Entstörung "mit dem Finger" ?

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Derk
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 30. Nov 2005, 11:59
Hi.

Ich habe auf meinem Breadboard einen asym. Verstärker zusammengebaut der soweit auch erstmal tadellos funktioniert. Allerdings ist noch eine Störschwingung am Ausgang, ca. 2Vpp bei 2 MHz.

Diese Störung fällt weg, wenn ich am Eingangstransistor der Diffstufe Kollektor und Basis mit meinem Finger "verbinde". bzw. wenn ich eine Verbindung von der Basis des Eingangs-T zum asym. Treiber-T mit dem Finger herstelle. Versuche mit z.B. 1MOhm-Widerstand war nicht so erfolgreich, obwohl sich hier die Amplitude der Störung halbierte.

Ist das ein bekanntes Problem? Wenn ja, wie muss ich da gegenkoppeln?

Gruß, Derk
pelmazo
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 30. Nov 2005, 13:42
Dein Finger ist nicht nur ein Widerstand, sondern stellt (mit dem dranhängenden Körper) auch einen Kondensator nach Masse/Erde dar. Ich vermute das ist eher für Deine "Entstörung" verantwortlich.

Dein Verstärker ist wahrscheinlich nicht ausreichend frequenzkompensiert. Es gibt viele Möglichkeiten für diese Frequenzkompensation, für konkrete Hinweise wäre die genaue Schaltung hilfreich.
Derk
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 30. Nov 2005, 15:30
Dann mal hier ein Bild der Schaltung. Sie hat auch in diesem Zustand schon tadellos funktioniert. Ich werd sie mal auf einer Platine aufbauen und nicht so wirr auf einem Board.

http://www.drawback.org/bilder/amp.jpg

Gruß, Derk
pelmazo
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 30. Nov 2005, 16:02
Sind die Werte für C2 und C6 experimentell bestimmt, oder durch Rechnung? Hast Du auch andere Werte probiert?
Derk
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 30. Nov 2005, 16:41
Die habe ich durch Rechnung bestimmt.

Erstaunlicherweise hat das einstecken von C2 damals schlagartig alle Störungen beseitigt. Jetzt der selbe Aufbau mit gleichwertigen aber halt anderen Teilen hat wieder Probleme.

Ich habe erstmal eine Platine designt mit aufgeräumter Strucktur und werde daran weiterarbeiten. Dann kann ich Störungen durch das Kabelwirrwarr minimieren.

Ansonsten grundsätzlich ok die Schaltung, oder gibts grobe Mängel?

Gruß, Derk
pelmazo
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 30. Nov 2005, 17:41

Derk schrieb:
Die habe ich durch Rechnung bestimmt.


Macht's Dir was aus den Gang der Rechnung kurz zu skizzieren?


Erstaunlicherweise hat das einstecken von C2 damals schlagartig alle Störungen beseitigt. Jetzt der selbe Aufbau mit gleichwertigen aber halt anderen Teilen hat wieder Probleme.


Das ist nicht erstaunlich. C2 ist wohl die einfachste und verbreitetste Methode zur Frequenzkompensation. C6 ist kritischer, weil er sowohl zu klein als auch zu groß sein kann. Die allereinfachste Methode wäre es, auf C6 zu verzichten, und C2 zu "optimieren". Nur wenn das Resultat "zu langsam" ist, muß man sich andere Gedanken machen.


Ansonsten grundsätzlich ok die Schaltung, oder gibts grobe Mängel?


Nein, keine groben Mängel, ziemlich "basismäßig", die Schaltung, ideal zum Lernen. Habe aber nichts nachgerechnet.
Derk
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 30. Nov 2005, 17:45
Hi.

Die Berechnung habe ich 1:1 aus dem Beitrag "Endstufenberechnung" hier in diesem Forum übernommen.

Erstaunlich fand ich bei C2 auch nur, dass es einmal Lehrbuchmäßig funktioniert, und beim zweitenmal nicht.

Ich werde jetzt erstmal das Layout testen. Darauf habe ich die einzelnen Teile gruppiert und Masseflächen angelegt.

Dann schau ich mal weiter.

Danke!
Ultraschall
Inventar
#8 erstellt: 30. Nov 2005, 19:16
Intuitiv würde ich C2 und C6 tauschen.
(C6 ist mit 150p ziemlich sicher zu groß. Eventuell sogar auf 10..33p runtergehen.)

R11 ist auch ein bißchen groß. 100...470 Ohm als Richtwert.
(Aufgabe von R11 außer Offset: Verringert die Verstärkung; erhöht die Bandbreite der ersten Stufe, reduziert deutlich den TIM)
zucker
Inventar
#9 erstellt: 30. Nov 2005, 20:17
Hallo Derk,


Die Berechnung habe ich 1:1 aus dem Beitrag "Endstufenberechnung" hier in diesem Forum übernommen.


das kann ich so nicht gelten lassen, denn ich schrieb dort:


Man hat nun hier eine gewissen Freiheit in Bezug der Wahl von R11, R12, C2 und C3. Diese stehen aber unbedingt mit C1 in Verbidnung.

Ein weiteres sehr wichtiges Bauteil ist C1. Er bestimmt überhaupt erstmal die saubere zu übertragende obere Grenzfreq. Er steht in festem Zusammenhang mit C3, der ja ab dieser Freq. ein Begrenzen möglich machen soll. C1 sollte deshalb so ausgelegt werden, daß er mindestens an die Freq. von C3 heranreichen, besser übersteigt.
C1 steht nun unmittelbar mit der Umladespannung über sich selbst und den dafür notwendigen Strom, geliefert von der Diff-Stufe in Verbindung.

Die Formel für den Strom von C1:

I = 2 x pi x F x C x U

U ist hierbei die Umladespannung über C1.
U = Ub- + UR6 + UbeT6
U = -32V + 0.6V + 0.7V
U = -30.7 V an der Basisseite des C1
Auf der Kollektorseite des C1 wird von den -30.7V die Vorspanne von 2.8V des Stromverstärkers abgezogen.
Die Umladespannung beträgt also ca 28V

F sollte 100Khz betragen.

C bekommt den kleinst möglichen Wert in FKP oder MKS Ausführung, 33p

I = 6.28 x 100Khz x 33p x 28V
I = 500µA


Dieser dortige C1 ist Dein C2 und zunächst muß die Fog klar sein. Soll die Endstufe bis 80Khz sauber übertragen, dann müßte, wenn C2 68p hat, der Strom vom Diff 760µA betragen.


10mA über R11 + R6 mit Deinen Werten.
Folglich auch 10mA über R10.
Wenn das mit 68R funktionieren soll, dann muß zunächst eine U von 680mV über R10 abfallen.
Daraus resultiert eine Ucb für Q2 von:
-25V + 680mVUre + (geschätzte)700mVUbe Q2 = -23.62V an der Basis von Q2
-25V + 23.7V (Ube Q7 geschätzte -1.3V) = -1.3V am Kollektor von Q2
Die Ucb liegt demnach bei etwa 22.3V und die müssen umgeladen werden und dazu gehört der Strom vom Diff.

680mV Uv R10 + 700mV Ube Q2 = 1.38V Uv über R5 bei 760µA = 1.8K.
Du gibst dem Q2 aber nur knapp 300µA vom Diff und das führt zu einer Verrückung der Uv über R10, zu einer Stromsenkung über R10 und zu einer sehr viel niedrigeren Fog mittels C2, was Dir dann eben die Schwingungen herbeiführt.

Setzt Du den Strom vom Diff über R5 mit 300µA, so fallen über R10 nur etwa 0.11V ab, was zu einem Strom von nur 1.6mA durch R10 führt. Du kannst das mal nachmessen. Der Wert wird sicher nicht ganz so sein, weil der Strom von R11 + R6 immer noch vorhanden ist. Es kann dabei zu Verschiebungen über R10 bis hin zu R5 kommen.
Die Fog schiebt sich bei den 300µA auf etwa 31Khz zusammen.

C6 = 1 / (2 x pi x Fog x R12)
Bei 80Khz und 10K für R12 wären das 190p. Dieser Wert ist aber ein reiner Rechenwert, der so niemals sein darf, weil sich dann die Phasenlage zwischen den 2 Basen des Diff immens verschieben und keine gute Gegenkopplung mehr erreicht wird.

Also,

setz den Strom für den Q2 hoch auf 760µA. Dazu R5 auf 1.8K senken und damit der Strom überhaupt erst kommt, R3 auf 820R senken.
Die Uf der LED hab ich mal mit 2V und die Ube des Q3 mit 700mV angenommen.
Derk
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 01. Dez 2005, 14:05
Hi.

Ich habe Eure Tipps soweit umgesetzt und es läuft augenscheinlich sehr gut.

Die Diffstufe habe ich so umgestellt wie von Zucker gesagt. Der Ausgang hat keine messbaren Störungen mehr. Musik wird auch gut übertragen und ist von ausreichender Qualität.

Soll ja nur ein Experimentier- und Bassverstärker sein.

Vielen Dank für die Mithilfe!
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