R3000 Sehr lautes Potikratzen bei LS und Tonreglern

Das Thema Reinigung von Potis und Schaltern ist ja hier schon unendlich oft behandelt worden. Da gibt es auch einen extra Thread für.

Abgesehen davon: Ich halte nicht viel von den diversen Sprüh Sprays. Ich baue das Poti aus, stecke es mit heißer Waschmittellauge ins Ultraschallbad, danach gründlich mit demineralisiertem Wasser spülen und vorsichtig mit Warmluft trocknen.

Dann braucht es keinen Sprüh mehr. Und wenn es doch sein soll dann Kontakt 61

Auf gar keinen Fall Kontakt 60, das zerstört die Potis!

Wie broesel02 schrieb: Kontakt 61 (blau) kannst Du nehmen. Und ja, es hilft.

Es muss durch die seitlichen bzw. oberen Öffnungen in die Potis eingesprüht werden und dann müssen die Potis ca. 50 x betätigt werden.. Um an die Potis überhaupt erst ranzukommen, muss die darüberliegende Platine ausgebaut werden. Dafür muss die Frontplatte zuerst abgenommen werden. Um den Drehknopf für die Senderwahl dafür abziehen zu können, müssen innen auf der Achse (am Schwungradgewicht) zwei Madenschrauben gelöst werden. Dann kann man den Knopf samt Achse ganz leich nach vorn herausziehen.

Wenn die Frontplatte abgenommen ist, vier Schauben vorne lösen, die die beiden Tastenaggregate halten. Wenn die Platine danach lose ist, kann man sie vorsichtig nach hinten/oben herausbugsieren, nachdem man die Stecker daran abgezogen hat. Darunter sieht man die Potis mit den Öffnungen oben und den kleinen Löchern in den Seiten, in die man mit dem Sprühröhrchen Kontakt 61 einsprühen kann und dann das Poti oft drehen.

Die Einschaltverzögerung muss repariert werden!
Ein nach dem Einschalten verzögert generierter Einschaltpuls (an C22 oder R19 messbar), schaltet die Lautsprecher-Relais ein. Ist ein Transistor der Schutzschaltung defekt (z.B. T7 CE durchlegiert oder BE von T6 durchlegiert oder BC von T5 durchlegiert), wird das Relais sofort mit dem Einschalten des Gerätes mit einschalten. Dann gibt es den Einschalt-Knacks/Knall.


Wenn Du nicht lange suchen willst, kannst Du in der Schutzschaltung "auf Verdacht ersetzen:
C22
D7
T5, T6, T7

Meist ist es einer der drei genannten Transistoren


Nur wenn das nichts gebracht hat, überprüft man die nachfolgenden Bauteile

in der Peripherie des TCA530:
T2
C16 und C17

In der Peripherie des SO459:
D17, D18

Wenn das auch nichts gebracht hat, könnte am Ende der TCA530 oder SO459 defekt sein (bei diesem Fehler aber selten).

Gruß
Reinhard

Vielen Dank. So werd' ich es machen. Kann etwas dauern, muss vorbereiten.
Kontakt 61 werde ich nehmen.
Kann man durchlegierte T's entlarven mit dem Durchgangsprüfer/Diodentest bei abgeschaltetem Strom?

Kann man. Aber ich schrieb bewusst einschränkend "z.B."
Partielle Defekte gibt es gelegentlich und die können einem mit dem Multimeter entgehen.

Ich würde in diesem Fall gleich ersetzen.

Gruß
Reinhard

Moin,
wenn Potis hartnaeckig kratzen, sollte man sie auf Gleichspannung ueberpruefen. In dem Fall geht es mit den Koppelkondensatoren, die daren angeschlossen sind, weiter.
Auf der Platine des Lautstaerkepotis gibt es wenigstens zwei Tantalelkos, die inzwischen auffaellig wurden. Die sollte man mit Geschick durch die Oeffnung im Chassis tauschen, ohne das Poti auszubauen. Ueberhaupt gibt es bei diesen Geraeten inzwischen einige Baustellen, die ueberprueft werden sollten.
Dazu gehoeren auch kalte/gebrochene Loetstellen.
Ein Teil der Geraete hat im Endverstaerkernetzteil Ladeelkos, die gerne ihre Gummistopfen herausdruecken. Die beiden grossen Elkos darauf ueberpruefen.

73
Peter

@Peter,

wie kommst Du darauf, dass beim R3000 Tantalelkos auf der Lautstärkereglerplatte auffällig wurden?
disco1979 hat davon nichts geschrieben.



@ disco1979,

grundsätzlich erzeugen defekte Koppelelkos (mit erhöhtem Leckstrom), die direkt vor und/oder hinter den Potis sitzen, starkes Potikratzen, gegen das auch kein Spray hilft. Das Kratzen ist in dem Fall durch Gleichstrom auf der Kohleschicht-Bahn des Potis verursacht, da es damit zu Potentialsprüngen beim Bewegen des Schleifers kommt.
Dieser Fall liegt aber bei den R3000 (und R2000) meist nicht vor!

Es ist beim R 3000 (und R2000) fast immer so, dass die genannten Potis inzwischen kratzen, ohne dass über defekte Kondensatoren Gleichstrom auf die Potis gelangt. Ein Ersatz der Kondensatoren bringt in dem Fall nichts. Es ist so gut wie immer bei diesen beiden Gerätetypen tatsächlich Staub, der das Kratzen auslöst. Poti-Reinigung oder die schon genannte Spraybehandlung löst das Problem.
Die Aussage, dass alle Potis kratzen, ist ein starker Hinweis darauf, dass Verschmutzung der Kohleschleiferbahn in diesem Fall das Kratzen verursacht und nicht Koppelkondensatoren mit Feinschluss.

Erst wenn Spray oder Reinigung das Kratzen nicht beeinflusst, sollte man an defekte Koppelelkos denken.
Im Fall eines kratzenden Lautstärkepotis wären dann C11 und C12 auf der Lautstärkereglerplatine und C101 und C501 auf der NF-Hauptplatine zu ersetzen.


Gruß
Reinhard

oldiefan1 (Beitrag #7) schrieb:

@Peter, wie kommst Du darauf, dass beim R3000 Tantalelkos auf der Lautstärkereglerplatte auffällig wurden? disco1979 hat davon nichts geschrieben.

Moin,
mein wackeliges Gedaechtnis behauptet, dass solche Meldungen schon vor Jahren herumgingen. Selbst habe ich zu wenige Geraete dieser Serie auf dem Tisch gehabt.
Ausserdem schrieb ich "hartnaeckig kratzen". Meist reicht ja ein kleiner Zisch K61, aber wenn das nicht hilft, sollte man nachpruefen, ob Gleichsopannung auf den Potis steht.

Achso, das TCA530: _Eine_ schnelle Ueberpruefung: Wird das IC warm? Es muss warm werden, denn es wird aus Gruenden der Temperaturstabilisierung geregelt beheizt. Schliesslich muss es eine hochstabile Spannung zur Verfuegung stellen, da davon die Stabilitaet der Abstimmung abhaengt.
Die Heizung steuert dazu auch noch weite Teile des Mutungsystems bis hin zur Einschaltverzoegerung des/der Lautsprecherrelais. Freigabe der Muting, wenn die Heizung Solltemperatur erreicht hat.
An Pin 1 steht die Heizspannung, typ. 12-15V. Pin 3 ist der Steuerausgang fuer Muting.
Bleibt das IC kalt, ist es defekt oder die Heizspannung fehlt.
Die schlechte Nachricht: Das Ding wird schon lange nicht mehr hergestellt (ab etwa Mitte der 80er, da wurde es nicht mehr gebraucht). Angebote fuer das IC sind daher inzwischen mit Vorsicht zu geniessen (Ausbauware? Faelschung?). Grundig gab schon frueh eine Ersatzschaltung an, die als Ersatzteil in Form einer kleinen Platine geliefert wurde.
Inzwischen hat die Verbreitung gefunden, eine Suche nach "tca530" liefert genuegend Hinweise.
z.B.

http://saba-forum.dl...n-der-Ersatzplatine/

https://kettronik.de/Leiterplatten/tca530-ersatz/

Hoffen wir mal, dass das IC noch lebt. Anscheinend faellt es vergleichsweise haeufig aus, was eben an der Beheizung liegt. Und kuehlen darf man es nicht (der Heizstrom kann max. 300mA betragen, was bei 15V schon 4,5W bedeutet...)

73
Peter

Potikratzen hab ich mit Teslanol (Empfehlung aus diesem Forum)
und vielen Drehungen schonmal wegbekommen.
Das TCA530 wird warm, so wie es anscheinend soll.
Die Teile zum ersetzen in der Schutzschaltung habe ich bestellt.
Danach werden wir sehen.
Hoffe nicht, dass die Relais mechanisch träge geworden sind, denn ich
wüsste nicht, wie man die reinigen kann/soll.

Moin,
dass ein Relais mechanisch traege wird, habe ich noch nicht erlebt.
Relais reinigen:
Ausbauen, oeffnen, durch die geschlossenen Kontakte einen mit K61/Teslanol getraenkten rauhen Papierstreifen ziehen, bis sie nicht mehr "abfaerben".
Wenn der Streifen trocken geworden ist oder man dazu einen trockenen nimmt, mit der etwas muehsamen Prozedur noch etwas weitermachen, um die Kontakte zu polieren.
Relais, die sich nicht oeffnen lassen, weil verklebt/vergossen, kann man nur tauschen.

73
Peter

Die LS-Relais beim R 2000 und R3000 sind nicht anfällig. Ein Defekt an Ihnen halte ich für extrem unwahrscheinlich.

Gruß
Reinhard

Habe heute die Arbeiten an der Schutzschaltung durchgeführt.
Messung Pin 1 von TCA 530: 12,8 V.
Festgestellt, dass in dem Areal schon mal gelötet wurde.
Austausch C21 (Tantal) gegen Alu-C, Fehler bleibt.
Austausch T7, Fehler bleibt.
Austausch D7, Fehler bleibt.
Austausch T5, festgestellt, dass am Kollektoranschluss die
Leiterbahn weggebrochen ist.
Diese mit (schwarzem) Kabel überbrückt.
Test: Fehler bleibt.
Nochmal aus- und wieder eingeschaltet:
Jetzt 4 Sek. Verzögerung wieder aktiv.
Mehrmals den Verstärker aus/eingeschaltet: arbeitet wieder wie er soll.
Vielen Dank für die Zielführende Anleitung.
Wieder einen alten Grundig repariert.
Bin stolz und happy!
Aber es warten weitere Projekte (RPC 650 TP, RR1140, RR300,
alle aus dieser Zeit, mit kleinen Macken aber immer noch gelegentlich in Benutzung.
Bin ein Grundig Fan, seit ich 1979 mir 12 Jahren eine "Revue" in die Hände bekam.
Da kann man halt nichts machen...