Edgar der Eckensteher

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wmues
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 13. Nov 2010, 00:10
Moin Moin,

heute habe ich mal ein bisschen Zeit und schreibe über ein Projekt, was mich die letzten Wochen beschäftigt. Da ich Anfänger bin, bin ich immer für Hinweise und Hilfestellungen dankbar!

Zunächst einmal die Vorgeschichte:
Ich habe mir Cyburgs Engelstrompeten gebaut, um in meinem Wohnzimmer mal wirklich gute Musik genießen zu können. Das sind zwar feine Boxen - ich bereue den Bau nicht - aber ich habe doch recht schnell gemerkt, dass sie nicht das richtige für mich und den Raum sind. Erst einmal haben sie wie fast alle Breitbänder eine starke Bündelung in den Höhen. Also entweder sitzt man richtig oder man leidet... Zweitens darf man natürlich von den kleinen Lautsprechern keine Wunder bei lauter Basswiedergabe erwarten. Ich habe dann einen (Ripol)Subwoofer dazu gebaut, aber das war auch kein rechter Erfolg. Ein harmonischer Klang wurde das nicht.

Die nächste logische Alternative in so einem Fall wäre ein Lautsprecher wie das Klipschhorn: Pegel ohne Ende, auch im Bassbereich, und weil er in der Ecke steht (d.h. weit weg), auch bei den hohen Tönen mit einem größeren bestrahlten Bereich.

Leider habe ich an den angedachten Lautsprecherpositionen keine einwandfrei geformten Ecken, und der Aufwand zur Erstellung ist doch ziemlich hoch. Wer braucht denn schon eine SPL von 105dB? Man sagt ja auch, dass die Klipschhörner eine Mindestgröße des Raumes brauchen.

Also habe ich mich auf den diversen Lautsprecherseiten nach einer Art "Klipschhorn in klein" umgesehen. Leider bin ich da nicht so recht fündig geworden. Es gibt zwar einige Lautsprecher, die für wandnahen Betrieb ausgelegt sind, aber die haben alle entweder bei der Bassperformance oder beim Abstrahlverhalten der Höhen Defizite. Nix gefunden.

Nagut, also selber entwerfen. Ob das gut geht mit meinem Vorwissen?

Erster Versuch war eine recht flache Box mit 40l Volumen, 30l Bassvolumen und einer Hornkehle. Als Chassis hatte ich den WM-8 ausgewählt. Leider kam bei den Versuchen bald heraus, dass der Bass doch ein bisschen mager war und die Hornkehle es bei tiefen Frequenzen nicht brachte. Da war auch die Phasenverschiebung einfach zu klein.

Also habe ich die Hornkehle durch ein langes Horn ersetzt. Da alles noch in 40l passen musste, wurde das Bassvolumen auf 10l verkleinert und ein 2,4m langes Horn eingebaut. Tja, auch nicht besser! Zwar kam jetzt unten rum mehr, aber das viel zu kleine Horn konnte den TT nicht richtig laden, und die Abstrahlung von der Front war des kleinen Volumens wegen arg gepresst.

Die Versuche mit dem Horn wurden beendet; in dieser Boxengröße geht das wohl nicht.

Der zweite Versuch:
Jetzt sollte es eine tief abgestimmte BR-Box werden. Wieder 30l für den Bass, mit möglichst viel Membranfläche. Ich blieb bei 2 x Mivoc AW-2000 hängen. Eingebaut mit einer BR-Resonanz von 33 Hz gibt das einen langsam abfallenden Frequenzgang im Bass, der aber durch die Verbannung in die Ecke sicherlich noch angehoben wird.

Als zweites Chassis habe ich den Sica LP129 ausgewählt. Herr Vollstädt hat damit die Hornicon gebaut, und laut Hörberichten soll das Chassis recht breit abstrahlen. Eine kleine Kammer mit 3l Volumen soll reichen, dazu eine Trennfrequenz von ca. 250 Hz oder so.

Ich habe einen Prototyp aufgebaut, und die ersten Versuche waren ganz ermutigend: es war genug tief runterreichender Bass da, und der LP129 strahlt die Höhen tatsächlich beachtlich breit ab. Als ersten Test habe ich die Chassis parallel ohne Weiche betrieben, und das klang schon ganz gut.

Bilder vom Bau:

Edgar BR-Kanal

Edgar BB-Box

Edgar Ansicht von der Seite

Edgar fertig zum Test

Impedanzmessungen:

Edgar Impedanz TT

Edgar Impedanz BB

Was die Messung des Frequenzgangs mit ARTA angeht, bin ich leider noch ein blutiger Anfänger: kein kalibriertes Mikrofon, dazu sicherlich ein ungeeigneter Messraum. Hier kommt das Grauen persönlich:

Edgar: erster Messversuch

Ich werde jetzt erst einmal eine halbwegs ordentliche Frequenzweiche bauen und dann einige Zeit in die Qualität meiner Messungen investieren. Wenn jemand noch eine Anleitung dazu hat, wie man so etwas ohne Messraum hinkriegt...

Da der Klang schon jetzt gut in meinen Ohren klingt, werde ich sicherlich weitermachen!
fabel
Stammgast
#2 erstellt: 13. Nov 2010, 01:29
Hallo, das Du schon mal angefangen hast Dich an Arta ran zu tasten ist doch schon mal super. Hier gibt es mehr Hilfestellung:

Messen ohne RAR

Gruß Fabian
wmues
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 15. Nov 2010, 23:27
Hallo Fabian,

herzlichen Dank für den Link. Natürlich sind die wirklich wertvollen Informationen den Abbonenten vorbehalten... es kommt aber ziemlich deutlich raus, dass man in einem recht kleinen Raum nicht viel machen kann - ich werde also wohl man eruieren, wie das draußen im Freifeld geht.

Jetzt ist aber erst einmal die Impedanzkorrektur (Zobel für den TT, Saugkreis für den BB) und dann eine Weiche dran. Das ist erstmal straightforward, und dann kann ich zum ersten Mal wirklich hören, was die Kombination so von sich gibt.

Der Sica LP 129 ist ja ziemlich hochton-lastig. Das hört man auch. Herr Vollstädt hat aber darauf verzichtet, das bei der Hornicon zu korrigieren ?!?. Das muss ich mir erstmal anhören...

Gruß
Wolfgang
wmues
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 20. Nov 2010, 01:03
So, jetzt habe ich die Impedanzkorrektur realisiert.

Erstmal das Zobel-Glied für den Tieftöner:

Edgar TT Zobel

Dann den Saugkreis für den Breitbänder:

Edgar BB Saugkreis

Als nächstes kommt die Weiche dran. Mal sehen, ob das auch so gut läuft...
wmues
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 06. Dez 2010, 22:44
Meine ersten Weichenerfahrungen:

die Weiche ist eine 12dB Linkwitz/Riley bei 275Hz. Ich habe sie zusammen mit den Impedanzkorrekturen für BB und TT auf ein Stück Karton aufgebaut und Impedanz gemessen und Probe gehört.

Bei der Impedanzmessung fiel negativ auf, dass der Saugkreis für die BB-Resonanz deutliche Phasendrehungen machte. Beim Probehören fiel sofort auf, dass die Tiefen zu schwach waren (ich hatte erstmal den Pegel linearisiert und keinen Baffle Step eingebaut).

Das ging ganz offensichtlich so nicht gut.

Also habe ich eine Baffle-Step-Kompensation eingabaut. Da der -3dB Punkt bei ca. 275 Hz lag (mit Edge simuliert), lies sich dies ganz einfach durch einen 3dB Dämpfungsglied direkt vor dem BB machen. Da ein solches Glied gleichzeitig die BB-Resonanz etwas dämpft, konnte ich den Saugkreis für den BB weglassen.

Bei den nächsten Hörtests klang es jetzt wieder besser, vielleicht ein bisschen zu basslastig. Da bin ich mir aber nicht so sicher - ich habe wenig Hörerfahrung, und meine anderen Boxen gehen nicht so tief herunter.

Ich habe dann mal probeweise das Zobel-Glied für den TT abgeklemmt und konnte beim Hin- und Herschalten keine Klangbeeinflussung des TT feststellen. Da das Zobelglied für ein 5-Ohm-Impedanzminimum bei ca. 100 Hz verantwortlich war, habe ich es rausgenommen. Jetzt ist die minimale Impedanz 7 Ohm.

Könnte mir jemand, der schon mal Wandboxen gebaut hat, einen Tipp geben? Ich vermute, dass die 3dB Bafflestep-Korrektur über den ganzen Frequenzbereich zu viel sind. Sicher gibt es einen Step bei ca. 270Hz, aber eigentlich müsste doch bei den tiefen Frequenzen (wo die Boxentiefe klein wird gegenüber der Wellenlänge) der Pegel wieder ansteigen?!? Ich meine, es klingt in den Tiefen zu "voll".

Gruß
Wolfgang
dllwurst
Stammgast
#6 erstellt: 15. Dez 2010, 21:16

wmues schrieb:
(ich hatte erstmal den Pegel linearisiert und keinen Baffle Step eingebaut).


Meinst du eine Baffle Step Kompensation? Der Baffle Step hängt von der Schallwandbreite und Höhe ab und bewirkt auf einen bestimmten Frequenzbereich einen Anstieg, den man ungefähr bestimmen kann.



wmues schrieb:
aber eigentlich müsste doch bei den tiefen Frequenzen (wo die Boxentiefe klein wird gegenüber der Wellenlänge) der Pegel wieder ansteigen?!?


Der Pegel sinkt wie gesagt nicht ab beim Baffle Step, sondern steigt an. Die Korrektur sollte sich daher auch nur auf den Bereich beziehen.

Gruß

dllwurst
wmues
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 15. Dez 2010, 22:18
Hallo dllwurst,

ich weiss, wie dass mit dem Baffle Step ist: Bei hohen Frequenzen (Schallwand gross gegen Wellenlänge) strahlt das Chassis in den Halbraum ab. Bei tiefen Frequenzen in den ganzen Raum. Wenn man also von hohen Frequenzen her kommt, ein Abfall von (theoretisch) 6 dB.

Wenn ich jetzt einen Lautsprecher mit einer Tiefe von sagen wir mal 20cm an der Wand habe, dann werde ich sicher einen Einbruch haben, wenn die Breite der Schallwand zu klein wird. Aber bei ganz tiefen Frequenzen wird die Tiefe der Box klein gegenüber der Wellenlänge, so dass die Wand als Schallwand mitwirkt und ich wieder einen Anstieg zu tiefen Frequenzen hin habe. So jedenfalls meine Theorie...

Hast Du schon einmal Lautsprecher für die Wand gebaut?

Gruß

Wolfgang
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