Orchesterwerke für Flöte

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Wilke
Inventar
#1 erstellt: 22. Mrz 2012, 11:57
Ich habe in letzter Zeit Klavier- und Violinkonzerte gehört. Welche Konzerte für Flöte solle man gehört haben? Wahrscheinlich gibt es da nicht so viele.

Gibt es eigentlich auch Werke für Blockflöte? Ich kenne dieses Instrument eigentlich nur aus dem Bereich
der Tafelmusik von Telemann. Bei Zweitausendundeins gab es vor langer Zeit aber mal cds, wo die
Blockflöte im Vordergrund stand. (By the way: ist die Blockflöte aus Eurer Sicht ein ernstzunehmendes klassisches Instrument?meine Schwester hat es mal in der Grundschule gelernt...).

gruß RAlf.
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 22. Mrz 2012, 12:01
Hallo Ralf,

das Flötenkonzert von Carl Nielsen ist recht bekannt und liegt in einer Reihe von Einspielungen vor. Ansonsten wird die Flöte im romantischen Solo-Repertoire wohl eher vernachlässigt, wofür ICH vollstes Verständnis habe.

Es gibt aber doch einiges: KLICK.

Für einen Überblick bestimmt geeignet:

jpc.de jpc.de

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 22. Mrz 2012, 12:13 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#3 erstellt: 22. Mrz 2012, 14:50
Auch das 20. Jahrhundert hat die Blockflöte - neben der Konzertflöte - gelegentlich wiederentdeckt. Die folgende CD bietet diesbezüglich Musterhaftes, durchaus hörenswerte Musik mit bisweilen auch experimentellen und stets hoch virtuosen Zügen. Witzig und ironisch erscheint das knappe Konzert von Malcolm Arnold, ausgeprägte Filmmusik lässt die Titelnummer erklingen.

Ich will aber nicht leugnen, dass ich (wahrscheinlich ähnlich wie Frank) keinen Recorder stundenlang am Stück hören möchte.

Die Solistin Michala Petri genießt auf ihrem Instrument Weltruf.

amazon.de

Preiswert ist die CD nur noch - aber immerhin -, wenn gebraucht erworben. Der Verkaufspreis des Direktanbieters erscheint hingegen bereits unverforen.

Gruß, Wolfgang
Martin2
Inventar
#4 erstellt: 22. Mrz 2012, 18:52
Hallo Ralph ( Wilke),

die Flötenkonzerte von Vivaldi habe ich vermutlich mal gehört, aber sie haben keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen - ich bin kein Vivaldifreund.

Mozarts Flötenkonzerte sind sehr schön und ich kann sie Dir sehr empfehlen. Ich habe da was günstiges, aber es wird sicher noch anderes geben. Sie gehen gut auf eine CD, sind glaube ich drei Konzerte. Gegenüber vielem anderen wäre ich eher skeptisch.

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#5 erstellt: 22. Mrz 2012, 19:11
Die Blockflöten in verschiedenen Längen (Tonlagen) waren in der gesamten Renaissance und Barockzeit wichtige Instrumente. Nur wurde ihnen in den 1740er Jahren oder so von der Querflöte der Rang abgelaufen und seither sind sie weitgehend verschwunden. Für die Orchestermusik des späten 18. und 19. Jhds. waren sie zu leise.
Aber aus Hoch- und Spätbarock gibt es natürlich eine ganze Reihe Blockflötenkonzerte; etliche Werke wurden auch adaptiert oder arrangiert.
Auch im 2. und 4. Brandenburgischen Konzert hast Du sie vermutlich schon mal gehört.

Mein Favorit ist Telemanns Konzert e-moll für Block UND Traversflöte (mit einem "polnischen" oder was auch immer, jedenfalls volkstümlich-rasanten Finale)

amazon.de

Für die Querflöte gibt es sehr viel Literatur aus dem 18. Jhd., als sie zuerst parallel zur Blockflöte eingesetzt wurde und sie später verdrängte. Friedrich II. von Preußen war bekanntlich Flötenspieler und komponierte auch für das Instrument. Ebenso Musiker an seinem Hofe wie Quantz oder CPE Bach. Die von CPE Bach sind jedenfalls hörenswert. Beim alten Bach kommt die Querflöte u.a. im 5. Brandenburgischen Konzert und etlichen Kammermusikstücken zum Zuge.

Mozart schrieb ein oder zwei Flötenkonzerte (eins gibt es auch als Oboenkonzert, ich kann mir nie merken, welche Fassung die originale ist) und eines für Flöte und Harfe, sowie drei Quartette (Streicher + Flöte).
Aus Frühklassik und Klassik kenne ich sonst zwar spontan keine, aber es gibt sicher noch eine Reihe von Flötenkonzerten (Joh. Chr. Bach? Stamitz u.a.)

Romantische Flötenkonzerte gibt es ziemlich sicher auch welche, aber ich kenne keines davon.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 22. Mrz 2012, 20:23 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#6 erstellt: 22. Mrz 2012, 19:24

(By the way: ist die Blockflöte aus Eurer Sicht ein ernstzunehmendes klassisches Instrument?meine Schwester hat es mal in der Grundschule gelernt...).


Was soll ich darauf antworten?Genau diese Art von Aroganz ist es, die mich immer wieder auf die Palme bringt. Andererseits ist es halt meist unreflektiertes Nachbeten einer vielgehörten, öffentlichen und veröffentlichten Meinung.

Ich versuch mal folgende Antwort:
Ist ein Instrument, das Vivaldi, Telemann, Händel, Bach, C.P.E.Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Hindemith, Britten oder Strawinsky mit Solowerken bedacht bzw. immer wieder in ihrem Orchester-, Opern- und Oratorienschaffen bedacht haben, ein ernst zu nehmendes Instrument. Oder anders herum gefragt, welche Anforderung muß ein Instrument erüllen, um ernst genommen zu werden? Wenn ich jedenfalls ein durchschnittlich begabten Geigenschüler im Anfangsunterricht auf seinem Instrument spielen und üben höre, dann komme ich auch nicht auf die Idee, dieses Instrument ernst zu nehmen. Es ist halt immer die Frage nach Ursache und Wirkung

Vielleicht nur so viel: Wenn man bis ca. 1720 eine Stimme mit Flauto bezeichnet findet ist zu 95% eine Blockflöte gemeint und nicht die Traversflöte. Diese wird meist durch Flauto traverso, German Flute oder ähnliche Begriffe gefordert. Um gleich Spekulationen vorzubeugen: beide Instrumente haben in etwa das gleiche Alter. Daß die Traversflötte letztendlich die Blockflöte an Bedeutung ablöst, hat nichts mit der Qualiotät des Instrumentes sondern in erster Linie mit geänderten klanglichen Vorstellungen tu tun. Anders als immer wieder behauptet, stirbt die Blockflöte auch nie aus und muß mühevoll im 20. Jahrhundert mühsam reanimiert werden. Das Instrument spielt im Amateurbereich immer eine tragende Rolle als Czakan oder Flageolet und wird mit z.T., horrend schweren romantischenb Kompositionen bedacht, die technisch denen für Querflöte in nichts nachstehen.
flutedevoix
Stammgast
#7 erstellt: 22. Mrz 2012, 19:41
So, und nun nach der Frustbewältigung nun der Versuch einer summarischen Auflistung wichtiger Travers- und Querflötenkonzerte mit CD-Empfehlungen:

Johann Sebastian Bach:
5. Brandenburgisches Konzert, "Italienisches" Konzert a-moll, 2. Orchestersuite
jpc.de
jpc.de

Georg Philipp Telemann
jpc.de

Friedrich II. "Der Große"
jpc.de

Johann Joachim Quantz
jpc.de

Antonio Vivaldi:
diverse Konzerte, besonders op. 10 (deren kammermusikalische Frühfassungen übrigens noch für Blockflöte bestimmt sind)
jpc.de

C. Ph. E. Bach:
jpc.de
jpc.de

Carl Friedrich Abel:
jpc.de

Wolfgang Amadeus Mozart
Flötenkonzert in D-Dur und C-Dur (Original Oboe!), Konzert für Flöte und Harfe
jpc.de
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Franois Devienne
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Romantische Flötenkonzerte (Reinecke, Mercadante, Romberg)
jpc.de

Saverio Mercadane
jpc.de

Cecil Chaminade, Jean Francaix, Jacques Ibert
jpc.de

Diese Liste erhebt keinerlei Anspruchg auf Vollständigkeit. Bei Gelegenheit ergänze ich um das Blockflötenreprtorie. Nur so viel vorweg: Michala Petri ist meist nur eine Empfehlung des interpretatorischen Mittelfeldes, Ausnahme: Werke des 20. Jahrhunderts!


[Beitrag von flutedevoix am 22. Mrz 2012, 19:46 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#8 erstellt: 22. Mrz 2012, 20:54

Was soll ich darauf antworten?Genau diese Art von Aroganz ist es, die mich immer wieder auf die Palme bringt. Andererseits ist es halt meist unreflektiertes Nachbeten einer vielgehörten, öffentlichen und veröffentlichten Meinung.

Auf die Gegenrede habe ich gewartet...
FabianJ
Inventar
#9 erstellt: 22. Mrz 2012, 22:00

flutedevoix schrieb:

Antonio Vivaldi:
diverse Konzerte, besonders op. 10 (deren kammermusikalische Frühfassungen übrigens noch für Blockflöte bestimmt sind)
jpc.de


Die Konzerte auf der CD gespielten Konzerte sind doch mit Traversflöte gespielt oder? Die Angaben hierzu im Booklet hatten mir irgendwie verwirrt...
flutedevoix
Stammgast
#10 erstellt: 23. Mrz 2012, 00:28

Hüb' schrieb:

Was soll ich darauf antworten?Genau diese Art von Aroganz ist es, die mich immer wieder auf die Palme bringt. Andererseits ist es halt meist unreflektiertes Nachbeten einer vielgehörten, öffentlichen und veröffentlichten Meinung.

Auf die Gegenrede habe ich gewartet...
:prost


Ich bin auch nur ein Mensch und ich kann es nicht lassen ...
Ganz im Ernst, ich wollte niemand zu nahe treten, es kommt halt immer wieder als arrogante Haltung bei mir an. Solange es wirklich unreflektiert ist, nehme ich es auch niemandem übel. Allen anderen bringe ich gerne die Flötentöne bei


[Beitrag von flutedevoix am 23. Mrz 2012, 00:28 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#11 erstellt: 23. Mrz 2012, 00:29

FabianJ schrieb:

flutedevoix schrieb:

Antonio Vivaldi:
diverse Konzerte, besonders op. 10 (deren kammermusikalische Frühfassungen übrigens noch für Blockflöte bestimmt sind)
jpc.de


Die Konzerte auf der CD gespielten Konzerte sind doch mit Traversflöte gespielt oder? Die Angaben hierzu im Booklet hatten mir irgendwie verwirrt...


Ja, das ist auf dem Traverso gespielt ... und dazu noch ausgezeichnet! Eine dicke Empfehlung!!
flutedevoix
Stammgast
#12 erstellt: 23. Mrz 2012, 00:52
So, nun wie versprochen, noch ein paar Aufnahmen mit den wesentlichen Konzerten für Blockflöte(n):

1. BAROCKE CONCERTI

Antonio Vivaldi:

Die offiziellen, hochvirtuosen Konzerte (2x C-Dur, c-moll, 2x a-moll), sowie weitere Erst-Fassungen, bzw. kammermusikalische Urfassungen

jpc.de

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Alessandro Scarlatti

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weitere italienische Komponisten:
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Gerg Philipp Telemann
Natürlich allen voran die herrlich abwechslungsreiche a-moll-Suite, das C-Dur und F-Dur-Konzert sowie diverse Doppelkonzerte mit anderen Instrumenten

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Johann Sebastian Bach]
Natürlich das 2. und 4. Brandenburgische Konzert, sowie die Umarbeitung des 4. Brandenburgischen Konzertes zum Cembalokonzert F-Dur

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Georg Friedrich Händel
diverse Konzerte, die auf Frühfassungen mit Blockflöte zurückgehen bzw. die verbürgt sind mit Blockflöte als Soloinstrument

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Arcangelo Corelli

Von den berühmten Sonateni op.5 bestehen zeitgenössische Fassungen für Blockflöte in London, die auf Praktiken von Geminiani und den Geschäftssinn von Walsh& Hare zurückgehen.

jpc.de

Daneben gibt es Fassungen der Concerti grossi op.6



Christoph Graupner

Interessante Konzerte des Bach-Zeitgenossen
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Deutsche barocke Komponisten,
darunter besonders hörenswert: Johann Friedrich Fasch und Scheibe

jpc.de



Und zum guten Schluß noch englische Blockflötenkonzerte von Sammartini,Babell und Baston: unbeschwerte, virtuose, eingängige Barockmusik!
jpc.de


[Beitrag von flutedevoix am 23. Mrz 2012, 08:20 bearbeitet]
Wilke
Inventar
#13 erstellt: 23. Mrz 2012, 14:43
Hallo Flutedevoix,

vielen Dank für Deine Beiträge. Ich hatte das mit der Grundschule nicht arrogant gemeint, und wollte Dich nicht kränken (welche Art von Flöte spielst Du eigentlich selber?).
Ich bin oft nur erstaunt, dass man bei klassischen Aufführen fast nie Blockflötenkonzerte hört.
Vielleicht liegt es am Tonumfang? Dagegen gibt es viele Konzerte, wo z.B. die Oboe eine wichtige
Rolle spielt.

Gruß Ralf.
flutedevoix
Stammgast
#14 erstellt: 23. Mrz 2012, 17:58
Hallo Ralf,

keine Angst, Du hast mich nicht gekränkt. Ist halt nur so ein Reflex meinerseits, weil man eben so oft hört, Blockflöte wäre kein ernst zu nehmendes Instrument. Nach einem Konzert, selbst nur mit mäßig virtuosen Werken, sind die Besucher dann meist sprachlos, "daß man das auf einer Blockflöte spielen kann". Es liegt vermutlich daran, daß im Gegensatz zu einer Oboe oder Klarinette gleich ein Ton rauskommt, der meist allerdings nur mäßig schön klingt. Zudem ist die Blockflöte das "pädagogische" Instrument, mit dem viele in Großgruppen in der Schule gequält wurden. Meist angeleitet von "Lehrern", die selbst keine entsprechende Ausbildung besitzen. Ist aber ja ncht so schlimm, weil "Blockflöte kann ja jeder spielen".
Diese Aversionen gegen Blockflöte lassen sich also leicht erklären und sind nachvollziehbar.

Alles aber kein Grund, der Blockflöte den Rang eines ernstzunehmenden Musikinstrumentes abzusprechen. Das ist halt meist nur eine gehörte Meinung nachgeplappert oder eine ignorante und dadurch arrogante aus dem Gefühl einer wissenden Überlegenheit eingenommenen in Wahrheit aber unwissenden Haltung. Und hier, bei dieser Arroganz hört dann mein Verständnis auf. Wenn Du das 2. oder noch besser das 4. Brandenburgische Konzert von Bach hörst, dann wirst du gleich verstehen, was ich meine und warum ich so ungehalten auf eine entsprechend arrogante Einstellung reagiere. Zögere nicht, in die ein oder andere Empfehlungen im Blockflötenbereich hineinzuhören, du wirst mit großartiger Musik belohnt!

Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch zumindest in Ansätzen, warum viele Konzertveranstalter zögern, ein Blockflötenprogramm oder garein Kammermusikprogramm mit der Blockflöte im Mittelpunkt ins Programm zu nehmen. Das Abo-Publikum ist meist genau jene der angeblichen "Bildungsbürgerschicht" angehörigen Klientel, die die Blockflöte nicht für voll nehmen.

Ich denke, damit hat sich Deine Frage auch schon ganz alleine beantwortet: Ich bin Blockflötist, ganz ordentlich Studierter sogar mit Konzertdiplom und ernähre mich durch das Spiel und das Dozieren auf diesem Instrument. Daneben habe ich noch Dirigerien und Fagott im Nebenfach studiert, und spiele in meinen Konzerten oft auf historischen Holzblasinstrumenten wie Schalmei, Pommer, Krummhorn, Dulzian, Rauschpfeife (Schryari) oder Rankett. Und weil ich finde, daß bei meiner Profession ein profundes musikhistorisches Wissen und Allgemeinwissen ebenfalls unabdingsbar ist, habe ich noch Musikwissenschaft, Germanistik, Klassische Philologie (Latein) und Kunstgeschichte studiert, daneben während des Studiums auch Vorlesungen in Geschichte und im kulturwissenschaftlichen Bereichen besucht.


[Beitrag von flutedevoix am 23. Mrz 2012, 18:02 bearbeitet]
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