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Mahler: Sinfonie Nr. 2

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Autor
Beitrag
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 14. Feb 2004, 03:26
Fast sieben Jahre brauchte Mahler um seine 2. Sinfonie zu vollenden (1888-1894).
Sie war ursprünglich als "Totenfeier" konzipiert, als
Fortsetzung der 1.gewissermassen,bezugnehmend auf deren Helden.
Er versuchte den Dirigenten Hans von Bülow für dieses
Stück zu interessieren, doch dieser verstand die neue Tonsprache nicht ("Wenn dieses Musik ist, dann versteh ich nichts mehr von Musik")

Im März 1984 starb Bülow, und , Ironie des Schicksals,
gerade bei dessen Begräbnis empfing Mahler seinen Impuls für den 4.Satz. Dort hörte er nämlich einen Choral (nach einem Text von Klopstock), welcher ihn zum fehlenden 4. Satz inspirierte.("Wie ein Blitz traf mich dies, und alles stand klar und deutlich vor meiner Seele")
Im Dezember des gleichen Jahres erfolgte bereits die Uraufführung unter Mahlers persönlicher Leitung.

Mahlerkenner mögen mir diese kurze und unvollständige Einleitung nachsehen, aber vielleicht lesen auch
"Klassik-Newbees" mit, und wenn deren Interesse dadurch ein wenig geweckt wird, war es der Mühe wert.....

Glücklicherweise gibt es von diesem Werk trotz seiner
Komplexität einige sehr gute Einspielungen.

Mein persönlicher Favorit ist dise Aufnahme:

Gustav MAHLER
Sinfonie Nr 2 "Resurrection" ("Auferstehung")
in c-moll

Elisabeth Schwarzkopf, Sopran
Hilde Rössl-Majdan Mezzo-Sopran
Philharmonia Chorus
Philharmonia Orchester
Otto Klemperer

EMI ("Great Recordings of the Century") Midprice
---------------------------------------------------
Eine weitere ausgezeichnete Aufnahme ist IMO jene:

Gustav MAHLER
Sinfonie Nr 2 "Resurrection" ("Auferstehung")
in c-moll

Ileana Cotrubas, Sopran
Christa Ludwig, Alt
Wiener Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker
Zubin Mehta

aufgenommen im Sofiensaal, Wien, Februar 1975
DECCA("Legendary Performances") Midprice
-----------------------------------------------------

Zuletzt sorgten die Aufnahmen unter Gilbert Kaplan, einem
Dilettanten (im guten, eigentlichen Sinne des Wortes)
für Furore: Von Beruf eigentlich Milliardär, ist er
ein fanatischer Bewunderer Mahlers, und speziell der zweiten, daß er (angeblich ?) das Autograph erwarb, und
dirigieren lernte.Er dirigiert nur "ein" Werk der gesamten
Musikliteratur und das ist Mahlers 2. Er hat sie bereits
vor 10 Jahren für Conifer-Records aufgenommen, und vergangenes Jahr erneut für die DGG mit den Wiener Philharmonikern. Damit *das* möglich ist, muß er entweder jeden Philharmoniker in Gold aufgewogen haben, oder er muß *wirklich sehr gut* sein ;)........
Ich kenne diese Aufnahmen nicht, aber da gibts bestimmt
jemand der sich dazu äussern wird, mir tun nämlich schon die Finger weh....;-)

Grüße aus Wien
Alfred
cr
Inventar
#2 erstellt: 14. Feb 2004, 04:58
Ich kann mich vage an positive Kritiken zu Kaplan erinnern.

Mein Favorit ist Solti, der aber hier nicht sonderlich geschätzt zu werden scheint.
Autist
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 14. Feb 2004, 13:05
Ah, Mahlers zweite, eine meiner Lieblingsstücke.
Ich kann Alfred gut verstehen: mein Favorit ist ebenfalls die Klemperer-Aufnahme mit Schwarzkopf/Rössl-Majdan.
Sehr überzeugend ist auch die Einspielung aus dem ersten Mahler-Zyklus von Leonard Bernstein (NYP, Venora/Tourel, Sony-1963).
Von Kaplan besitze ich seine 1. Aufnahme von 1988 mit Valente/Forrester,LPO; habe sie aber lange nicht gehört, aber hat mich seinerzeit doch recht beeindruckt. (Die neue Einspielung kenne ich nicht, sie ist aber von der Kritik recht wohlwollend bis gut aufgenommen worden.)


Gruß
Uwe
ehemals_ah
Administrator
#4 erstellt: 14. Feb 2004, 13:27
Hallo cr,




Mein Favorit ist Solti, der aber hier nicht sonderlich geschätzt zu werden scheint. :(


Also ich schätze Solti überaus.
Andernfalls hätte ich z.B. nicht alle wichtigen Wagner Opern mit ihm ...

Mahlers 2te werde ich mir wohl auch bald besorgen ..
snark
Inventar
#5 erstellt: 14. Feb 2004, 13:30

Mahlerkenner mögen mir diese kurze und unvollständige Einleitung nachsehen, aber vielleicht lesen auch
"Klassik-Newbees" mit, und wenn deren Interesse dadurch ein wenig geweckt wird, war es der Mühe wert.


Hi Alfred,

mehr davon !

so long
snark
embe
Stammgast
#6 erstellt: 14. Feb 2004, 14:08
Hallo,
meine Mahler 2. Favoriten:
LP:
Klemperer, Philharmonia, EMI
Metha, Wiener, Decca toller Klang
Solti, London, Decca* super Klang
Solti, Chicago, original Decca viel Knack und Knirsch auf CD viel besser, s. u.

CD:
Klemperer, RSO d. Bayr. Rundfunks, EMI * für damals unglaublicher Klang
Klemperer, Philharmonia, EMI
Solti, Chicago, Decca noch sehr guter Klang

DVD-A
Metha, Israel Ph., Decca, leider nur aufgemotzt kein original 5 Kanal Klang!

*Wobei die Sternchen meine absoluten Lieblinge bezeichnen.
Mit der alten Solti bin ich *gross* geworden und war mir immer eine treue Hifi Testplatte.
Die Klemperer aus Bayern liess mir den Atem stocken und Gänsehäute spriessen. ;O)

Gruß
embe
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 14. Feb 2004, 15:04
cr schrieb:


Mein Favorit ist Solti, der aber hier nicht sonderlich geschätzt zu werden scheint.


Hallo cr,
das ist *so* nicht ganz richtig, Solti mag seine Schwächen
haben, aber Mahler liegt ihm beispielsweise, so hat er eine
legendäre 8. (eigener Thread ist geplant,-)) für DECCA eingespielt, zugleich war er aber *der* Universaldirigent für DECCA (wie Karajan für DGG) und das hat immer einen
leichten Beigeschmack nach "Alleskönner"

Im Falle der 2.Mahler gibt es aber enorm viel Konkurrenz
auf höchster Ebene:

Klemperers von mir empfohlene Einspielung geistert schon seit, man kann ruhig sagen, Jahrzehnten als "die" Referenzaufnahme durch die Fachzeitschriften.
Ausserdem hat er eine weitere mit dem RSO des
Bayrischen Rundfunks gemacht. (Klemperer Edition, EMI)
Kenner konnten sich nicht einigen welche der beiden
Einspielungen besser ist......

Mehtas Aufnahme wurde von the "Gramophone" sehr gelobt,
und ist ein Ohrenschmaus für alle HIfi-Enthusiasten, die
auf wuchtige Pauken abfahren...

Ferner gibt es eine Live-Aufnahme aus dem Nünchner Herkulessaal unter Kubelik (vorsicht, klingt manchen etwas zu schlank), die auch sehr bekannt ist, speziell deshalb, weil Kubelik einer der ersten Dirigenten (eben so wie Haitink) war, die sich um die "Mahler-Renaissance" (ca ab 1960) verdient machten.

Last, but not least, die beiden Einspielungen unter Kaplan, die schon deshalb Aufmerksamkeit erregten, weil hier ein
"Amateur" Mahler dirigiert.
Ich habe nicht erwähnt, daß Kaplan nicht nur das Dirigieren
erlernt hat, sondern sich auch sonst mit dem Werk wissenschaftlich auseinandergesetzt hat.

Zitat aus der Hompage der Universal Edition:

"Die Universal Edition bringt in Kooperation mit dem Mahler-Experten und Dirigenten Gilbert Kaplan die 2. Symphonie Mahlers in der Kritischen Gesamtausgabe neu heraus. Als Herausgeber fungieren Renate Stark-Voit und Gilbert Kaplan selbst.
Kaplan weilte anlässlich der Präsentation der neuen CD-Einspielung von Gustav Mahlers 2. Symphonie (Gilbert Kaplan leitet die Wiener Philharmoniker) zu Besuch in Wien. Dieser CD (Deutsche Grammophon DGG 474 380-2 CDs) liegt bereits das neu bearbeitete Material der 2. Symphonie zugrunde."

---Zitat Ende----

Klappern gehört zum Handwerk

Mit diesem Kunstkniff sicherte Sich die DGG das Interesse
auch aller jener, die Kaplans erste Einspielung schon habem....


Gegen solch ein Aufgebot hat es eine solide Einspielung ohne "Story" naturgemäß nicht leicht ,-)
Eber es ist sicher eine erstklassige Aufnahme.


@snark schrieb über meine "Kurzreferate"

mehr davon !

Gerne, Siehe dieses Posting...


Servus aus Wien
an alle
Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 14. Feb 2004, 15:07 bearbeitet]
wn
Inventar
#8 erstellt: 14. Feb 2004, 17:34
Hallo Alfred,

ich habe die 2. nur auf der Kaplan SACD sodass ich hier keinen Vergleich vornehmen kann. Für sich betrachtet handelt es sich für meinen Geschmack um eine sehr stimmige und angenehme Darbietung, die mir sehr gut gefällt. Allerdings würde ich mich auch nicht unbedingt als Mahlerexperten bezeichnen.
Klanglich sind beide SACD Spuren nicht von dieser Welt.

- Gruss, Wilfried
Miles
Inventar
#9 erstellt: 16. Feb 2004, 16:40
Die Kaplan-SACD habe ich noch nicht so genau studiert. Meine persönlichen Favoriten sind Mehta (Decca 1975) und Klemperer (EMI Studioaufnahme), wahrscheinlich weil es die ersten sind die ich gehört habe und die Sängerinnen hervorragend sind.

Was man von Bernsteins 1963er Aufnahme nicht behaupten kann. Lennys sehr persönliche Mahler-Sicht ist aber schon bei den ersten Takten hörbar, und jede seiner Interpretationen ein intensives Erlebnis.


[Beitrag von Miles am 16. Feb 2004, 16:41 bearbeitet]
mefisto
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 12. Jul 2004, 08:52
Meine Lieblingsaufnahme:KATHLEEN FERRIER-JO VINCENT/Concertgebouw/Klemperer.
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 12. Jul 2004, 09:57
@Miles
Bernstein sehr gut beschrieben.
Er hat Mahler jedesmal selbst neu erfunden ("komponiert"). Manche sagen, er habe gerne etwas "geschmalzt" dabei. Aber er hat Mahler sehr vielen erst nahe gebracht (natürlich vor allem erst mal in Amerika). Gute Aufnahme auch DG, NYP, mit Christa Ludwig.

Mehta auf CD , Decca legends, ist ein Genuß, wenn man eine entsprechende Stereokette sein Eigen nennt. Hör Dir mal den Paukenschlag an!

@ Cr
mein Favorit ist hier Solti, LP, London, Decca. Keiner wuchtet IMHO Mahlers 2. so unvergleichlich in die Rillen wie er.

MfG Bernd


[Beitrag von palisanderwolf am 12. Jul 2004, 09:58 bearbeitet]
Miles
Inventar
#12 erstellt: 12. Jul 2004, 21:52

Mehta auf CD , Decca legends, ist ein Genuß, wenn man eine entsprechende Stereokette sein Eigen nennt. Hör Dir mal den Paukenschlag an! :KR


Hallo Bernd,

Die Aufnahme ist aber ziemlich "multi-miked" mit vielen Stützmikrofonen. Klingt sehr spektakulär, aber nicht unbedingt natürlich. Für Decca eher unüblich.


[Beitrag von Miles am 12. Jul 2004, 21:53 bearbeitet]
RealHendrik
Inventar
#13 erstellt: 12. Jul 2004, 22:51

Die Aufnahme ist aber ziemlich "multi-miked" mit vielen Stützmikrofonen. Klingt sehr spektakulär, aber nicht unbedingt natürlich.


Klingt sehr, sagen wir, direkt. Aber auf keinen Fall unnatürlich.


Für Decca eher unüblich.


Doch. Decca hatte schon immer ein absolutes Händchen für "perfekte" Multimikrofonie. Kein anderes Label ist mir bekannt, bei dem die Tonmeister in der Lage sind, trotz sehr vieler Stützmikrofone ein sauberes stereophonisches Klangbild, auch mit richtiger Tiefenstaffelung, und dazu eben sehr direkt, zusammenzumischen.

Gruss,

Hendrik
palisanderwolf
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 14. Jul 2004, 10:26
Hallo Miles,
es gibt viele sehr gute Aufnahmen die sozusagen nur "durch den Schnürsenkel" aufgenommen worden sind. Aber bei großen Räumen und großen Orchestern wird das ohne "multi-miking", also ohne den Einsatz von Stützmikrofonen nicht so einfach.. denke ich. In jedem Fall muß es gut gemacht sein, das ist klar.

Konzert einerseits und Tonkonserve zu Hause andererseits sind für mich zwei unterschiedliche Absichten. Auf den direkten Vergleich verzichte ich bewußt.

Aber, wohl wissend, daß es eine Tonkonserve ist, eine Illusion, kann mich eine Aufnahme gelegentlich packen und ich kann mir sagen: so kann es, so muß es sein.

Und das ist hier bei der Cd, Decca legends der Fall.

Hallo RealHendrik,
Zustimmung, Multimikrofonie: Decca kann es. Gut von Dir beschrieben.

Es kann auch durchaus als Vorteil gegenüber den 2 Original LP gesehen werden, daß man hier alles in einem Stück hören kann.

Wie immer, IMHO

MfG Bernd


[Beitrag von palisanderwolf am 14. Jul 2004, 10:48 bearbeitet]
op111
Moderator
#15 erstellt: 01. Dez 2004, 17:49
Hallo zusammen,
Claudio Abbados mit viel Vorschusslob von der DG bedachte neueste Mahler 2 wurde kürzlich von
David Hurwitz nahezu verrissen.
http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=8360
(u.a. erhebliche Balance-Probleme der Aufnahme, provinzielles Orchester - wie eine Parodie auf die Berliner Ph. ["a great string band with far less interesting contributions from the other departments"])

Marc Bridle hingegen kürte sie zur CD des Monats:
http://www.musicweb....4/Mahler2_Abbado.htm

Gruß
Franz

------
Gustav MahlerSinfonie Nr.2
Claude Debussy La Mer

Sopran: Eteri Gvazava
Alt: Anna Larsson
Orfeón Donostiarra
Lucerne Festival Orchestra
Claudio Abbado

2004 Deutsche Grammophon 289477508-2

peet_g
Stammgast
#16 erstellt: 01. Dez 2004, 18:54
Diese Diskrepanz ist lustig.

Hat jemand diese Aufnahme schon gehört?..
op111
Moderator
#17 erstellt: 01. Dez 2004, 19:09

walter_f schrieb:
Die Tilson Thomas Mahler SACDs sind solche Kandidaten - Das Orchester inmitten einer Steigerung von Grabesstille.

Hallo Walter,
totale Spiel-Nebengeräuschfreiheit finde ich auch etwas seltsam, fast schon bedrückend.

die 2. Mahler mit MTT lobt Hurwitz u.a. auch für ihre Dynamik:

http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=8362

Beide CDs habe ich bisher noch nicht gehört, von Abbados Mahler bin ich bereits seit seiner alten Chicagoer 2. nicht gerade begeistert.

Gruß
Franz
s.bummer
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 01. Dez 2004, 22:33
Mahler 2.
Mein erstes Erlebnis mit dieser Sinfonie war die Aufnahme von Klemperer aus dem Jahre 1962. Doppel-LP für 39 DM.
Und damit hatte ich einen Volltreffer gelandet.
Denn andere Aufnahmen reichten eine zeitlang meiner Meinung nach nie daran.
Weder Bruno Walter, noch Stokowski, schon garnicht Tennstedt, oder Bernsteins erster Versuch bei CBS, -der zweite bei der DGG gefällt mir erheblich besser-, Abbado war mir zu nichtssagend, gut, aber etwas fehlte.

Dann kam Inbal, das war schon sehr beachtlich.

Doch dann rückte DECCA mit Klemperers 1951 Live Aufnahme raus, in 71 Minuten rast er durch das Werk wie ein Beserker, hier war das Wirken der manischen Phase direkt spürbar (siehe meine Ausführungen im Thielemann Thread), dann die Aufnahme vom Geburtstagskonzert 1971 (86.), in der er 99 Miunten braucht und die so schwarz ist, dass man sich garnicht mehr aufzuerstehen traut.

Versöhnlich schließlich die Aufnahme aus Bayern. Hut ab vor Christa Ludwig(Bernstein DGG), aber im Urlicht kommt sie an Janet Baker nicht heran. Die ganze Aufnahme, ich hatte vorher eine "illegale" Version, die wie durchs Telefon aufgenommen klang und entsprechend als "Mist" behandelt wurde, ist dermaßend spannend und gut, dass ich seit dem zwar Aufnahmen anderer gerne höre, aber kaufen??

Gruß S.
antiphysis
Stammgast
#19 erstellt: 01. Dez 2004, 23:09
Ich habe die Aufnahme mit Abbado aus Luzern nun einige Male gehört und würde mich ohne Wenn und Aber Bridle anschließen.
Die vermeintlichen Defizite sehe ich eher als Vorteil: Diese Symphonie birgt so viele Möglichkeiten für Instrumentalsolisten, dass diese Einspielung mit dem außergewöhnlichen Ensemble auf alle Fälle einen deutlichen Mehrwert darstellt und sich ohrenscheinlich von anderen Einspielungen unterscheidet.
Bei dieser Aufnahme ist für mich die Begeisterung aller Musiker hörbar.

Ebenso hörenswert finde ich die Neueinspielung mit Kaplan bei DGG. Die Interpretation ist extrem texttreu, was ihr schon zum Vorwurf wurde. Wenn ein Amateur (das war wohl die Bezeichnung, die Alfred Schmidt meinte) sich über Jahre bis Jahrzehnte mit einem einzigen Werk so intensiv befasst, bin ich wenigstens neugierig. Kaplans Darbietung mag nicht hinreißend sein, aber allemal sehr eindrucksvoll.

Sonst halte ich durchaus für empfehlenswert: Solti / CSO und Klemperers Einspielung bei EMI (Serie Great Recordings of the Century).

Grüße
s.bummer
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 04. Dez 2004, 01:00
Also, es tut mir leid,
die Hinwendung zu klinisch sterilen Aufnahmen von Mahler scheint seit einigen Jahren zuzunehmen. (Kaplan, Maazel, leider auch Abbado, selbst Kent Nagano)
Wo bleibt bei Kaplan neben der B U C H S T A B E N G E T R E U E N Wiedergabe des Notentexte das Subkutane, diese Aufnahmen sind doch nur akkribisches Abspulen von etwas, was man auch nachlesen kann. Und dafür bekam man in der Schule immer nur ne drei!
Man muß es ja nicht übertreiben wie "Good old Lennie", aber etwas innere Beteiligung darf doch schon erlaubt sein, oder?
Da waren die großen "Alten" besser.
Nun kommt mir nicht mit Eschenbach!!

Gruß S.
op111
Moderator
#21 erstellt: 04. Dez 2004, 16:24

s.bummer schrieb:
Hut ab vor Christa Ludwig(Bernstein DGG), aber im Urlicht kommt sie an Janet Baker nicht heran.

Bei Bernsteins Zeitlupentempo hätte allerdings so manche andere Sängerin gar keine Chance gehabt.
Gruß
Franz
antiphysis
Stammgast
#22 erstellt: 04. Dez 2004, 20:23
Mahlers 2. mit Abbado in Luzern kann schwerlich in die Kategorie "klinisch steril" fallen, da es sich um einen Konzertmitschnitt handelt.

Die werktreuen Interpretationen von Kaplan wie Abbado sind weitab von reinem Abspulen. Die Interpretationen, die "verbessernd" ins Werk eingreifen, halte ich hingegen für problematisch bis anmaßend.

Beispielsweise versucht Inbal im Allegro maestoso durch seine extremen Temposchwankungen noch ein bisschen mehr Spannung herauszukitzeln. Leider zerfällt dadurch der Satz in seine Bestandteile.
Kaplans Darstellung hingegen ist in sich stimmiger, da er auf solche Effekthascherei verzichtet.
Auch Abbados Interpretation ist deutlich homogener als die Inbals. Allerdings ist sein Tempo bei diesem Satz etwas gehetzt.

Dies nur als Beispiel.
Mr_M
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 12. Dez 2004, 05:13
Ich kann mich Deiner Meinung nur anschliessen. Heute habe ich die CD im Briefkasten gefunden, und der erste Durchhoereindruck ist sehr gut. Hurwitz' Kritik finde ich albern (wie die meisten, die ich von ihm gelesen habe). Das Orchester spielt auf dem erwartet hohen Niveau (Hurwitz: "decent provinvial band"), und spielt auch sehr gut zusammen. Das ist eigentlich kein Wunder, da die meisten der Leute ( http://www.kiwi-us.c...ucerneorchester.html ) im Orchester schon oft zusammen gespielt haben, im GMYO, ECYO, in diversen Berufsorchestern, oft aus denselben Schulen kommen, und jedenfalls alles sehr erfahrene Musiker sind, fuer die es ueberhaupt kein Problem ist, sich "zusammenzuhoeren". Aber eitle Besserwisser wie Hurwitz denken nunmal, das ist ein zusammengewuerfeltes Orchester, das kann ich gleich mal abqualifizieren.
Musikalisch finde ich die Aufnahme auch sehr interessant. Ja, einige Tempi sind recht flott, aber das passt sehr gut in Abbados transparent-schlankes Klangkonzept. Besonder La Mer gefiel beim ersten Durchhoeren sehr gut. Ich bin sowieso der Meinung, dass es ein Fehler ist, allen Debussy-Werken den Impressionismusaufkleber zu verpassen. Im Gegenteil, La Mer funktioniert viel besser mit definierten, plastisch ausgespielten Klangstrukturen als oelig-verschmiert. Vielleicht wollte uns Debussy mit seiner Wahl eines japanischen Holzschnitts fuer das Titelblatt etwas mitteilen...?
Geringe Abstriche kann ich nur bei der Klangqualitaet machen. Der Klang ist etwas trocken und die Blechblaeser scheinen von ziemlich weit hinten zu kommen. Offenhoerbar ist die Akustik in der Halle nicht so toll, aber im grossen und ganzen haben die DG-Leute das recht gut im Griff.
peet_g
Stammgast
#24 erstellt: 12. Dez 2004, 13:04

Mr_M schrieb:

Musikalisch finde ich die Aufnahme auch sehr interessant. Ja, einige Tempi sind recht flott, aber das passt sehr gut in Abbados transparent-schlankes Klangkonzept.

Hallo Mr M.!

Kannst du bitte die Zweite bei Abbado in Luzern ein wenig ausführlicher beschreiben? Vielleicht im Vergleich zu anderen dir bekannten Aufnahmen? Was ist denn da sehr interessant?

Gruß
Joe_Brösel
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 12. Dez 2004, 13:32
Hi,
die Abbado-DVD mit dem Konzert als Film: alleine durch die technische Qualität dieser Scheibe lohnt es sich, sie anzuhören/anzusehen. Das klingt unheimlich frisch, und nah.
Manche langsamen Stellen sind mir zu langsam, aber bei den schnellen, lauten Stellen fehlts an nichts.
Mr_M
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 12. Dez 2004, 15:59
Es faellt mir ziemlich schwer, das genauer in Worte zu fassen, umso mehr, als ich die Platte erst einmal komplett gehoert habe (La Mer mittlerweile zweimal).
Es wird oft darueber geredet, dass auch grosse Orchestermusik so wie Kammermusik gespielt werden soll, also dass die Musiker nicht nur ihre Stimme kompetent ausfuehren, sondern gestalten und genau aufeinander hoeren. Das findet aber nicht immer statt, obwohl die Toporchester unserer Zeit in der Regel technisch voll ueber den Dingen stehen und voll von erstklassigen musikalischen Persoenlichkeiten sind. Aber oft kommt der Dirigent nicht mit einem richtig klaren Konzept, dass es den Musikern erlaubt, ihre Persoenlichkeit zu entfalten, und zur gleichen Zeit das Orchester zu einem stimmigen Geasmtbild fuehrt. Das gelingt auch Abbado nicht immer, aber hier exemplarisch gut.
Das bedeutet nicht, dass wir hier eine "definitive" oder "perfekte" Auffuehrung hoeren, oder welche anderen hohlen Begriffe man bemuehen moechte. Es ist aber eine sehr starke, schluessige, exzellent musizierte Version. Manche Details haette ich auch gerne anders, und man kann ueber alles endlos streiten, vom kleinsten Detail bis hin zum Tempokonzept. Aber man hoert selten eine Interpretation, die so ueberzeugend und engagiert musiziert ist.
Abbado hat ein Klangkonzept, das intensiven Klang und Transparenz, lyrischen Detailreichtum und die grosse Linie zu vereinigen sucht. Und ich finde, das gelingt hier sehr gut. Es gibt viele "schoene Stellen", aber das ganze macht auch Sinn, zerfaellt nicht in Episoden. Beim Musikhoeren geht es mir oft so, dass fuer mich die Musik nicht richtig stattfindet, weil vieles belanglos vorbeizieht. Dieser Aufnahme kann man aber wirklich zuhoeren, es wird einfach nicht langweilig.
Vergleiche kann ich nicht so gut ziehen, ich habe Abbados letzte Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern nur einmal gehoert, und fand das ziemlich enttaeuschend, besonders da ich einige andere Abbado/Mahler-Aufnahmen zu meinen absoluten Favoriten zaehle (z.B. Nr.3 mit den Wienern, Nr.7 mit CSO). Das war eine kompetente, aber in vielen Details einfach nicht interessante Aufnahme. Diese hier finde ich bei weitem besser.
Weiter oben habe ich Hurwitz' Kritik als "albern" bezeichnet. Wenn ich mir das nochmal ueberlege, moechte ich lieber "voellig idiotisch" sagen. Klar, ueber musikalische Konzepte und Details kann man endlos streiten, aber die Musiker als "Parodie der Berliner Philharmoniker" mit guten Streichern und maessigen Blaesern (was soll das eigentlich heissen? Dass die BP keine guten Blaeser haben? Haeh?) zu bezeichnen - das ist schon eine ziemliche Sauerei. Im Gegenteil, man kann hier einige herausragende Soli und ein sehr gut klingendes Blaeserensemble hoeren. Fuer meinen Geschmack sind die Blechblaeser manchmal etwas zu weit weg. Aber fuer Ignoranten wie Hurwitz bedeutet der Begriff "Blechblaeser" wahrscheinlich, dass die alles zutroeten muessen. Was hier in Amerika leider zu oft der Fall ist.


[Beitrag von Mr_M am 12. Dez 2004, 16:21 bearbeitet]
peet_g
Stammgast
#27 erstellt: 12. Dez 2004, 21:20

Mr_M schrieb:
Aber oft kommt der Dirigent nicht mit einem richtig klaren Konzept, dass es den Musikern erlaubt, ihre Persoenlichkeit zu entfalten, und zur gleichen Zeit das Orchester zu einem stimmigen Geasmtbild fuehrt. Das gelingt auch Abbado nicht immer, aber hier exemplarisch gut.
Das bedeutet nicht, dass wir hier eine "definitive" oder "perfekte" Auffuehrung hoeren, oder welche anderen hohlen Begriffe man bemuehen moechte. Es ist aber eine sehr starke, schluessige, exzellent musizierte Version. Manche Details haette ich auch gerne anders, und man kann ueber alles endlos streiten, vom kleinsten Detail bis hin zum Tempokonzept. Aber man hoert selten eine Interpretation, die so ueberzeugend und engagiert musiziert ist.


Danke schön. Soweit ich dieses und andere Kommentare für mich verstehen kann, geht es hier um das Musizieren bzw. musizieren lassen. So etwas wie ein Live-Session unter den Orchestermusikern. Mit Vor- und Nachteilen davon.

Ist es eine richtige Beschreibung in Kürze von euren Eindrücken?
s.bummer
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 12. Dez 2004, 23:17
Warum fällt man so über Hurwitz her?
Ich habe noch nicht viel von ihm gelesen und manches hat mich überrascht und fast schockiert. Dummes Zeug war bisher allerdings nicht dabei, eher erfrischend andere Perspektiven.
Die meist negative Kritik an Barbirolli zum Beispiel hat mich bei einem Briten erstaunt.
Doch dann erinnerte ich mich an die HiFi Stereophonie und deren Rezensenten Wolf Rosenberg, Ulrich Schreiber und Kurt Blaukopf, die auch jede Aufnahme von Mahlersinfonien „niedermachten“, die allzu romantisch verklärend daherkamen. Ich habe nochmal nachgeschaut und siehe da. Barbirolli kriegte auch hier sein Fett ab, genauso wie Tennstedt und später dann Sinopoli, der von Ulrich Schreiber (Sinfonie Nr. 5 und 2) geradezu pulverisiert wurde. Bernstein dagegen wurde eher pfleglich behandelt, wenn ich mich recht entsinne.
Und wenn man Mr. M Bekenntnis zu Sinopoli in anderen Beiträgen liest und dann Hurwitz Verisse über selbigen, dann wird es für mich mehr zu einer Studie in Psychologie, dass sich hier einer an Hurwitz vergreifen will. „Der macht jemanden madig, den ich mag!“
Ich kannte das bisher nur von unserem 13 jährigen Sohn, der April Lavigne so heldenhaft gegen alle Kritik verteidigte, aber man lernt ja nicht aus.

Nachtrag. Nach einer Aufführung von Mahlers 9. unter Sinopoli (Ende der 80iger) in der Neumünsteraner Holstenhalle stand man noch bei einem Bier (Holsten knallt am dollsten) zusammen und ich nölte in der mir eigenen Art über das meiner Meinung nach viel zu Affektierte in der Interpretation und vor allem, dass die Leute das auch noch so frenetisch beklaschten.
Da legte mir ein älterer Herr die Hand wie zur Beruhigung auf die Schulter und meinte nur. „trösten Sie sich, die Leute können halt einen Künstler nicht von einem Kacker unterscheiden.“
Nach einem kurzen Gespräch gab er sich als Produzent der DGG zu erkennen.

Gruß S.
Mr_M
Hat sich gelöscht
#29 erstellt: 13. Dez 2004, 03:47
Hallo bummer,
es gibt nun wirklich keinen Grund, mich persoenlich anzugreifen und als 13jaehrigen laecherlich zu machen. Ich habe ganz genau erklaert, warum ich Hurwitz' Kritik fuer albern bis idiotisch halte. Es gibt zwar keine Messinstrumente mit geeichter Skala fuer Musiker- und Orchesterqualitaet, aber dass die Leute, die auf dieser Aufnahme vereint sind, bestenfalls als "provincial band" mit maessigen Blaesern "durchgehen", ist einfach Schwachsinn, das hat wenig mit persoenlicher Meinung und Vorlieben zu tun.

Eine sehr wesentliche Basis fuer jede ernstzunehmende Kritik ist Respekt fuer die Leistung der Kuenstler. Wahrscheinlich weil ich selber mal Musik studiert und als Musiker gearbeitet habe, ist das fuer mich extrem wichtig. Wenn Leute auf einem hohen Niveau Musik machen, muss man das erst einmal anerkennen. Wenn einem das Konzept oder die Gestaltung nicht gefaellt, kann man das gerne erklaeren, aber diese "Komplettverrisse" von Leuten wie Hurwitz (von dem ich uebrigens noch keine Platte gehoert habe) sind einfach nur anmassend.
Abgesehen von Bruckner 5 hatte ich uebrigens noch keine Hurwitz-Kritik von Sinopoli-Aufnahmen gelesen. Die ist auch im grossen und ganzen nicht sooo negativ, aber auch ein gutes Beispiel fuer seine Anmassungen. Was er da ueber Temporelationen schreibt, stimmt zwar irgendwo. Aber es gibt zu diesem Thema sehr viele unterschiedliche Ansaetze, und es steht ihm einfach nicht zu, schulmeisterlich festzustellen, dass viele Dirigenten Sonatensaetze nicht gestalten koennen, als ob er von allen die definitiven Antworten kennt.

Was ich an Sinopoli immer bewundert habe, ist, dass er die Partituren wirklich genau studiert und einiges an Detail und innerer Struktur enthuellt hat, was man selten woanders hoert. Dafuer gibt es auch keinen geeichten Massstab - schon gar keinen, an dem man eine Wertung zwischen 1 und 10 ablesen kann, wie es bei "classics today" die Praxis ist. Was Sinopoli gemacht hat, ist auch nicht immer die "einzig richtige" Loesung gewesen -obwohl er ja sogar von classicstoday ein paar mal eine "9" und sogar auch mal eine "10" gekriegt hat, wie ich jetzt gesehen habe -, aber es war immer musikalisch sehr interessant. Das fand ich toll, gerade wo viele heutzutage die Standardwerke des Repertoires als gegeben hinnehmen, und nicht mehr hinter die Struktur zu schauen versuchen.
Gerade dass seine Interpretationen oft sowohl sehr emotional-engagiert als auch mit analytischen Durchblick voerbereitet waren, hat fuer mich seine Interpretationen des spaetromantischen Repertoires so wertvoll gemacht.
Wie Du selber geschrieben hast, schaetzt Du "erfrischend andere Perspektiven", aber offensichtlich mehr in Worten als in Klaengen. Bei mir ist das genau umgekehrt - ich moechte gerne neue Einsichten von hoeren, von Leuten, die tatsaechlich Musik machen. Von Leuten, die bisher noch nichts beigetragen haben, pauschale Abklatschungen zu lesen, ist fuer mich nicht so interessant.

Im uebrigen sprechen wir hier aber nicht ueber Sinopoli, sondern Abbado. Allerdings treffen viele dieser Bemerkungen auch auf "Claudio" zu. Obwohl sehr unterschiedliche Musikerpersoenlichkeiten, haben die beiden doch gemeinsam, dass sie wirklich hart an der Musik arbeiten/arbeiteten, anstatt sich zurueckzulehnen und einfach nur die gleichen Standartauffuehrungen abzuspulen. Abbado habe ich sehr oft gesehen, als ich noch in Berlin gewohnt habe. Mir haben auch nicht immer alle Konzerte gefallen, aber Abbado hat immer auf einem hohen Niveau gearbeitet.

P.S. "Kuenstler und Kacker" - das ist offensichtlich schon nicht mal mehr 13jaehriges Niveau, bestenfalls 4-5jaehrig. Dass die Leute bei DGG nicht allesamt die absolut gleiche Meinung ueber ihre Kuenstler haben, ist auch nicht ueberraschend. Aber ein Bekannter von mir, der auch fuer DGG arbeitet, hat sehr gerne mit Sinopoli Aufnahmen gemacht. Vielleicht hatte der alte Herr noch eine andere Perspektive, die er Dir nicht enthuellt hat. Vielleicht hatte er andere Kuenstler favorisiert, war aber ueberstimmt worden? Wer weiss. Immerhin hat DGG so einiges mit Sinopoli produziert.


[Beitrag von Mr_M am 13. Dez 2004, 03:50 bearbeitet]
Mr_M
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 13. Dez 2004, 05:50
PS II: extrem gekuerzte Fassung des letzten Beitrags: ich halte es schon fuer bezeichnend, dass einige Kritken sowohl als auch einige Beitrage hier voellig entgegengesetzter Meinung von Hurwitz sind. Es handelt sich also hier offensichtlich nicht nur um eine Verschwoerung von 13jaehrigen Sinopoli-Fans.

PS III: ich war damals nicht in der Holstenhalle, aber GS' Aufnahme von Mahlers 9. (1993) finde ich auch toll, weil sie sehr lyrisch intensiv und gleichzeitig sehr klar strukturiert ist. Intensiv ausgespielte Linie und gleichzeitig expressionistisch ausgemeisselte Klangschichten - fast eine Quadratur des Kreises, kuenstlerisch eine erstklassige Leistung. Normalerweise wuerde ich abieten, Dir die Aufnahme zu Weihnachten zu schenken, aber leider ist im Moment nur die Gesamtaufnahme erhaeltlich, und das ganze Paket verdienst Du nicht


[Beitrag von Mr_M am 13. Dez 2004, 05:53 bearbeitet]
op111
Moderator
#31 erstellt: 13. Dez 2004, 21:43
Hallo S.

s.bummer schrieb:
Die meist negative Kritik an Barbirolli zum Beispiel hat mich bei einem Briten erstaunt.

auf der Website wird es nicht so deutlich: Classics Today erscheint in den USA und David Hurwitz ist m.W. US-Bürger.

Da könnte mancher schon ein antibritisches Vorurteil (nicht nur gegen Giovanni Battista Barbirolli) vermuten.
Dessen 9. Mahler auf EMI erscheint mir heute angesichts der Konkurrenz auch als recht flau, und im Gegensatz zu Klemperers 9. nicht mehr konkurrenzfähig.

Classics Today braucht auch die Kontroversen, um ins Blickfeld zu geraten, wie jede kommerzielle Publikation.
Manchmal zeigt auch die Bewertung und Beschreibung der Klangqualität, daß wenn überhaupt etwas, zumindest nicht die dargestellte Version gehört wurde.

Gruß
Franz
GiselherHH
Ist häufiger hier
#32 erstellt: 13. Dez 2004, 23:30
Hallo,

das mit der Barbirolli-Ablehnung läßt sich auch mit den Animositäten zwischen englischen und amerikanischen Kritikern erklären.

Sir John Barbirolli gehört zusammen mit Kathleen Ferrier oder auch Sir Thomas Beecham zu den Säulenheiligen des britischen Musiklebens. Insbesondere in "Gramophone" oder im "Penguin Guide" geraten die Rezensenten, wenn einer der drei Namen fällt, in nostalgisches Schwärmen, das dann oft Untertöne eines verklärenden "British Bias" enthält und über gewisse Schwächen mehr als großzügig hinwegsieht. Das nervt insbesondere amerikanische Kritiker, die sich gern an orchestertechnischer Perfektion erfreuen und die mit ihren britischen Kollegen ohnehin ein Hühnchen zu rupfen haben wegen deren weitgehender Nichtbeachtung insbesondere moderner amerikanischer Komponisten.

Beispiele für dieses "Debunking" finden sich bei "Classics today" zuhauf. Vor ein paar Monaten gab es da einen netten polemischen Text von Hurwitz zu lesen, betitelt: "Kathleen Ferrier - England´s greatest Contralto or Fruit Basket?" Oder dieser Ausschnitt aus einer Barbirolli-Rezension von Hurwitz: "This latest release in the BBC's ongoing series of live Barbirolli recordings runs true to form: it's pretty dreadful. In fact, the series really deserves a title: how about "Barbirolli's Most Embarrassing Moments"; or "Glorious John's Grave Spinners"; or even "Hallé Hell?" Really, enough is enough (...) Now to the "you had to be there" patriotic element: The disc opens with the British National Anthem, which is fair enough, and concludes with none other than the patron saint of overrated singers, Kathleen Ferrier herself, in a 1951 appearance singing "Land of Hope and Glory" (i.e. the "graduation" tune from Elgar's Pomp and Circumstance March No. 1) at the ceremonial reopening of the Manchester Free Trade Hall. (...)Rest assured that however uplifting a moment this must have been live, not a trace of that quality has survived the transfer to CD (which won't of course prevent misty-eyed English critics from claiming just the opposite).

So what do we have here: bad playing, bad conducting, or bad sound, often in combination, masquerading as "direct from the source" performances of historical importance? Believe that if you will. I like to keep matters simple. If it looks like garbage and smells like garbage, then it's garbage."

Grüße

GiselherHH


[Beitrag von GiselherHH am 13. Dez 2004, 23:31 bearbeitet]
op111
Moderator
#33 erstellt: 14. Dez 2004, 16:03
Hallo zusammen
noch einmal

GUSTAV MAHLER
Symphonie Nr. 2
CLAUDE DEBUSSY
La Mer
Orchestre du Festival de Lucerne Claudio Abbado
Deutsche Grammophon- 477 5082(CD)

und noch einmal ClassicsToday

aber diesmal: 10 / 10

http://www.classicstodayfrance.com/review.asp?ReviewNum=446

Rezensent: Christophe Huss

Bemerkenswert: auch die Klangqualität konnte sich durch simples überqueren der französischen Grenze gewaltig von 7 auf 10 Punkte verbessern.
(Hurwitz hört doch hoffentlich nicht mit Boxen von David Wilson ...)

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 14. Dez 2004, 16:14 bearbeitet]
Mr_M
Hat sich gelöscht
#34 erstellt: 14. Dez 2004, 16:21
Das kann sich doch nur um eine Verschwoerung pubertaerer Sinopoli-Fans handeln, die sich (nun sogar aus den eigenen Reihen heraus!) an David Hurwitz, diesem Titanen zeitgenoessischer Musikkritik raechen wollen!

Ich kann nich so gut Franzoesisch - was bedeuteten der erste und zweite Satz (bis "imaginer") genau?


Ach so - bummer, Du kannst Dich ruhig bei mir fuer Deinen voellig unbegruendeten und unnoetigen unter-der-mentalen-Guertellinie-Angriff entschuldigen. Ich bin nicht nachtragend.


[Beitrag von Mr_M am 14. Dez 2004, 16:26 bearbeitet]
op111
Moderator
#35 erstellt: 14. Dez 2004, 16:43

Mr_M schrieb:
Das kann sich doch nur um eine Verschwoerung pubertaerer Sinopoli-Fans handeln, die sich (nun sogar aus den eigenen Reihen heraus!) an David Hurwitz, diesem Titanen zeitgenoessischer Musikkritik raechen wollen!

Michael,
vielleicht haben die Barbirolli- & Thielemann-Fans gleich konspirativ mitgewirkt ...

Solange Hurwitz für Unterhaltung sorgt, verzeihe ich ihm auch, daß er manche CD gar nicht (neu) gehört zu haben scheint. Klappern gehört zum Handwerk.


s.bummer schrieb:
HiFi Stereophonie und deren Rezensenten Wolf Rosenberg, Ulrich Schreiber und Kurt Blaukopf, die auch jede Aufnahme von Mahlersinfonien „niedermachten“, die allzu romantisch verklärend daherkamen.

wenn er in die selbe Kerbe schlägt muß das aber nicht zwingend heißen, daß Hurwitz aus dem gleichen Holz geschnitzt ist. Wolf Rosenberg & Ulrich Schreiber z.B. konnten ihre Urteile oft plausibel machen und in ihren Radiosendungen für HR und WDR mit Musikbeispielen belegen.

Gruß
Franz
GiselherHH
Ist häufiger hier
#36 erstellt: 14. Dez 2004, 17:04
Die ersten beiden Sätze lauten in etwa (soweit mein Schulfranzösisch noch in Ordnung ist):

"Sie müssen nichts davon verstehen, die Berliner... Fünfzehn Jahre war Abbado ihr Chef und während dieser Zeit hat er (vor allem in den letzten zehn Jahren) Platte an Platte aneinandergereiht, die zu den überflüssigsten gehören, die man sich vorstellen kann (Dvorak, Tschaikowsky...)."

Grüße

GiselherHH


[Beitrag von GiselherHH am 14. Dez 2004, 20:50 bearbeitet]
op111
Moderator
#37 erstellt: 14. Dez 2004, 17:23

GiselherHH schrieb:
Die ersten beiden Sätze lauten in etwa (soweit mein Schulfranzösisch noch in Ordnung ist):

Giselher,
das habe ich auch so wie du aufgefasst.
Mir ist nur unklar warum der Rezensent ausgerechnet Abbado als Mainstream-Dirigenten einstuft, so viele Dvorak- und Tschaikowsky-Schmankerln wie bei manchem anderen gibt es von ihm gar nicht. Dagegen fallen eher Endeckungen wie die Schubert-Opern Musssorgskys Khovanshchina und Modernes ins Auge.
Da mußte wohl eine provokante Einleitung her, um die Perlen der Post-Berlin-Ära hervorzuheben.

Gruß
Franz
GiselherHH
Ist häufiger hier
#38 erstellt: 14. Dez 2004, 21:22
Hallo Franz-J.,

ich habe mir mal die Mühe gemacht und die Komponisten herausgesucht, deren Werke Abbado in seiner Berliner Zeit auf Platte verewigt hat:

Beethoven, Bizet, Brahms, Tschaikowsky, Debussy, Dvorak, Glasunow, Hindemith, Janacek, Kurtag, Mahler, Mendelssohn, Mozart, Mussorgsky, Nono, Prokofjew, Rachmaninow, Ravel, Rossini, Sarasate, Schönberg, Schumann, Stockhausen, Strauss, Verdi, Wagner

Zwar ist etwas Moderne dabei (vor allem die Nono- und die Kurtag/Stockhausen-CD), aber im Grunde bedient A. hier vor allem den Geschmack des Mainstream-Publikums. Seine Schubert-Opern-Phase ("Fierrebras") fiel in seine Wiener Staatsopernzeit und Mussorgsky dirigierte er zwar mit den Berlinern, aber nicht für´s Studio, sondern in Salzburg. Insofern hat der französische CT-Rezensent nicht ganz unrecht (viel Maßstabsetzendes hat A. in Berlin wirklich nicht gemacht).

Grüße

GiselherHH


[Beitrag von GiselherHH am 14. Dez 2004, 21:22 bearbeitet]
antiphysis
Stammgast
#39 erstellt: 14. Dez 2004, 22:44
Guten Tag,

ich habe die Hurwitz-Kritik als reine Polemik aufgefasst. Insofern halte auch ich sie tatsächlich für albern. Vor allem auch für kaum nachvollziehbar.
Mittlerweile scheint mir die Aufnahme mehrheitlich von der Kritik sehr positiv aufgenommen zu werden - wobei ich, dies sei einschränkend angemerkt, Kritiken grundsätzlich eher mit Vorsicht genieße.

Die erste Hälfte des dokumentierten Abends (Debussy) würde ich noch deutlich höher einschätzen als die Interpretation der Mahler-Symphonie. für beachtenswert halte ich darüber hinaus die ungewöhnliche Programm-Koppelung (obgleich Debussy und Mahler ja eigentlich Zeitgenossen sind, fand ich das bisher als Zusammenstellung so nicht).

Jedenfalls genieße ich es sehr, einmal so ausgeprägt die solistischen Passagen hören zu können (sowohl bei Debussy als auch bei Mahler). So habe ich das noch nie gehört!

Zu Sinopoli: Ich schätze (wenngleich auch nicht immer) den «runden Ton», den er findet; was man wohl als opernhaft bezeichnen könnte. Seine Darstellung von Strauss' Alpen-Symphonie würde ich gegen keine andere tauschen wollen.

Grüße
s.bummer
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 15. Dez 2004, 01:33
Hallo,
es freut mich ungemein, die erlahmende Diskussion wieder in Gang gebracht zu haben, auch wenn Mr. M sein Fett abgekriegt hat, weil ich es irgendwie seltsam fand, wie er innerhalb zweier Beiträge sich in Sachen Hurwitz so in Rage schrieb, daß ich schon fürchtete, er würde gleich mit ner Schrotflinte losballern.
Da dachte ich, nun muß etwas verbales Eiswasser her.
Denn woher nehmen wir, die wir hier schreiben, ehrlich gesagt die Arroganz, zu formulieren, Hurwitz sei albern, ignorant, idiotisch, und das wahrscheinlich nur, weil einem dessen Meinung nicht passt.
Wir sind doch nicht in der Politik, oder wie peet_g sehr sehr richtig, polemisch an mich gewendet, mal schrieb, nicht am Wirthausstammtisch. Ja, ja, wir sitzen halt im Glashaus, das macht eben einen Teil des Spaßes aus.

Es geht hier um Mahler 2, meine Präferenzen habe ich weiter oben mitgeteilt.

Von Abbado schätze ich bei Mahler 7, 6 und 9, ich konnte mich nie mit der 2. anfreunden, weil sie mir immer zu glatt daherkam.
Liegt es vielleicht daran, dass er diese Sinfonie aus der Perspektive der Modernen betrachtet und ähnlich scheitert, wie Boulez, aber umso genauer trifft bei den Spätwerken?

Selbst wo er seinem (Ist es Spätstil? Früher war das nicht so! Oder irre ich mich?) Hang zum Verdeutlichen lyrischer Strukturen Nachdruck verleiht, behält die Musik etwas seltsam Steriles.

[Einschub: Ganz schlimm wird es in Beethovens Sinfonien, meiner Meinung nach schon fast pervertiert durch die Aufnahmetechnik. Da steht ein Flötist plötzlich neben mir am Sessel! Was will der denn da? Der gehört doch hinter die Geigen!]

Und leider ist bei Abaddo in den Aufnahmen der zweiten Mahlers, die ich kenne, wenig Neues passiert.

Insofern fragt sich Hurwitz mM nach zu Recht, was nun ne dritte offizielle Aufnahme, noch dazu im im Hochpreissegment, denn soll, wenn interpretationsseitig nicht viel passiert. (Na, ja, wir haben auch 4 Beethovenzyklen von Karajan, da ist allerdings erheblich was passiert, wenn auch nicht von 3 nach 4)

Wenn man dann (ich habe das Konzert seinerzeit im Radio/Fernsehen gehört/gesehen) in Betracht zieht, dass dieses Starensemble, so wie Bayern München zusammengewürfelt, erst ein Team werden muß und dass tatsächlich die Streicher wesentlich integrierter waren als der Rest, dann, ja dann, kann man schreiben, dass das Ergebnis weit unter den Erwartungen geblieben ist. Hurwitz hat sich anders, drastischer, ausgedrückt.

Übrigens hat er keinen Verriß geschrieben, eine 6 von 10 ist eben Durchschnitt.

In einem früheren Beitrag habe ich über Kent Naganos Ansatz so nolens, volens hinweg geschrieben, dass der mir auch zu steril war.
In der Nachbetrachtung traue ich ihm allerdings durchaus zu, mit einigen Aufführungen mehr im Erfahrungsschatz, uns aus dem Innovationsstau in Sachen Mahler zu führen.

Denn mal ehrlich: Es kann doch nicht angehen, dass eine 40 Jahre alte Klempereraufnahme, so toll sie auch ist, siehe meine und andere Meinungen, immer noch das Maß aller Dinge sein soll. Oder dass auf einmal die 1-Hit Dirigenten vom Schlage Kaplan auftauchen, wie die 1-Hit Wonder in der Hitparade. Wo kommer denn da hin?

Abbado in Luzern war es jedenfalls nicht. Und das enttäuscht umso mehr, weil es ihm zuzutrauen war und vor allem auch erwartet wurde!

Vielleicht deshalb das Gezerre? Schreiben wir also in 2 Jahren erneut darüber! Und dann in der sich inzwischen eingestellten Gelassenheit.

Zur Programmwahl des Konzertes der CD.
Sie ist pikant, wenn man weiß, dass Debussy mal ein Konzert Mahlers, der eigene Werke präsentierte, deutlich vorzeitig enttäuscht verlassen hat, weil ihm zuviel "Schubert" in der Musik war. Die beiden hatten sich wohl nicht viel zu sagen.
Hat Abbado also für posthume Versöhnung sorgen wollen?!

Nochn Wort zu Sinopoli, dem leider hier als Katalysator Dienenden.
Ich kenne sehr wenig von ihm, habe den Mahlerdurchfall (meine Meinung) in NMS erleben müssen und weiß aber, dass er mit viel Liebe und Mühe in Deutschland Richard Strauss’ Orchesterwerke und Opern am Leben erhalten hat. Dafür hat er zeitlebens auch immer Beifall von allen Seiten erhalten.

Gruß S
Mr_M
Hat sich gelöscht
#41 erstellt: 15. Dez 2004, 12:33

s.bummer schrieb:
Hallo,
es freut mich ungemein, die erlahmende Diskussion wieder in Gang gebracht zu haben, auch wenn Mr. M sein Fett abgekriegt hat, weil ich es irgendwie seltsam fand, wie er innerhalb zweier Beiträge sich in Sachen Hurwitz so in Rage schrieb, daß ich schon fürchtete, er würde gleich mit ner Schrotflinte losballern.
Da dachte ich, nun muß etwas verbales Eiswasser her.
Denn woher nehmen wir, die wir hier schreiben, ehrlich gesagt die Arroganz, zu formulieren, Hurwitz sei albern, ignorant, idiotisch, und das wahrscheinlich nur, weil einem dessen Meinung nicht passt.


Das findest Du arrogant, aber Hurwitz, wenn er voellig unqualifizierte, pauschal abwertende Bemerkungen ueber erstklassige Musiker macht, findest Du dann "erfrischend"?

Anstatt Dich hier zum kuehlkoepfigen Diskussionsimpulsgeber zu stilisieren, haettest Du Dich einfach nur eintschuldigen koennen. "Wahrscheinlich nur, weil"? Ich habe sehr detailiiert erklaert, warum ich eine so schlechte Meinung ueber ihn hab. Aber wahrscheinlich hast Du das gar nicht gelesen. Dir scheint es offensichtlich nur darum zu gehen, andere zu beleidigen. Wahrscheinlich liest Du deshalb Hurwitz so gerne. Schliesslich liefert er vorformulierte simple Meinungen fuer Leute ohne Ahnung, aber mit dem starken Beduerfnis, kernige Aussagen zu machen.

"Mahlerdurchfall"?
Aha.
Hoffentlich sind noch einige andere Leute hier, die ueber Musik und Musiker mit einem Mindestmass an Ahnung und Niveau
diskutieren moechten.
op111
Moderator
#42 erstellt: 15. Dez 2004, 13:19
Hallo zusammen,
ein (PR-)Ziel hat Hurwitz anscheinend erreicht, seine Artikel werden diskutiert.
@s.bummer, Mr_M
nehmt D. Hurwitz doch mal etwas leichter, als *eine* wenn auch medienwirksame (Cannes Classical Awards) Meinung unter vielen.
Eine einheitliche Qualität haben dessen Kritiken ja nun auch nicht, das Spektrum reicht vom kurzen provokanten Pauschalurteil ("einfach mal den Penguin-Guide umkehren") bis zur detaillierten Kritik (s. Thielemanns Schumann).


GiselherHH schrieb:
ich habe mir mal die Mühe gemacht und die Komponisten herausgesucht, deren Werke Abbado in seiner Berliner Zeit auf Platte verewigt hat:


Ich habe durchaus noch Abbado-CDs anderer moderner Komponisten (Berg, Webern, Ligeti etc.) in meinem CD-Regal. So konservativ und am Kommerz orientiert wie das seines Vorgängers war auch sein Repertoire nicht.
Gruß
Franz
Mr_M
Hat sich gelöscht
#43 erstellt: 15. Dez 2004, 13:38
OK, kein Streit mehr ueber Mr H.
Abbado hat in seiner Berliner Zeit eine ganze Menge an neuer Musik aufgefuehrt. Klar, aufgenommen und veroeffentlicht wird davon auch nur ein kleiner Teil, wegen des fehlenden kommerziellen Anreizes.
Man kann aber wirklich sagen, dass bei Claudio das Interesse an neuer Musik nicht nur Lippenbekenntnis ist. Man sollte sich ueber die paar interessanten Platten freuen, die dann doch gemacht wurden. Z.B. "Wien Modern", da kann man die Wiener Philharmoniker Riehm, Ligeti und andere spielen hoeren. Immerhin...
Kings.Singer
Inventar
#44 erstellt: 24. Feb 2007, 17:26
Hallo miteinander.

Demnächst steht der Kauf von Mahlers Zweiter ins Haus. Ich hatte mich bisher für Mehtas Aufnahme auf Decca entschieden...
Nun lese ich in den Kritiken auf classicstoday.com, dass Hurwitz der Slatkin-Aufnahme auf telarc satte 10 Punkte in seinen beiden Kategorien gibt.

Könnt ihr Hurwitz unterstützen und wie würdet ihr euch in meiner Situation entscheiden?

Viele Grüße,
Alex


[Beitrag von Kings.Singer am 24. Feb 2007, 17:27 bearbeitet]
Fressbacke
Stammgast
#45 erstellt: 24. Feb 2007, 23:57
Hallo Alex!

Schön, daß du einen uralt-Thread über eines meiner Lieblingswerke (vielleicht sogar DAS) aus dem Keller geholt hast.
Deiner Frage entnehme ich, daß du noch KEINE Einspielung der Zwoten hast?

Ohne erneut über Hurwitz diskutieren zu wollen - denn das ist ein Thread über EINE Mahler-Symphonie, aber eine 10/10 für Slatkin? Ich denke eher nicht. Und das sage ich als eingeschworener Telarc-Fan (was den Klang angeht sowwieso, und auch was die "Hausinterpreten" betrifft). Ich finde, da hat Mr. H etwas durch die Brille von George Dabbeljuh geguckt. Denn - wenn die Aufnahme diese Bewertung hat, was soll ich dann Klemperer / RSO des BR geben?? Vielleicht 12/8? Versteh es nicht falsch: Ich habe insgesamt 34 Einspielungen der 2. Symphonie, und Slatkin gefällt mir sehr gut!! Jedoch - das geniale ist halt der Feind des sehr guten.

Ich wurde vor einiger Zeit im "Gummizellen-Thread" gefragt, was denn ganz spontan meine Lieblingsaufnahme sei. Ich habe folgende 2 genannt:

amazon.de
Otto Klemperer / Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks / Heather Harper / Janet Baker (1965)
Interpretatorisch der Wahnsinn (wobei, die 1971er Aufnahme kenn ich nicht!), klanglich für die damalige Zeit exzellent!

amazon.de
Gilbert Kaplan / Wiener Philharmoniker / Latonia Moore / Nadja Michael
Als SACD - das fetzt klanglich! Ich habe Kaplan direkt vor dem Erwerb der CD LIVE mit dem Orchester der o. g. Klemperer-Aufnahme gehört ... wenn ich einen Wunsch frei hätte an die Musikindustrie: DIESE Aufführung MUSS es zu kaufen geben!!! Die Wiener Einspielung ist aber auch wirklich excellent!

Noch neuer und sehr vielversprechend, aber ich habe sie noch nicht intensiv gehört: Die Aufnahme von Adam Fischer.


Ralf
Kings.Singer
Inventar
#46 erstellt: 25. Feb 2007, 01:36
Hi Ralf.

Ich dachte mir sowas schon. Bin mit Slatkin schon einmal mehr oder weniger auf die Nase gefallen.
Danke für deine Tipps!

P.S. Ja, wäre dann meine erste Aufnahme der Zweiten.


[Beitrag von Kings.Singer am 25. Feb 2007, 01:38 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#47 erstellt: 25. Feb 2007, 02:17
Hallo Alex,

in puncto Klemperer kann ich mich nur anschließen, auch die EMI-Studio-Aufnahme ist ein absoluter Tip, zumal an Klemps Live-Aufnahme z.Zt. kaum noch ranzukommen ist. Mit der 1975er Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter Zubin Metha (Decca) wärst Du meiner Ansicht nach aber auch äußerst gut bedient.

Gruß Rolf
Schneewitchen
Inventar
#48 erstellt: 25. Feb 2007, 11:37
Die Klemperer Aufnahmen besitze ich leider (noch) nicht. Dafür aber die Einspielungen von Kaplan mit dem LSO und die SACD mit den Wiener Philharmonikern. Bei den Liedsinfonien Mahlers sollte man die Sängerinnen nicht außer Acht lassen. Als Fan von Jessye Norman kann ich auf die Aufnahme der 2.Sinfonie mit Maazel /Wiener Philharmonikern natürlich nicht verzichten.
SirVival
Hat sich gelöscht
#49 erstellt: 25. Feb 2007, 14:02
Hi,

es ist an der Zeit, euch Mahler-Apologeten mal wieder eins auf die Mütze zu geben. Ich tue das diesmal mit den Worten keines Geringeren als Theodor Adorno:

"Das Werk, an dem wohl die meisten Mahler lieben lernten, die Zweite Symphonie, dürfte am raschesten verblassen, durch Redseligkeit im ersten Satz und im Scherzo, durch einige Primitivität des Auferstehungsfinales. Dieses hätte jener durchgehenden Polyphonie bedurft, die der erste Satz der Achten sich zumutet; der lange instrumentale Teil plaudert zuviel vom vokalen aus und scheint lose gereiht, auch bei den Rufen überrieselt es einen schwerlich mehr; nur der Pianissimo-Einsatz des Chors und dessen Thema bewahrt die suggestive Kraft".

Auch ich war von der 2. begeistert, als ich sie zu ersten Mal im Konzertsaal vernahm, wenngleich die Schleifer im Walzer und das Fernorchester bei mir eher so etwas wie unfreiwilligen Humor auslösten. Aber heute meine ich, mal abgesehen vom umständlichen Schreibstil dieses Herrn, dass den Worten von Adorno schwerlich etwas Positiveres hinzuzufügen sein dürfte.

Gruß


[Beitrag von SirVival am 25. Feb 2007, 14:06 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#50 erstellt: 25. Feb 2007, 14:23
Tja, leider bleibt die Rezeption von Musik individuell was meiner Ansicht nach zu einer Entgrenzung solcher Begrifflichkeiten wie gut und schlecht, einfach und kompliziert etc. führt.

Aber hier geht es schließlich um Mahlers Zweite. Genug von dem 'Off-Topic'.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#51 erstellt: 25. Feb 2007, 14:53
Hallo The Show und SirVival,

wieso sollte es in einem Thread über Mahlers 2. Sinfonie "off topic" sein, über die musikalischen Qualitäten und Mängel des betreffenden Stücks zu diskutieren? Ich finde derartige Fragen jedenfalls spannender als die ewigen Vergleiche diverser Einspielungen - zumal man aus derartigen Diskussionen vielleicht sogar das eine oder andere Kriterium für eine sachgerechte Beurteilung von musikalischen Interpretationen gewinnen kann.

Auch wenn ich gestehen muss, dass mir die 2. Sinfonie - abgesehen von ihrem genialen 3. Satz - unter Mahlers von mir ansonsten weitgehend hochgeschätzten Werken die meisten Probleme bereitet, verwundert mich freilich andererseits die sture Hartnäckigkeit, mit der SirVival sich immer wieder Mahler als Objekt seiner ästhetischen Attacken ausguckt: so als hätten andere Hätschelkinder des Klassikmarktes - von Beethoven über Wagner, Bruckner, Sibelius und Schostakowitsch bis hin zu Glass und Pärt - nicht auch das eine oder andere ästhetisch Fragwürdige verbrochen...



Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 25. Feb 2007, 14:56 bearbeitet]
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