Eure Konzert-Erlebnisse - der Konzert-Thread

Gestern Abend Lohengrin in Essen gesehen. (Und das nach einem enttäuschendem Parsifal in Amsterdam voor zwei Wochen.)

Gute Stimmen, Orchester: Klang und Tempo gut und spannend, Inszenierung: passend - nur das der Schwan durch einen Jungen gespielt wurde was gewöhnungsbedürftig. Aber das ein Regisseur sich dazu bei dieser Oper entscheidet ist eigentlich nicht so merkwürdig.

Im kleinen Saal der Hamburger Laeiszhalle war ich am letzten Freitag in einem Konzert des Doric String Quartet. Ich habe einige gern gehörte CDs von diesem Ensemble und wollte sie gerne mal live hören. Die Konzertkarten hatte ich vor gut 3 Monaten erworben.

Es stand Folgendes auf dem Programm:

Joseph Haydn: Streichquartett B-Dur Hob. III:67
Ludwig van Beethoven: Streichquartett e-Moll op. 59 Nr. 2
Alexander Glasunow: Streichquintett A-Dur op. 39

Für das Streichquintett wurde das Ensemble um die Cellistin Nadja Reich erweitert. Diese hatte wohl kürzlich beim Hamburger TONALi-Wettbewerb gewonnen. Der Name sagte mir vorher auch nicht viel.

Ich kannte bislang lediglich die op. 76- und die op. 20-Quartette von Haydn, den Großteil seiner Streichquartette habe ich bislang noch nicht gehört. Von den paar Bekannten Quartetten mag ich ein paar mehr, z. B. das Quintenquartett, während bei anderen bei mir der Funken noch nicht so ganz übergesprungen ist. Das bei dem Konzert gespielte Quartett gehört für mich bislang zu der zweiten Kategorie. Es hat mich weniger mitreissen können als die anderen beiden Werke dieses Konzerts. Vielleicht würde es mir nach mehrmaligem Hören besser gefallen.

Das darauf folgendes Beethoven-Quartett gehört zu meinen liebsten Werken in diesem Genre. Ich war auch sehr angetan von der Interpretation.

Das Highlight des Abends war für mich nach der Pause das Streichquintett von Alexander Glasunow. Es ist auch das musikantischste und verspielteste Stück des Abend und wurde in sehr schwungvoller Weise vorgetragen.

Das Konzert hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt!

Mit freundlichem Gruß
Fabian

Interessanter Konzertbericht. Vom Doric-Quartett habe ich schon einiges Positives gelesen, aber bislang noch gar nix gehört. Eigentlich sollte die Bibliothek die eine oder andere Aufnahme von ihnen haben.

Besagtes Haydn-Quartett (das auch unter op.64 Nr.3 firmiert) ist eines meiner Lieblingsquartette von Haydn. Auf jeden Fall mag ich es noch mehr als das bekanntere Lerchen-Quartett aus dem selben Opus. Aus meiner Sicht kann ich also nur empfehlen, ihm eine weitere Chance zu geben.

Vorhin hörte ich mir das besagte Quartett noch einmal über YouTube an. Es war eine Aufnahme des Festetics Quartett. Es wurde nicht übertrieben schnell musiziert, aber auch nicht so langsam, dass es betulich klingt. Doch, das ist auch ein schönes Werk. Die Opus 64-Quartette sind also auch lohnend.

Ich war letzten Donnerstag im Konzert in Lübeck. Es gab Bruckners 5. mit dem NDR Elbphilharmonieorchester unter Blomstedt im Lübecker Dom. Der Lübecker Dom ist eine sehr große Kirche, eine echte Kathedrale und für mich war dieses Konzert ein großes Erlebnis. Was mich auch fasziniert hat war der Klang eines Sinfonieorchesters in einer solchen Kirche. Ich hatte ihm mir sehr hallig und verwaschen vorgestellt, aber das war er gar nicht. Ganz im Gegenteil war der Klang sehr klar, irgendwie auch sehr rein, fast so als ob es Palestrina wäre, und das schien mir zu Bruckner ganz ausgezeichnet zu passen. Außerdem war es natürlich ein tolles Konzert mit tollen Interpreten. Ich habe beschlossen, wenn es mal wieder Bruckner in einer der großen Lübecker Kirchen gibt, also wohl in der Marienkirche oder im Dom ( die anderen Lübecker Kirchen sind wesentlich kleiner, auch wenn sie große Kirchtürme haben), dann möchte ich wieder dabei sein.

Übrigens lebe ich ja seit langem in Hamburg, aber in Lübeck bin ich aufgewachsen. Meine Eltern leben dort, und ich war mit meiner Mutter da, und auch der alten Dame, die in ein paar Tagen 80 wird, hat es sehr gut gefallen. Ich habe also einen Besuch bei meinen Eltern mit diesem Konzertbesuch verbunden.

Ich habe nach urlaubsbedingter Abstinenz auch gerade Bruckners Fünfte gehört, aber nur auf DVD (Barenboim - Staatskapelle Berlin). Ein Bruckner Live unter guten akustischen Bedingungen muss ein gewaltiges Erlebnis sein. Ich habe die 6. in Amsterdam, die 4. und 3. in Antwerpen gehört, die 3. im funkelnagelneuen Antwerpener Konzertsaal, der eine grossartige Akustik hat. Blomstedt ist einer der letzten lebenden grossen alten Brucknerdirigenten. Ein Glücksfall, dass du ihn hören und sehen konntest.

Joachim49 (Beitrag #257) schrieb:

Ein Bruckner Live unter guten akustischen Bedingungen muss ein gewaltiges Erlebnis sein.

Das kann und muss ich unterstreichen: War am vergangenen Mittwoch im Bamberger Dom – gespielt wurde von den Bamberger Symphoniker unter der Leitung von Herbert Blomstedt:

Bruckner's Fünfte – ein grandioses Klangerlebnis! Was für eine Akkustik!

Gänsehaut pur, als die Bläser einsetzten! Gleich Martin2 hatte ich zuerst Bedenken wegen starkem Hall, was jedoch absolut nicht der Fall war: Diese Interpretation war für mich ein absoluter Höhepunkt! Schade, dass es bereits vorbei ist …

Hallo, Ihr Blomstedt-Bruckner-Fans, hallo, Moritz!

Der Meister aus Schweden war am Donnerstag mit den Bambergern auch in Würzburg, im Kiliansdom. Mit meinem Sohn saß ich in der dritten Reihe im rechten Querschiff. Dort ist die Akustik ein wenig durchwachsen, was aber dem grandiosen Gesamteindruck kaum Abbruch tut.

Freilich könnte ich mir aus Erfahrung vorstellen, dass es in Bamberg sowohl im Dom wie im Konzertsaal bei günstiger Positionierung noch einmal stärker wirkt.

Wolfgang

Bei Blomstedts Bruckner in Lübeck wäre ich auch gern dabei gewesen, das klingt ja nach einem großartigen Konzert, zumal die 5. Sinfonie nach der 8. meine liebste Sinfonie dieses Komponisten ist.

Das gestrige Konzert im Theater hier in Itzehoe hat mir auch sehr gut gefallen. Avi Avital spielte auf der Mandoline zusammen mit dem Venice Baroque Orchestra Vivaldis „Vier Jahreszeiten". Zwischen den einzelnen Konzerten und beim Winterkonzert auch zwischen zwei Sätzen, was in diesem Fall wider Erwarten alles andere als unpassend erschien, sang Nuria Rial traditionelle venezianische Volkslieder, welche von der Thematik her zu den im jeweiligen Violinkonzert thematisierten Jahreszeiten passen. Begleitet wurde Sie dabei vom Solisten sowie einzelnen Musikern des Orchesters. Meist waren dies der Cembalist, der Cellist sowie der Chitarrone-/Barockgitarre-Spieler.

Da die Mandoline naturgemäß nun einmal kein sonderlich lautes Instrument ist, saßen wir vorne in der zweiten Reihe.

Dies war das erste Mal, dass ich „Die Vier Jahreszeiten" live mit einem Originalklang-Ensemble hören durfte. Die Konzerte auf der Mandoline zu hören, klang zu Anfang zwar etwas ungewohnt, aber ich war im weiteren Verlauf überrascht wie gut das funktioniert. Gerade dass das auch bei den flotten Abschnitten so gut umgesetzt wurde, hat mich ziemlich beeindruckt.

Mindestens genauso gelungen waren die dazwischen erklungenen Lieder. Nuria Rial ist eine großartige Sängerin!

Es war ein tolles Konzert! Derart gelungene, kulturelle Veranstaltungen sind hier im Ort nur äußerst selten.

Mit freundlichem Gruß
Fabian