Interpretationen von Klavierkompositionen - die denkwürdige Aufnahme

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AcomA
Stammgast
#51 erstellt: 16. Aug 2005, 22:07
hallo Jeremias,

danke für deinen kapustin/osborne-beitrag. die cd ist exzellent. und gestern abend besuchte ich im rahmen des klavierfestivals ruhr das recital von steven osborne in bochum. sagenhaft ! die reise ging von beethovens späten bagatellen über das komplexe monstrum von tippet über eigene improvisationen bis hin zu reißern von oscar peterson.

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#52 erstellt: 16. Aug 2005, 22:38
Dieses Konzert ist auch der Anlass, weshalb ich diese CD empfohlen habe. Ich war von dem Konzert auch begeistert, auch wenn ich der 4. Sonate von Tippett etwas skeptisch gegenüberstehe. Vielleicht treffen wir uns ja irgendwann mal in einem Konzert, könnte ja sein?
AcomA
Stammgast
#53 erstellt: 19. Aug 2005, 21:04
johannes brahms

klaviersonate nr. 3 f-moll op. 5

grigory sokolov, piano


opus111, DDD, aufn. (live) 20.10.1993



diese sonate ist die reifste der drei klaviersonaten, wobei allen der symphonische charakter gemeinsam ist. es gibt einige grandiose einspielungen (katchen, oppitz, ashkenazy, arrau, hough, siirala). live erlebte ich sie mit k. zimerman, e. kissin und s. hough. dieser live-mitschnitt von sokolov nun ist die fanatischste performance von allen. alleine schon der pianistische zugriff, die arpeggierten akkordballungen zu beginn des kopfsatzes sind monumental und doch 'gesungen. die betörende kantilene im 2. satz spielen alle wunderschön, das scherzo (3. satz) kommt ebenfalls bei allen gekonnt. aber im schlusssatz, insbesondere in der coda mit der unmenschlichen beschleunigung, da 'wirft sich der pianist weg', wo andere entweder nachgeben müssen oder ein paarmal daneben hauen. ich würde sokolov mal gerne mit den brahmskonzerten hören !

gruß, siamak
AcomA
Stammgast
#54 erstellt: 21. Aug 2005, 15:38
j.s. bach
capriccio 'sopra la lontananza del suo fratello dilettissimo' bwv 992

ludwig v. beethoven
sonate nr. 23 f-moll op. 57 'appassionata'

johannes brahms
variationen und fuge über ein thema von händel op. 24

felix mendelssohn-bartholdy
introduction et rondo capriccioso op. 14

rudolf serkin, piano

ermitage/aura, ADD/mono, aufn. (live) 22.05.1957



rudolf serkin gehörte zu dem typus künstler, der nicht eine überbegabung wie z.b. arthur rubinstein oder walter gieseking in die wiege gelegt bekam, sondern sich mühsam und mit einer art fanatismus sein können erarbeitet hat. ähnlich wie der ältere schnabel war rudolf serkin verantwortlich für die verbreitung des 'schwergewichtigen' klavierrepertoires in den USA, bach, beethoven, schubert und brahms oder gar reger. auch im aufnahmestudio war er ein intensiver, leidenschaftlicher darsteller.

dieses recital in lugano begann er mit dem schubertschen impromptu op. 142 nr. 4. für meinen geschmack etwas zu zügig und ungestüm. dann aber der erste höhepunkt alleine schon vom repertoirewert. bachs capriccio über 'die ankunft meines geliebten bruders'. die abschließende fuge dieses werkes bringt eine euphorische stimmungshaltung, überschäumende freude über die ankunft seines bruders nach längerer reise, mit musikalischen mitteln herüber. übrigens eine ähnliche stimmung wie im schlusssatz der beethovenschen les adieux-sonate. serkin ist ein überragender bachinterpret mit absoluter beherrschung der mehstimmigkeit. und das er in der fuge den transzendentalen gehalt zum klingen bringt, spricht dann auch für überragende manuelle beherrschung. bei dem späten w. kempff fehlt hier daher eine gewisse durchschlagskraft. beethovens appassionata wird kompakt und mit mut zum risiko vorgetragen, vergl. mit rubinstein oder richter.
brahms' händel-variationen werden aus einem guss mit großzügiger darstellung der abschlussfuge geliefert. und am ende dann der virtuosenreißer von mendelssohn, der im rekordtempo mit absoluter manueller zuverlässigkeit interpretiert wird. hier zeigte serkin, dass er auch wie z.b. horowitz 'kann' wenn er will.

abschließend kann festgestellt werden, dass hier alles geboten wurde, was einen starken klavierabend ausmacht, die großen 'B', virtuosität im dienst der aussage., und alles mit leidenschaft und furchtlos.

übrigens ist die aufnahmequalität für mono und live ausgesprochen gut.

gruß, siamak
AcomA
Stammgast
#55 erstellt: 28. Aug 2005, 21:43
[/url] van beethoven
sonate nr. 23 f-moll op. 57 'appassionata'

robert schumann
fantasie c-dur op. 17

claude debussy
pour le piano

frederic chopin
etüde op. 10 nr.4

claudio arrau, piano

aura, ADD, aufn. (live) 09.09.1959

(leider kein bild verfügbar).

dieser live-mitschnitt stammt auch aus lugano und ist in guter klangqualität. das recital beginnt mit beethovens appassionata. arraus interpretation unterscheidet sich von serkins ganz erheblich. sein spiel ist viel mehr auf die kontrolle des klangbildes und transparenz ausgerichtet. wieder einmal fällt seine gabe auf, akkorde 'durchsichtig' zu machen. während serkin z.b. sehr kompakt darstellt, klingt die sonate unter arrau mehr wie eine fantasie, da die temposchwankungen auch ausgeprägter sind. damit ergibt sich tatsächlich ein roter faden aus klang und 'fantasieren'. das presto des letzten satzes setzt sich deutlich ab, so dass arrau hier auch auf risiko spielt. bei schumanns dreisätziger fantasie setzt sich die interpretationshaltung fort, was in debussys pour le piano ihren höhepunkt erzielt. übrigens die mir einzig bekannte aufnahme des werkes mit arrau. der erste satz (prelude) wird fantasieartig formuliert, im mittelsatz beweist arrau, dass er auch herrlich singen kann. und im finale wird motorischer drive entfaltet. zum schluss als zugabe die vierte etüde aus chopins op. 10, wie es pollini oder aktuell perahia auf platte nicht besser darbringen konnten. motorisch-agressiv, gestochen klar. obwohl arrau ein kind der traditionellen deutschen klavierschule ist, wird in diesem recital von 1959 offensichtlich, dass arrau ein mitbegründer der modernen klavierinterpretation war, absolute kontrolle über klang und technik und texttreue.

[/img]http://www.princeton.edu/~gpmenos/arrau_bio_1_small.gif[url]

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 28. Aug 2005, 21:45 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#56 erstellt: 04. Sep 2005, 15:44
robert schumann

kreisleriana op. 16
abegg-variationen op.1
drei romanzen op. 28

volker banfield, piano


cpo, DDD, aufn. 1998



volker banfield ist an die 60 jahre alt, studierte zunächst in detmold und danach an der juilliard school, N.Y., und in austin, texas. seit seiner rückkehr nach deutschland spielt banfield vor allem für die rundfunkanstalten. hier handelt es sich um eine studio-einspielung für das label cpo in zusammenarbeit mit dem sender frei berlin.

die variationen über das thema 'abegg' sind ein werk im brillianten stil, nach dem vorbild ignaz moscheles'. vordergründige virtuosität ist hier genau richtig am platze. banfield präsentiert sie teils tänzerisch und fließend, immer mit noblesse. sviatoslav richter z.b. spielt sie etwas schwergewichtiger. das zentrale werk ist wieder mal die kreisleriana, ein zyklus von acht fantasien nach der gleichnamigen schriftensammlung e.t.a. hoffmanns über die figur des kapellmeisters johannes kreisler, ein exzentriker, der effekthascherei und konventionen verabscheut. horowitz hatte hier in der interpretation vor allem pianistisch maßstäbe gesetzt. volker banfield ist dem werk nicht nur pianistisch gewachsen, er lebt die extremen anwandlungen der fantasien voll aus. das molto presto der vorletzten fantasie wird derart überstürzt in einer wahren stretta-manier dargeboten, als litt der pianist unter verfolgungswahn. ich kenne es in dieser art nur noch mit valery afanassiev. die drei romanzen op. 28 sind sehr reizvolle charakterstücke, die selten auf dem programm stehen und das schumann-recital wunderschön abrunden. schade, dass es von diesem profunden pianisten nicht so viele kommerzielle aufnahmen gibt. wenn man viel radio hört, wird man wiederholt auf ihn treffen !

gruß, siamak
Al_Brecht
Neuling
#57 erstellt: 16. Sep 2005, 20:05
Scarlatti Sonaten
mit
Ivo Pogorelich
Deutsche Grammophon 435 855-2

Das is so ne Cd, die ich auf die einsame Insel mitnehmen wuerde. 1. finde ich sie aufnahmetechnisch sehr gut und
2. schafft der Pogorelich es wirklich, den Scarlatti frisch, vital und lebendig zu musizieren. Mit vom besten:
Spur 2 und Spur 5. Rhythmisch gearbeitet. Bei den langsamen wie Spur 6 vielleicht etwas zu selbstverliebt, aber dennoch schoen, die klanglichen Effekte machen einiges wett. Das ist keine Hammerklavier-aufnahme auch wenn das perkussive Element bei den schnelleren Sonaten durchaus praesent ist.
Ich empfehle diese Cd wirklich guten Gewissens.


[Beitrag von Al_Brecht am 17. Sep 2005, 15:46 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#58 erstellt: 19. Sep 2005, 14:26
hallo Al Brecht,

herzlich willkommen im forum. ja, die von dir vorgestellte aufnahme gehört zu auch IMO zu den bedeutendsten scarlatti-aufnahmen und reiht sich ein (horowitz, zacharias, pletnev, perahia).

gruß, siamak
Al_Brecht
Neuling
#59 erstellt: 21. Sep 2005, 21:52
Danke AcomA/siamak
muss mal etwas dumm fragen: Is IMO ein Label?
Pogorelich erscheint ja bei DG, Horowitz bei Sony und Zacharias bei EMI. Pletnev und Peraia hab ich nich mit Scarlatti. Woher bekommt man uebrigens diese CD-cover-bilder und wie kriegt man die in den Beitrag?

Gruss
AL_Brecht
Hüb'
Moderator
#60 erstellt: 22. Sep 2005, 14:27

Al_Brecht schrieb:
Danke AcomA/siamak
muss mal etwas dumm fragen: Is IMO ein Label?
Pogorelich erscheint ja bei DG, Horowitz bei Sony und Zacharias bei EMI. Pletnev und Peraia hab ich nich mit Scarlatti. Woher bekommt man uebrigens diese CD-cover-bilder und wie kriegt man die in den Beitrag?

Gruss
AL_Brecht


Hi!

Wie man Bilder einfügt steht hier, unter der Erklärung des HF-Codes:
http://www.hifi-forum.de/index.php?action=faq
Das Bild muss dazu jedoch irgendwo im www verfügbar sein.
"IMO" bedeutet (engl.) "in my opinion" = meiner Meinung/Ansicht nach.

Schönen Gruß

Hüb'
AcomA
Stammgast
#61 erstellt: 23. Sep 2005, 13:09
hallo Frank, danke, dass du mir bei 'IMO' zuvorgekommen bist.

charles-valentin alkan (1813-1888)

'symphonie' für solo-klavier op. 39 nr.4-7
trois morceaux dans le genre pathetique op. 15 u.a.

marc-andre hamelin, piano


hyperion, DDD, aufn. 2000



alkan war ein begnadeter pianist, komponist mit teilweise skurrilen ideen und musiksprache, befreundet mit chopin und liszt. sein klaviersatz stellt höchste ansprüche an manuelle fertigkeiten und ausdauer, stets im dienste der aussage. die solo-symphonie für klavier ist ein teil aus einer sammlung von 12 großen etüden (op.39). sie schöpft tatsächlich die klanglichen und orchestralen dimensionen des klaviers aus. das zweite stück aus op. 15, 'le vent', entfaltet klangfarbentechnik ähnlich wie viel später debussy in einigen seiner preludes oder zeitgenosse liszt in seiner letzten transzendentalen etüde.

hamelin legt hiermit eine seiner beeindruckendsten interpretationen vor. die kompositionen scheinen ihm auf den leib geschrieben zu sein. die symphonie konnte ich mit ihm vor wenigen jahren live erleben, es entspricht dem platteneindruck. selbst im komplexen klaviersatz bleibt das spiel absolut transparent, die dynamik reicht von pp bis ff, sehr variable anschlagskunst, die fähigkeit zu 'singen'(siehe entwicklung der melodien in beiden händen im kontext mit geschichteten arpeggien, tremoli und chromatik im ersten stück aus op. 15).

alles demonstriert hier hamelin referenzartig. die ganze platte ein großes klavierabenteuer ! und die themen, die alkan umsetzt: große form, charakterstück, naturereignis, liebe, tod und trauer.

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 23. Sep 2005, 13:18 bearbeitet]
Al_Brecht
Neuling
#62 erstellt: 23. Sep 2005, 13:43
oi oi.......das war peinlich. Ich merke schon dass ich einiges lernen muss hier in diesem erlauchten Kreise.
Glenn Gould ist erwähnt worden , aber nur im Zusammenhang mit Mozart und Beethoven. Das sind nicht meine Referenzaufnahmen. Da muss natürlich Bach genannt werden. Und da kann bei Gould eigentlich nix falsch machen. Auch wenn sicher einige Tempi übers oder unters Ziel hinaus schiessen. Aber er ist ein Meister des Kontrapunkts. Hört einmal auf seine Mittelstimmen. Grandios, speziell bei den Fugen zB. im Wohltemperierten Klavier. Durchhörbar mit eigener Farbe.
Aber ich empfehle jetzt noch
Glenn Gould mit Byrd, Gibbons und Sweelinck.
Gibbons ist ja sein Lieblingskomponist. Und die Cd ist ausgesprochen schön, mit viel Ruhe und Atmen. Man möchte meinen , dass die Musik im Moment entsteht und er ihr wirklich zuhört, wie sie sich entwickelt. Spannend und beruhigend.
AcomA
Stammgast
#63 erstellt: 25. Sep 2005, 13:23
bach-busoni
chaconne d-moll

ludwig van beethoven
sonate nr. 32 c-moll op.111

frederic chopin
scherzi nr. 1-4

mily balakirev
orientalische fantasie 'islamey' u.a.

mikhail pletnev, piano


DG, DDD, aufn. (live) 01.11.2000


es handelt sich hierbei um den mitschnitt von pletnevs debut in der new yorker carnegie hall. zunächst einmal bravo an die tontechniker und an die disziplin der zuhörer.

die bearbeitung der bachschen chaconne für solo-violine durch busoni ist wieder in mode gekommen. über jahrzehnte war benedetti-michelangelis platten-version (mono) eine referenz die klangliche abstufung und formale entwicklung betreffend. in letzter zeit kamen beeindruckende aufnahmen hinzu, kissin und oppitz. während die beiden letztgenannten sich am kompakten zugriff orientierten, erinnert pletnevs darbietung in der klanglichen differenzierung und kantabilität eher an benedetti michelangeli, vielleicht etwas weniger pedalgebrauch.

beethovens letzte klaviersonate wird im ersten satz analytisch zerlegt, die pathetische geste wird manchem wohl fehlen, dafür wird der arietta-satz herrlich klanglich entwickelt, wie wir es von benedetti michelangeli oder pogorelich kannten.

der pianistische höhepunkt: chopins scherzi ! wenig pedalgebrauch, dissoziation der übereinandergeschichteten linien und traurig-sonorer klaviergesang werden hier zur interpretatorischen wünschelrute. ich habe ihn mit diesen stücken in köln auch live erlebt, phantastisch, wie er das macht. erstmalig bekommt das letzte scherzo seinen sinn. dieses scherzo ist gestalterisch am schwierigsten, typisches spätwerk.

die zugaben auf der bonus-cd sind vom feinsten: rachm., scriabin, scarlatti, moszkowski und

balakirevs islamey, prüfstein für vollgriffigen satz und ausdauer. so entfesselnd und gleichzeitig makellos kenne ich es nur noch von einer live-demonstration pogorelichs.



gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 25. Sep 2005, 13:29 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#64 erstellt: 01. Okt 2005, 22:26
j.s. bach
englische suite nr.6 d-moll BWV 811

ludwig van beethoven
sonate nr. 31 as-dur op.110

anton webern
variationen op.27

piotr anderszewski, piano


virgin, DDD, aufn. 1996



dieser noch recht junge polnische pianist hat vor etwa 2 jahren von einer stiftung in kalifornien einen preis in höhe von 150000 US dollars zugesprochen bekommen, um sich seiner kunst komplett widmen zu können. obiges recital belegt, dass diese investition absolut berechtigt ist.

die letzte der englischen suiten wird recht selten gespielt. es gibt starke darstellungen durch glenn gould (durch ihn habe ich das werk kennengelernt) und murray perahia. anderszewski reiht sich hier absolut ein. die sonore gleichberechtigte phrasierung beider hände ähnelt mehr gouls zugang, obwohl die virgin-platte klanglich deutlich überlegen ist. die gavotte I lässt einen betörenderweise nicht mehr los. und doch muss es weitergehen.

beethovens vorletzte sonate wird mit so viel architektonischer übersicht und ruhe im aufbau entwickelt, wie man es eher von einem altmeister erwarten würde. die linien werden derart sonor gesungen, dass man sich an arthur rubinstein erinnert und dass ich mein damaliges urteil, anderszewski sei etwas kühl in der darstellung, revidieren muss. alfred brendel geht hier mit deutlicheren tempowechseln zu werke, bei dem polen hört man mehr 'ins' werk. das finale bzw. die coda des schlusssatzes wird berauschend gesteigert.

die variationen op.27 sind weberns einziges klavierwerk und frönen der dodekaphonie. ich kenne als alternative die interpretation pollinis aus den 70er jahren (siehe bespechung auf seite 1). anderszewski lässt es auch hier ruhiger und dabei leiser angehen. er horcht in das werk. es klingt nicht mehr so kantig. kleine bemerkung am rande: anderszewski überzeugte beim int. klavierwettbewerb in leeds, 1990, mit den beethovenschen diabelli-variationen, scheiterte dann jedoch überraschend mit eben diesen webernschen variationen (knapp 7 minuten dauer), er blieb mittendrin hängen und trat schweigend ab !

gruß, siamak
BirgitS
Ist häufiger hier
#65 erstellt: 16. Okt 2005, 10:26
Wo ist Siamak? Ich vermisse seine interessanten Beiträge in diesem Thread.

Viele Grüße, Birgit
Hüb'
Moderator
#66 erstellt: 16. Okt 2005, 20:29

BirgitS schrieb:
Wo ist Siamak? Ich vermisse seine interessanten Beiträge in diesem Thread.

Viele Grüße, Birgit


Vielleicht ist er im Urlaub (oder krank, was hoffentlich nicht der Fall ist).

Grüße

Frank
Jeremias
Stammgast
#67 erstellt: 16. Okt 2005, 23:55
Wir hatten Ende letzter Woche noch Kontakt, er ist tatsächlich im Urlaub
BirgitS
Ist häufiger hier
#68 erstellt: 17. Okt 2005, 12:06

Jeremias schrieb:
Wir hatten Ende letzter Woche noch Kontakt, er ist tatsächlich im Urlaub


Gut zu wissen...
AcomA
Stammgast
#69 erstellt: 17. Okt 2005, 21:52
hallo Birgit, hallo liebe musikfreunde,

wie Jeremias schon andeutete, war ich für eine woche mit frau, kind und kegel verreist. ich genoss den 'indian summer' in der umgebung von daun (vulkaneifel). als wir den wildpark daun durchquerten und man sich inmitten des deutschen mischwaldes befand, war die athmosphäre samt duft berauschend ! ich musste spontan an schumanns waldszenen denken ! nun ein aktueller beitrag:

liszt/horowitz
ungarische rhapsodie nr.15 (rakoczy-marsch)

alexander scriabin
sonate nr.10 op.70 u.a.

sergei rachmaninov
fragmente as-dur op. posth.
etude tableau d-moll op. 39 nr.8
etude tableau c-moll op. posth. nr.3

robert schumann
bunte blätter op.99

arcadi volodos, piano


sony, DDD, aufn. (live) 21.10.1998

amazon.de

nun befinden wir uns wieder in der new yorker carnegie hall ! diesmal das debut des russen a. volodos. wenn man schon seinen namen auf der zunge zergehen lässt, verbreitet sich sonorer gesang ! und das ist die hauptqualität seines klavierspiels. das recital beginnt jedoch zunächst mit einem 'donnerschlag'. liszts rakoczy-marsch in der bearbeitung horowitz'. dies sei vorweggenommen, was die pianistische akrobatik angeht, so gibt es derzeit nur ganz wenige, welche sich vergleichen können: hamelin, kissin, scherbakov, vielleicht noch stephen hough. d. matsuev kenne ich 'nur' mit schchedrin. jederzeit bleibt das spiel, selbst in vertracktesten partien, transparent und sonor.

der erste musikalische höhepunkt wird mit der letzten sonate scriabins gesetzt. die sonate gehört zu den ganz großen schöpfungen. aus einem verhaltenen frage-motiv entwickelt sich das material ständig neu und kommt 'in bewegung'. der satz steigert sich in für scriabin typische trillerkaskaden, um dann wieder an den anfang zurückzukehren. die eruptiven triller meistert volodos mit einem nachdruck, der an horowitz erinnern lässt. ich finde ihn da noch ekstatischer als pletnev.

die rachmaninovschen piecen werden herrlich 'ausgesungen'. der zweite musikalische höhepunkt wird mit den bunten blättern gesetzt. dieser zyklus ist im nachhinein von schumann so mit den 14 stücken herausgegeben worden, obgleich sie in kleineren werkgruppen über mehrere jahre entstanden sind. so werden die fünf albumblätter daraus häufiger gespielt, alle 14 stücke jedoch selten. volodos ist ein starker schumann-interpret. da auch seine linke hand sehr stark ist und wunderbar singt, kommt die schumannsche polyphonie sehr gut zu gehör. der abschließende 'geschwindmarsch' setzt den offiziellen schlusspunkt des recitals. nun sind nicht alle zugaben auf der platte, aber die variationen über mendelssohns hochzeitmarsch von liszt in der bearbeitung horowitz' sind faszinosum genug, pure virtuosenlust, die den hörer elektrisiert.

mit dem identischen programm, wobei statt der bunten blätter schumanns kreisleriana geboten wurde, hörte ich vor einigen jahren volodos in düsseldorf. es war absolut vergleichbar ! interessant auch seine haltung am flügel. auf einem stuhl mit rückenlehne nach hinten entspannt angelehnt mit ausgestreckten händen, eine augenweide ! ich finde es schade, dass volodos zuletzt keine neue platte auf den markt gebracht hat. man darf weiter hoffen und warten.

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 17. Okt 2005, 21:53 bearbeitet]
Jeremias
Stammgast
#70 erstellt: 18. Okt 2005, 14:40
@ Siamek: Du weisst ja hoffentlich, dass "Kegel" in dem Sinne die unehelichen Kinder sind? Naja, hoffe der Urlaub war schön! Ich hab ab Freitag auch 12 Tage frei, wollte ich nur mal anmerken!
BirgitS
Ist häufiger hier
#71 erstellt: 18. Okt 2005, 21:33
Hallo Siamak,

schön, dass Du wieder da bist. Und schön, dass Dein Urlaub so angenehm war.

Volodos habe ich seinerzeit mal mit seiner Einspielung des 3. Klavierkonzertes von Rachmaninov kennen gelernt. Entweder war der Klang so schlecht oder die Interpretation an sich so blass und wenig eindrucksvoll, jedenfalls verkaufte ich die CD wieder. Seitdem machte ich einen Bogen um diesen Pianisten, aber vielleicht werde ich nach Deiner euphorischen Schilderung einen zweiten Anlauf wagen.

Viele Grüße,
Birgit
Jeremias
Stammgast
#72 erstellt: 19. Okt 2005, 22:49


Sergey Lyapunov könnte man als den "russischen Liszt" bezeichnen, nicht nur aufgrund seiner 12 Études d'éxecuation transcendante. Am berühmtestens ist wohl die Nr.10, "Lezginkha", eine aberwitzige Etüde im kaukasischen Stil. Rapetti meistert diese Etüde dermaßen brilliant, dass sogar ein Konstantin Scherbakov, der die Etüden komplett eingespietl hat, ein wenig blass aussieht. Daneben bietet die CD aber auch noch andere Stücke des russischen Komponisten: variationen, Preludes und auch "morceaux faciles" - leichtere Stücke. Hier beweist Lyapunov, dass er auch klanglich sehr gut die Möglichkeiten des Klaviers ausschöpfen kann und sich nicht nur auf Virtuoses beschränken muss.
AcomA
Stammgast
#73 erstellt: 24. Okt 2005, 22:28
edvard grieg
dank op.62 nr.43
norw. bauernmarsch op.31 nr.54
waldesstille op.71 nr.63

cesar franck
prelude, choral et fugue

maurice ravel
valses nobles et sentimentales
miroirs

sviatoslav richter, piano


aura, DDD, aufn. (live) 05.06.1994



bei dieser äußerlich sehr bescheidenen cd (bild im netz leider nicht verfügbar) handelt es sich um einen konzertmitschnitt aus lugano. nun gibt es eine unübersichtliche anzahl von richterschen konzertmitschnitten, auch aus seiner späten zeit. bei dieser performance handelt es sich doch um etwas ganz besonderes. wenn man berücksichtigt, dass richter hier auf yamaha spielt, ist es umso erstaunlicher.

der frühe richter dominierte, indem er mit unbändiger kraft, manchmal sogar zu viel schwung, triumphierte. der mittlere richter war ziemlich unbeständig. der späte richter wiederum (nach überstandener krankheitsphase) konzentrierte sich auf den strukturellen inhalt der werke, schnörkellos ! dieser späte richter wartet an diesem abend mit purem klangzauber auf. eine reichhaltige palette an farben, und große dynamische breite, gerade auch im pianissimo.

die drei lyrischen stücke griegs gehören nicht zu den bekannten. die harmonik mutet exotisch an und richter nutzt es voll aus. das motto des abends wird schon gelegt.

das dreiteilige werk francks wird gerne von virtuosen aufs programm gesetzt, da es durch den vollgriffigen satz die kirchenorgel auf dem flügel ersetzt und außerdem im prelude darlegt, warum viele franck für einen wegbereiter des impressionismus halten. richter konzentriert sich auf den klang. ich habe ihn noch nie so reichhaltig 'malen' gehört. das kann sich bestens vergleichen mit arthur rubinstein und ivan moravec.

und dann ravel ! ich erinnere mich einiger preludes und den estampes, wie richter sie in jüngeren jahren einspielte. geschmackvoll, aber es fehlten die leisen übergänge und ein schuss eleganz. nicht an dem abend in lugano. die valses nobles et sentimentales hat richter lange im repertoire gehabt. aber an diesem abend verbreitet richter feinstes parfum. auch hier absolut vergleichbar mit arthur rubinstein (der übrigens in jungen jahren zu den ersten gehörte, der dieses werk verbreitete. als das publikum sich einmal ablehnend verhielt, spielte er zur 'strafe' den zyklus noch einmal hinterher !). einschränkend könnte man lediglich sagen, dass das 'vif' des 6. stückes etwas zu gemächlich daherkommt (vgl. mit pogorelich).

der absolute höhepunkt sind die miroirs. das 'une barque sur l'ocean' wird dermaßen differenziert 'im wellengang' aufgebaut, dass man sofort ins träumen gerät. kenne kaum vergleichbares, phantastico ! merkwürdigerweise wurden im programm die letzten beiden stücke des zyklus nicht gedruckt. irritiert applaudierte das publikum nach der 'barque' nicht ! s. richter schloss 'alborada del gracioso' direkt an, dieses virtuosenstück. welch eine energie und trotzdem differenziert im anschlag. hiernach nun geriet das publikum in heftigen applaus und jubel, so dass richter sich erhob und verbeugte. danach ging es doch weiter mit dem letzten stück, 'la vallee des cloches', betörend, und das auf einem yamaha ! es gibt viele, die solche wirkungen auf dem japanischen instrument nicht für möglich hielten. dafür keine zugaben.

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#74 erstellt: 25. Okt 2005, 15:54
amazon.de

Hierzu meine Kritik bei Amazon (ca. 3 Jahre alt):

Schon seit langer Zeit ist das englische label Hyperion dafür bekannt, unbekannte Klavierkonzerte, zumeist erstmals, einem geoßen Publikum vorzustellen. Dies gilt aber auch für die beiden Konzerte des Komponisten Liebnermann (Jahrgang 1961). Diese könnten fast als ein Bindeglied zw. der Romantik und der Moderne angesehen werden. Kraftvoll, energisch, dann aber auch wieder romantisch verträumt, Debussy sehr ähnlich und dann desweilen fast transzendental präsentiert sich das erste Konzert.

Das zweite, welches im Gegensatz zum ersten Konzert aus 4 Sätzen besteht, imponiert noch mehr durch die spontanen Elemente der modernen Musik.

Das große Glück der vorliegenden Aufnahme ist, daß Liebermann das Orchester selber leitet. Pianist ist einmal mehr in bestechender Form der Engländer Stephen Hough. Mit seinen exorbitanten technischen Fähigkeiten überzeugt er eimal mehr, wie wir es von ihm her kennen.

Als Zugabe einige Stücke aus dem "Album für die Jugend": Einfach, schlicht und zum genießen.

Fazit: Ein Meilenstein in der Geschichte des 20. Jahrhunderts und ein muß für alle Fans neuerer Musik oder solcher, die es werden wollen!
AcomA
Stammgast
#75 erstellt: 01. Nov 2005, 15:48
alexander scriabin
preludes op.15
sonate nr.3 fis-moll op.23

nikolai medtner
sonata reminiscenza a-moll (aus vergessene weisen op.38)

igor strawinsky
petroushka-suite




evgeny kissin, piano

rca, DDD, aufn. 2004

diese brandneue aufnahme/cd, auf die jeremias schon im 'hören-thread' hinwies, ist für mich u.a. auch deshalb von großer bedeutung für mich, da ich evgeny kissin im juni 2004 mit diesen werken, die das kernprogramm darstellten, in der essener philharmonie erlebte. es war ein höhepunkt in meinen live-erlebnissen. zum einen, da ich diese werke sehr liebe, und zum anderen, da kissin in jeder hinsicht zur höchstform auflief.

ich habe diesen künstler insgesamt dreimal erlebt. obiger abend war IMO seine beeindruckendste leistung. zu kissin habe ich immer ein gespaltenes verhältnis gehabt. ich erkenne in ihm ein wahres naturtalent, der teilweise mit kindhafter offenheit an selbst komplexe werke herangeht, mitunter durch entdeckungen im schwierigen klaviersatz verblüfft, natürlich eine frappierende manuelle berrschung aufweist. andererseits lassen mich seine interpretationen hin und wieder kalt. er hat manchmal ein roboterhaftes wesen an sich. doch mit diesem 'russischen' programm traf er absolut ins schwarze. möglicherweise deswegen, weil er zu seinen musikalischen wurzeln, sprich russischen, zurückkehrte.

die interpretation der 3. scriabinsonate ist derjenigen bulvas (s.o.) ebenbürtig. möglicherweise konnte kissin hier auf noch größere manualtechnische reserven zurückgreifen. wunderschön das gesungene wehmütige trio des 2. satzes und kraftvoll analytisch der letzte satz.

medtners sonata reminiscenza gehört zu meinen lieblingsstücken. kissins interpretation unterscheidet sich von derjenigen hamelins erheblich. technisch sind beide vergleichbar. während hamelin mittels klanglicher wunder im p bis ppp-bereich wunder fabriziert, konzentriert sich kissin auf die bewegung der stimmen bzw. den gesang. da sehe ich große paralellen zu emil gilels, der dieses stück auch gerne spielte. die kontraste zwischen den ruhenden polen und der dynamik in den zwischenteilen kommt bei kissin deutlicher zum vorschein.

als fest der sinne, sowohl des gesangs als auch des tanzes, zelebriert kissin die petroushka-suite, welche strawinsky für das klavier einrichtete, nachdem arthur rubinstein dem komponisten aus dem stehgreif teile der petroushka-suite vorspielte, um ihm zu beweisen, dass das klavier in erster linie ein gesangliches instrument und nicht ein perkussives instrument ist. genau diesen beweis liefert kissin hier auch. ich kenne eigentlich nur eine weitere aufnahme, die sich mit der kissins messen kann, allerdings etwas mehr gewicht auf das perkussive legt: maurizio pollinis aus den 70er jahren (s.o.).

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#76 erstellt: 01. Nov 2005, 17:45
amazon.de

Noch eine CD mit Kissin: Dies ist seine Debut-CD, der Live-Mitschitt eines legendären Konzertes. Kissin spielte unter der Leitung von Dimitri Kitajenko die beiden Konzerte von Chopin, und das im alter von 12 Jahren an einem einzigen Abend! Gewiss, es gibt Aufnahmen, die auch ich vorziehe, insbesondere die mit Rubinstein und Zimerman. Aber eine derart reife Leistung eines 12-jährigen habe ich kein zweites Mal gehört!
Jeremias
Stammgast
#77 erstellt: 02. Nov 2005, 00:56
amazon.de

Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine denkwürdige Aufnahme - und zwar im negativen Sinne! Lang Lang wird derzeit als Shooting-Star gefeiert wie kein anderer Pianist viele Jahre lang zuvor. Er wurde auf einen Schlag berühmt, als er für André Watts einsprang und das eben hier dargebotene Tschaikowsky-Konzert spielte. Ich hatte Lang Lang bereits zuvor in Düsseldorf gehört und war bitter enttäuscht. Er ist ein famoser Entertainer, aber kein guter Musiker. Bei Akrobatik und Zirkuseinlagen wie ind er Don Juan-Paraphrase von Liszt ist er ganz in seinem Element, aber bei einem technisch simplen und musikalisch anspruchsvollen Zyklus wie den op.118 von Brahms hatte er deutliche Schwächen gezeigt.

Umso gespannter war ich auf diese CD. Und bereits nach wenigen Takten ist klar, dass er es in keinem Falle mit Größen wie Richter, Gilels, Horowitz oder Argerich aufnehmen kann. Zu sehr ist er auf das Pianistische in diesem Konzert fixiert, zu wenig schafft er es die einzelnen Übergänge flüssig zu gestalten, auch einmal hinter dem Orchester zurückzustehen. Noch extremer ist es im Mendelssohn-Konzert, in dem der Klavierpart noch mehr im Vordergrund steht als beim Tschaikowsky. Schon die ersten Oktavpassagen erinnern eher an das Aufwärmprogramm oder eine Czerny-Etüde als an Mendelssohn. Zudem spielt Lang Lang absolut statisch und im Takt, von Agogik scheint er noch nie etwas gehört zu haben. Zum Vergleich beiten sich u.a. Andras Schiff, Stephen Hough und insbersondere Murray Perahia an!

Auch das Orchester unter der Leitung von Barenboim ist zu kritisieren: Lustlos und wie ein Pflichtprogramm anmutend wird hier musiziert, keine Differenzierung in den einzelnen Instrumenten.

Ich denke, dass auch solche Aufnahmen hier einmal besprochen werden sollten, die als "Fehlproduktionen" als denkwürdige Aufnahmen in die Musikgeschichte eingehen werden
op111
Moderator
#78 erstellt: 02. Nov 2005, 11:34
Hallo Jeremias,

Jeremias schrieb:
Auch das Orchester unter der Leitung von Barenboim ist zu kritisieren: Lustlos und wie ein Pflichtprogramm anmutend wird hier musiziert, keine Differenzierung in den einzelnen Instrumenten.

... was mir auch bei anderen Aufnahmen Barenboims (ohne Lang Lang) auffällt - allerdings: ich habe mich selten beim op. 23 so entsetzlich gelangweilt wie bei dieser Aufnahme.

Nicht zu vergessen, daß die Aufnahmetechnik ohnehin nicht auf der Höhe des technisch Möglichen ist (mulmig, verwaschen).
Gruß
Franz
AcomA
Stammgast
#79 erstellt: 13. Nov 2005, 14:44
modest mussorgsky
bilder einer ausstellung (fassung f. 2 klaviere r. haché)

felix mendelssohn bartholdy
sinfonie nr. 1 c-moll op.11 (fassung f. 2 klaviere f.busoni)

anthony & joseph paratore, pianos


schwann/koch, ADD, aufn. 1981/1982



anthony und joseph paratore gehören zu den besten klavierduos, die es bis dato gegeben hat. ich habe dieses duo vor einigen jahren live in düsseldorf erlebt. auffällig ist die tatsache, dass jeder dieser brüder auch in der lage wäre, eine erfolgreiche solistenkarriere für sich allein zu bestreiten. der anschlag ist sonor, das klangempfinden ausgeklügelt und sehr differenziert. damals spielten sie u.a. brubeck und ravel. da hatte ich schon obige cd !
deren interpretation der mendelssohn-sinfonie kannte ich dabei schon aus dem rundfunk, da hatte ich gerade abitur gemacht. diese transkription fertigte feruccio busoni für 2 klaviere undzwar für 8 hände an. die paratores machen es mit ihren vier. der ganze jugendliche impetus überträgt sich dabei auf den hörer. die kontrapunktik wird meisterhaft herausgespielt. dabei interpretieren die brüder äußerst warm. keine sterile akrobatik sondern reine musik.
die fassung von mussorgskys 'bilder' für 2 klaviere von reginald haché ist wunderbar, da sie die originalität des materials bewahrt. hier wird nichts überfrachtet, sondern behutsam verstärkt. insgesamt ergibt sich IMO eine der überzeugendsten darbietungen des zyklus, welche ich vielen anderen durchaus guten vorziehe. erstaunlich, wie organisch die beiden hier musizieren. so als spiele ein gehirn mit 4 händen ! was mich an vielen festen duos stört, ist die tatsache, dass meistens korrekt gespielt wird und sich alles auf einer vordergründig- mechanischen art abspielt. man höre sich dagegen an, wie herrlich die 2. promenade und 'das alte schloss' gesungen werden. ein ergebnis des unterrichts bei rosina lhevinne, welche die 'gesangskunst' der russischen klavierschule vermittelte.
diese cd wird leider nicht mehr aufgelegt. zufällig habe ich mal gesehen, dass sie bei amazon für über 200 $ angeboten wurde. übrigens werden die paratores die 'bilder' 2006 in salzburg aufführen !

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 13. Nov 2005, 14:44 bearbeitet]
Jeremias
Stammgast
#80 erstellt: 13. Nov 2005, 15:51
Die Paratores werden die "Bilder" 2006 sogar in Düsseldorf spielen!
AcomA
Stammgast
#81 erstellt: 19. Nov 2005, 14:22
robert schumann

carnaval op.9
faschingsschwank aus wien op.26

arturo benedetti michelangeli, piano

DG, ADD, aufn. 1957



es gibt diese beiden schumannschen zyklen, welche ABM immer wieder aufs programm setzte. es gibt übrigens die reguläre studio-einspielung (mono) bei der emi. hierbei nun handelt es sich um eine mono-einspielung für die BBC in london. der sender rekanalisierte die bänder für stereo und stellte dann die aufnahmen der DG zur verfügung, welche diese dann 1981 veröffentlichte. der aufwand hat sich gelohnt.

der carnaval wird mit eleganz und klanglicher finesse dargeboten. das pedal wird mäßiggradig eingesetzt, so dass eine anschlagsvielfalt angeboten werden kann. selten hört man z.b. den paganini so transparent. und trotz aller detailbesessenheit, wie wir es von ABM ja kennen, die interpretation ist sehr expressiv, die seelenzustände des florestan und eusebius sind dem hörer jederzeit präsent. dieses expressive moment im spiel des ABM zu dieser zeit kennen wir z.b. von 'seinem' 4. rachmaninov-konzert. Die manuellen möglichkeiten dieses pianisten sind sensationell. das prestissimo der papillons hat ihm bis heute keiner nachgemacht. jede note bleibt in diesem wahnsinnstempo klar hörbar, die phrasierung bleibt nobel und elegant. kein selbstzweck ! natürlich gibt es einige andere interpretationen auf platte, die auch großartig sind (rubinstein, arrau, gelber). doch kaum einer liest so genau ! der davidsbündlermarsch, also das finale wird so notiert: non allegro - molto piu vivo - animato - vivo - animato molto - vivo - piu stretto. eine schrittweise und insgesamt kontinuirliche steigerung des tempos und ausdrucks bis zum schluss. ich kenne keine andere interpretation, die das so veranschaulicht. und die stimmwechsel in den lagen sind hier grandios. einziger wehrmutstropfen: ABM spielt wie so viele nicht die 'sphinxes', welche zugegebenermaßen befremdlich klingen (ich kenne sie nur von arthur rubinstein und geza anda).

der faschingsschwank wird eher selten auf das programm genommen. technisch ist dieses werk schon absolute oberklasse. so brilliant, wie hier ABM interpretiert, insbesondere im letzten satz (höchst lebhaft), habe ich es sonst nicht gehört.

insgesamt IMO eine jahrhunderteinspielung.

gruß, siamak


[Beitrag von AcomA am 19. Nov 2005, 14:40 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#82 erstellt: 18. Dez 2005, 16:32
bizet-horowitz
carmen-variationen

rachmaninov-volodos
der morgen, melodie

liszt-horowitz
ungarische rhapsodie nr.2

schubert-liszt
3 lieder

eimsky-korsakov-cziffra
hummelflug

prokofiev
drei stücke aus 'cinderella'

tschaikowsky-feinberg
scherzo aus der 6. sinfonie

js bach-feinberg
largo aus bwv 529

wa mozart-volodos
rondo alla turca aus kv 330

arcadi volodos, piano


sony, DDD, aufn. 1996



es handelt sich hierbei um die debüt-platte des russen arcadi-volodos. IMO kann sich kein klavierfreak diesen aufnahmen entziehen. überhaupt, man weiß nicht, was man mehr bewundern soll, die brillianten kabinettstückchen oder volodos' gesangskunst auf dem flügel.

zunächst zu den 'zirkusnummern'. ich möchte da drei piecen herausgreifen, horowitz' carmen-fantasie, cziffras bearbeitung des hummelfluges und volodos' eigene bearbeitung von mozarts berühmten 'türkischen marsch' aus seiner wunderbaren a-dur sonate. horowitz hatte seine bearbeitung ursprünglich nicht auf noten herausgegeben. volodos hat anhand der horowitzschen aufnahmen den notentext rekonstruiert ! ich finde, dass volodos im gegensatz zu horowitz hier einen gehörigen schuss eleganz und noblesse in die interpretation einbringt. der hummelflug kam cziffras fingerfertigkeit sehr entgegen, dieses 'surren und brummen'. auch hier stößt volodos nicht an seine spieltechnischen grenzen. möglicherweise fehlt jedoch der fanatismus eines cziffra, die eigenen physischen grenzen zu überwinden. volodos' eigene bearbeitung hat etwas geniales. nicht nur, dass er fingerakrobatik von feinstem verlangt, er schichtet die themen der verschiedenen rondo-abschnitte übereinander !

trotz alledem finde ich, dass volodos' eigentliche begabung im 'singen' liegt ! seine eltern sind sänger, er selbst hatte eine gesangliche grundausbildung absolviert und außerdem seine pianistische ausbildung bei dimitri bashkirov abgeschlossen. die liedbearbeitungen (schubert-liszt, rachmaninov-volodos), welche auch nicht gerade zum häufig gehörten repertoire gehören, werden mit sonorem ton und belcanto-phrasierung 'ausgekostet'. IMO gibt es derzeit nicht viele, die so singen können. meine lieblingsstücke auf dieser cd sind die drei aus den cinderella-sammlungen prokofiews. ich kenne keine darstellungen, die soviel charme und anmut verbreiten.

das großartigste an allem ist, dass (wie bei einem vorherigen beitrag schon erwähnt)ich mich bei zwei live-auftritten von volodos' überragenden fähigkeiten überzeugen konnte !

gruß, siamak
BirgitS
Ist häufiger hier
#83 erstellt: 21. Dez 2005, 00:18
Hallo Siamak,

als ich vorhin das Cover sah, dachte ich: Nanu, die habe ich doch auch irgendwo. Gesucht, gefunden, angehört – begeistert!

Es ist wirklich merkwürdig, aber die Aufnahme besitze ich schon seit Jahren. Ich hatte sie mir mal ziemlich zeitgleich mit Volodos’ Rachmaninov-Konzert gekauft, von dem ich eher enttäuscht war, und das ich deswegen wieder verkaufte. Die von Dir genannte CD muss ich damals wohl nur sehr unaufmerksam gehört haben, oder weiß der Teufel, wo ich meine Ohren hatte.

Egal – sie ist jedenfalls in der Tat großartig! Ich freue mich, dass ich sie dank Deines Beitrages nun wieder ans Tageslicht und in meinen Player befördert habe. Volodos hatte ich wirklich unterschätzt. Kannst Du noch andere Aufnahmen von diesem Pianisten empfehlen?

LG, Birgit
AcomA
Stammgast
#84 erstellt: 21. Dez 2005, 11:31
hallo Birgit,

es freut mich sehr, dass du deine cd reaktiviertest ! empfehlen kann ich dir obig besprochene live-aufnahme aus der carnegie-hall. volodos' aufnahmen des 3. rachmaninov und des 1. tschaikowsky-konzertes sind pianistisch stark, aber letztlich im verbund mit dem orchester eher konventionell unspektakulär. wenn man vieles hat, dann sind diese aufnahmen überflüssig. seine cd mit zwei schubert-sonaten ist gut aber nicht überragend. zum einen ist die erste sonate ein frühes werk, etwas langweilig bis betulich. zum anderen hat man in der bekannten g-dur sonate den eindruck, volodos hielte sich mit dem ausdruck zurück, um nicht in den verruf russischer 'gefühlsduselei' zu gelangen. das ist etwas schade. also IMO sind seine beiden recital-cds mit abstand seine bisher besten ! hoffentlich kommt mal wieder eine !

gruß, siamak
BirgitS
Ist häufiger hier
#85 erstellt: 21. Dez 2005, 13:38
Hallo Siamak,

vielen Dank für Deine Hinweise, sie sind wie immer sehr hilfreich!

Übrigens habe ich vier neuwertige Josef Bulva-CDs im Paket für knapp vier Eurochen ersteigern können! Allesamt Mediaphon-Aufnahmen:

Liszt h-Moll + Romeo und Julia
Liszt Klavierkonzerte 1 & 2
Brahms, 2. Klavierkonzert
Konzertstücke von Chopin, Beethoven, Weber, Liszt, Mozart, Mendelssohn

Deine Einschätzung der h-Moll-Sonate deckt sich mit meinem ersten Eindruck: Bulvas spröde und analytische Art seines Klavierspiels kommt der Sonate sehr entgegen. Ich bin beeindruckt, gefällt mir gut.

Auf die anderen CDs komme ich vielleicht noch zurück, ich muss sie jedoch erst einmal in Ruhe hören. Ich muss überhaupt noch viel „aufarbeiten“. Zu Moravec könnte ich auch einiges berichten, bzgl. seiner Mozart-Konzerte usw. Nun ja, bald habe ich hoffentlich wieder mehr Zeit und Muße.

Bis dahin…
viele Grüße von Birgit
Jeremias
Stammgast
#86 erstellt: 03. Jan 2006, 22:06
Marc André Hamelin spielt Rubinstein IV und Scharwenka I:

amazon.de

Die beiden Konzerte waren zu ihrer Zeit unglaublich populär und sind heute leider sehr in Vergessenheit geraten. Sie knüpfen an die Tradition der großen Virtuosen-Konzerte an, sind aber wunderbar melodisch gestaltet und bestechen beide gerade auch durch ihre ruhigen Momente. Und wer außer Marc-Andre hamelin wäre besser geeignet, diese Konzerte in neuem Glanz erklingen zu lassen? Dazu ist es auch nicht der son so gewohnte direkte, etwas glatte Hyperion-Klang

Interpretation: 10/10
Klang: 10/10

@ Siamak: Diese CD MUSST Du Dir auch besorgen!
AcomA
Stammgast
#87 erstellt: 05. Jan 2006, 00:42
hallo Jeremias,

werde deinen tip befolgen. ich werde am samstag aus teheran zurueck kommen. hier in teheran habe ich uebrigens auch 'zugeschlagen': 3 cds mit arthur rubinstein und eine mit kissin. ich werde dir noch eine PM schicken.

gruss, siamak
Jeremias
Stammgast
#88 erstellt: 05. Jan 2006, 01:06
Ich dachte, westliche CDs sind im Iran verboten....
AcomA
Stammgast
#89 erstellt: 06. Jan 2006, 01:16
hallo Jeremias,

offensichtlich nicht. sie wird allerdings zur zeit nicht im funk gesendet.

gruss, siamak
AcomA
Stammgast
#90 erstellt: 13. Jan 2006, 00:15
maurice ravel
valses nobles et sentimentales
forlane
la vallee des cloches

francis poulenc
mouvements perpetuels
zwei intermezzi

gabriel faure
nocturne op.33 nr.3

emanuel chabrier
scherzo-valse

claude debussy*
la soiree dans grenade
jardins sous la pluie
hommage a rameau
reflets dans l'eau
la plus que lente
poissons d'or

arthur rubinstein, piano

rca, AAD*/ADD, aufn. 1945*/1961



arthur rubinsteins biographie ist mit den hier versammelten werken französischer meister auf das engste verknüpft. diese werke spielte dieser großartige mensch seit seiner jugend. ravel und poulenc kannte er persönlich. 1918 gab er zum gedenken an debussy einen reinen debussy-abend. sein sonorer ton und seine delikate phrasierung prädestinieren ihn für die französische musik. niemals habe ich die forlane so traurig-schön wie bei rubinstein gehört. und man muss das glücksgefühl erleben, das sich beim spielen von poulencs stücken überträgt. ganz nebenbei kann man feststellen, dass der reife rubinstein sehr starke und voneinander unabhängige hände besitzt mit einer hochkarätigen technik, welche sich niemals aufdrängt. ja, ich gestehe, dass ich ein absoluter rubinstein-fan bin. rubinsteins spiel hat mich seit meiner jugend geprägt und ich behaupte: die hier versammelten aufnahmen werden auch in 200 jahren konkurrenzlos bleiben. er vermittelt diese musik quasi als zeitzeuge !

gruß, siamak, wieder in deutschen landen
Jeremias
Stammgast
#91 erstellt: 14. Jan 2006, 18:16
Steven Coombs spielt die Klavierkonzerte von Reynaldo Hahn und Jules Massenet:

amazon.de

Bei beiden Komponisten handelt es sich um Spätromantiker. Während das konzert von Hahn eher der Lyrik zuzuordnen ist, klingt das Werk von Massenet fast ein wenig grotesk. Absolutes Highlight ist der abschließende Finalsatz, der fast einer Burleske in Form eines Perpetuum mobile gleichkommt. Massenet hat erstaunlicherweise sehr viel Klaviermusik geschrieben, welche an den Pianisten sehr hohe Anforderungen stellt, insbesondere ein starkes Durchhaltevermögen. Stephen Coombs kann - im Gegensatz zu Aldo Ciccolini - diesen Anforderungen vollstens gerecht werden!
hemmi
Ist häufiger hier
#92 erstellt: 16. Jan 2006, 00:52
Hallo Jeremias,
könntest Du bitte schildern, was an Massenets Klavierkonzert aus Deiner Sicht grotesk ist? Was verstehst Du darunter? Für das Finale habe ich das, hoffe ich, verstanden.
Ich selbst kenne dieses Werk nicht, nur einige seiner Opern. Wenn man sich mit diesen Werken auseinandersetzt, weiß man, dass M. sich schon Mühe gegeben hat, abwechslungsreich zu kompnieren und ich höre sie von Zeit zu Zeit gern, obwohl ein paar Werke ein wenig süss sind (Esclarmonde). Ich hätte von M. auch eher ein, sagen wir mal, lyrisches Werk erwartet.

Dank im voraus für Deine Schilderung.
Ich freue mich und bin neugieríg.
hemmi
hemmi
Ist häufiger hier
#93 erstellt: 16. Jan 2006, 00:55
Hallo Jeremias,
könntest Du bitte schildern, was an Massenets Klavierkonzert aus Deiner Sicht grotesk ist? Was verstehst Du darunter? Für das Finale habe ich das, hoffe ich, verstanden.
Ich selbst kenne dieses Werk nicht, nur einige seiner Opern. Wenn man sich mit diesen Werken auseinandersetzt, weiß man, dass M. sich schon Mühe gegeben hat, abwechslungsreich zu komponieren und ich höre sie von Zeit zu Zeit gern, obwohl ein paar Werke ein wenig süss sind (Esclarmonde). Ich hätte von M. auch eher ein, sagen wir mal, lyrisches Werk erwartet.

Dank im voraus für Deine Schilderung.
Ich freue mich und bin neugieríg.
hemmi
AcomA
Stammgast
#94 erstellt: 28. Jan 2006, 15:49
hallo liebe klavierfreunde,

im grunde sind solche runden geburtstage berühmter kompositeure von nutzen für die vermittlung 'klassischer musik', da multimedial dem breiten publikum, also auch vielen nicht-klassikhörern, gute musik angeboten wird. dass auch show-effekte und marketing-strategien eine rolle spielen, darf hierbei in kauf genommen werden. manchesmal muss man dann auch mal herzlich lachen, wie z.b. beim frühstücksfernsehen der ARD gestern gegen 06.45 uhr ! ein sog. 'musikkabarettist', der wirklich auch ein guter pianist ist, brachte auszüge aus seinem mozart-programm, das tatsächlich sehr komisch und doch belebend wirkte. er stellte zusammenhänge zwischen mozart, pop, fußballstadiongesängen und sogar diversen nationalhymnen her. daher möchte ich hier nun einen 'topscorer' unter meinen mozart-cds vorstellen.

w.a. mozart

sonate d-dur KV 576
fantasie c-moll KV 475
sonate b-dur KV 570

friedrich gulda, piano


DG, ADD, aufn. 1978



als gesamteinspielung der mozartschen klaviersonaten favorisiere ich diejenige, welche paul badura-skoda auf modernen flügeln absolvierte. ebenfalls hervorzuheben sind die einspielungen c. zacharias' und m. uchidas. die sonaten KV 576 und 570 stehen am ende. es handelt sich hier jeweils um dreisätzige werke, welche die direkte und 'bescheidene' musiksprache des 'späten' mozart repräsentieren. IMO stehen beide sonaten dem letzten klavierkonzert KV 595 sprachlich sehr nahe. die vorletzte sonate hat sogar die selbe tonart. die mittelsätze sind kantabel und mit einem wehmutsgefühl behaftet. beide schlusssätze haben einen leicht ironisch-schalkhaften grundton und sind pianistisch brilliant gehalten. auffällig ist auch die polyphonie mit dichter stimmführung.

friedrich gulda wird all diesen qualitäten derart gerecht, dass man meint, diese stücke wären für ihn geschrieben. die ecksätze werden mit einer gewissen 'jazzigen' härte gespielt, die adagios herrlich deklamiert. hier finde ich claudio arraus späte einspielung absolut ebenbürtig, in den ecksätzen vermisst man bei arrau jedoch spritzigkeit, möglicherweise ein tribut an das alter ?

das wunder ereignet sich jedoch bei der fantasie c-moll ! die 'dunklen und lichten' momente des werkes werden sehr intensiv kontrastiert. dabei klingt alles nach musikalischer logik. es kann nur so sein, jede phrasierung, jedes sforzato. die explosion im zentrum des stückes hat sogar lisztsche ausmaße ! bei svjatoslav richter klingt die fantasie ereignisarm bis pauschalisierend. Vielleicht hat ja ein jazz-erfahrener pianist mehr fantasie !

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#95 erstellt: 29. Jan 2006, 18:19
Naja, Du weisst, was ich von Gulda halte. Ich habe die Gesamtaufnahme der Sonaten mit Andras Schiff. Welch ein Hörgenuss!

Ein weiterer Beitrag zum Mozart-Jahr, gestern für 7,99€ bei Saturn erstanden:

amazon.de

Pollini wurde in den letzten Jahren öfter kritisiert, diese CD ist jedoch unbestritten eine absolute Referenzaufnahme. Pollini geht - für ihn etwas besonderes - sehr sparsam mit dem Pedal um, erzeugt dennoch einen warmen und niemals auch nur annähernd eisern oder metallig klingenden Ton. Zu Karl Böhm und den Wienern muss man wohl nichts sagen...
AcomA
Stammgast
#96 erstellt: 31. Jan 2006, 00:55
hallo Jeremias,

ja, diese pollini/böhm-aufnahme ist legendär ! sie gehört in eine reihe mit seiner damaligen strawinsky/prokofiev, chopin-etudes-platte und dem 4. beethoven-konzert ebenfalls mit pollini-böhm.

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#97 erstellt: 31. Jan 2006, 15:09
amazon.de

Eine der ersten Aufnahmen des Kroaten aus dem Jahre 1982, ein absoluter Klassiker!
AcomA
Stammgast
#98 erstellt: 31. Jan 2006, 19:37
hallo Jeremias,

während andere gleichaltrige beim hören von z.b. 'the scorpions' ausflippten, drehte ich beim hören obiger platte durch. sowohl beethovens op.111 als auch schumanns symphonische etüden und entsetzlich schwere toccata werden vom jungen pogorelich transparent, mit enormer anzahl von anschlagsvarianten und einem modernen motorischen drive dargeboten. absolute legende !

gruß, siamak
Jeremias
Stammgast
#99 erstellt: 31. Jan 2006, 23:59
Insbesondere die Toccata habe ich mir mehrfach angehört! Du hast recht, dies ist wirklich Musik zum "ausflippen"
Jeremias
Stammgast
#100 erstellt: 04. Feb 2006, 02:26
amazon.de

Percy Grainger - Rambles and reflections - Piers Lane

Mit Percy Grainger brachte mich erstmals Hamelin in Berührung. Dessen bei Hyperion erschienene CD könnte hier ebenso gut stehen, aber ich habe mich für diese Aufnahme mit Piers Lane entschieden. Grainger hatte eine fast geniale Begabung, Werke anderer Komponisten für Klavier solo zu bearbeiten. Anders als noch zu Liszt's Zeiten wollte er hiermit jedoch nicht die Fähigkeiten des Pianisten zur Schau stellen, vielmehr bemühte er sich um eine möglichst genaue Übertragung des Originals auf das Klavier. Bezeichnend ist, dass Grainger vorzugsweise aus dem englisch-sprachigen Raum stammende Kompositionen zur Vorlage nahm.

Piers Lane durfte ich im August 2002 mit diesem Programm live in Bochum hören. Er moderierte dieses Recital und traf eine interessante Auswahl, darunter damals auch eine Bearbeitung des Konzerts von Schumann, welche wiederum dann dem Pianisten alles abverlangte.

Eine schöne Geschichte fällt mir zu Piers Lane auch noch ein: Ich fragte ihn nach dem Konzert nach bestimmten Noten, woraufhin er seine Mail-Adresse auf das Booklet schrieb. Als er etwa 1 Jahr später eine CD mit Bach-Transkriptionen herausgab, befand sich hier auch die Bearbeitung eines Vivaldi-Konzerts durch Bach für Orgel. Dieses Bearbeitung schrieb nunmehr ein gewisser William Murdoch für Klavier um. Ich konnte Piers Lane nunmehr eine Mail schicken. Er erzählte mir, dass er die Noten von einem Freund erhalten hatte, der wiederum diese in einem 2nd-Hand-Shop in Edinbugh gefunden hatte. Piers Lane hat mir daraufhin Kopien hiervon geschickt und ich bin somit einer der wenigen Glücklichen, der diese Noten hat
Jeremias
Stammgast
#101 erstellt: 04. Feb 2006, 14:41
amazon.de

Die beiden Konzerte sind unzählige Male in der Kombination aufgenommen worden. Es gibt viele gute Aufnahmen beider Werke, aber m.E. ist dies die vollkommenste, die schönste, die großartigste, die ich kenne. Andsnes ist ein absolutes Allround-Talent, es gibt nichts, was er nicht überzeugend darbieten kann. Und genauso verhält es sich mit den beiden Konzerten. Andsnes ist von seiner romantisch expressiven Deutung überzeugt, er vermittelt dies dem orchester und dieses schliesst sich "ohne Wenn und Aber" an. Mit den Berlinern und Jansons hat er kongeniale Partner an seiner Seite, die ihm bis ins kleinste Detail folgen.
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