Pioneer CT-F600 Reparatur

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dandymite
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 15. Okt 2013, 20:29
Hallo zusammen,

ich habe vor ein paar Monaten auf der Straße ein altes Pioneer CT-F600 Kassettendeck gefunden, dass von seinen Vorbesitzer ausgesetz wurde.
Bei ersten Test funktionierte der Antrieb nicht und beim Blick ins Gehäuse war es auch klar: Einer der Riemen war total pulverisiert und ein zweiter war durch einen normalen Haushaltsgummi ersetzt worden der auch schon zerbröselte.

Nachdem ich mir einen neuen Satz Riemen besorgt und alles gereinigt hatte konnte ich zum ersten mal den Versuch starten ein Tape abzuspielen. Leider hatte ich nur noch zwei sehr alte billige 90er Tapes. Das Band spielte normal ab, allerdings nur in der Mitte des Tapes. Wenn es ganz zurückgespult war wurde das Band zerknittert weil es schräg von der Capstanwelle abrutschte.

Daraufhin habe ich noch eine neue Andruckrolle eingebaut. Leider ist der Effekt noch der gleiche. Ich habe mir auch neue Tapes besorgt. Leider gab es im nächsten Saturn nur eine Sorte und zwar 90er für 99 Cent das Stück. Also auch wieder sehr schlechte Tapes.
Der Effekt hat sich etwas verbessert als ich den kleinen Filz in der Kassette etwas nach aussen gebogen habe, damit der Druck auf das Band und den Tonkopf etwas höher ist.


Ich habe im Netzt das Service Manual für den CT-F600 gefunden. Leider fehlen im Manual die wichtigsten Seiten auf denen erklärt ist wie man die mechanischen Einstellungen vornimmt.
Die wichtigsten wären meiner Meinung nach:
Tape Speed Adjustment
Pinch Roller Pressure Adjustment
Reel Base Torque Adjustment


Leider weiß gerade nicht mehr wie ich mir Helfen soll ohne die Anleitung im Service Manual.

Vielleicht hat jemand von euch Erfahrungen mit dem CT-F600 und sogar das komplette Service Manual oder kann mir irgendwelche Tipps geben wie ich das Teil doch noch zum Laufen bekomme.


Vielen Dank schon mal im Vorraus.

Gruß

Stephan
kuni1
Stammgast
#2 erstellt: 16. Okt 2013, 06:33
Hi Stephan,

ob teure oder billige, gute oder schlechte Kassette, das darf alles keinen großen Unterschied machen. Wenn das Deck sauber eingestellt ist, dann müssen alle Kassetten laufen ohne daß das Band knittert (abgesehen vlt. von wirklich schrottigen Exemplaren, bei denen das Band nicht sauber im Gehäuse geführt wird).

Als erste Ursache hätte ich die Andruckrolle gesehen, die hast Du ja aber schon getauscht.
Der Fehler ist mMn mit Sicherheit im Bandpfad zu suchen:
1.) Köpfe (samt Bandführungen) verstellt -> Kopfhöhe kontrollieren -> bedingt eine Einstelllehre
2.) Kopfneigung verstellt -> bedingt eine Spiegelkassette + ggf. eine Einstelllehre
3.) Andruckrolle und Capstan laufen nicht parallel zueinander (kommt gerne mal vor, daß da was verbiegt, wenn einer eine MC mit Gewalt ins LW drückt) -> bedingt eine Spiegelkassette, bzw. evtl. reicht auch eine MC mit durchsichtigem Gehäuse
4.) "Pinch Roller Pressure Adjustment", d.h. Andruckrolle hat nicht genügend Andruckkraft am Capstan (kann verursacht werden, wenn die Schwinge mit der Andruckrolle nicht mehr leichtgängig ist oder deren Feder nicht mehr die nötige Kraft aufbringt, gebrochen/ausgeleiert ist)-> bedingt eine "Driving Power" Meßkassette
5.) Wickelmomente (Bremsmoment vom linken Wickel, bzw. Aufwickelmoment vom rechten Wickel) stimmen nicht -> bedingt eine "Back Tension / Take-Up Torque" Meßkassette.

Du siehst, ist eine haarige Sache, weil viel Spezialequipment nötig ist, das Du vrmtl. nicht hast.
Am einfachsten ist es für Dich wohl (3) zu kontrollieren, die anderen Punkte sind mit Hausmitteln schlecht hinzubekommen.
dandymite
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 16. Okt 2013, 23:30
Hallo Kuni,

vielen Dank für deine Antwort. "Andruckrolle und Capstan laufen nicht parallel zueinander" hat sich für mich auch am ehesten für die mögliche Ursache angehört.
Ich habe heute das Gerät noch einmal auseinander gebaut und eine alte Kassette so modifiziert damit das Band frei zwischen den Rollen läuft und ich den Bandlauf genau beobachten kann.
Seltsamerweise ist das Knittern kaum noch aufgetreten. Dann ist mir aufgefallen dass die Kassette nicht fest im Kassetteneinschub steckt und an der unteren, rechten Seite etwas Spiel hat. Somit konnte es vorkommen dass die Kassette leicht schräg im Laufwerk stand und dann wurde auch das Band an der Capsanwelle schräg eingezogen.

Ich habe nun die kleinen Federn am Kassetteneinschub wieder so hin gebogen dass die Kassette jetzt fest im Laufwerk steckt und kein Spiel mehr hat.
Bei den ersten Testläufen ist das Knittern jetzt nicht mehr aufgetreten.

Ich habe auch einen Aufnahmetest gemacht und mir ist aufgefallen dass zu beginn der Aufnahme links/rechts Schwankungen und Dropouts auftreten. Den Azimut habe ich bisher nur grob per Gehör eingestellt.
Als nächsten werde ich versuchen den Azimut mit einem Referenztape besser einzustellen. Da ich nur dieses eine Kassettendeck besitze kann ich mir selbst kein Referenztape erstellen.
Kennt jemand eine gute Quelle für günstige Referenz/Einmesstapes ?

Gruß, Stephan
kuni1
Stammgast
#4 erstellt: 17. Okt 2013, 08:26
Hi Stephan,

stimmt, auf die einfachsten Möglichkeiten kommen so kompliziert denkende Typen wie ich gar nicht
Die Hinterseite der MC bildet sozusagen die Referenzfläche für die Einstellungen des Bandpfads. Dazu sind im Kassettenschacht Anschläge. Liegt die MC dort nicht sauber an, dann stimmt der Bandlauf logischerweise auch nicht. Das hatte ich mal bei einem Akai GX-75, bei dem die MC theoretisch von einer gefederten Platte an der Innenseite der Kassettenklappe gegen diese Anschläge gedrückt wird. Das hatte nicht genau hingehauen und gab auch Bandsalat.



...mir ist aufgefallen dass zu beginn der Aufnahme links/rechts Schwankungen und Dropouts auftreten.


Obacht, daß Du hier nicht auf den falschen Dämpfer gerätst:
Wenn die Aufnahme losläuft, kann es sein, daß das Band aus der Stopposition heraus sich erst wieder im Bandpfad ausrichten muß.
Ursache dafür kann auch sein, daß sich beim Stoppen des Bands eine kleine Bandschlaufe in der MC bildet.
Das wird gerne verursacht, wenn das Bremsmoment vom linken Wickel nicht korrekt ist, also zu klein.



Den Azimut habe ich bisher nur grob per Gehör eingestellt.


Sorry, aber mMn nach Gehör nicht möglich - zumindest nicht, wenn's taugen soll.

Korrekt wäre:
Azimut Testkassette einlegen, dann zunächst Azimut per Kontrolle am NF-Millivoltmeter auf maximalen Line-Out Pegel einstellen, dann per 2 Kanal-Oszi (XY = Lissajous Figur) auf 45° und minimale Öffnung der Elipse einstellen (von kleineren zu höheren Frequenzen vortasten).
Super ist, wenn die Elipse dann auch noch bei 12kHz gut aussieht.



Da ich nur dieses eine Kassettendeck besitze kann ich mir selbst kein Referenztape erstellen.


Geht auch gar nicht, weil solche Bänder mit Monospur aufgenommen sind und dafür braucht's spezielle Köpfe/Geräte.



Kennt jemand eine gute Quelle für günstige Referenz/Einmesstapes ?


Quellen hierfür gibt's praktisch auch keine mehr. Vor einiger Zeit hatte Bluthard (http://www.bluthard.de/) noch welche.
Ansonsten tauchen immer mal wieder welche in Ebay auf. Deren Qualität darf man aber nach vielen Jahren, bzw. unklarem Gebrauch/Lagerung bezweifeln. Zudem bekommt man die nicht für kleines Geld und da ist die Frage, ob Du Dir das für 1 Deck antun möchtest.

Evtl. leiht Dir auch jemand eine Kassette, wobei ich mir überlegen müßte eine solche Kassette auf ein Deck loszulassen, bei dem der Bandlauf u.U. noch nicht 100% ist und damit Risiko des Knitterns auf dem Testtape besteht
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