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Bernstein, Leonard: Welchen Stellenwert hat "Lennie" heute ?

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Beitrag
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 16. Mrz 2004, 19:15
Hallo Classics uns Sympathisanten

Wer hätte das gedacht ?
In unserem Thread "Lieben sie Brahms?- Sinfonie Nr 1" erhitzten sich die Gemüter ausgerechnet an der Beurteilung der Aufnahme mit Leonard Bernstein.
Ich erinnere mich nur zu gut, daß ich vor einigen Monaten in einem anderen Forum, das Thema Bernstein als Thread eröffnet habe, und daß es IMO unergiebig war. "Lennie " bekam ein paar schöne Komplimente, --- und das wars dann auch schon.
Hier dürfte er jedoch anders beurteilt werden.(?)

So sei jeder hier eingeladen, seine Lieblingsplatten mit Bernstein hier zu nennen, oder aber auch solche, die ihm persönlich mißlungen erscheinen.Auch allgemeine Statements wären interessant.

Ring frei


Aus Wien grüßt herzlich
Alfred
op111
Moderator
#2 erstellt: 16. Mrz 2004, 19:20
Hallo Alfred,
ganz klar ist aus dem Disput rausgekommen,

Lennie konnte keine Partituren lesen. Deshalb ist er kein musikalisches Phänomen, sondern ein gesellschaftliches.

Er dient als Streitobjekt allein unserer Unterhaltung.

Bis später
Franz
Markus
Inventar
#3 erstellt: 16. Mrz 2004, 19:23
Als hervorragend gelungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sehe ich seine Aufnahme der West Side Story, seine Rhapsody in Blue, seine Beethoven-Sinfonien, Brahms 2. Klavierkonzert, Mozarts Requiem, seine Oper Candide, seine Milhaud-Platte mit dem Orchestre National de France sowie einige seiner Mahler-Sinfonien.

Gruß,

Markus.
sound67
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 16. Mrz 2004, 19:25

Lennie konnte keine Partituren lesen


Zumindest machte ihm die Brille Schwierigkeiten dabei



Meiner Meinung nach war Bernstein ein Mann, der zur übertriebenen Theatralik neigte in allem, was er anfasste. Und das tat etlichen Werken überhaupt nicht gut - dem klassizistischen Brahms am wenigsten.

Gruß, Thomas
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 16. Mrz 2004, 19:42
Hallo,
Aus gegebenem Anlass möchte ich alle Postenden bitten, wenn sie hier Bewertungen über Lennies Einspielungen abgeben,
anzuführen, ob es sich um eine CBS/Sony oder Eine DGG Aufnahme handelt. Er hat nämlich sehr viele Werke für beide Labels eingespiel, mit durchwegs unterschiedlichen Ergebnissen...

Gruß
aus Wien
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 17. Mrz 2004, 01:23 bearbeitet]
cr
Inventar
#6 erstellt: 17. Mrz 2004, 01:15
Das Schrecklichste, das ich je mit ihm gehört habe, war eine konzertante Wagner-Oper in der Wiener Staatsoper. Absolut daneben. Ich fragte mich damals, warum er so was dirigieren muß, wenn ers nicht kann.
embe
Stammgast
#7 erstellt: 17. Mrz 2004, 01:42
Hi,
kenne nur eine Ätzaufnahme mit Lenny,
Sibelius 2. Sym. auf DGG.
Da hätte Celi seine Freude gehabt, so lahm
und ohne Luft hab ich das noch nie gehört.
Ein galaktischer Trauerkloß.

Ansonsten mag ich seine Aufnahmen mal mehr mal weniger.
Gruß
embe
op111
Moderator
#8 erstellt: 17. Mrz 2004, 01:50
Hallo zusammen,

gute/hörenswerte Aufnahmen mit Lennie gibt's in Mengen.

Ich fange deshalb mal mit ein paar m.E. wirklich schlechten an:

Schubert 9. DG
Berlioz op. 14 symphonie f. , NYP 2* Sony
Berlioz Requiem Sony
Beethoven: Missa solemnis, DG
(bis jetzt befindet er sich mit HvK in guter Gesellschaft)

alle Bruckner Sinfonien (es gibt wohl nur noch die 9. bei Sony)
Mahler: 8. Sinfonie (DG, Sony) und Lied von der Erde (Decca)
Bizet: Carmen DG

Gute Nacht
Franz
cr
Inventar
#9 erstellt: 17. Mrz 2004, 01:56

Hi,
kenne nur eine Ätzaufnahme mit Lenny,
Sibelius 2. Sym. auf DGG.


Wurde er nicht von der Presse enthusiastisch gefeiert für seinen Sibelius?
Der große Wiederentdecker (nachdem er bereits von Karajan 2x eingespielt worden war)?

Ich habe Sibelius mit Karajan (die klangbesseren EMI, nicht die alten DG), Ashkenazy und Järvi (BIS).
op111
Moderator
#10 erstellt: 17. Mrz 2004, 02:02

Ich habe Sibelius mit Karajan (die klangbesseren EMI, nicht die alten DG), Ashkenazy ...

Volle Zustimmung, ich habe die EMI-CDs heute noch mal auszugsweise mit Begeisterung gehört.

Gruß
Franz
sound67
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 17. Mrz 2004, 02:28

Wurde er nicht von der Presse enthusiastisch gefeiert für seinen Sibelius?
Der große Wiederentdecker (nachdem er bereits von Karajan 2x eingespielt worden war)?


Bernstein wusste sich gut als "Entdecker" von Komponisten selbst zu inszenieren, was meist an der Wahrheit vorbei ging. Mahler (Walter u.a.) oder Ives (Herrmann) wurden auch von ganz anderen (wieder-)entdeckt, bevor der Liebling des Abonnement-Publikums der NYP sich ihrer annahm.

Gute Interpretationen von Bernstein ... *grübel*

Seine eigenen Werke hat er gut interpretiert (für Columbia zumindest, seine späteren DGG-Aufnahmen mit dem Israel Philharmonic waren durchweg schwächer).

Gruß, Thomas
Entilsaar
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 17. Mrz 2004, 12:30
Hallo,

für mich gibt es bei Bernstein neben West Side Story noch zwei weitere sehr schöne Musicals: Candide und On the town.
Falls jemand weiß, ob es diese mal auf DVD geben wird, wäre ich für eine kurze Info dankbar.
op111
Moderator
#13 erstellt: 17. Mrz 2004, 14:05
embe schrieb:
... kenne nur eine Ätzaufnahme mit Lenny,
Sibelius 2. Sym. auf DGG.
Da hätte Celi seine Freude gehabt, so lahm
und ohne Luft hab ich das noch nie gehört.
Ein galaktischer Trauerkloß.


Hallo embe,
ich habe gestern festgestellt, ich habe gar keinen Sibelius mit L.Bernstein. Anscheinend ist das aber kein Verlust.
Gruß
Franz
op111
Moderator
#14 erstellt: 17. Mrz 2004, 19:37
Hallo zusammen,
Leonard Bernstein wurde schon einmal pointiert als die "Faust im Nacken Karajans" bezeichnet, als er ca. 1977 begann, auch Europa für sich zu gewinnen.

Mit einem Vertrag mit der DG in der Tasche arbeitete der charmante, eloquente und charismatische Lennie sich an die Spitze des europäischen Konzertlebens.

Lennie trat ganz anders viel verbindlicher auf als der wortkarge, brummige nur dem edlen und teuren verbunden scheinende Karajan. Nicht nur jenen, die den "Muff von tausend Jahren" auslüften wollten, kam das entgegen. Lennie wurde Publikumsliebling nicht nur beim Schleswig-Holstein-Festival auch an den Pulten der europäischen Spitzenorchester, besonders dem der Wiener Philharmoniker. Nur in Berlin hielt ihn jemand mit aller Macht fern, dem die Bedrohung Angst machte, Herbert von Karajan.

Bernsteins Mahlergesamtaufnahmen (sony und DG) sind Legende, zwar stilistisch nicht unumstritten aber das Attribut langweilig kann man ihnen nicht zusprechen.

Meiner Meinung nach begreift, falsch, fühlt man das charakeristische und widersprüchliche Bernsteins am Besten, wenn man folgende Tondokumente hört:

Beethoven, 9 Sinfonien, Wiener Philharmoniker DG
Brahms, 4 Sinfonien + Konzerte, Wiener Philharmoniker (G. Kremer v., K. Zimerman p.) DG
Peter Tschaikowsky, 6. Sinfonie, New York Philharmonic, DG (Spieldauer 58 min)
Richard Wagner, Tristan und Isolde, Sinf. O. des Bayerischen Rundfunks, Philips ("Bernstein realisiert, was wir wollten, uns aber nicht getraut haben", Karl Böhm) schade, daß P. Hofmann versucht den Tristan zu singen, exzellentes Orchester!
Strawinsky: Le Sacre du Printemps, London Symphony Orchestra, CBS/Sony 1972 (und nur diese Aufnahme, die mit dem Israel Ph. auf DG ist auch vom Orchesterspiel ein echter Schmarrn und für den Giftschrank)
Gustav Mahler: Sinfonien 1,2,5,6,7,9 New York Philharmonic, Sony
Gustav Mahler: Sinfonien 5,6,7,9 div. DG
Robert Schumann: Quintett op. 44 f. Klavier und Streicher L.B. Klavier + Juilliard Quartet
und diverse Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts, die noch auf eine Wiederveröffentlichung durch Sony warten.

Gruß
Franz
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 19. Mrz 2004, 19:35
Hallo,
Ich habe Bernstein persönlich lange Zeit unterschätzt, hab ihn irgendwie als "Showmaster" gesehen, nicht Musiker.
Allerdings kannte ich damals kaum welche seiner Aufnahmen für CBS, welch IMO um Häuser besser sind, als jene für die DGG. Vergangenes Jahr habe ich deshalb meine "Bernstein Diskographie" in meiner Sammlung um etwa 12-15 Stück aufgestockt, vorzugsweise mit Aufnahmen der Serie "Bernstein-Century"
Die Aufnahmen sind unterschiedlichen Datums, alle die ich habe sind Stereo, gehen aber bis ca 1958 zurück. Und obwohl sie rauschen, sind sie zumeist musikalischer,räumlicher und natürlicher als jene die Jahrzehnte später für DGG entstanden sind.

Gruß aus Wien
Alfred
op111
Moderator
#16 erstellt: 11. Aug 2004, 12:38
Für alle Bernstein-Fans und -Gegner und die, die's noch werden wollen, Hurwitz hat mal wieder zugeschlagen:

JOHANNES BRAHMS
Symphonies Nos. 1-4; Tragic Overture; Academic Festival Overture; Haydn Variations; Violin Concerto; Double Concerto
Gidon Kremer (violin); Mischa Maisky (cello)
Vienna Philharmonic
Leonard Bernstein
Deutsche Grammophon- 474 930-2

http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=7995
rubicon
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 11. Aug 2004, 12:57
Als glühender Bernstein-Verehrer suche ich immer noch nach der Aufnahme "Sinfonie Nr. 9" von Dvorak aus den 60er-Jahren - (DGG)
Weiß jemand, wo man diese noch beziehen kann. Kann die Originalversion nirgendwo mehr finden.

Gruß
rubicon
Susanna
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 11. Aug 2004, 13:54

Für alle Bernstein-Fans und -Gegner und die, die's noch werden wollen, Hurwitz hat mal wieder zugeschlagen:



Lecker! Damit bin ich endgültig Bernstein - Fan!
Den chocolate banana split als Cover fände ich allerdings cooler!

Susanna
op111
Moderator
#19 erstellt: 11. Aug 2004, 14:38

Lecker! Damit bin ich endgültig Bernstein - Fan!
Den chocolate banana split als Cover fände ich allerdings cooler!

Da schließe ich mich an, nur daß ich zurzeit den unmittelbaren Genuß von chocolate banana split vorziehen würde, "caramel topping, nuts, sprinkles, some additional cherries" ist auch nicht übel.
Nur bitte kein fudge!
Gruß, Franz
Hilda
Stammgast
#20 erstellt: 11. Aug 2004, 14:59
hmmmmmm

Ich glaube, ein Eis-Thread wäre zur Zeit das einzige, bei dem ich mich beteiligen könnte...

@Franz
warum kein Fudge? Gebissträger????

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#21 erstellt: 11. Aug 2004, 15:33
Hallo Klaus,
alle x-sorten-fudge hab ich mal in Cornwall direkt in einem Gourmet-Shop probieren müssen. Das ist eine eklige Zuckermasse ohne Geschmack, also ein typisch englisches Nahrungsmittel.
Wie amerikanisches fudge schmeckt, will ich mir erst gar nicht vorstellen.

Daß sich das Zeugs als Plombenzieher eignet, glaube ich sofort.

Wenn Hurwitz diesen Vergleich zu fudge zieht, mag er Lennies Brahms wirklich nicht oder er hat mal wieder nicht reingehört und pflegt sein Vorurteil.
Ich kann mir Lennies Brahms mit Genuß anhören, es gibt ja nicht nur eine, sondern viele Arten ein Werk zu interpretieren.

Im Moment ist mir allerdings jeder Brahms zu anstrengend.
Die 8. Sinfonie (Antarctica) von Vaughan-Williams gibt's es leider nicht in einer Bernstein-Aufnahme.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 11. Aug 2004, 15:36 bearbeitet]
Hilda
Stammgast
#22 erstellt: 11. Aug 2004, 15:37
Hallo Franz,

fudge pur ist schon eine harte Sache Allerding in Verbindung mit Eis doch recht erträglich. Stell' Dir eine schöne cornish ice cream mit ein paar fudge stückchen vor - das ist doch lecker...

Lennys Brahms kenne ich nicht - hatte nur mal in die erste reingehört (vor Jahren) - von den Temporückungen her, dürfte das recht konkurrenzlos sein

Die Beethoven-Bos in der gleichen Serie habe ich mir kürzlich aber mal angeschafft - ist gar nicht so schlecht. Mir gefällt nach erstemn Hören vor allem die Eroica und die Pastorale (klasse Sturm)

Gruss
Klaus
op111
Moderator
#23 erstellt: 11. Aug 2004, 16:22

Stell' Dir eine schöne cornish ice cream mit ein paar fudge stückchen vor - das ist doch lecker...

Bitte nur gutes aus Italia.


Lennys Brahms kenne ich nicht - hatte nur mal in die erste reingehört (vor Jahren) - von den Temporückungen her, dürfte das recht konkurrenzlos sein


Als begeisterter Szell- und Solti-Hörer hätte ich *nie!* da reingehört, wenn ich nicht per Zufall mal blind reingehört hätte.
Die alten Sony-Aufnahmen gefallen mir nicht so gut wie die späteren DG-Produktionen.

Gruß,
Franz


[Beitrag von op111 am 11. Aug 2004, 16:23 bearbeitet]
joerggr
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 11. Aug 2004, 16:37
Hallo allerseits,
das beste, das ich von ihm habe, ist Schumann Sinfonie 1 und 4 mit den Wienern als Konzertmitschnitt und Schumann Sinfonie 2 sowie Cellokonzert (Maisky) auch mit den Wienern, beides auf DG, Mitte der 80er Jahre. Lebendig, fetzig (besonders 1ste Schumann), einfach toll!
Gruss, Joerg
je-b
Schaut ab und zu mal vorbei
#25 erstellt: 11. Aug 2004, 22:23
Was ich an Bernstein eigentlich generell sehr liebe, ist dieser unverholene, ihn bisweilen sichtlich durchströmende Spaß an der Musik (deswegen wohl war sein Lieblingsorchester auch die Wiener Philharmoniker, von denen er meinte, sie täten alles nur aus und mit größter Liebe).
Da war er ganz anders als so viele große Dirigenten (der schneidende Vergleich mit Karajan ist ja schon angesprochen worden).
Natürlich hatte er auch etwas sehr (Über)Dramatisches, einen Hang zur ganz großen Geste, zum "Filmischen", wenn man so will. Aber ich würde sagen, dass genau das mehr als nur ein paar Werken auch ganz gut bekommen ist.
op111
Moderator
#26 erstellt: 11. Aug 2004, 23:31

Was ich an Bernstein eigentlich generell sehr liebe, ist dieser unverholene, ihn bisweilen sichtlich durchströmende Spaß an der Musik (deswegen wohl war sein Lieblingsorchester auch die Wiener Philharmoniker, von denen er meinte, sie täten alles nur aus und mit größter Liebe).
Da war er ganz anders als so viele große Dirigenten (der schneidende Vergleich mit Karajan ist ja schon angesprochen worden).

Ich glaube der Spaß an der Musik war schon echt, nicht gespielt wie so manches andre.
Aber die "Freude an der Musik" so öffentlich zu zeigen, hat ihn besonders im deutschen Sprachraum für viele suspekt gemacht. Das entsprach halt nicht der spießigen Auffassung von der schweren Arbeit an der edlen Musik mit ihren ewigen Werten.

Was den Spass der Wiener Ph. anbetrifft, bin ich mir nicht so sicher.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 11. Aug 2004, 23:33 bearbeitet]
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 11. Aug 2004, 23:48

Was den Spass der Wiener Ph. anbetrifft, bin ich mir nicht so sicher.


Zitat: *Scheißmusik*

... bei den Orchesterproben zu den Mahler-Symphonien.

Man hört es den Ergebnissen aber nicht an.

Gruß,
Gerrit
op111
Moderator
#28 erstellt: 11. Aug 2004, 23:56
Ja Gerrit,
die Bemerkung aus der Prober zu Mahlers 5. (?) ist mir auch präsent.
Nicht nur Bernstein ist einige Male mit den WPh aneinander (besser ausseinander) geraten - und hat evtl. seltsamen Protest hervorgerufen (am schönsten die bizarr abstürzende Oboe im Live-Fidelio, wie aus einem G.Hoffnung-Konzert).
Solti hat den Zorn der WPh oft provoziert, indem er deren "alte Traditionen" in Frage stellte.
Gruß, Franz
Susanna
Hat sich gelöscht
#29 erstellt: 12. Aug 2004, 00:02

Ich glaube der Spaß an der Musik war schon echt, nicht gespielt wie so manches andre.

Hallo Franz,

Das glaube ich allerdings auch. Er war ein Vollblutmusiker, der bei seinen künstlerischen Tätigkeiten sein letztes gab. So wirkte er jedenfalls. Ich kann mich an sein Engagement beim Schleswig-Holstein-Musik-Festival erinnern.

Aber die "Freude an der Musik" so öffentlich zu zeigen, hat ihn besonders im deutschen Sprachraum für viele suspekt gemacht. Das entsprach halt nicht der spießigen Auffassung von der schweren Arbeit an der edlen Musik mit ihren ewigen Werten.

Wer ihn mal live erlebte, wurde von seiner "Freude an der Musik" unweigerlich angesteckt. Gerade die Jugend, bzw. junge Musiker konnte er begeistern.

Was den Spass der Wiener Ph. anbetrifft, bin ich mir nicht so sicher.


Da bist Du nicht allein!


je-b schrieb:
Natürlich hatte er auch etwas sehr (Über)Dramatisches, einen Hang zur ganz großen Geste, zum "Filmischen", wenn man so will. Aber ich würde sagen, dass genau das mehr als nur ein paar Werken auch ganz gut bekommen ist.

@ je-b: Er war halt Amerikaner!


Gruß,
Susanna
op111
Moderator
#30 erstellt: 12. Aug 2004, 09:30
Joerg
das beste, das ich von ihm habe, ist Schumann Sinfonie 1 und 4 mit den Wienern als Konzertmitschnitt und Schumann Sinfonie 2 sowie Cellokonzert (Maisky) auch mit den Wienern, beides auf DG,

Hallo Joerg,
die Schumann-Sinfonien sind auch in der alten New Yorker Aufnahme von 1960 faszinierend. Besonders beeindruckend die 2. und da der langsame Satz, der ganz auf Mahler getrimmt ist, aber bei Bernstein ganz und gar nicht lächerlich überzogen wirkt.

Sicher nichts für Puristen, aber spannend allemal.
Bei der 3. ziehe ich allerdings Szell und Giulini vor.

Gruß
Franz
sound67
Hat sich gelöscht
#31 erstellt: 12. Aug 2004, 10:30


Was den Spass der Wiener Ph. anbetrifft, bin ich mir nicht so sicher.


Zitat: *Scheißmusik*

... bei den Orchesterproben zu den Mahler-Symphonien.

Man hört es den Ergebnissen aber nicht an.

Gruß,
Gerrit


Wenn's denn stimmt. Lenny hat viele Legenden um sich und Wien herum aufgebaut. Z.B. die, er hätte Mahler für die Wiener Philharmoniker "wiederentdeckt". Lebrecht entlarvt diese "Übertreibung" sehr deutlich.

Gruß, Thomas
RealHendrik
Inventar
#32 erstellt: 12. Aug 2004, 11:08


Stell' Dir eine schöne cornish ice cream mit ein paar fudge stückchen vor - das ist doch lecker...


Bitte nur gutes aus Italia.


Oja... aber nicht das, was Italiener meinen, was den Deutschen schmecken könnte...

Aufgrund bestimmter Empfehlungen war ich im vergangenen Jahr in diversen Eissalons in der Toscana (u.a. bei Nannini in Siena und ein Laden namens "Perche no?" in Florenz). Seitdem schmeckt mir das hiesige, von Italienern "gemachte" Eis nicht mehr.

Aber... das hat hier wohl nichts mehr mit Bernstein zu tun...

Gruss,

Hendrik
op111
Moderator
#33 erstellt: 12. Aug 2004, 11:52
Hendrik:
Oja... aber nicht das, was Italiener meinen, was den Deutschen schmecken könnte...
in diversen Eissalons in der Toscana (u.a. bei Nannini in Siena und ein Laden namens "Perche no?" in Florenz). Seitdem schmeckt mir das hiesige, von Italienern "gemachte" Eis nicht mehr.

Hallo Hendrik,
vor nicht allzu langer Zeit gab's in der Toscana (die für ihr Eis so berühmt ist wie die Lüneburger Heide für Zitronenplantagen) wenn überhaupt Eis nur zu horrenden Preisen in sehr bescheidener Qualität. Der vor allem amerikanische Tourismusboom macht's heute möglich, ganz akzeptables Eis auch dort zu bekommen, man stellt sich dort halt rasch auf neue Märkte ein.
---
Zurück zu Bernstein und Thomas' Beitrag: Inszeniert hat er eine Menge, z.B. die gesamte pathetisch sentimental überhöht dargestellte Verbundenheit (die bei aller Show einen echten Kern hatte) mit einem bestimmten kuturellen Umfeld (Stichworte: Wagner, Mahler, Freud, Wien, Jahrhundertwende 19./20.), wie auch u.a. von Klaus Umbach enthüllt wurde.
Gruß
Franz

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 12. Aug 2004, 11:54 bearbeitet]
teleton
Inventar
#34 erstellt: 24. Mai 2007, 11:08
Hallo Bernstein-Fans,

ich habe diesen Thread, der im Jahre 2004 in der Versenkung verschwunden ist, in der Themenliste gefunden und meine dass noch eine Menge über Bernstein zu sagen ist.

Es wurde schon oft geschrieben, dass man Bernstein mit seinen NewYorker-CBS-Aufnahmen nicht unterschätzen sollte - das stimmt.

Schon lange besitze ich bernsteins schöne GA der Beethoven-Sinfonien aus Wien (DG), die auch im TV lief, als Ergänzung zu den GA mit Karajan, Solti, Zinman und Blomstedt (wieder wegen des langsamen Tempos abgesetzt).

Ich habe mir nun wegen eines Beitrages in einem anderen Thread über Beethoven´s Sinfonie Nr.3 mit den New Yorker PH/ Bernstein nicht nur diese Aufnahme, sondern der Vollständigkeit halber alle Beethoven-Sinfonien in den CBS-Aufnahmen auf SONY auf Einzel-CD´s zugelegt (preiswerter als die SONY-GA).
Wie ich nun in den letzten Tagen feststelle, habe ich gut daran getan, denn ich bin erneut begeistert, ja hingerissen von bernsteins Interpretationskunst.

Die Beethoven: Sinfonien Nr.3 und 6 mit den WienerPH/Bernstein stehen bei mir nach wie vor ganz hoch im Kurs. Aber was ich bei den Sinfonien in Bernstein´s New Yorker Aufnahme zu hören bekomme zieht mir "die Socken aus". Mit größerer Emotionalität als in seiner DG-Aufnahme aus Wien ging er zu Werke, dass es eine Freude ist diese zu geniessen.

Die Sinfonie Nr.2 in ihrer unübertroffenen Heiterkeit habe ich so noch von keinem so fantastisch gehört.

Die Sinfonie Nr.8, in der Wiener Aufnahme, zwar sauber aber irgendwie auf mich belanglos wirkend.
Welch eine spannende CBS-Wunderaufnahme ist doch seine alte von 1994 aus New York, die mit Szell (SONY) gleich ziehen kann und sogar noch besser klingt, obwohl aus gleicher Zeit.

Die Sinfonie Nr.5 mit der zusätzlichen Dokumentations-Aufnahme, eine Wucht - seine Wiener Aufnahme hat mich immer kalt gelassen.


SONY, 1962-1966, ADD

Das zu Beethoven-Sinfonien mit Bernstein.

____________________________

Wie einige Forianer auch in diesem Thread meinen, bin ich aber nicht der Meinung, das grundsätzlich bernsteins neuere DG-Aufnahmen alle schlechter wären als seine alten CBS-Aufnahmen.
Da gibt es erheblich Unterschiede, die es einzeln zu betrachten gilt - mal ist die CBS-Produktion vorzuziehen, mal die neuere DG-Produktion.

Welche Bernstein-Aufnmahmen findet ihr herausragend ?
Ich werde mich zu Bernsteins großen Aufnahmen auch noch äußern.
Kreisler_jun.
Inventar
#35 erstellt: 24. Mai 2007, 12:24
Darf ich fragen, wie Du die einzeln preiswert gekriegt hast?
(ich habe nämlich alle bis auf 1,6,8,9. Zwar brauche ich die nicht unbedingt alle, aber der Vollständigkeit halber... ;)) Ich bevorzuge, soweit bekannt, bei Beethoven ebenfalls die Sony-Aufnahmen gegenüber DG/Wiener.
(die 5., die ich nur von Sony kenne ist mir allerdings im Kopfsatz viel zu langsam; ich habe sie dennoch sogar doppelt, einmal wegen Bernsteins Erläuterung, einmal wegen der 4. :D)

Ebenso lohnend: Die Ouverturen Beethovens, die als Füller zu einem Violinkonzert mit Stern zu finden sind und die (wohl eher schwer zu kriegende) Missa solemnis.

Und ein weiterer Klassiker: Haydns Pariser Sinfonien, in einer dramatischen Aufnahme, die die meisten Kammerorchester recht blutarm aussehen läßt.

viele Grüße

JK jr.
teleton
Inventar
#36 erstellt: 24. Mai 2007, 14:53
Hallo kreisler,

zu deiner Frage bezüglich Preise der SONY-Bernstein-Aufnahmen von den Beethoven Sinfonien:

Bei amazon trotz 3,-€/Versand pro CD immer noch preiswerter als die SONY-GA für 49,-€.
Die preiswertesten CD´s waren die Sinfonie Nr.9 für 2,50€ und die Sinfonie Nr.5 mit den Erläuterungen (SONY-ROYAL-Edition)für 1,90€ !!!
(Mir fehlt nur Nr.4 --- die kostet als Einzel-CD 14,95€ ohne Versand - die verkneife ich mir erstmal und blicke auf die bei mir vorhandene wiener Berni-Aufnahme.)

Die Sinfonie Nr.5 (CBS1961) ist, wie Du schreibst zwar im 1.Satz etwas ausladend, aber weit spannender als seine wiener Aufnahme bei DG.
enkidu2
Inventar
#37 erstellt: 24. Mai 2007, 21:04
Schön, dass es auch einen solchen Thread gibt. Dank an telefon, diesen Thread mal wieder hervorgeholt zu haben.

Leonard Bernsteins Interpretationen sind für mich immer etwas zwiespältig, tendenziell eher etwas extrem. Aber dafür eben manchmal überraschend interessant und spannend oder aufregend. Mal misslingt das Wagnis, aber selten empfinde ich eine Aufnahme als durchschnittlich oder gar langweilig. Nur schön können andere, bei LB lebts, manchmal halt etwas überschwänglich, was ich aber gerne verzeihe.

Aber Leonard Bernstein ist für mich kein Dirigent im klassischen, konventionellen Sinne. Ich schätze ihn mehr als Vermittler von klassischer Musik, auch wenn es manchmal auf sehr amerikanische Weise und sehr emotional geschieht. Besonders die Young People's Concert fand ich gut, aber leider werden die weder bei Arte wiederholt noch sind die DVDs bei uns in Deutschland (jpc, amazon) zu kriegen.



Die "The Unanswered Question - Six Talks at Harvard by Leonard Bernstein (1976)" kenne ich nicht, habe ich wahrscheinlich in den Anfangszeiten von Arte verpasst.

Jedenfalls bin ich froh, dass zumindest einiges auf CD erhältlich ist:



Man kann natürlich darüber streiten, ob das nicht noch besser ginge. Aber für ein durchschnittlich informiertes Publikum ist da schon genug Stoff, um neugierig gemacht zu werden, auf das, was hinter der Musik ist.

Den Komponisten Bernstein möchte ich damit nicht vernachlässigt haben, aber nicht alles trifft meinen Geschmack. Nix gegen West Side Story, aber das hier ist mein Favorit.




Danke Lennie, so wirst Du mir immer in Erinnerung bleiben.
teleton
Inventar
#38 erstellt: 05. Jun 2007, 11:47
Hallo Bernstein-Freunde,

als nächste Bernstein-CD hätte ich nun die Super-Aufnahme von 1964 von Berlioz: Symphony fantastique hier genannt.
Dies hat enkidu2 schon übernommen.

Sibelius-Sinfonien mit Bernstein:
Ich bin was die Sibelius-Sinfonien angeht mit den DG-Aufnahmen mit Kamu (Nr.1-3) und Karajan (Nr.4-7) aufgewachsen, an denne ich nichts auszusetzen habe - Klasse Aufnahmen. Später kamen noch die Karajan-Aufnahmen von EMI dazu (die alle Sinf.außer Nr.3 bieten), die wesentlich ungestümer und härter (fast brutal bei Nr.1und 2) klingen hinzu.

Die klangstarke mit hohem Einfühlungsvermögen ausgestattete Ashkenazy-GA (Decca) hat mich total von Sibelius überzeugt und wurde mein Favorit.

Einzelaufnahmen mit u.a.mit Colin Davis (Nr.2) waren nicht schlecht; Berglund (EMI) konnte mich gar nicht überzeugen - einfach zu anständig und brav; Maazel´s Aufnahmen rauschten mir zu stark.

Dann kam die Einzel-CD der Sibelius:Sinfonie Nr.2 mit Bernstein / Wiener PH (DG)- der Hammer, wie Bernstein dieses Werk aufläd, wenngleich mit sehr einem sehr langsamen auskostenden Tempo (dazu gibt es einen eigenen Thread), bei der Nr.2 lasse ich es aber gelten.

Da ich gelesen hatte, dass Bernstein da bei den anderen DG-Sibelius-Aufnahmen noch mehr übertreibt griff ich zur hochgelobten CBS-GA mit Bernstein aus New York, die nach wie vor sehr günstig zu haben ist (unter 20,-EURO):


New Yorker PH, Bernstein
SONY, Aufnahmen 60er-Jahre ADD

Als ganzes gesehen möchte ich diese hochemotionalen Aufnahmen nicht mehr missen, die auch klanglich voll überzeugend rüberkommen.
Die enthaltene Sinf.Dichtung Pohjolas Tochter habe ich noch nie so überzeugend gehört - Super.
Müßte ich mich für eine Sibeius-Sinfonien-GA entscheiden - ich würde diese nehmen !
s.bummer
Hat sich gelöscht
#39 erstellt: 07. Jun 2007, 19:44

Müßte ich mich für eine Sibeius-Sinfonien-GA entscheiden - ich würde diese nehmen !

Hallo Wolfgang,
das wundert mich ein bißchen, denn es gibt eine Gesamtaufnahme mit Roshdestwensky, den Du ja auch sehr schätzt, die Sibelius mit DS verbindet und vor allem die unselige Larmorjanz eines Bernstein (2, vor allem die DGG Aufnahme, 4, 5 und 7) vermeidet, die einen einsamen Höhepunkt (Lennie meets Andre Rieux) in Tschaikowskys 6. findet.
Nun gut, da wußte er wohl schon, dass er....

Nebenbei: Bei Sibelius finde ich Segerstamm am besten und von den Klassikern Karajan. Barbirolli ist im Orchester zu schlecht, aber gehört das hier hin? nee.

Reden wir über Bernstein.
Ein begeisternder Mensch!!
Ein Sachwalter guter klassischer Aufführungen, mitunter straight (Beethoven), witzig (Haydn, sein Bestes für Europa, wie ich meine und total unterbewertet) mitunter völlig neben der Spur der Partitur (Mahler, Berlioz), aber meistens mitreißend, life mehr als auf Konserve (SH-Musikfestival Erlebnisse), manchmal peinlich dicht am Kitsch, Tschaikowsky 6, weniger 5 oder Sibelius 2 und 5, manchmal wunderbar liebevoll ausgesungen Ives 2, Mahler 4 und ein RIESIGES REPERTOIRE. Wer tut sich das heute noch an?

Wenn also jemand sich für Klasik begeistert und Bernstein Aufnahmen in die Finger bekommt, dem werde ich nicht abraten. Keineswegs!
Er wird schon merken, dass es da einige gibt, die sehr subjektiv und zeitgeistig sind und andere, die lange gültig sein werden. Gut gespielt sind sie alle!

Gruß Hans


[Beitrag von s.bummer am 07. Jun 2007, 20:03 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#40 erstellt: 10. Jun 2007, 17:19
Hallo Hans!

Sehr schön geschrieben!

Grüße

Frank
Home_entertainer
Ist häufiger hier
#41 erstellt: 10. Jun 2007, 20:02
Hallo Leute des guten Geschmacks,

diesen Theard hier zu finden... hätte ich nicht gedacht.

Ich kann mich den Vorrednern bezüglich der Bernstein / Royal Edition-Aufnahmen nur anschließen.

Beethovens No3 "Eroica", No6 "Pastorale" (Szene am Bach, Gewitter, Sturm, Hirtengesang), die Ouvertüren "Weihe des Hauses", "Leonore III" (Violoin: Isaac Stern), "Egmont" und "Fidelio" wurden mit dem New York Philharmonic Orchestra in einer überwältigenden Raumakustik und -dynamik aufgenommen, sodass es eine einzige Freude ist, dem zu lauschen, was der Conductor mit dem Weltensemble dort vertont und zustande gebracht hat.

Beethoven Piano Concertos No3 & No5 "Emperor" mit dem begnadeten Pianisten Rudolf Serkin,
Mendelssohns "Italian Symphony No4 " Concerto for violin in Em,
Rossini und Suppé (Light Cavalry) Overtüren,
Tchaikovsky "Nutcracker" & "Swan Lake" Suite sowie
Isaac Stern (einer der bedeutendsten Violinisten des 20. Jahrhunderts) "a birthday celebration" kann ich ebenfalls nur zum Ohrenschmaus empfehlen.

Die oben gennanten Werke sind alles Aufnahmen der Sony Classical - Royal Edition (Ausnahme: Isaac Stern "a birthday celebration").

Gruß

Udo


[Beitrag von Home_entertainer am 11. Jun 2007, 09:09 bearbeitet]
teleton
Inventar
#42 erstellt: 12. Jun 2007, 13:06
Hallo s.bummer,

trotz Deines schönen Beitrages zu Bernstein, weis ich ja, das Du mit einigen wenigen Bernstein-Aufnahmen so deine Schwierigkeiten hast.
(( Dein Rieux-Zitat ist allerdings völlig daneben. ))

Dir ist die bei Bernstein vorhandene Emotionalität einfach schonmal zu übertrieben --- Du bezeichnest dies bei einigen Werken von Sibelius und Tschaikowsky als "Larmoranz". Mir hingegen gefällt es genau dort gut.
Die Sibelius: Sinfonie Nr.2 (DG)ist für mich eine der wahnsinnigsten Aufnahmen. Die CBS-Aufnahme der Nr.2 schätze ich aber höher, da diue Tempi stimmig sind. Bernstein schlägt bei den übrigen bei DG nicht vollständig aufgenommenen Sibelius-Sinfonien ein zu langsames Tempo an.

Die Sibelius-Sinfonien mit Roshdestwensky sollen in der Tat toll sein, da diese schwer bis gar nicht zu bekommen sind, kenne ich diese GA auch nicht. Es kann durchaus sein, das ich diese noch über Bernstein stellen würde.
(Ich bin aber mit Sibelius sehr gut ausgestattet - habe alle Karajan-Aufnahmen (DG+EMI); Ashkenazy (Decca) und Bernstein (SONY), sowie mehrere div.Einzelaufnahmen.)

----------------------------------------

Zu Tschaikowsky Sinfonie Nr.6 "Pathetique" mit Bernstein (DG) möchte ich Dir auch antworten, da diese Aufnahme wirklich außergewöhnlich ist:

Es sind sonst eher die flotten, voranschreitenden und straffen Aufnahmen der Pathetique mit Karajan / Berliner PH (DG1960) ; Solti / CSO(DECCA) und Mrawinsky (DG1960) meine Favoriten.

Als Bernstein-Fan und weil so unterschiedliche Bewertungen zu seiner Aufnahme bezüglich der ungewohnt langen Spielzeiten, hatte ich mir die DG-CD mit den NY PH / Bernstein (1986) vor längerer Zeit zugelegt und anschließend mit Begeisterung gehört:
Man muß bereit sein sich auf die Bernsteinsche Gefühlswelt einzulassen - und wer das kann wird hier mit einer famosen Interpretation belohnt, die alles bisher dagewesene in anderem Licht erscheinen läßt.
Die Dramatischen Stellen werden unheimlich gefühlvoll aufgeputscht (was ich nicht als negativ ansehe) , der dritte Satz kommt mit einem überbordenden Temprament und der 4.Satz ist in seinem Gegensatz dann so eindruckvoll das man die Tränen kaum zurückhalten kann - ergreifend.
Ja, so wirkt es bei mir !

Eine Wahnsinnsaufnahme, die jeder der Tschaikowsky mag kennen sollte.

DG, 1986 DDD

Das heißt nicht, das ich jetzt beim nächsten mal nicht wieder zur Solti-, Karajan- oder Mrawinsky-Aufnahme greife, denn man kann einfach nicht immer bereit sein, diese außergewöhnliche Bernstein-Aufnahme zu verkraften.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 12. Jun 2007, 14:23
Hallo,

Ich halte Bernstein für einen sehr vielseitigen Dirigenten der sich in einer sehr großen Bandbreite bewegt hat. Natürlich kann man bei so vielen Einspielungen nicht überall mit vorne dabei sein aber die Anzahl der sehr guten Interpretationen und einigen Referenzeinspielungen ist dennoch sehr beachtlich.
Ich möchte hier für mich 2 besonders gelungene Interpretationen hervorheben, nämlich zum einen die Gesamteinspielung der Schumann-Sinfonien


durch die Bank alle 4 gut interpretiert.
Sowie die für mich beste Einspielung v. Mozarts c-moll Messe KV 427


Was meinem Geschmack hier entgegenkommt - zum einen die hervorragende Akustik der Basilika Waldsassen, sowie der großzügig besetzte Chor der m.Meinung nach hier dem Geist des Werkes besser steht wie ein zu dünner, kraftloser Chorklang. Somit erreicht er eine gewisse Dramatik, Kraft und Dynamik die ich oft bei anderen Einspielungen vermisse.
Leider leidet hier und da auch die Transparenz mancher polyphonen Stellen daran aber dem durchaus positiven Gesamteinruck schadet das kaum. Übrigens auch als DVD sehr empfehlenswert, besonders bewegend der Schluß wo Bernstein (der ein paar Monate darauf verstarb) bei Glockenläuten der Basilika in Andacht versinkt.
gruß
Thomas


[Beitrag von Thomas133 am 12. Jun 2007, 14:26 bearbeitet]
grobifrank1976
Ist häufiger hier
#44 erstellt: 13. Jul 2020, 09:42
Wie ich jetzt erfahren habe, gibt es Lennies Beethoven-Zyklus bei DGG mittlerweile als "streng limitierte" Neuauflage.
Bei DGG heißt es offiziell:
"In aufwendigen „half-speed mastering“-Verfahren auf modernstes Niveau gebracht, bieten die Aufnahmen, die in den Jahren 1977–1979 entstanden sind, ein Spektrum an Frequenzen, das bisher im Schallplattenformat noch nicht erreicht werden konnte. Verzerrungen und Störgeräusche können hingegen minimiert werden."

Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, zum Spottpreis von 2,50€ (!) eine originale GA von 1980 zu ergattern und muss sagen, dass mich hier der Klang schon sehr positiv überrascht hat. Angesichts der Entstehungszeit hatte ich da Schlimmeres (um nicht zu sagen "Dünneres" ) erwartet.

Mich würde nun mal interessieren, inwiefern sich die Bearbeitung bei der Neuauflage im Gegensatz zum Original klanglich auswirkt. Hört man (große) Unterschiede? Was ist mit dem vielfach bemängelten, fehlenden Tiefbassregister?

Freu mich auf eure Erfahrungsberichte!

Bleibt gesund!
Frank
Hüb'
Moderator
#45 erstellt: 13. Jul 2020, 11:13
Hi Namensvetter,

ich kann leider nicht direkt Antwort geben, da ich die Neuausgabe nicht kenne.

Zu bedenken würde ich aber geben, dass Aufnahmen, die man so günstig in bestem Erhaltungszustand als Original "schießen" kann, mit Werken, die so verbreitet sind und in vielen Sammlungen x-Male vorliegen, MIR keine hohen Preise Wert wären.

Für die 190 EUR des 180g-Reissues bekommt man auf dem Markt für antiquarische LPs gleich mehrere (bedeutende) Zyklen anderer Dirigenten:

jpc.de

Aus einer jpc-Rezension:

Ich besitze die LP-Kassette aus den 80ern, die mit dieser Veröffentlichung mit neu aufgelegt wurde. Ich muss zunächst anmerken, dass dem analogen Hype zum trotz gerade das digitale Remastering diesen Aufnahmen neue Strahlkraft zurück gegeben hat. (...)

Das Gefettete würde mich als Analog-Fan skeptisch machen, wobei allerdings unklar bleibt, ob der Rezensent tatsächlich alte Pressung und neues Remastering auf LP verglichen hat oder bloß "herumlabert" (wie ich hier ).

Mir wär's zu heftig, selbst wenn es der best klingendste Beethoven-Zyklus aller Zeiten wäre.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 13. Jul 2020, 11:18 bearbeitet]
op111
Moderator
#46 erstellt: 20. Jul 2020, 18:15
Sind die LPs von dieser 2017 von Everett Porter, Polyhymnia Studios, neu gemischten und digital nachverhallten Produktion
produziert?
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Symphonien Nr.1-9 (mit Blu-ray Audio)
jpc.de


[Beitrag von op111 am 20. Jul 2020, 18:22 bearbeitet]
op111
Moderator
#47 erstellt: 20. Jul 2020, 18:26
Hier die Videos:
Bernstein – Beethoven Symphonies – Remastering Beethoven’s 9th Symphony
https://www.youtube.com/watch?v=CwgYvOdkP34


Bernstein – Beethoven Symphonies – Remastering the Tapes


Bernstein – Beethoven Symphonies - Transferring the Tapes
grobifrank1976
Ist häufiger hier
#48 erstellt: 21. Jul 2020, 00:17
Nun ja, das ist ja alles gut und schön...
Was ich jedoch bei sehr vielen DGG-Aufnahmen vermisse, ist dieser wunderbare, fette Tiefbass (wie man ihn bei DECCA oder auch EMI kennt ).
Nun spricht der Tonmensch in den Videos aber immer nur davon, möglichst nahe an der Originalversion zu bleiben.
Wieso nur?
Ich finde, dass manche alte DGG-Aufnahme enorm gewinnen könnte, wenn man unvoreingenommen rangehen würde und nicht versucht, ein bereits existierendes Klangbild zu reproduzieren...
Oder sehe nur ich das so??
Würde mich über eine lebhafte Debatte zu dem Thema freuen

Apropos EMI:
Ich bin total angetan vom Klang der Celibidache-Aufnahmen der Beethovensymphonien, die er Ende der 90er mit den Münchenern gemacht hat. Wunderbarer Klang mit schönem, straffen Tiefbass! Die komplette Edition habe ich mir erst letzte Woche zugelegt und es nicht bereut!
Die Celi-Interpretation gefällt mir persönlich sehr gut vor dem Hintergrund, dass ich schon etliche GAs besitze.
Eine so schön breite Version fehlte da noch
Aber dies soll hier jetzt nicht Thema sein...


[Beitrag von grobifrank1976 am 21. Jul 2020, 00:27 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#49 erstellt: 21. Jul 2020, 05:52

Würde mich über eine lebhafte Debatte zu dem Thema freuen

Ich nicht.
Denn zumindest HIER ist es off topic. ;(
Mach bitte einen neuen Faden auf.


[Beitrag von Hüb' am 21. Jul 2020, 05:52 bearbeitet]
grobifrank1976
Ist häufiger hier
#50 erstellt: 08. Okt 2020, 05:05
Mir ist aufgefallen, dass viele Lennie-Interpretationen aus den 60ern z.B. bei Sony auf CD erschienen sind und auch hier im Forum positive Erwähnung gefunden haben. Ich bin u.a. sehr angetan vom Klang der ersten beiden Tschaikowsky-Symphonien aus der Bernstein Edition von Sony.

Der Klang dieser Tschaikowsky-Aufnahme ist um Welten besser als meine Vinyl-GA der Beethovensymphonien (NYP) von CBS, über die ich ja hier auch schon geschrieben habe. Die ging so gar nicht... Kein Bass, keine Brillanz, blechern und undynamisch

Es stellt sich mir die Frage, ob es Lennies 60er Jahre Aufnahmen nicht auch in guten Erstpressungen auf Vinyl gibt? Unter welchem Label hat er damals produziert?

Ich habe zwar einige wenige Philips Ausgaben gefunden, aber nicht wirklich viel... Seinen Mahlerzyklus mit den New Yorkern scheint es auch nur in der deutschen CBS-Pressung zu geben.

Übrigens hab ich über ein ähnliches "Ungleichgewicht" in der Klangqualität zwischen CD und Vinylausgabe bzgl. der Beethoven GA mit Szell hier im Forum gelesen, woraufhin ich bei ebay einen bereits getätigten Kauf abgebrochen habe!
Diese drastischen Klangunterschiede finde ich mehr als erschreckend

VG

Frank


[Beitrag von grobifrank1976 am 08. Okt 2020, 05:18 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#51 erstellt: 08. Okt 2020, 11:01

Es stellt sich mir die Frage, ob es Lennies 60er Jahre Aufnahmen nicht auch in guten Erstpressungen auf Vinyl gibt? Unter welchem Label hat er damals produziert?

Die Originalausgaben sind die bei CBS bzw. Columbia erscheinen US-Pressungen (KLICK).
Z. B.:
https://www.discogs....inor/release/5068233
https://www.discogs....hony/release/9568301
https://www.discogs....p-36/release/2480557
Ob und in wie weit diese tatsächlich besser klingen, als deutsche (CBS-)Pressungen, kann ich leider nicht beurteilen.

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