Frage zu Verpolung 2-Wege-Lautsprecher

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der_skeptiker
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 31. Jul 2020, 00:49
Moin

Ich bräuchte bitte mal einen fachkundigen Rat eines Lautsprecherbauers. Lautsprecher selbst bauen will ich nicht, es geht um fertige. Auch muss ich ein bisschen ausholen, sorry schon mal.

Es ergab sich neulich die Gelegenheit, ca. 25 Jahre NOS Regallautsprecher einer meiner favorisierten Marken zu kaufen, Royd Audio, Modell Eden, 2 Wege (Kalotte, Papierkonus), geschlossen, Single Wiring Terminal. Gab's selten in Deutschland zu kaufen, kennt kaum jemand. Versiegelt gebaut, man kann sie nicht einfach öffnen, weil die Chassis mit einer bei der Herstellung flüssigen Masse an der Schallwand versiegelt sind. Das Anschlussterminal ist von innen an die Rückwand angeklebt. Britisch halt Den Hersteller gibt es nicht mehr, Hinschicken und reparieren lassen wäre also nicht drin. Das Paar stammt von einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma; ich nehme an, es ist bei der Qualitätskontrolle (Matching) negativ aufgefallen und er hat sie billig haben können, aber egal.

Die Teile sind in der Tat neu, an sich wunderbar und funktionieren, aber: Einer hat ein Verpolungsproblem. Der einfache Batterietest zeigt, dass der Tiefmitteltöner bei nach Farbe korrektem Anschluss Batteriepole/Terminal mit -/- und +/+ am Terminal nach innen, statt nach außen zieht. Blöd ist, dass man das beim Hochtöner nicht sieht. Bei dem anderen Lautsprecher passt's.
Nun hab ich mir mit einem Frequenzgenerator Testsignale am Rechner in einer Musikproduktionssoftware gebaut, dazu einen Phaseninverter. Bei 300Hz (Tiefmitteltöner allein) ist deutlich zu hören, dass wenn ich die Phase für den betreffenden Lautsprecher invertiere, ein Monosignal auch als solches klingt (zentral zwischen den Lautsprechern), ohne Invertierung ist kaum eine Ortung möglich und leiser ist's auch. Typisches Phasenproblem also und bestätigt den Batterietest. Bei 6500Hz (Tweeter allein) ist es ähnlich, aber weit schwieriger zu hören.
Ich nehme daher an, beide Chassis arbeiten gleichphasig, aber verpolt. Wenn ich am Terminal Plus und Minus vertausche, in dem ich das Lautsprecherkabel einfach bewusst falsch anschließe, sollten beide wieder korrekt gepolt arbeiten. Mach ich das, klingt's auch so. Ich habe ein zweites, korrekt arbeitendes Paar dieser Lautsprecher, klingt alles exakt gleich. So weit, so gut.

Nun endlich die Frage: Kann ich das auf Dauer so betreiben? Die Frequenzweiche arbeitet ja nun praktisch seitenverkehrt. Da liegt ja ne Wechselspannung an, aber trotzdem, geht das? Oder macht das meine Endstufe nicht lange mit oder die Frequenzweichenbauteile? Oder kapiere ich das alles gar nicht?

Viele Grüße
Jens


[Beitrag von der_skeptiker am 31. Jul 2020, 00:57 bearbeitet]
MarsianC#
Inventar
#2 erstellt: 31. Jul 2020, 00:56
Moin moin,
Klaro, ist total egal wie rum die Chassis schwingen, solange bei das selbe machen kein Tjema. Plus und Minus ist einfach sehr irreführend.
Als schneller Test bietet sich ein Zusammenstellen der LS Schallwand an Schallwand an, bei gleicher Phase gibts 6 dB mehr Pegel, bei invertierter nichts mehr. Mit einem bandbegrenztem Rauschen kann auch TMT und HT einzeln geprüft werden. Oder eon Messmikro hinhalten, wenn die Phase der Zreiber nicht passt löscht sich der Schall bei Xover maximal aus.
der_skeptiker
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 31. Jul 2020, 01:06
Danke MarsianC# Das gegenüber Aufstellen teste ich mal aus.

Viele Grüße
Jens
der_skeptiker
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 31. Jul 2020, 02:49
Hab's mit weißem Rauschen und Bandbreitenbegrenzung testen können (Melda DAW-Plugins sei Dank). Interessant ist, dass es im Hochton bei Phaseninvertierung bei keinem der Pärchen zur kompletten Auslöschung kommt, im Mittel und Tiefton aber schon.
Naja, also jedenfalls lässt sich mit Rauschen schon sehr gut anhand der diffusen Ortung bei gezielter Verpolung per Software im Hochton hören, dass sich beide Paare exakt gleich verhalten, wenn der fragliche Lautsprecher fest verpolt angeschlossen wird. Auch damit ist meine Frage schon beantwortet.

Viele Grüße
Jens
Apalone
Inventar
#5 erstellt: 05. Aug 2020, 08:54
wichtig ist, dass beide LS gleich gepolt sind.

Dass einer der Treiber (einer der jeweiligen Box, aber in jedem Exemplar/rechts und links gleich) ggf. verpolt angeschlossen ist, ist aber gängig und korrekt.
Gar nicht so selten muss das so sein, damit die Gesamtphase der Wiedergabe stimmig ist.
der_skeptiker
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 05. Aug 2020, 12:24
Danke Apalone, nützlich zu wissen. Ich hatte mir das schon irgendwie gedacht und andernorts gelesen. Speziell Hochtöner werden gern verpolt verdrahtet.

Viele Grüße
Jens
ton-feile
Inventar
#7 erstellt: 10. Aug 2020, 17:18
Hallo Jens,

als Testsignal kann ich Dir korreliertes rosa Rauschen sehr empfehlen.
Ich weiß nicht welche DAW Du nutzt, mein Protools erzeugt auf einer Stereospur unkorreliertes RR, deshalb generiere ich es auf einer Monospur und panne die in die Mitte.

Wenn Du das über die Lautsprecher abspielst, kannst Du (am besten im Nahfeld) super hören, ob alles aus der Mitte kommt.
Im Bassbereich tut es der Batterietest, aber die Hochtöner werden ja über mindestens einen Kondensator galvanisch getrennt.

Ich drücke Dir alle Däumchen, dass nur das Terminal einen Phasendreher hat.
Sonst muss das Ding auf...

Viele Grüße
Rainer
der_skeptiker
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 10. Aug 2020, 19:25
Hallo Ton-Feile,
die galvanische Trennung war mir nicht klar, danke für den Hinweis.

Ich benutze Ableton Live, der Plugin-Rauschgenerator erzeugt meine ich auch kanalgetrenntes, also unkorreliertes Rauschen. Das Prüfen per Gehör klappte trotzdem gut, man kann sehr genau hören, wann ein Signal mittig wiedergegeben wird und wann nicht - phasenabhängig halt und bei beiden Chassis. Es ist das Terminal, ganz sicher. Hab mal einen Screenshot gemacht, da ist ganz gut zu erkennen, wie flexibel sowas zum Prüfen genutzt werden kann.
https://www.icloud.c..._2020-08-10_um_19.10

Vor ca. 25 Jahren hatte ich zwei Lautsprecher ein und desselben Herstellers (ALR Akustik, der letzte Rotz...), die hatten meiner Ansicht nach um den Kammerton A herum (440Hz) eine deftige Gehäuseresonanz, die Musikhören unmöglich machte. Die hätte ich damit belegen können, hätte es damals sowas gegeben.

Viele Grüße
Jens


[Beitrag von der_skeptiker am 10. Aug 2020, 19:31 bearbeitet]
ton-feile
Inventar
#9 erstellt: 10. Aug 2020, 23:24
Hallo Jens,

da hast Du aber einen krassen Bewertungsfilter knapp über 5kHz eingesetzt.
Wenn Du magst, kannst Du Dir zwei PN-Varianten mit je knapp 40sek ziehen.
Einmal korreliert und einmal unkorreliert.

Hier ist der DL-Link:

Link!

Beste Grüße
Rainer
der_skeptiker
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 11. Aug 2020, 00:41
Hi Rainer,
das würde ich gern, dein Link führt aber leider zu 'nem 403er Fehler...

Was meinst du mit Bewertungsfilter? Hab halt schmalbandig testen wollen...

Viele Grüße
Jens
ton-feile
Inventar
#11 erstellt: 11. Aug 2020, 01:07
Hallo Jens,

sorry, probiere mal diesen Link:

Link!

Beste grüße
Rainer

P.S. Bei mir funzt er in der Vorschau.
der_skeptiker
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 11. Aug 2020, 17:10
Danke Rainer, hat geklappt. Auch mit diesem Rauschen bestätigt sich mein Meinung, dass es das Terminal ist.

Viele Grüße,
Jens
ton-feile
Inventar
#13 erstellt: 11. Aug 2020, 23:24
Guten Abend Jens,

juhu, dann passt ja alles!

Freut mich für Dich und hab viel Spass mit den Teilen.

Viele Grüße
Rainer
der_skeptiker
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 11. Aug 2020, 23:37
Sehr nett, danke dir nochmal die Soundfiles, Rainer.
Hab mich noch mal mit dem Thema weißes/rosa Rauschen beschäftigt und mit der Korrelation. Interessante Sache und zum Testen viel besser geeignet als Musik. Übertreibt man's mit dem Pegel, kann man sicher mit Rosa Rauschen auch Hochton-Chassis sehr gut das exen

Viel Grüße
Jens
ton-feile
Inventar
#15 erstellt: 12. Aug 2020, 00:38
Guten Abend Jens,

sehr gerne geschehen, es freut mich, wenn ich helfen konnte.

Viele Grüße
Rainer


[Beitrag von ton-feile am 12. Aug 2020, 00:42 bearbeitet]
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