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Kenwood L-07 C Mehr Arbeit als erwartet+A -A |
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Autor |
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Broesel02
Inventar |
#1 erstellt: 03. Aug 2020, 18:38 | ||
Ein Hifi Freund von mir kam mit seinem L-07C Vorverstärker vorbei, ich sollte mal danach schauen. Irgend etwas stimmt wohl nicht mit dem Gerät, meinte er. Ziemlich schnell kamen wir dahinter das eine der beiden Betriebsspannung zu hoch lag. Der Längsregler für die positive Betriebsspannung (+47V) war durchlegiert und ein Widerstand dazu. Als das wieder in Ordnung war haben wir den VV bei mir mal angeschlossen. Er hatte ein leichtes aber unüberhörbares Brummen im Ton. Damals habe ich noch leichtfertig gesagt: Wenn ich mal Zeit haben kümmere ich mich darum“. Er hat mich leider beim Wort genommen und so lange nachgefragt bis ich Zeit haben musste. So wie dieser VV brummt habe ich zuerst bei dem Netzteil nachgeschaut. Da gab es dann die erste unangenehme Überraschung: Bei einer Vorreparatur wurde diese Platine wohl aus dem Gerät herausgebrochen, alle die Anschlusspunkte waren beschädigt, die Platine im Bereich der abgehenden Stromschiene zerbrochen. Das fängt ja gut an! Ich habe mir für die Revision dieses Gerätes ein Service Manual geholt. Dort lag dann vorne auch noch dieses Bulletin drin: Auch das verheißt nichts wirklich gutes, nur Arbeit! Das war der letzte Moment an dem ich hätte aufhören sollen. Ich habe aber nicht aufgehört Also gehts hier dann die Tage weiter. Und natürlich spielt das Gerät heute wieder wunderbar, keine Sorge |
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DB
Inventar |
#2 erstellt: 04. Aug 2020, 06:52 | ||
Leiterplatte entleeren, auf KiCad, Eagle oder einem anderen Pcb-CAD nachkonstruieren und dann von jemandem herstellen lassen, der weiß wie man Durchkontaktierungen ordentlich ausführt. Die Brühe wird dabei in jedem Falle teurer als das Fleisch. |
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Broesel02
Inventar |
#3 erstellt: 04. Aug 2020, 12:53 | ||
Platine neu machen oder reparieren: Neu machen ist finanziell nicht so lukrativ da ich ja nur eine Platine brauche. Da sind die Einmalkosten so immens hoch daß ich das nicht darstellen kann. Abgesehen davon kann ich kein Leiterplatten- CAD Programm bedienen. Und das ich im AutoCAD schnell war ist auch schon sehr lange her. Ich habe noch kurz überlegt ob ich die Netzteilplatine wieder komplett repariere – habe mich aber auch dagegen entschieden wegen des hohen Aufwandes für Optik die am Ende fast niemand sieht. Ich habe also die Hauptplatine auch ausgebaut und festgestellt das hier schon mal ein Experte zugange war. Im linken Kanal waren viel Durchkontaktierungen nachgelötet – allerdings in schauriger Qualität. Im rechten Kanal ist nichts nachgelötet. Ich habe mich entschlossen die beiden Kanäle nacheinander zu revidieren um bei der Remontage eventuelle Abweichungen zum Service Manual einfacher feststellen zu können. Auf den Bildern sieht mal all die nicht ordentlich verzinnten Lötaugen. Wenn man das Lötzinn unten abgesaugt hat lassen sich die Bauteile abheben und das Lötzinn bleibt dann am Anschluss Draht haften – nicht am Lötauge. Wenn man ein Bauteil dort auslötet schaut das so aus: Es ist von oben nicht ohne weiteres zu erkennen ob die Lötstelle gut ist oder nicht. Danach habe ich die Platine gereinigt Ich habe mich nach einigem Zögern doch entschlossen die Tanatal- Kondensatoren, die für die Klangregelung sind, zu ersetzen. Sie sind nach 40 Jahren bei diesen Vorverstärkern meistens völlig taub und dann hat man keine Klangregelung mehr. Das will ja vielleicht nicht jeder. Man braucht auch nicht so viele Kondensatoren wie hier eingelötet sind den einige Werte sind durch Kombination mehrere Kondensatoren erzeugt. Und wenn man den Wert mit einem neuen Kondensator auch erreicht ist es ja auch gut. Das gleiche gilt übrigens für die zugehörigen Widerstände. Hier habe ich durch die vielen L-07 C II die ich bereits überholt habe die meisten Widerstandswerte der hier noch mit zwei Widerständen erzeugten Werte in meiner Küchenschublade. Daher sind nicht alle Plätze wieder bestückt. Hier ein kleiner Ausschnitt der Tabelle. Bei den Kondensatoren für die Klangregelung musste ich einige von unten einlöten. Sonst hätte das nicht gepasst. Zum Heraussuchen der Bauteile habe ich mir wieder einen Bestückungsplan ausgedruckt und auf Schaumstoff gelegt. Dort habe ich dann alle Widerstände an ihren Platz vorgesteckt. Hier zu sehen für einen Kanal. Bei dem Löten selber bin ich an dieser Platine fast verzweifelt: Aus JEDER Durchkontaktierung brodelt es beim Löten heraus, manchmal nur Wasserdampf aber häufig auch ungebundene Harzreste die sich dann als häßlicher Schwarzer Rand um die Lötstelle legen. Ich habe versucht die Platine zu trocknen. Ein Tag in der prallen Sonne brachte minimale Besserung, 2 Stunden im Backofen bei 85°C brachte nichts, nur Ärger mit der Chefin der Küche wegen des Gestanks der nun im Backofen ist. Ich bin dann dazu übergegangen jede Durchkontaktierung etwa 15 Sekunden mit dem Lötkolben aufzuheizen. Dann vorverzinnen, absaugen und erst dann bestücken. Leider nimmt das gealterte Kupfer aber mit normalem Flußmittel kein Lötzinn mehr sicher an. Also muß wieder so ein Eckel- Flußmittel daher was man nur draußen verwenden sollte oder mit Abzug. Das dauert halt alles leider recht lange. [Beitrag von Broesel02 am 04. Aug 2020, 12:55 bearbeitet] |
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Poetry2me
Inventar |
#4 erstellt: 04. Aug 2020, 16:46 | ||
Ooooohhhhhh Richard, ich finde es toll, dass Du Dich dieses Schätzchens annimmst. Ich habe selbst nämlich auch so einen. Der muss ebenfalls noch überholt werden. Als ich mir den Schaltplan des L07-C angesehen habe, war ich gleich ganz begeistert. Was für ein tolles Schaltungsdesign !!!! Das verspricht, damit klanglich ganz weit oben mitzuspielen. Besseres findet man kaum. Da war ich dann sehr froh, einen ergattert zu haben. Dies ist mein Kenwood L-07C: Wenn ich mir Deine Bilder von den Platinen so anschaue, dann rutscht mir schon ein wenig das Herz in die Hose, das muss ich zugeben. Auch wenn ich schon recht viele Geräte überholt habe. Dies muss bei Kenwood einer der ersten Versuche mit doppelseitigen Platinen gewesen sein. Die Art und Weise, die Lötaugen auf der Bauteile-Seite NICHT vorzuverzinnen ist sicher einmalig und führt nach über 40 Jahren natürlich zu ernsthaften Problemen. Auch die Probleme mit hygrophilen Pertinax-Platinen und dem Harz ... Respekt, das finde ich muss man auch erst erkennen und einschätzen, um dann richtig damit umzugehen. Mit dem speziellen Flussmittel ist sicher nicht zu spaßen, das ätzt schon "vom Hinschauen" und soll schwer beschaffbar sein. Ich bin froh, dass gerade Du es bist, der sich dieses Gerätes annimmt. Ich beabsichtige, Dir jetzt intensiv "über die Schulter" zu schauen, wenn ich darf. Dieser Thread ist jetzt fest gebucht für mich - Johannes [Beitrag von Poetry2me am 05. Aug 2020, 09:29 bearbeitet] |
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Valenzband
Inventar |
#5 erstellt: 04. Aug 2020, 18:10 | ||
Das muss ein ganz spezielles Flussmittel sein. Eines, dass du einserseits noch nicht kennst und von dem du andererseits schon weißt, dass es schwer beschaffbar ist. Spass beiseite, man sollte hier keinesfalls ein zu aggressives Mittel einsetzen, denn FR2/ Hartpapier saugt nicht nur Wasser, sondern alles mögliche gut auf. Einmal drinnen bekommt man Flußmittel praktisch nicht mehr aus der Oberfläche raus, was zu langfristiger Korrosion führen kann, von unkontrollierbaren Kriechströmen ganz abgesehen. Bei FR4 ist das dagegen kein Thema, auch aggressive Flußmittel kann man problemlos abwaschen. [Beitrag von Valenzband am 04. Aug 2020, 18:43 bearbeitet] |
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Poetry2me
Inventar |
#6 erstellt: 04. Aug 2020, 19:17 | ||
Mir gefällt der aufwändig und konsequent umgesetzte Spannungsregler. Nach Gleichrichtung +/-61V als Regler-Input. Am Ausgang des Reglers stehen +/-47V an. Das würde jeder Endstufe zur Ehre gereichen. Ein Doppel-OpAmp im Metallgehäuse sorgt für genügend Leerlaufverstärkung, um extrem genau zu regeln. Ein sogenannter "Super-Regulator". Sämtliche Stufen werden vom Platinenrand der Regler-Platine aus strikt sternförmig versorgt. Die massive Metallschiene in der Mitte der Platine transportiert die Masse extrem niederohmig. Nach allen Regeln der Kunst... [Beitrag von Poetry2me am 04. Aug 2020, 19:19 bearbeitet] |
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klausES
Inventar |
#7 erstellt: 05. Aug 2020, 07:50 | ||
Da wird einem schon anhand der Bilder klar (alleine die Farbe des CU reicht...) dass das löten hier zur Verzweiflung führen wird. In dem Fall würde ich von aggressiven Flussmitteln ganz absehen und eine mechanische Reinigung der Lötaugen in Betracht ziehen. Das ist effektiver und ohne unvorhersehbare Nachwirkungen. Benutze in solchen Fällen einen alten Zahnarztbohrer (aus den 60ern, biegsame Welle) mit einer rotierenden Drahtbürste (6 und 8 mm Durchmesser). Zeitaufwand je nach Zustand des CU (mehr oder weniger "Druck") ca. 2-3 Sekunden pro Auge. Damit ist man mit ein wenig Übung auch bei 50 oder 100 Augen recht flott. Würde, wenn die Platine einigermassen "leergeräumt" ist auch ganz gut mit einem Dremel und einer grösseren Bürste (z.B. 15-18mm) gehen. |
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max130
Inventar |
#8 erstellt: 05. Aug 2020, 11:37 | ||
Servus Besteht da nicht die Gefahr, dass die Leiterbahnen wegfliegen? Bei alten Platinen lösen die sich doch gerne ab. VG Stefan |
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klausES
Inventar |
#9 erstellt: 05. Aug 2020, 12:26 | ||
Man muss natürlich vorsichtig vorgehen und auch nicht mehr abtragen als nötig. Es ist nicht so brutal wie es sich vielleicht anhört. Rantasten... weiter als blank wäre ja auch unsinnig. Mit Gefühl, dem Druck und der Dauer auf der Stelle, kann man das Ergebnis recht gut steuern. "Chemie" müsste, wenn es taugen soll auch soviel abtragen bis die Oxidschicht entfernt wäre. Wenn der Zustand insgesamt so schlecht ist, dass sich Augen/Bahnen schon so leicht lösen, ist das natürlich übel. Dann sollte man besonders vorsichtig sein und immer "mit dem Strich" bürsten [Beitrag von klausES am 05. Aug 2020, 12:27 bearbeitet] |
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Valenzband
Inventar |
#10 erstellt: 05. Aug 2020, 12:44 | ||
Meistens sind zum Glück nur die gut gebratenen Zonen betroffen. Leiterbahnkleber zersetzt sich durch Dauerhitze im Betrieb oder auch durch kurzzeitige Überhitzung, z.Bsp. beim Auslöten von alten Teilen. Leider ist ein "normales" Auslöten an einem stark korrodierten Teil (ausgelaufener Elko, braune Montage-Klebungen) oft nicht möglich, denn Korrosion kann den Schmelzpunkt des Lotes erheblich erhöhen, so dass mancher in Versuchung gerät, am Lötkolben "voll Stoff" zu geben, schlimmstenfalls unter gleichzeitigem Geruckel am Bauteil. Den Bildern nach zu urteilen dürfte das der Meister auch hier angestellt haben. Es gibt verschiedene Legierungen in Reparatursets für solche Fälle, die aber recht teuer und auch nicht ganz unproblematisch hinsichtlich der Anwendung und der Beseitigung von Rückständen sind. Das ist wohl erst bei großen Multilayer Platinen sinnvoll, die für sich schon mehr Restwert haben können als die meisten Reparatur-Geräte die hier betrachtet werden. Auf FR2 wäre das aber "Perlen vor die Säue", auch weil das Material in den meisten Fällen nicht kompatibel ist. |
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max130
Inventar |
#11 erstellt: 05. Aug 2020, 15:02 | ||
OK, Danke "...mit dem Strich bürsten" gefällt mir gut Viele Grüße Stefan |
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Broesel02
Inventar |
#12 erstellt: 05. Aug 2020, 20:39 | ||
@Klaus: Ich habe leider keinen alten Zahnarztbohrer. Und auch mit einem Dremel wusste ich bisher nichts anzufangen, also habe ich auch keinen. Aber die Idee mit einer kleinen Messing- Drahtbürste die Lötaugen zu reinigen finde ich gut – ich werde mit vielleicht doch mal einen Dremel zulegen. Allerdings großflächig die Platine zu bürsten – das würde ich ihr nicht mehr zutrauen. Und bevor ich es vergesse: Bei dem Kenwood L-07 C und L-07 C II hat Kenwood offensichtlich besonderes Lötzinn eingesetzt, recht deutlich silberhaltig. Das sollte sicher dem Klang dienlich sein aber es erschwert in Kombination mit dem für Europa angebrachten Schutzlack auf der Rückseite der Platine das entlöten extrem. Nach einer längeren Entlötsession muß ich die Entlötdüse neu ausbohren und das gesamte Gerät reinigen. Ich habe von Werkstätten gehört die sich daher weigern diese Geräte zu reparieren. Auf dem folgenden Bild kann man die schon mal nachgearbeitete Eingangssektion der Phono- Stufe sehen. Man sieht poröse Lötungen und Durchkontaktierung ohne Lötzinn. Und man kann die ausgetretenen Harzreste sehen. Ich habe an allen Transistoren gewackelt die ja eigentlich alle am Platz bleiben sollten. Die waren leider fast alle lose. Das sieht dann wenn man näher schaut so aus: Und nach dem Absaugen zeigt sich daß auch hier das Lötzinn offensichtlich keinen Kontakt zum Kupfer hatte. Auch hier hilft dann leider nur Vorverzinnen, in diesem Fall wie gesagt mit extra Flußmittel, absaugen und dann neu verlöten. Ein paar Worte zu den Bauteilen: Die MC Stufe hat im Original einen Abschlußwiderstand von 620 Ohm (Rm5/Rm6). Da ich meistens ein Denon MC einsetzte nehme ich dort einen 300 Ohm oder 330 Ohm Widerstand. Das passt auch für viel andere MC System besser als die 620 Ohm. Oder man setzt dort ein etwas anderes hin was man braucht. Das MM System wird mit 56 kOhm abgeschlssen (Rm55/Rm56) und einem 100pF Kondensator gegen Masse. Wenn man ein MM System hat welches eine sehr geringe Kapazität braucht ist das schon etwas viel, es kommen ja noch alle andere Kapazitäten dazu. Man kann also auch 33pF oder 47pF einlöten. Und den Widerstand kann man natürlich auch anpassen. Die MM Stufe ist ab Werk mit sehr hochwertigen Filmwiderstände in der RIAA Entzerrung bestückt – die bleiben natürlich dabei, es gibt immer noch kaum besseres Die Kondensatoren für die RIAA Entzerrungen habe ich komplett gegen PP Typen getauscht. Einen hochwertigen Kondensator sollte man auch für den Cm 17 nehmen, das ist erstaunlich deutlich hörbar. Übrigens im Tone- Amp und im Ausgangsverstärker auch, hier sind es die Cm63 unf Cm 143. Die Kondensatoren am Ende der Platine in Reih und Glied: Hier darf sich jeder austoben wie er möchte, was ich genommen habe kann man sehen. Und ich habe das nicht zufällig gemacht. Aber das kann natürlich jeder auch machen wie er möchte. Am Ausgang der Phono- Stufen sind jeweils 2 X 10uF Elkos gegenparallel geschaltet. Ich habe dort stattdessen einen Wima 4,7 uF MKS2 eingesetzt. Das ist ganz sicher besser. Wer möchte kann dann noch einen NOS PIO K40Y als Shunt dazutun. Dann wird der Klang vielleicht noch etwas schöner. Richard |
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Valenzband
Inventar |
#13 erstellt: 05. Aug 2020, 22:33 | ||
Falls es tatsächlich ein Sn60PbAg Lot sein sollte wäre damit in erster Linie beabsichtigt worden, den Schmelzpunkt herabzusetzen und Flussmittelanteil deutlich zu verringern. Das war seinerzeit (vor RoHS) besonders für SMD Bauteile interessant, die einerseits weniger Hitze vertragen und andererseits nicht einfach zu reinigen sind. Genau diese Kombination kann aber eine Schwachstelle in der Verarbeitung werden, wenn die Platine auch nur leicht oxidiert ist. Kupfer ist eigentlich immer etwas oxidiert, nur reines Kupfer erscheint im Tageslicht hellrosa. Geringere Löttemperatur und weniger Flussmittel lösen die Oxidschicht dann nicht mehr vollständig auf, was unweigerlich zu kalten Lötstellen führt (eine höhere Löttemperatur nutzt dabei nichts, im Gegenteil, denn das Flussmittel ist auf die niedrigere Temperatur hin optimiert und würde sich nur schneller zersetzen). Die Oberfläche des Lots kann dabei dennoch schön glänzend und glatt erscheinenen, da die Schmelze in sich kaum Oxid zu beseitigen hat und Silber in vielen Legierungen auch noch die Oberflächenspannung der Schmelze herabsetzt. Was viele schon gehört haben und wissen, aber nicht immer konsequent befolgen: Wenn die Lötungen erneuert werden muss unbedingt das alte Lot komplett entfernt werden, denn sonst bilden sich Legierungen aus altem und neuem Lot, fast immer mit schlechten Fließ- und Erstarrungseigenschaften. Das oben gezeigte Service Bulletin ist in dieser Hinsicht auch ein schlechtes Beispiel, denn zu der empfohlenen Maßnahme des Nachlötens aller Durchkontaktierungen wäre die Angabe des kompatiblen Lotes wichtig, um unkontrollierte Vermischung verschiedener Lote über das Durchgangsloch zu verhindern, gerade wenn werksseitig schon ein Sonderlot eingesetzt wurde. [Beitrag von Valenzband am 05. Aug 2020, 22:36 bearbeitet] |
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Poetry2me
Inventar |
#14 erstellt: 06. Aug 2020, 08:31 | ||
Das Bild zeigt in meinen Augen, dass viele der Lötstellen auch vor 40 Jahren nicht OK waren. Ich kenne andere Beispiele, wie den Verstärker Luxman L-410, wo durch jahrelange Erhitzung und Abkühlung der Bauteile die Lötstellen porös geworden sind. Dort kann man ebenfalls Transistoren hin und her wackeln. Es betrifft dort meistens die Transistoren im TO126 Gehäuse, wie mehrfach dokumentiert in diesem Forum. Der Unterschied ist aber, dass bei dem L-410 der Riss quer durch die Lötstelle und das Lot geht. Teile des Lot haften dort noch am Kupfer. Beim Kenwood L-07C trennt sich die gesamte Lötzinn-Masse vom Kupfer-Pad ab. Daher würde ich sagen, das Lötzinn hatte niemals ausreichend guten Kontakt gehabt. Auch nicht vor 40 Jahren. - Johannes [Beitrag von Poetry2me am 06. Aug 2020, 08:34 bearbeitet] |
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Broesel02
Inventar |
#15 erstellt: 06. Aug 2020, 13:34 | ||
Das Thema der Löttechnik haben wir bei diesem Gerät nun genügend behandelt. Wobei ich bei anderen Geräten von Kenwood aus der selben Zeit solche Probleme bisher nicht angetroffen haben. Weder die L-09 M noch die L-07M hat solche problematischen Lötstellen. Was gibt es sonst noch: Am Tone Amp habe ich eine kleine Stromquelle eingelötet – ich bitte darum die Diskussion darüber nun endgültig zu lassen, das ist hier im Forum genügend durchgekaut, wer sich da auslassen möchte sollte erst mal ein wenig lesen. Die Stromquelle ersetzt den Longtailwiderstand Rm17/Rm18; 10 kOhm durch einen LM334 mit einem SET Widerstand von 18.2 Ohm. Außerdem habe ich die 2 gegenpoligen Ausgangskondensatoren Cm67 &Cm137; 220uF/50V durch einen bipolaren Elko mit 100uF/63V ersetzt. Als Shunt dazu einen 10uF Wima MKS2 und einen kleinen NOS K40Y PIO. Den dominanten Kondensator in der Gegenkopplung vom Tone Amp, Cm57; 4,7uF/50V habe ich durch PP Typen oberhalb und unterhalb der Platine ersetzt, 2 X 2,2uF Panasonic und einen 0,33uF Wima PP. Der Kondensator im Fußpunkt der Gegenkopplung, Cm 111; 1000uF/10V habe ich durch 1.000/25V Nichcon FW ersetzt mit einem 0,33uF Wima PP als Shunt. Die Bohrungen für den Shunt sind schon in der Platine vorhanden. Im Ausgang der letzten Verstärkerstufe natürlich auch die beiden gegenparallel geschalteten Koppel Elkos Cm125/Cm127 gegen einen Wima MKS2 10uF ersetzen Und noch eine größere Maßnahme: Ich habe an den Einspeisepunkten der Versorgungsspannung jeweils einen 2,2 uF Panasonic PP über die gesamte Spannung gelegt also von +47Volt bis -47Volt.Davor davor habe ich jeweils einen 150 Micro- H Induktor gelötet. Nur an der Einspeisung für die Ausgangstreiber vom Tone Amp nicht – wenn dort auch ein Induktor hinkommt schwingt die Regelung der Versorgungsspannung. Am Netzteil sind die Veränderungen nicht groß, alle Widerstände erneuern, die Snubberkondensatoren an den Netzteildioden gegen PP- Typen tauschen und mit einem Dämpfungswiderstand versehen. Werte um 30 Ohm habe sich hier bewährt. Die eigentlichen Siebelkos kriegen mit 100V eine etwas höhere Spannungsfestigkeit, die Kapazität selber kann mit 1.000uF bleiben wie sie ist. Ich habe noch einen kleinen 2,2 Folienkondensator als Shunt über die Elkos gelötet. Die Zenerdioden bitte auf alle Fälle erneuern!! Und mit 4,7 uF Wima MKS2 oder vergleichbarem bedämpfen. Als Kondensatoren am Ausgang vom Netzteil nehme ich einen schönen Nichcon 470uF/63V und einen 4,7 uF Wima MKS2 parallel dazu. Das sind die am stärksten hörbaren kleinen Verbesserungen. Es gibt natürlich noch einige Stellen mehr wo man etwas machen kann aber erst mal soll der Vorverstärker ja wieder ordentlich und ohne Brummen, Knacksen, Rauschen oder anderen Störungen funktionieren und Musik spielen können. Ich habe also die Platinen wieder eingebaut und das erste Mal Strom auf das Gerät gegeben. Es ist nicht abgeraucht! Die Versorgungsspannung von +/- 47Volt ließ sich sauber einstellen, der der Stromverbrauch ist mit etwa 28Watt im normalen Rahmen für dieses Gerät. Allerdings habe ich dann doch noch mal 4 Stunden mit Osziloskop und Funktionsgenerator gebraucht bis wirklich alles richtig funktioniert hat. Es gab halt immer noch die eine oder andere schlechte Kontaktierung. Hier noch das obligatorische Bild mit den Trophäen, ein paar Teile sind bestimmt schon verlustig gegangen aber das meiste kann man hier sehen: Zum Glück war übrigens kein Transistor defekt. Die Transistoren sind bei diesem VV alle sehr genau selektiert so daß es sehr schwierig sein kann adäquaten Ersatz für einige Typen zu finden. Ich hoffe sehr das der Vorverstärker nun wieder lange problemfrei funktioniert und daß ich ihn möglichst nicht wiedersehe! Richard |
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CarlM.
Inventar |
#16 erstellt: 06. Aug 2020, 14:15 | ||
Hallo Richard, wie immer ... Respekt für Deine Arbeit und Danke für's Posten. Eine Frage habe ich aber: Auf dem vorletzten Bild sieht man eine ganze Reihe von Lötösen, die offensichtlich zu einer Durchkontaktierung gehören, die Du aber trotzdem nicht auf der Oberseite mit zusätzlichem Lötzinn versorgt hast. Beispiele sind Q8 und das linke Lötauge des nicht genutzten C26. Gibt es Gründe dafür? [Beitrag von CarlM. am 06. Aug 2020, 14:42 bearbeitet] |
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Poetry2me
Inventar |
#17 erstellt: 06. Aug 2020, 14:38 | ||
Tolle Arbeit wieder mal, Richard Danke auch für die vielen Bilder zu den Eschweiler unten. Das macht mir alles Mut für meinen eigenen L-07C - Johannes |
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Broesel02
Inventar |
#18 erstellt: 06. Aug 2020, 14:53 | ||
Hallo Carl, zuerst einmal Danke für die Blumen Zu den nicht verzinnten Durchkontaktierungen: Ich habe die Netzteilplatine als erste Platine gemacht. Da wusst ich noch nicht was mich da erwartet. Und ich habe nur geschaut daß man bei den Durchkontakierngen Löltzinn auf der Oberseite sehen kann - auch wenn nicht das ganze Lötauge verzinnt ist. Das ist bei diesen Kontakten der Fall. Ich habe die meisten aber noch einmal nach dem Photo nachgelötet. Im Gerät sind die also jetzt alle komplett verzinnt. Richard |
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Valenzband
Inventar |
#19 erstellt: 06. Aug 2020, 16:06 | ||
Dann ist es entweder ein Montagsgerät oder ein ganz normales Serienproblem. Letzteres ist, dem Service Bulletin nach zu bewerten, allerdings wahrscheinlicher.
Das habe ich inzwischen nachgelesen: Sorry, aber unter dem Strich ist der ganze LM334-Hokus-Pokus schlimmstenfalls mit schwerwiegenden Folgeproblemen behaftet und ansonsten auch überflüssig. Wenn schon eine Stromquelle "unbedingt sein muss", dann wenigstens eine gescheite und kein zweckentfremdetes, viel zu lahmes Thermometer-IC, wie eckibaer es mehrfach zu Recht bezeichnete. Aber abgesehen von einschlägigen Datenblätten usw. herrscht hier generell natürlich Meinungs- und Lötfreiheit. |
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Poetry2me
Inventar |
#20 erstellt: 06. Aug 2020, 16:50 | ||
max130
Inventar |
#21 erstellt: 06. Aug 2020, 18:35 | ||
Richard: Top! Nicht nur toll gemacht, sondern auch toll dokumentiert und veröffentlicht, Danke! VG Stefan |
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