann ist die Musik ein Stück von Dir, und Du kannst dir gar nicht mehr erklären warum sie dir zunächst so unzugänglich erschien.

Und noch etwas. Es gibt nicht den geringsten Grund abschätzig auf die 6 Quartette op 18 hinabzublicken. Wenn man sie geringschätzt, dann muss man auch die Mozart und Haydnquartette geringschätzen, und dazu gibt's nicht den geringsten Grund.
Freundliche Grüsse
Joachim
Martin2
Inventar
#42 erstellt: 22. Sep 2007, 14:39
Lieber Joachim, lieber Kreisler Junior,

vielen Dank für Eure Hinweise. Das regt mich doch sehr an, meine musikalische Entdeckungsreise mit den Beethovenschen Quartetten fortzusetzen. So ganz überstürzt wird das allerdings nicht geschehen, ich möchte das, was ich in den letzen Tagen schätzen gelernt habe, wie die Opus 59 1+2, oder das Harfenquartett, oder das ( anderes Thema) Erzherzogstrio noch recht häufig hören, um mich in diese Welt besser einzufinden. Aber ich freue mich sehr auf die tollen Dinge, die mich dort noch erwarten.

Es ist ja eigentlich eine Schande. Da ist man 46, hört klassische Musik seit mehr als 30 Jahren und man kennt solche tollen Sachen noch nicht einmal. Wo die Gründe dafür liegen? Einmal an der allgemeinen Hemmschwelle gegenüber Kammermusik. Und dann haben mir wohl auch häufig die günstigen Angebot gefehlt. Dem ist ja nun dank Brilliant oder auch der günstigen Sonybox wohl abgeholfen.

Gruß Martin
WolfgangZ
Inventar
#43 erstellt: 10. Nov 2007, 15:09
Hallo, miteinander!

Martin tat's vor Wochen, ich versuch`s auch hier, soeben unter "Was hört ihr gern" habe ich die Frage ebenso gestellt: Was haltet ihr von den Aufnahmen des Alexander-Quartettes, 1999 erschienen, jetzt im Rahmen der Sony-Box wiederveröffentlicht?

Selbst habe ich bisher eine halbe Meinung - habe auch erst ein Viertel der Quartette in dieser Einspielung gehört.

Ansonsten besitze und kenne ich die Gesamtaufnahme des ABQ. Sie gefällt mir durchaus, was gute Klangqualität und eine unexaltierte, aber auch nicht langweilige Sicht der Werke anbelangt, nüchternes, durchsichtiges, präzises Spiel, vielleicht nicht das, was man genialisch oder unverwechselbar nennen würde.

Besten Gruß, Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 10. Nov 2007, 15:10 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#44 erstellt: 10. Nov 2007, 16:28
Noch eben zum Alban Berg Quartett.

Franz sagt dann erst über die braune EMI Box:

.. ja! genau die sind es. Die 7 CDs gibt es seit langem für um 25,-
Daraus höre ich gleich op. 59 Nr. 3 .
Die neuen kenne ich nicht. Nachdem ich ein Konzert aus der Reihe mit etlichen Patzern erlebt hatte, sah ich keinen Bedarf für eine Live-Aufnahme davon.


Das brachte mich dazu ein Streich Quartett Op. 18 Nr. 4 von der Box zu vergleichen mit einer Live-Aufnahme aus 1989, Wien, auf DVD erschienen in 2005 (3 DVD's mit jeweils 2 Scheiben); beide natürlich in pcm stereo.

Die CD-Aufnahme ist viel deutlicher, die Linien sind besser zu folgen, das Spielen ist sauberer und die Balans der Instrumente zueinander ist besser. Ich habe das Menuetto ein paar Mal verglichen: auf der CD 'schwingt es', auf der DVD lässt es mich viel mehr kalt, obwohl ich gerne Live-Ausführungen höre (im Konzertsaal und zuhause).

Gruss, Jürgen
Maastricht
Inventar
#45 erstellt: 10. Nov 2007, 17:55
Hallo Wolfgang,

Wegen Deiner Frage:

Was haltet ihr von den Aufnahmen des Alexander-Quartettes, 1999 erschienen, jetzt im Rahmen der Sony-Box wiederveröffentlicht?


habe ich mir vom Alexander Quartett das gleiche Stück angehört (op. 48, nr. 4: Menuetto und dann wieder die ABQ-Ausführung auf der CD.

Meiner Meinung nach spielt das Alexander Quartett das Stück weniger raffiniert, verfeint, es fehlen mir die Nuancen, die für mich das längere Zuhören der Mühe wert machen. Ich würde sagen - sehr pauschal - das die Ausführung des Alexander Quartetts sehr munter ist (von der Leber weg): das ist ihre Stärke und ihre Schwäche.

Gruss, Jürgen
WolfgangZ
Inventar
#46 erstellt: 10. Nov 2007, 19:11
Danke, Jürgen, für den Vergleich.

Bei op. 59/3 wird die Schlussfuge sehr hurtig genommen, die Präzision und Schärfe des etwas langsameren ABQ nicht ganz erreicht. Der langsame Satz wiederum wirkt auf der Sony-CD zu brav.

Andererseits gefällt mir die berühmt-berüchtigte Große Fuge op. 133 mit dem Alexander-Quartett doch nicht schlecht. Die Basslinie kommt deutlicher zur Geltung als bei den Berg-Leuten. Die Stimmführung erscheint sehr durchsichtig. Hier vermisse ich bei beiden Ensembles noch jenen Abgrund an Modernität, den ich mit älteren Ensembles schon gehört habe, der mir aber in Konservenform nicht (mehr) zur Verfügung steht. Da werde ich noch einmal gucken müssen.

Gruß, Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 10. Nov 2007, 19:13 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#47 erstellt: 10. Nov 2007, 19:23
@ Martin:

Ich sehe grade, dass Du oben auch schon zum Alexander-Quartett geschrieben und einen Link gesetzt hast. Danke! Auch diese Gesamtaufnahme im Rahmen der Sony-Box dürfte also kein Ausreißer sein - halt nur ein kleiner Bringer .

Was die späten Quartette anbelangt, möchte ich mich diversen Vorrednern anschließen. Gerade wenn man gerne auch Spätromantik oder klassische Moderne hört wie Du, darf man sich op. 127 bis op. 133 bestimmt nicht entgehen lassen; op. 131 ist ein formales wie klangliches Faszinosum, op. 133 besticht doch gerade wegen der damals ungeheueren Modernität; die anderen wiederum schaffen überhaupt keine Hörprobleme.

Besten Gruß, Wolfgang
SirVival
Hat sich gelöscht
#48 erstellt: 15. Nov 2007, 13:53
Hi,

ich bin nach wie vor der Meinung, dass die historisierende Aufführungsform vor allem von Musikern neu erfunden wurde, um ihr instrumentales Unvermögen so gut es geht zu verschleiern. Kompensatorisch umgaben sie sich dann mit dem Nimbus der Allwissenden, nur ihre Ansichten lassen sich desungeachtet leicht als Besserwisserei entlarven.

Die hohen instrumentalen Ansprüche der Streichquartette von Beethoven legen gottseidank die Messlatte zu hoch als dass sich die Historisch-Hysteriker dazu veranlaßt sehen könnten, diese Werke mit ihrem scheußlichen Katzendarm-Gekratze zu verunzieren. :D.

Gruß
op111
Moderator
#49 erstellt: 15. Nov 2007, 14:07
Hallo SirVival,
das halte ich für ziemlich überspitzt formuliert, wenn auch ein wahrer Kern drin stecken mag.
Auffällig scheint mir, daß die nachbarocke HIP-Welle in etwa begann als der Markt mit den erfolgreichen Werken (Mozart,Beethoven) geradezu übersättigt war und nach irgendwelchen Features gesucht wurde, um neue Aufnahmen der immergleichen Werke zu rechtfertigen.

Andererseits gab es immer schon Musiker, die aus rein musikalischen Motiven sich nicht von Konvention und Tradition haben einschüchtern lassen und den Originalklang zu entdecken suchten (originales Notenmaterial, Instrumentalklang, Saalakustik).

Gruß


[Beitrag von op111 am 15. Nov 2007, 14:08 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#50 erstellt: 15. Nov 2007, 14:35

SirVival schrieb:
Hi,

ich bin nach wie vor der Meinung, dass die historisierende Aufführungsform vor allem von Musikern neu erfunden wurde, um ihr instrumentales Unvermögen so gut es geht zu verschleiern. Kompensatorisch umgaben sie sich dann mit dem Nimbus der Allwissenden, nur ihre Ansichten lassen sich desungeachtet leicht als Besserwisserei entlarven.


Ebenso wie Deine Aussage... wofür das in Deinem Fall kompensieren soll, lassen wir mal dahingestellt...
Was das mit Beethoven-Quartetten zu tun haben soll, ist mir zwar nicht ganz klar (es gibt mindestens zwei sehr gute Einspielungen von op.18 auf alten Instrumenten, mit dem Turner und dem Smithsonian Quartett), aber mir ist kein HIP-Musiker der älteren Generation bekannt, der nach dem Scheitern einer geplanten anderweitigen Karriere auf die "Marktlücke" der alten Instrumente gesetzt hätte. Harnoncourt war vielleicht kein absoluter Spitzencellist (mit dem Anspruch ist er auch nie aufgetreten), aber immerhin gut genug für die Wiener Symphoniker. Und auch die anderen Musiker dieser Zeit, die sich für alte Instrumente begeisterten hatte normalerweise vorher schon Stellen bei renommierten Orchestern.

Das wäre auch gar nicht anders gegangen. Anders als Deine Häme nahelegt, waren sie nämlich jahre- teils jahrzehntelang von Stellen in "normalen" Orchestern wirtschaftlich abhängig (selbst Harnoncourt blieb bis 1969 bei den Symphonikern), weil sich mit der Leidenschaft Alte Musik seinerzeit nur ziemlich schlecht Geld verdienen ließ. Es ist also schlicht falsch, dass hier die Möglichkeit bestanden hätte, als zweitklassiger Musiker Karriere in einer Lücke zu machen.

Die Entwicklung scheint mir auch deutlich zu zeigen, dass es sich bei den Unsauberkeiten größtenteils um "Kinderkrankheiten" gehandelt hatte (wobei viele Dinge, zumal bei den Bläsern tatsächlich viel schwieriger zu spielen sein dürften), denn neuere Aufnahmen sind weitgehend frei davon. Was z.B. das Chorsingen (um das geht es hier nicht, aber es ist dennoch erwähnenswert) betrifft, so ist offensichtlich, dass wir hier heute von einem ganz anderen Niveau sprechen als von damaligen unsauberen, inhomogenen, vibrato-strotzenden, bestenfalls semiprofessionellen Chören wie etwa dem Wiener Singverein auf Karajanschen Aufnahmen, der bei polyphoner Musik eine Zumutung darstellt. Selbst Richters Münchner Bach-Chor ist verglichen mit dem RIAS-Kammerchor oder den Schönberg-Chor oder mit Gardiners Monteverdi Choir heute höchstens drittklassig.
Wie häufig die instrumentalen Beiträge in Barockmusik der 50er und 60er uninspiriert und fade heruntergefiedelt wurden, sei mal dahingestellt. Dann lieber ein paar Unsauberkeiten aufgrund noch mangelnder Vertrautheit mit dem alten Instrument, aber Engagement und Ausdruck.

viele Grüße

JK jr.
SirVival
Hat sich gelöscht
#51 erstellt: 15. Nov 2007, 17:19
Hi,

p.hs. hat doch wohl gefragt, was wir von der historischen (eher wohl historisierenden) Aufführungspraxis in Falle der Streichquartette von Beethoven halten? Dazu habe ich meine Meinung kundgetan.

Das einzige Negativbeispiel Quartett auf historischen Instrumenten, das ich kenne, sind die J. Haydn gewidmeten Streichquartte von Mozart gespielt von ?? (Muss ich nachtragen, weiß ich jetzt nicht). Beim Hören dieser Aufnahme kam ich mir vor wie der Soldat im Märchen "Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen", als ihm die Prinzessin nachts die kalten Fische ins Bett legte. Einfach schauderhaft. Die Protagonisten mögen sich ja alle Mühe geben, aber solch seelenlose Interpretationen hat Mozart nicht verdient. Ich lehne diese Murkserei jedenfalls glatt ab.

Leider ist im Bereich Barock kaum noch eine Aufnahme mehr mit modernem Instrumentarium erhältlich, aber es gibt, und das gebe ich gern zu, auch historisierend zum Teil hervorragende Interpretationen, bei denen man das Engagement und die Liebe zur gespielten Musik bei den Instrumentalisten spürt. Und dann ist mir historisierend oder nicht eigentlich schnurzpiepe.

Gruß
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