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Aufbau einer audiophilen Klassiksammlung

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referenz21
Inventar
#552 erstellt: 09. Mai 2010, 21:52
Hallo Leute ,

ich hör für mein Leben gerne Mussgorskis "Bilder einer Ausstellung" !

welche Aufnahme ist empfehlenswert..oder gar die Beste ?

mir gefällt die abgewandelte Emeseron-Lake&Palmer auch ganz gut...aber auch rein Klassische...

Gruss referenz21
arnaoutchot
Moderator
#553 erstellt: 09. Mai 2010, 22:35
Hallo referenz21,

wir gehen hier in diesem Thread weitestgehend alphabetisch vor, ich empfehle zuerst das Startposting No. 1 zu lesen. Weil ich aber auf die Schnelle keine expliziten Empfehlungen zu Mussorgsky finden kann (an alle: Kann das sein, haben wir den vergessen ? ), hier ganz kurz als Einschub:

Ja, von den "Bildern einer Ausstellung" gibt es ausserordentlich viele klassische audiophile Aufnahmen. Herausragend
1) Fritz Reiner/Chicago Symphony Orchestra, Living Stereo SACD 3-Kanal 1957,
2) Leonard Slatkin, St. Louis Symphony, MFSL UltraDisc SACD MultiChannel 1975 und
3) René Leibowitz, Royal Philharmonia Orchestra, RCA Living Stereo / Analogue Productions SACD Stereo 1963.
Es gibt sicherlich auch noch die eine oder andere neuere, aber das sind die Klassiker. Die Nummer 3 ist mein aktueller Favorit, wird von manchen als eine der besten Orchesteraufnahmen aller Zeiten gehandelt. Ich kann es nicht von der Hand weisen ...

Neben ELP ist noch Isao Tomitas Fassung ganz witzig.

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Jetzt wieder zurück zu S ... Grüße Michael
Hüb'
Moderator
#554 erstellt: 10. Mai 2010, 08:55
Mehr zu den Baustellenschildern gibt es hier.

Und jetzt bitte zurück zum Thema.

Grüße
Frank
Mellus
Stammgast
#555 erstellt: 10. Mai 2010, 11:00

arnaoutchot schrieb:
Mellus, das könnte der "eine" Tipp für Dich sein


Hallo Michael, danke schon mal!

Gruß,
Mellus
op111
Moderator
#556 erstellt: 10. Mai 2010, 12:46
Dimitri Schostakowitsch
Kammermusik & Klavierwerke
24 Präludien & Fugen op. 87;
24 Präludien op. 34;
Aphorismen op. 13;Cellosonate op. 40;5 Preludes (1921);
Lyrischer Walzer (Tanz der Puppen);Moderato in a für Cello &
Klavier;Nocturne (The Limpid Stream);
Klavierquintett op. 57;
Klaviersonaten Nr. 1 & 2 (op. 61 & 67);Klaviertrio Nr. 2;
Polka aus "Das goldene Zeitalter";Kurzes Stück & Spanischer
Tanz aus "The Gadfly" op. 97;3 Fantastische Tänze op. 5;
2 Stücke für Streichquartett (Elegie & Polka)
Ashkenazy, Zilberstein, Mustonen, Harrell, Beaux Arts Trio, Fitzwilliam String Quartet

Decca , ADD/DDD, 1974-2003 5 CDs
jpc.de


[Beitrag von op111 am 10. Mai 2010, 17:20 bearbeitet]
op111
Moderator
#557 erstellt: 10. Mai 2010, 12:50
Dimitri Schostakowitsch
Violinkonzert Nr. 1
Lady Macbeth of Mtsensk-Suite (arr. Conlon)
Spivakov,
Gürzenich Orchester Köln PO,
James Conlon
Capriccio , DDD, 00

jpc.de

Interessant an dieser CD ist v.a. Conlons umfangreiche "Lady M."-Suite.


[Beitrag von op111 am 10. Mai 2010, 17:15 bearbeitet]
op111
Moderator
#558 erstellt: 10. Mai 2010, 12:52
Dimitri Schostakowitsch
Lady Macbeth von Mtsensk
Galina Vishnevskaya, Nicolai Gedda, Werner Krenn, Philharmonia Orchestra,
Mstislav Rostropovich
EMI , ADD, 1978

jpc.de
Kreisler_jun.
Inventar
#559 erstellt: 10. Mai 2010, 13:17
Ohne das vertiefen zu wollen, halte ich für falsch, dass Schostakowitsch aus heutiger Sicht Strawinsky an Bedeutung übertroffen hätte, bei Prokofieff kann man wohl darüber streiten.
Zweifellos ist jedoch die Beliebtheit des Komponisten in den letzten 30 Jahren ziemlich explodiert... nachdem er vorher im Westen doch eher ein Schattendasein geführt hatte.

Ohne allzuviele Alternativen gehört zu haben, möchte ich doch darauf hinweisen, dass es ziemlich viele Einspielungen in ordentlichem Stereo (wenngleich meist nicht gerade "audiophil") von Künstlern gibt, die Uraufführungen gespielt oder dirigiert haben oder dem Komponisten anderweitig nahe standen. Zumindest als Ergänzung zu neuesten Super-Duper-SACD-Aufnahmen sollte man die evtl. in Erwägung ziehen.

- Violinkonzerte mit Oistrakh (Eurodisc, CBS)
- Cellokonzerte mit Rostropowitsch (#1 CBS, #2 DGG)
- Violinsonate mit Oistrakh/Richter (Melodiya?)
- Sinfonien unter Kondrashin, Mrawinskij u.a.

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Bei den Streichquartetten kenne ich die älteren Aufnahmen nicht; die aus den 1970ern- 80ern mit dem Borodin Quartett gilt aber ebenfalls als authentisch. Die gegenwärtig zu habende Melodiya-Box enthält auch das Klavierquintett mit Richter.
Das (2.) Trio habe ich wohl nur in einer neueren Aufnahme mit Leonskaja und Mitgliedern des Borodin-Q. (Teldec)
Trio und Quintett sind jedenfalls die Kammermusikwerke, die ich besonders empfehlen würde.

Zur Cellosonate und Bratschensonate kann ich spontan nichts sagen, obwohl ich die auch irgendwo liegen habe.

Die Präludien&Fugen mit Sherbakov sind m.E. auch klanglich sehr gut (es gibt eine weitere CD mit Klavierwerken bei Naxos, die habe ich aber noch nicht recht gehört). Richter hat hier leider nur eine Auswahl (knapp die Hälfte) gespielt. Die Werke sind ziemlich konservativ, natürlich eine Bach-Hommage, aber mir haben sie gut gefallen (auch wenn länger nicht mehr gehört)

JK jr.
arnaoutchot
Moderator
#560 erstellt: 10. Mai 2010, 13:32

Kreisler_jun. schrieb:
Zumindest als Ergänzung zu neuesten Super-Duper-SACD-Aufnahmen sollte man die evtl. in Erwägung ziehen ...
- Sinfonien unter Kondrashin, Mrawinskij u.a.


Nichts anderes als die Kondrashin-Symphonien habe ich oben empfohlen, wenngleich mit dem "Aulos"-Cover. Die Aufnahmen sind die gleichen. Meine oben empfohlenen Aufnahmen halte ich übrigens alle für sehr wohl nach musikalischer Qualität ausgewählt, und nicht, weil es "Super-Duper-Dinger" sind ...

Mravinsky ist bei aller Verehrung des Mannes meinerseits definitiv nur in wenigen Fällen gut anhörbar.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 10. Mai 2010, 13:37 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#561 erstellt: 10. Mai 2010, 14:26

op111 schrieb:
Dimitri Schostakowitsch
Kammermusik & Klavierwerke


Ah, danke, Franz, für den Hinweis! Da scheint ja "alles" dabei zu sein. Auch wenn es ganze fünf CDs braucht...
arnaoutchot
Moderator
#562 erstellt: 13. Mai 2010, 15:50
@ Mellus: Wenn es um Gesamtausgaben geht, dann sei zumindest diese hier der Konzerte, Orchestersuiten und Kammersinfonien nicht unterschlagen. Klanglich sind insbesondere die Stücke von Chailly mit dem Concertgebouw Orchestra erstklassig (Jazz-Suiten und Orchestersuiten). Es gibt einige Überraschungen in der Box zu entdecken, insbesondere wie vielseitig DSCH's Output war. Es sind allerdings sogar 9 CDs, aber zu einem Preis von umgerechnet knapp EUR 6,-- pro CD sind die hochwertigen Aufnahmen meines Erachtens günstig.

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Heute noch abrundend zwei Namen, die beide streng genommen nicht zum klassischen Kernrepertoire gehören, aber aus klanglichen Gründen meinen Segen haben.

Howard Shore hat sich mit der Filmmusik für die "Herr der Ringe"-Trilogie einen Platz in der Musikgeschichte gesichert. Die sog. "Complete Editions" beinhalten die komplette laufende Musik der Extended Versions der Filme, d.h. sie haben zusammen die gigantische Dauer von rd. 10 Stunden. Sie liegen auf DVD-Audio in 24bit/48kHz-Mehrkanal-Abmischungen vor, die grandios klingen. Jeder Freund der Filme wird sofort in die Welt Tolkiens versinken !! Auch in der kürzlich erschienen BluRay-Ausgabe ist der deutsche Ton nicht in dieser unkomprimierten Qualität !!! (ausserdem enthält die BluRay nur die kürzeren Kinoversionen). Mit diesen Aufnahmen habe ich schon mehr Leute von Mehrkanal überzeugt als mit vielen "echten" klassischen Aufnahmen. Wer Interesse hat, sollte bei diesen nicht billigen, aber sehr schön aufgemachten Boxen zugreifen, sie verschwinden langsam vom Markt.

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Peter Sculthorpe ist ein Australier, der zur neuen Generation zeitgenössischer Komponisten gehört, die ihre Musik relativ frei von europäischen Einflüssen entwickeln. Zwar wird die Musik äusserlich noch in Konzerte oder Streichquartette verpackt, innerlich wiegen asiatische oder australische Aborigine-Einflüsse aber europäische auf. Sein Stück "Earth Cry" für Didgeridoo und Orchester oder seine "Sun Music", bei der das Orchester wie ein riesiges Percussion-Instrument genutzt wird, beweisen das. Die Naxos-Aufnahme von James Judd klingt gut und bietet einen Einblick für einen überschaubaren finanziellen Einsatz.

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Als nächstes stünde bei mir dann Jean Sibelius. Wer will anfangen ?


[Beitrag von arnaoutchot am 13. Mai 2010, 15:58 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#563 erstellt: 13. Mai 2010, 20:22
Bevor wir den "Sch-Bereich" (5th_element) wieder verlassen, möchte ich noch vier Komponisten wenigstens nennen. Zu keinem kann ich diskographisch oder inhaltlich besonders viel beitragen, es wäre aber schade, wenn sie ungenannt verbleiben.

Der erste ist Samuel Scheidt (1587-1654). Scheidt war ein Schüler von Sweelinck und hat sich vor allem mit der Komposition von geistlichen Werken in der Tradition der niederländischen Vokalpolyphonie hervorgetan. Er hat aber auch einige weltliche Werke verfasst, zum Beispiel die geselligen Ludi musici. Von den ursprünglich vier Bänden ist aber nur der erste vollständig erhalten. Der wurde eingespielt von Hesperion XX und Jordi Savall bei Astree.

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Aufgepasst! Die obige Aufnahme ist aber auch in einem preisgünstigen Doppelpack namens A Musical Banquet erschienen. Namensgeben war das Banchetto Musical von Johann Hermann Schein (1586-1630). Schein, ein Zeitgenosse Scheidts, war befreundet mit Heinrich Schütz (hatten wir den eigentlich schon?) und der Vorgänger von Johann Sebastian Bach als Thomaskantor. Das musikalische Bankett ist eine Sammlung von Suiten für Instrumentalensemble. Wiederum spielt Hesperion XX unter Jordi Savall. Das Wiederveröffentlichungslabel ist Virgin.

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Zunächst kompositorisch in der Wiener Avantgarde beheimatet, wendete sich Franz Schreker (1878-1934) später einem romantisierenden, neusachlichen Stil zu. Diese ästhetische Umkehr mag mit seinen Lebensdaten zu tun haben. Jedenfalls hat vor Kurzem das Orquesta Filarmónica de Gran Canaria unter der Leitung von Pedro Halffter eine klangschöne CD mit Schrekers Kammersinfonie herausgebracht. Die CD enthält auch das Nachtstück aus Schrekers wohl berühmtestem Werk, der Oper Der ferne Klang, und die Fantastische Overtüre.

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Ein Zeitgenosse Schrekers war Erwin Schulhoff (1894-1942). Er startete als eine Art Pluralist, da er auch Jazz-Tönen und -Rhythmen nicht abgeneigt war. In den 30er Jahren bekannte er sich zum Kommunismus, schuf ein musikalisches Kommunistisches Manifest und nahm die sowjetische Staatsbürgerschaft an. Bei der deutschen Invasion in die UDSSR wurde er gefangengenommen und im KZ Wülzburg interniert, wo er auch ums Leben kam. Schulhoffs Sinfonien 1-3 sind bei cpo erschienen, gespielt von der Philharmonia Hungarica unter George Alexander Albrecht. Diese Sammlung finde ich unter dem Blickwinkel der Entstehungsdaten der Sinfonien besonders interessant. Die erste Sinfonie wurde 1925, die zweite 1932 und die dritte 1935 komponiert. Es ist gänsehautverdächtig wie sich der Tonfall der Sinfonien von der durch und durch fröhlichen Ersten zur düsteren Dritten verändert.

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Zu Schnebel (der in einer modernen Sammlung eigentlich nicht fehlen sollte) und Schoeck (dessen sinfonische Dichtung mit dem abschreckenden Titel Lebendig begraben ich einmal live gesehen habe, aber auf CD nicht finden konnte) habe ich nichts.

Viele Grüße,
Mellus

PS: Michael, danke für den DSCH-Hinweis!
Kreisler_jun.
Inventar
#564 erstellt: 14. Mai 2010, 16:55
Schütz:

jpc.de
(unterschiedliche Cover, die billigste kaufen, immer dieselbe Einspielung)

Einen guten Eindruck vermittelt m.E. auch folgende Sammlung, wobei es inzwischen neuere und vielleicht auch bessere Einspielungen geben mag.

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Von Schulhoff kenne ich bisher nur wenige Werke, die ich aber empfehlen würde. Ein ziemlich mitreißende Mischung aus den unterschiedlichen Strömungen der 1920er und 30 Jahre, wenn auch vielleicht nicht so tiefgründig wie Bartok oder Schönberg

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(rechts die ist inzwischen sehr teuer, vielleicht gibt es die Werke auch in anderen Aufnahmen; die Quartette inzwischen auch teils auf Naxos, das wäre vielleicht eine Möglichkeit zum Einstieg.)

JK jr.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#565 erstellt: 16. Mai 2010, 01:43
Zu Recht hat Mellus Samuel Scheidt ins Spiel gebracht. Daher zunächst noch ein paar unverzichtbare Einspielungen mit Musik dieses vielschichtigen und heutzutage viel zu selten gespielten Meisters.

Samuel Scheidt: Orgelwerke
1 CD, FSM Studio XVII Augsburg FCD 96 503 XVII
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Roland Götz spielt mit dem bei ihm gewohnten phantasievoll-launigem Zugriff eine abwechslungsreiche Auswahl aus Scheidts vielfältigem Orgelwerk: Vergeistigte Polyphonie und meditative Versenkung wie in der wunderbaren Fantasia super: Ich ruf' zu Dir, Herr Jesu Christ, oder in der chromatischen Fantasia super: Io son ferito lasso stehen neben virtuoser Verspieltheit in der Variationsfolge über den Cantio Belgica: Ach du feiner Reiter. Die von Götz ausgewählte Rind-Orgel von 1706 ist ein kleines, mitteltönig gestimmtes Instrument mit sieben Registern (unter anderem einem wunderbarem Gedackt 8'), das mit seinem etwas herben Klangcharakter den bisweilen bisweilen spröden Charme dieser Musik angemessen zur Geltung bringt.


Samuel Scheidt: Ludi musici I, II, III und IV (Auswahl)
Musica Fiata, Leitung: Roland Wilson
1 CD, cpo 777 013-2
jpc.de

Diese wunderbare Musik, entstanden in der schlimmen Zeit des Dreißigjährigen Krieges, gleichwohl schwankend zwischen Wehmut und Schmerz (so insbesondere in den als Paduan dolorosa bezeichneten Stücken) auf der einen sowie Ausgelassenheit (in den Galliarden)und Spiel (in der köstlichen Canzon super Intradam Aethiopicam) auf der anderen Seite, wird von Musica fiata ausgesprochen farbenreich umgesetzt, da dieses Ensemble - anders als Hesperion XX, die sich in der von Mellus empfohlenen Einspielung auf Streicher, Harfe und Tasteninstrumenten im Continuo-Part beschränken - vielfältige Kombinationen von Streichern, (teils profund abgedunkelten, teils herrlich knorrigen) Blechbläsern, Tasteninstrumenten (Cembalo, Regal, Orgel) sowie Laute und Chitarrone einsetzt. Dies und das durchsichtige, transparente Klangbild lassen die 77 Minuten Spielzeit wie im Fluge vergehen.


Samuel Scheidt: Prima Pars Concertuum Sacrorum
Ricercar Consort, La Fenice, Leitung: Philippe Pierlot
1 CD, Ricercar 206882
amazon.de

Großbesetzte Vokalwerke wie das dreichörige Magnificat wechseln hier mit Instrumentalwerken wie der Übertragung zweier Sätze aus Scheidts ursprünglich für Orgel gesetzter Vertonung des Hymnus Veni Redemptor gentium , dessen verinnerlichte Kontrapunktik mir für Scheidt ganz besonders charakteristisch zu sein scheint. Das Ricercar Consort und La Fenice spielen diese versonnene Musik mit Ruhe und großem Ernst.
Anscheinend ist diese Einspielung inzwischen auch im Rahmen dieser Doppel-CD greifbar.


Samuel Scheidt: Die großen Geistlichen Konzerte
La Capella Ducale, Musica fiata, Leitung: Roland Wilson
1 CD, cpo 777 145-2
jpc.de

Auf dieser CD finden sich die - teils aus handschriftlichen Quellen übertragenen, teils rekonstruierten - großbesetzen Urfassungen von neun Geistlichen Konzerten, die Scheidt aufgrund der widrigen Zeitumstände nur in reduzierten Fassungen veröffentlichen konnte: Alle Facetten von Scheidts Kunst zwischen polyphoner Vergeistigung, flächig entfalteter Klangpracht und musikalischer Affektdarstellung werden hier von den Ausführenden mit großem Engagement und Temperament hörbar gemacht.


Von Scheidt zu Schein ist es geographisch, historisch wie orthographisch nur ein kleiner Schritt. Trotzdem beschränke ich mich hier auf eine Empfehlung:

Johann Hermann Schein: Motetten und Te Deum
La Capella Ducale, Musica fiata, Leitung: Roland Wilson
1 CD, Glissando 779 006-2
jpc.de

Prachtvolle, meist mehrchörige Werke, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten und erst in den 1990er-Jahren in verschiedenen Bibliotheken wieder aufgespürt worden sind - im Vergleich zur bisweilen herben Tonsprache Scheidts unmittelbarer und überwältigender im Ausdruck, so in der "modernen", sicherlich durch die italienische Musik beeinflussten Affektausdeutung in Werken wie Ich will schweigen oder Da pacem. Über die Qualitäten der Ausführenden habe ich oben bei Scheidt schon genug gesagt, so dass ich mir hier unnötige Wiederholungen erspare (und vielleicht auch dem Verdacht entgehe, von Robert Wilson gesponsert zu sein).


Zu Schönberg, Schubert und Schumann habe ich zu viele Empfehlungen, um sie jetzt noch alle aufzulisten; ich versuche sie daher in den nächsten Tagen Schritt für Schritt nachzuliefern.


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 16. Mai 2010, 21:47 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#566 erstellt: 16. Mai 2010, 13:19
Hallo Alladin, freut mich, mal wieder von Dir zu lesen. Scheidt klingt interessant, habe mir Deine Empfehlungen auf die Merkliste genommen.

Grüße Michael
Joachim49
Inventar
#567 erstellt: 16. Mai 2010, 13:27
Nicht vergessen sollten wir Johann Heinrich Schmelzer 1623 - 1680), der wohl vor allem als Geigenvirtuose berühmt ist:
jpc.dejpc.de
Und mit dabei sind auch wieder 'Musica Fiata' und Roland Wilson:
jpc.de
Freundliche Grüsse
Joachim
arnaoutchot
Moderator
#568 erstellt: 20. Mai 2010, 22:16
Macht mal ein paar Tage ohne mich weiter, ich bin Anfang Juni wieder da. Schöne Pfingsten an alle. Grüße Michael
Martin2
Inventar
#569 erstellt: 20. Mai 2010, 22:35

arnaoutchot schrieb:
Macht mal ein paar Tage ohne mich weiter, ich bin Anfang Juni wieder da. Schöne Pfingsten an alle. Grüße Michael


Hallo Michael,

dafür bin ich jetzt wieder da, nur in diesem speziellen Thread werde ich bestimmt kein guter Ersatz für Dich sein.


Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#570 erstellt: 21. Mai 2010, 06:12
Martin, gib alles ...

Was hast Du denn beispielsweise an Sibelius Symphonien ? Ich denke da an den Ashkenazy auf Decca oder - noch besser - Ashkenazy auf Exton SACD. Beides tolle Zyklen.

Gruesse Michael
Hüb'
Moderator
#571 erstellt: 21. Mai 2010, 07:59
Pscht, sonst kommt er gleich wieder mit dem Uralt-Abravanel um die Ecke...
op111
Moderator
#572 erstellt: 21. Mai 2010, 13:00

Hüb' schrieb:
Uralt-Abravanel


Ähm, den wollte ich gerade empfehlen,

in der audiophilen hyperbitmap ultranoiseshaped 24 Karat Platin SACD++ - Ausgabe im Dolby-17.4-Sound.


[Beitrag von op111 am 21. Mai 2010, 13:00 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#573 erstellt: 21. Mai 2010, 20:51

Dolby-17.4-

Na, jetzt weiß ich, wovon Du Nachts träumst, Franz...
Martin2
Inventar
#574 erstellt: 21. Mai 2010, 22:34
Also auf meinen Uralt Abravanel in Punkto Sibelius lasse ich nichts kommen. Gefällt mir auf jeden Fall um Längen besser als der Sanderling/ Brilliant, den ich auch habe. Nur ob das nun "audiophil" ist? Abravanel ist auch bei Mahler recht gut, wobei ich mir den alten LP Zyklus auch nur zum Teil auf CD wiedergeholt habe. Griegs Orchesterwerke mit Abravanel habe ich auch noch und Berlioz Requiem.

Ich finde die Biographie von Abravanel eben auch sehr interessant. "Sephardischer Jude" - das klingt wirklich hochinteressant, wobei ich nicht genau weiß, was Sephardentum eigentlich ist. Mit Ansermet befreundet - man lebte in der Nähe - steile Karriere in Deutschland, dann Emigration wegen den Nazis, dann eine Karriere, die ihn über Australien an die New Yorker Met führte. Dort unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen und der Entschluß zu einem Orchester zu gehen, das eigentlich ein Laienorchester war und mal so grade eben in die Profiliga aufstieg, dem Utahsinfonieorchester, das sicher kein ganz erstklassiges Orchester war, aber mit dem er vernünftig arbeiten konnte und das irgendwo bei den Mormonen in Salt Lake City angesiedelt war. Ich finde das alles sehr phantasieanregend und ich finde Abravanel wirklich sehr gut. Die Brahmssinfonien mit Abravanel würde ich mir zum Beispiel gerne holen, wenn ich die mal günstig sähe.

Edit: Bekannt ist auch die große Nähe zu Weill, dessen amerikanische Werke wohl nur Abravanel aufführen durfte, jedenfalls als Premieren, der einzige Dirigent, der mich richtig aufführen kann, so Weill. Edit Ende.

Nur mit "Audiophilie" hat das alles natürlich herzlich wenig zu tun. Also andere vor!

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 21. Mai 2010, 22:51 bearbeitet]
5th_element
Stammgast
#575 erstellt: 23. Mai 2010, 14:31
Na gut. Dann lege ich mal vor.

Zunächst zur Einführung ein Zitat aus Wikipedia:

"Jean Sibelius wurde 1865 in Hämeenlinna als Sohn von Christian Gustaf Sibelius und dessen Frau Maria Charlotta in eine schwedischsprachige Familie geboren. Sibelius studierte u. a. bei dem deutschstämmigen Musikprofessor, Komponisten und Sammler finnischer Volkslieder Richard Faltin und vor allem bei dem in Deutschland ausgebildeten Martin Wegelius, der 1882 das Musikinstitut in Helsinki gegründet hatte. Von 1889 bis 1891 studierte Sibelius in Berlin bei Albert Becker und in Wien bei Karl Goldmark und Robert Fuchs; zeitlebens wichtig blieb die Bruckner-Rezeption der Wiener Jahre.

1891 kehrte er von seinen Studienaufenthalten zurück und arbeitete zunächst in Helsinki als Musiklehrer an der Universität. Die Etablierung als freischaffender Komponist erfolgte erst Jahre später, nachdem er durch eine Staatsrente finanzielle Unabhängigkeit erlangt hatte. 1892 heiratete er Aino, die Schwester der Künstler Arvid, Armas und Eero Järnefelt. 1904 bezog die Familie ihr Heim Ainola am Ufer des Tuusulanjärvi.

Er komponierte u. a. Sinfonische Dichtungen, Orchestersuiten, sieben Sinfonien, ein Violinkonzert, Kammermusik, Chorwerke und eine Oper.

Sibelius gilt als einer der bedeutendsten Komponisten Finnlands und ist einer der wenigen, die über die Grenzen ihrer Heimat hinaus berühmt wurden. Im deutschsprachigen Raum ist er vor allem durch sein Violinkonzert d-Moll op. 47 sowie seine Sinfonischen Dichtungen bekannt, in denen er Themen aus der finnischen Sagenwelt und Mythologie verarbeitet, wie z. B. aus dem Nationalepos Kalevala. Von großer Bedeutung sind aber auch seine Sinfonien, in denen er, anfänglich noch von Spätromantik und finnischer Volksmusik beeinflusst, zu seinem eigenen orchestralen Stil findet. Dieser Stil zeichnet sich aus durch vorherrschende Transparenz trotz hoher musikalischer Dichte, herbe Schroffheit, eigenwillige Rhythmik und melodisches Pathos. Bereits Ende der 1920er Jahre beendete Sibelius sein kompositorisches Schaffen, über 30 Jahre vor seinem Tod. Seine letzten Werke (op. 113 und op. 114, komponiert um 1929) sind eine freimaurerische Ritualmusik für die Loge in Helsinki, der er seit 1922 angehörte, sowie Cinq Esquisses für Klavier."

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So. Beim Medium SACD habe ich die 3 Discs des London Symphony Orchestra, unter Sir Collin Davis. Beispielhaft hier die Scheibe mit den Symphonien 1 & 4:





http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-4/hnum/9386322


Die Live SACDs des LSO unter Davis sind fast immer eine gute Wahl. Klanglich sehr gut, bis manchmal sogar fantastisch (Smetana - Ma Vlast) und die Kombi LSO und Collin Davis ist ein sehr souveränes und gut eingespieltes Team.

Eigentümlicherweise fehlen die Symphonien 5 & 6. Der Zyklus ist also irgendwo steckengeblieben. Oder es gab gute Gründe dafür, die beiden Symphonien auszulassen.

Komplett alle 7 bekommt man vom Herrn Ashkenazy, mit dem Royal Stockholm PO, auf Exton. Die Exton SACDs sind teilweise horrend teuer, weil oft nur in Japan erschienen. Der Sibelius Zyklus erschien aber auch regulär in Deutschland und ist somit zu normalen Preisen erhältlich. Auch bei Exton kann man nicht sagen, daß immer alle SACDs klanglich herausragend sind. Es gibt auch Aufnahmen, die kommen hinsichtlich der Klangbewertung beim meist versierten Publikum von SAC-CD.net schlecht weg. Zu der Ashkenazy Einspielung kann ich nichts sagen. Sie liegt mir nicht vor. Aber ich wollte sie der Vollständigkeit halber anfpühren. Vielleicht kann jemand der Anwesenden etwas zu Interpretation und zur klanglichen Qualität sagen.




http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-3/hnum/2669199


Eine wichtige Rolle bei Sibelius spielen, wie oben im Wikipedia-Text schon angeklungen, die Symphonischen Dichtungen. Hier z.B. Pohjolas Tochter. Zusammen mit der sehr schönen Karelia Suite, und dem Valse Triste aus Kuolema für Orchester op. 44, auf Pentatone erschienen, als Ergänzung zu Tschaikowsky's "1812 Overtüre". Wie üblich in sehr guter SACD Qualität. Auch hier wieder mit Herrn Davis, allerdings mit dem Boston Symphony Orchestra:





http://www.jpc.de/jp...e-op-49/hnum/5593736


Zur bekannten "Finlandia" und "Kullervo Symphony" kann hier vielleicht jemand ergänzen. Ich bin bei Sibelius nicht so gut sortiert, wie bei den großen Romantikern.


Zum Schluß noch das einzige Violinkonzert von Sibelius. Hier habe ich eine schöne SACD mit Akiko Suwanei und dem Birmingham Symphony Orchestra, unter Sakan Oramo. Dazu gibt es noch auf der SACD das Walton Violinkonzert. Die SACD ist nicht ganz einfach zu bekommen.



http://www.amazon.de...d=1274617318&sr=1-45


Das war's erst mal von mir.

Schönes Pfingstwochenende noch !

Gruß,
Stefan
arnaoutchot
Moderator
#576 erstellt: 23. Mai 2010, 14:49
Ich habe den Ashkenazy auf Exton und halte das fuer die klangliche und interpretatorische Referenz. Inhaltlich ist er auf dem hohen Niveau der aelteren Decca-Aufnahme, aber klanglich State of the Art 2006. Ich habe daneben noch den ebenfalls sehr guten SACD-Zyklus von Jaervi auf DG und Rattle und Bernstein auf CD.

Gruesse aus den USA - Michael (am iPhone)
Kreisler_jun.
Inventar
#577 erstellt: 23. Mai 2010, 16:53

5th_element schrieb:

Eine wichtige Rolle bei Sibelius spielen, wie oben im Wikipedia-Text schon angeklungen, die Symphonischen Dichtungen. Hier z.B. Pohjolas Tochter. Zusammen mit der sehr schönen Karelia Suite, und dem Valse Triste aus Kuolema für Orchester op. 44, auf Pentatone erschienen, als Ergänzung zu Tschaikowsky's "1812 Overtüre". Wie üblich in sehr guter SACD Qualität. Auch hier wieder mit Herrn Davis, allerdings mit dem Boston Symphony Orchestra:



http://www.jpc.de/jp...e-op-49/hnum/5593736

Zur bekannten "Finlandia" und "Kullervo Symphony" kann hier vielleicht jemand ergänzen. Ich bin bei Sibelius nicht so gut sortiert, wie bei den großen Romantikern.


Davis hatte in den 70ern mit dem Boston SO schon einmal alle Sinfonien eingespielt. Einiges davon ist bei pentatone wieder erschienen. Ich besitze zwei CDs (ältere Ausgaben "Duo") mit Sinfonien und finde die klanglich etwas zu "warm", d.h. nicht sehr klar und brillant, mag sein, dass das bei den Pentatone-Auflagen anders ist.
Kullervo gibt es dagegen ebenfalls als Hybrid in der LSO live Reihe (ich besitze die CD, habe das aber höchstens einmal gehört und kann weder zu dem Werk noch zur Aufnahme viel sagen...) Sehr preiswert alle zusammen (es gibt auch 5+6)

jpc.de jpc.de jpc.de

JK jr. (kein Sibelianer...)
arnaoutchot
Moderator
#578 erstellt: 07. Jun 2010, 10:22
Hier noch meine ergänzenden Anmerkungen zu Jean Sibelius.

Die Symphonien - wie bereits gesagt - halte ich mit dem masstäblichen aber teuren Zyklus von Ashkenazy auf Exton oder alternativ von Neeme Järvi auf DGG für gut abgedeckt. Letztere war übrigens eine der letzten SACDs, die die DGG veröffentlicht hat. Wem SACD egal ist, der kann auch die ebenfalls sehr gut klingenden 80er Decca-Aufnahmen von Ashkenazy nehmen (obwohl, war das nicht die Aufnahme, wo man manchmal Geräusche der am Aufnahmeort vorbeifahrenden U-Bahn hört ?).

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Beim von mir sehr geschätzten Violinkonzert drängeln sich mehrere Aufnahmen in der Spitzengruppe. Als Klassiker natürlich die Heifetz-Aufnahme von 1959 als 3-Kanal-SACD. Sehr gut auch Hilary Hahn (gekoppelt mit dem sperrigen Schönberg-Konzert) auf DGG von 2008. Und nicht zu vergessen Leonidas Kavakos mit Osmo Vänskä auf BIS 1990, bei mir Teil einer Box namens "The Legend of Jean Sibelius", die auch die bekanntesten Tondichtungen enthält.

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Die populären Tondichtungen Finlandia, En Saga, Karelia, Tapiola etc. hat meines Erachtens von Karajan in den 70ern gut eingefangen, das EMI "Great Recordings ..."-Remaster ist auch klanglich vollkommen in Ordnung. Von der kompletten Lemminkäinen-Suite hat Finlandia mit Jukka-Pekka Saraste 2002 auch eine DVD-Audio veröffentlicht, die ich aber inhaltlich etwas langatmig und klanglich trotz Mehrkanalaufnahme für etwas flach halte. Die Tondichtungen sind auch nicht so sehr meine Favoriten.

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Bei mir geht es jetzt mit Alexander Skriabin weiter, der (nach deutscher Schreibweise) der nächste im Alphabet ist.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 07. Jun 2010, 10:28 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#579 erstellt: 07. Jun 2010, 11:27
Immer mal wieder wird der griechische Komponist Nikos Skalkottas aus der Versenkung hervorgeholt. Daran, dass das "immer mal wieder" geschieht, sieht man schon die fehlende Nachhaltigkeit des Etablierungsversuchs. Wie dem auch sei, Skalkottas hat jedenfalls u.a. äußerst hörenswerte Klaviermusik komponiert. Der ebenfalls griechische Pianist Nikolaos Samaltanos hat sie für das Label BIS eingespielt.

jpc.de

Gruß, Mellus
arnaoutchot
Moderator
#580 erstellt: 13. Jun 2010, 14:27
Alexander Skrjabin wäre der Nächste. Ein russischer Komponist und Pianist, der klaviertechnisch spätromantisch mit an Chopin erinnernden Stücken begann, gegen Ende seiner vergleichsweise kurzen Lebens aber bereits auf die Atonalität der Wiener Schule verwies.

Einen hohen Authentizitätsgrad in der Interpretation seiner Symphonien dürften die russischen Aufnahmen von Evgeni Svetlanov haben. In der russischen Box von Venezia werden sie als "5 Symphonien" zusammengefasst, wobei die Symphonische Dichtung "Poème de l'Extase" und das Klavierkonzert "Prometheus" (mit Sviatoslav Richter !) als Symphonien geführt werden. Klanglich sind die Aufnahmen, die zwischen 1963 und 1990 entstanden, unterschiedlich, aber gut hörbar. Es gibt verschiedene Ausgaben dieser Aufnahmen, sie sind - so weit ich das sehen kann - auch komplett in die Svetlanov-Gesamtausgabe mit aufgenommen worden. Hier Beispielbild:

amazon.de

Die diffusen und schwülstigen Symphonien Skrjabins fallen meines Erachtens in der heutigen Bedeutung hinter sein bahnbrechendes Klavierwerk zurück. Eine umfassende und auch klangschöne Gesamtaufnahme des Klavierwerks hat Maria Lettberg auf 8CDs für Capriccio kürzlich vorgelegt. In ihrer beispiellosen Komplettheit erdrückt sie fast die Notwendigkeit, noch weiter zu schauen. Was die Sonaten betrifft sind die Klassiker (zB Sofronitzky, Shukov oder auch Ashkenazy) sämtlich aufnahmetechnisch älteren Datums. Eine klanglich sehr gute neuere Aufnahme ist der Zyklus von Vladimir Stoupel auf audite 2005. Der Klavierklang ist fantastisch, und wie er eine Sonate wie die dritte auffächert, ist wirklich gekonnt. Abschliessend noch eine schöne SACD mit den Preludes von Vesselin Stanev (Sony 2006).

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Bis die Tage - Grüße Michael
Martin2
Inventar
#581 erstellt: 13. Jun 2010, 17:01
Hallo Michael,

ich finde Du bügelst die Sinfonien von Scriabin im Sinne von "diffus und schwültig" allzusehr ab. Ich denke sie sind nur schwer zu interpretieren. Die Swetlanovbox hätte ich auch gerne - sie war mir nur einfach zu teuer. Also habe ich mir Muti auf Brilliant geholt, sehr wacker gespielt - natürlich ist die technisch gut gespielt, das Philadelphia Orchester ist ja ein gutes Ensemble, nur die Magie dieser Sinfonien offenbarte sich mir bei Muti nicht.

Außerdem hatte ich mal Arte Nova für die 2. Sinfonie, eine Interpretation, die mir mal gut gefiel, besser als Naxos, aber das kehrte sich dann vollkommen um, weil mir der Golowchin auf Naxos, der mit sehr viel langsameren Tempi arbeitet, irgendwann viel besser gefiel.

Ich weiß für die Zukunft noch nicht, was ich mache. Entweder greife ich tiefer in die Tasche und hole mir Swetlanov, ich denke aber auch darüber nach, die Golowchinaufnahmen zu vervollständigen.

Jedenfalls finde ich die Sinfonien von Scriabin nicht "diffus und schwülstig". Wobei ich nur die 1. und 2. gut kenne und mich mit der 3. nicht vernünftig beschäftigt habe. Gerade die 1. ist an sich ein wunderschönes Werk, nur holt der Muti nicht wirklich das letzte aus ihr heraus. Ich hatte auch mal eine Schallplatte dieser Sinfonie, die ich immer sehr gerne gehört habe, entsprechend groß war dann die Enttäuschung bei dem Muti. Aber auch die 2. ist eigentlich großartig.

Gruß Martin
KingofBamberg
Schaut ab und zu mal vorbei
#582 erstellt: 13. Jun 2010, 18:24
Alexander Scriabin -
möchte an dieser Stelle auf eine schöne remasterte Horrowitz Zusammenstellung verweisen, auf die ich 2005amazon.de durch eine Kaufempfehlung in Stereo aufmerksam geworden bin.
Der "Master" hat sehr gerne Scriabin gespielt. Auf diesem 3 CD Album ist einiges dabei.
Aufnahmen von 1962 und 1972.
- auch von Schumann (seid Ihr da schon durch?) z.B. eine wunderbare Einspielung der Kinderszenen von 1962[IMG" target="_blank" class="" rel="nofollow">http://s3.directupload.net/images/100613/temp/iizvhpc6.jpg[/IMG]][URL=http://s3.direc...p/iizvhpc6.jpg[/IMG]
Hüb'
Moderator
#583 erstellt: 13. Jun 2010, 18:41
Hi,

wobei die Aufnahmen kaum einem "audiophilen" Anspruch gerecht werden dürften.

Ergänzend eine sehr gut klingende Einspielung der Sinfonien:

jpc.de

Grüße
Frank
KingofBamberg
Schaut ab und zu mal vorbei
#584 erstellt: 13. Jun 2010, 20:38
[quote="Hüb'"]Hi,

wobei die Aufnahmen kaum einem "audiophilen" Anspruch gerecht werden dürften.

sicher, die Aufnahmen sind etwas älter und es handelt sich um "nur" eine CD. Aber sehr ordentlich remastert.
Auf einem Linn Unidisk (der spielt auch CD`s)klingts richtig gut und ein kleines bißchen kommts ja auch auf den Künstler an-
besten Gruß
KoB
Moritz_H.
Stammgast
#585 erstellt: 13. Jun 2010, 22:04
Bei der Empfehlung der Klavierwerke darf die SACD von Yevgeny Sudbin bestimmt nicht fehlen:

jpc.de

Etüde op. 8 Nr. 12;
Etüde aus "3 Pieces op. 2";
Klaviersonaten Nr. 2, 5, 9;
4 Mazurken aus op. 3;
Nuances aus "4 Pieces op. 56";
Poeme aus "2 Pieces op. 59";
Valse op. 38

Stereo 12 / 07: "Es ist offenkundig, dass Sudbin diese Musik als tönendes Bekenntnis begreift. Er arbeitet in den kurzen Sonaten das Exzessive, das Orgiastische heraus, findet in Mazurken die Weiterentwicklung Chopins und formt die Klavierstücke zu nuancierten Farbenspielen. Das ist pianistisch erstrangig, tönt sehr differenziert und ist gerade durch den Mut zur Ekstase so animierend."
arnaoutchot
Moderator
#586 erstellt: 13. Jun 2010, 23:24

Martin2 schrieb:
Hallo Michael,

ich finde Du bügelst die Sinfonien von Scriabin im Sinne von "diffus und schwültig" allzusehr ab. Ich denke sie sind nur schwer zu interpretieren.
Gruß Martin


Doch, Martin, sie sind "diffus und schwülstig". Das meine ich gar nicht mal unbedingt negativ, das ist einfach der Zeitgeist in dem sie entstanden sind, auch vor den synästhetischen und mystischen Interessen Skrjabins. Im übrigen verwendet Skrjabin den Begriff "schwülstig" selbst für die Interpretation seiner 3. Symphonie. Ich habe wirklich mehrfach versucht, zu den Symphonien einen Zugang zu bekommen, insbesondere zu der dritten, ich habe auch den Muti zum Vergleich, aber es ist mir nie so recht gelungen.

@ King of Bamberg: Ja, natürlich ist Horowitz der Meister für Scriabin, die Etude op. 8 No. 12 ist förmlich seine Erkennungsmelodie, aber ich gebe Hüb recht, klanglich ist es nicht mehr state of the art, auch nicht über Deinen Linn-Player -...

@ Moritz: Sudbin ist klasse, SACD noch besser, aber irgendwie hat er mit dem Recital den "unique selling point" bei mir nicht getroffen. Mal sehen, die läuft mir bestimmt noch irgendwann über den Weg.

Grüße Michael
Martin2
Inventar
#587 erstellt: 13. Jun 2010, 23:51
Hallo Michael,

dann stellen wir einfach fest, daß wir verschiedener Meinung sind. Wobei ich die 3. von Skrjabin auch nicht gut kenne, sie beim ersten Hören jedenfalls nicht zünden wollte. Ich habe mir übrigens heute die 1. und 3. mit Golovchin gebraucht von Amazon Marketplace bestellt, das Porto ist das teuerste, die CDs selber gibt es praktisch geschenkt. Aber die 2. mit Golovchin gefällt mir eben ausgezeichnet, deshalb ist das Risiko für mich überschaubar. Muti ist nicht gut, das ist eine zivilisiert westliche Interpretation zu der das Philadelphia Orchester das ihre beiträgt.

Im übrigen ist Deine Meinungsäußerung, wenn ich mal so sagen darf, nicht ganz konsistent, Du sagst, daß Skrjabins Sinfonik "schwülstig und diffus" sein, redest aber an anderer Stelle davon, daß Dir der Zugang zu ihr fehle.

Wir müssen mit unseren unterschiedlichen Meinungen nicht Pingpong spielen, das sprengt auch diesen Thread. Ich kann nur sagen, daß ich Skrabin überhaupt nicht schwülstig und überhaupt nicht diffus finde. Nicht diffus, denn alles, was ich aus den 1. und 2. Sinfonien kenne hat für mich Substanz und Sinn. Und auch nicht schwülstig. Wagner empfinde ich als teilweise großartig, teilweise schwülstig, aber an den ersten zwei Sinfonien Skrjabins kann ich nichts Schwülstiges finden.


Das meine ich gar nicht mal unbedingt negativ, das ist einfach der Zeitgeist in dem sie entstanden sind, auch vor den synästhetischen und mystischen Interessen Skrjabins.


Die synästhetischen und mystischen Interessen Skrjabins sind aber auch genau das, was ihn in irgendeiner Weise in die Nähe der Avantgarde rückt. Das ist aber gelegentlich auch der Reiz dieser Musik, wie meinetwegen auch der Reiz der verklärten Nacht von Schönberg, daß sie gewissermaßen "prämoderne Werke" sind, die auf einem bereits sehr brüchigen Boden wandeln und die dabei gelegentlich schwülstig erscheinen und es doch nicht sind. Schwülstig finde ich allerdings manche Werke oder Teile mancher Werke von Edward Elgar, den ich aber an sich sehr schätze. Und gerade an den von Dir angesprochenen Zeitgeist glaube ich nicht. Elgar und Skrjabin etwa sind noch relative Zeitgenossen, Strauss und Mahler könnte man dazu zählen, aber nur ein eher rückwärtsgewandter Musiker wie Elgar hat teilweise wirklichen Schwulst komponiert, sentimentale Stücklein und manches andere. Aber gut, wir scheinen diese Dinge einfach anders zu sehen.

Die 3. werde ich mir mal mit Golowchin anhören, wenn die CDs bei mir eintrudeln.

Gruß Martin
arnaoutchot
Moderator
#588 erstellt: 14. Jun 2010, 10:45

Martin2 schrieb:
Im übrigen ist Deine Meinungsäußerung, wenn ich mal so sagen darf, nicht ganz konsistent, Du sagst, daß Skrjabins Sinfonik "schwülstig und diffus" sein, redest aber an anderer Stelle davon, daß Dir der Zugang zu ihr fehle. Gruß Martin


Ach, ich finde gar nicht, dass wir so unterschiedlicher Meinung sind. Ich mag Skrjabin ja. Ich habe mir heute früh nochmals die 3. angehört, der erste Satz mit dem markanten wiederkehrenden Motto gefiel mir recht gut, erinnerte mich wirklich an Mahler. Mit 25 Minuten nur etwas lang vielleicht. Der zweite (Voluptès, zu deutsch Wollust, Begierde etc. ) war der, den ich mit diffus und nennen wir es eben etwas positiver "schwül" in Kopf hatte. Ein wenig impressionistisch fast. Aber das ist von Skrjabin meines Erachtens so angelegt. Ich muss zugeben, dass ich mich in die erste und zweite Symphonie noch nicht vertieft habe, was ich mittels der vorhandenen Svetlanov-Box demnächst mal tun werde. Das ist ja das Schöne an diesem Thread, dass ich meine Platten anhöre(n muss).
5th_element
Stammgast
#589 erstellt: 14. Jun 2010, 11:04
Hallo Ihr 2,

Dieses "wer kennt mehr Fachausdrücke als der Rest und kann sie außerdem noch in Sätze mit mehr als 4 Kommatas verpacken" hatte ich bisher hier so gar nicht vermißt. Das verödet bereits so manchen Klassik-Thread zu einer vermeintlich hochgeistigen, aber in Wahrheit langweiligen, Veranstaltung. Ich fände es nicht schade, wenn Ihr damit hier auf der Zielgeraden nicht anfangt und wir, wie bisher, Bodenkontakt halten.



Gruß,
Stefan
arnaoutchot
Moderator
#590 erstellt: 14. Jun 2010, 11:22

5th_element schrieb:
Hallo Ihr 2, Dieses "wer kennt mehr Fachausdrücke als der Rest und kann sie außerdem noch in Sätze mit mehr als 4 Kommatas verpacken" hatte ich bisher hier so gar nicht vermißt.


Nur ruhig, Brauner, manche Teilaspekte erfordern eben mal etwas hochgeistigere Diskussion. Wir kommen jetzt wieder zum Thema zurück. Smetana kommt als nächstes bei mir. Willst Du vorlegen ?
5th_element
Stammgast
#591 erstellt: 14. Jun 2010, 12:45
Gern, mein Großwesir der Klassik !

Bildchen posten und ankucken schaffe ich glatt.

Nun ist Smetana vielleicht nicht gerade das Thema, zu dem ich reich mit Discs und dementsprechend mit Empfehlungen bestückt bin. Natürlich fällt einem zu Smetana meist sofort "Die Moldau" ein, wenngleich "Die Moldau" nur ein Teilstück seines Zyklus symphonischer Dichtungen "Ma Vlast" ("Mein Vaterland") ist.

Sehr empfehlen kann ich zu "Ma Vlast" die SACD mit Sir Collin Davis und dem LSO:




http://www.amazon.de...id=1276510445&sr=1-8


Klanglich eine echte Granate und interpretatorisch auch sehr gelungen. Leben können muß man damit, daß man manchmal Herrn Davis mitsummen hört. Eher ein charmanter Zug dieser hervorragenden Einspielung, denn ein echtes Ärgernis. Die SACD ist mittlerweile nicht mehr leicht zu bekommen. Wer sie zu einem vernünftigen Preis findet, sollte zugreifen !

Auch Leute die sich nicht mit Klassik beschäftigen reagieren auf die bekannte Melodie aus "Die Moldau" mit einem "Das kenne ich irgendwie", was aber der Schönheit dieser Symphonischen Dichtung keinen Abbruch tut. Ich würde das Gesamtwerk "Ma Vlast" empfehlen, aber wer nur "Die Moldau" anschaffen möchte, der wird ein reichhaltiges Angebot finden. Das liegt daran, daß "Die Moldau" sehr oft als ein Beiwerk (ich sage bewusst nicht "Lückenfüller") zu Aufnahmen von Symphonien genommen wurde. Sehr gern bei Dvorak-Symphonien.

Durchaus zu empfehlen ist dann die Karajan-Kombi, zusammen mit Dvorak's Neunter, aus 84:



http://www.jpc.de/jp...ie-Nr-9/hnum/6644037


Von Dvorak's Neunter habe ich nun doch recht viele Aufnahmen, so daß die hier Vorliegende von Karajan nicht zu meinem ganz engen Favoritenkreis gehört, jedoch ist sie mindestens mal sehr ordentlich und die beigefügte Aufnahme der Moldau sehr schön. Die Wiener sind für dieses Werk sicher auch einer der idealen Klangkörper und die Klangqualität dieser CD ist sehr gut.

Davon abgesehen hat Herr Smetana auch einige Streichquartte komponiert, die ich noch nicht kenne und hoffe hier etwas darüber zu lesen. Außerdem einige Opern (z.B. "Dalibor", "die verkaufte Braut" oder "die 2 Witwen") sowie Klavierwerke.

Dann gibt es wohl auch eine Symphonie, die mal unter dem Begriff "Triumpf-Symphonie" und mal als "Fest-Symphonie" aufzutauchen scheint. Davon gibt es aber extrem wenige Aufnahme und gehört habe ich sie noch nicht. Vielleicht weiß ja jemand mehr darüber.

Das erst mal zu Smetana.

Grüße,
Stefan

op111
Moderator
#592 erstellt: 14. Jun 2010, 19:48

5th_element schrieb:
Sehr empfehlen kann ich zu "Ma Vlast" die SACD mit Sir Collin Davis und dem LSO:

Colin Davis und Smetana.
Mein Tip die ebenfalls ungewöhnliche Kopplung
Wiener Philharmoniker
Nikolaus Harnoncourt
RCA , DDD, 2001
jpc.de

Klingt gut, motzt Smetana nicht zum R. Strauss auf und beleuchtet meist überspielte Details.
Experiment gelungen!
Schneewitchen
Inventar
#593 erstellt: 14. Jun 2010, 20:14

5th_element schrieb:
Sehr empfehlen kann ich zu "Ma Vlast" die SACD mit Sir Collin Davis und dem LSO:



Die SACD ist mittlerweile nicht mehr leicht zu bekommen. Wer sie zu einem vernünftigen Preis findet, sollte zugreifen !


Gar so schlimm ist es nicht.
Die SACD ist (soll man sagen: wieder?) preiswert zu bekommen,denn um die 20 Euro wird sie angeboten.Sie ist auch lieferbar,denn ich habe sie noch vor wenigen Wochen von lso.co.uk bekommen,wo sie noch immer für 8,99 GBP angeboten wird.Mit Porto sind das ca.13 Euro.
arnaoutchot
Moderator
#594 erstellt: 14. Jun 2010, 20:46
Ich finde den Sir Colin Davis auch gut, die LSO Live SACD ist klanglich eine der besten der Serie. Ich schmeisse zur Herstellung der völligen Verwirrung noch drei weitere Alternativen für den kompletten Zyklus in den Hut: Rafael Kubelik mit dem Eröffnungskonzert des Prager Frühlingsfestivals 1990 im Smetana-Saal (Supraphon), Sir Charles Mackerras im gleichen Auditorium zum gleichen Anlass 1999 ebenfalls auf Supraphon und Walter Susskind mit einer Quadro-Aufnahme aus 1975, aufpoliert als MFSL-SACD. Kubeliks Zyklus, aufgenommen anlässlich des ersten Auftritts des Maestros in seiner Heimat nach über 40 Jahren, er selbst schon in angeschlagenem gesundheitlichem Zustand, wird häufig als interpretatorische Referenzaufnahme genannt. Ich könnte mich nicht für eine einzelne aus den vieren entscheiden.

amazon.de amazon.de amazon.de

Leider habe ich sonst nichts von Smetana (ausser ein paar verstreuten Ouvertüren von Opern).

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 14. Jun 2010, 20:48 bearbeitet]
AladdinWunderlampe
Stammgast
#595 erstellt: 14. Jun 2010, 21:04
Meine Lieblingswerke Smetanas - noch weit vor der Moldau, die nicht zu mögen schwerfallen dürfte - sind kammermusikalisch. Den musikalischen wie "audiophilen" Ansprüchen dieses Threads dürfte diese kürzlich erschienene Einspielung gerecht werden:

Bedrich Smetana: Streichquartette Nr. 1 e-Moll "Aus meinem Leben" und Nr. 2 d-Moll
Bennewitz Quartett
1 SACD, Coviello Classics COV 51004

jpc.de

Das mir bis zum Erwerb dieser SACD unbekannte Bennewitz Quartett aus Prag spielt Smetanas Streichquartette mit Feuer und Temperament, ohne dabei allerdings zu "schwitzen" - differenzierte Dynamik und wohltuend dosiertes Vibrato sind hier selbstverständliche Tugenden. Noch mehr als das bekannte 1. Streichquartett imponiert mir dabei Smetanas Nr. 2: bei allen auch hier vorhandenen folkloristischen Anklängen eine überaus knappe, expressiv hochverdichtete Musik, die - zumal im ersten Satz ohne Rücksicht auf tradierte Formschemata - bisweilen beinahe wie eine Vorwegnahme Janaceks erscheinen mag; kein Wunder, das Arnold Schönberg von diesem Quartett stark beeindruckt war.

Da wir schon bei "Sm" sind, wird es höchste Zeit meine Schönberg-Nachträge nachzutragen. Ich versuche, am Ball zu bleiben.


Herzliche Grüße
Aladdin
5th_element
Stammgast
#596 erstellt: 14. Jun 2010, 21:04
Michael,

wie ist die MFSL/Susskind klanglich ?

Gruß,
Stefan
arnaoutchot
Moderator
#597 erstellt: 14. Jun 2010, 21:23

5th_element schrieb:
Michael, wie ist die MFSL/Susskind klanglich ? Gruß,
Stefan


Ein Traum. Ein rundes Klangbild mit weichen Bässen, markanten Hörnern, silbrigen Triangeln und fliessenden Streichern. Es ist ein Jammer, dass MFSL nur eine Handvoll dieser Quadro-Schätze aus den 70ern aufgearbeitet hat.
Kreisler_jun.
Inventar
#598 erstellt: 15. Jun 2010, 12:21
Das kaum bekannte 2. Quartett ist der absolute Hammer; ich kenne sicher nicht alles von Smetana, aber dieses Stück kam völlig unerwartet. Das klingt tatsächlich mehr nach Janacek oder frühem Expressionismus (Zemlinsky #2, Schönberg #1), dabei sehr kompakt. Das berühmte "Aus meinem Leben" reicht von volkstümlich-böhmisch bis zur Darstellung der Ertaubung (Tinnitus-ähnliche Geräusche werden nachgeahmt). Ebenfalls hörenswert ist das Trio, dass in memoriam der kleinen verstorbenen Tochter komponiert wurde. Leider habe ich hier immer nur je eine Einspielung; Naxos beim Trio (hier ist aber sicher das Suk-Trio erste Wahl) und Talich Q. beim Quartett (hier könnte ich noch irgendwo eine andere haben, überblicke ich gerade nicht).
Diese weniger bekannten Werke stehen jedenfalls nicht hinter Dvoraks Kammermusik zurück.

JK jr.
arnaoutchot
Moderator
#604 erstellt: 15. Jun 2010, 21:09

Martin2 schrieb:
Hallo Franz,

ja jetzt kostet die Box bei Amazon 32 Euro. Gibts noch andere Dinge, Naxos, Arte Nova oder so was? Die auch empfehlenswert sind?


Bei den Brilliant Klassikern gilt
"Nichts gezögert! Rasch gezahlt!" (Wagner, Rheingold)


... und wer zu spät kommt, den bestraft eben das Leben oder der schnell geleerte Geldbeutel (arnaoutchot)

Ich schlage vor, die Diskussion um preisgünstige Smetana-Aufnahmen im Schnäppchen-Thread fortzusetzen. Hier gilt es nun, evtl. noch was zu den Opern zu sagen. Kann das jemand unter den Prämissen des Threads ?

Ich käme sonst mal wieder zu einem Exoten, Kaikhosru Sorabji.

Grüße Michael
op111
Moderator
#606 erstellt: 15. Jun 2010, 23:50
Diese Nachricht wurde automatisch erstellt!

Das Thema wurde aufgeteilt und einige themenfremde Beiträge wurden verschoben. Das neue Thema lautet: "Smetana: Streichquartette"
arnaoutchot
Moderator
#607 erstellt: 16. Jun 2010, 21:59
ok, kleiner Einschub eines Exoten.

Kaikhosru Sorabji war ein in London lebender Parse, ein Exzentriker vorwiegend der Klavierliteratur, dessen Werk eigentlich aktuell erst (wieder)entdeckt wird. Am bekanntesten ist sein "Opus Clavicembalisticum", dessen Auführung schlappe 4 1/2 Stunden dauert und durchaus von bekannten Pianisten wie John Ogdon oder Geoffrey Douglas Madge anerkannt und aufgenommen wurde. Seine "100 Transzendentalen Etüden" dauern komplett gespielt sogar rd. 8 Stunden. Fredrik Ullen, ein schwedischer Piano-Professor, hat in der Interpretation dieser Etüden offensichtlich seine Lebensaufgabe gefunden und ist zum alleingen Sachwalter dieser bis dato als unspielbar geltenden Stücke geworden. Für BIS nahm er bis dato die ersten 43 der 100 Etüden auf 2 CDs auf. Ausdrucksangaben wie "Liscio" oder "Scriabinesco" lassen schon auf die Vorbilder schliessen, über weite Strecken sind die fingerbrechend polyphonalen Stücke schön für den Hörer eine Achterbahnfahrt, als Nicht-Pianist möchte ich mir das Spielen der Stücke gar nicht vorstellen. ;). Es gibt aber auch lyrische Etüden von übernatürlicher Schönheit. Etwas für Klavierfreaks !!! Klanglich auf dem hohen Niveau der BIS-Aufnahmen.

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op111
Moderator
#608 erstellt: 16. Jun 2010, 23:54

arnaoutchot schrieb:
Hier gilt es nun, evtl. noch was zu den Opern zu sagen. Kann das jemand unter den Prämissen des Threads ?


Hallo Michael,

hier sind die Opernfans gefragt, das ist nicht mein Gebiet - ich habe nur Aufnahmen aus der prä-Dolby-Zeit gehört, die ich folglich nicht als audiophil bezeichnen würde.
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