Furtwängler: Maestro Classico Vol 1. und 2

+A -A
Autor
Beitrag
ruhri
Stammgast
#1 erstellt: 23. Mrz 2005, 21:36
Hallo zusammen,

wie schon im Schnäppchen-Thread geschrieben, habe ich die Furtwängler Maestro Classico Vol 1. und 2 für je 6,99,- Euro bei 2001 gekauft. Ich habe jetzt alle 20 CDs durch und bin recht zufrieden - ein paar Sachen haben mir gut gefallen. Die Tonqualität ist zum Teil allerdings wirklich miserabel (besonders bei Schumann).

Grüße

Ruhri
Martin2
Inventar
#2 erstellt: 26. Mrz 2005, 21:58
Lieber Ruhri,

vielen Dank für den Tip.

Mit der Klangqualität ist das so eine Sache. Mir haben Leute, die vorgeben, sich damit auszukennen, gesagt, daß es da doch große Unterschiede gäbe. Das schreckt mich bei solchen Billigeditionen ab.

Da ist die Rede von schlechte Transfers und dergleichen. Ich verstehe aber leider gar nichts von diesen Dingen.

Monoaufnahmen müssen auf jeden Fall nicht unbedingt schlecht sein. Da muß man halt gucken. Von wann sind die Aufnahme denn?

Gruß Martin
ruhri
Stammgast
#3 erstellt: 27. Mrz 2005, 12:19
Hallo Martin,

die Aufnahmen sind von 1930-1949. Wobei das Alter wohl nicht unbedingt die Ursache für schlechte Klangqualität ist. Die Schumann-Aufnahmen sind z. B. von 1942. Aber für 6,99,- Euro scheint mir das letztlich o. k. Fazinierend finde ich die Aufnahmen von 1944/45. Draußen geht die Welt unter, und die Leute sitzen im Konzerthaus und hören sich Beethoven an.

Grüße

Ruhri
Moritz_H.
Stammgast
#4 erstellt: 20. Jan 2011, 22:34
Es sei mir gestattet, einen alten Thread nach vorne zu bringen:


ruhri schrieb:
…Die Tonqualität ist zum Teil allerdings wirklich miserabel (besonders bei Schumann).


Dieses Argument hat mich bis jetzt abgehalten zu historischen Aufnahmen zu greifen.

Nun hat das Label »AUDITE« diese Box herausgebracht. –
Frage: Kennt jemand aus dem Forum diese Aufnahmen und würde dazu ein paar klärende Worte schreiben??? Lohnt sich eine Anschaffung???

jpc.de
Kreisler_jun.
Inventar
#5 erstellt: 20. Jan 2011, 23:13
Über die Box habe ich sehr gutes gelesen, gerade auch bzgl. der Klangqualität. (Ich kenne sie nicht, weil ich außer Hindemith und Fortner fast alle Stücke daraus schon in irgendeiner Furtwängler-Interpretation besaß, als sie herauskam.) Allerdings ist zum Testen, ob einem "gute" Klangqualität um 1950 ausreicht, eine Box für über 40 Euro vielleicht ein bißchen riskant. Eine der beiden folgenden CDs wäre eine preiswertere Option (die Haydn-Sinfonie ist die gleiche Aufnahme). Oder evtl. Beethoven 9 aus Bayreuth


jpc.de amazon.de

amazon.de

viele Grüße

JK jr.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 20. Jan 2011, 23:14 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#6 erstellt: 20. Jan 2011, 23:23
Ich habe die Box und habe mir Teile der cd 1, 2 und 4 angehört.

Ergebnis:
Es sind Live-Aufnahmen, die aber erstaunlich gut klingen. Damit meine ich die Instrumente. Z.B. gefiehl mir Menuhins Geige gut. Bei älteren Aufnahmen sind für mich häufig die tiefen Töne nicht schön genug: so'n schöner runder Bassklang, der fehlt mir dann schon. Aber das ist auch bei Studioaufnahmen häufig der Fall.

Jedoch weil es Live-Aufnahmen sind, hört man das Publikum gut. Ach ab und zu ein bisschen Husten zeigt doch das es Live aufgeführt wurde. (Nicht ernst gemeint.)

Also wenn man das Publikum nicht zu hinderlich findet, kann sich die Box lohnen.

Gruss, Jürgen
Joachim49
Inventar
#7 erstellt: 21. Jan 2011, 00:44
Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, warum Furtwänglers 9te aus Bayreuth so einen guten Ruf hat.
mit freundlichen grüssen
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#8 erstellt: 22. Jan 2011, 15:15

Joachim49 schrieb:
Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, warum Furtwänglers 9te aus Bayreuth so einen guten Ruf hat.
mit freundlichen grüssen


Ich habe die hauptsächlich deshalb erwähnt, weil es eine einzeln preiswert erhältliche CD mit relativ gutem Klang ist. Ich finde auch im Falle von Schuberts 9. die aus den 1940ern wesentlich packender als die von mir empfohlene Studioaufnahme, aber die klingt eben schlechter und man muss eine ganze Box kaufen.
Und ich halte die genannten Aufnahmen doch für typisch genug, um einen Eindruck von Furtwänglers Zugang zu erhalten.

viele Grüße

JK jr.
op111
Moderator
#9 erstellt: 24. Jan 2011, 12:33

Joachim49 schrieb:
Es wird mir ewig ein Rätsel bleiben, warum Furtwänglers 9te aus Bayreuth so einen guten Ruf hat.

Er selbst soll die Aufführung fürchterlich genannt haben.
Erschwerend kommt m.E. auch Hopfs Gesang hinzu.
Die Aufnahme vom 22~24.3.1942 aus der Philharmonie mit den Berliner Philharmonikern, Bruno Kittel Choir, Tilla Briem(S), Elisabeth Höngen(A), Peter Anders(T), Rudolf Watzke vermittelt für mich weitaus mehr von der Faszination der Dr. Fu-Aufführungen.

In den Billigboxen müsste auch die m.E. unübertroffene 9. Bruckner von 1944 enthalten sein, vielleicht nicht gerade in der besten Restauration.
Nicht immer stimmen die Geschwindigkeiten, mit denen alte Platten überspielt wurden, hier lohnt es sich, sorgfältige Editonen hinzuzuziehen (die ggf. auch weniger brutal entknackt und geschnitten sind).
Szellfan
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 25. Jan 2011, 20:31
Furtwängler und Beethovens Neunte...
Ich kannte auch nur diese Bayreuther und verstand die Begeisterung einfach überhaupt nicht.
Ein Freund nahm mich dann mal beiseite, meinerseits zähneknirschend, und spielte mir Teile aus allen Neunten Furtwänglers vor, die existieren.
Und da siehe nun: je älter, desto besser. Der Furtwängler aus Vorkriegsjahren ist mit dem der Nachkriegsjahre eigentlich nicht zu vergleichen.
Die von Frank erwähnte von '42 ist wirklich leidenschaftliches Musizieren, geradezu wild. Dagegen ist die aus Bayreuth irgendwie so der "schwimmende" Furtwängler wie ihn viele nicht mögen.
Es lohnt sich wirklich, da mal quer umherzuhören.
Und diese Bruckner Neunte, gut restauriert, ist in Null komma nix vorbei, was ich bei Bruckner positiv meine.
Aber wenn schon die Beethoven Neunte aus späteren Jahren, dann die Luzerner, und dann die M&A- Überspielung. Trotz der SACD bei TAHRA klingt die einfach organischer und weniger "sandig" im Getriebe.
Mein Eindruck: wenn man Furtwängler mag, sollte man wirklich vergleichen und unter Umständen so unvernünftig sein und Geld investieren in eine seriöse Überspielung.
Leider leider: wer billig kauft, bekommt auch billig.
Herzliche Grüße, Mike
op111
Moderator
#11 erstellt: 25. Jan 2011, 21:06

Szellfan schrieb:
Mein Eindruck: wenn man Furtwängler mag, sollte man wirklich vergleichen und unter Umständen so unvernünftig sein und Geld investieren in eine seriöse Überspielung.

Folgende 12 Aufnahmen der 9. listet Youngrok LEE auf seiner Homepage: (Labels gek.)

1) 1st May 1937, Queens Hall, London
* with Berliner Philharmoniker, Philharmonic Choir, Erna Berger(S), Gertrud Pitzinger(A), Walther Ludwig(T), Rudolf Watzke(B)
* CD ; Music & Arts CD 818 u.a.

2) 19th Apr. 1942, Philharmonie, Berlin
* with Berliner Philharmoniker, Bruno Kittel Choir, Erna Berger(S), Gertrude Pitzinger(A), Helge Rosvaenge(T), Rudolf Watzke(B)
* CD ; Archipel ARPCD 0270

3) 22~24th Mar. 1942, Philharmonie, Berlin
* with Berliner Philharmoniker, Bruno Kittel Choir, Tilla Briem(S), Elisabeth Höngen(A), Peter Anders(T), Rudolf Watzke
* CD ; Music and Arts CD 653 /
4) 8th Dec. 1943, Stockholm
* with Stockholm Konsertförenings Orkester, Musikalista Sällskapets Kor, Hjördis Schymberg(S), Lisa Tunell(A), Gösta
Bäckelin(T), Sigurd Björling(B)
* CD ; Music and Arts CD 2002, Tahra TAH 488~89(2 set)
5) 28th May 1949, La Scala, Milano
* with Coro e Orchestra del Teatro alla Scala, Cecil(S), Giulietta Simionato(Ms), Prandelli(T), Cesare Siepi(B)
* unreleased(private archive)
6) 7th Jan. 1951, Wien
* with Wiener Philharmoniker, Wiener Singakademie, Irmgard Seefried(S), Rosette Anday(A), Julius Patzak(T), Otto Edelman(B)
* CD ; Fonit Cetra CDC 1,
7) 29th Jul. 1951, Festspielhaus, Bayreuth(the first opening performance of Bayreuth Festival after WWII)
* with Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele, Elisabeth Schwarzkopf(S), Elisabeth Höngen(A), Hans Hopf(T), Otto Edelman(B)
* Producer/Engineer ; Walter Legge/Robert Beckett
* CD ; EMI CDC 7 47801 2
8) 31st Aug. 1951, Festspielhaus, Salzburg
* with Wiener Philharmoniker, Wiener Singakademie, Irmgard Seefried(S), Sieglinde Wagner(A), Anton Dermota(T),
Josef Greindl(B)
* CD ; King records KKCC 4310, Orfeo C 533 001 B /
9) 3rd Feb. 1952, Großer Saal, Musikverein, Wien(Archive from Sendergruppe Rotweissrot)
* with Wiener Philharmoniker, Wiener Singakademie, Hilde Güden(S), Rosette Anday(A), Julius Patzak(T), Alfred Poell(B)
* CD ; Music & Arts CD-1117(2 set), Tahra FURT 1075
10) 30th May 1953, Musikvereinssaal, Wien
* with Wiener Philharmoniker, Wiener Singakademie, Irmgard Seefried(S), Rosette Anday(A), Anton Dermota(T), Paul Schöffler(B)
* CD ; DG 435 325-2 / 435 321-2 [incorrectly dated]
11) 9th Aug. 1954, Festspielhaus, Bayreuth
* with Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele, Gré Brouwenstijn(S), Ira Malaniuk(A), Wolfgang Windgassen(T), Ludwig Weber(B)
* CD ; Music & Arts MACD 1127, Refrain DR 910016 / DR 920033(rehearsal of 3rd & 4th mvt.),
12) 22nd Aug. 1954, Lucerne(at Lucerne Festival; his last performance of this work)
* with Philharmonia Orchestra, Lucerne Festival Choir, Elisabeth Schwarzkopf(S), Elsa Cavelti(A), Ernst Haefliger(T), Otto Edelman(B)
* CD ; Tahra FURT 1003 / FURT 1054~57(4 set)
Szellfan
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 25. Jan 2011, 21:13
...puh, Franz,
was hab ich da alles über mich ergehen lassen....
Ist aber so, daß es meine Begeisterung für Furtwängler nicht verkleinert hat, sondern überhaupt erst hat erwachen lassen.
Danke für die Aufzählung, Mike
op111
Moderator
#13 erstellt: 25. Jan 2011, 21:51
Mike, ich habe nicht alle Aufnahmen dieser Liste.

Ohrenzeugen berichteten, dass Furtwängler anfangs zügige Tempi bevorzugt hat (ähnlich wie B.Walter, A.Toscanini), aber im Laufe der 1930er zunehmend nicht nur die langsamen Sätze verschleppte. Ab etwa 1940-3 manifestierte sich der bekannte Altersstil.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 25. Jan 2011, 22:30
Hallo Franz,
das meinte ich oben.
Ich besitze nach wie vor keine dieser Aufnahmen, habe sie aber alle im Laufe der Jahre angehört.
Bei Furtwängler könnte man ganz plump verallgemeinern: je später, desto langsamer.
Geht bei anderen ja gar nicht, siehe Scherchen, würde nichtmal bei Klemp stimmen.
Von solch irrationalen Dingen wie einem "inneren Tempo" ganz zu schweigen.
Hättest Du mal zu Deiner Liste noch Spielzeiten dazugefügt, dann wäre es perfekt.
Nicht um sich ein Bild zu machen über "erfülltes" Musizieren, sondern wirklich eine Entwicklung bezeichnend.
Na egal, es lohnt sich auf jeden Fall, Furtwänglers eigene Entwicklung nachzuvollziehen anhand der Beethovenschen Neunten.
Vom "Jungen Wilden" zum "Mystiker", kaufen kann man all die einzelnen CDs ja für so um die fünf Euro jeweils, meist bei Archipel, ein Label, das Wert darauf legt, möglichst allen Furtwängler zu präsentieren.
Da ich selbst für Archipel hie und dorten remasterings gemacht habe, hatte ich auch Kontakt zu Aufnahmen, insbesondere Bruckner, die dann aber nie erschienen sind. Und da zeigt sich oft ein ganz anderer Furtwängler als wir ihn so zu kennen glauben. Ein Scherzo- Satz aus einer Vierten Bruckner, geklungen hat das nicht, war eine Draht- Aufnahme- werde ich nie wieder vergessen.
'N Vulkan is 'n Scheiß.
Grins, das ist jetzt keine Werbung für Archipel in eigener oder deren Sache, man bekommt da einfach nur Aufnahmen, die man sonst nicht bekommt.
Herzliche Grüße, Mike
op111
Moderator
#15 erstellt: 26. Jan 2011, 15:12

Szellfan schrieb:
Hättest Du mal zu Deiner Liste noch Spielzeiten dazugefügt, dann wäre es perfekt.

Ich wollte dir auch noch eine Kleinigkeit übrig lassen.

Leider ist es bei Furtwängler nicht so einfach, wie bei manchen "metronomgläubigen" Dirigenten.
Bei Norrington (wie bei manchen anderen HIPpies) kann man im 2. Satz der 7. z.B. einfach durch Division ( Notenanzahl/Gesamtzeit) das (nahezu konstante) Tempo recht genau bestimmen. Für Furtwänglers Aufführungen trifft diese nullte Näherung selten, eher gar nicht zu. Passagen konstanten Tempos sind doch eher die Ausnahme.


[Beitrag von op111 am 26. Jan 2011, 15:14 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 31. Jan 2011, 14:07
Hallo Franz,
mit diesen Kleinigkeiten überforderst Du mich allerdings so absolut wie es absolute Musik gibt.
Außerdem habe ich nicht vor, der höheren Mathematik mich zu befleißigen, um Furtwänglers Tempi nachzuspüren.
Nix für ungut, Mike
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Karajan: Maestro nobile
Don_Koyote am 22.09.2010  –  Letzte Antwort am 26.09.2010  –  18 Beiträge
Furtwängler, Wilhelm: Eine Ikone
Alfred_Schmidt am 08.03.2004  –  Letzte Antwort am 14.02.2019  –  19 Beiträge
Furtwängler: 50.Todestag
mefisto am 04.12.2004  –  Letzte Antwort am 04.12.2004  –  2 Beiträge
Toscanini, Furtwängler - dirigieren die Alten besser?
Mariusz35 am 29.06.2004  –  Letzte Antwort am 30.06.2004  –  5 Beiträge
Pešek, Libor (*1933) tschech. Maestro
pt_concours am 11.01.2009  –  Letzte Antwort am 13.01.2009  –  6 Beiträge
Furtwänglers Erben?
Martin2 am 11.05.2005  –  Letzte Antwort am 14.05.2005  –  8 Beiträge
Orchester: Die Berliner Philharmoniker und ihr Chef - Eine Simulation
Alfred_Schmidt am 28.04.2004  –  Letzte Antwort am 30.06.2015  –  29 Beiträge
Welche Dirigenten arbeiten mit variablen Tempi?
Martin2 am 17.10.2008  –  Letzte Antwort am 20.10.2010  –  21 Beiträge
Stokowski, Leopold
Adri am 23.02.2005  –  Letzte Antwort am 30.04.2015  –  33 Beiträge
Toscanini, Arturo: (* 25. März 1867 - 16. Januar 1957)
op111 am 16.01.2007  –  Letzte Antwort am 18.05.2008  –  27 Beiträge

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.925 ( Heute: 13 )
  • Neuestes MitgliedHifi-Werner
  • Gesamtzahl an Themen1.551.596
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.550.768