Onkyo A-8250 Endstufendefekt Reparaturbericht

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bukongahelas
Inventar
#1 erstellt: 21. Mai 2012, 11:04
Ein Onkyo A-8250 Vollverstärker hatte Endstufendefekt , Endtransistoren,
Treiber , Widerstände durchgebrannt.
Nach Ersatz der def Bauteile wurden die Ausgangsspannungen(DC?) der
Endstufen mit Oszilloskop und die Ruheströme durch Messung der
Spannungen zwischen den Emittern der Endstransistoren beobachtet.
Beim langsamen Hochfahren mittels Netzstelltrafo stieg der Ruhestrom
einer Endstufe wesentlich zu stark an und die Endtransistoren wurden
leicht warm. Also Test Abbruch und weitere Fehlersuche.
Im Verdacht stand der Bias-Kreis. Dort ist auf dem Kühlkörper eine
Temperaturfühler-Doppeldiode angeschraubt.
Diese Diode hatte unter geschätzt +20 Grad Celsius keinerlei Durchgang,
hätte ca 1,4V haben müssen. Über 20 Grad völlig normales temperaturabhängiges Verhalten.
Die noch gute Doppeldiode des anderen OK Kanals zeigte von
ca-20Grad(Kältespray) bis ca+50Grad eine Spannung zwischen ca 1,2-1,5V an.
Die defekte meldete sich unter +20Grad ab.
Dies führte dazu, daß sich die Endstufe mit korrektem Ruhestrom hochfahren ließ, sobald es etwas wärmer war.
Wehe aber es war kälter: Der Ruhestrom schießt hoch und bevor sich die
Doppeldiode am Kühlkörper über 20Grad erwärmt hat sind die Endtransistoren längst durchgebrannt.
Fazit: Eine Endstufe die sich starttemperaturabhängig selbst vernichtet.
So gefunden und beseitigt:
Doppeldioden beider Kanäle abgelötet: Bias steigt auf beiden Kanälen
fehlerhaft stark an. Testabbbruch.
Doppeldioden testweise durch 2x 1N4448 ersetzt: Normaler Bias.
Platinenlötpunkte der DD kurzgeschlossen: Minimaler Bias.
Die ausgelöteten Doppeldioden an 2 Multimeter Diodentest gehangen
und mit Fön+Kältespray bearbeitet.
Spannung beider DD über die Temperatur verglichen.
Bei Einsprühen mit Kältespray ging eine Diode auf Nichtleitung.
DD beider Kanäle durch Reihenschaltung 2x 1N4448 ersetzt,
die DD wärmeleitend am KK befestigt(so wie die originalen).
Nun war der Bias beider Kanäle auch etwas temperaturstabiler.

Empfehlung an Onkyo A-8250 und artverwandte Besitzer:
Ersetzt die Doppeldioden bevor der SuperGau auftritt.

Warum werden solche Biaskreise nicht "failsafe" , ich meine so daß
wenn Unterbrechungen auftreten der Bias auf Minimum geht,
anstatt anzuwachsen bis sich die Endstufe thermisch selbst terminiert konstruiert ?
Bei den Marantz 42xx Receivern ist das auch so.
Wehe das BiasPoti hat Aussetzer.
Kann man sog Fallback-Widerstände nachrüsten , die den Bias auf eine
Maxgrenze limitieren ?
bukongahelas
bukongahelas
Inventar
#2 erstellt: 21. Mai 2012, 11:29
Bei Röhrenverstärkern glühen die Anoden , wenn die Biaspotis oder die -GV versagen.
Beispiel: Michaelson+Austin TVA-1 , als Röhrenfresser bekannt.
Man könnte das Einschalten der Anodenspannung vom Vorhandensein korrekter negativer Gittervorspannung(en) abhängig machen.
Oder ein paar StatusLed zeigen an ob die Betriebsspannungen vorhanden
und korrekt(Komparator) sind.
Diese Schaltung könnte auch den korrekt eingestellten Ruhestrom jeder Endröhre kontrollieren im Idealfall nachjustieren (Autobias,aber nicht nur mit großem Katodenwiderstand, sondern durch elektronische Biaspotis).
Man könnte die Spannung der Katodenwiderstände messen (OP),verstärken und dem Biaskreis bzw der -GV als Korrektur/Offsetwert beigeben.
Dynamische Biasregelung mit extrem langer Zeitkonstante.
Die Temperatur der Röhren messen und wenn zu heiß abschalten.
Eben ein "Betriebsspannungsmanagement" , nach PowerOn erst heizen,
dann -GV dazu und dann Anodenspannung langsam hochfahren.
Im Betrieb Kontrolle der Spannungen und failsafe Abschaltung mit
Statusmeldung im Fehlerfall.
Schätze viele Röhren erreichen nicht ihre max Betriebsdauer, weil sie
durch solche Fehlerfälle vorher ableben bzw leiden.

bukongahelas
Detsi_Bell
Stammgast
#3 erstellt: 21. Mai 2012, 12:20
Hallo!

Danke für Deinen Beitrag! Ich bin auch A-8250 Besitzer und habe bisher nur das beste Gefühl mit dem Gerät. Bis auf etwas kratzende Balance- und Tonregler keine Probleme. Immerhin läuft der Verstärker seit über 20 Jahren fast täglich.


bukongahelas schrieb:
Empfehlung an Onkyo A-8250 und artverwandte Besitzer:
Ersetzt die Doppeldioden bevor der SuperGau auftritt.


Kann eine 1N4148 nicht auch irgendwann ein internes Kontaktproblem bekommen, wenn sie häufig erwärmt wird? Der Verstärker wird doch schon recht warm, auch im Leerlauf.

Best: Detsi
bukongahelas
Inventar
#4 erstellt: 21. Mai 2012, 13:06
Recht warm: Kommt auf den Bias an.
Zwischen den Emittern der N+P Transistoren sollen in Ruhe 24mV anliegen,
gleichbedeutend 12mV zwischen Testpunkt VCT und IDL lt Servicemanual.

Auch eine 1N4448 kann unterbrechen , je neuer sie ist desto unwahrscheinlicher.
Ich hatte schon öfter Probleme mit diesen TemperaturDoppeldioden,
zB bei Sansui AU-Verstärkern. Dort produzierten sie Rumpeln und Rauschen.

Haben solche TemperaturDoppeldioden einen speziellen Temperaturgang,
oder kann man sie problemlos durch 2x 1N4448 in Schrumpfschlauchhülle ersetzen ? In der Praxis gibts keine Probleme.

bukongahelas
hf500
Moderator
#5 erstellt: 21. Mai 2012, 19:42
Moin,
der Temperaturgang der Dioden ist materialabhaengig. Wenn es alles Siliziumdioden sind, sind auch die Temperatugaenge ziemlich gleich.

73
Peter
audiophilanthrop
Inventar
#6 erstellt: 22. Mai 2012, 15:06

bukongahelas schrieb:
Warum werden solche Biaskreise nicht "failsafe" , ich meine so daß
wenn Unterbrechungen auftreten der Bias auf Minimum geht,
anstatt anzuwachsen bis sich die Endstufe thermisch selbst terminiert konstruiert ?

Werden sie ja heutzutage auch (Bias-Poti zwischen B und E des Bias-Transistors). Nur hat es eben teils bis in die 90er gedauert, bis sich das rumgesprochen hat.
Poetry2me
Inventar
#7 erstellt: 27. Mai 2012, 22:20
Hallo bukongahelas,

danke, dass Du das Thema Varianten bei der Einstellung des Ruhestroms hier mal ausführlich in einem Reparaturbericht darstellst.

Übrigens...


bukongahelas schrieb:
Diese Schaltung könnte auch den korrekt eingestellten Ruhestrom jeder Endröhre kontrollieren im Idealfall nachjustieren (Autobias,aber nicht nur mit großem Katodenwiderstand, sondern durch elektronische Biaspotis).
Man könnte die Spannung der Katodenwiderstände messen (OP),verstärken und dem Biaskreis bzw der -GV als Korrektur/Offsetwert beigeben.


Dein Vorschlag wurde im aktuellen Röhren-Spezial Heft 8 von Elektor ausfgegriffen.

http://www.elektor.d...cial-8.2125007.lynkx

Stichwort "Ruhestromsteuerung von Röhrenendstufen mithilfe eines Mikrocontrollers"


- Poetry2me
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