Carpenter, Cameron

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Art_Bits
Inventar
#1 erstellt: 10. Feb 2012, 11:23
Gestern hatte ich das Vergnügen Cameron Carpenter live in der Kölner Philharmonie zu erleben.

Was mich sehr beeindruckt hat, war seine Beinarbeit an der Orgel und das er alle Stücke aus dem Kopf gespielt hat. Einen Moment lang war er sichtlich verärgert und hat ein Stück abgebrochen. Irgendetwas an der Orgel wäre defekt.

Zu meiner Überraschung ging er die ersten Reihen links vor dem Konzert ab und begrüßte uns dort sitzenden alle mit Handschlag!

Ein gelungener Abend.

cu
Azuri
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 13. Feb 2012, 16:06
Ich habe ihn im letzten Jahr hier in Hamburg in der Laeiszhalle erlebt. Bei Deinem Bericht hatte ich jetzt ein Deja-Vu: Genau wie bei Dir hatte er zwischendurch (angebliche) Schwierigkeiten, brach sein Spiel ab und rüttelte wild an einem Registerzug. Dabei war von einem Defekt nichts zu hören, mir ist zumindest nicht aufgefallen, welches Register da ausgefallen sein sollte. Die Orgel war auch erst wenige Monate (Wochen?) zuvor überholt worden. Gehört das vielleicht zu seinem Feldzug für die digitale (Mobil-) Orgel?
Ansonsten war's natürlich ein Erlebnis! Wie er da so über die Tasten mit Händen und Füssen gefegt ist, hat mich unwillkürlich an den Lehrer in Max und Moritz erinnert.
Die Begrüßung mit Handschlag macht er wohl bei jedem Konzert, wie auch auf der hervorragenden CD/DVD "Cameron Live!" zu sehen ist.
flutedevoix
Stammgast
#3 erstellt: 19. Feb 2012, 18:41
Das hört sich definitiv nach Show an. Denn wenn er an einem Registerzug rüttelt, dann soll das heißen, daß ein Register nicht richtig zugeschaltet ist. Das hört man aber definitiv: zu schwache Windzufuhr provoziert falsche, jaulende Töne, die nicht stehen, etc. Das ist in jedem Fall zu hören!
Außerdem gehört es zur Professionalität eines Künstlers, nicht abzubrechen, wenn das spielen nicht hörbar beeinträchtigt ist. Wie fragwürdig ein solches Verhalten ist, bestätigt ihr mit euren Äußerungen ja. Wenn ein defekt nicht zu hören ist, fragt sich das Publikum von selbst, was denn defekt ist. Eine plausible Erkärung wäre dann schon nötig, soll es nicht auf die eigenen Reputation zurückfallen. Es soll ja auch momente geben, in denen man sich beim Imnprovisieren verirrt: eine gute Mögichkeit ist es natrülich schon, dann das eigenen Versagen irgendeinem Defekt des Instrumentes anzudichten ...
Art_Bits
Inventar
#4 erstellt: 21. Feb 2012, 08:56
Mir kam es merkwürdig vor. Zwar habe ich kein geschultes Ohr, doch habe ich nicht den Eindruck gewonnen, dass an der Orgel ein Fußpedal gebrochen ist. In Reihe Sechs hätte ich das hören können.

Die Reparatur hätte dann auch in der etwa 20 Minütigen Pause vonstatten gehen müssen. Das erscheint mir doch recht kurz.

Das wäre doch eine herbe Enttäuschung, wenn beschädigte Orgeln zur Aufführung gehören würden.

cu
flutedevoix
Stammgast
#5 erstellt: 21. Feb 2012, 10:45
Ein gebrochenes Pedal?
Hat da ein Oches Orgel gespielt?

Also im Ernst, ich spiele schonlange Orgel, bin kein Virtuose, aber für den Gottesdienstgebrauch reicht es. Ein gebrochenes Fußpedal ist mir noch nie untergekommen! Ich würde meinen das ist auch gar nicht so einfach, das Holz durchzubrechen. Heftiges Trampeln wird da bnicht reichen, eine in die Pedale springen wird mindestens nötig sein. Vielleicht in der Traktur ein Fehler, das wäre denkbar und auch beim Auftreten nicht hörbar. Aber auch diese Reparatur ist in 20 min fast niocht denkbar, zumnal bis dahin der Ton nicht spielbar wäre! Ein Pedal austauschen dauert definitiv länger!
qwerzt
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 21. Feb 2012, 17:31
Er hat als er von der Bühne gegangen ist gesagt, dass ein Schwellpedal kaputt sei.
Vor der Pause war die Dynamik in der Tat teilweise etwas seltsam.
Allerdings fand ich es nach der Pause auch nicht so viel besser.
Kings.Singer
Inventar
#7 erstellt: 23. Feb 2012, 09:56
Hallo.

Ich persönlich kann Cameron Carpenter nicht besonders viel abgewinnen. Mein Eindruck ist: Er führt eine gewisse Tradition amerikanischer Pop-Klassik auf der Orgel weiter. Mir fallen dazu solche Namen wie Virgil Fox und Diane Bish ein... Deren Interpretationen und Auftritte waren publikumswirksam und zweifellos genauso verdienstreich. Schließlich schaffen sie es breite Messen in Konzerthallen zu locken und einen gewissen Wink von klassischer Orgelmusik zu geben.
Carpenter besticht durch die Inszenierung - schon sein mit Glitzersteinchen besetztes Outfit gibt die Richtung vor. Talent hat er ohne Zweifel! Es ist nur schade, dass er es weniger der Werkdienlichkeit zukommen lässt als dem Effekt. "Die schnellste Pedalarbeit der Welt" oder Ähnliches liest man immer wieder über ihn. Das kaufe ich keinesfalls ab! Wenn sich andere Organisten bemühen würden Stücke so schnell wie möglich zu spielen (egal ob es dem Werk entgegen kommt oder nicht), würden sie es auf vergleichbare Tempi schaffen. Das ist eine PR-Lüge.

Viele Grüße,
Alexander.

P.S. Ich schätze Xaver Varnus als Improvisator sehr, aber manchmal ist sein Auftritt doch auch schon sehr carpenteresque:
http://www.youtube.com/watch?v=0p-Mrrv4tcc
Eigentlich schade, denn seine Mitschnitt aus St. Sulpice und anderen Kirchen sind wiederum durchaus überzeugend!
fotoralf
Inventar
#8 erstellt: 17. Jan 2013, 14:56
Es gibt bei Pipedreams eine komplette Sendung über ihn, in der er auch selbst ausführlich zu Wort kommt:

http://pipedreams.publicradio.org/listings/2008/0837/

Ich mag sein ganzes Show-Gedöns trotzdem nicht. Um einen alten Witz über Karajan umzumünzen:

Wenn man Cameron Carpenter schlechter bezahlen würde, würde er dann schlechter spielen? Nein, nur noch schneller.

Ralf


[Beitrag von fotoralf am 17. Jan 2013, 14:58 bearbeitet]
Richard_Birnkraut
Neuling
#9 erstellt: 06. Dez 2017, 17:16
Moin.
Ich habe „CC“ (leider) noch nicht live erleben dürfen. Den angeblichen Defekt der Orgel halte ich jedoch auch für eine Showeinlage.
Es gibt in der Musikwelt immer wieder „enfants terrible“; früher haben sich die Leute über die Frisur von Nigel Kennedy aufgeregt, oder weshalb wohl Patricia Kopatchinskaja gern barfuß auftritt (?). Es gibt auf der Welt unzählige gute und einige großartige Solisten. Sie brauchen also in der heutigen Medienwelt ein PR-Konzept, um wahrgenommen zu werden.
CC schafft es jedenfalls, Menschen zur Orgelmusik zu bringen, die hiermit bislang nur Beerdigungen assoziiert hatten. Und das ist doch gut. Und zuweilen spielt er ja auch auf einer "richtigen" Pfeifenorgel ...
nippon67
Neuling
#10 erstellt: 31. Dez 2017, 14:05
Ich halte seine "Interpretationen" für sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe zig CD´s auf denen bekannte Organisten die gleichen Werke spielen. Die hören sich um Welten besser an. Er spielt mir zu holprig. Und seine hochgelobte BWV 564 auf der "Audio 40 Jahre Jubiläums CD" klingt einfach schlecht. Da wird von Bässen bis 20 Hz geschwärmt aber Fehlanzeige. Ist aber alles Geschmackssache..
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