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Zeit zu Lästern: Die meistüberschätzten Akteure im Klassikzirkus+A -A |
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Autor |
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alidoro
Ist häufiger hier |
#1 erstellt: 07. Aug 2008, 16:21 | |||
Wertes Kollegium, mich würde sehr interessieren, wen Ihr in diese Schublade stecken würdet und warum. Habt mal Mut zur Subjektivität und zur Boshaftigkeit! Ich hätte da folgende Kandidaten: 1. Daniel Barenboim Weder als Dirigent noch am Geflügel hat er jemals etwas zustande gebracht, was mich wirklich gefesselt hätte. Die Besten seiner Produktionen (etwa Tristan; z.T Bach Klaviermusik, Beethovenkonzerte mit Klemp) sind imho allenfalls ordentlich bis guter Durchschnitt. Man findet immer Besseres. Der blutleere Mahler-Zyklus ist ein absoluter Tiefpunkt – zum Abgewöhnen. Toll, allerdings aus außermusikalischen Gründen, finde ich seine Aktivitäten mit dem West-Eastern Divan Orchestra sowie sein Eintreten für Wagner in Israel. Dennoch für mich Platz 1 in dieser Kategorie. Und nein, mein richtiger Name ist nicht Thielemann. 2. Helène Grimaud Sicherlich eine hochinteressante Persönlichkeit, aber total hochgejubelt. Der Ansatz bei ihren „Konzeptalben“ ist oft sehr gut bzgl. der Programmgestaltung, aber leider finde ich ihre Interpretationen bedeutender Werke regelmäßig eher nichtssagend. 3. Roberto Alagna Wer will den eigentlich hören? 4. Lang Lang Muß ich das näher begründen? 5. Misha Maisky Schwer zu ertragen wegen des fetten Tons und des eitlen, geckenhaften Auftretens. Plattencover, die die Grenzen schlechten Geschmacks neu definieren. Kann einem den Spaß an Cellomusik verleiden. Allenfalls im Gefolge von La Argerich akzeptabel, weil von ihr domestiziert. 6. Zubin Mehta Ganz gut als Begleiter von Solisten in Instrumentalkonzerten und z.T. auch im Operngraben. Allerdings kenne ich kein Werk des sinfonischen Kernrepertoires, dass er überzeugend gestaltet hätte. Auch hier der absolute Tiefpunkt: Mahler! Basta - nun bin ich mal auf Eure Ergänzungen und ggf. Widersprüche gespannt! Facciamo la bestemmia! Alidoro |
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Thomas228
Stammgast |
#2 erstellt: 07. Aug 2008, 16:57 | |||
Hallo alidoro, ja, seien wir ruhig mal boshaft! Von mir erst mal nur drei Namen. 1) Anna Netrebko (sie hat bei mir riesigen Vorsprung): Schmollmund und Dessous reichen auf lange Sicht einfach nicht. Alles Gute für die Babypause. 2) Anne Sophie Mutter: Mit ihr hat mir noch nichts wirklich gefallen. Erstaunlich, wie lange sie sich ohne HvK gehalten hat. 3) Daniel Müller-Schott: Kein Cellist spielt langweiliger. Vor wenigen Monaten habe ich ihn mit dem Schumann-Konzert live gehört. Technisch perfekt, aber so eine Schnarchnase. Am liebsten hätte ich ihm zugerufen: "Versuch´s mal mit Gefühl!" (Gerechterweise muss gesagt werden, dass viele moderne Cellisten an dieser Krankheit leiden, technisch perfekt, aber leblos. Wo ist er, der junge Vollblutmusiker, dem die Saite reißt, dem das aber egal ist?) Zu alidoros Nr. 5 kommt von mir auf dieser Basis Widerspruch: Ja, der Mann spielt unmodern, fett und schmalzig. Aber: Immer wieder hat er auf dem Cello wirklich etwas zu sagen, zugegebenermaßen oft im Verbund mit Argerich. Gegen sein Auftreten habe ich nichts. Lass ihn doch. Zu Mehtas Mahler fällt mir ein, dass seine Auferstehungssinfonie regelmäßig gelobt wird - ich kenne sie allerdings nicht. Viele Grüße Thomas |
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Richard3108
Inventar |
#3 erstellt: 08. Aug 2008, 12:23 | |||
na ja, ob Mutter und Netrebko wirklich so schlecht sind? Sie werden zwar verkauft als wären sie Samantha Fox (erinnert sich jemand an die 80er) und das stößt manche Klassik-Liebhaber ab. Substanz ist ja trotzdem da. Und wenn die höheren Cd-Verkäufe helfen andere Künstler zu subventionieren ... Was schon obszöner ist, sind die extrem hohem Ticket-Preise bei Mutter als ginge es um die Rolling Stones mit 500 Leuten Entourage und 35 LKWs an Bühnentechnik. GRUSS |
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STR
Ist häufiger hier |
#4 erstellt: 08. Aug 2008, 12:44 | |||
Die "Stars" werden wohl schon einen gewissen Preis haben, aber ich denke, die hohen Preise liegen eher an den Veranstaltern, die kräftig zulangen... |
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SirVival
Hat sich gelöscht |
#5 erstellt: 09. Aug 2008, 20:42 | |||
Hi, einen habt ihr noch vergessen: Rolando Villazon. Dieses Geknödele und infernalische Gebrülle, dazu die Mimik, als hätte ihm einer auf den Schwanz getreten, von wohlmeinenden Kritikern als Ausdruck von Leidenschaft und Gefühl apostrophiert, sind schlichtweg unerträglich. Im Verein mit der Netrebko merkt man eigentlich erst so recht, wie schlecht er singt und die singt schon sowas von blutleer, wenn auch nicht so intonationsgetrübt wie ihr Kollege. Die Mutter mit ihrem durch maximalen Bogendruck erzeugten fetten Ton, egal ob Mozart oder Brahms, Bruch oder Tschaikowsky, unterwirft alles einem dick aufgetragenen hypervoluminösen Einheitssound, der nur noch übertroffen wird durch ihr eigenes Gequatsche. Gruß |
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Joachim49
Inventar |
#6 erstellt: 09. Aug 2008, 20:58 | |||
Ich bin kein Mutter-Fan, aber das stimmt nun wirklich nicht, oder nicht mehr. Sie ist eher eine Fischer-Dieskau der Violine. Jeder Ton bekommt eine andere Nuance, eine andere Farbe - bis jede Natürlichleit des Ausdrucks verschwunden ist. Hör dir mal die Violinsonaten Mozarts an. Von einem dicken Einheitsssound keine Spur, sonder eher eine artifizielle Übernuanciertheit im Ausdruck. Mit den Beethovensonaten, die ich nicht kenne, ist es glaube ich ähnlich. Freundliche Grüsse Joachim |
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SirVival
Hat sich gelöscht |
#7 erstellt: 10. Aug 2008, 09:07 | |||
Hi Joachim, an die Mozart- und Beethoven-Sonaten hatte ich gar nicht gedacht. Dieses manirierte Gefiedel ist nur noch peinlich, und wenn sie dann noch ihre Gedanken dazu ausbreitet, möchte man eher nicht an Fischer-Dieskau, sondern an Günter Netzer denken. Wen könnte man denn noch einreihen? Vielleicht Placido Domingo als Dirigenten, als alternden Knödelbarden, der seine beste Zeit schon lange hinter sich hat und seit Jahren vergeblich versucht, jetzt auch noch im Verein mit Villazon, der Zarzuela, einem lokalen spanischen Kuriosum auch anderswo hinten hoch zu helfen. Gruß |
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STR
Ist häufiger hier |
#8 erstellt: 10. Aug 2008, 09:32 | |||
Ich habe mir auch ein paar Gedanken gemacht:
1. Kein Kommentar 2. Braucht eigentlich auch kein Kommentar. Einmal erlebt und das reicht. Bei Rachmaninows drittem Klavierkonzert mit Gavrilov war überhaupt kein Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester zu erkennen. Nach der Pause Tschaikowskys fünfte Sinfonie. Eine riesige Besetzung mit mehr als 20 ersten Violinen, acht Kontrabässen, acht Hörnern etc. 3. Barenboim geht es vor allem um Barenboim. Er gefällt sich offenbar sehr in seiner Rolle als weitsichtiger Lehrer von Lang Lang und Friedenstaube mit seinem Orchester. 4. Wie kann man als Chefdirigent nur ein so eingeschränktes Repertoire haben? 5. Wird von der Zürcher Presse für seine Auftritte immer wieder in den Himmel gelobt. Warum? Ich weiss es auch nicht, bei einem Konzert konnte ich nichts aussergewöhnliches feststellen. 6. Langweilige Interpretationen und langweilige Programme. Ich bin froh, wenn er endlich in Zürich aufhört. 7. Toll mit Prokofjew und Strawinsky, langweilig mit Chopin. Die 2. Sonate bot er in einer absolut langweiligen und leblosen Interpretation. Die Zürcher Presse hat ihn trotzdem hochgejubelt. Im Gegensatz zum Threadersteller finde ich Grimauds Interpretationen exzellent. Ich besitze die Chopin/Rachmaninow CD und habe sie mit exakt diesen Werken plus zwei Mal mit Bartoks drittem und Ravels Klavierkonzert erleben dürfen. Immer hatte ich sehr viel Spass dabei :)... [Beitrag von STR am 10. Aug 2008, 09:32 bearbeitet] |
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alidoro
Ist häufiger hier |
#9 erstellt: 10. Aug 2008, 11:33 | |||
Schön, dass dieser Fred mit viel Gemeinheit jetzt an Fahrt gewinnt! Einige annotazioni: @Thomas: Mit Müller-Schott, la Mama und dem ebenfalls suspekten André Previn gibt es die hochgelobte Aufnahme der Mozart-Trios – die müßte ja für Dich qualvoll sein. Ich gestehe, ich höre sie manchmal ganz gern. Bei den jüngeren Cellisten schätze ich z.B. Jean-Guilhen Queyras sehr (Bach-Suiten! Dvorak!), aber der ist Dir vielleicht auch zu kühl. Wie wäre es mit Jan Vogler? @STR: Das Schlimmste an Thielemann ist für mich seine Frisur. Als Wagner- und Strauss-Interpret ist er imho schwer zu toppen. Alles andere: na ja… Die Dudamel-Aufnahme von Mahlers 5. Gefällt mir trotz einiger kleinerer Abstriche insgesamt sehr gut. Bin gespannt, was er in LA auf die Beine stellen wird. Bei Pollini muß man imho Frühwerk und Alterswerk unterscheiden. Die ganz alten Chopin- , Beethoven-, Strawinsky- und Schumann-Aufnahmen bewundere ich sehr. Zinman habe ich in Köln mit einem tollen Konzert und einer hinreissenden 2. Tschaikowsky-Sinfonie erlebt. Bei Beethoven, Schumann und Mahler liefert er zumindest sehr interessante neue Interpretationsansätze, auch wenn diese sicher nicht der Weisheit letzter Schluß sind. Es war klar, dass hier unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen würden – das ist aber sehr reizvoll und davon lebt das Forum . Nur weiter so! Ciao, Alidoro |
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Joachim49
Inventar |
#10 erstellt: 10. Aug 2008, 18:03 | |||
Ich habe ehrlich gesagt eine gewisse Bewunderung für die venezuelanischen Kinder- und Jugendorchester. Bei uns ist ja die klassische Musikerziehung eine eher elitäre Sache, und ich sehe keine deutschen Sponsoren oder Kulktusminister, die Geld in die Idee stecken würden, verwahrlosten Kindern durch eine Musikerziehung eine Zukunft zu bieten. Ich freue mich, dass die venezuelanische Initiative in der Person von Dudamel weltweite Bekanntheit und Auszeichnung erhält, und wenn der Dirigent in Zürich mal nicht so recht mit dem Solisten harmoniert (so etwas kommt glaube ich auch bei anderen Dirigenten vor), dann ist mir das gemessen an den Verdiensten (nicht im pekuniären Sinne) ehrlich gestanden scheissegal. Was Barenboim betrifft (den ich sehr schätze, auch wenn ich Verständnis habe, dass manche ihn überschätzt finden) so sollte der Autor vielleicht bedenken, wie gross der Hass zwischen den Palistinänsern und den israelischen Juden ist. Vielleicht ist er dann in der Lage, die Initiative Barenboims nicht nur als Reklamestunt zu begreifen. Lang Lang hatte Barenboim nun wirklich nicht nötig um sich zu profilieren. Ansonsten finde ich diesen thread, und die meisten der geäusserten Abneigungen, wenig interessant und ich habe nicht die Neigung mich zu beteiligen. Ich kann vielen Autoren nur empfehlen sich Aufnahmen im Blindtest anzuhören. Dass ist eine gute Medizin gegen Fehleinschätzungen und Vorurteile. Freundliche Grüsse Joachim |
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s.bummer
Hat sich gelöscht |
#11 erstellt: 10. Aug 2008, 18:40 | |||
Wußte gar nicht, dass er so gut ausgestattet ist . Donnerwetter. Hätte ich nicht gedacht. Ja, die Tenöre !! Gruß S. |
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SirVival
Hat sich gelöscht |
#12 erstellt: 10. Aug 2008, 19:16 | |||
Hi, einen hätte ich noch: Juan Diego Flores. Diese dünne, zittrige Tenorstimme ist ja wirklich nicht zum Anhören. Der passt doch höchstens als Kastratenbass. Da strahlt nix, man denkt eher an Zwirn bei diesem Timbre. Gruß |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#13 erstellt: 11. Aug 2008, 08:07 | |||
Hallo Ich besitze zwar nur 2 Barenboim-CD´s (als Klavierinterpreten und nicht als Dirigenten was sicher auch irgendwo seine Gründe hat) aber an 1.Stelle der meist Überschätzten halte ich dennoch für fraglich. Ich sah einmal eine Dokumentation über ihn wo es vorwiegend um sein Engagement des West/Eastern-Divan-Orchesters ging unter Anderem aber auch sonst sein musikalischer Werdegange beleuchtet wurde. Das hat schon irgendwie Einblick gegeben das Barenboim durch und durch ein Vollblutmusiker ist der sich vielseitig engagiert und auch fachliche Kompetenz zu haben scheint. Als sich damals einige Dirigenten als Nachfolger Soltis zum Chef des CSO beworben hatten wurde er (ich glaube mich erinnern zu können mit zum. eindeutiger Mehrheit) gewählt, einige Orchestermitglieder meinten im Interview das sie sofort erkannten das dieser Mann etwas besonderes zu sagen hätte. Ich kann mangels an gehörten Dirigaten Barenboims nichts dazu sagen aber ich denke mal das diese Leute doch auch in gewisser Weise kompetent sind um sowas beurteilen zu können. Man könnte es vielleicht so ausdrücken das es Dirigenten gab und gibt die in einigen Bereichen bessere Interpretationen aufgenommen haben, jedoch (leider) nicht so sehr im Blickpunkt der Klassikwelt stehen. Was ich weiß liegt ihm am Besten am Klavier Beethoven und Liszt wo man ihn wohl auch zum. zu den Besseren der heute aktiv spielenden Klavierinterpreten zählen könnte, Mozart gefällt mir nicht so von ihm da halte ich ihn für Durchschnittlich da er hier einen zu sehr romantisierenden Interpretationsstil ansetzt (bei manch Sätzen der Klavierkonzerte auch ein wenig hastig wirkt) Wen ich Klaviermäßig etwas überschätzt finde (zum. hier in Österreich) wäre Buchbinder. Er mag ja da mit Leidenschaft herangehen aber ihm fehlt m.M. nach die Ausleuchtung der Kontraste, die Tiefe bei gewissen Stellen, er hat einfach zu wenig Gefühl spielt lieber vieles mf statt p oder pp, oft von den Tempi in einer monotonen Wurst herunter, technisch halte ich auch einige Andere für besser. Nicht das man mich falsch versteht, anhörbar ist er allemal und manches gelingt ihm auch ganz gut, aber im Vergleich zu manch anderen Pianisten schneidet er oft etwas bis deutlicher schlechter ab. Für wen ich mich persönlich auch nicht begeistern kann aber eine nicht kleine Anzahl von enthusiastischen Anhängern besitzt, ist Glenn Gould, aber er mag wohl polarisieren. Ich bin da eher der Meinung mit Alfred Brendel – er hatte sicher eine unglaubliche Veranlagung und eine tolle Technik aber der Hang ein Werk ständig von ihm geprägt verändern zu wollen und hier manchmal bis in die Extreme zu gehen wirkt mir mehr nach Selbstdarstellung und bewusste Abgrenzung gegenüber allem Anderen ohne oft Rücksicht auf die eigentliche Absicht des Komponisten und des Werkes zu nehmen – bei Bach mag ja das noch mehr oder weniger funktionieren da es hier nicht so genaue Partiturangaben gibt als bei anderen Komponisten, aber wenn er zB bei Beethoven und Mozart diese bewusst ignoriert, oft sogar entgegengesetzte Wege geht überkommt mich der Eindruck er will sich eher selber in den Vordergrund rücken als dem Werk zu dienen, diverse Aussagen von ihm scheinen das auch eher zu bestätigen. Dafür werde ich jetzt sicherlich einiges an Schelte von Gould-Anhängern bekommen, aber Geschmäcker sind halt nunmal verschieden. Entgegengesetzt müßte man aber jetzt auch einen Fred mit dem Titel "die meistunterschätztesten Akteure..." eröffnen was ja auch nicht so uninteressant wäre oder? gruß Thomas |
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arnaoutchot
Moderator |
#14 erstellt: 11. Aug 2008, 09:33 | |||
Noch zwei Namen, die vielleicht nicht so sehr "überschätzt" sind, da es sich in beiden Fällen um technisch hervorragende Pianisten handelt, aber die sich meines Erachtens schon extreme Freiheiten in der Interpretation herausnehmen: Mikhail Pletnev Olli Mustonen Ich spiele hier natürlich auf die jeweiligen neuen Aufnahmen der Beethoven Klavierkonzerte an. Beide nutzen die Werke als Sprungbrett für ihre enorme technische Virtuosität, was gerade im Fall von Mustonen beim 2. Konzert ins schier Groteske umkippt. Mustonens neu erschienene 3. und die Bearbeitung des Violinkonzerts ist etwas weniger extrem. Ich höre mir die Aufnahmen an, aber bin mir nicht sicher, ob das richtig ist, was hier gemacht wird. Mich wundert, daß noch keiner Karajan genannt hat ? Grüße Michael |
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alidoro
Ist häufiger hier |
#15 erstellt: 11. Aug 2008, 09:37 | |||
Ciao, zu Herrn Barenboim gab es ja schon einmal einen speziellen Fred: http://www.hifi-forum.de/viewthread-190-52.html Natürlich ist bei den hier abgegebenen Einschätzungen Vorsicht geboten, aber warum soll man nicht mal ganz subjektiv und frei von der Leber weg die Namen nennen, denen man weniger häufig zu begegnen wünschte? Das schließt ja nicht aus, dass man sich auch freuen kann, wenn man vereinzelt z.B. von Barenboim dann doch mal etwas Überzeugendes hört (zB die etwas betulich gespielten, aber sehr schön durchleuchteten Wagner-Paraphrasen von Liszt). Ich möchte hier auch mal gestehen, dass ich das "Russian Album" von Frau Netrebko sehr mag - hier ist sie absolut in ihrem Metier. Natürlich gab es in den 60ern bis 80ern einige Sängerinnen, denen sie als Susanna, Mimi oder Violetta nicht das Wasser reichen kann - aber wenn die Netrebko sooooo mittelmäßig sein soll, wo sind denn heute die besseren Soprane? Es gibt seit Jahren die Tendenz in der Musikindustrie, junge und vermeintlich attraktive Künstler zu "hypen", um neue Käuferschichten zu gewinnen. Solche Interpreten werden dann als Trotzreaktion "seriöser" Musikkritiker regelmäßig verrissen. Ich glaube, es ist oft zu beobachten, dass gutaussehende junge Interpreten heftig beworben, aber von der Kritik als überschätzt niedergemacht werden. Manchmal geschieht das zu Recht, manchmal aber auch nicht.Ich bin schon gespannt, wie die öffentliche Meinung z.B. mit Erwin Schrott umgehen wird. Eigentlich ist er mit dem Namen ja schon genug gestraft, aber z.T. wird schon behauptet, er könne nur als "Herr Netrebko" Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und zwar die des Boulevards. Mir hat sein Album sehr gut gefallen, wenngleich er noch kein Cesare Siepi oder Hans Hotter ist. A dopo, Alidoro |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#16 erstellt: 11. Aug 2008, 10:32 | |||
Hallo, Klar, das und die Meinungsfreiheit schließt mit ein diese Meinungen auch kritisch in Frage zu stellen. Ich bin ja wie geschrieben insgesamt auch nicht gerade ein Fan von Barenboim, vielleicht auch zusätzlich beeinflußt das Rezensionen über ihn oft nie so überzeugend ausfallen und mir das schon die Motivation nimmt sich dieses Werk auf CD anzuschaffen bzw. manchmal auch bevorzuge weil es schlicht noch Besseres interpretatorisch zu kaufen gibt, was aber nicht heissen muß das seine Version schlecht wäre. Aber ich denke du hast ihn auch vorwiegend an die 1.Stelle gegeben weil für dich vor allem die Relation von dessen was er bietet zu seinem allgemeinen Bekanntheitsgrad und Ruhm nicht übereinstimmt, was auch oft den Karajan-Kritikern möglicherweise der größte Dorn im Auge ist. Somit die Überleitung zu arnaoutchot - vielleicht hat ja Karajan bislang keiner genannt weil manche denken das er schon einiges an Ruhm im Laufe der Zeit innerhalb der Klassikszene einbüßen mußte...zum. gibt es heute genug kritische Stimmen. Ich persönlich respektiere ihn jedenfalls, auch wenn ich vieles interpretatorisch nicht mag, gibt es auch einiges das ich sehr gut finde und halte ihn für sehr kompetent was auch Aussagen heutiger renomierter Dirigenten bestätigt (er war ja anscheinend auch sehr perfektionistisch veranlagt). Aber das wäre jetzt ein Thema da könnte man weit ausholen und würde diesen Fred sprengen und ins offtopic führen. gruß Thomas |
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Thomas228
Stammgast |
#17 erstellt: 11. Aug 2008, 10:52 | |||
Genau, manchmal bringt es doch Spaß, gemütlich im Straßencafe zu sitzen und über die Passanten zu lästern. Mehr ist das hier doch auch nicht. Zu Mutter und Müller-Schott könnte ich problemlos mehrere Seiten Positives aufschreiben. So ist mir Frau Mutter in Interviews als sehr sympathische, intelligente Frau aufgefallen, ihr Engagement für moderne Musik begrüße ich sehr (Lutoskawski, Rihm, Dutilleux...). Müller-Schott ist ein hervorragender Cellist, seine Walton und Raff-Einspielungen gefallen mir. Das von mir kritisierte Nur-Technische ist für sich schon eine großartige Leistung. Er ist noch jung, gut möglich, dass mit der Zeit noch mehr Ausdruck kommt. Der in dieser Hinsicht Größte - Pablo Casals - hat in jungen Jahren auch ganz anders klingende Aufnahmen gemacht als die bekannten Alterswerke - gut zu hören auf den Naxos-CDs mit Aufnahmen aus den 10er und 20er Jahren. Anna Netrebko ist zweifellos eine gute Sängerin. Ihr besonderes Plus liegt nicht in der Singtechnik - dort ist sie nur Mittelmaß -, sondern in der Fähigkeit, mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen und dieses zu unterhalten. Sie ist in diesem besten Sinne ein Rampentier - für eine Opernsängerin ist das sehr viel. Zusätzlich sieht sie gut aus und hat sie ein recht schönes Stimm-Material. Nur, gefragt wurde nach den meistüberschätzten Klassikakteuren. Anna Netrebko ist singtechnisch eben nicht in der Liga, in die sie von dem Marketing gepusht wurde. Sie ist nicht die "beste Sängerin" der Welt, wie aufgrund der vielen Werbung z. B. meine Schwiegermutter denkt - überhaupt, beste Sängerin der Welt, was für ein Quatsch! Genauso wenig ist bzw. war ASM die bzw. der einzige deutsche Violinist/in. Es gab neben ihr viele andere hervorragende, z. B. F.-P. Zimmermann. Müller-Schott ist einer der vielen sehr guten Nachwuchs-Cellisten, mehr aber zurzeit noch nicht. Bei ihm gibt es allerdings auch bei weitem nicht diesen Medienhype wie bei den vorgenannten Damen. Insofern war es ungerecht, ihn hier zu nennen. Viele Grüße Thomas |
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Thomas228
Stammgast |
#18 erstellt: 11. Aug 2008, 13:01 | |||
Aus einer Laune heraus habe ich gerade mal beim Rondomagazin einige Besprechungen der Müller-Schott-CDs gelesen. Das von mir Gemeinte beschreibt der Kritiker Wersin in seiner Besprechung der Raff-CD aus entgegengesetztem Blickwinkel wie folgt:
Casals als Beutler, Würger und Vergewaltiger? Na, ich weiß nicht ... Viele Grüße Thomas |
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Joachim49
Inventar |
#19 erstellt: 11. Aug 2008, 15:14 | |||
Wenn ich das Lese, dann bekomme ich trotz meiner oben geäusserten Bedenken doch Lust mit zu lästern. Als ich Hotters Winterreise zum ersten Mal hörte da bin ich richtig erschrocken. Das war also der berûhmte Hotter. Ich habe die Aufnahme nie mehr angerührt. Wenn ich ihn in Wagner höre habe ich immer das Gefühl, dass er während des Singens eine heisse Kartoffel im Mund hat. Es ist mir wirklich rätselhaft worauf der grosse Ruhm Hotters gründet. Viellleicht habe ich immer nur misslungende Interpretationen gehört. Joachim |
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s.bummer
Hat sich gelöscht |
#20 erstellt: 11. Aug 2008, 20:40 | |||
Hallo, ich denke, man sollte beim Lästern schon differenzieren: Achtung! Sehr persönliche Meinung, nicht generalisierbar!! a) Künstler, die wirklich nicht viel können, aber von der Marketing Maschinerie gepusht werden, weil sie etwas momentan Besonderes aufweisen: Vanessa May und dieser blinde italienische Tenor sind so ein Beispiel. "Blutiger Lorbeer" ist ein Film dazu. b) Manierliche Künstler, die aber so gehypt werden, dass es unnatürlich wirkt und Widerspruch provoziert wird: Lang Lang, Netrebko und andere, vor allem auch Scheitelträger, die in Bayreuth schlechte Musik dirigieren.. c) Gute Künstler, die aber durch "Bunte" und "Gala" in die Society gehoben werden, so dass ihre Konzerte in merkwürdigem Kontrast zu ihrem Auftreten stehen. Anne Sophie, die erstaunlich maniriert geworden ist. Früher biedere Aufführungen, nun das?? Dabei kann sie wie der Teufel geigen und sieht saugut aus! Fast so scharf wie die Mullova! Barenboim, der genial veranlagt ist, wäre er nicht so schlampig bei der Arbeit; aber er hat ja auch so viel zu tun. Ich mag den Kerl, kaufe mir aber nix von ihm, weil es so mittelmäßig ist. d) Vermutliche Genies, die nen Hackenschuß haben und nun nen Fankreis um sich scharen. Gould, ABM, Sinopoli und Celibidache fallen mir da ein. e) Leute, die aufgrund der Biografie einfach nicht gemocht werden dürfen. Karajan, im Namen ist verklausuliert das Wort Karriere zu lesen. Böhm, der Nazi, der sich als mitfühlender Östereicher tarnte, was leider heute noch gerne verdrängt wird. aber da bin ich nun dran. Der Kerl kommt mir nicht ins Haus! Bernstein, der alles verkitschte (was für ein Blödsinn). f) Echte Gurken: Also richtig schlechte Musiker, die es auch nicht besser wußten, aber die Rampensau gaben. Florence Foster Jenkins, mein Musiklehrer und Justus Frantz. So das mal als Bestandsaufnahme. Mein Lieblingslästerspruch: " Die Leute können einen Künstler eben nicht von einem Kacker unterscheiden", so original ein DGG Verantwortlicher in der Pause bei einem Flens zu einem wahrlich besch..enem aber heftig beklatschten Zimmerman Konzert in Rendsburg (Zimmerman mußte für Richter einspringen, those were the days). Galt übrigens imho auch für Sinopoli und vor allem für den frühen Eschenbach! Gruß [Beitrag von s.bummer am 11. Aug 2008, 20:55 bearbeitet] |
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Klassikkonsument
Inventar |
#21 erstellt: 12. Aug 2008, 00:01 | |||
Da muss ich an einen Ausspruch meines Klavierlehrers denken, der gleich viele Klassikzirkus-Akteure auf einmal trifft. Er meinte, im Finale von Beethovens 9. ließen viele ChorsängerInnen ihren Penis zum Hals raushängen. Viele Grüße |
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Klassikkonsument
Inventar |
#22 erstellt: 12. Aug 2008, 00:08 | |||
Hallo Richard,
ich bin da recht pessimistisch, was eine solche Subventionierung angeht. Plattenfirmen wollen und müssen Geld machen. Wenn es Platten mit neuen Künstlern oder sogar Neuer Musik gibt, dann doch zumindest mit der Hoffnung auch damit einen Gewinn zu machen, den man sonst anderen Firmen überließe. Allerdings kenne ich die Branche nicht. Viele Grüße |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#23 erstellt: 12. Aug 2008, 06:07 | |||
[quote="Joachim49Als ich Hotters Winterreise zum ersten Mal hörte da bin ich richtig erschrocken. Das war also der berûhmte Hotter. Ich habe die Aufnahme nie mehr angerührt. Wenn ich ihn in Wagner höre habe ich immer das Gefühl, dass er während des Singens eine heisse Kartoffel im Mund hat. Es ist mir wirklich rätselhaft worauf der grosse Ruhm Hotters gründet. Viellleicht habe ich immer nur misslungende Interpretationen gehört. Joachim[/quote] Apropo Winterreise. Letzte Weihnacht bekam ich die Winterreise mit Brendel und Goerne geschenkt. Diese konnte mich auch nicht überzeugen obwohl sie sonst oft gelobt wird. Mir schien beim durchlesen deiner Meinung als hättest du ebendiese beschrieben. Bei den Sängerinnen ist mir da doch noch jemand eingefallen - Cecilia Bartoli. Vielumjubelt und verehrt, ihre Gesangstechnik mag ja auch nicht schlecht sein was ich garnicht bestreiten will, aber mir persönlich gefällt überhaupt nicht ihr Timbre - überhaupt wenn sie energisch in höheren Lagen ihres Stimmunfangs singt, da klingt es für mich richtig herausgepresst, schrill wie eine keifende Furie. Auch wenn sie sonst meist gut die Töne trifft ist das für mich ein k.o.-Kriterium. Aber scheinbar scheint ihre Klangfarbe Geschmackssache zu sein bzw. sehr niedrige Priorität zu haben sonst wäre sie ja nicht so umjubelt und begehrt. O.k. jetzt fällt mir glaub ich keine(r) mehr ein, höchstens nur solche die außerhalb der Klassikszene für Klassik-Spitzeninterpreten gehalten werden wie Rieu, Bocelli, Mae usw. gruß Thomas |
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Kings.Singer
Inventar |
#24 erstellt: 12. Aug 2008, 09:12 | |||
Dann nenn bitte mal Dudamels Verdienste! Nachdem ich vor einiger Zeit in der FonoForum einen Bericht über Dudamel gelesen habe, ist mir folgendes hängen geblieben: Sein hochgejubeltes Youth Orchestra ist gar kein Youth Orchestra. So hieß es nicht einmal bis die DGG auf die glorreiche Marketingidee kam es auf ihren CD-Covern "Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela" zu nennen. Das Musikerziehungssystem in Venezuela ist verglichen mit dem Deutschen sicher vorbildlich. Aber was hat das mit Dudamel zu tun? Direkt profitieren von ihm nur er selbst (durch seine tolle Selbstdarstellung und völlige Überreizung musikalischer Interpretation) und sein Orchester, das zum Großteil nur aus privilegierten absoluten Ausnahmemusikern besteht, die nichts mit den Kindern und Jugendlichen in Venezuela zu tun haben. Im Übrigen schau ich mir lieber einen Kabarettisten wie Liberg an, wenn ich einen Dirigenten in Rumpelstilzchen-Manier am Pult herumhüpfen sehen möchte. Einen Kabarettisten! Ernst zu nehmen IST sowieso nicht! Genug gelästert. Wenn ich mit meinen Ausführungen unrecht habe, bin ich gerne bereit meine Meinung zu revidieren. Viele Grüße, Alex. |
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SirVival
Hat sich gelöscht |
#25 erstellt: 12. Aug 2008, 12:13 | |||
Hi, ich habe mir nun Gedanken gemacht, warum Karajan nicht genannt wurde. Antwort: Wen interessiert noch Karajan? Bekanntlich flicht die Nachwelt dem Mimen keine Kränze. Manche Kritik an seinen Interpretationen mag sicherlich auch der mitunter schlechten Aufnahmetechnik geschuldet sein. Aber da leuchten und schillern dann umso stärker einige wirklich fulminante Aufnahmen: Sibelius Violinkonzert mit Ferras als Solisten (ein schwacher Geiger, leider der Negativaspekt dieser Aufnahme) aber das Orchester, einfach grandios. Tschaikowskys b-moll Konzert mit Richter: Hier ist das Orchester leider stark in den Hintergrund gerückt. Der Rest jedoch ist Schweigen und mit Ausnahme der 1. von Brahms lediglich interpretatorisches Mittelmaß ohne Ecken und Kanten. Ich spreche hier vornehmlich von den DG-Aufnahmen. Die frühen bei EMI, die angeblich sensationell sein sollen, kenne ich nicht. Gruß |
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Hüb'
Moderator |
#26 erstellt: 12. Aug 2008, 13:00 | |||
Stimmt. Der Geiger ist bei einem VK ja fast nebensächlich... |
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Thomas228
Stammgast |
#27 erstellt: 12. Aug 2008, 13:11 | |||
Karajan wurde wohl eher deshalb nicht genannt, weil er zurzeit eher unterschätzt als überschätzt wird. Sobald jemand in irgeneinem Klassikforum mitteilt, dass ihm Karajan-Aufnahmen gefallen, fällt die Menge über ihn her und richtet ihn hin. Mir fällt da das Sprichwort mit dem Kind und dem Bade ein. Viele Grüße Thomas |
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Maastricht
Inventar |
#28 erstellt: 12. Aug 2008, 13:28 | |||
Also ich habe mir dieses Jahr beide EMI-Karajan-Boxen mit zusammen 160 CD's gekauft. Wenn ich mir nur absolut gute (was ist das? auf jeden Fall in musikaler und in aufnahmetechnischer Hinsicht) Aufnahmen kaufen würde, dann hätte ich noch Geld für was anderes. Manchmal finde ich einen bestimmten Aspekt genug um eine Aufnahme zu mögen oder nicht. Eine Aufnahme mag ich, wenn ich sie mir gerne wieder mal anhöre. Übrigens ist hier Cecilia Bartoli noch nicht genannt worden. Ich war von ihr jahrelang fasziniert, habe sie noch im Frühling gesehen, aber wenn man ihre alten Aufnahmen mit den heutigen vergleicht, dann hört man wie viel persönlicher sie gesungen hat. Heute finde ich immer mehr von ihrem Singen gekünstelt. Gruss, Jürgen |
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Hüb'
Moderator |
#29 erstellt: 12. Aug 2008, 13:36 | |||
Hi! Noch zu Barenboim: Die oben geäußerte Kritik kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Ich halte ihn für einen herausragenden Musiker. Als Pianist hat er in jungen Jahren viele gute (Kammermusik-)Einspielungen vorgelegt und auch als Dirigent leistet er mindestens Solides. Sein Schumann-Zyklus mit der Berliner Staatskapelle gefält mir sehr gut und auch seine Beethoven-Gesamtschau wurde durch die Kritik sehr gut beurteilt. Gleichwohl muss ich zugeben, dass ich keinen Barenboim-Tonträger besitze, den ich als alleinige Referenz gelten lassen würde. Für einen überschätzten Musiker halte ich ihn dennoch nicht. Grüße Frank |
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arnaoutchot
Moderator |
#30 erstellt: 12. Aug 2008, 14:08 | |||
Barenboim sehe ich ähnlich wie Hüb. Gerade bei den Beethoven-Klavierkonzerten schätze ich die tiefschürfende Beschäftigung Barenboims mit der Thematik und die verschiedenen Blickwinkel, die er eingenommen hat. Er hat sie dirigiert mit Rubinstein am Piano, er hat sie selbst gespielt mit Klemperer am Taktstock (übrigens eine Aufnahme, die durchaus referenzfähig ist !) und er hat kürzlich eine neue Aufnahme mit der Staatskapelle Berlin vorgelegt, in der er beide Rollen übernimmt und die ich ebenfalls sehr gelungen finde. Warum er sich jetzt auf die Mahler-Symphonien werfen musste, verstehe ich zwar nicht ganz, ich bekomme demnächst mal die 9. und werde mir ein Bild verschaffen. Barenboim mag zu viel machen, aber es hat Hand und Fuss. Meine Anmerkung zu Karajan war eigentlich ironisch, weil der in solchen Threads meist als erster zerrissen wird. Ich schätze Karajan nicht gering ein, er hat Meilensteine der Musikgeschichte aufgenommen (60er Jahre Beethoven-Zyklus, Alpensymphonie, Mozart-Requiem etc.), aber natürlich auch einiges versemmelt (Bach, Händel, digitaler Beethoven-Zyklus). Zumindest war das musikalische Niveau aber immer hoch und - das wiederhole ich immer wieder gerne - war er als Technikfreak ein Befürworter von CD und DVD. Mit den Celibidaches dieser Welt hätten wir heute möglicherweise weit weniger Aufnahmen zu diskutieren. Im übrigen: Celibidache .... Grüße Michael |
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Klassikkonsument
Inventar |
#31 erstellt: 12. Aug 2008, 18:32 | |||
Hallo Thomas,
zwar bin ich ein Gould-Anhänger, doch kann ich Deinen Beitrag nicht schelten. Was ich an Gould toll finde, ist wohl schon recht subjektiver Natur, und er war ja auch ein sehr eigen(artig)er Künstler. Zu Glenn Gould kam ich vor allem durch die Fernseh-Serie Glenn-Gould-Zyklus, die wohl immer mal wieder in den Dritten läuft. Da legt einem Bruno Monsaigeon, mit hypnotisierendem Blick und charmantem französischen Akzent, Goulds Produktionen fürs kanadische Fernsehen ans Herz. Sicher spielt bei meiner Gould-Begeisterung auch sein schrulliges Erscheinungsbild eine Rolle. Zuerst lernte ich ihn allerdings rein akustisch mit der im Radio mitgeschnittenen Liszt-Bearbeitung von Beethovens 5. kennen. (Katsaris' Interpretation ist aber vielleicht doch besser.) Jedenfalls mag ich Goulds Leidenschaft, die bestimmt eigen, aber nicht aufgesetzt ist. Vielleicht ist Goulds fragwürdige Passioniertheit nirgends so passend und angebracht wie bei dem womöglich ähnlich fragwürdigen Richard Strauss. Bei youtube sah Gould letztens mal wieder in einem Interview über Strauss reden und Auszüge aus Elektra spielen. Selbst wenn er sich da für mitunter schlechte Musik stark machen sollte, so muss man das spielen und das kann man nicht einfach vom Tisch wischen. Auch wenn das keine Spezialität des Kanadiers ist - ich mag auch sehr dieses Non-Legato-Spiel. Friedrich Gulda ist in dieser Hinsicht beim Wohltemperierten Klavier wohl noch besser. Aber wie der die Gis-moll-Fuge aus dem 2. Teil durchrast - interessant, aber nix für mich. Die leidenschaftliche Gould-Interpretation ist mir da doch lieber. Gerade die Gis-moll-Fuge aus dem 2. Teil des WTK ist mir andrerseits so lieb und teuer, dass sie mich auch in praktisch jeder anderen Interpretation- etwa von Andras Schiff - fesselt. Aber die Schiff-Aufnahme mundet mir dann wiederum vom Aufnahmekonzept her (halliger, wenn auch nicht sumpfig) nicht so. Z. T. liegt es also auch an der CBS, die trockenere Aufnahmen produzierte, wenn ich 'ne Gould-Aufnahme bevorzuge. In eigentlich künstlerischer Hinsicht kann Gould aber auch nicht ganz schlecht sein, hat er doch maßgeblich dazu beigetragen, mich Konsumenten den Rubikon der Atonalität überschreiten zu lassen. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass seine Aufnahmen aus dem Pierrot lunaire von Schönberg nicht die besten sind. Aber da hat's bei mir zum ersten Mal gefunkt. Viele Grüße P.S.: das einzige Mal, wo mir aufgefallen ist, dass Gould vom Notentext abweicht, war als ich den 3. Satz von Beethovens Hammerklaviersonate mitlas. Gegen Ende spielte er an einer Stelle lauter, wo er leiser hätte spielen sollen. Aber diesen Verstoß fand ich nicht unstimmig in dieser fesselnden Interpretation, die ich der späten von Emil Gilels mit seinem pauschaleren Rubato vorziehe. [Beitrag von Klassikkonsument am 12. Aug 2008, 18:45 bearbeitet] |
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Klassikkonsument
Inventar |
#32 erstellt: 12. Aug 2008, 18:37 | |||
Karajan, Barenboim & Celibidache sind Interpreten, die ich bislang meide, weil ich soviel Negatives über sie gehört habe. Aber das ist nur ein pragmatisches Vorurteil, das mir hilft mich im CD-Dschungel zu orientieren. Ich habe sie nicht gehört und werde irgendwann vielleicht ein anderes Urteil über sie fällen. Klemperer habe ich noch nie gehört, aber er scheint mir interessanter. Viele Grüße |
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s.bummer
Hat sich gelöscht |
#33 erstellt: 12. Aug 2008, 18:57 | |||
Denn waard dat mool Tied mien Herr. Scheunen gröt S. |
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Thomas228
Stammgast |
#34 erstellt: 12. Aug 2008, 20:02 | |||
Thomas133
Hat sich gelöscht |
#35 erstellt: 13. Aug 2008, 05:42 | |||
leider falsch Was Karajan betrifft so hat er doch heute nur noch den Ruf des besten Dirigenten aller Zeiten außerhalb der Klassikszene - bei Laien die dann vielleicht vom Namen her gerade mal noch Muti und Bernstein kennen. Vielleicht mag ja das zu einem gewissen überschätzten (verzerrten) Bild führen, spiegelt aber nicht wirklich seinen Rang innerhalb der klassikinteressierten Menschen wieder. Ich habe das Gefühl die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte - wenn man manche Karajan-Kritiker so hört bzw. liest meint man er wäre lediglich nur ein inkompetenter Marketinggag gewesen, was ihm sicherlich nicht gerecht wird. Aber wie so oft, manche Menschen polarisieren durch unterschiedlichste Gründe und ziehen so auch extrem gegensätzliche Ansichten an wie wir es ja heute auch ein wenig bei zB Harnoncourt erleben können und manche ja schon meinen "entweder man liebt oder man hasst ihn" - bei mir übrigens keines von Beidem. gruß Thomas |
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Maastricht
Inventar |
#36 erstellt: 13. Aug 2008, 06:29 | |||
leider richtig Aber so schlimm wie du es beschreibst, finde ich ihr jetziges Singen auch nicht. (Gestern abend habe ich einen Teil der DVD mit ihrem Barcelona Konzert gesehen. Auch im Rahmen des Maria Malibran-Projekts. Das ist ganz ordentlich gesungen, nur empfinde ich sowohl ihr Singen als ihre Ausstrahlung so superbewust gefühlvoll, das es nicht mehr gefühlvoll ist.) Gruss, Jürgen |
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Live-musikhörer
Inventar |
#37 erstellt: 13. Aug 2008, 07:59 | |||
So reduziert sich eigentlich die Fähigkeit der meistens Hörers, die nicht selber Interpreter sind: sie können nur an Hand ihre Gefühle und Wissen, das im Vergleich von den Interpretern weniger als ein kleiner Bruchteil ist, beurteilen und kritisieren. Die Meisten der Hörers besuchen kaum mehr als 20 Konzerte im Jahr, sie haben nie mit einem Interpreter diskutiert und sie verlassen sich ausschliesslich an das, was aus ihre Anlage rauskommt. Es ist sicher nicht falsch fast "vom Bauch aus" entscheiden, welche Interpretation ihm besser gefällt. Man muss jedoch bewusst sein, dass man selber auch nicht mehr als eine Leie ist und dass man vielleicht die musikalische Botschaft nicht verstanden hat / will. Gruss [Beitrag von Live-musikhörer am 13. Aug 2008, 10:24 bearbeitet] |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#38 erstellt: 13. Aug 2008, 08:06 | |||
[quote="MaastrichtAber so schlimm wie du es beschreibst, finde ich ihr jetziges Singen auch nicht. [/quote] Schlimm ist relativ, aber wenn ich so manch andere Mezzosopranistinnen hernehme die mir mind. genauso wenn nicht besser gefallen (was aber natürlich auch immer subjektiv ist) aber diese nicht so eine extreme Medienpräsenz bekommen oder Bartoli gar als beste "soundso" betitelt wird, dann scheint sie mir schon als überschätzt. Noch etwas zu Barenboim - ich hab einmal bei seiner Homepage seinen Terminplan gesehn...also sowas ist glaub ich kaum mehr zu toppen, wenn man es betiteln würde könnte man ihn vielleicht einen "hyperaktiven Hansdampf in allen Gassen" der Klassikszene nennen. Schon allein die Konzerttermine, dann ist er ja soweit ich weiß ja noch Operndirektor der Berliner Oper unter den Linden, dazu müßten normalerweise doch auch genug Probetermine mit den Orchestern kommen und wieviel da noch fürs üben auf dem Klavier übrigbleibt wenn denn die Familie nicht ganz auf der Strecke bleiben möchte? Wahrscheinlich wäre mehr Substanz vorhanden aber wenn er meint Quantität vor Qualität stellen zu müssen. So würde gut der Ausspruch "weder Fisch noch Fleisch" zu ihm passen - er ist sicher nicht schlecht aber die Erwartungen die man an einen Medien gehypten Dirigentenstar der bei Spitzenorchestern gefragt ist stellt, entspricht er halt nicht so ganz. Vielleicht mag da auch sein Charisma etwas mitspielen (wie ja auch die sympathische Ausstrahlung Jansons vom Publikum zusätzlich honoriert wird) aber dennoch wie gesagt, sein Beethoven und Liszt haben dennoch sehr hohes Niveau. gruß Thomas P.S.: Obiger Beitrag hat sich überschnitten - als nachträglich - dieses lieben und hassen ist ja auch hoffentlich von den Urteilenden nicht als objektiv wertend zu verstehen denn eine allgemeingültige Rezeptur einer perfekten Interpretation gibt es ja bekanntlich nicht. Alles Andere wäre anmaßend. Manche Interpreten haben gewisse stilistische Merkmale und Eigenheiten - wenn diese halt eben nicht bei manchen ankommen bei manchen schon hat das nichts mit Kompetenz, Laie oder Profi zu tun sondern mit Geschmack. Was würden plausible Erklärungen zu dieser und jenen Tempiwahl oder dieser und jenen Besetzung, Phrasierung usw. helfen wenn sie einem persönlich nicht zusagt sondern lieber eine andere Variante wählt auch wenn sie wie man so schön sagt polistisch nicht so korrekt ist. Verstanden hat oder will klingt mir zu sehr rational - wie du sagst "vom Bauch aus" und das ist mir das wichtigste - zuerst muß es mich emotional fesseln, allein der Intellekt macht bei mir noch lange keine gute Musik bzw. gute Interpretation aus. Wenn aber auch etwas augenscheinlich bewußt gegen die Partiturangaben anders genommen wird um sich selber darin zu profilieren (sozusagen warum mit dem Strom schwimmen und einer unter Vielen sein so kann man ja mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen) ist mir diese Philosophie schon von vornherein ziemlich unsympathisch selbst wenn hier zufälligerweise auch was brauchbares dabei rauskommen sollte. Aber wenn es Menschen gibt denen das gefällt hat es natürlich auch seine Existenzberechtigung. [Beitrag von Thomas133 am 13. Aug 2008, 08:23 bearbeitet] |
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Live-musikhörer
Inventar |
#39 erstellt: 13. Aug 2008, 10:40 | |||
Grundsätzlich bin ich mit dir einverstanden. Ein wichtiger Punkt bleibt, dass man sehr wahrscheinlich auf Basis von beschränkten Informationen eine Person verurteilt hat in dem man ihm vorwirft "er will sich profilieren damit, dass er die Partiturangaben geändert hat. Und in diesem Punkt bin ich der Meinung, man sollte zuerst der Interpret fragen, wieso hat er das gemacht. In verschiedene Gespräche mit Dirigenten, bekam ich einen anderen Sichtpunkt, der meine "im Hinterkopf Unterstellungen" ziemlich widerlegt hat. Man macht sich schon ziemlich einfach, sein eigenes Weltbild zu bestätigen. Gruss [Beitrag von Live-musikhörer am 13. Aug 2008, 10:48 bearbeitet] |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#40 erstellt: 13. Aug 2008, 11:31 | |||
Es gibt sicher solche Fälle wie du sie beschreibst, aber das muß man indiviudell betrachten, ich las auch schon mal Begründungen die mir nicht als plausibel erschienen. Aber sicherlich gibt es auch genug Fälle wo zB durch Quellenstudium neue Einsichten und Rückschlüsse auf die Interpretation gewonnen wurden. Es gibt aber auch Ausnahmen - und ich denke es sind zum Glück auch nur Ausnahmen, wo jemand ohne nähere Erklärung frei nach Belieben deutliche Änderungen vornimmt die schon den Rahmen der Interpretation im Sinne des Werkes sprengen - vielleicht hat ja jemand hier zB die Erklärung warum Gould die Mozartsonaten so sehr verwurstet hat? Mich würde das schon interessieren - Tempi im krassen Gegensatz jenseits von Gut und Böse - wo langsam gehört spielt er schnell, wo schneller gehört langsam, das es schon über die Toleranzgrenze der Tempibezeichnungen hinausgeht. Hat er den Stein der Weisheit gefunden der ihn über den Komponisten stellt? Oder meint er damit dieser Musik einen Gefallen zu tun was dann eher gegen ihn als für einen Gewinn dieser Musik sprechen würde? Ich kenne keine Aussagen Goulds diesbezüglich, vielleicht ja ein Anderer (?) Was Harnoncourt betrifft halte ich ihn für kompetent, habe schon ein Buch mit seinen Ansichten gelesen, oft gibt es wirklich einen Aufschluss darüber um besser nachzuvollziehen warum er dieses und jenes macht, ich würde ihm aber noch gerne darüber hinaus auch noch andere Fragen stellen wo er manchen Stellen statt in der Originalpartitur zB Staccati Legati spielt und umgekehrt, Einbau von Fermaten wo keine stehn...wenn ich die Möglichkeit hätte würde ich gerne "nachbohren", so leuchtet es zum. ohne Erklärung nicht ein - einmal habe ich aber in einem Interview, ich glaube es war Harnoncourt, den Satz zu einem Werk gehört "Das muß ja so vom Komponisten gemeint gewesen sein, anders kann ich mir das nicht vorstellen" - sowas allein würde mir aber nicht ausreichen, da es ja nur seiner eigenen Fantasie entspringen würde der nicht zwangsläufig jeder folgen muß. Einmal hörte ich zB auch das Introitus des Requiems (aber nicht unter Harnoncourt) Mozarts statt notiertem Adagio in einem eindeutigen Allegretto-Tempo. Hier interessiert mich eine Eklärung schon garnicht weil es (ich hoffe für andere auch) deutlich hörbar die Ästhetik des Introitus enstellt und ich hoffe das das auch die meisten Menschen so wahrnehmen können sonst verzweifle ich sogar auch schon bald am Geschmack meiner klassikinteressierten Mitmenschen. Aber über dieses Thema kann man sowieso ausführlich rumdiskutieren und herumstreiten und ist jetzt eigentlich auch etwas offtopic hier (aber ich glaub die Meisten haben sich hier schon genug ausgelästert ) gruß Thomas |
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SirVival
Hat sich gelöscht |
#41 erstellt: 13. Aug 2008, 12:30 | |||
Hi, wenn ich den Titel des Threads richtig verstanden habe, dann ging es doch absolut vordergründig ums Ablästern und nicht darum, in dialektischer These und Antithese den vermeintlich Unrecht Widerfahrenen Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen. Jede Interpretation eines jeglichen Interpreten ist nichts als die subjektive Auslegung, Ausdeutung, Hermeneutik der musikalischen Gedanken des Komponisten. Dass die Interpretation und das, was einem durch eigene Auslegung des Notentextes und im Erwarten der Erfüllung höchster technischer Ansprüche seitens des Interpreten durchs Hirn wabert, nicht immer kongruent sind, regt zu Widerspruch an, der dann durchaus bis in den Bereich lästerlicher Polemik hinabreichen kann und notwendigerweise manchmal auch muss, damit mit Überheblichkeit verschwistertem Unvermögen Entlarvung zuteil werde. Das bedeutet aber nun keineswegs, irgendwelche Götter vom Sockel zu stossen, da die Entscheidung, wer nun recht hat, der (meist) bestens ausgebildete Profimusiker oder der in seiner Rechthaberei behäbig ruhende Dilletant (Hier lieg ich und besitz (Fafner)), der ähnlich wie der eingefleischte Fussballfan eh alles besser weiß, leider keine objektiven Kriterien in Anspruch zu nehmen sich gestattet. Nun darf ich mich aber dennoch über das Gekreische und den Meckergesang einer Cecilia Bartoli, die selbsternannte Rossiniexpertin, musikalische Archäologin in Falle Vivaldischer oder als versuchte Ehrenretterin Salierischer Opern, mokieren. Auch den glatten, makellosen, aber irgendwie unbeteiligt wirkenden Schöngesang einer Netrebko darf ich als musikalische Süßspeise tadeln, von der mir nach zu häufigem Goutieren schlecht werden kann (da sei die Callas vor). Da ist auch der junge chinesische Tastenritter, der Wunschschwiegersohn so vieler Mütter bildungsbürgerlicher Provenienz, der, leichtfertig genug, auf dem Konzertsaal-Podium doch eher als musikalische Enttäuschung zu erleben war. Die CD bewahrte zuvor vor der öffentlichen Präsentation pianistisch-interpretatorischen Unvermögens dieses jungen Pianisten, der allerdings nur als Durchlauferhitzer für schnelles Geld der Musikindustrie gedacht zu sein scheint. Hat er ausgedient, wird er gnadenlos abgekippt und landet auf dem Schrotthaufen der Musikgeschichte, auf dem schon so viele sintemalen hoffnungsfrohe Talente vermorscht und vermodert sind. In diese Kategorie gehört auch Rolando Villazon, dessen sängerischer Werdegang eine gewisse Tragik nicht verleugnen kann. Mangelnde Technik und der Zwang, alles singen zu müssen, was je ein Opernkomponist (außer Wagner) abgesondert hat, hat diesen Mann zum Toyota-Brüllaffen verkommen lassen. Schade drum. Eine bessere und fundiertere Schulung hätte das stimmliche Desaster sicher vermeiden helfen. Nun gut, die Liste ließe sich beliebig verlängern, aber jenseits allen besserwisserischen Salbaders soll auch nicht vergessen werden, wenn es auf der Welt nicht die guten Eichen gäbe, hätten wir nichts, woran wir uns schubbern könnten. Grüße [Beitrag von SirVival am 13. Aug 2008, 12:35 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#42 erstellt: 13. Aug 2008, 13:00 | |||
Guter Einwurf! Soll ich sämtliche Threads im Klassik-Unterforum schließen? |
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Thomas133
Hat sich gelöscht |
#43 erstellt: 13. Aug 2008, 13:15 | |||
[quote="Hüb' Guter Einwurf! Soll ich sämtliche Threads im Klassik-Unterforum schließen? [/quote] Nur ja nicht, wer therapiert uns dann? Naja solange wir uns nicht als Nabel der Welt verstehn und nur motzen um unsere angestauten Gefühle während des Klassikgenusses mitzuteilen... und nicht zu vergessen, die kompetentesten Profis haben so untereinander ihre Glaubenskriege - und wenn Brahms und Bruckner sich damals gegenseitig niedermachten...heißt das dann weil beide kompetent sind das sie beide recht haben und wir uns hier von 2 diletantischen Komponisten klassische Musik vortäuschen lassen? gruß Thomas |
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Live-musikhörer
Inventar |
#44 erstellt: 13. Aug 2008, 14:25 | |||
Ich dachte, du hättest schon damit angefangen. |
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alidoro
Ist häufiger hier |
#45 erstellt: 13. Aug 2008, 14:37 | |||
@ SirVival: Ich darf Dir bestätigen, dass Du den Thread-Titel nicht nur völlig richtig verstanden hast, sondern auch in vortrefflicher Weise umgesetzt hast "Sometimes you just have to pee in the sink!" (Charles Bukowski) Ich wollte aber nicht schon wieder auf die primären Geschlechtsorgane zurückkommen, sondern Euch Bestien noch den Namen des bisher entkommenen KURT MASUR zum Fraße vorwerfen Ist es nicht wunderbar, wie das Gewandhausorchester nach seinem Weggang aus Leipzig aufblühen durfte? A dopo, Alidoro |
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Hüb'
Moderator |
#46 erstellt: 13. Aug 2008, 14:44 | |||
Kurti wird uns eh nicht mehr sooo lange erhalten bleiben...live und biologisch betrachtet... |
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Klassikkonsument
Inventar |
#47 erstellt: 13. Aug 2008, 16:30 | |||
Wobei es vielleicht sogar mehrere Varianten des behäbig ruhenden Dilettanten gibt: entweder weiß er nix und besitzt bloß seine lieb gewordenen Gewohnheiten. Da ist dann auch wurscht, ob Toscanini oder Harnoncourt fundierte Argumente für ihre Entscheidungen parat haben. Oder er besitzt immerhin die Noten, kann sie womöglich sogar etwas spielen, und pocht dann darauf, dass auch die anderen, großen gefälligst so spielen mögen, wie's da steht. Dass der gedruckte Wortlaut einer Komposition auch mal widersprüchlich ist, weiß er vielleicht grad noch. Wendet man aber ein, dass man ja gar nicht alles schriftlich fixieren kann, manches als selbstverständlich vorausgesetzt oder sogar tatsächlich dem Gutdünken der Ausführenden freigestellt wurde, spätestens da gerät er ins Schwimmen. Mal ehrlich: diese philologische Pingeligkeit der historischen Aufführungspraxis ist doch ein Fass ohne Boden. Immer wieder wird man neue Quellen finden, die den bisherigen z. T. widersprechen. Aber im letztlich sinnlosen Bemühen, die Musik, wie sie damals erklang, wiedererstehen zu lassen, erschafft man nur klingende Zombies, die jedem Hörer mit Geschmack das Trommelfell zu zerbeissen versuchen. Die gute, alte Riege freilich subjektivistischer Interpretation (Furtwängler, Knappertsbusch, Klemperer am Dirigentenpult; Schnabel an den Tasten) musste doch nur deshalb abtreten, weil der immer weniger gebildete Bürger sich über die Noten kein eigenständiges Urteil mehr bilden kann. Aber eigentlich ging es hier ja darum, prominente Akteure zu bashen und nicht Klassikkonsumenten: - Daniel Barenboim: habe ich noch kaum gehört, aber wie er im großen Schwung Werkreihen abfrühstückt, lässt mich nichts Gutes hoffen. Warum nimmt er sich nicht mehr Zeit? Oder wenn er halt schnell Vieles über die Bühne bringen will, warum dann nicht mal was weniger Mainstreamiges (den ganzen Schreker z. B.)? - Alfred Brendel: Da es ja nicht immer Gould sein muss, habe ich mir mal die späten Haydn-Sonaten unter den Händen des Österreichers ausgeliehen. Liegt es nur am Künstler oder auch am Aufnahmekonzept wie da die Nebenstimmen diskret im Hintergrund gehalten werden, auf dass die Oberstimme edel tirilieren möge? Nein, das ist mir zu nett. Dann lieber weiter Gould, der so tut, als ob Haydns Sonaten keiner neuen Epoche angehören würden - als ob auch hier der olle Bach jede Stimme gleich berechtigt hätte. Viele Grüße |
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Moritz_H.
Stammgast |
#48 erstellt: 15. Aug 2008, 17:41 | |||
Das GOL hat aber auch schon früher wunderbar geblüht … Die “Masur-Lästerer“ mögen sich bitte mal Beethovens 7., 4. Satz in der Aufnahme von 11-1990 anhören – ich glaube, da bleibt der Mund vor lauter Erstaunen zu … |
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Kings.Singer
Inventar |
#49 erstellt: 15. Aug 2008, 20:46 | |||
Masur ist auch ein guter Kandidat für Dvorak #9 - insbesondere das Adagio (habe ich auch schon live erlebt; super!). Zudem ist er, wie ich finde, ein ausgezeichneter Begleiter für einen Solisten, was natürlich auch durch seinen Stil bedingt ist - man höre sich wiederum Dvorak, hier das Violinkonzert mit Vengerov, an. Allgemein ist aber Masur wirklich einer, der sich eher unauffällig und unspektakulär hoch gearbeitet hat. Leider ist unspektakulär oft auch gleich unpopulär. Wovon ich eher enttäuscht war, war sein Paulus von Mendelssohn... |
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TomSawyer
Stammgast |
#50 erstellt: 21. Nov 2008, 20:58 | |||
Hallo
Da gab es eine zweitelige Sendung mit/über Gould, in der er unter anderem auch darauf einging, Er meinte so in etwa (bitte um Verzeihung, wenn ich mich nicht 100% korrekt erinnere): Es gäbe schon so viele aufnhame- und spieltechnisch exzellente Aufnahmen, die sich korrekt an die Noten halten. Da bedarf es keiner weiteren Einspielung. Ihm ginge es darum, durch bewusste Veränderung z.B. der Tempi (und da spielte er auch ein Stück aus einer Mozartsonate) die "innere Architektur" des Werks herauszuheben. Bitte jetzt nicht über den Inhalt dieser Aussage diskutieren, ich hab sie nur überliefert. LG Babak edit: HF-Code repariert [Beitrag von op111 am 23. Nov 2008, 14:31 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#51 erstellt: 23. Nov 2008, 14:40 | |||
Hallo zusammen.
Und auch das Gegenteil trifft zu: eine flauere, lustlosere und langweiligere Begleitung wie die von A.-S. Mutter in den Beethoven- und Brahms-Violinkonzerten mit dem NY-Philharmonic ist kaum denkbar, da wird m.E. selbst Barenboims bleierne Begleitung in Lang Langs 1 b-moll unterboten. Masur at his worst. [Beitrag von op111 am 23. Nov 2008, 14:41 bearbeitet] |
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