Konwitschny, Franz: Gallionsfigur des Leipziger Gewandhausorchesters

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Tommy_Angel
Inventar
#1 erstellt: 11. Mai 2004, 07:13
Hallo,

hör grad eine bei ebay ersteigerte Gesamtaufnahme der Beethoven Sinfonien (also Teile) mit Gewandhaus.

Ich muß sagen, so schlecht nicht! Vom Tempo her nahe bei Gielen, und das war ja wohl lange vorher (1907 geboren? gestorben?).

Mir geht es nicht um eine Biographie, sondern um Eure Meinung des Dirigats, ob ich so sehr daneben liege.

P.S.: weiß jemand das Aufnahmejahr?
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 11. Mai 2004, 08:58
Hallo Tommy,

Die Aufnahmen kenne ich nicht, bzw ich hab einmal die 5.gehört. Damals war ich 15 und hatte keine Vergleiche...

Aber nun die anderen Fragen:

Konwitschny wurde am 14.8.1901 geboren und starb an 28.7. 1962.

Die betreffenden Aufnahmen entstanden in den Jahren 1959-61

Grüße
aus Wien
Alfred
RealHendrik
Inventar
#3 erstellt: 14. Mai 2004, 08:56
Beethoven-Syms mit Konwitschny und Gewandhausorchester sind klasse! Alles sehr "musikantisch" (war eine besondere Eigenschaft von FK), überlegt, gesamtheitlich in Ordnung! Auch für die Zeit der Aufnahme sogar technisch sehr ordentlich. Im Vergleich zur etwa zeitgleich entstandenen Beethoven-Einspielung von HvK ist diese wesentlich angenehmer. (Die genannte Beethoven-GA von dem adligen Österreicher war noch die beste seiner drei Zyklen: In den 70ern war sie schon fad, und als Digitalversion eigentlich nicht mehr anhörbar.)

Vereinzelt gibt es "interessantere" Aufnahmen der Beethoven-Syms (z.B. die vierte bis siebte von Carlos Kleiber, da v.a. die beiden Liveaufnahmen), aber Konwitschny ist schon klasse (gewesen).

Gruss,

Hendrik
op111
Moderator
#4 erstellt: 14. Mai 2004, 11:01
Hallo zusammen,

die Gesamtaufn. der Beethovensinfonien mit Konwitschny habe ich kürzlich als CD-Version bei 2001 wiederentdeckt. Die LPs kannte ich bereits auszugsweise seit langem.

@Tommy:
Meine Toscanini- und Szellerprobten Ohren hören das Ganze anders. Ich empfinde die Wiedergaben (3.) eher als langsam. Sie erinnern mich zeitweise an Klemperer.

Typisch deutsch sind sie wohl auch in ihrer Freiheit von aufgesetzten Showeffekten.
Damals galt eine neue Stereogesamtaufnahme der 9 noch nicht als Routinemasse, aus der man sich abheben wollte.
Phantastisch auch das Gewandhausorchester.
Weniger gut gefällt mir der Klang, und zwar hauptsächlich wegen der (Nicht-)Räumlichkeit.
Geradezu störend per Kopfhörer:
Der Hall verschwindet seltsam künstlich zur Stereobasismitte hin, fast wie bei den damaligen E-Stereo-Aufbereitungen von Monoaufnahmen.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 14. Mai 2004, 11:35 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 29. Mai 2004, 18:58
Hallo,

Ich hab ein wenig über Konwitschny nachgelesen, uind bin dabe auf einen interessanten Satz gestoßen

"einer der namhaftesten Dirigenten der DDR,unter dessen Leitung das Leipziger Gewandhausorchester wieder zu internationalem Ansehen gelangte...."

(Metzlers Musiklexikon in 4 Bänden 1996)

..und da konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen diesen Thread, der bisher lakonisch "Konwitschny" hieß mit einer etwas würdigeren Titelzeile auszustatten

Das hat er sich schon verdient, der Konwitschny.

BTW:

Er war zwar ein deutscher Dirigent, geboren wurde er jedoch in Nordmähren...

Gruß aus Wien

Alfred
Hilda
Stammgast
#6 erstellt: 29. Mai 2004, 19:12
Und sein Spitzname war 'Konwhiskey'.... Das hat wohl auch mit zu seinem frühen Tod beigetragen.

Neben dem Beethoven, den ich persönlich gar nicht so umwerfend finde gibt es in den 2 11er Boxen von edel classic noch einen tollen Schumann-Zyklus, Schostakowitsch-Symphonien in mono (mit einer prima zehnten) und ein mehr als ordentlicher Holländer, neben solidem Bruckner (5&/7, wenn ich mich recht erinnere). Dazu eine geniale Aufnahme des Bachschen Doppelkonzertes für Violine mit David&Igor Oistrach

Ausserhalb dieser Box ist auch sein Tannhäuser auf EMI zu empfehlen.

Gruss
Klaus
Tommy_Angel
Inventar
#7 erstellt: 29. Mai 2004, 19:45
Hilda, I disagree at the utmost!

Ich habe mir nun seine 7. Beethoven angehört, ich glaub, ich entwickel mich noch zum Konwitschy Fan.

Ich werde weiter berichten, so wie ich die Platten durchhöre!
träumer0
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 29. Mai 2004, 20:35
Ich habe 15 verschiedene Gesamtaufnahmen von den 9 Sinfonien von Beethoven und Konwitschny kann mir im Moment nicht begeistern.
Seit Donnerstag höre mich diese Aufnahmen und bin ich gerade fertig mit dem 8ten. Ich muss umschalten, leider.
Nächstes Monat werde ich wieder probieren...
stravinsky
Inventar
#9 erstellt: 01. Jan 2023, 12:53
Liebe Beethoven-Fans,

gerade hör ich mir die Gesamtaufnahme der Sinfonien mit Franz Konwitschny und dem Gewandhaus Orchester an. Es handelt sich wohl um eine Remaster-Version von Berlin Classics, die ich auf Qobuz gefunden und herunter geladen habe.
Ich muss sagen, dass ich es gar nicht fassen kann, dass diese Aufnahmen schon über 60 Jahre alt sein sollen. Einfach wunderbar! Sowohl die Interpretation als auch der Klang sind imho fantastisch.
Noch habe ich nicht alles gehört, aber diese GA könnte doch glatt meinen bisherigen Favoriten, Rene Leibowitz, ablösen.
Was haltet ihr von diesen Einspielungen?

Serges
Stravinsky
op111
Moderator
#10 erstellt: 02. Jan 2023, 17:08
Hallo zusammen,
ich zitiere einfach mal meinen älteren Beitrag:

op111 (Beitrag #4) schrieb:
Hallo zusammen,

die Gesamtaufn. der Beethovensinfonien mit Konwitschny habe ich kürzlich als CD-Version bei 2001 wiederentdeckt. Die LPs kannte ich bereits auszugsweise seit langem.

@Tommy:
Meine Toscanini- und Szellerprobten Ohren hören das Ganze anders. Ich empfinde die Wiedergaben (3.) eher als langsam. Sie erinnern mich zeitweise an Klemperer.

Typisch deutsch sind sie wohl auch in ihrer Freiheit von aufgesetzten Showeffekten.
Damals galt eine neue Stereogesamtaufnahme der 9 noch nicht als Routinemasse, aus der man sich abheben wollte.
Phantastisch auch das Gewandhausorchester.
Weniger gut gefällt mir der Klang, und zwar hauptsächlich wegen der (Nicht-)Räumlichkeit.
Geradezu störend per Kopfhörer:
Der Hall verschwindet seltsam künstlich zur Stereobasismitte hin, fast wie bei den damaligen E-Stereo-Aufbereitungen von Monoaufnahmen.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 02. Jan 2023, 17:09 bearbeitet]
stravinsky
Inventar
#11 erstellt: 03. Jan 2023, 08:23
Moin Franz,

eventuell hat sich durch das Remastering etwas zum Guten verändert? Wenn du Qobuz zur Verfügung hast, lohnt sich das Reinhören vielleicht.

Serges
Stravinsky
stravinsky
Inventar
#12 erstellt: 15. Jan 2023, 09:33
Ich hatte gedacht, dass mein Hinweis auf das Remaster vielleicht dazu führt, dass weitere Erkenntnisse in diesen Thread einfließen würden. Das Zitat eines 19 Jahre alten Posts halte ich für wenig hilfreich, zumal in diesem extrem kurzen und damit übersichtlichen Faden. Das fühlt sich etwas überheblich an. Schade.
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 16. Jan 2023, 11:59
Hallo,

es gibt einfach so unfassbar viele GA der Beethoven-Sinfonien und darunter ist die Konwitschny-Einspielung eben nur eine von sehr vielen, von denen ein nicht unerheblicher Teil deutlich bekannter ist. Besagte GA wurde bereits zu LP-Zeiten auf einem Philips-Sublabel (fontana) wenn zwar nicht verramscht, so doch günstig angeboten. Die Box findet man heute noch häufiger auf Floh- und Trödelmärkten.
Ich will den Wert der Deutungen sicher nicht mindern, mir persönlich erscheinen diese Aufnahmen gerade in der heutigen Zeit - wie viele neue GA haben sich allein seit der knapp 20 Jahren seit Eröffnung dieses Topics ereignet? - jedoch nicht mehr übermäßig interessant.

Vielleicht höre ich die Tage mal rein. Im Stream scheint das letzte Mastering verfügbar. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob jenes wirklich neu ist/ war. Wirtschaftlich gesehen scheint mir das ein eher fragwürdiges Unterfangen und damit doch eher unwahrscheinlich, so dass ich nicht davon ausgebe, dass man sich mit einer "Neuausgabe" viel Mühe gemacht hat.

Das ist die mW letzte Ausgabe:

jpc.de

Dort sind keine Angaben auf ein neues Mastering ersichtlich, verglichen bspw. hiermit:

jpc.de

(Diese Box hatte (habe?) ich (mal)).

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Jan 2023, 13:42 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 17. Jan 2023, 17:06
jpc.de
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Symphonien Nr. 3

Gewandhausorchester Leipzig, Franz Konwitschny
Berlin, ADD, 1959-1961

Keine schlechte Aufnahme. Nur so richtig überzeugt sie mich andererseits halt auch wieder nicht - und das sollte sie, bei dieser Musik und deren Angebotsfülle. Das Klangbild ist für die Zeit absolut ok, mit leichter Tendenz zur Wärme und etwas eng, was die Abbildung anbelangt. Rauschen oder Nebengeräusche habe ich via Kopfhörer abgehört aber keine vernommen.
Die Deutung scheint mir hingegen etwas gemütlich, könnte sowohl schneller, als auch nachdrücklicher sein. An einer ganzen Rehe von Stellen, bspw. im Kopfsatz, scheint mir die Musik fast zu zerfallen, wirken die Noten auf mich "wie buchstabiert".
Karajans 1. Stereoaufnahme für die DGG erscheint mir da sowohl transparenter, als auch packender. Szell sowieso. Klemp (EMI Studio, stereo) natürlich wieder anders, IMHO dennoch "treffender". Selbst im Vergleich dieser willkürlich ausgewählten, "alten" Deutungen könnte ich auf Konwitschny jedenfalls verzichten. Wenn Leipzig, dann wäre mein Tipp Chailly. Der macht es für meinen Geschmack auch großartig, mag manchem Hörer aber zu fix sein, in der Wahl der Tempi.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 18. Jan 2023, 09:02 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#15 erstellt: 17. Jan 2023, 17:46
Bei Chailly kann ich mitreden. Ja, die finde ich ein wenig zu zügig, aber eben doch sehr intensiv, rücksichtslos, nachdrücklich. Und insofern nicht per se erwartbar im Angehör der zahllosen Einspielungen, die man erwerben kann oder könnte ...

Da ich reiflich nachdenke bei jedem Neuerwerb einer Beethoven-Integrale - an die zehn besitze ich und werde mich damit wohl in einem spürbar unterwältigenden Sammler-Mittelfeld befinden. Aber diese Anschaffung hat genügend Eigennote und erlaubt ein (wohl) drittes Kompletthören - im Falle der Eroica zumindest ist es öfters geschehen; aber da habe ich mir auch die meisten Einzel-Aufnahmen zugelegt.

Frank wird etwa 27 Integralen besitzen. Kleiner Scherz, es können auch knapp mehr oder knapp weniger sein. Wie soll ich das wissen?

Wolfgang
stravinsky
Inventar
#16 erstellt: 17. Jan 2023, 19:27
Danke Hüb für deinen produktiven Beitrag. Damit kann man etwas anfangen.
Hüb'
Moderator
#17 erstellt: 18. Jan 2023, 09:22

WolfgangZ (Beitrag #15) schrieb:
Frank wird etwa 27 Integralen besitzen. Kleiner Scherz, es können auch knapp mehr oder knapp weniger sein. Wie soll ich das wissen?

Und ich erst.

stravinsky (Beitrag #16) schrieb:
Danke Hüb für deinen produktiven Beitrag. Damit kann man etwas anfangen.

Ich habe lediglich die 3. Sinfonie gehört. Und auch wenn man zu (deutlich) positiveren Beurteilungen kommen mag, ich persönlich bleibe bei meinem Eindruck einer unauffälligen Mittelmäßigkeit bei gleichzeitig zahllos interessanteren Alternativen. Mir persönlich sind die Tempi zu lahm.
Bei Amazon wurden die Einspielungen allerdings deutlich wohlwollender bewertet und besprochen.
Auch Ralph Moore schreibt:

(...) The nearest comparison I can make to this set is with the Cluytens' equally recommendable cycle with the BPO, recorded around the same time. I own and highly esteem both; I would not want to choose between them as they both epitomise the kind of approach I want to these symphonies: natural, unforced, released and redolent of the untamed creative energy which evidently imbued the being of the composer.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 18. Jan 2023, 09:22 bearbeitet]
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