Lucerne Festival

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STR
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 08. Aug 2006, 20:07
Hallo zusammen

Aus aktuellem Anlass wollte ich fragen, wer von euch dieses Jahr das Lucerne Festival Sommer und Piano besuchen wird. Was mich ebenfalls interessieren würde, falls ihr das Lucerne Festival in den vergangen Jahren besucht habt, wie zufrieden ihr mit den dort gebotenen Leistungen gewesen seid?

Zur ersten Frage: Im letzten Moment sind noch Tickets für das Sinfoniekonzert 2 freigeworden, da musste ich einfach zugreifen, weil ich seit November auf den Tag des Verkaufsbeginn gewartet habe und am Abend des Verkaufbeginnes bereits das Sinfoniekonzert Nr. 1 und 2 ausverkauft war. Das Programm ist fast gleich wie beim Eröffnungskonzert. Anstatt Cecilia Bartoli tritt Thomas Quasthoff mit sechs Monologen aus 'Jedermann' (nach H. v. Hofmannsthal) von Frank Martin auf. Nachher kommt der eigentliche Grund meines Besuches: die 6. Sinfonie von Gustav Mahler :prost. Bei dieser Aufführung dirigiert Claudio Abbado das Lucerne Festival Orchestra.

Nebst diesem Konzert werde ich noch die Veranstaltung 'Debut 2' besuchen. Mihaela Ursuleasa spielt die Eroica-Variationen (Beethoven), Gaspard de la nuit (Ravel) und die erste Sonate von Ginastera. Auch auf dieses Konzert freue ich mich sehr, vor allem weil ich Mihaela Ursuleasa schon einmal gehört habe und mir ihre sehr gute Technik und ihr Interpretationsansatz bei den damals dargebotenen Werken (Mozart Variationen (KV455), Schostakowitsch Preludes (Op. 34) und Schumann Fantasie (Op. 17)) extrem gut gefallen hat.

Zur zweiten Frage: Weil das Lucerne Festival so unverschämt teuer ist, konnte ich leider erst bei drei Konzerten dabei sein. Im Sommer 2004 hatte ich das Glück respektive Pech erfahren zu dürfen, wie verdammt schlecht die Wiener Philharmoniker spielen können. Zuerst wurde von Yefim Bronfman das dritte Klavierkonzert von Rachmaninow gespielt. Ich war dazumals recht enttäuscht, weil mein Sitzplatz für ein Klavierkonzert extrem ungünstig war und ich das Klavier während den interessanten Stellen nie gehört habe. Heute schätze ich die Aufnahme mit Bronfman extrem. Bronfman spielt sauber, wählt(e) die in meinen Augen bessere Kadenz und reduziert das Konzert nicht nur auf seine virtuosen Passagen, mit denen andere Pianist sich beim Publikum einschleimen zu versuchen (was logischerweise immer gelingt :|). Nach Rachmaninow durfte Gergiew sich mit der 5. Sinfonie von Tschaikowsky 'austoben'. Eigentlich verdammt schade, da die Wiener so wunderbar klingen könn(t)en.

Die anderen beiden Konzerte fanden letztes Jahr im Rahmen des 'Lucerne Festival Piano' statt. Auf meinem Konzertprogramm standen das Rezital Nr. 5 und 7. Das erste Konzert bestritt Michail Pletnjow mit zwei Mozart Sonaten (KV 457, 331) und den Chopin Preludes (Op. 28). Nur wegen den Preludes bin ich Luzern gereist und musste zuerst die beiden Sonaten von Mozart anhören. Ziemlich mühsam war dieser erste Teil für mich, nicht nur wegen den Mozart-Sonaten, sondern weil auch das Publikum fast nur aus anscheinend an Tuberkulose erkrankten Personen bestand :KR. Wie die Künstler das auf der Bühne jeweils ertragen können (oder doch eher müssen?), frage ich mich schon lange. Beim Rondo alla turca wurde nicht mehr gehustet, dafür hat jeder im Saal seinen Sitznachbarn mitteilen müssen, was für ein Stück jetzt gespielt wurde :|. Nachdem dieses nervenaufreibende 'Geflüstere' endlich zu Ende war, hat der ganze Saal mitgesummt :cut. Nach der Pause waren endlich die Preludes an der Reihe. Nicht schlecht waren die langsamen Preludes, dafür spielte Pletnjow die schnellen nicht allzu zackig, was teilweise unbedingt notwendig gewesen wäre. Mir hat dieses Konzert nicht allzu gefallen, dafür schien der Rest seine Freude gehabt zu haben (Klassik.com: Ein Nocturne von Chopin, sowie einen Walzer hielt Pletnjow für das überschäumend positiv reagierende Samstagabend-Publikum bereit.)

Neuer Tag, neues Glück. Nur wenige Stunden später war ich bereits wieder in Luzern, dieses Mal mit Jean-Yves Thibaudet. Von den vier Werken auf dem Programm kannte ich nur 'Gaspard de la nuit' von Ravel. Vor diesem Werk spielte er Schummans 'Arabeske' und die 'Sinfonischen Etüden mit posthumen Variationen' und Ravels 'Valses nobles et sentimentales'. Dank diesem modernen Programm sank das Durchschnittsalter von geschätzen 99 Jahren bei Pletnjow auf ein 'erträgliches' Mass (fast keine hustenden Personen!). Einzig vom 'Gaspard' war ich nicht sonderlich angetan, da gefällt mir Gawrilow viel besser. Bei der Ondine gelangen ihm viele Glissandi nicht und beim Scarbo war es eher ein Klangbrei als ein Kobold, der über die Klaviertastatur rennt. Einzig 'Le gibet' beeindruckte mich extrem, genau so wie die 'Sinfonischen Etüden mit posthumen Variationen', ein pianistisches Feuerwerk, das seinesgleichen sucht :). Im Herbst dieses Jahres spielt er dieses Stück in Bern, sofern ich es zeitlich einrichten kann, werde ich mir das nicht entgehen lassen ;).

Nun bin ich doch noch zu einem Ende gekommen und freue mich auf eure Antworten oder Kommentare ;).

Gruss Marc
Live-musikhörer
Inventar
#2 erstellt: 09. Aug 2006, 09:33
Hallo Marc,
das Lucerne Festival Sommer (vorher Luzerner Musikfestwochen) war immer eine elitäre Veranstaltung, wo "sehen und gesehen werden" eine wichtige Rolle gespielt hat.
Deshalb auch die sehr höhe Preise, welche mir schon in den 60' Jahren abgeschreckt haben.
Bei dieser Konzertreihe bin ich sehr wählerisch und ich suche höchstens 1-2 Veranstaltungen daraus.
Grundsätzlich wenn ich einen Konzert besuche, will ich einer der besten Plätze (subjektiv natürlich) daher muss ich meistens die oberste Preiskategorie nehmen. Es nützt mir nicht viel, wenn ich einen Platz habe, wo ich nur einen Teil höre… Bei 200€ pro Konzert gehe ich lieber in 3 Konzerten in der Tonhalle Zürich oder besuche ich die "Settimane musicali di Ascona" oder Stresa oder Gstaad wo zum Teil ähnliche Konzerte angeboten werden. Betreffend Gergiev (das Konzert werde ich besuchen) ist er auch in Gstaad aber am besten fliege ich nach London und höre 3 von seiner Konzerten in 3 nachfolgenden Tagen. Da ich bei einem Forumskolleg übernachte kommt es für mich billiger. Seine Konzerte mit russischer Musik haben mir immer begeistert (Prokofiev- und Schostakowich-Zyklus).
Immer wieder kommen im KKL hochwertige Konzerte wie im Lucerne Festival Sommer und sie sind halb so teuer. Letztes Jahr waren zum Beispiel die New York Philarmoniker mit Maazel dort (5. Symphonie von Mahler).

Kannst du mir sagen, wann Claudio Abbado die 6. von Mahler dirigiert.? Es wundert mich, dass es noch Karten gibt, weil bei solchen Interpreten is alles ausverkauft.

Ich gehe selten in Piano-Rezital und wenn schon dann wähle ich einen zentralen Platz in den Reihen 5-10 sonst gehe ich nicht.
In den letzten Jahren, als ich aufmerksam und stur meine Plätze ausgewählt habe, hatte ich sehr wenige Probleme mit der "Konzertsaal-Umwelt". Es tut mir Leid, dass du so negative Erfahrungen erlebt hast.

Gruss
JohnD
Stammgast
#3 erstellt: 10. Aug 2006, 15:47

STR schrieb:
nicht nur wegen den Mozart-Sonaten, sondern weil auch das Publikum fast nur aus anscheinend an Tuberkulose erkrankten Personen bestand :KR. Wie die Künstler das auf der Bühne jeweils ertragen können (oder doch eher müssen?), frage ich mich schon lange. Beim Rondo alla turca wurde nicht mehr gehustet, dafür hat jeder im Saal seinen Sitznachbarn mitteilen müssen, was für ein Stück jetzt gespielt wurde :|. Nachdem dieses nervenaufreibende 'Geflüstere' endlich zu Ende war, hat der ganze Saal mitgesummt :cut.


Das kommt davon, wenn man solche Stücke nicht im dazugehörenden Kontext hört: zu Hause am Klavier, mit ein paar Freunden und ein paar Gläsern Wein.
Da muss es auch kein Starpianist sein. Der Genuss ist ungleich höher.
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