KE25SC+HM170Z18+TDA7293+OP27 OP2134+14l

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kobold01
Stammgast
#1 erstellt: 23. Aug 2011, 20:49
… ergibt beispielsweise diese Box:




man achte auf die hässliche Kante…



…dazu später mehr.

Aber immerhin habe ich als Entschädigung den Hochtonlautsprecher eingelassen.
Vor Kopf ist Buche (1x,2x)18mm der Rest ist 16mm MDF.



Die Boxen habe ich als Abhörlautsprecher für meinen PC-
Schreibtisch konzipiert:




Sie sind doch etwas groß geworden – aber was sein muss, das muss sein. Im Klang wirken sie unsichtbar



















Proraum empfiehlt für den HM170Z18 ein Bassreflex-Gehäuse, ich habe mich aber für ein geschlossenes entschieden: Vb=14,5 Liter; Qtc=0,58; fc=69Hz.
Das wurde einst diskutiert:

http://www.hifi-forum.de/viewthread-104-10830.html

Hier eine Übersicht der relevanten elektrischen Teile:


Wie man vermuten kann, ist der Teil vor den Verstärkern aktiv.

Am Eingang ist ein Spannungsteiler, der das Eingangssignal um 12dB absenkt und tiefste und höchste Frequenzen blockt.
Man erzwingt damit einen höheren Eingangspegel durch die Signalzuleitungen und gewinnt 12dB Störabstand – auf Kosten von 12dB Maximalpegel.
Es folgt ein Subsonicfilter, um den Basslautsprecher vor zu hohen Auslenkungen im Tiefsttonbereich zu bewahren.
Er ist schließlich in einem geschlossenen Gehäuse und es folgt noch eine Bassbooster-Schaltung, die den Basspegel bei 25Hz um +7dB anhebt.
Diese aktive Bassentzerrung gleicht den Pegelabfall unterhalb von fc gegenüber einer Bassreflexkonstruktion mehr als aus – allerdings auf Kosten von 7dB Membranhub des HM170Z18.
Die Bassentzerrung liegt vor der Trennung der beiden Zweige, d.h. sie wirkt auch auf den Hochtonzweig. Dies ist jedoch nicht relevant, da der Hochtonzweig den Bassbereich wirksam ausfiltert.
Jedoch wirkt die Verzögerung der Bassentzerrung auf beide Zweige und das ist gewollt, da der Hochtonzweig gegenüber dem Tieftonzweig noch weiter verzögert werden muss und eine Verzögerung ausschließlich im Tieftonzweig kontraproduktiv wäre.
Der Hochtonzweig startet mit einem Allpassfilter 1. Ordnung, das etwa 65µs verzögert, gefolgt von einem Sallenkeyfilter 2. Ordnung.
12dB/Oktave reichen für diese guten Chassis aus. Ein Bandpass bildet den Eingang des TDA7293-Verstärkers. Hier wird nochmals um 6dB gedämpft. Im Tieftonzweig wird dagegen an dieser Stelle um 8dB gedämpft.
Der Visaton darf also 2 dB lauter spielen, als der Audax. Das war ein Ergebnis der ersten Hörprobe.
Ein passiver 22µF Kondensator am Ende vor dem Hochtonlautsprecher hat seine Daseinsberechtigung als Schutz des teuren Treibers, falls der TDA doch einmal durchbrennen sollte und dann eine Gleichspannung anliegt.
Die 22µF an 8 Ohm haben mit 900 Hz kaum Einfluss auf den Filterfrequenzgang, ich habe ihn dennoch in den Filterberechnungen berücksichtigt. Der Kondensator verzögert das Signal ebenfalls etwas.
Den Basslautsprecher kann man so leider nicht schützen, hier muss eine selbstrückstellende Sicherung retten. Bisher, toi toi toi, laufen die TDAs exquisit. Sie haben ebenfalls ein Schutzkonzept und liefern jeweils nur etwa 35W. Es kommt halt auf die richtige Schaltungsdimensionierung an!
Der Powerteil bringt +30dB. Von diesen darf man lt. Datenblatt aus Stabilitätsgründen auch nicht abweichen.
Insgesamt hat man +12dB im Hochtonzweig und zw. +15dB und +9dB im Tieftonzweig. Wer mitgerechnet hat, der vermisst 2 dB im Bass.
Diese fallen der unteren Grenzfrequenz des Poweramps zum Opfer.
Hier ist der gesamte berechnete Amplitudengang, ohne Berücksichtigung der Treiber.
Eine Messung des Filters habe ich auch durchgeführt, sie folgt auf 0.5 dB der Berechnung.

Frequenzgänge der aktiven Filter

Insgesamt benötigt der Aktivteil vier Operationsverstärker. Einen für den Bassbooster, einen für den Allpass, einen für den Tiefpass und einen für den Hochpass.
Das macht drei OPV vor dem Hochtonlautsprecher und zwei vor dem Basslautsprecher.
Als OPV habe ich den OP27 gewählt, da er universell kompensiert ist und für meine Belange auch universell einsetzbar ist. (…und wie ein Stück Draht klingt )
So sieht das ganze aus.



Wenn man in Serie gehen will, müsste natürlich alles auf eine Platine geätzt werden - für die Box geht das auch so durch. (Mit Heißkleber auf Holz fixierte passive Weichenbauteile sehen auch nicht besser aus.)

Das Ganze ist unten von hinten in die Box geschoben, nur die Kühlkörper sind zu sehen.




Hier fehlt noch ein kleines Anschlussterminal für Energie und Signal. Im Leerlauf zieht es 7 Watt. Für beide Boxen macht das 14Watt. Die Lautsprecher schalten sich über eine Master/Slave-Steckdose mit dem PC ein.


Der leistungsseitige Passivteil:



Er besteht nur aus dem dicken Visaton 22µF und zwei Sicherungen.
Zu meiner (und anderen) Verstärkerschaltungen mit dem TDA7293 gibt es diesen Thread

http://www.hifi-forum.de/viewthread-103-4-9.html

Mit dem Datenblatt auf

http://www.alldatash...TRONICS/TDA7293.html

ist aber bereits alles gesagt, was es zum TDA7293 zu sagen gibt.

Ja, mein Projekt ist schon länger unterwegs - es gibt noch viele andere Themen.

Alles begann in einem 18Liter-Testgehäuse und anfangs ohne Delay-Schaltung und ohne Versatz des Hochtonlautsprechers.



Bei den ersten Schalldruckmessungen im Testgehäuse stellte sich sehr schnell heraus, dass die Lautsprecher im Übernahmebereich auch bei Verpolung nicht in Phase waren.
(Lücke um 2000 Hz und breitbandige Welligkeit drum herum).
Erst wenn das Messmikrofon auf Höhe des Basslautsprechers stand, empfing es beide Treiber gleichphasig.
Die Hauptabstrahlrichtung war also die Schreibtischplatte. Aus der Sprungantwort konnte man darüber hinaus den voreilenden Hochtonimpuls ablesen. Das wollte ich optimieren.

So kam ich nach dem Papier von S. Linkwitz auf die Idee, aktiv zu verzögern.
“Active Crossover Networks for Non Coincident Drivers” (Siegfried H. Linkwitz 1971.)
http://www.nextdigital.com.br/Linkwitz_%20AES%201976.pdf
Nach dem ersten aktiven Delay besserte sich die Situation kaum. Das Delay verschmiert die Hochtonflanke im Zeitbereich. Tiefe Frequenzen werden mehr Richtung Tieftonflanke geschoben als die Hohen.
Da ich jetzt auch nicht so viele OPVs vor den Hochtöner setzen wollte, habe ich nach dem Motto „von allem ein Bisschen“ den Hochtöner mechanisch um 2,4 cm nach hinten verschoben.
Dann habe ich das Delay noch so angepasst dass alles auf Hörebene in Phase ist.
Jetzt ist nicht nur der Frequenzgang auf senkrechter Achse, sondern zufällig auch die Sprungantwort nahezu perfekt.

Tja, was bringt jetzt diese olle Kante an Reflexionen und hätte es auch eine Kaskade von aktiven Allpässen getan?

Die Jahre der Boxen mit mind. 20 OPVs sind doch vorbei – oder kommen die wieder?
Nachdem das Gehäuse fertig war, habe ich den Waveguide von Visaton entdeckt. Der ist sicherlich eine Alternative und die Zukunft des DIY Lautsprecherbaus.

Ich habe eigentlich noch vor, die chronologische Meßorgie zu veröffentlichen, falls Interesse besteht.

Klanglich kann ich die Boxen nur als „Präzisionsinstrumente“ bezeichnen. Insbesondere die nahe Aufstellung am Hörplatz lassen die Musikinstrumente links und rechts weit hinter dem Monitor aufklingen.
Einen Subwoofer benötigt man nicht, da der Bass enorm punchig ist und selbst tiefste Oktaven zu hören sind. Laut genug spielt es übrigens auch.
waterburn
Stammgast
#2 erstellt: 25. Aug 2011, 07:52
Hallo,
komisch dass sich hier niemand meldet. Mir gefällt das Projekt sehr gut. Ich plane momentan etwas ähnliches, allerdings einige Preisklassen darunter. Werde ein Fast System mit dem FRS5X von Visaton und dem tasa Tieftöner von pollin realisieren. Kannst du vielleicht nochmal was zu den realisierten Weichenschaltungen sagen (Schaltpläne Berechnungsgrundlagen,eventuell Simulationsdateien). Ich verstehe noch nicht ganz, warum der Bassboost auch vor dem Hochtöner liegen muss. Wiso verursacht er ein delay im Hochtonbereich. Imho sollte die Gruppenlaufzeit mit steigender Frequenz doch gegen null gehen.
cu
waterburn
DerHeldvomFeld
Stammgast
#3 erstellt: 25. Aug 2011, 09:15
Schauen gut aus
jhohm
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 25. Aug 2011, 09:34
Moin, ich finde das ein interessantes Projekt, aber ich denke, das heutzutage sann doch eher eine DSP-basierte Lösung genommen werden würde; z.B. der Mini-DSP......

Gruß Jörn
Klaus_N
Inventar
#5 erstellt: 25. Aug 2011, 09:41
Digital kann heutzutage doch (fast) jeder, die analoge Lösung hat ihren Reiz; gefällt mir.
jhohm
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 25. Aug 2011, 09:43

Klaus_N schrieb:
Digital kann heutzutage doch (fast) jeder, die analoge Lösung hat ihren Reiz; gefällt mir.



Ist aber ein Anachronismus, weil zu aufwändig und zu unflexibel.....
Dann lieber Oldschool-passiv

Gruß Jörn
kobold01
Stammgast
#7 erstellt: 25. Aug 2011, 21:28

waterburn schrieb:
Kannst du vielleicht nochmal was zu den realisierten Weichenschaltungen sagen (Schaltpläne Berechnungsgrundlagen,eventuell Simulationsdateien).


Die Filterschaltungen sind klassische Sallen-Key-Schaltungen
HP und TP 2. Ordnung:



Trennfrequenz fc = 1/2piRC

mit HP
R = 4,7k
C = 15nF

und TP

R=2200
C=33nF

ergibt sich fc zu ~2,2 kHz nach Linkwitz
und es entsteht ein glatter Summenfrequenzgang.
Bei fc ist die Spannung auf die Hälfte abgesunken (-6dB).
Ein Lautsprecher muss verpolt werden da die Phasendifferenz bei fc genau 180Grad beträgt.

In dem Buch "Halbleiter-Schaltungstechnik" von Tietze/Schenk
sind allgemeinere Formeln angegeben mit Koeffizienten. Da kann man dann bei gleicher Schaltung und anderen Bauteilwerten andere Filtercharakteristiken realisieren.
Z.B. eine Bessel-Charakteristik. Die ist etwas steiler als 12db/Oct und ähnlich glatt in der Summe. Die Bauteilwerte sind dann diese

HP
R1 = 4,7k (der untere)
R2 = 3,3K (der obere)
C = 15nF

TP
R=2200
C1=33nF (der untere)
C2=47nF (der obere)

so hab ich es umgesetzt!


waterburn schrieb:
Ich verstehe noch nicht ganz, warum der Bassboost auch vor dem Hochtöner liegen muss. Wiso verursacht er ein delay im Hochtonbereich. Imho sollte die Gruppenlaufzeit mit steigender Frequenz doch gegen null gehen.


Das ist vollkommen richtig.
Jedoch wirkt der Bassboost bis in die Übernahmefrequenz hinein, wie auch in der Filterkurve (s.o.) zu erkennen ist.
Daher wirkt auch das Delay auf den Hochtonzweig, natürlich eher bei den tiefen Frequenzen. Für die Hörbarkeit (Amplitude und Zeitversatz)spielt es wohl keine Rolle, messtechnisch bringt es in dieser Anordnung einige µs.


[Beitrag von kobold01 am 25. Aug 2011, 22:03 bearbeitet]
kobold01
Stammgast
#8 erstellt: 25. Aug 2011, 21:40

jhohm schrieb:

Klaus_N schrieb:
Digital kann heutzutage doch (fast) jeder, die analoge Lösung hat ihren Reiz; gefällt mir.



Ist aber ein Anachronismus, weil zu aufwändig und zu unflexibel.....
Dann lieber Oldschool-passiv

Gruß Jörn


Ich finde Passiv wesentlich unflexibler und aufwändiger, da die Lautsprecherimpedanz miteinberechnet werden muss. Und wer kennt die denn schon im laufenden Betrieb?
Wenn sich die Schwingspule langsam erwärmt, driftet die Filterkurve dahin.

In Zukunft wird man es mit DSPs lösen. Jedoch ist auch hier der Aufwand beträchtlich, trotz Fertig-Minimodule. Die müssen nämlich erst programmiert werden und dann muss alles nachgemessen werden. Vor den DSPs und dahinter wird man u. U. Analogteile haben. Und das Endergebnis wird nicht unbedingt besser sein.


Ich habe ja auch ständig einen DSP unter der Maus in der Kette.



So kann ich beispielweise die leichte Tischplattenüberhöhung um 200Hz abregeln und am Hörplatz ideale Verhältnisse herstellen.


[Beitrag von kobold01 am 25. Aug 2011, 22:14 bearbeitet]
kobold01
Stammgast
#9 erstellt: 27. Mai 2012, 21:27
Meine Box hat ein Update erfahren, welches ich nicht vorenthalten will.
Nach Recherchen einiger design notes für Operationsverstärker (siehe z.B.hier), bin ich zum Schluss gekommen, dass der OP27 doch nicht so ideal für Audio ist. Er verursacht einige Verzerrungen, wenn der Quellwiderstand hoch ist, was bei mir der Fall war.
Für mein Aktivfilter verwende ich jetzt den OPA2134. Da dieser eine Dual-Variante ist, habe ich mein Layout komplett neu überarbeitet. Ich verwende jetzt kleinere Widerstände und größere Kondensatoren, die Filterkurven sind gleich geblieben.

Hier die neuen Schaltungen pro Kanal mit Subsonicfilter, Bassboost, LR12 Hoch- und Tiefpass und Delay. Sie enthalten zwei OPA2134:




Hier die oft gewünschte vollständige Beschreibung der Schaltung inkl. Formeln und das Layout.
Die Schaltung ist m.E. universell einsetzbar, wenn man die Bauteilwerte entsprechend anpasst.

Nach dem Update sind mir übrigens keinerlei hörbare Unterschiede aufgefallen, was mir Zeigt, dass die klanglichen Unterschiede zwischen verschiedenen OPV-Typen vernachlässigbar sind.


Die Wirkung des Phasenschiebers bei meiner Box zeigt folgende ARTA-Messung mit Phasenschieber (grün) und ohne Phasenschieber (gelb). Unabhängig von einer Frequenzgangdiskussion ist zumindest eine höhere Schalldruckaddition und folglich die gewünschte geringere Phasenverschiebung gegeben:

http://www.holger-schnarre.de/Forum/Aktivbox/Arta4.gif


der endgültige Frequenzgang am Hörplatz auf dem Schreibtisch unter Zuhilfenahme des Soundkartenequalizers:

http://www.holger-schnarre.de/Forum/Aktivbox/Arta5.gif


[Beitrag von kobold01 am 28. Mai 2012, 14:36 bearbeitet]
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