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Allgemein: Alt ./. Jung+A -A |
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Autor |
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Jeremias
Stammgast |
#1 erstellt: 17. Feb 2005, 12:59 | |||
Mal eine Frage an Euch: Gebt Ihr jungen Künstlern eine Chance oder gehört Ihr zu denjenigen, die lieber auf die "Altbewährten" zurückgreifen? Ich selber ertappe mich immer wieder bei letzterem, da weiss man einfach was man hat. Aber wenn es um Raritäten im Repertoire geht, dann stehen jedoch die Jungen im Vordergrund, und das nicht nur, weil sie sich viel mehr mit dem Randrepertoire beschäftigen müssen, um sich auf dem Markt behaupten zu können. Oder wie seht Ihr das?
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lydian
Stammgast |
#2 erstellt: 17. Feb 2005, 16:27 | |||
Hallo, die Mischung machts. Obwohl ich alte LPs sammle, lege ich mir auch immer wieder CD von aufstrebenden Musikern zu. Allerdings - wenn sie von ihrer Firma sehr gepusht werden (ich denke da mal spontan an Yundi Li oder Lang Lang) macht mich das sehr vorsichtig. Schon oft sind doch vermeintliche Kometen aufgestiegen, die dann doch schnell verglühten. Was mich dann von einem Erwerb der CD eines solchen Künstlers abhält, liegt nicht an diesem selbst, sondern an der Vermarktungsstrategie der Majors. Zwischenfrage: Welchen Anteil am Erfolg hat z. B. bei Anna Netrebko ihr sehr gefälliges Äußeres? Und kaum hat man eine neue Königin am Sopranhimmel, verblassen in der öffentlichen Wahrnehmung andere (Angela Gheorgiu). Diese Mechanismen des Marktes widern mich teilweise an. Aber manche Künstler setzen sich dann doch auf Dauer durch; Hilary Hahn nur als ein Beispiel. Diese Frau wird ihren Weg weiter beschreiten. Zu meinen Neuerwerbungen gehören z. B. CDs von Ragna Schirmer und Julia Fischer, und ich bin von beiden begeistert. Gruß, Steff |
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Susanna
Hat sich gelöscht |
#3 erstellt: 17. Feb 2005, 23:05 | |||
Hallo Jeremias und Alle, was Steff schreibt, empfinde ich auch so. Gerade in letzter Zeit habe ich mir einige Interpretationen durch jüngere Solisten zugelegt und bin recht zufrieden damit. Diese Leute haben es schwer genug, sich gegen die Etablierten durchzusetzen oder gar neue musikalische Wege zu beschreiten, oft bei Werken, die schon hundertmal eingespielt sind, teilweise hervorragend. Und überhaupt ein Label zu finden, das Mut zum Risiko zeigt. Ja, bei den GeigerInnen hat sich Hilary Hahn wohl durchgesetzt, auch Daniel Hope, zumal er jetzt von seiner Mitgliedschaft beim renommierten Beaux Arts - Trio profitiert. Erfolgreich ist inzwischen auch Victoria Mullova. Ich tippe noch auf Baiba Skride, die - stilistisch Hahn ähnelnd - geigerisches Überleben schaffen könnte, Skrides Bach-Partita 1004 oder die Violinsonate von Bartok wirken auf mich ausgereift. Von den jüngeren Pianisten finde ich Martin Stadtfeld mit den Goldberg-Variationen gut, auch Till Fellners Interpretation des Wohltemperierten Klaviers, was hier schon reichlich gewürdigt wurde. Mit den Chopin Preludes gefällt mir Stefan Vladar, über den Fono Forum schreibt: Er lässt die Musik sprechen, macht deutlich, dass diese Stücke mit ihrer literarischen Verbundenheit im Grunde kleine Dramen sind, über deren Feinheiten man nicht hinweghuschen kann. Das sind also einige jüngere Leute, die ich mag und gut finde, und denen ich auch zukünftig künstlerischen Erfolg wünsche. Interessieren würden mich noch jüngere Dirigenten, darüber weiß ich nämlich gar nichts. Gruß, Susanna |
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AcomA
Stammgast |
#4 erstellt: 18. Feb 2005, 12:51 | |||
hallo, natürlich sind die jungen von heute die alten von morgen. es werden diejenigen sein, die in der zukunft einmal die pflege der ernsten musik auf höchstem niveau repräsentieren werden. wir werden irgendwann leider einen g. kremer oder gerhard oppitz nicht mehr live erleben können. bei den tonträgern ist es etwas anders. da wird man auch in zukunft aufnahmen von pogorelich, pollini oder kovacevich bekommen können. und diese digitalen aufnahmen werden auch in zukunft von der aufnahmetechnik konkurrenzfähig sein. da werden es nachwuchskünstler schon schwer haben. ich überlege mir dreimal, ob ich eine hochpreis-cd mit einem mir völlig unbekannten jungkünstler kaufe. im nierdrigpreis-niveau (z.b. naxos oder arte nova, oehms classics) bin ich dagegen motiviert, eine cd mit einem neuen künstler zu kaufen. neulich habe ich mir jedoch eine teure cd mit einer jungen künstlerin gekauft und bin schier vom hocker gefallen. ich bin das risiko deshalb eingegangen, da ich ausschnitte dieser cd in wdr 3 hörte: dvorak violinkonzert und klaviertrio nr. 3 op. 65 mit der geigerin isabelle faust (HMF, DDD). diese geigerin, welche übrigens als erste deutsche den paganini-wettbewerb in genua gewann, musiziert derart profund mit perfekter intonation und technik sowie einem vollen und schattierungsreichen ton. für mich sind diese interpretationen mittlerweile referenz. nach dieser platte schätze ich i. faust sogar wesentlich höher als die jüngere h. hahn ein ! ich werde also auch in zukunft hochpreis-cds dieser künstlerin erwerben. wenn der nachwuchskünstler extrem gut ist, wird er sich früher oder später auf dem markt durchsetzen. das gilt übrigens für alle anderen berufe auch ! gruß, siamak |
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sound67
Hat sich gelöscht |
#5 erstellt: 18. Feb 2005, 18:50 | |||
Es gibt sehr viele interessante Instrumentalisten der jungen Generation, und ihr technisches Vermögen ist besser als es jemals im Deurchschnitt war. Es wird oft eine gewisse Gleichförmigkeit im Ausdruck beklagt, die ich nur schwer nachvollziehen kann. Vieles von dem, was man früher bspw. als "Ensembleklang" bestimmter Orchester bezeichnet hat war auch eine Mischung aus unterschiedlich entwickeltem Spielvermögen und oft auch heterogener Qualität der benutzten Instrumente. Bei Solisten ist es ähnlich. IMHO wird heute einfach auf einem so hohen Niveau gespielt, dass es einzelnen Stars einfach schwerer fällt als früher, sich von anderen abzusetzen. Man sollte deshalb nicht in die Konsequenz verfallen, sich durch aufgesetzte Manierismen profilieren zuwollen, wie es Mdme. Previn (inzwischen natürlich schon ein "Altstar") leider zuletzt tat. Gruß, Thomas [Beitrag von sound67 am 18. Feb 2005, 19:13 bearbeitet] |
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drbobo
Inventar |
#6 erstellt: 19. Feb 2005, 23:56 | |||
Hallo, Der Aussage von lydian und susanna kann ich mich nur anschliessen, wobei Ragna Schirmer sicherlich nicht mehr zu den ganz so jungen Pianisten gehört, aber herrvorragende und meiner Ansicht nach nicht genügend beachtete Aufnahmen macht. Auch live unbedingt zu empfehlen. Eine weitere Empfehlung wäre Alexander Lonquich, z.b. mit Aufnahmen französischer Klavierstücke ( Ravel, Faure, Messiaen) |
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xuser
Stammgast |
#7 erstellt: 20. Feb 2005, 00:07 | |||
Nur wenige Pianistinnen über 30 haben noch eine Chance auf Verpflichtungen für Konzerte oder CD-Aufnahmen. Ich verhalte mich also antizyklisch, und kaufe gezielt CD's von solchen Künstlerinnen, die eher unterschätzt werden. Gruss Beat |
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Susanna
Hat sich gelöscht |
#8 erstellt: 20. Feb 2005, 22:57 | |||
Hallo Beat, wie kommst Du zu dieser Meinung? Kannst Du das bitte etwas konkretisieren? Gruß, Susanna |
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antiphysis
Stammgast |
#9 erstellt: 20. Feb 2005, 23:05 | |||
Fast spannender als die Frage nach jungen oder «alten» Künstlern finde ich die nach der Interpretation. Woran orientiert sie sich? Wird einfach vom Blatt gespielt oder kümmert sich der jeweilige Künstler um ordentlich editiertes Material. Da überraschen mich oft die älteren Interpreten (in jüngeren Aufnahmen)! Ansonsten finde ich immer spannend, was machen «Newcomer» anders als ihre Vorgänger. Namen nenne ich bewusst nicht, da ich immer einige Zeit benötige, um entsprechend zu gewichten. Grüße |
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xuser
Stammgast |
#10 erstellt: 20. Feb 2005, 23:14 | |||
Hallo Susanna Ich bin auch Mitglied in den Piano-Foren pianoworld.com und pianoforum.net. Eine professionelle Pianistin über 30, deren Name ich Dir gerne per PM übermitteln würde, hat in einem Thread diese Aussage über sich und ihre Kolleginnen getroffen. Meine Meinung beruht jedoch auch auf eigenen Beobachtungen: - am Fernsehen gab es mal einen längeren Bericht über russische Pianistinnen, in dem dieses Thema behandelt wurde - ich verfolge auch verschiedene Webseiten und schaue, wer bis wann gebucht ist, oder CD's eingespielt hat Gruss Beat |
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Susanna
Hat sich gelöscht |
#11 erstellt: 21. Feb 2005, 00:18 | |||
Hallo Beat, dann wundert mich wiederum, wieso bei den Geigern z. Zt. gerade die weiblichen Vertreter für Furore sorgen - meistens zu Recht. Ich glaube nicht, daß Hilary Hahn weg vom Fenster ist, wenn sie die 30 überschritten hat oder einige andere, die weiter unten erwähnt wurden. Marta Argerich ist 65 und (immer noch) eine der größten. Das war auch bei der leider früh verstorbenen Clara Haskil so. Ehrlich gesagt bin ich bei Deiner Aussage etwas skeptisch.
Worauf führst Du das zurück? Gruß, Susanna |
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xuser
Stammgast |
#12 erstellt: 21. Feb 2005, 00:57 | |||
Hallo Susanne IMO können in der letzten Zeit Künstlerinnen, deren Aussehen in der Presse und in allen Foren gelobt wird, sich leichter an der Spitze etablieren und auch dort halten: Bei den Geigerinnen fällt mir da auch Lara Stjohn ein, bei den Pianistinnen Helene Grimaud, Katrin Gislinge, Natasha Paremski, Salome Scheidegger, Laura Manzini, Natasa Velikovic und weitere. Es gibt jedoch sicher noch andere Frauen, die von ihren künstlerischen Fähigkeiten her einen Aufstieg an die (Welt-)Spitze und auch ein Verbleiben verdienen würden. Wenn man bei den Pianisten dieselben Masstäbe an das Aussehen anwenden würde, wäre der Kreis der Weltklassepianisten vermutlich sehr klein. Meine Beobachtungen wurden eigentlich durch die 2 danach folgenden Punkte (Fernsehbericht, Webseiten) erläutert. Hat Deine Frage eventuell noch auf etwas anderes abgezielt? Gruss Beat [Beitrag von xuser am 21. Feb 2005, 01:28 bearbeitet] |
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Susanna
Hat sich gelöscht |
#13 erstellt: 21. Feb 2005, 11:41 | |||
Hallo Beat,
Da hast Du wohl recht! Es betrifft aber auch Männer. Die Geigerinnen erwähnte ich nur, weil ich mir nicht denken kann, daß es unter Pianistinnen weniger hübsche geben sollte als unter ihren fidelnden Kolleginnen.
Das ist er doch ohnehin! Das Thema der außerkünstlerischen Qualitäten, Zufallsprinzip, Vitamin B usw. wurde hier schon mehrmals angesprochen. Es ist nicht nur ein Phänomen unserer Zeit. Eine Teilschuld am Scheitern oder Erfolg eines Künstlers/einer Künstlerin tragen auch die "Kunden".
Nein. Gruß, Susanna [Beitrag von Susanna am 21. Feb 2005, 16:13 bearbeitet] |
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leben_in_symphonie
Gesperrt |
#14 erstellt: 21. Feb 2005, 12:02 | |||
Kann der Grund sein, dass Heute man viel mehr Wert an der Technik setzt als zum Beispiel Ausdruck oder "Reife". Falls ein junger interpreter einen Fehler macht, wird er knadenlos abgeschrieben. Vielleicht Heute sucht man mehr Auffallende Interpretationen. Etwas neues, etwas aussergewöhnliches, etwas, das man aus der Langweile bringt. Etwas, dass man leichter hören und geniessen kann, zum Beispiel als Hintergrundmusik? gruss |
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