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Wort-Ärgerliches bei käuflich erworbenen Hörbüchern & Hörspielen+A -A |
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Autor |
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Torquato
Stammgast |
#1 erstellt: 03. Jan 2005, 13:55 | |
Vielleicht ein informativer Thread für Hörer, die sich doch hin und wieder auch mal ein Hörbuch oder Hörspiel kaufen. Habt Ihr Euch nach dem Kauf eines Hörspieles/Hörbuches schon einmal über etwas aufgeregt? Hier könnt Ihr Eure Erfahrungen schildern und besonders Mieses beim Namen nennen. Was mich zum Beispiel ärgert, sind käuflich-erwerbbare Radio-Hörspiele, bei denen Vorspann und Nachspann einfach weggelassen oder durch einen einheitlichen Verlagsjingle, der fast nichts über die Produktion aussagt, ersetzt werden, wie vielfach geschehen in Publikationen der folgenden Reihe von Goldmann-Primo, die es zur Zeit glücklicherweise nur noch als Restposten gibt aber auch bei dem großen Marktführer "hörverlag"; nur ein schlimmes Beispiel von vielen ist folgende CD-Box: Ohne ungekürzten Vor- und Nachspann ist das Hörspielvergnügen für mich wirklich ärgerlich getrübt - man hat ja fast das Gefühl einen vorsintflutlichen selbstgemachten Mitschnitt aus dem Radio zu hören, bei dem man zu Beginn die Recordtaste ein wenig zu spät gedrückt hat und das Cassettenband am Ende etwas zu früh zuende war. Die geschilderte Praxis zerstört die Einheit eines Hörspiels (man stelle sich vor, bei Film-DVDs würde einfach der Vor- und Nachspann weggeschnitten und durch eine Verlagswerbung ersetzt - undenkbar) und zeigt, dass auf dem Hörbuchmarkt viele ohne den Anspruch wohleditierte Ausgaben heraus zu bringen einfach nur Geld verdienen wollen. Aus Verlagen, bei denen ich weggeschnittene Vor- und Abspänne, so dass z.T. nicht einmal mehr der Titel des Hörspieles im gesprochenen Wort zu vernehmen ist, schon erlebt habe, kaufe ich Radiohörspiele nur noch mit äußerster Vorsicht. Namentlich sind es nach meinen Erfahrungen besonders häufig: - der hörverlag - goldmann/primo Noch überhaupt nicht erlebt habe ich solches - um auch positive Gegenbeispiele zu nennen - bei folgenden Verlagen: -Random House Audio -Der Audio Verlag (D<A<V) bei letzeterem nicht einmal bei den billigen D<A<Vpocket-Ausgaben. Bin mal gespannt, welche Entäuschungen und Ärgernisse bei welchen Hörspielen/Hörbüchern oder Verlagen andere Foren-Mitglieder evtl. schon durchmachen mussten. Ich hoffe mal, dass sich dafür ein eigener Thread lohnt Gruß, Torquato [Beitrag von Torquato am 03. Jan 2005, 16:30 bearbeitet] |
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Torquato
Stammgast |
#2 erstellt: 10. Jan 2005, 11:22 | |
Hallo! Sonst keine Choleriker hier? Dann wieder etwas Ärgerliches von mir, das einem bei der relativ neuen Maigret-Reihe bei "Steinbachs sprechende Bücher" passieren kann (vor allem wenn man im Internet bestellt oder den Cover-Text nicht aufmerksam liest). Ganz aktuellen Bezug hat das Thema übrigens durch das Erscheinen der "Großen Maigret-Box" bei Steinbach Sieht man sich die amazon-Seiten zu diesen Produktionen an, denkt man möglicherweise, da verschiedene Sprecher gelistet sind, ersteinmal an ein Hörspiel ( http://images-eu.amazon.com/images/P/3886986381.03.LZZZZZZZ.jpg). Die Coverbilder sagen auch nichts Gegenteiliges: Worum es sich aber hier handelt, sind "inszenierte Lesungen". Diese Hörbuch-Genre kann man am ehesten als Lesung, bei der die wörtlichen Reden mit verschiedenen Sprechern besetzt sind bezeichnen (Hörspielbearbeitung, Geräusche etc. fehlen, Musik wird nur sporadisch eingesetzt). Wer ein Hörspiel erwartet wird hier also auf jeden Fall enttäuscht werden. Doch damit nicht genug - vom gleichen Verlag gibt es schon sehr lange Maigret-Produktionen (früher unter dem Namen "Schumm sprechende Bücher") und die sahen so aus: Bei diesen vom Erscheinungsbild abgesehen vom Format den neuen CDs sehr ähnlichen Cassetten handelte es sich jedoch stets um reine Lesungen (in der Mehrzahl mit Edgar M. Böhlke), so dass für Hörfreunde, die schon vor dem "Hörbuch-Boom" diese Maigret-Lesungen gern gehört haben, wiederum eine unnötige Verwechslungsgefahr besteht. Jetzt fragt sich mancher vielleicht - warum ist das so ärgerlich für Dich? Nun - an Lesungen schätze ich die große Kunst eines Sprechers geschriebenes Wort sprechend zum Leben zu erwecken, was z.B. bei Texten mit viel wörtlicher Rede auch oft große Wandlungsfähigkeit erfordert (siehe Beck's Harry Potter als populäres Musterbeispiel dafür). An Literaturhörspielen schätze und interessiere ich mich u. a. besonders für die Art der Bearbeitung und Umsetzung von Literatur als Hörspiel (mit allem was dazugehört). Bei dem Genre "inszenierte Lesung", diesem merkwürdigen "Zwitter" zwischen Lesung und Hörspiel fallen fast alle für mich wesentlichen Vorzüge beider Genres weg. Daher fordere ich auf Produktionen dieser Art einen großen Warnhinweis "Achtung: inszenierte Lesung" auf dem Frontcover. Manchmal habe ich jedoch das Gefühl, die Hörbuchverlage setzen ab und an bewußt eine ungenügend deutliche Kennzeichnung des genauen Genres ein, um durch Fehlkäufe unvorsichtiger Lesungs- oder Hörspielliebhaber noch ein paar Produktionen mehr an den Mann zu bringen. Gruß, Torquato [Beitrag von Torquato am 10. Jan 2005, 13:09 bearbeitet] |
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Torquato
Stammgast |
#3 erstellt: 05. Feb 2005, 21:14 | |
Hallo Wortfreunde! Ich habe mir heute abend einmal die Aufgabe gestellt mich gedanklich auf die Suche nach dem ersten Hörbuch zu machen, weil ich das für eine spaßige Angelegenheit hielt. Die Deutsche Grammophon rühmt sich ja seit einiger Zeit damit, das erste Hörbuch auf den Markt gebracht zu haben, nämlich die Gründgens-Inszenierung von Faust I auf vier Schallplattenseiten im Jahre 1954. Diese feine Werbung ist für die DG freilich erst möglich geworden durch den Bedeutungswandel den der Begriff Hörbuch in den letzten Jahren, verstärkt mit Beginn der Popularisierung des Produktes Hörbuch und der damit einhergehenden häufigeren Verwendung des Begriffes im allgemeinen Sprachgebrauch durchgemacht hat. Dass der Begriff aber sogar schon zur Zeit der ersten Veröffentlichung des Faust I durch die Deutsche Grammophon bereits als Fachbegriff für Worttonträger eigens für Blinde verwendet worden sein muss, beweist nebenbei die Existenz einer Deutschen Blindenhörbücherei zu dieser Zeit - woraus folgt, dass die DG als "Erfinder" des Hörbuchs zumindest damals noch nicht in Frage kam. Ich nehme nun an das obige anknüpfend eine ursprüngliche Definition "Hörbuch = Worttonträger für Blinde" an; die ist aber spätestens veraltet, seitdem man kommerzielle Worttonträger nicht mehr mal so, mal so bezeichnet (Sprechplatte, Theaterplatte usw.) , sondern eben als Hörbuch ausweist. Nun stand der Begriff zunächst aber nur für Tonträger mit komplett vorgelesenen Bücher, Hörbuch im engsten Wortsinn also – auch zu dieser Zeit ist die Deutsche Grammophon mit seiner Einrichtung einer Theateraufführung Faust I für die Schallplatte nicht in den Verdacht gekommen, das erste Hörbuch herausgegeben zu haben. Da hätte sich vielleicht der Suhrkamp-Verlag, der Thomas Manns komplette 4 ½ Stunden währende Tonio-Kröger-Lesung angeblich 1959 auf 4 Schallplatten herausgab rühmen mögen. Aber der Suhrkamp-Verlag macht so etwas ja nicht. Nun denn - die Etymologie kam dem Major, der folglich auch mit Superlativen für sich werben muss, zur Hilfe denn schon bald definierte man Hörbücher weiter – nicht mehr nur das komplett vorgetragene Buch, sondern jedes auf Tonträger in welcher Form auch immer präsentierte längere literarische Werk wurde im weiteren Verlauf eines aufkommenden und fortschreitenden Hörbuch-Booms als Hörbuch bezeichnet. Jetzt endlich hatte die DG rückwirkend das Hörbuch erfunden - wenn ich nur wüsste, wie das Hörspiel hieß, dass ich einmal in einem Antiquariat auf 4 Grammophonplatten sah. Doch der Bedeutungswandel des Begriffes war noch nicht abgeschlossen – inzwischen beobachtet der Hobby-Sprachwissenschaftler, dass annähernd jeder Worttonträger, ob mit langer oder kurzer Spieldauer, ob literarisch oder dokumentarisch, als Hörbuch bezeichnet wird oder werden kann – von der politischen Rede bis hin zum Jugendhörspiel: alles Hörbuch! Welches ist nun aber nach dieser aktuellen Definition das allererste Hörbuch? Gründgens Faust wohl mal wieder nicht - die erste Schallplatte der Welt soll das gesprochene Vater Unser zum Inhalt gehabt haben; das kommt schon mal in die engere Auswahl. Allerdings – hat Edison bei seiner ersten erfolgreichen Schallaufzeichnung nicht „Mary had a little lamb“ gesprochen? Oder doch gesungen – die alte Walze ist leider so schlecht erhalten, dass man das wohl nicht ganz zweifelsfrei feststellen kann. So wird man leider nie erfahren, ob evtl. Edisons "Mary"-Walze das erste Hörbuch war. Zum Glück hat Edison in seinem Katalog für den zukünftigen Verwendungszweck seines neu erfundenen Phonographen u.a. notiert: Phongraphische Bücher für Blinde – zumindest ist also der geistige Vater des Hörbuches auszumachen. Gruß, Torquato p.s.:dieser Beitrag spiegelt nur Gedanken zu der Fragestellung wieder und beinhaltet keine Meinung. Die DG hat klasse Hörbücher und ist vielleicht auch der Erfinder der Schallplatte. |
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Torquato
Stammgast |
#4 erstellt: 07. Feb 2005, 11:15 | |
1. Korrektur: Der S. Fischer Verlag brachte die komplette Thomas-Mann-Lesung "Tonio Kröger" heraus - laut amazon.de 1959, laut DG 1965 Der Beitrag war aus dem Gedächtnis geschrieben Gruß, Torquato |
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Torquato
Stammgast |
#5 erstellt: 01. Mrz 2005, 11:22 | |
Genug der Polemik und Halbwahrheiten Was hat mir denn da wieder jemand in den Tee getan . Heute etwas zum Thema "ungenügende Kennzeichnung": Das Coverbild verspricht ein Hörbuch, nämlich Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" gelesen von Michael Heltau. Der Unkundige wird aufgrund der auf dem Cover befindlichen Informationen die Lesung eines kompletten Werkes oder zumindest die gekürzte Lesung eines Werkes von Rilke vermuten, vielleicht eine Erzählung (denn man wird aufgrund des Umfang des "Hörbuches" von einer CD kaum einen Roman erwarten). In Wahrheit ist der Brigge jedoch ein Roman, und zwar ein Roman, der komplett gelesen wohl an die 10 CDs benötigen würde. Der Titel der oben zu sehenden CD Rainer Maria Rilke Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge gelesen von Michael Heltau. Hörbuch ist m.E. besonders ärgerlich , wenn ich mir - bei der Publikation handelt es sich nämlich um eine Wiederveröffentlichung einer alten Sprechplatte aus dem 75er Jahr - den Titel der Erstveröffentlichung auf dem Frontcover meiner alten LP ansehe. Der ist nämlich Rainer Maria Rilke Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge Eine Auswahl gelesen von Michael Heltau. Die Streichung der Worte "Eine Auswahl" für die Wiederveröffentlichung erscheint in der Tat wie ein gelungener Coup des Verlages, denn der deutliche Hinweis darauf, dass es sich nur um eine Lesung weniger Romanauszüge handelt, hätte vielleicht auf den einen oder anderen Low-Price-Spontankäufer, der vielleicht Rilke sonst nur durch das gleichnamige Projekt kennt, als Geschenk benötigt oder keinen Sinn darin sieht sich nur ein paar wenige Auszüge aus einem Roman anzuhören, einen kaufabschreckenden Effekt gehabt. Dem der Lust bekommen möchte, Rilkes tiefsinnig-schwermütigen Roman einmal zu lesen, kann ich diese CD nur empfehlen, quasi als Appetizer. Nie habe ich mich Rilke näher gefühlt, als beim Abhören der Auszüge, die Heltau auf dieser Schallplatte liest - es ist ein unwiderstehlicher Sog, der von diesem Werk ausgeht. Und für einen Regelpreis von 6,99 gewinnt man schon einen ganz netten Eindruck von dem Roman. Grüße, Torquato |
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