Kissin, Evgeny: Vom Wunderkind zum Künstler

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Gene_Frenkle
Inventar
#1 erstellt: 08. Apr 2008, 12:42
Es gibt wohl noch keinen Threat über ihn?

Ich habe ihn durch Zufall entdeckt, weil ich diese CD geschenkt bekommen habe:

Diese Aufnahme ist für mich eine der ganz großen des ersten und des letzen Beethoven Klavierkonzertes.

Unter dem Namen Jewgeni Igorewitsch Kissin 1971 geboren spielt er seit dem 3. Lebensjahr Klavier. Wurde mit 6 an die Moskauer Gnessin-Musikschule für begabte Kinder aufgenommen. Hat seine Klavierlehrerin bis heute nie gewechselt, aber auch nicht geheiratet wie Pogorelich.
Seine neueste Aufnahme ist die hier:

Der einzige Schatten dieser Aufnahme ist der knarzende Klavierstuhl (es ist eine Liveaufnahme). Das Schumann Klavierkonzert kommt für mich direkt auf eine Ebene wie Richter/Wislocki. Sein Mozart ist eine echte Bereicherung.

Weitere Erwähnenswerte Aufnahmen, die ich kenne sind:

Beethoven selbst mochte seine Mondscheinsonate nicht so sehr. Hätte er diese Aufnahme gekannt wäre ich mir nicht sicher, ob er seine Meinung revidiert hätte. Auch die anderen Stücke lohnen sich.


Eine Wunderbare Aufnahme dieser Klavierkonzerte.

amazon.de
Klassik.com schreibt dazu: "kissin hat mit dieser Einspielung ohne Zweifel eine seiner besten Einspielungen überhaupt vorgelegt...". Dem kann ich nur zustimmen.

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Eine Referenzaufnahme dieses Werkes.

Niemand spielt "la Campanella" besser (von der DVD "The Gift of Music")
http://www.youtube.com/watch?v=0bFGrvHcExA

Kein Licht ohne Schatten: mit der DVD "a country called music" hat man ihm keinen Gefallen getan.

Im übrigen sind alle genannten CDs extrem gut aufgenommen. Musikalisch auf hohem Niveau. Er vereint Virtuosität, Leichtigkeit, Tiefgang, Zurückhaltung, hohe Klangkultur, Ruhe und Dynamik in seinem Spiel.

Live habe ich ihn leider noch nicht gesehen. Ich hatte Karten, aber er war krank und Martha Argerich hat ihn recht gut vertreten

Zitat Horowitz: "Es gibt nur 3 Sorten von Pianisten: Jüdische, Homosexuelle und schlechte". Horowitz selber soll ja selbst zu den ersten beiden gehört haben, wie auch Kissin. Hört ihn euch an.

Kennt jemand seine frühen Aufnahmen und kann etwas dazu sagen? In der DVD "The Gift of Music" spielt er mit Gidon Kremer zusammen das Forellenquintett. Gibt es davon eine Aufnahme?


[Beitrag von Gene_Frenkle am 08. Apr 2008, 12:45 bearbeitet]
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 08. Apr 2008, 17:08

Gene_Frenkle schrieb:
Es gibt wohl noch keinen Threat über ihn?
He is a threat, mit dieser Frisur. SCNR. Ansonsten klinke ich mich auch gleich wieder aus, denn Klaviere mog I oifach ned.
Gene_Frenkle
Inventar
#3 erstellt: 08. Apr 2008, 17:25

Gantz_Graf schrieb:
He is a threat, mit dieser Frisur.

Vielleicht magst Du ja Klavier, aber keine Pianistenfrisuren, die sehen nämlich alle so aus
Joachim49
Inventar
#4 erstellt: 08. Apr 2008, 19:44

Gene_Frenkle schrieb:

Kennt jemand seine frühen Aufnahmen und kann etwas dazu sagen?


Ich habe eine der beiden Brilliantboxen (Kissin in concert)mit den Konzerten von Tschai 1, Schostako 1, Chopin 1&2, und Solowerke von Liszt, Schumann und Chopin. Bei vielen dieser Aufnahmen war Kissin 12 - 13 Jahre alt. Wirklich verblüffend. Eine Karajantochter hat ja Samstag auf 3Sat ereählt, sie habe nur ein einziges mal gesehen, dass ihr Vater Tränen in den Augen gehabt und das sei gewesen, als der sehr junge Kissin ihrem Vater zuhause bei Salzburg etwas vorgespielt habe.
Die Aufnahmen sind nicht nur spieltechnisch reif sondern auch musikalisch. Niemand käme von selbst auf die Idee, dass ein Kind (oder junger Teenager) spielt. Es gibt noch eine andere Brilliant Box mit russischen Aufnahmen, die wahrscheinlich auch vom jungen Kissin gespielt werden.
Freundliche Grüsse
Joachim
Richard3108
Inventar
#5 erstellt: 30. Apr 2008, 18:30
Dass es in diesem Forum noch nichts über Kissin gibt, überrascht mich. Er gehört m.E. zu den Besten lebenden Chopin-Interpreten. Empfehlen kann ich seine Aufnahmen in der Carnegie Hall (Vol. 1 und 2). BEide als RCA Victor Red Seal erschienen. Seine Frisur ist inzwischen etwas eingedämpft, dafür hat er zugenommen.

PS: Dass Horowitz homosexuell war, ist mir neu. Er war doch mit Wanda Horowitz verheiratet, sie ist sogar mit ihm auf dem Foto auf der CD Steinway Legends von DG. (Soviel Klatsch muss sein)

GRUSS
Gene_Frenkle
Inventar
#6 erstellt: 30. Apr 2008, 18:51
Vielen Dank für euer Feedback, die Brilliant-Boxen werd ich wohl mal selbst hören müssen. Eigentlich habe ich aber eine gewisse Wunderkind-Skepsis, die mir lange Kissin vorenthalten hat. Gerade seine Chopin Aufnahmen müssen sich in keiner Weise hinter Arrau, Harasiewitch, Horowitz (der imo nur selten große Momente hat, die dann aber alles überragend sind), Pollini oder anderen verstecken. Sie bieten eine hervorragende Ergänzung, die aber auch allein stehen bleiben kann.


Richard3108 schrieb:

PS: Dass Horowitz homosexuell war, ist mir neu. Er war doch mit Wanda Horowitz verheiratet, sie ist sogar mit ihm auf dem Foto auf der CD Steinway Legends von DG. (Soviel Klatsch muss sein)

Entsprechende Gerüchte haben sogar Eingang in den Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Vladimir_Horowitz gefunden. Bezüglich Kissin ist es auch eher ein Gerücht und letztlich geht es uns ja nichts an, zumal das die Musik ja weder besser noch schlechter macht. Witzig finde ich, dass offenbar sowohl Kissin, als auch Pogorelich ein sehr enges Verhältnis zu ihren Klavierlehrerinnen haben/hatten. Ich schätze beide Pianisten sehr.
Richard3108
Inventar
#7 erstellt: 30. Apr 2008, 19:16
Hinter Pollini muss er sich wirklich nicht verstecken, ich finde Pollini spielt Chopin zu schnell und mächtig, zu laut. Ich weiß, dass Pollini für den Größten gehalten wird, aber ich bin da nicht sicher. Habe ihn vor ein paar Wochen wieder gesehen (mit Schöneberg etc.), das war so lala. Andererseits bin ich noch nicht erfahren genug, um mir ein abschließendes Urteil zu erlauben.
GRUSS
Gene_Frenkle
Inventar
#8 erstellt: 30. Apr 2008, 19:55

Richard3108 schrieb:
Andererseits bin ich noch nicht erfahren genug, um mir ein abschließendes Urteil zu erlauben.
GRUSS


Wer ist schon so erfahren? Andererseits ist es wohl eher eine Geschmackssache. Ich selber halte Pollini teilweise (insbes. bez. Beethoven und Chopin) für etwas überschätzt.
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