Letzten Samstag, in der Essener Philharmonie

Muss doch selbst bis Süddeutschland durchgedrungen sein: Essen hat seit Samstag endlich eine Philharmonie! Wurde auch gross und breit im Fernsehen und Rundfunk (und später in der Presse) gewürdigt.

Hmm... ich weiss nicht, ob ich das gut finden soll. Der alte Saalbau war gross, eine Riesenhalle mit einer irren Akustik. Gut, in den hinteren Reihen litt etwas die Transparenz, aber der Nachhall war ein Traum. Was haben sie jetzt daraus gemacht? Holzbeplankung, AKustiksegel und ich weiss nicht was... das Resultat: der Saal klingt wirklich transparent! Jede Instrumentengruppe ist gut durchhörbar... dafür ist der Nachhall so knochentrocken, dass es einem schon nicht mehr gefällt... Sorry, da hätten sie wirklich "nur" sanieren sollen... der Musikvereinssaal in Wien wird ja auch nicht klanglich demontiert...

UNd sonst? Olli Mustonen ist ja anundfürsich ein ausgezeichneter Pianist, aber was er aus dem Mozart gemacht hat... schrecklich. Ich meine gar nicht die affektierten Bewegungen (das macht der wohl immer), aber so akademisch, so neutral, so gefühllos, so spielt allenfalls noch ein Computer, wenn man ihm Note für Note eingibt.

Was für ein Genuss war dagegen die Alpensymphonie, für die das Essener Orchester ja fast berühmt ist. Kein absolutes Highlight, aber sehr ordentlich gespielt, und man hat gemerkt, wieviel Spass die Philharmoniker hatten, endlich mal "auf die Pauke zu hauen".

Aber auch hier weiss ich nicht, ob dem Stück ein massiger Nachhall besser getan hätte als diese furztrockene Akustik. Immerhin: Richard Strauss hat im alten Saalbau auch mal dirigiert (zur Eröffnung Sinfonia domestica), und selbst Mahler war mit der Akustik vertraut: seine sechste Sym wurde hier uraufgeführt! Meiner Ansicht vertragen Strauss und Mahler eine satte Raumakustik. Mit der trockenen klingt es zwar durchsichtiger, aber irgendwas "fehlt"...

Gruss,

Hendrik