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Was hört Ihr gerade jetzt ? (JAZZ)

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Beitrag
wilder-Denker
Stammgast
#19218 erstellt: 03. Jan 2020, 23:37

Mr._Lovegrove (Beitrag #19215) schrieb:
Dabei ist das doch die einzig wahre Metheny Scheibe! ;)

... auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, deine Zwinker-Smileys richtig zu deuten, würde ich der Aussage doch mal zustimmen wollen. Finde Metheny nicht schlecht, er kann Stimmung(en) transportieren, ABER Zero Tolerance for Silence hat mich insofern begeistert, dass er auch mal "losgelassen" gezeigt hat, was noch so alles in ihm steckt .. Respekt!

-----------

Mich plagt leider gerade eine "Ohrgeschichte", die Musikhören nicht gerade beflügelt. Aber, teils aus Nachholbedarf und persönlichem Interesse an eurem ECM-Thread, versuche ich auch mit 90:10 Hörbalance, zu folgen. Nicht alphabetisch, sondern chronologisch, gönne ich mir gerade die erste ECM und bin begeistert von all den Déjà-Vues .. zur Platte selbst bedarf es hier wohl keiner weiteren Worte:

amazon.de
Mal Waldron Trio - Free At Last


Bass – Isla Eckinger
Drums – Clarence Becton
Piano – Mal Waldron

... ein wirklich genialer Einstand ins damals (1969) neue ECM-Label. Leider konnte ich nicht alle folgenden Jahre, zu meinen Lauschgewohnheiten adäquat, folgen .. da schmälert aber die Bedeutung des Labels für "unsere" Musik hier keineswegs. Verspätet und nachträglich zum Jubiläum meine zum Lebenswerk Eichingers.

// Gruß


[Beitrag von wilder-Denker am 03. Jan 2020, 23:39 bearbeitet]
wilder-Denker
Stammgast
#19219 erstellt: 04. Jan 2020, 00:34
kurz darauf:

keine Sorge, ich gehe sicherlich NICHT jetzt alle ECM durch, aber eine weitere der ganz frühen Veröffentlichungen, die zudem die Vielfalt Eichingers Interessen spiegelt, jetzt auf dem Headphone:

image
Afternoon of a Georgia Faun

Marion Brown - Alto Saxophone, Zomari, Percussion
Anthony Braxton - Alto Saxophone, Soprano Saxophone, Clarinet, Contrabass Clarinet, Chinese Musette, Flute, Percussion
Bennie Maupin - Tenor Saxophone, Alto Flute, Bass Clarinet, Acorn, Bells, Wooden Flute, Percussion
Chick Corea - Piano, Bells, Gong, Percussion
Andrew Cyrille - Percussion
Jeanne Lee - Voice, Percussion
Jack Gregg - Bass, Percussion
Gayle Palmoré - Voice, Piano, Percussion
William Green - Top o
Billy Malone - African Drum
Larry Curtis - Percussion

... welch interessante Truppe und, wenn ich das richtig deute, wohl die vierte(?) Veröffentlichung unter ECM. Im Vergleich zum Mal Waldron Trio schonmal eine ganz andere Gangart .. beim Hören kommen mir spontan vergleichende Momente / Assoziationen zu Pink Floyd's Ummagumma, die chronologisch etwas früher erschienen ist .. alles sehr spannend, aber das war es dann meinerseits mit ECM (will ja keinen Parallel-Thread hier lostreten, sondern wirklich nur "Was hört ihr gerade jetzt" .. ihr habt mir die Vorlage geliefert) .. gönne mir jetzt noch "Wolfgang Dauner - Output" ECM Nr. 6(?)



[Beitrag von wilder-Denker am 04. Jan 2020, 00:36 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#19220 erstellt: 04. Jan 2020, 00:51
Viel Spass dabei ! Du pickst Dir die richtigen frühen ECM-Scheiben raus. Hast Du Zugriff zur ECM 1002 - Just Music von Alfred Harth, siehe zuletzt gehört hier. Das müsste auch Dein Humor sein ... ich habe das alles nur auf LP.
wilder-Denker
Stammgast
#19221 erstellt: 04. Jan 2020, 02:17

arnaoutchot (Beitrag #19150) schrieb:
Just Music - s/t - ECM 1969 (ECM 1002). Just Music war ein Frankfurter Free Jazz Ensemble um den Saxophonisten Alfred Harth. Die Musiker kamen aus dem studierten, "ernsten" Umfeld. Humor und Spass hat in der Musik wenig verloren, das ist alles sehr ernst gemeint. Das war schon eine sehr vielfältige Szene damals.


Hallo Michael ...

... wie könnte ich einem Tipp deinerseits nicht folgen: VOLLTREFFER!

Ich bewundere wirklich, wie du hier passende Scheiben für "uns Individuen" aus dem Ärmel rufst, das zeigt dein umfassendes Interesse/Wissen in der Musik(geschichte) .. ganz ehrlichen Respekt dafür!


... darum und deshalb, persönliche Verlängerung meiner "Sperrstunde" und ich lausche:

image-1
Just Music

Dieter Herrmann - Trombone
Alfred Harth - Tenor Saxophone, Clarinet, Bass Clarinet, Trumpet
Johannes Krämer - Guitar
Franz Volhard - Cello
Thomas Stöwsand - Cello, Flutes
Peter Stock - Bass
Thomas Cremer - Clarinet, Percussion

... wenn man bedenkt, dass dies nach dem Mal Waldron Trio die zweite Veröffentlichung des neuen ECM-Labels war, dann darf man sicherlich auch mal darüber nachdenken, was ein gewisser Manfred seinerzeit so im Sinn hatte. Veröffentlichung 001 und 002 haben auf Anhieb für mich so gar keine Gemeinsamkeiten, ausser ... Jazz(?) (selbst wenn "gegensätzlich" im Ansatz). Genau diese anfängliche Begeisterung für "Neues", die irgendwann auch mal wich / eintönig wurde, lassen mich gerade meine oftmals negative Haltung zu ECM (im späteren Verlauf) etwas revidieren .. vielleicht muß man den Mann dahinter etwas genauer verstehen lernen.

Diese Just Music war mir bisher visuell, vom Cover her, bekannt .. wirklich reingehört habe ich aber nie (selbst Grafiker, hat mich das Cover irre geführt und anderes dahinter vermuten lassen) .. wie schön, dass ich knapp 50 Jahre später erfahren darf, dass es (wie Michael treffend vermutet hat) heute in mein Beuteschema einsortiert werden kann .. jaa, das ist "frei und improvisiert", aber ohne jeglichen Zweifel mit "Sinn und Verstand" ...

&

Danke dafür

(wird wohl demnächst noch öfter gehört)


[Beitrag von wilder-Denker am 04. Jan 2020, 02:18 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#19222 erstellt: 04. Jan 2020, 09:08

wilder-Denker (Beitrag #19218) schrieb:

Mr._Lovegrove (Beitrag #19215) schrieb:
Dabei ist das doch die einzig wahre Metheny Scheibe! ;)

... auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, deine Zwinker-Smileys richtig zu deuten, würde ich der Aussage doch mal zustimmen wollen.

Das war von mir schon durchaus ironisch gemeint. Aber dennoch bin ich wahrlich kein Fan von Metheny. Das er anders kann als nur schöngeistig, zeigt aber, wie wandelbar ein jeder guter Musiker ist, wenn er denn nur will. Und so oft wollte Metheny das nicht in seiner Karriere.
arnaoutchot
Moderator
#19223 erstellt: 04. Jan 2020, 09:37
@Joerg: Freut mich, dass ich einem alten Free-Jazz-Hasen wie Dir noch etwas Neues empfehlen konnte. Ja, die Marschrichtung der ersten Handvoll ECM-Platten war durchaus interessant und die Geschichte hätte einen ganz anderen Verlauf genommen, wenn Eicher in diese Richtung weitergegangen wäre. Die Dauner/Output (ECM 1006) hast Du schon erwähnt, ich habe sie neulich erst noch als inzwischen recht rare und teure LP gefunden. Siehe hier.

IMG_0277

Die Music Improvisation Company mit Derek Bailey (ECM 1005) wäre noch ein letzter Tipp von den frühen „Wilden“ (siehe LInk zu Discogs unter dem Bild), auch die Afric Pepperbird von Garbarek (ECM 1007) hat noch durchaus freigeistige Momente, aber dann muss wohl in 1970 ein Sinneswandel bei Eicher eingesetzt haben und die Veröffentlichungen entfernten sich schnell vom frei improvisierten Jazz (mit wenigen Ausnahmen, zB das Bass-Duo Dave Holland/Barre Phillips oder Hollands Duo am Cello mit Derek Bailey).

Ich höre gerade mal in die ECM 1005 rein, das ist völlig freie Improvisation, allerdings mit einem gewissen Schalk im Nacken (britisch halt ...). Bin allerdings mit Bailey nicht wirklich jemals warm geworden. Da schliesst sich der Kreis zu Metheny's Zero Tolerance, mit Bailey hat Metheny ja dann auf The Sign of Four zusammengearbeitet.

R-560235-1404564281-5614.jpeg
https://www.discogs....mpany/release/560235


[Beitrag von arnaoutchot am 04. Jan 2020, 10:45 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#19224 erstellt: 04. Jan 2020, 13:24
Ausgehend von der nun gerade 50 Jahre alt gewordenen ECM 1001 (Mal Waldron Trio - Free at Last) hab ich mir mal die Konkurrenzveröffentlichung auf dem 1971 gegründeten Label Enja hergeholt: Mal Waldron - Black Glory - Enja 2004, 1971. Siehe da, ein weiteres Jazz-Label aus München, das seinen Katalog mit Mal Waldron beginnt ! Und es gibt weitere Parallelen: Nach der Edition of Contemporary Music folgte die Edition of New Jazz, die Nummerierung war ähnlich (man fing bei Enja aber gleich mit 2000er Nummern an ... ), gleiche ästhetische Covergestaltung etc. Unterschiedlich war die Angangsweise der Enja-Gründer Horst Weber und Matthias Winckelmann, die stark auf amerikanische Musiker setzten und Aufnahmen dieser aus Europa als Lizenz an amerikanische und japanische Label vertrieben.

So auch mit der Waldron-Aufnahme aus dem Münchner Jazz-Club Domicile mit Jimmy Woode (b) und Pierre Favre (dr). Wem die Free at Last gefällt, der sollte hier nicht enttäuscht werden. Ähnlich frei atmender, perkussiver und rhythmisch betonter Trio-Jazz mit Freiräumen für alle drei Musiker. Lange nicht mehr gehört, ein Klassiker !

Interessant übrigens, dass John Scofield von Enja entdeckt wurde und diese seine ersten Aufnahmen veröffentlichten ...

R-11505843-1517544075-8302.jpeg
https://www.discogs.com/Mal-Waldron-Black-Glory/release/11505843
Eipott
Hat sich gelöscht
#19225 erstellt: 04. Jan 2020, 20:02
[quote="wilder-Denker (Beitrag #19221)"].. vielleicht muß man den Mann dahinter etwas genauer verstehen lernen[/quote]

[/quote]
zum Jubiläum meine zum Lebenswerk Eichingers......
[quote]

Vielleicht einfach mal beim Namen beginnen
wilder-Denker
Stammgast
#19226 erstellt: 04. Jan 2020, 23:11

Eipott (Beitrag #19225) schrieb:

Vielleicht einfach mal beim Namen beginnen ;)

... ooh, da hast du natürlich vollkommen Recht .. k.A. warum der "Freud" in mir ihm den Nachnamen eines ehrwürdigen Filmemachers verpasst hat, ich hinterfrage das jetzt auch nicht

---------

@Michael: Die Music Improvisation Company (ECM1005) kenne ich, mich hatte seinerzeit eher Parker als Bailey hingeführt. Den Schwenk zu enja gehe ich gerne mit, Black Glory dann demnächst, jetzt:

cover
Albert Mangelsdorff Quartet | DIGGIN' - Live at DUG in Tokyo (enja 2006)

Bass – Günter Lenz
Drums – Ralf Hübner
Tenor Saxophone – Heinz Sauer
Trombone – Albert Mangelsdorff

Hatte ich früher mal als LP, jetzt kann mich leider nur noch mein "Streamer" bedienen, dafür sauber und ohne Knistern. Es macht mir gerade richtig Spaß in vergangen Zeiten zu stöbern und manche, von mir vergessene, Perle nochmals auf den Ohren zu haben. Von Bob und Swing, bis hin zu dem was Mangelsdorff für mich zu dem Posaunisten machte, der er nun mal war: dieses "Vibrieren" der Posaune (Track 3: Mühasale) .. alles vorhanden, dazu in allerbester Gesellschaft vorzüglicher Mitstreiter .. exzellent.

// Gruß
wilder-Denker
Stammgast
#19227 erstellt: 05. Jan 2020, 00:08
Wenn man diese alten Werke hört, wird einem aber auch mal wieder bewusst, die waren auf Langspielplatte ausgelegt, sie sind oftmals schneller zu Ende als es einem lieb ist (und dabei muss ich am Streamer noch nichteinmal aufstehen, um die Platte zu drehen)

Bleibe bei Mangelsdorff und gehe ein Jahrzehnt weiter:

61Y24nUQ9oL._SS500_
Peter Brötzmann, Albert Mangelsdorff & Günter "Baby" Sommer - Pica Pica

Alto Saxophone, Tenor Saxophone, Baritone Saxophone, Tárogató – Peter Brötzmann
Drums, Horns(!) – Günter "Baby" Sommer
Trombone – Albert Mangelsdorff

1982, gute 10 Jahre nach der Diggin' befindet sich Mangelsdorff nun auf dem "Jazzfest in Unna" in illustrer Gesellschaft von Brötzmann und Sommer. Klar, wo Brötzmann draufsteht, da ist auch Brötzmann drin und er muß Mangelsdorff erstmal "zu Wort" kommen lassen .. glücklicherweise gibt es diese Momente, und -bei genauem Hinhören- stelle ich gar fest, er ist eigentlich so gut wie immer dabei, selbst wenn seine Mitstreiter sich gerne mal vordrängeln

// Gruß


[Beitrag von wilder-Denker am 05. Jan 2020, 00:12 bearbeitet]
dietmar_
Inventar
#19228 erstellt: 05. Jan 2020, 01:05
Hier auch 2 sehr kurze bis kurze Schätze aus dem Vinylzeitalter - 1966, als ich zwar schon hörte, aber nicht wusste.

lemer

Peter Lemer Qunitet - Local Colours
1966, 1993, ESP

Der Pianist Peter Lemer spielte dieses eine sehr gelungene Album mit einer recht prominenten Besetzung ein. Nisar Ahmad Khan (ts), John Surman (bars, ss), Tony Reeves (b) und John Hiseman (dr). Lemer kennt man am ehehsten durch seine Zusammenarbeit mit Ginger Baker (Baker Gurvitz Army), Barbara Thompsons Paraphernalia und Jubiaba, Harry Becketts (Joy Unlimited), Pierre Moerlen (Gong) und Mike Oldfields Alben Exposed und Platinum.

kuhn

Steve Kuhn Trio - Three Waves
1966, Contact/Flying Dutchman, 2017, Solid-Records/Ultra-Vype

Aus dem gleichen Jahr, beide Alben beginnen mit einer Carla Bley Komposition und doch ist die Musik ganz anders. Steve Kuhn, ein sehr unterschätzter Pianist, mit Steve Swallow noch am Kontrabass und Pete LaRoca inseiner bedeutendsten Phase.
Hörstoff
Inventar
#19229 erstellt: 05. Jan 2020, 11:11
Jane Ira Bloom (Sopransaxophon)
Early Americans
mit Mark Helias (Bass) und Bobby Previte (Drums)

Herausragender Surroundklang.

amazon.de
Don_Tomaso
Inventar
#19230 erstellt: 05. Jan 2020, 14:02
Ach, da kann ich mithalten und starte in den Tag mit

amazon.de


Jane Ira Bloom - Mighty Lights (leider nur das Japan-Cover gefunden, die Cover-Suche bei A... wird auch immer bes“?+##&%...). Mit Jane Ira Bloom (ss), Fred Hersch (p), Charlie Haden (db) und Ed Blackwell (dr). Was für eine Besetzung! Eventuell aus der Zeit, als Hersch in seiner Wohnung in NYC sein Tonstudio hatte? “Sarabande“ wurde da ja aufgenommen, auch mit Haden. Egal, eine sehr schöne Platte ist das, das von mir sonst nicht so geliebte Sopran-Sax ganz sanft und melodisch, obwohl Bloom es auch mal ganz gerne etwas krachen lässt. Ihre Sidemen sind natürlich eine Bank, immer auf der Höhe und doch drängeln sie sich nie vor.
Mr._Lovegrove
Inventar
#19231 erstellt: 05. Jan 2020, 21:39

wilder-Denker (Beitrag #19206) schrieb:

Frank Zappa - The Hot Rat Sessions

Uiuiuiuiuiui, Joerg, was hast du angerichtet?! Ich habe mich ehrlicherweise nie nie mit Zappa beschäftigt, aber nun war ich doch neugierig. Und, zack, hat mich diese Platte voll erwischt. Ich höre das Album seit Tagen (ohne Outtakes, nur die reguläre Scheibe) und es hat mich sofort und unvermittelt und nach ca. 3 Takten weggefegt. Was für eine Wucht, was für eine Energie! Und wie komplex das doch auch ist.
Ich habe dann gleich mal Infos quergelesen. Mir war nie bewusst, welch ein multipler Meilenstein das ist.
Es hämmert mir immer noch in den Kopf.
Danke für die Erinnerung, dass ich Zappa unbedingt doch mal probieren sollte!
wilder-Denker
Stammgast
#19232 erstellt: 05. Jan 2020, 22:49

Mr._Lovegrove (Beitrag #19231) schrieb:

Uiuiuiuiuiui, Joerg, was hast du angerichtet?!


Ich entschuldige mich offiziell dafür, dass du meinetwegen eine "Infektion" erleiden musst

Spass beiseite, Michael hat ja auch schon auf den hiesigen Zappa-Thread verwiesen, da erfreuen sich Fans aber auch auf den letzten Seiten sehr über zahlreiche Live-Veröffentlichungen, die nach seinem Ableben erschienen sind .. zu Recht, aber zur "Erstverkostung" unter uns Jazzern vielleicht nicht unbedingt zielführend.

Man kann auch schwerlich über Zappa im Allgemeinen reden, zu viele verschiedene Schaffensphasen und massig Veröffentlichungen. Jedenfalls war er zweifelsohne ein Genie, der seine Gitarre vorzüglich klingen lassen konnte und der Musik das gewisse Etwas an Spannung verlieh (menschlich oftmals ein A****, aber das liegt ja öfter sehr nah beeinander). Die Hot Rats ist ein Meilenstein, die nun veröffentlichen Sessions begeistern MICH gerade durch die Outtakes (aber die regulären Stücke kenne ich auch schon gut 40 Jahre, die sind "eingebrannt")

Solltest du weitersuchen / -hören wollen, dann wären dann - zu den zu Lebzeiten veröffentlichten und zur Hot Rats passend - Waka/Jawaka, The Grand Wazoo und Uncle Meat meine Tipps.



[Beitrag von wilder-Denker am 05. Jan 2020, 22:53 bearbeitet]
grilli100
Stammgast
#19233 erstellt: 06. Jan 2020, 13:44
Zum 2. Morgenkaffee am Feiertag läuft bei mir mal ein reines Gitarren-Album. Ist sonst eher nicht so meins, hier schon!
Fausto - Mesolella - Live ad Alcatraz



Fausto Mesolella, guitar, loop pedal
Ferdinando Ghidelli, pedal steel

Klanglich, wie bei Phone Jazz üblich, einwandfrei. Ist aber vielleicht keine 100% Jazz Platte. Fausto bringt hier ganz unterschiedliche Musik Stile zusammen. Das bringt mich auf die Idee, mal wieder meine alten Mike Oldfield Alben vorzuholen...
arnaoutchot
Moderator
#19234 erstellt: 06. Jan 2020, 15:13

wilder-Denker (Beitrag #19232) schrieb:
Spass beiseite, Michael hat ja auch schon auf den hiesigen Zappa-Thread verwiesen, da erfreuen sich Fans aber auch auf den letzten Seiten sehr über zahlreiche Live-Veröffentlichungen, die nach seinem Ableben erschienen sind .. zu Recht, aber zur "Erstverkostung" unter uns Jazzern vielleicht nicht unbedingt zielführend. ... Solltest du weitersuchen / -hören wollen, dann wären dann - zu den zu Lebzeiten veröffentlichten und zur Hot Rats passend - Waka/Jawaka, The Grand Wazoo und Uncle Meat meine Tipps.


Freut mich, dass wir einen Novizen mit dem Zappa-Virus anstecken konnten. Und ja, es gibt einen eigenen Zappa-Thread, den sollte man bei Interesse idealerweise mal vom Anfang an durchblättern. Bereits ab Posting #18 habe ich Tipps für einen möglichen Einstieg in Zappas Welt gegeben, dann ab ca. #30 auch entlang den damals neu erschienenen 2012 remasterten Wiederveröffentlichungen.

Zu Zappa und Jazz auf jeden Fall Zustimmung zu den von Joerg genannten Platten, die Grand Wazoo ist einer meiner absoluten Favoriten.


Hier lief Sam Rivers - Fuchsia Swing Song - Blue Note 1965. Besetzung siehe Cover. Das war Rivers' erste Platte auf Blue Note, ein starkes Debut ! Das Heavenly Sweetness Repress (das Reissue-Label heisst wirklich so ... ) ist sauber gemacht und klingt gut.

IMG_0414D
Don_Tomaso
Inventar
#19235 erstellt: 06. Jan 2020, 19:23
Also, das gehört unbedingt auch hier rein

amazon.de

Frank Zappa - The Grand Wazoo. Im Zappa-Thread wäre ich nicht so einfach drübergestolpert, da ich da kaum mal unterwegs bin. Ich wusste gar nicht, wie gut mir das gefällt.
wilder-Denker
Stammgast
#19236 erstellt: 06. Jan 2020, 22:13
... wie schön, dass der Zugang zu FZ hier selbst "alte Hasen" noch begeistern kann. Ich könnte hier in Hinblick auf Jazz noch die ein oder andere Empfehlung raushauen, aber vielleicht dann doch irgendwann den entsprechenden Thread fortsetzen.

----------

Hier läuft derzeit Joe McPhee, einer der "Freien", die ich eigentlich immer auf dem Radar habe:

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Joe McPhee - The Willisau Concert (1975)

Drums – Makaya Ntshoko
Synthesizer, Voice – John Snyder
Tenor Saxophone, Soprano Saxophone – Joe McPhee

Nicht zu verwechseln mit einer 20 Jahre später erschienenen Veröffentlichung gleichen Namens, aber anderer Besetzung. Hier handelt es sich um einen Mitschnitt des, so glaube ich, allerersten Jazz Festival Willisau, was sich dann ja durchaus über all die Jahre etabliert hat.

Interessant, dass man damals McPhee mit diesen Mitstreitern zu den ersten Gästen zählen durfte (Zeitgeist pur). McPhee und sein südafrikanischer Kollege an den Drums eröffnen, bevor Synth / Voice beinahe Mantra-mässig einsteigen, um dann dahinzufliessen ..

Die Aufnahmen gab es ursprünglich mal als LP (Hat Hut), ich hatte einen Mitschnitt auf Revox-Spule aus dem Radio (der irgendwann zu "Salat" wurde) und vor ein paar Tagen habe ich dann auf bandcamp die Digitalversion gesichtet .. persönliche Wiederhörensfreude im sich wiederholenden Durchlauf.

// Gruß


[Beitrag von wilder-Denker am 06. Jan 2020, 22:20 bearbeitet]
andreas3
Inventar
#19237 erstellt: 06. Jan 2020, 23:27
Guten Abend,

wenn Grand Wazoo hier landet, dann am Besten auch noch Waka / Jawaka. Und für Neueinsteiger wäre mein Tipp Roxy & Elsewhere, das war damals beispiellos und lief viel. Overnite Sensation habe ich auch in guter Erinnerung.


Hier im Thread fängt das neue Jahr lebhaft an, schön!

@dietmar:

Joseph Jarman & Don Moye featuring Johnny Dyani - Black Paladins
1980, Black Saint, 2014, Goodfellas Records


Sehr interessant, kannte ich nicht!

@Hörstoff / Don_Tomaso:


Jane Ira Bloom


Mighty Lights habe ich dann mal wieder aufgelegt, feine Platte. Early Americans kenne ich noch nicht, vielversprechend, Mark Helias ist es wert hinzuhören.

Und Mangelsdorff wurde erwähnt, da habe ich das Vögelein rausgesucht:

triplicity

Albert Mangelsdorff - Triplicity
SKIP 2005

Albert Mangelsdorff - trombone
Arild Andersen - bass
Pierre Favre - drums

Am 19. April 1979 nahm Michael Naura dieses Trio im Studio des NDR vor Publikum auf, mit klanglich wie musikalisch sehr gutem Ergebnis. Andersen und Favre bieten Albert Mangelsdorff eine gehörige Bühne, seine acht Eigenkompositionen zu feiern, Andersen bringt zwei weitere Stücke mit, sein Green Shading Into Blue sowie Outhouse in gelungenen Variationen. Mangelsdorff fordert viel, vor allem Spontanität, von den beiden, aber sie haben´s drauf.

Grüße!
wilder-Denker
Stammgast
#19238 erstellt: 06. Jan 2020, 23:48
... und wo ich gerade hörend in Willisau war, wir zuletzt auch einen Ausflug zu ECM gemacht haben .. das Köln Concert vermutlich der Kassenschlager schlechthin(??) ist/war (ist ja auch für mich ein Meilenstein), so könnte es ja theoretisch Menschen geben, die sich fragen, ob es irgendwelche "Fortsetzungen" in irgendeiner Form geben könnte.

Ich sag jetzt mal "Ja".. als Idee, wie wäre es mit:

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Cecil Taylor - The Willisau Concert

Cecil Taylor - Piano

... ein Mitschnitt aus dem Jahr 2000 vom Willisau Jazz Festival, welcher zumindest Piano Solo ausreichend dokumentiert und dem geneigten Jazz-Freund eine gewisse "Entwicklung / Herangehensweise" zeigen könnte. Prinzipiell ist Aufnahmen / Konzerte / Interpreten zu vergleichen immer eine schlechte Idee .. wenn ich aber bedenke, wo ich schon überall das "Köln Concert" gesichtet habe, da muß es doch auch Menschen geben, die über diesen Tellerrand schauen wollen ...

// Gruß
dietmar_
Inventar
#19239 erstellt: 06. Jan 2020, 23:50

andreas3 (Beitrag #19237) schrieb:
Und für Neueinsteiger wäre mein Tipp Roxy & Elsewhere, das war damals beispiellos und lief viel. Overnite Sensation habe ich auch in guter Erinnerung.

Mein erster Zugang zu Zappa (etwa 1981/82), fand ich damals exotisch, unfassbar, super, heute immer noch großartig.
dietmar_
Inventar
#19240 erstellt: 06. Jan 2020, 23:57
Was für ein Spaß, gleich zwei Quere auf einer Bühne. Dazu noch Toshinori Kondo. Alle 3 spielen etliche Instrumente, habe nicht immer eine Ahnung wer da gerade was macht.

Han Bennink Eugene Chadbourne Toshinori Kondo Jazz Bunker

Han Bennink/Eugene Chadbourne/Toshinori Kondo - Jazz Bunker
1980 aufg., 2000, Leo Records
wilder-Denker
Stammgast
#19241 erstellt: 07. Jan 2020, 00:19

andreas3 (Beitrag #19237) schrieb:
Und für Neueinsteiger wäre mein Tipp Roxy & Elsewhere, das war damals beispiellos und lief viel. Overnite Sensation habe ich auch in guter Erinnerung.

... keine Frage, geniale Zappa-Platten, ABER komplett andere Schaffensphase des Meisters. Etwas weiter weg vom "Jazz", insbesondere gehört hier ein Verständnis der Songtexte zum eigentlichen Vergnügen .. ähnlich dann auch One Size Fits All, Apostrophe oder auch Over-Nite Sensation, Zoot Allures (als Beispiele) .. "File under Zappa" ist nicht wirklich einfach, umso schöner, dass jeder seines findet


dietmar_ (Beitrag #19240) schrieb:
Was für ein Spaß, gleich zwei Quere auf einer Bühne...
Han Bennink/Eugene Chadbourne/Toshinori Kondo - Jazz Bunker

... sehr schön, alleine mit Eugene Chadbourne könnte man einen eigenen Thread füllen *mag ich sehr*



[Beitrag von wilder-Denker am 07. Jan 2020, 00:42 bearbeitet]
Eigentlich
Stammgast
#19242 erstellt: 07. Jan 2020, 00:41
Von mir mal herzlichen Dank an alle, die hier immer fleißig Platten vorstellen.
Aber jetzt im speziellen für den Tip mit
Jane Ira Bloom: early americans

Geniale Scheibe, läuft gerade eigentlich in Dauerschleife.
andreas3
Inventar
#19243 erstellt: 07. Jan 2020, 00:55
@wilder_denker

Schon klar, Roxy und Overnite waren als Hinweis für Neueinsteiger zu Zappa gedacht und nicht - wie Waka/Jawaka auf unseren Faden bezogen.
Roxy bringt m.Mg. nach des Meisters Message auf den Punkt..

Das Stichwort Willisau liess mich zu dieser greifen:

OM willisau

OM - Willisau
Intakt 2008

Urs Leimgruber - soprano, tenor saxes
Christy Doran - el. guitar, devices
Bobby Burri - double bass, devices
Fredy Studer - drums, percussion

Die vier Alben der Schweizer Gruppe OM hatte ich im ECM- Fred erwähnt, hier feiern sie ein Reunion- Konzert. Allerdings nicht mit den alten Stücken, die eher Fusion mit freieren Passagen verknüpfte, sondern mit der Improvisation Willisau, die aus Part I bis XII besteht. Aus der Erinnerung heraus rein free, gerade musste ich schockiert feststellen, dass die zugehörige CD nicht in ihrer Hülle steckt. Und da ich sie länger nicht gehört habe ist der Verbleib in alle Richtungen offen.. Na sowas.

Grüße!
Mr._Lovegrove
Inventar
#19244 erstellt: 07. Jan 2020, 09:13
Danke für die Zappa Tipps. Das werde ich mal checken.
Hier nun zwar kein Freegedöns, aber doch was schön scharfes:
41xaWTPIkNL
Art Pepper
Live in Japan Vol.2, The Summer knows

Alto Saxophone – Art Pepper
Bass – Bob Magnusson
Drums – Carl Burnett
Piano – Milcho Leviev

Aufgenommen 1978 in Japan ist von Peppers klassischem Westcoastjazz der 50er nichts übrig, Allenfalls in seinen Phrasierungen (gut zu hören auf seinem Original "The Trip") und seiner Tongebung lugt die kalifornische Sonne der vorangegangenen Jahrzehnte noch durch diese Wolken von Energie. Man hört aber, dass die Drogen und der Knast ihn verändert haben. Doch 1978 und somit vier Jahre vor seinem Tod war er clean und auf dieser Aufnahme strotzt der Altist vor Energie. Ellingtons "Caravan" zu Beginn zerlegt das Quartett in fast anarchischer Manier komplett und macht daraus eine große Eruption der Improvisation. Und auch eine Ballade wie "The Summer knows (Summer of ´42)" wird zu einem Fest intensiver Emotionen.
Die Mitmusiker sind keine Stars, aber gerade Drummer Carl Burnett lässt die Jungs nie in Ruhe und macht höllisch Druck. Und Pepper? Der spielt wie ein junger Gott, als ob er sein eigenes, durchaus teils verkorkstes Leben Lügen strafen wollen würde. Das ist wirklich ganz groß!


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 07. Jan 2020, 09:15 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#19245 erstellt: 08. Jan 2020, 09:59
Ich hatte gestern die gute Idee, mich mal näher mit Billy Cobham auseinanderzusetzen. Eigentlich wollte ich die Nachfolgealben vom berühmten "Spectrum" hören, doch dann bin ich bei einer ganz anderen hängen geblieben:
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Billy Cobham
Powerplay
GRP 1986

Bass – Baron Browne
Drums, Drum Programming – Billy Cobham
Guitar Synthesizer – Dean Brown
Keyboards – Gerry Etkins, Onaje Allan Gumbs
Percussion – Sa Davis

Der Tornado unter den Jazzfusiondrummern erklingt auf diesem ´86er Album sicher nicht mehr so übermäßig ausufernd und ekstatisch wie in den 1970ern, dennoch sind seine Signature Sounds immer noch eindeutig herauszuhören. Harte Breaks, komplexe Grooves und immer auf dem Gaspedal; Drumherz, was willst du mehr.
Jetzt könnte man bei den ganzen Digitalsynthiesounds, Programmings und einigen Stücken mit Simmonsdrums, also alles Klänge im Zeichen Ihrer Zeit, mal wieder von lebloser Zurschaustellung von Technik, bzw. Musician´s Music sprechen, aber empfinde ich gar nicht so. Schon auf seinem berühmten Debüt zeigte Cobham ja eher eine technisch- progressive Seite des Jazzrocks, die zwar komplex, aber auch teilweise wenig meliodiös klang. Hier auf "Powerplay" frickeln er und seine Truppe weniger rauschhaft und es gibt auch mal sehr zugängliche Themen und Harmoniefolgen, doch es bleibt im Herzen Cobham. Mit "Summit Afrique" gibt es zudem eine ambitionierte Suite, die gekonnt zwischen Zugänglichkeit und Virtuosität pendelt.
Ich glaube, dass der eine oder andere Jazzhörer, der gerade die Fusion der 80er und frühen 90er kritisiert, die Sounds nicht von der Musik trennen kann. Klar wirkt so manche Spur aus den Yamahas, Rolands oder Oberheims dieser Zeit etwas käsig, aber wenn man einige dieser Kompositionen in ein akustisches Idiom stellen würde, wäre es einfach gute Musik, die so gar nicht mehr nach technoider Leblosigkeit klingen würde. Das gilt sicher nicht für alle Alben dieser Ära, aber diese Cobham zähle ich auf jeden Fall dazu. Sie läuft ja nacht gestern jetzt schon wieder.....
ww.
Ist häufiger hier
#19246 erstellt: 08. Jan 2020, 12:09

Mr._Lovegrove (Beitrag #19245) schrieb:

Ich glaube, dass der eine oder andere Jazzhörer, der gerade die Fusion der 80er und frühen 90er kritisiert, die Sounds nicht von der Musik trennen kann. Klar wirkt so manche Spur aus den Yamahas, Rolands oder Oberheims dieser Zeit etwas käsig, aber wenn man einige dieser Kompositionen in ein akustisches Idiom stellen würde, wäre es einfach gute Musik, die so gar nicht mehr nach technoider Leblosigkeit klingen würde. Das gilt sicher nicht für alle Alben dieser Ära, aber diese Cobham zähle ich auf jeden Fall dazu. Sie läuft ja nacht gestern jetzt schon wieder.....


Ach, das finde ich einen sehr interessanten Ansatz (btw. ich liebe Billy Cobham und seine Atlantic Alben, er hat mich überhaupt erst zum Jazz gebracht).

Kann man Sound und Instrumentarium von der Musik trennen? Das ist für mich schon häufiger eine Fragestellung gewesen bei der Beurteilung von Scheiben der 80/90 er.
Zeitweise haben mich bestimmte Platten des GRP Labels an der (Jazz)Welt zweifeln lassen, obwohl hier auch große Interpreten veröffentlicht haben.

Ich kann für mich als Resümee sagen daß ich zumindest große Schwierigkeiten mit Simmons Drums + 80 erKeyboards habe .


[Beitrag von ww. am 08. Jan 2020, 17:11 bearbeitet]
dietmar_
Inventar
#19247 erstellt: 08. Jan 2020, 21:13

ww. (Beitrag #19246) schrieb:

Mr._Lovegrove (Beitrag #19245) schrieb:

Ich glaube, dass der eine oder andere Jazzhörer, der gerade die Fusion der 80er und frühen 90er kritisiert, die Sounds nicht von der Musik trennen kann. Klar wirkt so manche Spur aus den Yamahas, Rolands oder Oberheims dieser Zeit etwas käsig, aber wenn man einige dieser Kompositionen in ein akustisches Idiom stellen würde, wäre es einfach gute Musik, die so gar nicht mehr nach technoider Leblosigkeit klingen würde. Das gilt sicher nicht für alle Alben dieser Ära, aber diese Cobham zähle ich auf jeden Fall dazu. Sie läuft ja nacht gestern jetzt schon wieder.....


Ach, das finde ich einen sehr interessanten Ansatz (btw. ich liebe Billy Cobham und seine Atlantic Alben, er hat mich überhaupt erst zum Jazz gebracht).

Kann man Sound und Instrumentarium von der Musik trennen? Das ist für mich schon häufiger eine Fragestellung gewesen bei der Beurteilung von Scheiben der 80/90 er.
Zeitweise haben mich bestimmte Platten des GRP Labels an der (Jazz)Welt zweifeln lassen, obwohl hier auch große Interpreten veröffentlicht haben.

Ich kann für mich als Resümee sagen daß ich zumindest große Schwierigkeiten mit Simmons Drums + 80 erKeyboards habe .

Wenn ich eine Musik höre, möchte ich mir nicht vorstellen müssen, wie es mit anderen Instrumenten klingen würde. Das ist genau der Punkt, der mich an vielen Aufnahmen aus dieser Zeit sehr stört. Klar, trenne ich nicht Sound von Musik, es muss für mich zusammenpassen damit es die Chance hat einer meiner Favoriten zu werden.

Ich mache manchmal Experimente, zur Zeit höre ich ein bisschen ganz frühen Jazz/„Schlager“, Pioniere in Deutschland in den 1920er Jahren, da geht es weniger darum ob es gefällt, als um die Information. Aber das sind Ausnahmen. Wenn mich Instrumente nerven, Arrangements etc., kann es ganz leicht sein, dass ich nicht mehr Input brauche. Das mag ein Grund sein warum ich wenig Jazzmusik aus dieser Zeit habe.

Jetzt höre ich:

laswell

Bill Laswell – Means Of Deliverance
2012, Innerhythmic

Ich liebe diese Soloarbeit von Laswell.
wilder-Denker
Stammgast
#19248 erstellt: 08. Jan 2020, 23:39

Mr._Lovegrove (Beitrag #19244) schrieb:

Art Pepper
Live in Japan Vol.2, The Summer knows


... sehr schön, diese "Live in Japan" kannte ich auch noch nicht (obwohl vieles andere von Art Pepper durchaus, auch die wunderbare Biografie "Straight Life", die er diktiert und seine Frau dann getippt hat). Habe mir eben beim Streaming-Dienst meiner Wahl Vol. 1 & 2 angehört während ich mit Suppe vorkochen, für die kommenden Tage, beschäftigt war .. just in dem Moment als ich mit allem fertig war, startete "Red Car" .. so, nach getaner Arbeit, nur noch kurz überlegen, lieber Lagavullin oder Nectar d*Or und dann Volume 2 gleich nochmal


dietmar_ (Beitrag #19247) schrieb:

Bill Laswell – Means Of Deliverance
2012, Innerhythmic


... im Anschluss gerne aufgegriffen, als Freund von "Zwiegesprächen" bei mir halt:

0884385909475_600
Peter Brötzmann / Bill Laswell - Low Life

Peter Brötzmann - bass sax
Bill Laswell - bass

... wäre doch gelacht, wenn der Peter nicht auch schonmal mit Bill Laswell eine intensive "Unterhaltung" geführt hätte. Bei diesem Treffen, Ende der 80er, musste sogar Brötzmann anfangs kurz innehalten bevor er, im Flow angekommen, dahingleiten konnte .. nur für Fans, dann aber durchaus hörenswert.

// Gruß


[Beitrag von wilder-Denker am 08. Jan 2020, 23:41 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#19249 erstellt: 08. Jan 2020, 23:54

wilder-Denker (Beitrag #19248) schrieb:
Peter Brötzmann - bass sax
Bill Laswell - bass

.. nur für Fans, dann aber durchaus hörenswert.


Eine epochale Platte !
Mr._Lovegrove
Inventar
#19250 erstellt: 09. Jan 2020, 10:08

dietmar_ (Beitrag #19247) schrieb:

Wenn ich eine Musik höre, möchte ich mir nicht vorstellen müssen, wie es mit anderen Instrumenten klingen würde. Das ist genau der Punkt, der mich an vielen Aufnahmen aus dieser Zeit sehr stört. Klar, trenne ich nicht Sound von Musik, es muss für mich zusammenpassen damit es die Chance hat einer meiner Favoriten zu werden.

So hatte ich meine Aussage gar nicht mal zu verstehen geben wollen. Ich sehe es ja genauso wie du. Ich wollte nur sagen, dass es sein kann, dass diese Musik, also die Fusion der 80er, auch nach ihren Produktionsklängen beurteilt und abgeurteilt wird, obwohl es teils sehr gute Musik im Sinne von Komposition und Musiktechnik ist; dass Sounds den inneren Wert dieser Platten überdecken und die Qualitäten darunter nicht immer erkannt werden.

So genug OT, hier läuft ne scharfe Platte aus den 60ern, die ich genau wegen ihrer Rauhigkeit liebe:
jpc.de
Elvin Jones/Richard Davis
Heavy Sounds

Bass – Richard Davis
Drums – Elvin Jones
Piano – Billy Greene
Tenor Saxophone – Frank Foster

Die vier Jungs spielen wirklich nicht sophisticated, sondern lassen sich ordentlich gehen. Der Opener "Raunchy Rita" alleine ist das Geld wert und wie ungeniert ein "Shiny Stockings" mit dem Komponisten am Tenor klingen kann, zeigen die vier exemplarisch. Als ob das noch nicht genug wäre, zerlegen die beiden Hauptprotagonisten "Summertime" komplett und präsentieren es als Freejazzballade. Sehr sehr geil!


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 09. Jan 2020, 10:09 bearbeitet]
dietmar_
Inventar
#19251 erstellt: 09. Jan 2020, 21:21

Mr._Lovegrove (Beitrag #19250) schrieb:

dietmar_ (Beitrag #19247) schrieb:

Wenn ich eine Musik höre, möchte ich mir nicht vorstellen müssen, wie es mit anderen Instrumenten klingen würde. Das ist genau der Punkt, der mich an vielen Aufnahmen aus dieser Zeit sehr stört. Klar, trenne ich nicht Sound von Musik, es muss für mich zusammenpassen damit es die Chance hat einer meiner Favoriten zu werden.

So hatte ich meine Aussage gar nicht mal zu verstehen geben wollen. Ich sehe es ja genauso wie du. Ich wollte nur sagen, dass es sein kann, dass diese Musik, also die Fusion der 80er, auch nach ihren Produktionsklängen beurteilt und abgeurteilt wird, obwohl es teils sehr gute Musik im Sinne von Komposition und Musiktechnik ist; dass Sounds den inneren Wert dieser Platten überdecken und die Qualitäten darunter nicht immer erkannt werden.

Cobham ist ja wahrlich kein schlechter Musiker. Es gibt sicher Leute die ihn gar nicht mögen - auch bei mir steht er nicht so weit vorne an im Drummer-Ranking, ich mag ihn eher als Begleiter. Selbst Spectrum wollte ich erst maximal zwei Mal hören.

Die von dir genannten 80/90er Jahre sind wohl nicht meine Zeit gewesen, wenn ich es unter musikalischen Aspekten beurteilen sollte, ich hatte in den 80/90ern große Schwierigkeiten mit aktueller Musik - und das wenn man Jahrgang 1966 ist, denn eigentlich sind das die prägenden Jahre. War nicht immer schön, wenn andere sich am New Wave (~NDW) erbauten, konnte schon von Punk bis Reggae alles mögliche anhören, aber wirklich interessiert hat es mich nicht. Hörte eine längere Zeit gar nicht mehr aktiv (selbst auflegend) Musik, gegen Ende der 90er entdeckte ich den Jazz, aber das waren auch alte Sachen (Miles, Trane, Dolphy - der Jazzgott sei dank).


Elvin Jones/Richard Davis
Heavy Sounds

Kenne das Album nicht, sollte das ändern.

Hier läuft ein Tipp aus diesem Thread, lange her, weiß nicht mehr, ob es Dual... oder wilder Denker war? Manches muss wie ein guter Wein liegen. Damals rutschte die CD recht schnell ins Regal, heute finde ich es toll.

[ein Bild ist mir zu mühsam, bin unterwegs, tippe vom Phone aus]

Rodrigo Amado/Joe McPhee/Kent Kessler/Chris Corsano - This Is Our Language
2015, Not Two


[Beitrag von dietmar_ am 09. Jan 2020, 21:25 bearbeitet]
wilder-Denker
Stammgast
#19252 erstellt: 09. Jan 2020, 22:20

dietmar_ (Beitrag #19251) schrieb:


Elvin Jones/Richard Davis
Heavy Sounds

Kenne das Album nicht, sollte das ändern.

Hier läuft ein Tipp aus diesem Thread, lange her, weiß nicht mehr, ob es Dual... oder wilder Denker war? Manches muss wie ein guter Wein liegen. Damals rutschte die CD recht schnell ins Regal, heute finde ich es toll.

Rodrigo Amado/Joe McPhee/Kent Kessler/Chris Corsano - This Is Our Language
2015, Not Two


... die Heavy Sounds solltest du dir wirklich einmal anhören. Ich stimme da Lovegrove vollkommen zu, "man lässt es ordentlich gehen" .. vielleicht nicht wirklich "free", aber egal .. wunderbare Aufnahmen

This Is Our Language kam relativ sicher von mir, mein Einstieg zu Rodrigo Amado (den ich sehr verfolge) .. und von dem hier meinerseits demnächst auch noch das ein oder andere kommen wird.

------------

Derzeit hier mal wieder wirklich "frei":

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AALY TRIO - I Wonder If I Was Screaming

Mats Gustafsson - tenor & alto saxophone (right channel)
Ken Vandermark - tenor saxophone ,clarinet (right channel)
Peter Janson - bass
Kjell Nordeson - drums

Vandermark ergänzt (nicht nur hier!) Gustafssons AALY TRIO, da kommt natürlich keine leicht verdauliche Kost rüber .. trotzdem, nach standesgemäss heftiger Eröffnung lassen sich die Protagonisten durchaus Raum ganz in Ruhe miteinander zu kommunizieren.Erstmal keine Musik zum "Mitwippen", eher zum "Hinhören", aber dann auf einmal die Erkenntnis, siehe da: Panta Rhei

// Gruß
wilder-Denker
Stammgast
#19253 erstellt: 09. Jan 2020, 23:45
Schneller als gedacht, aber hier nun, aus der Reihe meiner beliebten Zwiegespräche, m.M. nach ein Meisterwerk des zeitgenössischen Free-Jazz:

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Rodrigo Amado & Chris Corsano - No Place To Fall

Rodrigo Amado - Tenor Saxophone
Chris Corsano - Drums

... die Aufnahmen sind 2015 im Studio entstanden und wurden dann letztes Jahr während meiner "Wandertage" veröffentlicht. Rodrigo / Corsano stehen auf meiner Beobachtungsliste .. bereits beim ersten Hören war ich sehr angenehm überrascht über die Entwicklung von Amado. Jetzt nach mehrmaligen Hören komme ich nicht umhin, dies tatsächlich als ein grosses Zusammentreffen zweier "offener" Jazzer zu bezeichnen.

Im Opener, treffend "Announcement" bezeichnet, zelebrieren die Beiden mit brachialem Ausdruck, was "Laufen lassen" bedeuten kann .. treiben, trotz allem, dicht beieinander und geschlossen voran .. grossartig. In den Folgestücken geht es von ruhigen / sachlichen Momenten bis hin zu Kontroversen immer in vorbildlicher "Diskussionskultur", mit viel Gefühl und vorzüglicher Beherrschung / Ausdruck des jeweilig gespielten Instrumentes. Ist Corsano eh über jeden Zweifel erhaben, so erlebe ich Amado über diverse Alben in einer enormen Vielfalt / Entwicklung .. allerspätestens mit diesem Werk hat er seinen Platz bei den ganz Grossen des freien Jazz gefunden.

Würde mich ein Anfänger fragen, was Free-Jazz ist, ich wäre derzeit geneigt (mit einigen Erklärungen am Rande) genau auf dieses Werk zu zeigen

// Gruß


[Beitrag von wilder-Denker am 09. Jan 2020, 23:50 bearbeitet]
wilder-Denker
Stammgast
#19254 erstellt: 10. Jan 2020, 00:37
... und nochmal Amado (und Mitstreiter):

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The ATTIC - Summer Bummer

Rodrigo Amado - tenor saxophone
Gonçalo Almeida - double bass
Onno Govaert - drums

... auch wenn wir gerade von einem "Sommerloch" etwas entfernt sind, so sei meinerseits - wenn "wir" gerade bei Amado sind, der Verweis auf dieses - läuft gerade - Werk erlaubt.

Im Vergleich zu obigem "Zwiegespräch" läuft diese 2018er Aufnahme vom Festival in Antwerpen in etwas gesicherteren Spuren .. es bleibt "frei", aber alles in allem eher gediegen, mit scheinbaren Konzept. Wie auch immer .. ein m.M. nach weiterer Meilenstein im Fokus von Amados Werk. Ich bin voller Zuversicht und (Vor)Freude noch einiges von ihm in Zukunft lauschen zu dürfen

// Gruß


[Beitrag von wilder-Denker am 10. Jan 2020, 00:40 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#19255 erstellt: 10. Jan 2020, 10:53
Gestern war Jazz im Kino angesagt. Ich sah Stanley Nelsons Doku "Miles Davis - Birth of the cool". In knapp zwei Stunden wird das Leben von Miles Davis erzählt. Nelson geht einen durchaus streitbaren Weg der Aufarbeitung. Es gibt Interviewschnipsel mit einigen Wegbegleitern des Genies, sowie einen Sprecher mit rauher Stimme (Carl Lumbly), der Miles zitiert (zumeist aus seiner Autobiographie). Die Interviewpartner sind u.a. Herbie Hancock, Wayne Shorter, Francis Taylor, Juliette Grèco, Jimmy Cobb, Ashley Kahn, George Wein und natürlich der unerlässliche Carlos Santana.
Und kann man in zwei Stunden dieses Leben vernünftig aufarbeiten? Natürlich nicht! Es ist eine weitgehend skizzenhafte Darstellung eines Lebens, was viele Bücher gefüllt hat. Alle wichtigen Komplexe seines Lebens werden behandelt (Jugend, 52nd Street, erstes und zweites Quintett, Kind of Blue, Jazzrock, Drogen, Frauen, Comeback), aber es wird alles nur kurz oder noch kürzer angerissen. Die Gewichtung liegt eher auf dem Charakter Miles, denn auf dem Musiker. Gefühlt würde ich sagen hat Francis Taylor die meiste Sprechzeit bekommen; Wayne Shorter und Herbie Hancock dagegen sehr wenig.
Miles selber ist nur zu hören und zu sehen, aber originale Interviewsequenzen hat sich Nelson komplett ausgespart, was ich schade finde. Auch waren nur noch lebende Zeitzeugen im FIlm zugegen.
Die Musikauswahl von Nelson ist in meinen Augen leider etwas beschränkt. Selbst Sequenzen aus den 50ern werden mit einem Stück des zweiten Quintetts unterlegt, irgendwann schimmert sogar ein Stück von "Aura" durch, es gibt natürlich "Milestones", KoB Sachen und Jazzrock zu hören, aber eine etwas diversifiziertere Auswahl hätte dem Film gut getan.
Man muß aber sagen, dass der Film absolut liebevoll gemacht ist und auch kritisch mit dem Genie umgeht; zumindest was sein Verhalten und seinen Charakter angeht. Es gibt tolle Aufnahmen und Fotos aus früheren Zeiten zu sehen, die man teils noch nicht gesehen hatte und einige Stories aus seinem Leben, zudem erzählt von seinen Begleitern, sind spannend und erhellend.
Wer aber als Jazzfan nun tiefere Einblicke in das musikalische Schaffen von MD erwartet, wird komplett enttäuscht. Die Musik ist (auch akustisch) natürlich allgegenwärtig, aber es wird kaum angerissen, welche Geniestreiche und Entwicklungen er wirklich vorangetrieben hat. Als Beispiel ist "Kind of Blue" zwar ein recht großer Themenblock, aber dass damit der modale Jazz seinen Höhepunkt erreichte oder dass Bill Evans dafür wichtig war (der Name fällt erst gar nicht!), findet keine Notiz. Ebenso wird historisch etwas inkorrekt "Bitches Brew" als Erneuerung des Miles Davis hingestellt und "In a silent way" nicht erwähnt, etc. Dafür gibt es halt viel über seine Beziehung zu Frauen zu hören.
Fazit: Als Dokumentation für den Einstieg in Miles Leben und seine Geschichte eignet sich "Birth of the cool" auf jeden Fall und sie wäre für jeden Schulunterricht über Jazz und auch die Beziehung von weiß und schwarz in den USA (auch ein wichtiger Themenblock) hervorragend geeignet. Insider und Fans von musiktechnischen oder jazzhistorischen Hintergründen erfahren nix neues, sondern sehen schöne und rare Bilder und einfach einige der Begleiter nochmal.
HansFehr
Inventar
#19256 erstellt: 10. Jan 2020, 11:18
Interessant ist die Darstellung im Film, warum Miles Davis immer wieder unnahbar und harsch wirkte. Der Selbstschutz eines Verletzlichen.
arnaoutchot
Moderator
#19257 erstellt: 10. Jan 2020, 18:37
Hier zwei sehr unterschiedliche Werke. Zuerst ein völlig abgespactes Projekt: Otomo Yoshihide plays the Music of Takeo Yamashita, P-Vine Rec. Japan 1999. Der Free-Jazz-Gitarrist und Turntable-Beweger Yoshihide nimmt sich der Musik für japanische TV-Shows der 1960er von Takeo Yamashita an. Das ist sehr amüsant und reicht von schmalzigen 1960er Jahre Sound bis zur völligen Kakophonie. Kann wohl nur aus Japan kommen, so was ... Anspieltipp unten in Discogs: Play Girl BGM ...

R-175466-1533056664-4165.jpeg
https://www.discogs....ashita/master/917188

Dann aber weiter mit etwas Neuen: James Brandon Lewis - An UnRuly Manifesto - Relative Pitch 2019. Brandon Lewis (*1983) wuchs in der Gospelszene auf, durchlief aber die Schulen von William Parker, Charlie Haden und der New Yorker Szene. Das Album ist dem Surrealismus, Ornette Coleman und Charlie Haden gewidmet, und ich höre die Einflüsse der beiden Musiker auch ein wenig heraus. Sein Spiel auf dem Tenor-Sax ist kraftvoll und einfallsreich, das ist ein Name, den man sich mal merken sollte.

R-13022794-1546639083-2890.jpeg
https://www.discogs....sto/release/13022794
Mr._Lovegrove
Inventar
#19258 erstellt: 11. Jan 2020, 10:13
Vorgestern kam mein verspätetes Weihnachtsgeschenk, welches ich mir selber gemacht habe, an. Ich habe mal wieder meinen Kontakt nach, bzw. in Polen angezapft und mir eine weitere kleine Charge aus der Polish Jazz Series kommen lassen:
IMG_20200111_075547~01
Laboratorium - Quasimodo (1976)
Quasimodo habe ich als ältere CD- Variante schon länger, aber erst die sehr flat gemasterte Version aus der "Polish Jazz Series" klingt so, wie das Album ursprünglich produziert wurde und eben nicht EQ- mäßig völlig aufgeblasen und überlaut. Eines meiner fünf liebsten Jazzrockalben überhaupt.
Extra Ball - Go Ahead (1975)
Ich habe den Nachfolger "Birthday" schon lange und auch hier erklingt diese unnachahmliche Geschmeidigkeit und flüssige Art dieses tollen Quintetts.
Zbigniew Namyslowski - Kujaviak Goes Funky (1976)
Auch bei Namyslowski habe ich nochmal zugeschlagen. Und die drei Jahre zwischen dieser Platte und "Winobranie" haben viel verändert. Das hier ist recht eingängiger, durch Fusion und Jazzrock geprägter Jazz; groovy, funky, sicher auch mal quer und wild. Man hört den Einfluß der amerikanischen Jazzrocker recht deutlich, aber an denen kam ja kaum einer vorbei.
Zbigniew Namyslowski - Winobranie (1973)
Die Platte ist schon deutlich schwieriger zu nehmen. Und sie ist wirklich sehr eigenständig und sehr ungewöhnlich. Aber da bin ich noch nicht durch. Harter Stoff (für mich zumindest).

Und für die, die diese Serie als Sammler und Interessierte noch nicht kennen, sei gesagt, dass die CDs daraus allesamt im Klapp- Digipack mit Hochglanzcover und zweisprachigem Booklet + Originalcover kommen. Und umgerechnet ungefähr acht Euro kosten. Da hat Universal Music Poland über viele Jahre hinweg eine überragende Arbeit gemacht, die man immer wieder nur loben kann. Über 80 Folgen (und es geht immer weiter), alles Hochbitremaster; das stünde anderen Jazzlabels auch mal gut.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 11. Jan 2020, 10:21 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#19259 erstellt: 11. Jan 2020, 10:27
Lese gerade, dass Wolfgang Dauner gestern mit 84 Jahren nach langer Krankheit verstorben ist. Das tut mir sehr leid, er war einer der wichtigsten Musiker für den Jazz in Deutschland. Möge er in Frieden ruhen.
dietmar_
Inventar
#19260 erstellt: 11. Jan 2020, 12:34

arnaoutchot (Beitrag #19259) schrieb:
Lese gerade, dass Wolfgang Dauner gestern mit 84 Jahren nach langer Krankheit verstorben ist. Das tut mir sehr leid, er war einer der wichtigsten Musiker für den Jazz in Deutschland. Möge er in Frieden ruhen.

Las das gestern Abend an der Theke sitzend, vor einem Konzert [The Good View, mit Ryan Carniaux (tp), Kristina Brodersen (as), Sebastian A. Sternal (p), Hendrika Entzian (b), Peter Weiss (dr)], erzähle das meinem Thekennachbarn, der prompt Dauner noch aus ganz frühen Stuttgarter Zeiten kannte. Der Mann ist ein Jahr jünger als Dauner. Sätz laif. R.I.P. Wolfgang Dauner.

Das Konzert konnte ich dennoch sehr genießen, alle Beteiligten - selbst der oft von mir geschmähte Peter Weiss - waren sehr gut drauf.


[Beitrag von dietmar_ am 11. Jan 2020, 12:49 bearbeitet]
dietmar_
Inventar
#19261 erstellt: 11. Jan 2020, 12:47
... Ach so, zu James Brandon: Hier hatte ich ihn aufm Kieker. Auch das Album „Radiant Imprints“ mit Chad Taylor, sicher einer der wichtigsten aktuellen Drummer, würde mich sehr interessieren.
wilder-Denker
Stammgast
#19262 erstellt: 11. Jan 2020, 22:31

arnaoutchot (Beitrag #19259) schrieb:
Lese gerade, dass Wolfgang Dauner gestern mit 84 Jahren nach langer Krankheit verstorben ist …

... das lässt mich jetzt auch kurz innehalten. Sehr schade, aber "nach langer Krankheit" wohl eine Erlösung und somit ok .. ich danke der ein oder anderen musikalischen Stunde (auch mehrfach live), die "wir" zusammen geniessen durften.

James Brandon Lewis - An UnRuly Manifesto hatte ich sogar bei meinen Wandertagen dabei, aber ausser ein paar Momenten wo mir Sir Real Denard (wohl eine Anlehnung an einer von Colemans Vornamen) über etwas Strecke gut zugesprochen hatte, habe ich sie eher "unspektakulär / flach" in Erinnerung ... muss mal nochmal unter "Stubenbedingungen" reinhören

-----------

Hier läuft gerade ein weiteres persönliches Highlight des vergangenen Jahres (leider erst nach der Wanderung erschienen / entdeckt, da es ansonsten die perfekte Scheibe zur Begleitung hätte sein können):

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Alcorn / McPhee / Vandermark - Invitation To A Dream

Susan Alcorn -- Pedal Steel Guitar
Joe McPhee -- Soprano Saxophone & Pocket Trumpet
Ken Vandermark -- Tenor Saxophone & Clarinet

... Vandermark und McPhee zusammen kennt man ja bereits aus etlichen Zusammentreffen, aber mit Susan Alcorn und ihrer Pedal Guitar ist dies hier ein erstes Zusammenspiel und dies m.M. in mehrfacher Hinsicht sehr bemerkenswert. Es entstand ein, wenn auch frei, ruhiges und entspanntes Werk .. die Bläser hören hin, lassen ihrer Mitspielerin Raum, statt nur brachial zu "tröten" .. es entwickelt sich in feinster Manier.

Ich erinnere mich eines Rezensenten (Jahre her, Name vergessen), der sinngemäß so etwas schrieb, wie Free Jazz in seiner besten Form ist wie eine Welle, die sich gerade brechen will - der Moment der größten Kraft, der höchsten Konzentration, der reinsten Kommunikation .. auf Invitation To A Dream verzichtet man auf Kraft, im Sinne eines Kraftaktes .. reine (und feine) Kommunikation gibt es zur Genüge.

Das könnte Dauner auch gefallen haben .. R.I.P.



[Beitrag von wilder-Denker am 11. Jan 2020, 22:36 bearbeitet]
dietmar_
Inventar
#19263 erstellt: 11. Jan 2020, 23:51
James Brandon Lewis - Divine Travels finde ich jedenfalls gar nicht flach. Eben noch einmal, allerdings bei der Essensbereitung, gehört.

Mit „Sir Real Denard“ ist wohl kaum der tolle, aber kaum dokumentierte Pianist Oscar Dennard gemeint?
wilder-Denker
Stammgast
#19264 erstellt: 12. Jan 2020, 00:22

dietmar_ (Beitrag #19263) schrieb:
Mit „Sir Real Denard“ ist wohl kaum der tolle, aber kaum dokumentierte Pianist Oscar Dennard gemeint?


... laut Rolling Stone (kann man zumindest auch mal sehen, wo 'An UnRuly Manifesto’ auch gelauscht wurde) :



“Sir Real Denard” takes its title from one of Coleman’s given names (the musician was born Randolph Denard Ornette Coleman)


Lass dir dein Essen schmecken


[Beitrag von wilder-Denker am 12. Jan 2020, 00:23 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#19265 erstellt: 12. Jan 2020, 13:14
Den James Brandon Lewis muss ich mir auch nochmals in Ruhe vornehmen. Ich war in der zweiten Hälfte der Platte dann etwas abgelenkt, hatte die Besprechung hier aber schon begonnen.

Hier mal wieder ein Flop (für mich): Michael Brecker - Nearness of You - The Ballad Book - Verve 2001. Lief mir im Konvolut mit ein paar weiteren Jazz-Platten zu. Eine Traumbesetzung mit Brecker (ts), Herbie Hancock (p), Pat Metheny (g), Charlie Haden (b) und Jack DeJohnette (dr), auf zwei Songs trällert der grosse James Taylor. Aber wie erschreckend flach plätschert das dahin, egal ob es Eigenkompositionen von Brecker oder Metheny oder Standards sind ! Breckers Soli sind einfühlsam und eine Klasse für sich, das schon, aber die Arrangements sind mit einem Wort einfach lahm und langweilig (auch für eine Balladen-Platte). Und Haden tritt nie aus seiner begleitenden Rolle heraus, da hätte man auch Lieschen Müller den Bass spielen lassen können. Für Freunde des ganz sanften Jazz mag es ein Reinhören wert sein. Klanglich ist es superb. Wenn jemand will, PM genügt.

amazon.de
arnaoutchot
Moderator
#19266 erstellt: 12. Jan 2020, 14:21
Da musste ich mich jetzt mit etwas Zahnschärferem beruhigen, das auch in dem kleinen Jazz-Paket war. John Stubblefield - Countin' on the Blues - Enja 1987. Ich hatte noch erinnert, dass Michael (Mr. Lovegrove) die Platte erst kürzlich hier im Thread vorgestellt hatte. Da kann ich nur vollständig zustimmen, eine superbe Session. Jetzt hab ich die drei Platten des viel zu wenig bekannten Stubblefield auf Enja komplett, die anderen beiden Bushman Song (Enja 1986) und Morning Song (Enja 1993) sind ähnlich empfehlenswert. Viele Solo-Platten gibt es ohnehin nicht von ihm.

R-7776966-1448552162-5179.jpeg
https://www.discogs....-Blues/master/936076
arnaoutchot
Moderator
#19267 erstellt: 12. Jan 2020, 22:15
... aber jetzt nochmal etwas ganz Neues: Jaimie Branch - Fly or Die II - Bird Dogs of Paradise - International Anthem 2019. Die amerikanische Trompeterin ist ja auch auf der Brandon-Platte weiter oben dabei, hier ihre zweite Platte als Bandleaderin. Sie beschreibt ihre Musik als "distorted forms of folk jazz & punk into outer space dub & alien disco". Hier hat sie Lester St. Louis (cello), Jason Ajemian (b) und Chad Taylor (dr) dabei, alle Musiker spielen auch Percussion. Ich bin etwas ratlos. Einerseits ist das für mich innovativ und neu mit dichten Improvisationsmustern, aber dann auch wieder ziemlich banal. Vielleicht verstehe ich es auch nur nicht. Ich habe das als Vinylpressung vorliegen, modisch-zeitgemäss in splatter-grün.

IMG_0442
wilder-Denker
Stammgast
#19268 erstellt: 12. Jan 2020, 22:23
Nicht laut schreiend, dafür m.E. lässig, reif und Raum für alle Mitstreiter .. kreative Zusammenarbeit:

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Nick Mazzarella Trio - Counterbalance

Nick Mazzarella - alto saxophone
Anton Hatwich - bass
Frank Rosaly - drums

... eine 2019er Veröffentlichung (2018 vor Publikum aufgenommen) des Labels Astral Spirits, welches in den letzten Jahren immer mehr in meinen Fokus gelangt ist. Bin beinahe restlos fasziniert über die Fähigkeit des Trios auf Kurs zu gehen und Struktur mit Präzision und Melodie auszuweiten .. noch so ein "kleines" Meisterwerk in der Tradition des Free Improv, welches aufgrund des Feingefühls der Mitstreiter durchaus auch breitere Anerkennung finden könnte.

// Gruß
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