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Bruckner, Anton: Werden Aufnahmen der Musik gerecht?+A -A |
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Autor |
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ironimus
Neuling |
#1 erstellt: 15. Apr 2010, 16:31 | |
Ist Bruckners Musik auf Tonträger eigentlich zu fassen? Ich weiß, diese Frage stellt sich grundsätzlich für alle klassische Musik. Will deswegen erst gar nicht mit der alten Celi-Debatte anfangen, ob der Sex mit einem Foto von Brigitte Bardot wirklich den realen mit ihr adäquat ersetzen kann. Nur hab ich speziell bei Bruckner die Erfahrung gemacht, daß Aufnahmen die Aura(die Musikwissenschaft schreit da natürlich auf!)der Werke nicht einfangen können. Mir fehlt bei ihnen stets der innere Puls. Dirigenten, die mich im Konzertsaal begeistert haben, wirken im Studio auf mich gehetzt. Es ist verrückt, denn die absolute Spielzeit hat damit überhaupt nichts zu tun. |
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Martin2
Inventar |
#2 erstellt: 15. Apr 2010, 21:22 | |
Ich habe Bruckner schon gelegentlich im Konzertsaal gehört, zuletzt Bruckners 6. mit Blomstedt und den NDR Sinfonikern. Ich muß sagen, ich gehe gerne ins Konzert und habe mir für die nächste Zeit, da ich in den letzten Wochen einige male im Konzert war, einige Konzerte aufgeschrieben, die ich besuchen will. Ich gehe also gerne ins Konzert; es ist ein Ereignis und es klingt auch schon ein wenig anders ( zumal ich auch keine supertolle Anlage habe ). Trotzdem kann ich der hier angestoßenen Debatte nicht folgen. Eine schlechte Interpretation bleibt eine schlechte Interpretation. So hat mir Bruckners 8. mit Eschenbach und den NDR Sinfoniker life nicht so wahnsinnig zugesagt, dagegen liebe ich diese Sinfonie mit Jochum noch immer. Bruckners 6. mit Blomstedt dagegen fand ich sehr schön, aber das hindert mich nicht daran, sie auf Konserve zu genießen. "Konserve" ist übrigens für eine Musikaufzeichnung kein schönes Bild. Wie auch immer: Herzlich willkommen hier, lieber Ironimus, es ist ja Dein erster Beitrag, aber ich kann Deinem Beitrag trotzdem absolut nicht folgen. Gruß Martin |
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kastenbier
Stammgast |
#3 erstellt: 16. Apr 2010, 08:02 | |
Hallo Ironimus Der Vergleich mit dem Bild hinkt, wenn man ins Konzert geht höre man die Musik, Zuhause an der Stereoanlage aber auch. Es scheint dass für manche Menschen die Vorbereitungen die man treffen muss einfach ein Ritual darstellen das dazugehört, dann das erhabene Gefühl wenn sie einen Konzertsaal betreten, und mit Gleichgesinnten in einem Raum zusein und nicht zuletzt die Vorfreude auf das Ereignis, das sich bis zum Konzertbeginn langsam steigert. Ich gehe zb. ncht gerne in den Konzertsaal mich stören die Nebengeräusche,Husten und das rascheln,ich möchte die Augen scliessen und hören können was mein Lieblingsdirigent samt Orchester vortragen, und vor allen Dingen möchte ich die Musik hören die ich gerade möchte. Gruss Rainer |
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Joachim49
Inventar |
#4 erstellt: 16. Apr 2010, 10:26 | |
Die Frage Konzertsaal oder Studio stimmt so nicht ganz, da die Aufnahmen ja nicht Studio-Aufnahmen sein müssen. Ohnehin bekommen wir ja heute mehr und mehr Mitschnitte von Live-Konzerten angeboten. Wahrscheinlich meinte ironimus 'Konzertsaal' oder 'Wohnzimmer'. Ob (zeit)identische Aufnahmen subjektiv verschieden schnell erfahren werden, wenn man sie im Konzertsaal oder auf CD hört, kann ich nicht beurteilen. Ich halte es gut für möglich. Allerdings würde ich eher das Gegenteil erwarten. Da die akustischen Bedingungen mancher Konzertsäle ein langsames Tempo erforderlich machen, könnte ich mir vorstellen, dass ein Tempo auf der CD eher als verschleppt empfunden wird. Die Frage des subjektiven Empfindens eines Tempos hängt wahrscheinlich auch von der eigenen 'Stimmungslage' ab. Ich kann mir gut vorstellen dass man ein Tempo manchmal zu schnell und manchmal als passend empfindet, je nach der eigenen 'temporären Stimmung'. Leider habe ich noch nie eine Bruckner Symphonie im Konzertsaal gehört. Was den Ausdruck 'Konserve' betrifft. So schlecht ist er nicht. Schliesslich soll die Aufnahme auf einem Tonträger ein Ereignis bewahren, das wegen seines zeitlichen Charakters eigentlich unwiederholbar ist. Etwas aufbewahren tun Konserven ja auch, und deshalb heissen sie so. Natürlich hinkt das Bild auch ein bisschen, da die Musikaufführung 'unkonserviert' keine verderbliche Ware ist, sondern nur sehr flüchtig. Vielleicht stört am Ausdruck auch nur, dass hier ein edles Produkt (zB Bruckner) auf eine Stufe gestellt wird mit grünen Bohnen oder Obstsalat bei Aldi. Freundliche grüsse Joachim |
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Hörbert
Inventar |
#5 erstellt: 16. Apr 2010, 10:48 | |
Hallo! Natürlich kann ich bei einem Abhören eines Werkes mit der heimischen Stereroanlage nicht das gleiche Erlebniss erwarten das ich bei einem Konzertbesuch haben werde. Die fast beliebige Wiederholbarkeit einer Aufzeichnung und ihre Möglichkeiten der Ausschnittshörens und anderer Manipulationsmöglichkeiten schafft ein völlig anderes Verhältniss und eine vollig andere Distanz zu einem Werk als ein Konzertbesuch der -egal wie oft du das gleiche Werk mit dem gleichen Dirigenten und Orchester auch hören magst-, ein einmaliges unwiederholbares Ereigniss darstellt. Für mich jedenfall sind Konzertbesuch und das Anhören eines Werkes über eine Anlage zwei grundverschiedene Erlebnisse die gar keinen Vergleich zulassen. MFG Günther |
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op111
Moderator |
#6 erstellt: 16. Apr 2010, 11:09 | |
Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Bei vernünftiger Tonregie findet sich i.a. auf der Aufnahme weniger Hall, der ein durchsichtigeres Klangbild und damit schnellere Tempi ermöglicht als im Konzertsaal. |
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op111
Moderator |
#7 erstellt: 16. Apr 2010, 11:28 | |
Celibidache als Referenz anzuführen, erscheint mir als etwas unglücklich. Sein Bardot-Vergleich ist amüsant aber weit gefehlt. Wie man seinen Ausführungen entnehmen kann, scheint sein Verständnis für naturwissenschaftliche Zusammenhänge, speziell in der Elektroakustik, recht mangelhaft gewesen zu sein. Die Abwertung von reproduzierbaren, nachprüfbaren Aufnahmen sehe ich eher als Selbstschutz. Wer wills ihm verübeln? [Beitrag von op111 am 18. Apr 2010, 13:26 bearbeitet] |
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Kings.Singer
Inventar |
#8 erstellt: 24. Mai 2010, 16:19 | |
Hi. Speziell wenn ich zu den Ausführenden gehöre, kann eine Aufführung niemals ein CD-Erlebnis ersetzen. Es lässt sich sicherlich auch schwer vergleichen, aber was ich sagen will ist, dass das Nachempfinden durch das Mitwirken noch einmal stärker wird. Gerade "am eigenen Leib" erfahren: Bruckner f-moll Messe. In der Kirche war es vergleichsweise warm und nach dem Gloria war ich nass geschwitzt. Speziell das Kyrie hat es mir angetan und die Energie, die ich beim Singen da hinein gelegt habe, konnte man nachher am weißen Hemd nachvollziehen. Die monumentalen Ausbrüche z.B. im Credo werden erst dann richtig erfahrbar, wenn man selbst dazu genötigt wird auszubrechen und stimmlich das letzte aus sich heraus zu holen. Und dann darf die Spannung nach den drei großen Sätzen nicht abbrechen, sondern über Sanctus, Benedictus und Agnus Dei noch bis zu den Schlusstakten gehalten werden. Bruckners Sakralmusik ist speziell für den Chorsänger immer eine ganz besondere Erfahrung. Nur live! Viele Grüße, Alex. |
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kastenbier
Stammgast |
#9 erstellt: 25. Mai 2010, 07:55 | |
Hallo Natürlich ist das ein anderes Erlebnis wenn man zu den Mitwirkenden dazugehört, allerdngs ist man dann auf seine Noten konzentriert, und in der Zeit in der man seinen Einsatz hat kann man dem Gesamtgeschehen nur bedingt folgen. Als Zuhörender (Sehender) hat man das Ganze im Ohr und auch im Auge, und das mit dem Auge ist mMn das Problem, denn dadurch ist die Aufmerksamzeit auf diese 2 Dinge aufgeteilt, dadurch ist man vom "nur Höhren"abgelenkt. Jeder hat da seine Vorlieben und das ist auch gut so.( Es währe ja schlimm wenn alle der selben Frau nachjagen würden). Gruss Rainer |
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