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Interpretationen von Klavierkompositionen - die denkwürdige Aufnahme

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Jeremias
Stammgast
#101 erstellt: 04. Feb 2006, 14:41
amazon.de

Die beiden Konzerte sind unzählige Male in der Kombination aufgenommen worden. Es gibt viele gute Aufnahmen beider Werke, aber m.E. ist dies die vollkommenste, die schönste, die großartigste, die ich kenne. Andsnes ist ein absolutes Allround-Talent, es gibt nichts, was er nicht überzeugend darbieten kann. Und genauso verhält es sich mit den beiden Konzerten. Andsnes ist von seiner romantisch expressiven Deutung überzeugt, er vermittelt dies dem orchester und dieses schliesst sich "ohne Wenn und Aber" an. Mit den Berlinern und Jansons hat er kongeniale Partner an seiner Seite, die ihm bis ins kleinste Detail folgen.
AcomA
Stammgast
#102 erstellt: 05. Feb 2006, 14:40
hallo Jeremias,

die andsnes-aufnahme ist sehr stark, keine frage ! das schumann-konzert ist sogar ein live-mitschnitt. diese athmosphäre überträgt sich auf den hörer. am überzeugendsten ist das zusammenspiel mit dem orchester und die klangqualität.

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#103 erstellt: 25. Feb 2006, 15:43
amazon.de

Lange war diese CD angekündigt, immer wieder ihr Erscheinen verschoben worden. Nun ist sie also endlich da und das Warten hat gelohnt. Mittlerweile sind rund 80 Aufnahmen des 1. Klavierkonzertes von Brahms auf CD erhältlich, unzählige Vinyl-Platten sind nicht mehr zu haben. Und auch zimerman hat dieses Konzert bereits vor knapp 25 Jahren unter Leonard Bernstein aufgenommen. Musste diesen Aufnahmen noch eine hinzugefügt werden? ganz eindeutig: JA, wenn sie von Zimerman stammt. Zimerman ist im Lauf der Jahre gereift, er hat sich sehr intensiv mit der Partitur und anderen Aufnahmen auseinandergesetzt und präsentiert und nunmehr das Ergebnis seiner Arbeit. Da ist jede Note, jede Akzentuierung, jeder Pedaleinsatz und auch jede auch nur minimale Verzögerung wohl überlegt und doch erscheint es einem, gerade zu Beginn des wunderschönen Mittelsatzes, als improvisiere Zimerman am Klavier.

Ihm zur Seite steht erstmals bei einer Produktion Sir Simon Rattle mit "seinen" Berliner Philharmonikern. Rattel hat bereits vor einigen Jahren das Brahms'sche Violinkonzert mit Kyung-Wha Chung in einer exemplarischen Interpretation aufgenommen und auch hier zeigt er, dass er die Musik Brahms' schlicht und einfach verstanden und verinnerlicht hat. Er folgt Zimerman in seinen Tempi und insbesondere im Mittelsatz lassen sich beide sehr viel Zeit. So kommt es, dass die Gesamtdauer mit 51 Minuten schon sehr weit im oberen Bereich anzusetzen ist. Langeweile kommt jedoch zu keiner Zeit auf!

Zunächst war ich etwas über die kurze Spieldauer der CD verärgert. Aber was hätte folgen sollen? es ist alles gesagt! So können wir nur hoffe, dass weitere produktionen des Duos folgen werden (Brahms 2?)...
ragman70
Stammgast
#104 erstellt: 05. Mrz 2006, 11:24
Hallo AcomA,

ein sehr interessanter Thread.

Valery Afanassiev
Schubert Sonate B-Dur D960
ECM

Es müssen glückliche Menschen gewesen sein, die im July 1985 dieser unglaublich intimen und eindringlichen Deutung beiwohnen durften.
Afanassiev Spiel ist nicht immer passend aber bei Schuberts letzter Sonate passt es einfach.

Die für mich beste Aufnahme dieser Sonate.

amazon.de
Jeremias
Stammgast
#105 erstellt: 05. Mrz 2006, 13:27
Ich muss hierzu sagen, dass ich diese Aufnahme doch recht langweilig finde. Gewiss, gerade der Eingangssatz sollte auch recht langsam gespielt werden, aber ich finde, dass Afanassiev da doch sehr übertreibt. Ich habe ihn einmal im Konzert "erleben" dürfen mit den op.116-199 von Brahms: Technisch schwach, sehr zerfahrene Interpretation. Was die Sonate angeht, so empfehle ich uneingeschränkt:

ragman70
Stammgast
#106 erstellt: 05. Mrz 2006, 14:21

Jeremias schrieb:
Ich habe ihn einmal im Konzert "erleben" dürfen mit den op.116-199 von Brahms: Technisch schwach, sehr zerfahrene Interpretation.


Das Konzert habe ich ja nicht erlebt, aber seine Aufnahme von Brahms op.116-119 gehört mit zum Besten was man als Aufnahme zu diesem Stücken kaufen kann!
Jeremias
Stammgast
#107 erstellt: 05. Mrz 2006, 15:14
Dafür kenne ich die Aufnahme nicht. Aber das Konzert hat Siamak "AcomA" auch erlebt, ich denke, er wird mir beipflichten, dass es keine Glanzleistung war, die er da abgeliefert hat
AcomA
Stammgast
#108 erstellt: 05. Mrz 2006, 16:04
hallo Jeremias und ragman,

endlich wird hier wieder mal diskutiert. herrlich. also ich kenne sowohl afanassievs aufnahme der schubertschen b-dur sonate als auch die live-demonstration dieses pianisten mit brahms' op.116-119 aus mülheim a.d.r.. jeremias ist kein freund von afanassiev. die b-dur sonate wird von ihm IMO als psychogramm präsentiert. wer mehr auf D 960 a kissin, kovacevich, brendel, pollini oder perahia steht, wird's nicht mögen, da die tempi teilweise sehr getragen sind. ich persönlich bevorzuge zur zeit brendels sehr zügige und rubinsteins sehr natürlich-direkte interpretation, wobei beide die exposition nicht wiederholen (ich meine im gegensatz zu afanassiev !).

brahms' op.116-119 mit afanassiev live war in jedemfalle etwas besonderes. es gab linien und motivische bezüge, die mir damals erst durch die inetrpretation bewusst wurde. indes hat jeremias recht, die manualtechnische ausführung war zwar nicht schwach, aber es kam zu patzern an ungünstigen stellen, die verärgerten. eine gewisse schlampigkeit, die wir aber z.b. auch bei einem pletnev mit schumanns symph. etüden erlebten !

gruß, siamak
ragman70
Stammgast
#109 erstellt: 10. Mrz 2006, 00:06
Eine Aufnahme, die hier unbedingt noch genannt werden muss ist die Aufnahme der 2. Klaviersonate in der Originalversion eingespielt von Z. Kocsis.
Kocsis gelingt die perfekte Balance zwischen dynamischen kraftvollem Spiel und der feinen Hand um die herlichen melodischen Stellen voll auszukosten:

amazon.de

AcomA
Stammgast
#110 erstellt: 10. Mrz 2006, 14:19
hallo Ragman,

auf diese von dir aufgeführte kocsis-cd wurde ich schon mehrfach hingewiesen ! ich denke, ich muss mal doch irgendwie an diese aufnahme herankommen. meine bisherigen aufnahmen der 2. rachmaninov-sonate, die weiß gott, nicht schlecht sind: horowitz (CBS/sony), hamelin (us-label), thibaudet (decca), ogdon (RCA), nikolsky (arte nova).

gruß, siamak
ragman70
Stammgast
#111 erstellt: 11. Mrz 2006, 22:09
Eine Aufnahme, die ohne wenn und aber hier noch zwingend aufzuführen ist, ist folgende:



Was Sofronitsky hier bei Schumann's Sinfonischen Etudes op.13 leistet ist einfach genial und läßt mich immer und immer wieder vor Ehrfurcht erstarren vor einer Leistung, die für mich ihres Gleichen sucht im Hinblick auf Dynamik, musikalisches Gespühr und Anschlagkunst. Und das alles führt zu einem "simplen" Ergebnis: perfekte Klaviermusik eingefangen in einer wahrhaft denkwürdigen Aufnahme

Als Richter und Sofronitsky auf ihre Freundschaft tranken nannte Sofronitsky Richter ein Genie, der daraufhin zugleich erwiderte und Sofronitsky einen Gott nannte.

Als E. Gilels von Sofronitskys Tod erfuhr, soll er gesagt haben:"Der größte Pianist der Welt ist tot".


[Beitrag von ragman70 am 11. Mrz 2006, 22:14 bearbeitet]
Thomas228
Stammgast
#112 erstellt: 21. Aug 2006, 20:55


Diese Aufnahme - vor einiger Zeit online gebraucht bestellt, neu ist sie nicht mehr erhältlich - hat mich heute erreicht. Ich hörte soeben die darauf enthaltene zweite Klaviersonate Chopins. Sie war der Grund des Kaufs. Und ich darf nach dem ersten Hören sagen: Ich bin glücklich! Ich habe meine mich zum Abendbrot rufende Frau, die Klavier spielt, vom Esstisch ins Wohnzimmer gezerrt und gefordert: "Hör dir das an!"

Was Horowitz hier leistet ist unfassbar, atemberaubend, einmalig (gebt mir alle Lobeswörter dieser Welt, ich schreibe sie alle auf). Horowitz hat die Sonate mehrfach aufgenommen. J. Kaiser schrieb, diese Aufnahme von 1962 sei seine beste. Und in der Tat, der lyrische Mittelteil des dritten Satzes ist sagenhaft gut ausbalanciert, die Anschlagskultur so gut, wie es besser nicht geht. Im vierten Satz lässt schon die bloße manuelle Fertigkeit einen staunen. Horowitz bewältigt dieses Presto aber nicht nur, ihm gelingt es auch, die Fahlheit - J. Kaiser nennt es die Entsetzensmonotonie des Finales - mitzuteilen. Ganz klar: Es handelt sich um eine Aufnahme für die einsame Insel.

Thomas
G-Kiselev
Hat sich gelöscht
#113 erstellt: 22. Aug 2006, 21:47

ragman70 schrieb:
Eine Aufnahme, die ohne wenn und aber hier noch zwingend aufzuführen ist, ist folgende:



Was Sofronitsky hier bei Schumann's Sinfonischen Etudes op.13 leistet ist einfach genial und läßt mich immer und immer wieder vor Ehrfurcht erstarren vor einer Leistung, die für mich ihres Gleichen sucht im Hinblick auf Dynamik, musikalisches Gespühr und Anschlagkunst. Und das alles führt zu einem "simplen" Ergebnis: perfekte Klaviermusik eingefangen in einer wahrhaft denkwürdigen Aufnahme

Als Richter und Sofronitsky auf ihre Freundschaft tranken nannte Sofronitsky Richter ein Genie, der daraufhin zugleich erwiderte und Sofronitsky einen Gott nannte.

Als E. Gilels von Sofronitskys Tod erfuhr, soll er gesagt haben:"Der größte Pianist der Welt ist tot".


Das kann ich mir gut vorstellen, obwohl ich die Aufnahme nicht kenne. Er ist bei z.B. Skrjabin erste Wahl, hatte aber ein riesiges Repertoire. Auch H. Neuhaus lobte ihn sehr.
STR
Ist häufiger hier
#114 erstellt: 22. Aug 2006, 22:37
amazon.de

Recht lange hat es gedauert, bis ich Zugang zu Sibelius' Finlandia gefunden habe. In letzter Zeit habe ich mir dieses Stück in der Orchesterfassung oft angehört. Eines Tages entdeckte ich dann auf der Website des Klavierfestivals Ruhr ein Konzert, bei dem genau dieses Stück in einer von Jean Sibelius arrangierten Fassung gespielt wird. Ihr könnt euch ja vorstellen, was dann geschah :angel: Ich habe sofort nach einer guten Aufnahme dieses Stücks gesucht und bin fündig geworden. Selten habe ich ein Orchesterstück gehört, dass so grandios für Klavier arrangiert worden ist. Ralf Gothoni ist ganz klar auch mitverantwortlich dafür, dass aus der Klavierfassung von Finlandia ein absoluter Hörgenuss wird. Wenn man das Stück hört, wird einem gleich auch bewusst, was alles an Kraft in einem Flügel steckt respektive stecken kann.

Gruss Marc
STR
Ist häufiger hier
#115 erstellt: 23. Aug 2006, 22:48
Bernstein landete mit seinem Musical "West Side Story" einen absoluten Hit und brachte schliesslich mit der Sinfonische Tänze aus der West Side Story seinen Hit in die Konzertsäle. Interessant ist die Entstehungsgeschichte der obigen CD. Irwin Kostal hörte die Labèque-Schwestern mit der Rhapsody in Blue von Gershwin und war gleich von deren Spiel begeistert. Kostal arrangierte alles was er hörte für zwei Klaviere. Drei Monate lang dachte er an die Labèques, bis ihn eines Tages ein Anruf aus Tokyo erreichte. Am Telefon waren, wie könnte es anders sein, Katia und Marielle. Die beiden haben Kostals Namen im Zusammenhang mit Bernsteins Sinfonischen Tänzen aus "West Side Story" gesehen und wollten nun von ihm eine Version für zwei Klaviere, inklusive der Songs. Kostal fragte Bernstein, ob er das Projekt unterstützen würde. Lenny wollte von ihm wissen, wie es mit der Perkussion aussieht. Als er dann erfuhr, dass dafür 2 Schlagzeuger und ein Jazz-Drummer vorgesehen waren, willigte er sofort ein. Im November 1988 trafen sich Katia und Marielle Labèque, Jean-Pierre Drouet, Sylvio Gualdo und Trilok Gurtu im Studio Davout in Paris, um die von Kostal angefertigten Arrangements mit Yamaha-Ausrüstung aufzunehmen. Das Ergebnis dieser harten Arbeit:



Die CD musste ich bei amazon.com bestellen, da sie beim deutschen Ableger nur noch via Drittanbieter verfügbar war. Nach einer relativ langen Wartezeit traf das heiss ersehnte Paket in der Schweiz ein :). Als erstes habe ich mir natürlich gleich America angehört und musste leider einen Dämpfer meiner Freude erleben. Der Klang der Klaviere empfinde ich als viel zu "blass". Ich bin mir nicht sicher, ob das daran liegt, dass Yamaha-Flügel verwendet wurden oder ob beim Bearbeiten irgendein Fehler passiert ist. Weiter ging es mit Mambo, aller Frust war gleich wie weggeblasen. Was da alles an Freude am Musizieren vorhanden ist, ist unglaublich :). Meiner Meinung nach sollte sich jeder West Side Story-Fan die CD zulegen, auch wenn die Klaviere nicht so toll klingen, wie das der Fall sein könnte. Die CD kann man bei amazon.com, amazon.co.uk oder amazon.fr bestellen:

amazon.com
amazon.co.uk (Import)
amazon.fr (Import)

Viel Spass und viele Grüsse

Marc
AladdinWunderlampe
Stammgast
#116 erstellt: 26. Aug 2006, 11:40
Liebe Klavier-Freunde,

auch wenn ich es normalerweise vorziehe, die Clavier-Musik Johann Sebastian Bachs auf dem Cembalo zu hören, so scheint mir doch ein Werk wie die Kunst der Fuge, in dem die spezifische Idiomatik des Cembalos aufgrund der forcierten kontrapuntischen Satztechnik weitgehend in den Hintergrund tritt, offener für verschiedene instrumentale Besetzungen zu sein als beispielsweise die die Ouvertüre nach Französischer Art, BWV 831, aus dem Zweyten Theil der Clavier Übung.

Dies vorausgeschickt, scheint mir Evgeni Koroliovs 1990 entstandene Klavier-Einspielung der Kunst der Fuge (Tacet 13, LC 07033) eine im besten Sinne „denkwürdige Aufnahme“ zu sein: und zwar einerseits, weil schon die klangtechnische Qualität dieser CD-Produktion bemerkenswert ist, und andererseits, weil Koroliovs Annäherung an die Musik Bachs nicht nur hörenswert ist, sondern wirklich zum Mit-Denken einlädt. Dabei gehört dieser Musiker – anders als etwa Glenn Gould und Gerd Zacher in ihren ebenso sperrigen wie intellektuell anregenden Teileinspielungen für Klavier, Cembalo und Orgel – nicht gerade zu denjenigen, die die kompositorische Struktur des Werks durch eine gewissermaßen „gegen den Strich gebürstete“ Interpretation um jeden Preis nach außen zu kehren trachten: Weder versucht Koroliov, auf den von ihm verwendeten Steinway- und Bösendorfer-Flügeln den Klang oder die Intonation eines Cembalos zu imitieren, noch trachtet er danach, einzelne musikalische Details mittels einer Art pianistischem Vergrößerungsglas hervorzuheben.

Vielmehr adaptiert Koroliov Bachs Fugenzyklus vorsichtig an die klanglichen Bedingungen des modernen Konzertflügels, ohne ihn dabei zu einem pianistischen Bravourstück verkommen zu lassen – und das, obwohl er in der Interpretation etwa der Contrapuncti 4 und 13 ausgiebig Gelegenheit findet, seine ebenso atemberaubende wie selbstverständliche Virtuosität zu beweisen. Das rechte Pedal benutzt Koroliov zugunsten der Transparenz des kontrapunktischen Gewebes ausgesprochen sparsam, das linke dagegen wird von ihm durchaus zur klangfarblichen Modellierung eingesetzt. Die Artikulation ist differenziert, ohne sich in Manierismen zu verlieren und trägt so in Verbindung mit der klanglichen und dynamischen Dramaturgie vor allem dazu bei, die teils durchaus weiträumige architekonische Formanlage der einzelnen Contrapuncti plastisch hervortreten zu lassen.

In der öffentlichen Diskussion wird Koroliov nicht selten als eine Art weltabgewandter Musik-Eremit dargestellt, der frei von jeglicher Egomanie zu zeitlos überpersönlichen Deutungen der großen Klavierliteratur gelange. Wieviel davon zutreffend ist und wieviel auf medialer Inszenierung beruht, vermag ich wenigstens im Hinblick auf Koroliovs Persönlichkeit nicht zu beurteilen. Aber die mit derartigen Charakterporträts meist einhergehende Vorstellung, ein Interpret bringe in seinem Spiel gleichsam unvermittelt die Musik selbst zur Sprache, scheint mir ein Mythos zu sein: Auch Koroliovs Bach-Deutung ist - wie jede musikalische Interpretation - durch zahlreiche oftmals sehr persönliche und bisweilen auch durchaus fragwürdige Entscheidungen geprägt: die Neigung des Pianisten, Triller – wohl wider besseres historisches Wissen – auf der Hauptnote beginnen zu lassen, gehört ebenso dazu wie die brüsken Staccati am Schluss von Contrapunctus V oder manche Inkonsistenzen bei der Artikulation der motivischen Gestalten. Aber der tiefe Ernst und die Uneitelkeit von Koroliovs Deutung werfen bei mir in jedem dieser Fälle sogleich die Frage auf, ob die vermeintliche Merkwürdigkeit nicht doch einen genauen musikalischen Sinn hat, der mir bislang nur entgangen ist. Die Überzeugungskraft von Koroliovs Spiel bringt mich also selbst da, wo ich im Einzelnen zweifele, zum Nach-Denken über die Musik und zum Über-Denken meines Verständnisses dieser Musik. Besseres kann man von einer „denkwürdigen“ Aufnahme wohl kaum behaupten.


Herzliche Grüße,
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 27. Aug 2006, 15:39 bearbeitet]
BirgitS
Ist häufiger hier
#117 erstellt: 07. Okt 2006, 14:37


Ob denkwürdig oder nicht: Diese CD des im Jahre 1958 in Beirut geborenen Pianisten Abdel Rahman El Bacha ist eine der schönsten Schumann-Aufnahmen, die ich in der letzten Zeit hörte. Ich habe lange danach gesucht, sie war bis vor kurzem nur teuer aus dem Ausland zu beziehen, ist nun regulär wieder über jpc zu erhalten.

El Bacha verfügt über ein fantastisches rhythmisches Gespür, spielt leidenschaftlich, aber transparent und klar. Sein Klavierspiel „singt“ geradezu, genau richtig für diese Schumann-Werke!

Die 2. Klaviersonate op. 22 würde ich auf eine Stufe mit der großartigen Richter-Aufnahme (EMI) stellen. Op. 14 spielt El Bacha ähnlich brillant wie Pollini, aber sehr viel differenzierter und feinsinniger. Die Waldszenen habe ich überhaupt noch nicht so fantastisch gehört, kenne hier aber auch nur die Aufnahmen von Afanassiev und Richter. El Bacha verleiht jedem dieser Stücke gem. der Vortragsanweisungen den betreffenden Charakter und Rhythmus, in wundervoll klarer und inniger Art und Weise.

Ich war schon von El Bachas Chopin-Aufnahmen begeistert, diese Schumann-CD ist mindestens ebenbürtig.

Gruß, Birgit
G-Kiselev
Hat sich gelöscht
#118 erstellt: 28. Dez 2006, 22:47
Abend!

Hatte kürzlich das Glück Mozarts Sonaten in a- und c-moll in der Interpretation von Maria Yudina zu hören. Höchstseltsam, irgendwie sehr agressiv und man kann gut nachvollziehen, dass Richter, seiner eigenen aussage nach, nach ihren Konzerten immer Kopfschmerzen hatte.

Ein sehr interessanter Link:

http://www.mariayudina.com/index.cfm

Gruß
Georg
alidoro
Ist häufiger hier
#119 erstellt: 29. Dez 2006, 00:48
Hallo liebe Zielgruppe,
toll, wieviele denkwürdige Klavieraufnahmen es gibt, aber manch abseitiges ist ja schon darunter . Mich wundert, weshalb der größte Pyrotechniker, der je am Geflügel saß, hier bislang fehlt - Andre Gavrilov. Sicherlich scheiden sich die Geister bei dem Mann, aber imho ist er ein Jahrhundertpianist, und der von mir sehr geschätzte Rachmaninoff liegt ihm außerordentlich gut. Sein Spiel in dieser 1984 in London entstandenen Aufnahme

http://www.emiclassics.at/xml/6/551311/5698692.html

ist ungeheuer energiegeladen und kraftvoll, aber stets beherrscht. Gleich im ersten Stück glaubt man, der Flügel steht in Flammen. Als einer der wenigen entgeht A.G. bei Rachmaninoff stets der Gefahr, in den lyrischen Passagen ins süßlich-sentimentale abzudriften. Auch für die "Zugabe", Ravels Gaspard findet A.G. einen überzeugenden, überraschend sinnlichen und emotionalen Zugang. Zu loben ist auch die ausgezeichnete Aufnahmetechnik. Und: für ein paar Öre schon ist dieser Schatz zu haben!

Da ich hier ganz neu bin, nehme ich mir auch noch eine weitere Empfehlung heraus. Ich bekenne, auch ich bewundere Pollini sehr, aber vor allem wegen seiner Aufnahmen in den 60ies und 70ies. Ein absoluter Rausch und für mich der Inbegriff hochromantischer Klaviermusik ist seine fulminante Interpretation von Schumanns immer noch unterschätzter 1. Sonate op. 11.

http://www.amazon.de...HUMANN/dp/B00006L76P

Ne schöne Jrooß us Kölle,

Alidoro

Glaub ja nicht wen Du vor Dir hast!


[Beitrag von alidoro am 29. Dez 2006, 01:22 bearbeitet]
xarp
Neuling
#120 erstellt: 18. Apr 2008, 12:11
Wo bekomme ich den Berman mit scriabin, rachmaninof auf ERMI?
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