Wort-Empfehlungen: historische Theateraufnahmen auf Tonträgern

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Torquato
Stammgast

#1 erstellt: 17. Dez 2004, 13:18

Die Produktionsgeschichte der Schallplatte brachte einen scheinbar unerschöpflichen Fundus von Theater-Aufnahmen hervor - und das nicht erst seit der legendären Gründgens-Box "Faust I", die in den 50er Jahren bei der Deutschen Grammophon erschien, die heute vielen als die Geburtsstunde des Hörbuches gilt. Schon vorher - wurden wichtige Monologe, Schlüsselszenen von großen Schauspielern wie z.B. Heinrich George oder Joseph Kainz interpretiert auf Schellack-Platten festgehalten.

An dieser Stelle sollen nun künftig interessante mehr oder weniger historische Theaterplatten mit besonderem Augenmerk auf sich als CD wieder im Handel Befindendes empfohlen werden.

Heute möchte ich nur auf eine gerade wiederveröffentlichte Aufnahme von Becketts "Warten auf Godot" in der legendären (aber auch umstrittenen) Inszenierung des großen Fritz Kortner hinweisen - sie entstand bei der Generalprobe der deutschen Uraufführung an den Münchner Kammerspielen im Jahr 1954 und ist jetzt als Doppel-CD bei der Deutschen Grammophon erschienen.

Es spielen:
Heinz Rühmann
Friedrich Domin
Ernst Schröder
Rudolf Vogel

Hineinhorchen bei amazon ist möglich!

P.S.: Wer gleich den gesamten Hörspiel-Rühmann möchte, bekommt ihn dort zur Zeit zusammen mit "Godot", "Du kannst mir viel erzählen", einem Hörspiel in bester Rühmann-Lustspiel-Tradition, "Ein Engel namens Schmitt" und dem Kinderhörspiel "Abdallah und sein Esel" auf 6 CDs zu einem Preis unter 20 Euro

- auch wenn das unter Verwendung des alten Filmtons ganz neu produzierte "Feuerzangenbowle"-Hörspiel noch nicht dabei sein kann, verspricht die Zusammenstellung dennoch, ein schönes Weihnachtsgeschenk für die ganze Familie zu sein

[Beitrag von Torquato am 18. Dez 2004, 00:45 bearbeitet]

Torquato
Stammgast

#2 erstellt: 18. Dez 2004, 00:47

P.P.S.: Wer Rühmann oder Kortner nicht mag findet bei amazon "Warten auf Godot" zusammen mit Becketts "letztem Band" gesprochen von Martin Held auf 3 CDs nach einer neben der Uraufführung ebenfalls wichtigen deutschsprachigen Inszenierung, nämlich der des Autors selbst am Schiller-Theater Berlin 1975. Horst Bollmann, Stefan Wigger und Klaus (Hatch) Herm wirken hier mit und nicht zu vergessen Carl Raddatz, der als Pozzo wunderbar schmierig ist. Hier ein altes Plattencover (weils mehr aussagt als das CD-Cover)

Torquato
Stammgast

#3 erstellt: 10. Jan 2005, 13:32

Hallo mal wieder zu diesem Thema!

Ich habe Karl Valentin, zunächst durch diverse Best-Ofs, für mich wiederentdeckt. Bald stellte ich aber fest, dass ich nicht nur das sogen. Beste zum kringeln fand, sondern alles, was mir nach und nach von diesem Schauspieler/Autor unter die Ohren kam. Daher meine Empfehlung - wer Valentin mal wieder hören will, besorge sich am besten gleich die

Gesamtausgabe Ton 1928-1947 (

http://www.amazon.de...028-0392781-4566103

bevor er, wie ich, nach und nach Einzel-CDs und LPs erwirbt und dadurch evtl. mehr Geld ausgibt und zudem, um an bestimmte Stücke heranzukommen, am Ende viele Aufnahmen doppelt kaufen muss.

Gruß, Torquato

p.s.: Valentin bleibt für mich ein absoluter Sprechplatten-Star - habe ihn auch auf Film & Video erlebt - seine Komik wirkt für mich allerdings auf Platte oder CD, also allein im gesprochenen Wort, viel, viel besser.

Susanna
Hat sich gelöscht

#4 erstellt: 11. Jan 2005, 22:51

Torquato schrieb:

Bald stellte ich aber fest, dass ich nicht nur das sogen. Beste zum kringeln fand, sondern alles, was mir nach und nach von diesem Schauspieler/Autor unter die Ohren kam.

Hallo Alle,
Hallo Torquato,

schön, daß Du Karl Valentin (der übrigens darauf bestand, phonetisch mit "F" ausgesprochen zu werden - er meinte, "Vogel" würde auch so ausgesprochen

) erwähnst. Ich kenne aus dem Radio fast alle seine Sketche, die meisten mit seiner langjährigen Partnerin Liesl Karlstadt. In bester Erinnerung ist mir die Diskussion der beiden darüber, ob es "Leberknödel" oder "Leberknödeln" heißt!

Oder die Fahrt mit der Münchener Straßenbahn, wo Valentin auch singt.
Er ist eigentlich mit keinem Kaberettisten vergleichbar. Seine Art "ernster" Humor, gekoppelt mit seiner akzentuierten Sprechweise prägen sich ein. Er verstand es meisterlich, ganz unscheinbaren, alltäglichen Dingen eine unerwartete Bedeutung zu verleihen und kleine Dramen daraus zu machen.
Sein Habitus wirkt schon auch komisch, aber ich denke, daß die Stimme genügt, um viel Vergnügen zu haben.
Deinen Tip mit der Gesamtausgabe finde ich gut, danke!

Grüße,
Susanna

Oliver67
Inventar

#5 erstellt: 12. Jan 2005, 08:57

Auch bei Valentin hat der Bayerische Rundfunk vor einigen Jahren (wie so oft über Weihnachten/Neujahr) Grundlegendes geleistet und die Valentianden gesendet. Das Gesamtwerk zum anhören und mitschneiden (Ein Freund kopierte mir dankenswerterweise seine MPEGs)

Valentins Humor ist oft bitterböse, geht an den Rande des Erträglichen. Man höre sich nur mal den "Firmling" an (wer den Film schon mal gesehen hat wird die Bilder dabei vor Augen haben). Die Armut und Verzweiflung des Vaters, der mit seinem Sohn nach der Konfirmation ins Wirtshaus geht und betrinkt, geht an die Nieren.

Daneben dann wieder reine Blödeleien wie z.B. die Orchesterprobe oder das Feuerwerk.

Nicht vergessen, bei einem München-Aufenhalt: Das Valentin-Musäum!

www.valentin-musaeum.de

Oliver

Susanna
Hat sich gelöscht

#6 erstellt: 12. Jan 2005, 11:07

Oliver67 schrieb:

Valentins Humor ist oft bitterböse, geht an den Rande des Erträglichen.

Hallo,

ja, das empfinde ich auch so. Man muß auch die Zeit im Hinterkopf haben, in der er wirkte. Seine Biografie erklärt Einiges:

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ValentinKarl/

Nicht vergessen, bei einem München-Aufenhalt: Das Valentin-Musäum!