Mendelssohn-Bartholdy, Felix

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Le_Canadien
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 24. Mrz 2004, 06:45
liebes forum,

beim "studium" von alfreds sehr hilfreichem thread directory fiel mir auf, dass der name mendelssohn bisher, zumindest als titel eines eigenes threads, noch nicht gefallen ist. natuerlich habe ich nicht jeden einzelnen post nach dem namen mendelssohn durchscant, aber das fehlen eines mendelssohn threads scheint mir die generelle meinung ueber eben diesen widerzuspiegeln.

aus diesem grund oeffne ich hiermit diesen thread, in dem hoffentlich viele ihre meinung ueber mendelssohn und natuerlich speziell einspielungen seiner werke posten koennen.

ich bekenne mich dazu, ein grosser liebhaber von mendelssohns werken zu sein. mir gefallen sowohl seine sinfonien, als auch seine konzerte (piano und violine) sowie auch seine kammermusik. seine beiden klaviertrios gehoeren fuer mich zu den highlights der kammermusik des 19.jahrhunderts. meine absolute lieblingseinspielung des 1.klaviertrios ist die mit rubinstein, heifetz und feuermann (?) sein violinenkonzert in der einspielung von isaac stern lief, als ich mir damals die cd gekauft habe, tagelange in meinem player und gehoert immer noch zu meinen lieblingsviolinkonzerten.

soviel erstmal von mir.

es gruesst,
le canadien


[Beitrag von Le_Canadien am 24. Mrz 2004, 06:46 bearbeitet]
BigBerlinBear
Stammgast
#2 erstellt: 24. Mrz 2004, 07:47


Mendelssohn war auch, was immer nich nicht hinreichend zur Kentniss genommen wird, ein bedeutender Komponist von geistlicher Chormusik, die hier in dieser Aufnahme zum ersten Mal vollständig und kompetengt eingespielt wurde.
Meine ganz persönliche Empfehlung für jemanden, der meint, schon "alles zu kennen" !
Vorösterliche Grüße aus Berlin
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 24. Mrz 2004, 12:44
@Le_Canadian


beim "studium" von alfreds sehr hilfreichem thread directory fiel mir auf, dass der name mendelssohn bisher, zumindest als titel eines eigenes threads, noch nicht gefallen ist. natuerlich habe ich nicht jeden einzelnen post nach dem namen mendelssohn durchscannt, aber das fehlen eines mendelssohn threads scheint mir die generelle meinung ueber eben diesen widerzuspiegeln.


Jein.
Ich kann ja hier nur für mich sprechen, aber ich möchte erklären, warum Mendelssohn-Bartholdy hier (zumindest von mir) noch nicht zum Zuge kam, übligens die meisten meiner Lieblingskomponisten ebensowenig (Raff, Riess, Kozeluch, etc etc)
Ich versuche Threads "publikumswirksam" zu eröffnen, d.H.
ich überlege mir, ob die derzeitige Zusammensetzung des Forums einen tragfähigen Thread über ein Lieblingsthema überhaupt ermöglicht. (Ein gutes Beispiel für einen "verlorenen" Thread ist mein mißglückter Versuch mit Salieri. Ich hätte warten müssen, bis genügend Interessenten hier für diese Thema sind. Von meiner Seite war längst Ein Thema wie der "Sommernachtstraum" etc geplant, gedoch glücklicherweise haben etliche hier endlich begonnen eigene Themen zu erstellen, was mich entlastet und das Forum lebendiger macht.
Eine persönliche Anregung: (als User, geschrieben, nicht als Moderator)Versuchen wir, wenn wir ein Thema erstellen,
möglichst spezifisch zu bleiben.
Was ist damit gemeint ?
Ich kann Threads über Haydn so machen
1) Haydn und seine Werke (ist nur ein Thread)
2) Die Sinfonien von Joseph Haydn (auch nicht ideal IMO)
3) Haydns Sinfonie Nr 104 "Salomon" (einer von 104 möglichen threads allein nur die Sinfonien betreffend)

Wenn wir sehr globale Threads eröffnen, dann gehen uns tatsächlich in einem Jahr die Themen aus. Ein Thema kann zwar verfeinert und erneuert werden, abe nur dan wenn viele "Neue" zu einem Forum dazugestossen sind.

aus diesem grund oeffne ich hiermit diesen thread, in dem hoffentlich viele ihre meinung ueber mendelssohn und natuerlich speziell einspielungen seiner werke posten koennen.

Mein pragmatischer Vorschlag:
Posten wir hier, was ja schon geschah, "exotischeren"
Mendelssohn, oder allgemeines aus seinem Leben, Verhälnis zu den Kompositionen seiner Schwester etc,. und le_canadien
eröffnet einen weiteren über ein Schlüsselwerk Mendelssohns, oder was immer beliebt.
So halten wie uns Themen über Mendelssohn "in petto"

Grüße
aus Wien
Alfred
Albus
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 25. Mrz 2004, 15:18
Tag,

in der Entwicklung des Geschmackes an Musik kommt (vermutlich) Mendelssohn eine tragende Rolle zu, nachdem man den Tschaikowski-Knaller (1. Klavierkonzert) durch hat und sagen kann "ich bin drin". Dabei denke ich an Werke wie das Violinkonzert (op. 64), die "Italienische" Sinfonie und die Schauspielmusik zum "Sommernachtstraum". Später kommt, die Geschmacksbildung weiter unterstützend, die Hebriden-Ouvertüre hinzu und das (schmissige) Oktett.
Das Violinkonzert sollte kraftvoll, männlich, gespielt werden, wie von z.B. Konstanty Kulka, Nationalphilharmonie Warschau, Teldec (alt), ein Bravo hat der Pole verdient, seine Großtat. Yehudi Menuhin spielte das Konzert immer zu weich. Die Musik zum Sommernachtstraum ist wie ein Lichstrahl in einem dunklen Wald, hat etwas stets Erfrischendes, ein Geniestreich (mindestens, seit es geniale Rennpferde gibt). Mit dem Sommernachtstraum hat André Previn, London Symphony Orchestra (?), in jungen Jahren etwas Hinreissendes vollbracht, die Stimmen und der Boys Choir sind ebenso prägnant wie elegant geführt und im Ausdruck. Mit der Ouvertüre 'Hebriden' hat Christoph von Dohnanyi (demnächst Chefdirigent in Hamburg beim NDR-Orchester, wenn das man gut geht?), Cleveland Orchestra, etwas geliefert, was man nicht vergißt. Und wer macht das Oktett perfekt? Ich meine, da sind die alten acht Streicher aus London, Name fällt mir jetzt nicht ein, jetzt gerade nicht, aber man wird es wissen, berühmte Streicher-Leute (Melos-Ensemble London, ha).

Mendelssohn-Sinfonien mit Wolfgang Sawallisch, New Philharmonia London, etwas akademisch könnte man sagen, aber, man findet sich zum Denken angeregt. Die 'Lobgesang'-Sinfonie ist immer wieder am Reformationstag zu hören (in Protestantenländern). Für die 'Schottische' hat sich immer nachdrücklich Leonard Bernstein eingesetzt, eine Aufnahme mit langem Nachhall der (stürmischen) Deutung.

Soweit von der Galerie.

MfG
Albus


[Beitrag von Albus am 25. Mrz 2004, 16:51 bearbeitet]
BigBerlinBear
Stammgast
#5 erstellt: 25. Mrz 2004, 19:55


Die 'Lobgesang'-Sinfonie ist immer wieder am Reformationstag zu hören (in Protestantenländern).


Also was in "protestantsischen Ländern", ih komme aus einem
solchen, hin und wieder zu hören ist, ist nicht die Symphonie Nr. 2 "Lobgesang", sondern die Symphonie Nr.5, die sogen. "Reformations-Symphonie", in welcher der Luther-Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" verarbeitet wird. Grüsse aus dem protestantischen Berlin
Albus
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 26. Mrz 2004, 09:14
Morgen,

und ein Danke! nach Berlin, in der S-Bahn war mir der Fehler der Erinnerung hoch gekommen, es ist die "Reformations-Sinfonie", mit dem Choral, die 5te, verdammte Galerie. - Und, nebenbei, mit Rubinstein und Heifetz als Dritter im Trio ist Gregor Piatikorsky, nicht der (von Le Canadien) Genannte, Emanuel Feuermann (der Name war schon mit Fragezeichen versehen).

Freundliche Grüße!
Albus


[Beitrag von Albus am 26. Mrz 2004, 09:43 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 26. Mrz 2004, 09:38
Mendelssohn hatte das Glück zu sterben, als seine Schöpferkraft nachließ, aber die Eckwerke - die 2. Symphonie "Lobgesang", das Violinkonzert d-moll (eine Art letztes kreatives Aufbäumen, mit der Mitsommernachts-Ouvertüre von 1843 und Elias) sind schon von einiger Bedeutung.

Insbesondere die Leichtfüßigkeit seiner sinfonischen Scherzi wurde vielfach imitiert, z.B. von Raff.

Mein "Lieblingswerk" des Komponisten ist die "Reformations-Symphonie", die ich (wie auch alle anderen Symphonien) in der Einspielung Claudio Abbados mit dem London Symphony Orchestra empfehlen möchte.

Gruß, Thomas
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 26. Mrz 2004, 11:11
Guten Morgen,

also mein Lieblingswerk von Mendelssohn ist die Musik zum Sommernachtstraum, dicht gefolgt von der vierten. Beide habe ich in etlichen Einspielungen, jedoch aus zweierlei Gründen:
Die Musik zum Sommernachtstraum wurde in jeder mir vorliegenden Aufnahme so gut interpretiert, bzw aufgenommen, daß ich alle haben "musste"

Die vierte Sinfonie hingegen, da waren immer wieder Einwände, mal gegen die Tempi, mal gegen die Tontechnik, sie erschien mir nie "feurig" genug.
(Solti, Abbado, Karajan, Gardiner, Bernstein)

Gruß aus Wien

Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 26. Mrz 2004, 12:20 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 27. Mrz 2004, 20:22
Hallo,

nach mehrmaligem Durchlesen Euerer Beiträge hier kann ich es fast nicht glauben, daß niemand Mendelssohns Oratorien "Paulus" und "Elias" erwähnt hat. Dabei sind es so herrliche Werke, zwar ausdrucksmäßig romantisch, doch formal klassisch. Ich durfte sie schon mal mitsingen und finde sie ebenbürtig mit denjenigen von Händel oder Haydn.

Sonst gefallen mir auch einige der genannten Werke. Ganz lustig finde ich noch meine Erfahrung mit M., als ich seine Musik noch nicht so kannte. Ich hörte z. B. ein mir unbekanntes Werk, konnte mich nicht entscheiden, ist es sog. Klassik, ist es Barock, ja was ist es denn? Es war Mendelssohn. Immer noch finde ich M. etwas......indifferent. Macht mir aber nichts aus!

@ Alfred: Was genau meinst Du mit diesem Satz?

Verhälnis zu den Kompositionen seiner Schwester

Daß sich die Eltern zeitbedingt ablehnend gegenüber der kompositorischen Begabung von Fanny zeigten, ist bekannt. War das auch bei Felix der Schwester gegenüber der Fall?

Gruß,
Susanna
BigBerlinBear
Stammgast
#10 erstellt: 27. Mrz 2004, 22:16
Hallo Susanna, also wenn du die Oratorien "Elias" und "Paulus" magst, kommt für dich auch die von mir weiter oben empfohlene Einspielung der kompletten Vokalwerke in Frage, die wirklich ein wahrer Schatz ist und auch interpretatorisch keinen Wunsch offen lässt.
Mendelssohns Verhältnis zu seiner Schwester Fanny ist wohl mit "ambivalent" am besten umschrieben. Einerseits hat er von ihr komponierte Lieder seinen eigenen Werken zugeordnet,
(es bleibt unklar, ob von ihr autorisiert oder nicht), zum anderen schätzte er ihre Arbeit als Chor- und Klavierpädagogin durchaus. Jeenfalls brach ihr plötzlicher Tod auch seinen Lebensmut, er überlebte sie nicht lange.
Das an anderer Stelle hier im Forum erwähnte "Nachlassen seiner schöpferischen Fähigkeiten"kann ich nicht konstatieren, denn gerade aus der Zeit kurz vor seinem Tode stammen einige seiner schönsten und reifsten Vokal- und Kammermusik-Werke.
Susanna
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 27. Mrz 2004, 22:58

wenn du die Oratorien "Elias" und "Paulus" magst, kommt für dich auch die von mir weiter oben empfohlene Einspielung der kompletten Vokalwerke in Frage, die wirklich ein wahrer Schatz ist und auch interpretatorisch keinen Wunsch offen lässt.


Hallo BigBerlinBear,

das habe ich mir fast gedacht, daß die von Dir vorgestellte CD die Oratorien enthält. Übrigens: Ein schönes Cover, C. D. Friedrich, denke ich, oder Runge? (Ich weiß, gehört nicht hierher, aber nachdem ich gerade in Berlin die MOMA-Ausstellung gesehen habe, denke ich auch an außermusikalische Farben!):)


Mendelssohns Verhältnis zu seiner Schwester Fanny ist wohl mit "ambivalent" am besten umschrieben. Einerseits hat er von ihr komponierte Lieder seinen eigenen Werken zugeordnet,

Wie praktisch! Aber das hat Schuberts frommer Bruder auch mit Ersteren Messen getan, und bei Schumann ist ja auch nicht alles klar, was Clara betrifft.

Das an anderer Stelle hier im Forum erwähnte "Nachlassen seiner schöpferischen Fähigkeiten"kann ich nicht konstatieren,

...und ob man von "Glück zu sterben" reden kann, wenn angeblich die Schöpferkraft nachläßt! Ich denke, ein Mensch von 38 Jahren hätte auch ohne Schöpferkraft gern noch ein Weilchen im irdischen Jammertal verweilt. Mit Sicherheit kann man dies jedoch nicht sagen.

Viele Grüße,
Susanna
BigBerlinBear
Stammgast
#12 erstellt: 28. Mrz 2004, 08:47
Nein, die Oratorien fehlen in dieser ASufnahme, die bekommt man ja überall, aber dafür hat man die restliche komplette Geistliche Vokalmusik a cappella aber auch mit Intrumenten.
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 28. Mrz 2004, 13:55

...und ob man von "Glück zu sterben" reden kann, wenn angeblich die Schöpferkraft nachläßt! Ich denke, ein Mensch von 38 Jahren hätte auch ohne Schöpferkraft gern noch ein Weilchen im irdischen Jammertal verweilt. Mit Sicherheit kann man dies jedoch nicht sagen.

Hallo Susanna,

Das ganze ist in Wahrheit immer ein wenig komplexer als es scheint.

Mendelssohn war ja (entgegen seinem Ruf) keineswegs ein Wunderkind, einer dem das Komponieren leicht fiel, hinter seinen Werken steckt immer viel Selbstzweifel und harte Arbeit. Allein am Violinkonzert op.64 arbeitete er 6 Jahre.

Was sein Problem war, daß er den Wandel der Gesellschaft und Musik nicht verstand und nicht verstehen wollte. Chopin und Schumann, waren für ihn gerade "noch akzeptabel", während er beispielsweise Berlioz` Musik ablehnte.

Andererseits war er nach Meinung vieler Zeitgenossen "der berühmteste Musiker seiner Zeit"

Als er am 4.11.1847 in Leipzig starb, schrieb eine Londoner Zeitung (aus dem Gedächnis zitiert, finde Quelle momentan nicht) "Man gebärdet sich hier, als wäre die Sonne vom Himmel gefallen..."

Mendelssohn und seine Musik war aber immer schon Angriffen ausgesetzt, teilweise mit antisemitischem Hintergrund, aber auch aus anderen Motiven.

Sein Werk ist bis heute (meine Quelle stammt aus 1996) noch nicht vollständig katalogisiert, einige Jugendwerke fehlen.

Mal sehen was das Mendelssohn-Jahr 2009 an Einspielungen bringt....

Gruß
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 28. Mrz 2004, 13:57 bearbeitet]
BigBerlinBear
Stammgast
#14 erstellt: 28. Mrz 2004, 16:15
Ich kan nicht müde werden, nochmals auf die weiter oben genannte Einspielung der kompletten Vokalmusik Mendelssohns hinzuweisen ! Kauft,hört und staunt
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 28. Mrz 2004, 17:17
Hallo BBB,

Tja manchmal bekommt man kein Feedback, obwohl die Message angekommen und auf fruchtbaren Boden gefallen ist.
Bei mir wirds noch einige Zeit dauern bis ich da was kaufe (wegen zu langer "Warteliste" , aber ich wurde immerhin drauf aufmerksam. Das ist insofern bemerkenswert, weil ich das Label hyperion zu meinen Favoriten zähle, bisher aber noch nicht auf diese gar nicht so kleine Serie aufmerksam würde. Danke für den Tipp.!!

Nachttrag(Als Änderung eingefügt:
Hoppla, ich seh grad, daß ich mich da geeirrt hab, ist von Brillant, kein Wunder daß ichs nicht kannte
Ende des Nachtrags



Grüße an alle mir freundlich Gesonnenen
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 30. Mrz 2004, 15:41 bearbeitet]
driesvds
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 30. Mrz 2004, 10:40
auch für z.B. liszt war f. Mendelssohn ein schwer unterschätztes und unterbewertetes musikgenie für den er höchsten respekt hatte.

leider haben manche komponisten / künstler irgenwie zu wenig charisma oder autorität um sich gegen andere durchzusetzen.

z.B. auch grieg und debussy sind völlig unterbewertet, schade.
Kings.Singer
Inventar
#17 erstellt: 25. Dez 2006, 17:11
Gibt es eigentlich von Mendelssohns unvollendetem Oratorium "Christus" eine Einspielung oder hat sich jemand der Fragmente angenommen und das Werk vollendet?
Thomas228
Stammgast
#18 erstellt: 25. Dez 2006, 19:53
Ja, eine Einspielung gibt es:
http://www.jpc.de/jp.../classic/rsk/hitlist

Thomas
Kings.Singer
Inventar
#19 erstellt: 25. Dez 2006, 20:01
Gut. Ich muss zugeben, dass die Frage nach der Existenz von Einspielungen eher rhetorischer Art war. Trotzdem danke für den CD-Tipp.

Nur haben wir heute im Rahmen eines Pontifikalamtes den Choral "Es wird ein Stern aus Jakob aufgehn" gesungen, in den ich mich prompt verliebt habe. Ich besitze bereits den Elias, eines meiner Lieblingswerke. Hätte ja sein können, dass sich einer von Mendelssohns Verehrern des "Christus" angenommen hat.
Kings.Singer
Inventar
#20 erstellt: 24. Aug 2007, 13:14
Hi.

Und wieder hole ich den Mendelssohn-Thread hervor.

Inzwischen spiele ich mit dem Gedanken mir eine Gesamtausgabe seines Werkes zu kaufen. Bei der Suche danach bin ich eigentlich nur über eine einzige Box gestolpert, die sein Werk fast komplett beinhaltet - bei Amazon.

Gibt es außer dieser Brilliant-Ausgabe noch eine weitere Zusammenstellung seines Komplettwerks?


Viele Grüße,
Alex.
Hüb'
Moderator
#21 erstellt: 05. Sep 2007, 19:02
Hallo Alex,

Kings.Singer schrieb:
Gibt es außer dieser Brilliant-Ausgabe noch eine weitere Zusammenstellung seines Komplettwerks?

mir wäre keine solche Box bekannt. Derartige Editionen werden zumeist anläßlich diverser Jubiläen "hervorgekramt". Der 200te Geburtstag von FMB jährt sich in 2 Jahren, so dass man für 2009 vielleicht Hoffnung haben darf.

Bis dahin sollte die Brilliant-Box dann auch durchgehört sein.

Die enthaltenen Choraufnahmen sollen mW lt. einer Rezension sehr gut sein. Bei der Kammermusik bekommt man allemal einen sehr guten Überblick. Vieles davon wird eh selten eingespielt.

Beim Violinkonzert, dem Sommernachtstraum und den 5 Sinfonien gibt es IMHO interessantere Alternativen, als die Aufnahmen, die in der Box enthalten sind.

Seltsam übrigens, dass die Masterworks-Box auf der Brilliant-HP gar nicht mehr in Erscheinung tritt.

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 05. Sep 2007, 19:03 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#22 erstellt: 06. Sep 2007, 04:57
Hi!

Nachtrag: Anregungen zu Kammermusik-Einspielungen gibt es im entsprechenden Thread.

Grüße

Frank
Kings.Singer
Inventar
#23 erstellt: 06. Sep 2007, 12:53
Hallo Frank!

Danke für den Hinweis. Sollte sich wohl lohnen noch zwei Jahre zu warten. Was mich wirklich brennend interessiert, kann ich ja als Einzelaufnahme kaufen.

Viele Grüße,
Alex.
arnaoutchot
Moderator
#24 erstellt: 07. Mai 2008, 09:54
Es gibt eine neue Gesamtaufnahme der Symphonien mit Christoph Poppen, vermutlich auch schon ein wenig auf den 200. Geburtstag Mendelssohns im nächsten Jahr schielend.



Ich habe im Vergleich dazu die Gesamtaufnahme von Masur, die deutlich schwerer und teilweise auch dunklere Klangfarben aufweist. Poppen gelingt eine leichte, frühlingshafte Interpretation dieser Symphonien, die ihrem "glückseligen" Charakter aus meiner Sicht eher gerecht wird. Die hervorragende Klangqualität der Aufnahmen aus 2006 und 2007 auf dem Oehms-Label geben ihr übriges (ich habe beim ersten Anhören fast nicht glauben wollen, dass es sich nicht um SACDs handelt, so differenziert und räumlich ist das Klangbild). Empfehlenswert.

Grüße Michael
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 15. Mai 2008, 04:11

arnaoutchot schrieb:
Die hervorragende Klangqualität der Aufnahmen aus 2006 und 2007 auf dem Oehms-Label geben ihr übriges (ich habe beim ersten Anhören fast nicht glauben wollen, dass es sich nicht um SACDs handelt, so differenziert und räumlich ist das Klangbild).


Dann haben sich die Tonmeister eben einfach so viel Mühe gegeben, es richtig zu machen, wie sie es bei SACDs mit höherer Wahrscheinlichkeit tun.
Martin2
Inventar
#26 erstellt: 22. Jun 2008, 17:56
Wie ich sehe, habe ich mich in diesen Thread noch nicht eingebracht. Ich bin allerdings auch kein großer Mendelssohnfreund. Ich bedaure nur, damals die Brilliantmasterworksbox nicht geholt zu haben; das wäre viel Mendelssohn für wenig Geld gewesen.

Ich habe von Mendelssohn die 4. Sinfonie, die mir gut gefällt, das Violinkonzert mit der Mutter, das ich nett finde, aber lange nicht gehört habe, ein paar Ouvertüren und das wars. Die 3. habe ich nicht auf CD, finde ich aber ganz nett. Sommernachtstraum habe ich sicher auch schon mal gehört.

Ich habe halt auch schon einiges von Mendelssohn im Radio gehört. Zum Beispiel die 5. mit Abaddo, die ich stinklangweilig fand. Auch so ein Oratorium ( war es Paulus? ), das mir überhaupt nicht zusagte, auch Kammermusik, die ich ebenfalls langweilig fand. Nein, Mendelssohn gehört wirklich nicht zu meinen Lieblingskomponisten.

Neulich las ich Tschaikovskis Musikkritiken - ganz interessant - der es für meinen Begriff auf den Punkt brachte, was mich an Mendelssohn stört: Dieses gewissermaßen überzivilisierte.

Ich kann in der Musik Mendelssohns keine Leidenschaft entdecken, immer ist es irgendwie hübsch, irgendwie "nett", aber darin gar nicht faszinierend.

Die Hochromantik ist aber traditionsgemäß bei mir unterbelichtet. Schumann entdecke ich gerade neu, nicht ausgeschlossen, daß ich den Mendelssohn auch noch für mich entdecke, aber wahrscheinlich ist das nicht.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#27 erstellt: 01. Feb 2009, 08:05
In zwei Tagen feiern wir Mendelssohn-Bartholdys 200. Geburtstag!

Sicher ein Grund zum Feiern! Auch wenn ich nicht der große Mendelssohnfan bin. Sind schöne Sondereditionen für Mendelssohn auf dem Markt?

Eigentlich wollte ich ein schönes Bild mit Geburtstagskerzen hier rein setzen. Geht das nicht mehr?

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 01. Feb 2009, 08:10 bearbeitet]
Moritz_H.
Stammgast
#28 erstellt: 01. Feb 2009, 11:19
Günstige Edition für den Boxenfreund:



Felix Mendelssohn Bartholdy:
Mendelssohn - Sämtliche Meisterwerke


Beim Dreibuchstabenversand zum Sonderpreis …
Thomas133
Hat sich gelöscht
#29 erstellt: 01. Feb 2009, 15:44

Martin2 schrieb:
Ich kann in der Musik Mendelssohns keine Leidenschaft entdecken, immer ist es irgendwie hübsch, irgendwie "nett", aber darin gar nicht faszinierend.


Hallo,
Ich denke wir sollten vielleicht auch einen Thread aufmachen oder Themen in diesen integrieren die sich wie beim Haydn (Was könnt ihr empfehlen?)mit näheren Erläuterungen zu seiner Stilistik befassen.

Meiner Meinung nach ist Mendelssohn ein Feingeist und Ästhet in der Musik das ihm leider aber auch immer wieder zum Vorwurf gemacht wird. Seine Sachen waren nicht die groben Effekte mit vehementen Brüchen oder extrem dynamischen Schwankungen und doch kann man gerade in seinen Spätwerken auch viel tiefsinniges finden - eine subtile Tiefsinnigkeit aber sicher nicht oberflächlich wie es oft dargestellt wird. Gern wird zwar immer sein Streichquartett in f-moll (kurz vor seinem Tod entstanden) als Gegenbeispiel genannt, das meiner Meinung aber kein gutes Beispiel darstellt weil es eigentlich die Ausnahme und nicht den typischen Mendelssohn-Stil repräsentiert - so wie Kreisler im Haydn-Thread schrieb das man nicht nach den Ausnahmen Haydns suchen sollte sondern versuchen sollte sich einem Verständnis des typischen Haydn-Stils anzunähern.
Was mir auch um die Qualitäten seiner Musik leid tut da diese Kritik dann meist auch sein enormes kontrapunktisches Können überschattet indem Mendelssohn dann einfach nur pauschal als nett und oberflächlich abgestempelt wird.
Wenn ich mir allein schon die Streichersinfonien anhöre die er als 11-13jähriger geschrieben hat und schon hier überhaupt für dieses Alter unglaubliche kontrapunktische Raffinessen einarbeitete welche viele große Komponisten seiner Zeit und danach wohl gerne in dieser Qualität beherrscht hätten, so wird das Kunstvolle in seiner Musik gegenüber seiner oftmals als langweilig empfundenen Tonsprache oft verdrängt bzw. nicht beachtet.

Ob das heute noch Auswirkungen der damaligen Verunglimpfungen Wagners und der Nazi-Zeit sind die den Juden allgemein jegliches Empfindungsvermögen absprachen kann ich nicht beurteilen - ich nehme mal eher an das heute jeder für sich vorbehaltlos Mendelssohn irgendwann mal zum ersten Mal begegnet ohne jetzt irgendwelche historischen Kritiken über seine Musik im Kopf zu haben.

Ich könnte dir Martin zum. den Tip geben kammermusikalisch eher in seine späteren entstandenen Werke (unter hoffentlich guten Intepretationen) hineinzuhören wie zB sein Streichquintett op.87, seine Streichquartette ab op.40 (obwohl ich persönlich auch op.12 und 13 sehr gerne höre), seine beiden Klaviertrios, die beiden Cellosonaten sowie Klaviermäßig sein wohl bestes Stück, die Variations sérieuses. Seine in der Jugendzeit entstandene Kammermusik wie zB die Klavierquartette haben doch eine andere Tonsprache die sich mehr an der Spätklassik orientiert und für diese Zeit wohl bei Manchen als rückschrittlich empfunden werden mag.

gruß
Thomas
WolfgangZ
Inventar
#30 erstellt: 01. Feb 2009, 18:16
Thomas "reflection" möchte ich in jeder Hinsicht zustimmen. Was für mich hinzukommt, ist seine erlesen schöne Chormusik, wobei man nicht Weniges auch als Laie singen kann (natürlich nur laienhaft - ) und wobei ich jetzt weder der große Vokalmusikkenner noch -liebhaber bin. Dennoch oder vielleicht auch deswegen schätze ich die keineswegs vordergründige, aber gänzlich unmanirierte und gänzlich unpathetische Schönheit dieser Musik.

Wenn man gerne und oft den "Sommernachtstraum", die 4. Sinfonie und das Violinkonzert gehört hat, braucht man vielleicht rascher auch wieder Abstand, rascher vielleicht als bei Beethoven und erst recht bei Mozart.

Etliches weniger Bekannte bei Mendelssohn - die Doppelkonzerte und andere frühe Solokonzerte, diverse Kammermusik - kann man als romantisiertes Neobarock auf sich wirken lassen. Auch das befreit vom Flieder-Klischee dieses Komponisten.

Gewiss alles subjektiv!

Gruß, Wolfgang
Kreisler_jun.
Inventar
#31 erstellt: 01. Feb 2009, 22:56
Man kann Mendelssohn vielleicht besser als einen "klassizistischen" Komponisten mit romantischem Einschlag verstehen als umgekehrt...
Da seine technischen Fertigkeiten immer unbestritten gewesen sind, hat man mitunter die "Glätte" sogar auf allzu leichtes Gelingen zurückgeführt. Das greift aber auch zu kurz, wie einige ziemlich selbstkritische Äußerungen und die komplexe Entstehungsgeschichte einiger Werke zeigen.

Ich sehe eigentlich keinen Mangel an Leidenschaft. Gewiß fehlt fast immer eine hyperromantische Expressivität wie bei Berlioz oder Wagner. Aber die findet sich bei Chopin, Dvorak oder Brahms ebensowenig, oder? Es gibt jedenfalls durchaus mitreißende Sätze, wobei ich deren Energie nicht unbedingt als Leidenschaft, aber auch nicht als deren Abwesenheit bezeichnen würde.

Mendelssohn war tatsächlich ein größeres Wunderkind als Mozart. Er schrieb mit knapp 17 das Oktett und die Ouverture zum Sommernachtstraum, mit ca. 18 bzw. 20 die Quartette op. 12 und 13. Diese beiden Werke eines Teenagers sind auf Jahrzehnte die einzigen, die die Herausforderung der späten Beethoven-Quartette aufgreifen, an die sonst selbst Brahms nur sehr bedingt angeknüpft hat. Gewiß orientiert sich Mendelssohn (hauptsächlich im a-moll) mitunter sehr deutlich am Vorbild (Beethovens op.95, 127 und 132, evtl. noch op.74), aber der Umgang damit ist erstaunlich souverän. Die Courage, sich für sein erstes offizielles Quartett an op.132 zu orientieren ist beachtlich, damit sogar "durchzukommen" ist schon genial...
Man müßte ins Detail gehen, aber ich finde diese beiden Werke extrem faszinierend, deutlich mehr als op.44.
Es gibt sicher einige Werke, die irgendwie "unverbindlich" wirken. Ich muß auch gestehen, von den Klavierwerken und Chorwerken (das ist ganz sicher ein wesentlicher Schaffensbereich) nur wenig und das eher oberflächlich zu kennen.
Aber die Quartette op.12,13,80, das Oktett, beide Trios (seltsamerweise ist eines viel bekannter), auch die Cellosonaten, von den Ouverturen mindestens Sommernachststraum, Melusine und Hebriden, die italienische Sinfonie und das Violinkonzert sind alle grandios. Die Schottische mag ich heute weniger als früher, faszinierend dagegen die 5., mit der er selbst gar nicht zufrieden war. Das Violinkonzert ist mein favorisiertes aus der Romantik, m.E. als _Konzert_ gelungener als die von Beethoven und Brahms (zu "sinfonisch"). Die Klavierkonzerte wiegen leichter, gefallen mir aber auch gut.

Argumentationen mit dem frühen Tod sind immer etwas problematisch; er wurde immerhin älter als Schubert oder Mozart. Aber es ist möglich, ohne daß ich das biographisch belegen könnte, daß er tatsächlich noch zu einen neuen Stil gefunden hätte, wenn er länger gelebt hätte. Wirklich zufrieden scheint er mit vielen Werken nicht gewesen zu sein und man kann sicher sagen, daß nicht viel Entwicklung seit den Meisterwerken, die er zwischen 16 und Anfang 20 komponierte, stattgefunden hat. Das f-moll-Quartett mag auf persönliche Umstände reagieren, aber es hätte auch eine neue Schaffensperiode einleiten können. Bruckner oder Janacek wären nichtmal Fußnoten der Musikgeschichte, wenn sie in seinem Alter verstorben wären...

viele Grüße

JK jr.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#32 erstellt: 02. Feb 2009, 17:28
Ich habe Martin eigentlich nur kammermusikalische Beispiele empfohlen da er geschrieben hat das ihm Paulus überhaupt nicht zusagen würde. Da ich selber dieses neben Elias als seine Glanzleistungen innerhalb seines Chorschaffens halte -und es wäre auch nicht übertrieben es zu seinen Highlights seines gesamten Werkumfangs zu zählen - habe ich es als überflüssig gehalten ihm noch weitere Chorwerke nahe zu legen.

Die von Martin als langweilig eingestufte 5. Reformationssinfonie gefällt mir persönlich ebenso besser als die Schottische oder Italienische. Die stellenweise sehr fein ausgearbeitete Kontrapunktik des Finales so wie der Kopfsatz der weniger die eingängie Melodik der zuvorgenannten besitzt, gefällt mir besonders daran. Falls Martin gerne Haydn, die frühen Schubert-Sinfonien oder idealerweise diejenigen von C.P.E.Bach hört wäre es vielleicht garnicht so abwegig ihm eher die Streichersinfonien unter Concerto Köln zu empfehlen - eine sehr interessante leidenschaftliche Musik, vor allem die Sinfonien 7-13 sind wirklich kleine Juwelen die viel Abwechslung und Detailreichtum besitzen. Aber gut, es kann natürlich auch sein das einem allgemein die Tonsprache eines Komponisten nicht gefällt was man auch respektieren muß - ich hatte zB auch schon ein paar Versuche mit Sibelius gestartet und bin nie richtig warm mit ihm geworden.

Übrigens, wegen den Klavierkonzerten, gestern Abend hörte ich auf Bayern 4 das rekonstruierte Klavierkonzert in e-moll das es (noch) nicht auf CD gibt und hat mir sehr gut gefallen - gut die Nähe zum Violonkonzert ist nicht zu leugnen, überhaupt ist ja davon das Finale eigentlich die Transkription für Klavier, die beiden anderen Sätze weisen zum. Ähnlichkeiten auf - ich wußte jedoch nicht wo genau jetzt der 1.aufhört und der 2.anfängt - das wurde komischerweise irgendwie ohne Pause in eine Art "Attacca" gespielt, würde ich aber auf jeden Fall den anderen Beiden als gleichwertig stellen. Mendelssohn hat ja auch noch ein weiteres in a-moll komponiert - ein Jugendwerk das sich stilistisch eher an die Klavierkonzerte Mozarts nähert. Ich wollte das auch mal als Rätselbeispiel einstellen weil es wahrscheinlich die Meisten nicht kennen und sich wohl durch Mozart sein gesamtes Klavierkonzertschaffen gewälzt hätten.

gruß
Thomas
Martin2
Inventar
#33 erstellt: 02. Feb 2009, 18:29
Mendelssohn kommt bei mir noch mal - irgendwann. Momentan habe ich noch nicht einmal die Klavierkonzerte und Klavierstücke gründlich gehört, die in meiner Decca Piano Masterworksbox dabei sind.

Vielleicht hole ich mir heute mal das Hamburger Abendblatt. Da hat es Mendelssohn sogar auf die Titelseite gebracht.
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 02. Feb 2009, 18:37

Martin2 schrieb:
Vielleicht hole ich mir heute mal das Hamburger Abendblatt. Da hat es Mendelssohn sogar auf die Titelseite gebracht.

Hallo Martin,

ja, allein diese Tatsache ist schon erstaunlich. Aber Dir als einem preisbewussten Käufer möchte ich nach der heutigen Lektüre eigentlich raten: Spar Dir den Euro. Mendelssohn für den Durchschnittsleser und Klassik-Neuling schmackhaft gemacht. Keine neuen Erkenntnisse zum Thema.

Gruß, Kaddel
Moritz_H.
Stammgast
#35 erstellt: 02. Feb 2009, 18:57

Martin2 schrieb:
Mendelssohn kommt bei mir noch mal - irgendwann. Momentan habe ich noch nicht einmal die Klavierkonzerte und Klavierstücke gründlich gehört, die in meiner Decca Piano Masterworksbox dabei sind.

Vielleicht hole ich mir heute mal das Hamburger Abendblatt. Da hat es Mendelssohn sogar auf die Titelseite gebracht.


Spar Dir das Abendblatt für irgendwann.

Höre lieber gründlich (nicht irgendwann) die Klavierkonzerte 1+2.
Die „pulsieren“ vor lauter Lebensfreude.
Kings.Singer
Inventar
#36 erstellt: 03. Feb 2009, 16:40
Hi.

Die Box weilt zwar schon länger auf meiner Merkliste, aber sie ist mir durch Mendelssohns Geburtstag wieder ins Bewusstsein gerufen worden.



Kann jemand was dazu sagen? Der Chor zumindest ist mir in letzter Zeit positiv aufgefallen.


Viele Grüße,
Alex.
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 03. Feb 2009, 18:56

Kings.Singer schrieb:
Die Box weilt zwar schon länger auf meiner Merkliste, aber sie ist mir durch Mendelssohns Geburtstag wieder ins Bewusstsein gerufen worden.



Kann jemand was dazu sagen? Der Chor zumindest ist mir in letzter Zeit positiv aufgefallen.

Hallo Alex,

ich hatte mir die Box bei Erscheinen seinerzeit zugelegt, weil es die einzige GA der Mendelssohnschen Chorwerke war und weil einige kleinere Stücke als Weltersteinspielungen alternativlos waren.

Mittlerweile hat Frieder Bernius mit seinem Kammerchor Stuttgart nachgezogen und auf 8 CDs (plus 2 Doppel-CDs mit den Oratorien) für Carus (1983-2009) nahezu das identische Repertoire aufgenommen. Die jüngeren Folgen erschienen zudem als Hybrid-SACDs.

Beide Chöre musizieren auf hohem Niveau. Im Direktvergleich gewinnt jedoch Bernius sehr deutlich vor Nicol Matt, besonders in den sorgfältigst einstudierten A-Cappella-Werken, die an Homogenität der Stimmgruppen und Intonationsreinheit schwer zu übertreffen sein dürften. Das gilt sowohl für die 25 Jahre alten Psalmen und Lobgesänge op. 69 und 78 (meine Favoriten) als auch für die aktuellen Einspielungen der Chöre op. 23 und 39. Da glüht das Sängerherz. Die ersten Scheiben haben zahlreiche Preise gewonnen, und Bernius ist unter Musikern seit langem als gnadenloser Perfektionist "verschrien".

Enttäuscht bin ich vom "Elias" unter Bernius. Dort fehlt mir die Umsetzung der äußeren Dramatik durch den Chor, führt ihn Bernius leider etwas im Hintergrund und mit "angezogener Handbremse". Im "Paulus" ist das Konzept schlüssiger, doch scheint mir hier der sonst so souverän agierende Tenor Werner Güra fehlbesetzt zu sein. (Zu Alternativen könnte ich an anderer Stelle noch schreiben.)

Natürlich ist es eine Preisfrage, aber nach allem, was ich von Dir über Chormusik und Deine Ansprüche gelesen habe - Deine Ausführungen zu Elgar / Gerontius kann ich vollkommen nachempfinden! -, möchte ich Dir die Carus-Produktion, die ja auch in Auswahl erhältlich ist, wärmstens empfehlen. Auch sonst ist es eine rundherum sorgfältige Produktion mit informativen Booklets. Auf deutlich reduzierte Sonderpreise wird man bei Carus vermutlich vergeblich warten. Selbst die Aufnahmen der 80er sind im Hochpreissegment vertreten.

Wer nur mal hineinschnuppern will in die sakrale Welt des FMB, der ist mit der Brilliant-Box bestens bedient.

Gruß
Kaddel
Kings.Singer
Inventar
#38 erstellt: 03. Feb 2009, 20:46
Hi.

Danke für deinen Kommentar, Kaddel. Ja, den Bernius vernachlässige ich immer etwas. Ich habe zwar schon eine CD seines Mendelssohn-Projekts, mit der ich im Großen und Ganzen auch zufrieden bin, jedoch vermisse ich hier und da dann doch den gewissen "Flair", der von dieser Musik ausgehen kann. Aber generell habe ich den Eindruck, dass ihm die 'kleinen' Werke wesentlich besser gelingen als zum Beispiel Oratorien. Hier habe ich schlechte Erfahrungen mit Bernius gemacht, sei es beim Elias oder Paulus oder auch bei Brahms' Deutschem Requiem. Hier fehlt mir das Drama, dort fehlt mir die Innigkeit - oben beschrieben eben mit "Flair". Das Deutsche Requiem ist interpretatorisch meiner Meinung nach zu eigensinnig bzw. verfehlt und bei der alten Musik habe ich eigentlich meine Präferenzen generell woanders (Gardiner, Koopman, McCreesh, Fasolis).

Bedauernswert finde ich, dass vom RIAS-Kammerchor nicht Aufnahmen von ähnlichem Umfang erhältlich sind. Habe da zwei CDs mit geistlicher Musik von Brahms und Mendelssohn unter Marcus Creed und die sind meiner Ansicht nach nicht zu toppen. Vielleicht werde ich dem Bernius dann doch wieder öfter ein Ohr schenken. Aber für eine Gesamtschau scheint mir die Brilliant-Box nach ausführlicherem Probehören doch ganz gut geeignet und von musikalischem durchweg gutem Niveau. Bei Carus mag es zwar Perfektion geben, aber über 150€ gebe ich nicht für etwas aus, von dem ich nicht 100%ig überzeugt bin.
Und vielleicht gibt es demnächst ja auch eine Box "Geistliche Chorlieder" vom RIAS-Kammerchor, ähnlich den im letzten Jahr veröffentlichten "Weltlichen Chorliedern" unter Rademann. Da müsste dann wohl mein Sparschwein herhalten.

Viele Grüße,
Alex.
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#39 erstellt: 03. Feb 2009, 23:22

Kings.Singer schrieb:
Ja, den Bernius vernachlässige ich immer etwas. Ich habe zwar schon eine CD seines Mendelssohn-Projekts, mit der ich im Großen und Ganzen auch zufrieden bin, jedoch vermisse ich hier und da dann doch den gewissen "Flair", der von dieser Musik ausgehen kann. Aber generell habe ich den Eindruck, dass ihm die 'kleinen' Werke wesentlich besser gelingen als zum Beispiel Oratorien. Hier habe ich schlechte Erfahrungen mit Bernius gemacht, sei es beim Elias oder Paulus oder auch bei Brahms' Deutschem Requiem. Hier fehlt mir das Drama, dort fehlt mir die Innigkeit - oben beschrieben eben mit "Flair".

Unterschreibe ich. Bei den Oratorien gibt es ja auch ausreichend Alternativen. Was die generell unterbelichtete Dramatik bei Bernius angeht: In der Motette op. 78,3 - Psalm 22 ist sie hervorragend umgesetzt. Das ist die Folge mit dem Christus-Fragment. Du musst ja nicht gleich alle kaufen...


Kings.Singer schrieb:
Das Deutsche Requiem ist interpretatorisch meiner Meinung nach zu eigensinnig bzw. verfehlt und bei der alten Musik habe ich eigentlich meine Präferenzen generell woanders (Gardiner, Koopman, McCreesh, Fasolis).

Auch das unterschreibe ich, ersetze lediglich den Namen Fasolis (mit dessen Bach- und Händel-Deutungen ich nichts anzufangen weiß) durch Philippe Herreweghe.



Kings.Singer schrieb:
Bedauernswert finde ich, dass vom RIAS-Kammerchor nicht Aufnahmen von ähnlichem Umfang erhältlich sind. Habe da zwei CDs mit geistlicher Musik von Brahms und Mendelssohn unter Marcus Creed und die sind meiner Ansicht nach nicht zu toppen. Vielleicht werde ich dem Bernius dann doch wieder öfter ein Ohr schenken. Aber für eine Gesamtschau scheint mir die Brilliant-Box nach ausführlicherem Probehören doch ganz gut geeignet und von musikalischem durchweg gutem Niveau. Bei Carus mag es zwar Perfektion geben, aber über 150€ gebe ich nicht für etwas aus, von dem ich nicht 100%ig überzeugt bin.
Und vielleicht gibt es demnächst ja auch eine Box "Geistliche Chorlieder" vom RIAS-Kammerchor, ähnlich den im letzten Jahr veröffentlichten "Weltlichen Chorliedern" unter Rademann. Da müsste dann wohl mein Sparschwein herhalten.

Den Creed habe ich jetzt glatt vergessen. Muss ich mal wieder hören. Sehe gerade, dass die Motetten op. 78 auch dabei sind. Danke für den Hinweis.

Kannst ja mal Deinen Eindruck schildern, wenn Du in die Brilliant-Box hineingehört hast. Würde mich interessieren.

Gruß
Kaddel
Kings.Singer
Inventar
#40 erstellt: 26. Apr 2009, 10:32
Hi.




Die Box ist inzwischen angekommen und neben anderen Einzelwerken, habe ich vor allem CD Nummer 8 intensiv gehört:

  • Drei Psalmen, op. 78
  • Sechs Sprüche zum Kirchenjahr, op. 79
  • Deutsche Liturgie - für Doppelchor (Kyrie [in A], Ehre sei Gott, Heilig)


Ich bin in die Box jetzt schon verliebt. Der Chor ist einfach "der Hammer". Liebhaber des vollendet homogenen Chorklangs werden eventuell bei Bernius eher fündig, das heißt gleichzeitig aber nicht, dass wir hier mit Intonationsschwächen oder Ähnlichem zu Kämpfen haben (die Diktion ist ebefalls perfekt!). Ich rede eher von stimmtechnischen Dingen. Die Männerstimmen klingen beispielsweise eher 'fett', erinnert mich ein wenig an die Klangphilosophie eines Monteverdi Choirs aus England. Insgesamt ein sehr runder, warmer und intensiver Klang (zu Frauenstimmen kann ich jetzt was Stimmtechnik angeht explizit nichts sagen). Davon profitieren vor allem solche kleineren Stücke wie auf CD 8.
Was meine Stichproben bei den größer angelegten Psalmvertonungen angeht, so kann ich zum Orchester - der Württembergischen Philharmonie Reutlingen - nichts Negatives sagen. Allerdings fallen die Solisten vom sonst sehr, sehr hohen Niveau etwas ab - sie entstammen dem Chor. Doch insgesamt eine von A bis Z sehr stimmige Einspielung (auch Nicol Matts Dirigat überzeugt).

Also eine dicke Empfehlung für alle, die am Chorwerk Mendelssohns genauso interessiert sind wie ich. Bei rund 20€ für die 10 CDs auch ein makelloses Preis-Leistungs-Verhältnis. Man bekommt alle geistlichen Vokalwerke Mendelssohns in Einspielungen, die spielend mit anderen Größen wie Bernius (Freiburger Kammerchor) oder Creed (RIAS-Kammerchor) mithalten können, wenn auch die letztgenannten in Einzelfällen evtl. mehr überzeugen können.


Abschließend noch eine Bemerkung zur Box als solchen (das Thema wurde ja zuletzt hier diskutiert):
Alle 10 CDs befinden sich in Papphüllen, also Standard. Aber das Budget-Label Brilliant merkt man ihr insgesamt in keinster Weise an. Alle Papphüllen sind schön und unterschiedlich illustriert (ganz wichtig ), auf ihrer Rückseite befindet sich eine komplette Liste mit den jeweils enthaltenen Werken mitsamt der Ausführenden. Meist unterscheiden sich hier ja allerdings nur die Solisten. Auf der Rückseite der Box ist eine Kurzzusammenfassung (ähnlich wie die Angaben oben zu CD8), um sich leichter zu orientieren und ein Einzelstück schneller zu finden.
Eine Offenbarung ist auch das Booklet. Einige kurze begleitende und einleitende Texte - individuelle Werkbetrachtungen würden auch zu weit gehen - sind enthalten, sowie alle gesungenen Texte. Und das hätte ich bei einem Budget-Label nicht unbedingt erwartet. Hierfür ein ganz besonders dickes Lob an Brilliant.


Viele Grüße,
Alex.


P.S. Ein negatives Detail habe ich übersprüngen: Die CDs sind nicht voll! CD 8 dauert beispielsweise nur 38:05 Minuten. Aber hier handelt es sich auch um einen absoluten Ausreißer nach unten. Sonst liegen mir Spielzeiten zwischen 50 und 80 Minuten vor.


[Beitrag von Kings.Singer am 26. Apr 2009, 10:36 bearbeitet]
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