Grundig R1000: Linker Kanal leiser außer bei Radiowiedergabe

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olimuc
Inventar
#1 erstellt: 30. Okt 2024, 16:34
Hallo zusammen,

ich habe einen Grundig R1000 Receiver auf dem Teststand mit folgendem Problem:

Die Radiowiedergabe ist auf beiden Kanälen gleich stark, bei den anderen Quellen ist der linke Kanal sehr leise.

Daraus folgere ich, dass der Defekt an einer Stelle liegt, an der die anderen Quellen und Radio noch getrennt sind, also bevor sie gemeinsam zu den LS-Anschlüssen führen. Wahrscheinlich ein tauber Elko in besagtem Quellenstrang.

Hättet ihr einen Verdacht bzw. eine Idee?

Liebe Grüße

Oli
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 30. Okt 2024, 17:24
Ich denke nicht, dass es ein Elko ist, weil das Tunersignal ebenfalls jeweils denselben Koppelelko passieren muss.
In den Grafiken siehst Du einmal den Signalweg bei gedrückter FM-Taste (UKW) und einmal den Signalweg bei gedrückter TB/Tape II-Taste.
Wenn die benutzten Anschlusskabel und die Quellgeräte okay sind, bleibt eigentlich nur der Schalter als Ursache übrig. Was mich stutzig macht: Für Phono, Tape I und Tape 2 werden ja jeweils unterschiedliche Kontakte genutzt.
Kann es sein, dass das Tunersignal auf MONO geschaltet war? Überhaupt könntest Du ausprobieren, was bei MONO passiert.

Grundig_R1000_1a

Grundig_R1000_1b
olimuc
Inventar
#3 erstellt: 30. Okt 2024, 17:53
Hallo Carl,

ich sehe an dem Receiver keine Wahlmöglichkeit zwischen Mono und Stereo …

Wie sollte das gehen?

LG Oli
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 30. Okt 2024, 17:57
Okay. Ich hatte das nicht explizit geprüft.
olimuc
Inventar
#5 erstellt: 30. Okt 2024, 18:48
… ich muss das Projekt auch erstmal zurückstellen: Alle Schrauben sitzen fest, ich muss alle aufbohren, um an die Platinenunterseite zu kommen. Außerdem scheint der Skalenknopf eine total geheime Befestigung zu haben

So macht das garkeinen Spaß
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 30. Okt 2024, 19:15
Vielleicht liest Oldifan (Reinhard) mit. Der kennt sich mit den Details und Tricks sicherlich bestens aus.
Wenn Du Kontakt 61 hast, könntest Du versuchen, ob es auch als Schraubenlöser hilft.
olimuc
Inventar
#7 erstellt: 30. Okt 2024, 19:24
… habe ich schon versucht und auch gewartet, aber bislang löst sich nix
Rabia_sorda
Inventar
#8 erstellt: 30. Okt 2024, 19:40
Hi Oli,

Ich würde auch sagen, dass der Fehler nur in den zahlreichen Schaltkontakten zu finden ist und du es evtl. auch erstmal mit einem milden Kontaktspray versuchen solltest, bevor du alles aufbohrst und dich auch noch mit dem Skalenknopf herumärgerst.
olimuc
Inventar
#9 erstellt: 30. Okt 2024, 21:31
Hi Karsten,

ja, die Potis habe ich schon gemacht, die Schalter kann ich auch noch machen, aber es sind ja verschiedene Quellenschalter und immer das gleiche Problem. Das würde mich wundern…

LG Oli
Rabia_sorda
Inventar
#10 erstellt: 30. Okt 2024, 21:39

... die Schalter kann ich auch noch machen, aber es sind ja verschiedene Quellenschalter und immer das gleiche Problem. Das würde mich wundern…


Dennoch liegt ja das Schaltbild vor und damit lässt sich erkennen, dass die Signale mehrere Schaltkontakte "überwältigen" müssen. Wenn also eines der Kontakte einen höheren Übergangswiderstand besitzen sollte ...
oldiefan1
Inventar
#11 erstellt: 30. Okt 2024, 23:29

CarlM. (Beitrag #6) schrieb:
Vielleicht liest Oldifan (Reinhard) mit. Der kennt sich mit den Details und Tricks sicherlich bestens aus.
Wenn Du Kontakt 61 hast, könntest Du versuchen, ob es auch als Schraubenlöser hilft.




@ Carl und olimuc

Ja, er liest mit!

1. Ich stimme Carl und Rabia sorda zu. Ein wenig Kontakt 61 (blau) in alle Quellen-Umschalter gesprüht und ca. 100 x Betätigen wird das Problem beheben! Auf keinen Fall Kontakt 60 (rot) verwenden! Man sprüht nach Abbau der Frontplatte direkt an den Quellenschaltern von vorne an den Druckachsen in das Innere der Druck-Schalter. Es sind NUR die Schalterkontakte, wo sich die Signalwege von Tuner und den anderen Quellenumschaltern unterscheiden. Es kommen also keine anderen Ursachen für den Pegelunterschied infrage. Ggf. ist auch einer der Lötkontakte an einem der Quellenschaltern gerissen/defekt.

2. Es gibt keine "geheime" Methode, den Skalenknopf abzuziehen. Schon deshalb nicht, weil es einen Skalenknopf als Einzelteil gar nicht gibt. Vielmehr ist der vermeintliche Knopf mit seiner Achse eine feste Einheit (deshalb kann man den Knopf auch nicht abziehen!).Diese Einheit ist mit dem innenliegenden Schwungrad mit zwei Madenschrauben (Imbus-Sechskant) innen im Gerät verschraubt.
Nach Lösen der beiden Sechskant-Imbus-Madenschrauben am Schwungrad kann man die Skalenknopf/Achsen-Einheit als Ganzes nach vorne herausziehen.

DAS steht alles genau im Servicemanual und ist mit Abbildungen verdeutlicht!

Zum Ausbau der Frontplatte sind die Schrauben "b" und "e" (gemäss Servicemanual) zu lösen und auch die Schraube hinter dem "Tuningknopf", nachdem er samt Achse nach Lösen der Imbusschrauben im Schwungrad nach vorne herausgezogen wurde.

Ich habe schon viele Grundig Geräte der 100 mm Serie gesehen, bei denen versucht wurde, mit Werkzeug und Gewalt den vermeintlichen Skalenknopf nach vorne herauszuhebeln. Das geht natürlich nicht, verursacht regelmässig schwere Beschädigungen am vermeintlichen Tuningknopf.

3. Ich habe noch nie erlebt, dass Schrauben an diesen Grundig Geräten festsitzen und herausgebohrt werden müssen. Es sind ja Messingschrauben, die nicht rosten. Mit dem richtigen Schraubendreher, der die Schlitzköpfe auch nicht verwürgt, sind sie immer leicht lösbar. Werden falsche Kreuzschlitz-Schraubendreher benutzt (z. B. zu kleine Grösse) und bei brutaler Gewalt können die Schlitzköpfe natürlich verwürgt werden.

Generell gilt:
Vorher hier oder im Grundig Forum fragen, wenn man nicht weiter kommt. NIE, NIEMALS Gewalt anwenden, wenn man nicht weiter kommt!
Meist liest jemand mit, der weiss, wie es geht. Und immer das Servicemanual zu Rate ziehen! Nicht denken, man könne das auch ohne. Kann man nur wenn man Grundig gut kennt. Aber olimuc, Du kennst Grundig erkennbar nicht, Du brauchst das unbedingt, wenn Du am R 1000 werkeln willst.

Link: https://elektrotanya.com/grundig_r1000.pdf/download.html

Für den Ausbau der Platine die Service-Anleitung lesen!
Es sind von oben (von der Bestückungsseite) zwei Schrauben zu lösen:
Eine Schraube links auf der Platine, wo sie vor dem Trafo abkantet und eine Schraube auf der Platine vor dem rechten großen Lade-Elko.
Auf der Chassis-Unterseite sind sieben Schrauben (im Service Manual "Schrauben d") zu lösen.

Zum Ausbau muss auch das Netzschalterseil ausgehängt werden und der Stecker von der Trafoplatte abgezogen werden.

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 31. Okt 2024, 00:41 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#12 erstellt: 31. Okt 2024, 00:31
Hallo Reinhard,

danke für die Tipps!

Zu 1: Werde ich machen!

Zu 2: Habe ich gemacht, der Skalenknopf lässt sich trotzdem nicht herausziehen. Mal sehen.

Zu 3: Die Schrauben sitzen tatsächlich fest. Ich habe das auch schon bei anderen Messingschrauben erlebt, soooo ungewöhnlich ist das nicht. Und die Einsätze sind absolut passend. Mal sehen.

Liebe Grüße Oli
Rabia_sorda
Inventar
#13 erstellt: 31. Okt 2024, 00:39

Die Schrauben sitzen tatsächlich fest.


Einen sehr scharfen Seitenschneider nehme ich dann dazu und zu über 90 % lassen sich solche Schrauben damit lösen.
oldiefan1
Inventar
#14 erstellt: 31. Okt 2024, 00:46

olimuc (Beitrag #12) schrieb:
Hallo Reinhard,

Zu 2: Habe ich gemacht, der Skalenknopf lässt sich trotzdem nicht herausziehen. Mal sehen.

Liebe Grüße Oli



Es sind zwei Schrauben im Schwungrad!

Nach Lösen beider Schrauben hält man das Schwungrad mit einer Hand fest und zieht unter leichtem Hin-und Herdrehen des Tuningknopfes diesen mit der anderen Hand nach vorne heraus. Das geht immer! Es sei denn, jemand hätte durch vorherige falsche Gewaltanwendung die Achse des Tuningknopfes bereits verbogen, dadurch, dass er versucht hat, sie durch Ansetzen eines Werkzeugs hinter den Knopf gewaltsam "herauszuhebeln".

Ich habe es gefühlt bestimmt schon hundertmal gemacht.

Die Tuningrad-Achse liegt in einer eng tolerierten Messing-Buchse, die im Chassis eingepresst ist. Diese Buchse ist mit etwas hochviskosem Fett versehen, so dass kein überflüssiges Spiel vorhanden ist. Weil das so präzise ist, führt eine Verbiegung der Achse dazu, dass sie nicht mehr aus der Buchse gezogen werden kann. Das wars dann!

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 31. Okt 2024, 01:08 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#15 erstellt: 31. Okt 2024, 08:46
Hallo Reinhard,

ich habe beide Madenschrauben entfernt und gehebelt habe (zumindest) ich noch nicht. Ich kann den Tuningknopf auch hin- und herbewegen und er auch so weit herausziehen, dass ich die Messingbuchse sehe, aber das war’s dann…

Zumindest weiß ich jetzt, dass ich bislang richtig liege.
oldiefan1
Inventar
#16 erstellt: 31. Okt 2024, 19:47
Tuningknopf hin und herdrehen bei dabei festgehaltenem Schwungrad und dabei mit leichtem Zug nach vorne mit der Achse herausziehen.
Eine andere/bessere Methode gibt es nach meiner Kenntnis nicht.


[Beitrag von oldiefan1 am 31. Okt 2024, 19:48 bearbeitet]
hf500
Moderator
#17 erstellt: 31. Okt 2024, 21:51
Moin,
ich habe auch schon den einen oder anderen R1000 und diverse andere Grundiggeraete auf dem Tisch gehabt, aber dass sie Messingschrauben verwendet haetten, waere mir neu.
Die Schrauben sind aus Stahl, denn selbstschneidende Blechschrauben aus Messing wuerden vielleicht noch in Bleiblech funktionieren ;-)

Gelb sind die Schrauben, weil sie gelb chromatiert (verzinkt) sind.
Grundig verwendet fuer keline Schrauben gerne solche mit Sechskantkopf (SW 5,5 mm) oder sonst Kreuzschlitzschrauben mit Pozidrive-Profil. Dazu muss man natuerlich auch den passenden Schraubendreher verwenden, sonst nudelt man die Koepfe aus, auch wenn es, wegen selbstschneidend, recht harte Schrauben sind. Kreuzschlitzschraubendreher mit Philips-Profil fassen in Pozidrive nicht.

73
Peter
oldiefan1
Inventar
#18 erstellt: 01. Nov 2024, 04:06
Ich lasse mich gerne belehren.
Vielleicht haben wir unterschiedliche Geräte gesehen und nicht die gleichen Schrauben?
Vielleicht liege ich mit "Messing" auch tatsächlich falsch.

Löst aber so oder so das akute Problem nicht (Tuningknopf herausziehen).

Gruß
Reinhard


[Beitrag von oldiefan1 am 01. Nov 2024, 04:12 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#19 erstellt: 01. Nov 2024, 17:21
… jetzt fühle ich mich dann doch ein bisschen wie ein Held:

IMG_4004

Ich habe gemutmaßt, dass die Madenschrauben einen Grat verursacht haben, wodurch der Stift nicht mehr durch die Messinghülse passte.

Dann hatte ich die zündende Idee, ein Madenschraubenloch dazu zu benutzen, um den eventuellen Grat mit einem Metallbohrer vorsichtig zu glätten - mit Erfolg. Mit viel gefühlvollem „Bohrentgraten“ (mit minimalem Druck gebohrt und gleichzeitig den Knopf gedreht) konnte ich den Skalaknopf endlich herausziehen.

Halleluja

Nun kann es demnächst weitergehen

Danke bis hierhin
oldiefan1
Inventar
#20 erstellt: 01. Nov 2024, 18:18


Reinhard
hf500
Moderator
#21 erstellt: 01. Nov 2024, 20:56
Moin,
eigendlich sollten die Madenschrauben auf den abgesetzten Teil der Abstimmwelle druecken, damit eben genau das (Gratbildung) nicht auftritt.
Soll heissen, ein Grat (Schrauben mit Ringschneide oder Spitze?) muss nicht durch die Lagerbuchse gezogen werden.
(ist die Welle ueberhaupt abgesetzt? Sieht auf dem Bild so aus und ich habe das schon lange nicht mehr auseinander gehabt)

Andere Frage? Drehkondensator noch in Ordnung? Woraus ist das Ritzel im Drehko? Wenn es aus Kunststoff und der Drehko noch leichtgaengig ist, muss man sich auf Probleme gefasst machen. Oder man hat sie bereits ...

73
Peter
olimuc
Inventar
#22 erstellt: 01. Nov 2024, 23:02
Hallo Peter,

in der Welle ist tatsächlich eine Vertiefung. Ich habe auch daraus gefolgert, dass genau diese Probleme vermieden werden sollen.
Die Hülse war allerdings auch voller Schmodder. Egal, es hat hingehauen.

Und nun wollte ich es wissen, und habe die festsitzende Schraube der Frontblende angebohrt und konnte dann mit einer Kneifzange den Kopf greifen und sie lösen. Die Bohrung der Blende ist vollkommen heil geblieben.

Dann konnte ich nicht aufhören und habe die Tunertastenplatine entfernt, um an die Taster zu kommen.

Die waren vollkommen gekapselt

Ich habe winzige Löcher in die Oberseite gebohrt, und dann Kontaktspray einwirken lassen. Danach habe ich die Tasten ausgiebig gedrückt - und siehe da: Ihr hattet recht Es waren tatsächlich Kontaktprobleme der Schalter. Die Kaskadenschaltung hatte mich auf eine falsche Spur gelockt

Zum Schluss habe ich noch die linke Skalenbeleuchtung erneuert und gerade testet Annie Lennox das Gerät

Vielen lieben Dank an euch
oldiefan1
Inventar
#23 erstellt: 02. Nov 2024, 04:04
Ja Glückwunsch zur gelungenen Reparatur!


Gruß Reinhard
Rabia_sorda
Inventar
#24 erstellt: 02. Nov 2024, 10:05
Glückwunsch, Oli
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