Simpson, Robert - Die Sinfonien

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teleton
Inventar
#1 erstellt: 11. Mrz 2009, 12:30
Liebe Simpson-Freunde (es sind sicher wenige),

der britische Musiker Robert Simpson (1921 - 1997) mit mütterlicherseits holländischer und väterlicherseits schottischer Herkunft hat über einen Zeitraum von 40Jahren 11 Sinfonien geschrieben, die heute große Beachtung verdient haben.

Simpson ist großer Verehrer von Beethoven und Haydn und nennt Georges Enescu als sein Vorbild. Enescu hatte genau wie Simpson Studiensinfonien vorangestellt, die er seinerseits aber wieder vernichtete. Somit ist die Sinfonie Nr.1 eigendlich schon seine 5.Sinfonie. Eine der Studiensinfonien soll ein strenges 12-Ton-Werk gewesen sein.


Wie komme ich auf Simpson ?
Durch Empfehlung eines Tamino-Mitgliedes, der meine Richtung und Geschmack kennt.

Womit fängt man ohne INFO an ?
Natürlich chronologisch von der Sinfonie Nr.1 angefangen.

Beim ersten Hören stellt man fest, dass da große Werke vorliegen, die sich aber lange nicht alle durch ihre teils dissonate Grundgebung nicht sofort erschließen. Mehrmaliges Hören und das lesen der Hintergründe im Textheft ist erforderlich.
Ein Tamino meinte mal vor längerer Zeit, das sich jedes Werk von selbst musikalisch erschließen müsste und man nichts nachzulesen braucht --- das geht hier gar nicht !


Hätte ich nun chronologisch weitergemacht, hätte es wegen dem nicht einfachen Zugangs lange gedauert hier richtig gefallen zu finden und auf die Sinfonien 8-10 zu stoßen, die mir sehr liegen und mir sofortigen Zugang boten. Hier werden zunächst ungeniesbare Dissonanzen vermieden, oder zumindest so effektvoll platziert, das sie (für mich) geschmacklich angebracht erscheinen.

Die 11 Sinfonien sind sehr kontrastreich aufgebaut, jede hat eine andere Form, die sich nie wiederholt.
Die Sinfonien sind oftmals Auftragswerke verschiedener britischer Orchester/Dirigenten:

Sinfonie Nr. 1 für Kammerorchester (1951) .... 28:46
- Einsätzig mit drei deutlich voneinander abgegrenzten Abschnitten

Sinfonie Nr. 2 für Kammerorchester (1955/56) .... 28:37
- 3 Sätze

Sinfonie Nr. 3 für Orchester (1962) ....30:53
- 2 Sätze

Sinfonie Nr. 4 für Orchester (1970-72) .... 46:16
- konventioneller Aufbau (aber nur der Aufbau) mit 4 Sätzen

Sinfonie Nr.5 für Orchester (1972) .... 40:05
- symetrische Bogenform in 5 Abschnitten

Sinfonie Nr.6 für Orchester (1977) .... 31:03
- zwei Teile

Sinfonie Nr.7 für Kammerorchester (auch 1977) .... 29:02
- Einsätzig in drei Teilen

Sinfonie Nr.8 für Orchester (1981) .... 44:16
- 2 Sätze mit je 2Teilen

Sinfonie Nr.9 für großes Orchester (1985-87) ....49:55
- Einsätzig in drei Teilen

Sinfonie Nr.10 für Orchester (198 ....54:40
- 4 Sätze

Sinfonie Nr. 11 für Kammerorchester (1990) ....29:07
- 2 Sätze

Durch einen telefonischen Gedankenaustausch mit meinem Tippgeber ergab sich, das er seine Simpson-Sinfonien-GA wegen der Ersthörsitzung der Sinfonie Nr.9 bei einem uns ebenfalls wohlbekannten Forianer erfolgte.

Die **** Sinfonie Nr.9 war es denn auch die als Nächste bei mir dran kam.
Und das war das Werk bei dem auch bei mir der „Megafunke“ der für Simpson übergesprungen ist.

Die Sinfonienzahl Nr.9 bedeutet bei vielen Komponisten eine magische Zahl, die bei der Neunten zu einen bekenntnishaften Werk führt (so als wenn es das letzte wäre). So auch bei Simpson, der mit diesem monumentalen Werk einen genialen Über-Bruckner mit einem Schuß Mahler, Sibelius, Nielsen und Schostakowitsch schuf, die einzigartig ist und wahnsinning zu begeistern vermag. Simpson liefert eine Musik von beethovenscher rhythmischer Kraft und Zielgerichtetheit; ein wahnsinniger Kraftakt einer stürmischen Orchesterkomposition.

Die Sinfonie Nr.9 ist mit ihren 50 Minuten Spieldauer das längste Werk, das nur in einem Tempo komponiert wurde. Dieser Angabe aus dem Textheft sollte man aber nicht allzu viel Bedeutung beimessen, da die 3Teile schon verschiedene Tempi aufweisen.
Die dreiteilige Form hat in der Mitte einen Scherzo-Abschnitt, der von „kosmisch“ langsamen Außenabschnitten umrahmt wird. Das abschließende Adagio besteht aus 2Phasen - 1.Fuge 2. Variationen.

Allerspätestens, wenn man die Sinfonie Nr.9 hört begreift man, das der Komponist Simpson wiedermal bei Handley (wem sonst ?) als Dirigent in den allerbesten Händen ist. Wie er dieses Werk bis zum geht nicht mehr an die Grenzen der CD-Aufnahmefähigkeit treibt, ist fabalhaft und kann wohlmöglich nicht mehr getoppt werden.
Alleine diese Sinfonie würde die Anschaffung der Hyperion – Box, die klanglich absolut auf neustem Stand ist.


Das Simpson nach seiner Sinfonie Nr.9 in Anlehnung an Beethoven, Bruckner, Mahler keine Neunte-Sinfonie-Sperre eingebaut hat, zeigt sich bei der Sinfonie Nr.10, die er für sich als Hammerklavieristisch ( in Anlehnung an Beethovens Hammerklaviersonate) beschrieb.
Ein weiterer Kontrast zu der vorgegangenen Sinfonie, die ebenfalls begeistert.

Seltsam das gerade bei Simpson die monumentalsten Sinfonien bei mir am besten ankommen, wo ich sonst doch eher knapperen Formen zugeneigt bin !
Die Nielsen – Variationen gefallen mir auch sehr gut - das Nielsen-Thema ist schließlich auch ein tonales Thema aus seiner Bühnenmusik Ebbe Skammelsen.


11 Sinfonien +Nielsen-Variationen
Royal PO, Bournemouth SO, Liverpool PO, London Sinfonia, Vernon Handley
Hyperion , DDD, 1987-03


[Beitrag von teleton am 11. Mrz 2009, 12:42 bearbeitet]
teleton
Inventar
#2 erstellt: 11. Mrz 2009, 12:37

Eine weitere Beschäftigung halte ich für lohnenswert. Alle Sinfonien müssen es nicht auf einmal sein (ich bin kein Freund (mehr) von diesen Boxen), aber so ein bis zwei weitere wären nicht schlecht. Daher meine Frage an Euch: welche sollten das wohl sein?

Vielen Dank und viele Grüße,
Mellus


Hallo Mellus,

ich möchte Dir jetzt hier an richtiger Stelle zu Sinpson antworten.

Mit der Sinfonie Nr.9 hattest Du im Prinzip einen glorreichen Simpson-Anfang gesetzt. Das ist meine absolute Lieblingssinfonie von ihm ! Dieser große Bruckner-artige Aufbau ist genial und riesig gesteigert.
Ich kann mir keine bessere Aufnahme vorstellen, als die mit Handley.

Ich könnte mir vorstellen, das Du nach diesem tollen Simpson-Anfang mit der Sinfonie Nr.9 von den weiteren Sinfonien nicht mehr so angetan sein wirst, weil es in dieser Größe und Aussagekraft bei Simpson keine Wiederholung in dem Zyklus gibt. Von daher unter Umständen ein schlechter Simpson-Start für Dich.

Anders als mein geschätzter Namensvetter WolfgangZ würde ich nicht die ersten 5 Sinfonien als weiteren Kaufanreiz sehen.
Warum ?
Angeregt durch einen altbekannten Forianer erwarb ich die Simpson-Sinfonien - GA.
Ich fing dann logisch vorgehend bei der Sinfonie Nr.1 an und arbeitete mich weiter nach oben. Neben beinahe ungeniesbaren Einschüben (die oftmals endlich ein Ende herbeisehnten) hörte ich viel erbauliches.
Simpson ist kein leichter Stoff (so wie IMO die Nr.9 vom Verständnis her).
Aber erst bei den späteren Sinfonien - ab Nr.7/8 wurde meine Meinung zu Simpson positiver.

Bei mir stehen die Sinfonien Nr. 8 - 11 an der Spitze, die ich als zugänglicher empfinde, in ihrer Klangsprache fastzinierend. Hier werden zunächst ungeniesbare Dissonanzen vermieden, oder zumindest so effektvoll platziert, das sie (für mich) geschmacklich angebracht erscheinen.
*** Daher empfehle ich auch auf diese als weiteres zurückzugreifen (Kann man die überhaupt einzeln bekommen ??? Ist doch auch viel zu umständlich und teuer).
Manches Zwölftonwerk ist zugänglicher als manche schroffen Verästlungen in einigen Simpson - Sinfonien.
Bis eine Zugänglichkeit für einige der Sinfonien aufgebaut werden kannn ist eine intensive Beschäftigung nötig an der so mancher scheiteren wird, wenn er mit genau den falschen Simpson-Sinfonien anfängt.

Auch ich bin erst durch meine Tippgeber für Simpson (nach unserem Telefonat) dann auf die Sinfonie Nr.9 gekommen und der „Megafunke“ für Simpson war übergesprungen.
Ganz oben steht (nicht nur bei mir) natürlich die durch Bruckner geprägte kosmische Sinfonie Nr.9.
Das ist die beliebteste Sinfonie Simpsons (laut Beiheft) und vermutlich sein bestes Werk.
Mellus
Stammgast
#3 erstellt: 11. Mrz 2009, 13:08
Hallo Wolfgang,

hab' vielen Dank für Deine ausführliche Vorstellung der Simpson-Sinfonien!

Wenn ich Dir noch folgendes sage: Ich höre die 12-Töner eigentlich recht gerne, ich finde auch Dissonanzen nicht schwieriger als Konsonanzen. Ändert das etwas an Deiner Empfehlung für mich?

Aber wie es aussieht kommt man an dieser Handley-Box eh nicht vorbei... *seufz*

Viele Grüße,
Mellus
teleton
Inventar
#4 erstellt: 11. Mrz 2009, 13:55

Wenn ich Dir noch folgendes sage: Ich höre die 12-Töner eigentlich recht gerne, ich finde auch Dissonanzen nicht schwieriger als Konsonanzen. Ändert das etwas an Deiner Empfehlung für mich?

Nein, ganz und gar nicht - Sinfonien Nr.8-11 !
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 11. Mrz 2009, 19:27
Hier hat doch schon mal jemand von der Neunten in höchsten Tönen geschwärmt. Ich habe sie (Handley) danach auch einmal zu 2/3 durchgehört, allerdings nur mit halber Aufmerksamkeit - Mir blieb nichts in Erinnerung, was erstmal nichts bedeutet.

Vielleicht mag mal jemand genauer auf das Werk oder vielleicht auch Passagen eingehen.


[Beitrag von Gantz_Graf am 11. Mrz 2009, 19:28 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 11. Mrz 2009, 19:42
Hi,

ich werde mir die Sinfonien demnächst mal auf den MP3P ziehen, um sie intensiv hören zu können.

Dank an Wolfgang für die Eröffnung dieses Themas!

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 11. Mrz 2009, 19:42 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#7 erstellt: 11. Mrz 2009, 23:22
Hallo, miteinander!

Es ist tatsächlich so, dass mein ebenso geschätzter Namensvetter teleton genauso Recht hat wie ich.

Das liegt daran, dass er ein ausgeprägtes Faible für die Bruckner-Nachfolge hat und für das Großorchestrale, Effektvolle, und dann kommt gleich das andere ...

Bei mir kommen die etwas schärferen Harmonien und Strukturen à la Nielsen zuerst, und dann kommt gleich das andere ...

Fazit: Gesamtausgabe! Auch preistechnisch betrachtet!

Gruß, Wolfgang
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 11. Mrz 2009, 23:23
mp3pro? Wo wird denn dem toten Format gehuldigt?

Michael - (Downloads sowieso nur lossless, wie soll ich sonst die Terabytes vollbekommen?)

Für das WE habe ich mir Simpson#9 vorgenommen, auch die Besprechung durch den Komponisten...


[Beitrag von Gantz_Graf am 11. Mrz 2009, 23:26 bearbeitet]
op111
Moderator
#9 erstellt: 12. Mrz 2009, 15:25

Gantz_Graf schrieb:
mp3pro? Wo wird denn dem toten Format gehuldigt?

Hier nicht, Frank meinte bestimmt mit mp3p den Mp3-Player.
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 12. Mrz 2009, 22:21

Franz-J. schrieb:

Gantz_Graf schrieb:
mp3pro? Wo wird denn dem toten Format gehuldigt?

Hier nicht, Frank meinte bestimmt mit mp3p den Mp3-Player. :)

Stimmt, er schrieb "auf den mp3p".
Martin2
Inventar
#11 erstellt: 22. Mrz 2009, 15:16
Danke noch mal an Wolfgang für die treffliche Vorstellung der Sinfonik Robert Simpsons. Ich kenne die Werke Robert Simpsons noch nicht, allerdings ist er mir sehr gut bekannt durch sein Buch "The Essence of Bruckner", das ich mir mal kaufte, als ich in England war. Dies ist ein sehr gutes Buch, wobei es passagenweise - was auch nicht anders zu erwarten war - in Höhen hinauf schraubt, die für einen Laien schwer zu verstehen sind, wobei ich das Buch trotzdem sehr genossen habe. Allerdings zeigt dieses Buch eine profunde Kenntnis des Brucknerschen Oevres. Und eine Liebe und Bewunderung der Brucknerschen Musik.

Insofern ist es dann vielleicht so verwunderlich nicht, daß die von Wolfgang so geschätzte 9. Sinfonie Simpsons Brucknersche Züge trägt. Schließlich kennt Simpson Bruckner offensichtlich wie kein zweiter. Allerdings soll Simpson auch ein sehr fundiertes Buch über Carl Nielsen geschrieben haben.

Ich denke, Simpson wird für mich irgendwann mal kommen. Er gehört für mich zu den Komponisten, die auf einer Liste der irgendwann einmal zu tätigenden Erwerbungen stehen. Wenn aber nicht ein überraschendes Sonderangebot der Handleybox mich dazu verleiten sollte, schnell zuzuschlagen, wird der Erwerb dieser Box sicher noch eine Weile dauern. Wobei ich schon jemand bin, der Sinfonien grundsätzlich einen großen Stellenwert gibt. Allerdings stehen für mich im Moment Mjaskovski, Bax und vielleicht auch noch einmal Magnard im Vordergrund. Simpson aber wird kommen.

Es ist natürlich schade, daß die Bücher Simpsons über Bruckner und Nielsen anscheinend nicht ins Deutsche übersetzt worden sind, aber ich denke viele können ja Englisch. Und obwohl das Buch über Bruckner den Laien regelmäßig überfordert, war es für mich trotzdem wichtig, einmal etwas so fundiertes über Bruckner zu lesen. Unter anderem macht er sich da etwa sehr für die Urfassung der 3. Sinfonie Bruckners stark, die dann auch für mich - den Blick so geschärft - eine große musikalische Offenbarung war.

Gruß Martin
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