Loewe QV310 Gleichspannung am Ausgang

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Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 06. Feb 2017, 12:21
Hallo liebe Forengemeinde,

ich habe mir mal wieder einen als defekt deklarierten Quadroreceiver an Land gezogen. Ich nutze ihn u.a. als Übungsobjekt. Es handelt sich um ein eher seltenenes Exemplar. Einen Loewe QV310 Quadoverstärker.
An diesem ist eine Endstufe defekt. An dieser liegen -32V am Ausgang an. Eine Schutzschaltung besitzt das Gerät nicht. Die einzelnen Endstufen sind disket aufgebaut und sitzen auf einzelnen Sockelsteckplätzen. Dies bietet einen entscheidenden Vorteil, dass die Endstufen untereinander leicht ohne Löterei ausgetauscht werden können.
Nun zum eigentlichen Problem. Die defekte Endstufe habe ich bereits ausgiebig geprüft. D.h. einzelne Bauteile ausgelötet und geprüft. Zudem einzelne Spannungen mit einer intakten Endstufe gegengeprüft (Siehe Bild).

Loewe QV310 Fehler

Hier stellt sich mir jetzt die große Frage, wo die -23V vor T805 und T806 herkommen? Dadurch dass ich mich erst seit kurzem mit alten HIFI Geräten befasse, bin ich jetzt langsam mit meinem Latein am Ende. Evtl. hat jemand einen guten Rat für mich bzw. kann mir den Stromverlauf näher erklären?

Gruß, Marcus

PS: Bauteile welche nicht als "iO" gekennzeichnet sind, wurden nicht geprüft!


[Beitrag von Ichhörnichtauf am 06. Feb 2017, 12:59 bearbeitet]
ManiBo
Stammgast
#2 erstellt: 07. Feb 2017, 00:40
Hallo

D803 hat die 1,4V in einer Richtung?
Weil, von deinen Messwerten her muss die hochohmig sein.
Gruß Mani
Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 07. Feb 2017, 10:16
Hallo Mani, das ist ein guter Ansatz von dir. Die Dioden D803 und D806 wurden auf den anderen intakten Endstufen schon größtenteils getauscht. Ich habe die Diode bereits mit meinem China Komponententester geprüft. Sie wurde als Diode erkannt. Aber ich glaube diesen Geräten kann man auch nicht blind vertrauen. Ich werde heute Abend nochmal den Spannungsabfall an D803 von 1,4V prüfen.

Gestern habe ich noch alle restlichen Komponenten geprüft. Alle wurden von dem Tester erkannt und waren scheinbar i.O. Allerdings ist die Differenz des HFE Wertes der jeweiligen Transistorpärchen recht hoch. Nun weiß ich nicht in welchem Ausmaße dies Wirkung auf die Funktion der Endstufe hat bzw. ob darin evtl. auch der Fehler liegen könnte. Theoretisch sollten die Pärchen doch möglichst identische Werte haben, um eine symmetrische Verstärkung der negativen und positiven Welle zu erreichen!?

Zusammenfassend die Werte der Transistoren (Uf in mV):

T801a - Uf=686/HFE=288 (HFE meines erachtens zu niedrig)
T801b - Uf=676/HFE=434
T802 - Uf=640/HFE=85
T803 - Uf=800/HFE=226
T804 - Uf=650/HFE=85
T805 - Uf=646/HFE=174
T806 - Uf=660/HFE=77
T807 - Uf=622/HFE=9 (HFE meines erachtens zu niedrig)
T808 - Uf=621/HFE=72
T809 - Uf=542/HFE=155
T810 - Uf=542/HFE=98

Grüße, Marcus
Bertl100
Inventar
#4 erstellt: 07. Feb 2017, 14:06
Hallo zusammen,

die Dioden D806 und D805 sind aus meiner Sicht für den DC Arbeitspunkt unwichtig. Vielmehr sind sie Teil einer Art Schutzschaltung gegen Überstrom am Ausgang.

Generell könnte T803 defekt sein (Kollektor hochohmig). Dagegen spricht aber, dass der Endstufenausgang auf -32V hängt, der Eingang der Leistungsstufe aber nur auf -23. D.h. die Endstufe selber dürfte also noch einen Defekt haben.
Hier müßten jetzt zwischen Basis T806 und dem Endstufenausgang ca. 10V liegen.
Über R815 wären das ca. 9V.

Zur genaueren Betrachtung empfiehlt es sich von allen Transistoren nochmal genau B-E zu messen.
Also nicht gegen Masse. Daraus kann man schließen, ob der Transistor angesteuert wird und wenn ja in etwas wie "viel".

Gruß
Bernhard
Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 08. Feb 2017, 09:54
So, gestern Abend habe ich die Dioden und die Transistoren vermessen. Da ich eine Glühbirne in Serie als Schutz geschaltet habe, sind am Ausgang 28,3V statt 32V vorhanden. Folgende Werte kamen zustande:

Spannungsabfall an den Dioden in Durchlassrichtung gemessen. Werte in Klammern sind von der intakten Endstufe.

D803 = -0,73V (-0,66V)
D804 = 0V (0,61V - Vorzeichen habe ich leider nicht vermerkt)
D805 = 0V (0,61V - Vorzeichen habe ich leider nicht vermerkt)
D806 = +0,51V (-0,63V)

Die Dioden D804 und D805 habe ich auf Verdacht gegen denen aus der intakten Endstufe getauscht (da kein Spannungsabfall messbar war). Jedoch keine Änderung.

Spannungsabfall an den Transistoren. Gemessen von B nach E.

T801a = +0,6V
T801b = -8,3V
T802 = +0,58V
T803 = -1,28V
T804 = +0,63V
T805 = -0,61V
T806 = -0,51V
T807 = +0,62V
T808 = 0V
T809 = -0,58V
T810 = 0V

Gut, daraus schließe ich folgende Erkenntnisse:

- T806 schaltet nicht. Somit schaltet T808 und T810 ebenfalls nicht.
- T803 schaltet. (Hier habe ich eine Leitungsunterbrechung zwischen Kollektor T803 und Basis T806 vermutet. Jedoch leiten beide Anschlüsse. Daraufhin habe ich Emitter T803 und Versorgungsleitung +32V durchgeklingelt. Es besteht keine Unterbrechung.)
- Jetzt habe ich C803 (Elko WIMA blau 100µ) und T801b in Verdacht. Weiß aber nicht so recht, ob hier der Strom irgendwo durchmacht bzw. rein theoretisch durchmachen könnte.

Gruß, Marcus
Bertl100
Inventar
#6 erstellt: 08. Feb 2017, 11:17
Hallo zusammen,

Ok. Also ich hätte jetzt fast T806 oder Umgebung in Verdacht.
Wenn alle Spannung stimmen, die Du gemessen hast, dann müßte eigentlich T806 angesteuert werden.
Endstufenausgang bei -32V, Basis T806 auf-23V. Da müßte Basisstrom fließen. Letztlich über R815. Tut er aber nicht, es liegt negative B-E Spannung an.

Kannst du nochmal die Spannungen über R815 messen?

Gruß
Bernhard
gst
Inventar
#7 erstellt: 08. Feb 2017, 20:00
kurze Zwischenfrage von mir: T803 ist doch kein Darlington? bei pnp und Spannung BE 1,28 müssste der doch leiten "wie verrückt"? Und der folgende Treiber auch. Ich würde den T803 doch tauschen was ist das ein Ersatztyp BC6xx pnp, ca 600-800 mW und 80v Uce?

gst
ManiBo
Stammgast
#8 erstellt: 08. Feb 2017, 20:39
Ist in Sperrrichtung mit Vorzeichen minus.
Gruß Mani
gst
Inventar
#9 erstellt: 08. Feb 2017, 20:57
bei pnp ist die Spannung an der Basis negativer als am Emitter, damit der Transistor leitet (?)
ManiBo
Stammgast
#10 erstellt: 08. Feb 2017, 21:11

gst (Beitrag #9) schrieb:
bei pnp ist die Spannung an der Basis negativer als am Emitter, damit der Transistor leitet (?)


Ja genau.
Gruß Mani
Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 09. Feb 2017, 10:27
Hallo, ihr liegt mit euren Vermutungen richtig! T803 war der Übeltäter! Ich habe nochmal an dem Kollektor von T803 die Spannung gegen Masse gemessen. Hier ist sie identisch mit der Spannung am LS Ausgang (32V). Somit hat T803 nicht durchgeschaltet. Ich glaube die 23V habe ich bei ausgelöteten T809 (BD208) gmessen. Mein Fehler

Mein Tester erkennt jetzt auch T803 nicht mehr als Transistor, was zuvor nicht der Fall war. Ich glaube T803 stand zuvor kurz vorm ableben.

Prima, somit läuft die Endstufe nach kurzem Kreuztausch von T803. Nach Messung des Offset liegen jetzt 120mV am Ausgang an. Das finde ich allerdings noch etwas zu hoch. Eine Vergleichsendstufe hat einen Offset von ca. 20mV am Ausgang. Den Ruhestrom habe ich bereits grob eingestellt. Leider gibt es kein Poti zum Einstellen des Offset. Was kann man hier tun? Muss ich mit den 120mV am Ausgang leben?


Gruß, Marcus


[Beitrag von Ichhörnichtauf am 09. Feb 2017, 10:30 bearbeitet]
ManiBo
Stammgast
#12 erstellt: 09. Feb 2017, 10:40
Hallo

schön, freut mich.
Dein Offset kommt auch durch unterschiedliches beta der Transistoren.
Messen ist da schwierig, die Differenz ist sehr gering.
Am besten jeweils ein Transistor immer auf den anderen Kanal in gleicher Position tauschen.
Vorher aber die niederohmigen Widerstände mal messen, nicht dass einer weg gelaufen ist.

Gruß Mani
Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 09. Feb 2017, 10:50
Hallo Mani,

der Wert beta ist ja die Stromverstärkung des Transistors. Somit steht der Wert beta doch mit dem HFE Wert in Abhängigkeit!?

Weiter oben in dem Thread habe ich ja die HFE Werte der gesamten Transistoren eingestellt. Hier ist T807 ein Ausreißer. Der HFE Wert ist 9. Der HFE Wert von T807 aus einer anderen Endstufe lag bei ca. 75. Kann man sagen, dass hier theoretisch der Grund des erhöhten Offset ist?

Gruß, Marcus

Edit: T801b wäre auch noch so ein Kandidat. Die Emitterwiderstände passen von den Werten her!


[Beitrag von Ichhörnichtauf am 09. Feb 2017, 10:53 bearbeitet]
gst
Inventar
#14 erstellt: 09. Feb 2017, 18:11
Ja der Stromverstärkungsfaktor beta und der hfe sind sind das Gleiche.
Ich denke, wenn du für den T803 (der ist ja der wahre A-Treiber für die Endstufe, der die Haupt-Spannungsverstärkung leisten muss) einen Ersatz mit Uce mind 80V und einem hfe > 150 einsetzen kannst, wird der Offset sich schon verringern. Der T807 ist ein Ausreißer - den würde ich noch tauschen versuchen. Theroretisch kannst du dir die Treiber-Transistoren in mehrfachen Stückzahlen besorgen und dann versuchen, gepaarte Typen hinzubekommen - ist das notwendig?
Schön, dass du den Verstärker wieder hinbekommen hast, meinen Glückwunsch!
gst
Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 09. Feb 2017, 18:46
Gut, ich werde dann erstmal T807 kreuztauschen, um zu sehen welche Auswirkung dies auf den Ruhestrom hat. Falls ja, dann besorge ich mir den T807 (BD169) neu. Der T809 (BD208) muss auch noch besorgt werden. Ich habe schon für beide Typen eine gemeinsame Bezugsquelle ausmachen können. Ist ja nicht mehr so leicht die alten Transistoren zu bekommen.

T803 kann ich dann im zweiten Schritt angehen. Ansonsten reicht es wenn der Ruhestrom etwas zurück geht. Großartig Transistoren selektieren hatte ich eigentlich bei dem Gerät nicht vor Zumal ich auch nicht weiß wie gut/schlecht der Loewe überhaupt klingt.

Da noch weitere Sachen im Zuge der Restauration anstehen (Netzteilbrummen, lange Warmlaufphase usw.), werde ich glaubig in Zukunft einen eigenen Loewe QV310 Restaurationsthreat eröffnen. Ihr habt mir bisher echt gut geholfen. Auch bei meinen anderen Geräten. Ich fühle mich hier langsam wohl

In diesem Sinne, ran an den Speck ...
ManiBo
Stammgast
#16 erstellt: 09. Feb 2017, 20:17
Hallo,
gst hat ja schon alles erklärt.
Eigener Thread wäre gut.

Übrigens finde ich deine Fehlersuche gut.
Alles dokumentiert und die Hinweise setzt du auch um.
Ist hier leider selten so.

Gruß Mani


[Beitrag von ManiBo am 09. Feb 2017, 20:22 bearbeitet]
Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 09. Feb 2017, 23:12
Hab bemerkt, dass mein gemessener Offset das falsche Vorzeichen hatte. Nach Tausch von T807 hat sich der Offset etwas gegen Null verschoben. Es sind jetzt noch ca. -92 mV.

Ja Mani, ich versuche so strukturiert wie möglich den Fehler einzugrenzen.

Nun gut, ich berichte die nächsten Tage weiter...
Ichhörnichtauf
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 10. Feb 2017, 14:42
Bertl100
Inventar
#19 erstellt: 13. Feb 2017, 08:36
Hallo zusammen,

war ein paar Tage weg :-)
Ich sehe, Ihr habt das Problem weitgehend beheben können!
Gratulation!
T803 wird wohl "lifted bond" haben, das heißt, dass ich intern ein Bonddraht vom Silizium-Chip abgelöst hat.
Das bedeutet andererseits aber auch, dass der Fehler nicht dauerhaft ist. D.h. es gab/gibt bestimmt Bedingungen, wo der Kontakt wieder da war - z.B. als du ihn im Transistortester hattest.

Gruß
Bernhard


[Beitrag von Bertl100 am 13. Feb 2017, 08:41 bearbeitet]
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