Rotel Ra-712 Fehlersuche

Autor

Beitrag

Kaffeetasse_921
Neuling

#1 erstellt: 02. Jul 2022, 19:04

Moin zusammen,

als ich gestern das Wochenende mit der einen oder anderen Schallplatte einläuten wollte, wurde nach einiger Zeit mein Hörgenuss abrupt unterbrochen. Nach der ersten Öffnung meines Rotel Ra-712, den ich schon seit einigen Jahren verwende, konnte ich direkt erkennen, dass sich zwei Sicherungen (Bezeichnung im Schaltplan F902 und F903) verabschiedet hatten. Die darüber hinausgehende Fehlersuche offenbarte mir, dass zwei Widerstände (R003 u. R004), die sich direkt an den Kapazitoren (C001 u. C002) befinden, den Dienst quittiert haben.

Kann mir einer der hier anwesenden einen Rat geben, wie es zu diesem Zustand kommen konnte? Ich habe seit Jahren nichts an der Aufstellung meines Set-Ups nichts verändert und auch nicht in besonders hoher Lautstärke meinen Musikgenuss zelebriert.

Hier auch noch einmal der Link zum Service Manual:

Rotel RA-712 Service Manual

MFG Kaffeetasse

CarlM.
Inventar

#2 erstellt: 02. Jul 2022, 19:20

Die beiden Widerstände haben nur die Funktion, nach dem Ausschalten des Geräts für eine Entladung der Siebelkos C001 und C002 zu sorgen.
Wenn die Sicherungen durchbrennen, ist entweder eine (oder mehrere) der Gleichrichterdioden D905 .. 908 defekt oder es liegt ein massiver Defekt (= Kurzschluss) in einer der Endstufen vor.

Zur Prüfung würde man bei gezogenem Netzstecker die vier Dioden sowie die Leistungstransistoren mit dem Multimeter (R 0..200 Ohm oder Diodentest) auf interne Kurzschlüsse prüfen.

[Beitrag von CarlM. am 02. Jul 2022, 19:22 bearbeitet]

Rabia_sorda
Inventar

#3 erstellt: 02. Jul 2022, 19:24

dass zwei Widerstände (R003 u. R004), die sich direkt an den Kapazitoren (C001 u. C002) befinden, den Dienst quittiert haben.

Die Widerstände sind ausschließlich nur zum Entladen der beiden Pufferelkos zuständig.
Wenn sie defekt sind (5,6 k = 5600 Ohm) dann müssten eigentlich Stromverschiebungen stattgefunden haben. Dazu wurde sehr wahrscheinlich eine Kettenreaktion ausgelöst und es sind nicht nur die Widerstände und Sicherungen durchgepfeffert.

Gibt es kalte Lötstellen?

Kaffeetasse_921
Neuling

#4 erstellt: 02. Jul 2022, 19:55

VIelen Dank für die schnellen Rückmeldungen! Leider bin ich nicht annähernd vom Fach, weshalb mir die Möglichkeiten, hier selbst etwas zu prüfen, nicht gegeben sind. Auch im Bezug darauf "kalte Lötstellen" zu identifizieren, fehlt mir leider die nötige Erfahrung. Ich habe aber Bilder vom Innenleben des guten Stücks, vielleicht ist das ja für eine Ferndiagnose zu gebrauchen.

MFG Kaffeetasse

CarlM.
Inventar

#5 erstellt: 02. Jul 2022, 20:13

Die großen Siebelkos sind relativ neu und wurden also irgendwann in den letzten Jahren ausgetauscht. Gut möglich, dass dabei die Widerstände durch Unachtsamkeit vom Lötkolben maltraitiert wurden. Ursächlich für die durchbrennenden Sicherungen können sie nur sein, wenn sie niederohmig wären. Ich halte das für wenig wahrscheinlich.

Auf der Hauptplatine sehen einige der kleineren Elkos auch sehr "austauschwürdig" aus.

Fazit:
Wenn Du es nicht selbst machen kannst, ist es insgesamt ein Fall für die Werkstatt (oder Verkauf als defektes Gerät).
Falls die Endstufentransistoren defekt sind, könnte es bei Werkstätten, die keine Erfahrung mit "Vintage"-Verstärkern haben, Probleme geben.

oldiefan1
Inventar

#6 erstellt: 11. Jul 2022, 01:10

Bei maximaler Vergrösserung meine ich zu sehen, dass die grossen Siebelkos aus ihren Überdruckventilen eine braune Masse herausgedrückt haben. Jedenfalls sitzt da so ein "Kothäufchen" am Widerstand. Beim durchgeglühten Entladewiderstand sieht es aus, als wäre die Masse ausgetreten, dann getrocknet und abgefallen, man sieht noch Reste. Beim anderen sieht man noch das Häufchen.

Diese Elkos sollten auch überprüft werden.

Gruß
Reinhard

[Beitrag von oldiefan1 am 11. Jul 2022, 13:49 bearbeitet]

Poetry2me
Inventar

#7 erstellt: 11. Jul 2022, 07:54

Bei genauer Betrachtung sehe ich:

-- ausgelaufenes Elektrolyt, Kondensatoren sind zu wechseln, Platine zu reinigen

-- Elkos mit Hitzeschäden, geschrumpfte Plastikumhüllung, Elkos in der Nähe von Hitzequellen unbedingt wechseln (Zenerdioden, Brat-Widerstände, Kühlkörper, Kleinsignaltransistoren die heiß werden, etc.)

-- Haufenweise Elkos mit 10V Spannungsfestigkeit. Diese sind nach so vielen Jahrzehnten nicht mehr zuverlässig, vor allem wenn sie unter Hitzestress standen. Tauschen gegen Elos mit deutlich höherer Spannungsfestigkeit, z.B. 25V oder mehr.

-- STV-4H sehr alterungsanfällige Mehrfachdiode in der Ruhestromeinstellung (!) prüfen bzw. durch Reihenschaltung von normalen Standarddioden auswechseln.

-- Ruhestrom-Poti erneuern