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Der Jazzrock – Fusionen, Helden, Platten (eine Geschichte)

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Mr._Lovegrove
Inventar
#601 erstellt: 10. Jul 2021, 13:19
Hier wird doch niemand geschimpft!
arnaoutchot
Moderator
#602 erstellt: 10. Jul 2021, 13:28
Na gut, irgenwie soll ja die Meinungsdiversität in dem Thread auch ein wenig aufrechterhalten bleiben. Ich spoilere es aber mal, wer keinen Urin am Podest seines Säulenheiligen erträgt, lässt es lieber zu.


Geschützter Hinweis (zum Lesen markieren):

Ich habe mir gerade die Cielo e Tierra angehört. Für mich ist das belanglos seichtes Gedudel, nur diesmal halt auf der Akustikgitarre. Eine musikalische Weiterentwicklung kann ich nicht feststellen, es sind die gleichen frickeligen Skalen und Runs wie auf den Alben der 1970er. Die Untermalung - insbesondere mit Syntesizer - bereitet mir akustische Schmerzen ... ich hoffe, es ist klar geworden, dass das nur meine unmassgebliche Meinung ist und ich freue für jeden, der an der Platte Spass hat.
Rille65
Inventar
#603 erstellt: 10. Jul 2021, 13:31

arnaoutchot (Beitrag #600) schrieb:
Willst Du noch eine Gegenmeinung?

Bin ganz Ohr. Äh, Auge.
Mr._Lovegrove
Inventar
#604 erstellt: 10. Jul 2021, 13:43
@Michael: Also für mich ist Di Meola kein Säulenheiliger. Kein Musiker ist für mich ein Säulenheiliger. Ich habe nur eine gewisse Affinität zu ihm (und auch zu anderen Musikern wie Herrn G. aus Norwegen oder auch ELOY) und habe mich sehr intensiv mit seinem Werk auseinandergesetzt. Aber deine Ansicht zu "Cielo e Terra" kann ich sogar nachvollziehen; die mußt du gar nicht verstecken. Mache ich bei Jarrett oder Till Brönner ja auch nicht.
arnaoutchot
Moderator
#605 erstellt: 10. Jul 2021, 14:05
Danke für Deine verständnisvolle Haltung. Ich hab ja schon mehr als 1x geäussert, dass ich grundsätzlich nichts gegen DiMeola habe, seine 1970er Platten fand ich ja gut, der Mediterranean Sundance ist mit Blick auf die zarte Überführung eines Flamenco-Stückes in die Jazz/Fusion-Welt nichts anderes als meisterhaft zu nennen. Vielleicht schmerzt es mich deswegen umso mehr, warum er für meine musikalischen Begriffe dann in den 1980ern so wenig aus seinen Anlagen gemacht hat. Aber er ist definitiv besser als ein Herr Bornemann ...

Nun aber gut, weiter im Text. Mir fällt zu 1985 aber aktuell nichts ein.
vampula
Stammgast
#606 erstellt: 10. Jul 2021, 14:09
mir stellt sich manchmal die Frage was aus einem Austausch(sprich Zusammenarbeit) von Manfred Eicher - ECM und Aldi erscheinen würde.
Eicher braucht Aldi nicht
Aldi braucht Eicher nicht
oder beide finden das Ei des Kolumbus
arnaoutchot
Moderator
#607 erstellt: 10. Jul 2021, 14:14
Bill Connors, der Vorgänger von Aldi bei Return to Forever, hat für Eicher 1975 (und auch später) Platten aufgenommen. Vielleicht deutet das in die Richtung, in die es auch mit Aldi hätte gehen können. Keine Ahnung.

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Mr._Lovegrove
Inventar
#608 erstellt: 11. Jul 2021, 07:48
Eicher hätte den guten Al Di wohl so tief in den verhallten Hintergrund gemixt, dass man ihn gar nicht mehr hätte hören können!

Doch nun zu einem anderen Instrument:
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Charlie Mariano
Plum Island, 1985
Bass – Nicola Fiszman
Drums – Fredy Studer
Electric Piano, Synthesizer, Piano – Jasper Van't Hof
Soprano Saxophone, Tenor Saxophone – Charlie Mariano

Das ist eine spannende Platte, die das Thema Fusion ganz anders aufgreift. Mariano spielt zwar oft diese für ihn so typischen und manchmal schon etwas übertriebenen melodischen Linien, betont die Themen sehr intensiv, lässt seinem Horn durchaus auch freien Lauf. Die Stücke sind größtenteils sehr eingängig, aber durchaus raffiniert und somit der ideale Nährboden für vier großartige Musiker. Insgesamt spielt das Quartett eher gesetzt und introvertiert, bricht nicht in jazzrockige Extase oder explosionsartige Soli aus, doch genau das ist der markige Punkt dieser Platte. Selbst ein 11- Minüter wie "Cuffe Parade" erklingt eher als Entdeckungsreise der Klänge, als als Fusionfanal, auch wenn der gigantische Jasper Van't Hof all sein Können an verschiedenen Tasteninstrumenten aufzeigt und Freddy Studer die Band vorantreibt.
Die Fusion geschieht hier auch eher kompositorisch, denn Stücke wie der Titeltrack oder "Mute" haben schon fast popartige Themen und Harmoniestrukturen, doch Mariano zauber darüber wunderschöne und auch mal schräge Soli. Toll Platte!


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 11. Jul 2021, 08:23 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#609 erstellt: 11. Jul 2021, 08:03
Als stilistischen Gegenpart zu Mariano lebendiger, jazziger Art kann man aber diese hier hören:
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Spyro Gyra
Alternating Currents, 1985
Bass – Kim Stone
Drums – Richie Morales
Guitar – Julio Fernandez
Keyboards – Tom Schuman
Percussion – Gerardo Velez
Saxophone – Jay Beckenstein
Vibraphone – Dave Samuels

Während die Mariano in meinen Augen heute noch bestehen kann, man sie ob so manchen Melodiepathos immer noch genießen kann, so ist das '85er Werk von Spyro Gyra eine völlig emotionsfreie und soundtechnisch unglaublich kalte Angelegenheit, die perfekt ihr Veröffentlichungsjahr repräsentiert, die aber auch extrem zeitgeistig erklingt. Die Band hat bis heute viele Freunde und Fans, die mir alle wiedersprechen würden, aber für mich ist das in großen Teilen nährwertfreie Fusionfrickelei, die zwar exzellent produziert und rein technisch hervorragend dargeboten ist, aber keinerlei emotionale Spuren hinterlässt.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 11. Jul 2021, 08:16 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#610 erstellt: 11. Jul 2021, 08:13
Meine Scheiben für 1985 sind durch....bis auf die des Meisters. Aber das überlasse ich gerne jemand anderem.
arnaoutchot
Moderator
#611 erstellt: 11. Jul 2021, 08:48

Mr._Lovegrove (Beitrag #609) schrieb:
Während die Mariano in meinen Augen heute noch bestehen kann, ... , so ist das '85er Werk von Spyro Gyra eine völlig emotionsfreie und soundtechnisch unglaublich kalte Angelegenheit, die perfekt ihr Veröffentlichungsjahr repräsentiert, die aber auch extrem zeitgeistig erklingt. Die Band hat bis heute viele Freunde und Fans, die mir alle wiedersprechen würden ...


Nein, kein Widerspruch, sondern Zustimmung zu beidem. Ich bin zwar kein Spyro-Gyra-Fan, aber die Morning Glory von 1980, die ich weiter vorner vorgestellt habe, gefällt mir immer noch ganz gut. Danach interessierte es mich kaum mehr, die o.g. kenne ich gar nicht.
HansFehr
Inventar
#612 erstellt: 11. Jul 2021, 17:43

Mr._Lovegrove (Beitrag #610) schrieb:
Aber das überlasse ich gerne jemand anderem.

Ich nicht. Da ist ja Sade noch besser.

Ja, ja, diese 80er Jahre...
arnaoutchot
Moderator
#613 erstellt: 11. Jul 2021, 18:25
Ich musste jetzt erst mal nachschauen, um welches Dellikt es sich da überhaupt handelt ... ok, Miles Davis - You're Under Arrest - Columbia 1985. Nennen wir das Kind mal beim Namen.

Nun, das ist mit Sicherheit eine der schlechtesten regulären Platten, die unter dem Namen Miles Davis bei Columbia veröffentlicht wurden. Aber wenn man sich das Machwerk mal näher anschaut, dann gibt es einige (wenige) Stücke, die nicht soo schlecht sind. Die beiden Pop Titel Human Nature (Michael Jackson) und Time After Time (Cindy Lauper) sind ja von Miles später live noch viel gespielt worden, irgendwie hing er wohl an denen. Siehe dazu einen seiner kürzlich erschienen letzten Auftritte 1991 in Frankreich (Vienne, Merci Miles), da spielt er beide in langen Fassungen. Gut, der Rest ist seelenlose Techno-Jazz-Mucke, das kann auch McLaughlin und sogar Sting (!) als Gast-Sprechrolle im ersten Stück nicht retten.

Man muss wohl anerkennen, dass Miles' Zeit vorbei war, auch auf den folgenden Platten nahmen andere Musiker das Heft für ihn in die Hand Aber wer mag es ihm verdenken ? Was er 40 Jahre lang bis dahin geschaffen hat, hat kaum ein anderer Jazz-Musiker vollbracht.

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[Beitrag von arnaoutchot am 11. Jul 2021, 18:37 bearbeitet]
HansFehr
Inventar
#614 erstellt: 11. Jul 2021, 18:41
Das ist absolut richtig.

Dieses Album ist natürlich ein Tiefpunkt. 1986 folgt dann eine kleine Gutmachung.
Mr._Lovegrove
Inventar
#615 erstellt: 11. Jul 2021, 18:58
Aber die beiden Coverversionen halte ich sogar für überragend! Davis schafft es, die eh schon herausragenden Songs ganz ohne die Vocals eine andere emotionale Tiefe zu geben.
vampula
Stammgast
#616 erstellt: 11. Jul 2021, 19:34

Dieses Album ist natürlich ein Tiefpunkt

puuh sehr schwierig,hab gerade mal nachgedacht wie ich es empfand als die Platte rauskam also direkt 85 und nicht später.Da kam mir wieder der abgredoschner Satz in den Hinterkopf,es waren halt die 80er und er sprang auf.Aber auch Back to the Roots hätte Ihm nicht geholfen.Warum auch.
mr_highfidelity-blues
Inventar
#617 erstellt: 11. Jul 2021, 20:22
Sorry für OT ... aber echt witzig, in wie vielen Musikfäden dieses Forums über die 1980er Jahre hergezogen wird ... gerne unter Hinzunahme des damaligen Sound-Zeitgeistes. Dabei produzierte dieses Jahrzehnt wenigstens eine Wiedererkennungs-Signatur. Schaue und höre ich mir da vergleichsweise die letzten 20 Jahre an ... komplette Fehlanzeige und vollkommen gesichtslos

Rock ... äh ... jazz on
Olli
Rille65
Inventar
#618 erstellt: 11. Jul 2021, 22:58

mr_highfidelity-blues (Beitrag #617) schrieb:
… die 1980er Jahre

Also ich bekenne mich zu diesem „Jahrzehnt“, das für mich musikalisch und auch sonst prägend war. Allerdings beginnen „Die 80er“ für mich bereits 1978 und enden auch schon 1984, was die prägenden musikalischen Stile und Innovationen betrifft.

… die letzten 20 Jahre … komplette Fehlanzeige und vollkommen gesichtslos

Das werden wir fair erst mit etwas Abstand beurteilen können. Die nuller Jahre waren für mich spannend durch das Indie-Revival und die zahllosen Veröffentlichungen göttlicher Bands wie Bloc Party, Strokes, Killers, Editors, …. Die 10er-Jahre sahen unter anderem die Verschmelzung von Hip Hop und Emo von Interpreten wie Lil‘ Peep oder Yunggoth - ein Thema, dessen sich dann ja wohl auch dieser Thread annehmen wird. Ist ja auch Fusion.

Apropos - da grad alle Fußball und darum keiner hinschaut, poste ich schnell noch was aus 1978. Habe die Platte am Sonntag letzter Woche erworben und komme jetzt erst zum Hören. Sensationelles Album!

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Munju ‎– Moon You
Label: Schneeball ‎– 2017, Schneeball ‎– SCHNEEBALL 2017
Format: Vinyl, LP, Album, Stereo
Land: Germany
Veröffentlicht: 1978

Alto Saxophone, Flute, Percussion – Jürgen Benz
Drums, Bells, Timbales – Thomas Römer
Electric Bass – Wolfgang Salomon
Electric & Acoustic Guitar - Dieter Kaudel
Congas – Harry Buckl (Studiogast)
Keyboards – Alex Grünwald (Studiogast)


[Beitrag von Rille65 am 11. Jul 2021, 23:01 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#619 erstellt: 12. Jul 2021, 06:22

mr_highfidelity-blues (Beitrag #617) schrieb:
Sorry für OT ... aber echt witzig, in wie vielen Musikfäden dieses Forums über die 1980er Jahre hergezogen wird ... gerne unter Hinzunahme des damaligen Sound-Zeitgeistes. Dabei produzierte dieses Jahrzehnt wenigstens eine Wiedererkennungs-Signatur. Schaue und höre ich mir da vergleichsweise die letzten 20 Jahre an ... komplette Fehlanzeige und vollkommen gesichtslos


Um kurz dieses OT aufzunehmen, muß ich aber sagen, dass gerade die Musik der letzten 10 Jahre auch durchaus einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Viele bekannte Popsongs oder auch im Hip Hop fussen auf ähnlichen oder gar gleichen Librarysounds und Rhythmen. Dass die Musik der 1980er neben Ihrem hohen Wiedererkennungswert allerdings gerade im Popbereich deutlich vielschichtiger und komplexer war, steht auf einem anderen Blatt.
So, OT off!
vampula
Stammgast
#620 erstellt: 12. Jul 2021, 06:35
dann mal 1986
Chick Corea - 1986 "Elektric Band"
front

Bass [Electric & Acoustic] – John Patitucci
Drums [Acoustic & Electronic], Percussion – Dave Weckl
Guitar (Scott Henderson und Carlos Rios)
Keyboards, Synthesizer, Producer – Chick Corea

Das waren die 80er,die FM Sounds des Keyboards dominieren,sowie Midi und das Schlagzeug von Dave Weckel.
Aber,was da rauskommt,man bekommt Funkeln in die Augen man höre nur den Song Got A Match?
Der elektrische Jazz wurde für die 80er definiert.
vampula
Stammgast
#621 erstellt: 12. Jul 2021, 07:39
gerade noch entdecktlive 1986 Bern
Rille65
Inventar
#622 erstellt: 12. Jul 2021, 13:24
1986? Da kann ich doch auch etwas beitragen. Wie wäre es mit dieser schönen, von Flora Purim persönlich hochgelobten Stimme?

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Kenia A.* ‎– Rio / New York
Label: UltraPhone ‎– 6.26318 AP, TELDEC ‎– 6.26318 AP
Format: Vinyl, LP, Album
Land: Germany

Vocals - Kenia Acioly
Drums – Brian Brake (tracks: A1, A2, A4, B1, B2, B4), Portinho (tracks: A3, B3)
Electric Bass – Paul Socolow
Flute, Saxophone – Mauricio Smith (tracks: B1, B4)
Guitar – Chuck Loeb
Keyboards – José Gallegos (tracks: B1), Mark Soskin (tracks: A1 to A4, B1, B2, B4)
Percussion – Manolo Badrena
Rille65
Inventar
#623 erstellt: 12. Jul 2021, 19:23
Auch schön, was der Johnny da aus seinem Gitarrensynthi rausquetscht. Nicht jedes Stück allerdings zitiert den Rock. Manches klingt auch sehr methenysiert.

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John Abercrombie, Marc Johnson (2), Peter Erskine ‎– Current Events
Label: ECM Records ‎– 1-25044, ECM Records ‎– ECM 1311, ECM Records ‎– 25044-1
Format: Vinyl, LP, Album
Land: US
Veröffentlicht: 1986

Bass – Marc Johnson
Drums – Peter Erskine
Guitar, Guitar Synthesizer – John Abercrombie
Mr._Lovegrove
Inventar
#624 erstellt: 13. Jul 2021, 06:15
Oh ja, die "Current Events" ist eine tolle Platte.
Und da wir gerade bei ECM sind, habe ich diese hier noch:
jpc.de
Marc Johnson
Bass Desires, 1986

Bass - Marc Johnson
Drums - Peter Erskine
Guitar - Bill Frisell
Guitar - John Scofield

Solch eine Besetzung mit zwei Gitarristen funktioniert nur wirklich gut, wenn beide Saitenkünstler natürlich einen völlig unterschiedlichen Grundton anschlagen. Mit dem eher klassisch boppig und teils funky agierenden Scofield und dem völlig diametral aufspielenden Frisell hatte Johnson die ideale Besetzung für dieses Experiment zusammengestellt. Der stets flexibel, extrem agil und treibend aufspielende Peter Erskine komplettiert die Allstartruppe schließlich kongenial. Die Musik ist weitläufig verortet und man hört Bop, funky Stuff, Fusionanklänge, aber auch wundervoll atmosphärische Stücke, die Frisell mit seinen langgezogenen Tönen faszinierend ausstaffiert. Scofield fühlt sich in dieser Konstellation hörbar wohl und glänzt mit seinem so typischen Spiel voller Soul und Funk.
Johnson selbst gibt hier eher den Katalysator für die zwei großen Solisten und schafft mit seinem Bass eine kräftige und voluminöse Grundierung, auf der die beiden Gitarristen ihre volle Palette aufbringen können.
Rille65
Inventar
#625 erstellt: 13. Jul 2021, 08:00

Mr._Lovegrove (Beitrag #624) schrieb:
… flexibel, extrem agil und treibend aufspielend …

Schöne Rezension!

Da fällt mir ein, dass ich diese Aufnahme erst kürzlich auf einem Hof-Flohmarkt erwarb. Von einem Bassisten, dem ich im Jahr zuvor schon tolle Fusion-Platten abgekauft hatte. Dieses Album iist leider nur eine CD. Ein Format, das bei mir ein echtes Nischendasein fristet:

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HansFehr
Inventar
#626 erstellt: 13. Jul 2021, 14:17
Tutu, der Erzbischof von Südafrika. Dieses Album ist schon gelungen. Es gefällt mir auch die Einlage von Urbaniak. arnaoutchot wird diese Meinung kaum mit mir teilen.

Einen wesentlichen Einfluss hat natürlich Marcus Miller.

Miles Davis - Tutu
1986

arnaoutchot
Moderator
#627 erstellt: 13. Jul 2021, 14:29

HansFehr (Beitrag #626) schrieb:
Tutu, der Erzbischof von Südafrika. ... Urbaniak: arnaoutchot wird diese Meinung kaum mit mir teilen. Einen wesentlichen Einfluss hat natürlich Marcus Miller.


Urbaniaks Beitrag ist zeitlich so gering, dass ich ihn gut tolerieren kann Tutu ist mE die mit Abstand beste Marcus-Miller-Platte, auf der Miles Davis mitspielt. Miller zehrt heute noch von der Platte.

Zwei Kuriositäten: 1) Zappa - Jazz from Hell (Barking Pumpkin 1986) ist aus meiner Sicht keine Jazz-Rock-Platte, sondern Zappa am Synclavier. Aus meiner Sicht trotz des Titels keine Platte für den Thread hier, ich wollte es nur erwähnt haben. 2) Jon Hiseman hat einige seiner Schlagzeugsoli aus der 1985er Tour des United Jazz & Rock Ensembles veröffentlicht unter dem witzigen Titel Ganz schön heiss, Man ! (veraBra 1986). Es sind wirklich nur die Soli mit kurzen Ein- und Ausleitungen. Aber wie einfallsreich Hisemans Soli sind, wird dadurch doppelt deutlich. Für Freunde des Genres ein Hinhören wert.

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[Beitrag von arnaoutchot am 13. Jul 2021, 14:41 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#628 erstellt: 13. Jul 2021, 17:51
"Tutu" halte ich für ein absolutes Meisterwerk. In all seiner kühlen und perfektionistischen Ästhetik repräsentiert es die 1980er wie kaum eine andere Platte; den Pop mit eingeschlossen. Millers (und im Falle des besten Stückes "Backyard Ritual" auch George Dukes) Produktionskultur, aber auch das so minimalistische wie stilistisch so einzigartige Spiel von Miles Davis haben aus dieser Platte ein musikalisches und akustisches Designerglanzstück gemacht. Und wenn man sich das Video zum Titelstück anschaut, dann unterstreicht das Auftreten von Miles Davis diese These punktgenau.
Miller hat all den Ballast und all das Unstete, all diesen etwas orientierungslosen Funkjazz, den die vorherigen Platten noch inne hatten, einfach wegradiert, den Kern von Miles Grundidee einer neuen Jazzmusik aber beibehalten. Und damit haben die beiden das Jahrzehnt und all seine stilistischen und auch kulturellen Eigenarten kongenial reflektiert und ihnen gleichzeitig eine eigene Note hinzugefügt.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 13. Jul 2021, 17:57 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#629 erstellt: 13. Jul 2021, 17:55

arnaoutchot (Beitrag #627) schrieb:
Miller zehrt heute noch von der Platte. ;)

Was auch in der Doku über ihn sehr deutlich wurde. Dort nahm Tutu einen recht prominenten Platz ein und es wurde der Platte recht großzügig Raum gegeben.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 13. Jul 2021, 17:55 bearbeitet]
Rille65
Inventar
#630 erstellt: 13. Jul 2021, 22:35

HansFehr (Beitrag #626) schrieb:
Einen wesentlichen Einfluss hat natürlich Marcus Miller.

Ich muss zugeben, dass sich keine einzige seiner Produktionen in meiner Sammlung befindet. Hier und da zupft er mal den Bass, 1982 auf Donald Fagens The Nightfly und Spyro Gyras Incognito. 1985 auf Bryan Ferrys Boys And Girls (1987 auf Bête noire soll er auch irgendwie mitgemischt haben), 1986 auf Billy Idols Whiplash Smile, 1988 auf Scritti Polittis Provision (da wo auch Miles ins Horn tutet im Song Oh Patti (Don't Feel Sorry For Loverboy)) - That was it.
Rille65
Inventar
#631 erstellt: 14. Jul 2021, 21:05

Mr._Lovegrove (Beitrag #629) schrieb:
… in der Doku über ihn …

Eine Doku über Miller? Wo gibt‘s denn die zu sehen?

Hier dreht eine Scheibe, deren genaues Releasedatum unbekannt ist, irgendwann in den 80ern. Ich nutze sie daher als Joker.

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Baya ‎– Baya
Label: Houston Connection Recording Corporation ‎– H C1-2001
Format: Vinyl, LP, Album
Land: US

Diese Caribean Jazz Fusion wird zusammengeschmolzen von Pat (Pachico) Murphy (Congas, Percussion), Roger Bethelmy (Drums), George Cables (Keyboards), Vince Charles (Timbales, Percussion, Steel Drums), John Heard (Akustikbass), Doug Wintz (Posaune), Larry Klimas (Sax), Ralf Rickert (Trompete).

Klimas und Rickert kennt man vielleicht noch von Puzzle, der immerhin seinerzeit bei Motown gezeichneten Brass-Rock/Jazz-Funk-Band aus Chicago.
Cables hat ja schon in quasi allen Jazz-Trios, Quartetten, Quintetten und Orchestern mitgespielt … ebenso Heard, wenn auch nicht in den ganz namhaften.
Mr._Lovegrove
Inventar
#632 erstellt: 15. Jul 2021, 06:14

Rille65 (Beitrag #631) schrieb:

Eine Doku über Miller? Wo gibt‘s denn die zu sehen?

Ich hatte sie mir bei Amazon Prime angeschaut.
Mr._Lovegrove
Inventar
#633 erstellt: 16. Jul 2021, 06:18
Hier noch eine Scheibe, die ich mal besaß, aber nach dem ersten Hören gleich wieder weggeben hab, weil sie mich absolut enttäuscht hat:
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Birèli Lagrène, Jaco Pastorius
Stuttgart Aria, 1986

Backing Vocals, Bass (Synth) - Jan Jankeje
Drums – Peter Lübke
Electric Bass, Piano, Vocals – Jaco Pastorius
Electric Guitar, Backing Vocals – Bireli Lagrene
Keyboards, Synthesizer – Vladislaw Sendecki
Percussion, Backing Vocals – Serge Bringolf

Ein fantastischer Gitarrist und ein noch fantastischerer Bassist zusammen auf einer Platte, das muß doch ein Meisterwerk sein! Dachte ich zumindest bei Kauf. Doch leider ist die Platte ein Rohrkrepierer. Zunächst ist die Produktion für Ihre Zeit einfach nicht gut. Anämisch, flach und blutleer erklingt das, was man hört.
Doch schlimmer wiegt, dass die Platte wie eine mittelmäßige Jamsession einiger Feierabendmusiker erscheint. Lagrène und Pastorius hatten das Album als Abschluß ihrer erfolgreichen Europatournee aufgenommen; es muß so spontan entstanden sein wie es klingt. Ich bin wahrlich kein Experte in Sachen Musiktechnik und auch kein Musiker, aber für mich spielen beide Hauptprotagonisten (für ihr Niveau wohlgemerkt) kaum mehr als durchschnittliche Übungskellerkost. "Jaco's Reggae" ist die einzige Ausnahme, hier glänzen beide mit wunderbaren Einfällen. Ansonsten regieren Langeweile und ein übermäßiger Einsatz von wirklich käsigen Keyboardsounds.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 16. Jul 2021, 06:20 bearbeitet]
Rille65
Inventar
#634 erstellt: 16. Jul 2021, 18:39

Mr._Lovegrove (Beitrag #632) schrieb:
Amazon Prime

Danke! Da schaue ich nie obwohl ich Prime-Kunde bin. Hatte nur bei YT und Netflix gesucht.
Mr._Lovegrove
Inventar
#635 erstellt: 18. Jul 2021, 09:21
Wie vampula schon treffend bemerkte, hat Chick Coreas Elektrik Band den Sound der Fusion der 80er neu definiert. Das lag aber sicher auch daran, dass die Digitaltechnik sich endgültig durchgesetzt hatte. Aufnahmen wurden digital erstellt, Keyboards und Synthesizer waren nun volldigital. Einhergehend damit kam die Blütezeit des Labels GRP (Grusin- Rosen- Productions), der Plattenfirma von Dave Grusin und Larry Rosen, beides selbst hervorragende Musiker. 1978 gegründet, spezialisierte man sich von vornherein auf hervorragend produzierte Fusionmusik (es gab aber auch einige klassischere Jazzalben) und war nebenbei auch noch zeitweise im Besitz des Impulse! Kataloges. Ein großer Jazzstar nach dem anderen wurde gesigned und so wuchs bis in die frühen 90er ein enormer Katalog an. Ich wollte das mal erwähnen, weil GRP für die Fusion der 80er sowas wie ein Mutterschiff war und Stars wie Chick Corea, Lee Ritenour, The Rippingtons, Dave Weckl, John Patitucci, Tom Scott und einigen mehr untergekommen waren und zumindest technisch meist erstklassige Produktionen aufnehmen konnten. Musikalisch waren einige Releases eher Musician's Music, aber das Label war eine Zeit lang sehr erfolgreich und auch aus den Hifi Studios der 80er und 90er nicht wegzudenken.

Auch Billy Cobham kam dort unter und setzte seine Serie spektakulärer Fusionalben fort.
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Billy Cobham
Powerplay, 1986

Bass – Baron Browne
Drums, Drum Programming – Billy Cobham
Guitar Synthesizer – Dean Brown
Keyboards – Gerry Etkins, Onaje Allan Gumbs
Percussion – Sa Davis

Die Drumlegende war ja schon immer auf der eher technisches Seite des Jazzrocks zu finden und diese Platte macht da keine Ausnahme. Und nicht nur das Cover verweist auf ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein und Standing von Cobham. Er weiß, was er kann und wer er ist und dies zeigt er auch inhaltlich. Die klangmäßig hervorragende und natürlich digitale Produktion wird von damals modernen Keyboardsounds en masse dominiert und Cobham scheut sich auch nicht vor Elektrodrums. Trotz all der Technik steht sein virtuoses und spektakuläres Schlagzeugspiel im Vordergrund. Zum größten Teil wirkt die Scheibe eher wie eine Lehrstunde in Sachen Powerdrumming, könnte auch als CD einem Drummagazin oder Lehrheft für fortgeschrittene Drummer beiliegen. Wer auf Kompositionen steht, die eher technisch und harmonisch- rhythmisch basiert sind, ist hier genau richtig.

Das moderne Technik bei GRP eine Hauptrolle einnahm und man Vorreiter in Sachen digitaler Musikaufnahme sein wollte, zeigt sich schon an einigen Covern, so auch auf dem von Lee Ritenours 1986er Album:
lee
Lee Ritenour
Earth Run

Auf dem durchaus scheußlichen Cover ist die Synth Axe zu sehen, die von Bill Aitken, Mike Dixon und Tony Sedivy entwickelt wurde und 1985 auf den Markt kam. Das ist ein reiner Controller ohne eigene Sounds. Ritenour verband ihn auf diesem Album mit Oberheim und Yamaha Synthesizern und wurde so zum besten Werbeträger für dieses damals spektakuläre Instrument.
Daneben bedient Captain Fingers auch konventionelle Gitarren aller Coloeur. Doch auch diese können diese ultrakommerzielle und teils sehr käsige Platte kaum retten, ebensowenig wie die überragende und ellenlange Liste an Mitmusikern. Denn nicht nur die Sounds der sechs Saiten kommen aus dem Synth, sondern auch teilweise Drums, Bass und ebenso alles, was Tasteninstrumente anbegeht, ist künstlich. Ich habe nichts gegen Keyboards und die Künstlichkeit der 80er und Miles Davis und Marcus Miller haben auf "Tutu" bewiesen, dass man diese Soundästhetik auch als Vehikel für eine neue Kunst benutzen kann, aber das hier ist kein Kunstwerk, sondern eine dieser typischen Fusion/Pop/Smooth Alben dieses Jahrzehnts mit verspielten Digitalklängen und belanglosem Gedudel.
Ritenour ist ein herausragender Gitarrist, keine Frage, aber gerade was die Platten Mitte der 80er angeht, hat ein Al Di Meola wunderbare Geschichten erzählt, während Ritenour in der Belanglosigkeit versickert ist. Das änderte sich erst ein paar Jahre später.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 18. Jul 2021, 10:48 bearbeitet]
Rille65
Inventar
#636 erstellt: 19. Jul 2021, 22:08

Mr._Lovegrove (Beitrag #635) schrieb:

Billy Cobham
Powerplay, 1986

Das Cover erinnert mich an … http://www.hifi-foru...7&postID=69964#69964
(Links einbetten ging auch schon mal schöner, oder?)
hifi_raptor
Inventar
#637 erstellt: 20. Jul 2021, 10:37
Noch mal eines von Sadao Watanabe - Good Time For Love von 1986.

jpc.de

Ja das Album ist irgendwie kommerziell aber es hebt die Laune falls man einen schlechten Tag hatte


Das moderne Technik bei GRP eine Hauptrolle einnahm und man Vorreiter in Sachen digitaler Musikaufnahme sein wollte, zeigt sich schon an einigen Covern, so auch auf dem von Lee Ritenours 1986er Album:


Es stimmt schon zumindest in den 80ziger und 90ziger Jahren hatten die Herren Dave / Don Grusin und Larry Rosen wenig Sinn für natürliche Klänge.
Was ja auch die eigenen Alben von Dave Grusin aus der Zeit belegen. Dazu "später" mehr.

Was den Klang anging konnte man GRP CD's locker von den CD Produktionen anderer Labels unterscheiden. Die Produktionen hatten eine gewisse Durchsichtigkeit. Also das Mastering war klar auf das Medium CD und seinen klanglichen Möglichkeiten ausgerichtet. Manchmal hatte das Klangbild gegenüber der LP aber eine gewisse Härte.

Gruß
Rille65
Inventar
#638 erstellt: 20. Jul 2021, 21:33
Ich kann erst wieder 1987 mit zwei Scheiben mitreden.
Mr._Lovegrove
Inventar
#639 erstellt: 21. Jul 2021, 08:35
I/ch habe noch zwei letzte für 1986:
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Elements
Blown Away (soundtrack), 1986
Das Projekt um Mark Egan und Danny Gottlieb nahm sich 1985/1986 des Soundtracks zum Surferfilm "Blown Away" an und schuf einen atmosphärischen Score, dessen Fokus auf einem vitalen und pulsierenden Elektro- Rhythmusgerüst liegt. Das ist kaum mehr Jazz, höchstens hie und da sticht er in einigen kleinen Soli durch. Und doch musizieren hier Jazzer reinsten Blutes, die eben hier eine auch ohne Film funktionierende Untermalungsmusik kreiert haben, die eigentlich eher an die Fans von 80er Jahre Elektronik geht.

R-1975718-1545906917-5977.jpeg
Mike Stern
Upside Downside, 1986

Alto Saxophone – David Sanborn
Bass – Jaco Pastorius, Jeff Andrews, Mark Egan
Drums – Dave Weckl, Steve Jordan
Guitar – Mike Stern
Percussion – Dr. Gibbs
Piano, Synthesizer – Mitch Forman
Tenor Saxophone – Bob Berg

Ich persönlich bin kein Fan von Mike Sterns Gitarrensound, doch man muß ihm lassen, dass er bereits auf seiner zweiten Platte extrem ausgereift und erfahren klingt. Nun war er das ja sogar, denn er spielte erst bei Billy Cobham, um schließlich von 1981 bis 1983 die Rückkehr von Miles Davis mitzubegleiten und in dessen Band Akzente zu setzen.
Dass dies eine exzellente Schule war, zeigt Stern auf dieser astreinen Jazzrockplatte in porentiefer Reinheit. Umringt von Könnern ihres Faches und produziert im Geiste der Zeit spielt der Gitarrist sich durch eine sehr ihre Entstehungszeit repräsentierende Platte und befriedrigt jeden Gitarrenfreund quasi kompromißlos. Mal bluesig, mal straight rockend, hie und da etwas progressiv und auch mal balladesk, aber immer sofort erkennbar, zeigt Stern, wie Fusion ohne Langeweile geht. Bob Berg, der ebenfalls bei Miles Davis gespielt hatte (bis 1984), ist ein kongenialer Solopartner und weiß Sterns Ticken zu kontern. Wer sich nicht an zeitgeistigen Keyboardsounds und dem typischen Klang der 80er stört, aber auf gute Fusion steht, ist hier richtig.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 21. Jul 2021, 08:49 bearbeitet]
HansFehr
Inventar
#640 erstellt: 21. Jul 2021, 08:46

Mr._Lovegrove (Beitrag #639) schrieb:
Wer sich nicht an zeitgeistigen Keyboardsounds und dem typischen Klang der 80er stört, aber auf gute Fusion steht, ist hier richtig.

Sehr gut definiert. Ich habe Mühe mit den Keyboard-Sounds der 80er. Ganz besonders oben bei Billy Cobhams Powerplay. Zu viel des Guten.
Mr._Lovegrove
Inventar
#641 erstellt: 21. Jul 2021, 09:12

Rille65 (Beitrag #638) schrieb:
Ich kann erst wieder 1987 mit zwei Scheiben mitreden.
:.

Ich habe für das Jahr in der Tat sogar 12 Scheiben auf der Liste.
vampula
Stammgast
#642 erstellt: 21. Jul 2021, 12:26

Ich habe Mühe mit den Keyboard-Sounds der 80er

wobei etliche junge Bands die Korg,Yamaha und Casio Sounds der 80er wieder gezielt einsetzen.
Kommt alles wieder
Mr._Lovegrove
Inventar
#643 erstellt: 21. Jul 2021, 13:20
Das witzige dabei ist, dass das oft die Presetsounds waren, weil viele Musiker die Keyboards entweder nicht programmieren konnten oder wollten oder beides.
Rille65
Inventar
#644 erstellt: 21. Jul 2021, 18:49
Ich hatte mal eine Korg M1.
Rille65
Inventar
#645 erstellt: 21. Jul 2021, 21:55
Hmm, ich hätte doch auch mal ins Fach Pop 1986 schauen sollen. Was haltet Ihr von

C960E90C-9D3F-44C8-8F07-51BDE8A27CB1

The Style Council ‎– Home & Abroad - The Style Council, Live!
Label: Polydor ‎– 829 143-1
Format: Vinyl, LP, Album
Land: Germany

Nachdem Sade und Working Week hier schon ihre Auftritte hatten, dürfen Paulchen Weller und Mick Talbot natürlich nicht fehlen.
1-2 weitere 86er habe ich dann noch.
vampula
Stammgast
#646 erstellt: 22. Jul 2021, 06:17
noch eine zu 1986
Andreas Vollenweider - Down to the Moon
R
New Age trifft auf ein bisschen Jazz,oder so ähnlich
Vollenweider bekam dafür einen Grammy.
Der beginn einer Welle,die dann auch in neue Klangsphären aufbrach.Dazu vieleicht später(Friedemann,The Silent Jazz Ensemble etc)


[Beitrag von vampula am 22. Jul 2021, 06:25 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#647 erstellt: 22. Jul 2021, 08:36
Wobei sowohl Vollenweider als auch Friedemann und einige der anderen Künstler auf Biber Records den Jazz wirklich nur mit dem Ärmel streifen. Aber wunderbare Musik ist das natürlich.

Ich mache mal mit 1987 weiter. Und habe natürlich wiedermal eine GRP am Start:
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Tom Scott
Streamlines 1987

Drums – Vinnie Colaiuta
Electric Bass – Neil Stubenhaus
Electric Guitar – Eric Gale, Michael Landau
Keyboards – Randy Kerber
Piano [Digital Piano] – Richard Tee
Soprano Saxophone, Alto Saxophone, Tenor Saxophone, Lyricon – Tom Scott
Synthesizer – Joseph Conlan

Auch Saxer Scott macht keine Ausnahme und präsentiert Smoothjazzfusion reinsten Wassers. Auch das ist harmloses Geblubber in einem seelenlosen digitalen High Tech Sound, das niemandem wehtut. Mehr mag ich gar nicht dazu sagen.

High Tech Sounds hat auch Drumwizzard Peter Erskine auf seinem 1987er Album verarbeitet, aber die Scheibe ist alles andere als langweilig:
pe
Peter Erskine
Transition 1987

Acoustic Bass – Marc Johnson
Drums, Electronic Drums, Gong, Synthesizer, Computer, Producer – Peter Erskine
French Horn – Peter Gordon
Guitar, Guitar Synthesizer – John Abercrombie
Synthesizer – Don Grolnick
Tenor Saxophone – Bob Mintzer
Tenor Saxophone, Soprano Saxophone – Joe Lovano

Erskine bedient sich hier auf einigen Stücken elektronischer Drums (Achtung: keine Simpad Sounds!) und anderer Synthie- Helfer, doch er bleibt letztlich dem Jazz treu. Fusion und straightere Rhythmen gibt es auf einigen Stücken, ja, doch im Herzen ist das eine moderne, teils sehr progressive Jazzplatte mit einer astreinen Besetzung.


[Beitrag von Mr._Lovegrove am 22. Jul 2021, 13:43 bearbeitet]
hifi_raptor
Inventar
#648 erstellt: 22. Jul 2021, 11:11
Eine Nachmeldung?
GRP Live in Session von 1986(7) oder 1992 wie mein Musikserver meldet?
Herausragend hier ist Diane Schuur mit Reverend Lee.
Seit dem habe ich die werte Lady immer mal auf dem Schirm. Hat von Swing bis Blues (mit B.B. King) auch schon viele Genre bedient.
vampula
Stammgast
#649 erstellt: 22. Jul 2021, 12:09

Peter Erskine
Transition 1987

Hammer,ist mir die ganze Zeit nicht eingefallen,habe überlegt und überlegt
Mr._Lovegrove
Inventar
#650 erstellt: 22. Jul 2021, 13:10
Ich werde hier nun mal die drei ECMs, die ich für 1987 auf dem Zettel habe, in einem Beitrag zusammenfassen. Alle drei sind mindestens großartig und zählen zu den Highlights in der Diskographie des jeweiligen Künstlers.

jpc.de
Marc Johnson, Bass Desires
Second Sight, 1987

Bass - Marc Johnson
Drums - Peter Erskine
Guitar - Bill Frisell
Guitar - John Scofield

Ein Jahr zuvor hatte Johnson die erste Bass Desire veröffentlicht. Und was für die erste Scheibe gilt, die ich fürs Jahr 1986 besprochen hatte, gilt ohne Kompromisse auch für die zweite.

jpc.de
David Torn
Cloud About Mercury, 1987

David Torn Electric Guitar, Acoustic Guitar
Mark Isham Trumpet, Piccolo Trumpet, Flugelhorn, Synthesizer
Tony Levin Chapman Stick, Synthesizer Bass
Bill Bruford Simmons Drums, Synthesizer Drums, Percussion

Zwei der profiliertesten Progrocker und ein trompetender Tausendsassa mit Hang zu Moderne und Avantgarde scharen sich um einen der fernab aller Mainstreampisten fahrenden Gitarristen und herauskommt eine der so ungewöhnlichsten wie spannendsten ECM Produktionen. Es ist das drin, was man erwartet, vielleicht etwas atmosphärischer gehalten. Ist es Jazz, ist es Prog, ist es Soundscape? Es ist alles zusammen in einer absolut gelungenen und grandios ausbalancierten Mixtur voller komplexer rhythmischer Ausgestaltung. Torn lässt seine Gitarre jaulen, kreischen, aufheulen und setzt dann wieder atmosphärische Punkte, während das Duo Bruford/Levin virtuos und stringent eine tiefgreifende und raffinierte Architektur aufbaut. Isham ist hier der Klangflächenprojektor, dessen Trompete kaum wirklich solistisch erklingt, sondern kontrastierende Akzente setzt. Faszinierend!

jpc.de
Terje Rypdal & The Chasers
Blue, 1987

Bjørn Kjellemyr - Bass
Audun Kleive - Drums
Terje Rypdal - Guitars, Synths

Das Wilde und teils Stehgreifartige des Vorgängers ist einer deutlicheren Struktur gewichen. The Chasers treten hier als stilistisch gefestigtes Trio auf und sie haben sich entschieden, die freien Elemente des Vorgängers insgesamt zu tilgen und einer teils kalten und glatten Ästhetik weichen zu lassen. Rypdal setzt mit kühlen Keyboards eine passende Basis und auch insgesamt klingt die Platte durch massiven Halleinsatz und harte Drums- und Basssounds wie ein extremer Widerhall der 80er. Doch die Ambivalenzen, die Rypdal und Co. aufkommen lassen, sind umso faszinierender. Der Gitarrist lässt in diesem dafür eigentlich unpassenden Umfeld seine Stratocaster aufjohlen und kreischen, er verzerrt extrem und nimmt das gute Stück teilweise regelrecht auseinander. Kjellemyr bietet ihm mit seinem Plektrumbass die rechte Partnerschaft dafür immer wieder an und Kleive gibt sich als technoider Ästhetiker.
Für mich ganz persönlich ist dies Rypdals beste Platte, da er sich hier ganz auf sein Solistentum konzentrieren kann und dennoch ein Trio von nahezu gleichwertigem Dasein erklingt. Zudem die auch technisch brillant umgesetzte Klangästhetik einmalig ist.
Auch Regisseur Michael Mann ist wohl Fan davon, denn er verwendete das Stück "Last Nite" im Filmhit "Heat".
HansFehr
Inventar
#651 erstellt: 22. Jul 2021, 17:39

vampula (Beitrag #646) schrieb:
New Age trifft auf ein bisschen Jazz,oder so ähnlich ;)

Das kann man so sagen. Ich erinnere mich an den Schlagzeuger dieser Aufnahme. Walter "Wäle" Keiser. Er hat mir zehn Jahre vorher im Zusammenhang mit der Fusion-Band Shivananda Schlagzeugunterrichtung gegeben. Nach zehn Minuten habe ich resigniert. Vor allem weil er wollte (du bist ja Fußballer, Hans), dass ich auch noch meine Füße an den Drums einsetzen sollte. Nicht machbar. Ende. Ein Bier trinken folgte.
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