Nordmende Tannhäuser 55 3DR EM35 schlägt nur halbherzig aus

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Rundfunkteilnehmer
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 21. Jan 2022, 23:05
Guten Abend,
auf meiner Werkbank habe ich ein Nordmende Tannhäuser 55 3DR - ein für meinen Geschmack schönes Gerät! Problemkondensatoren sind getauscht, und es "spielt" gut.
Allerdings schlägt das magische Auge (EM34/35) nur halbherzig aus, auch bei gutem Empfang. Daraufhin habe ich die Steuerspannung (Pins 4/8) gemessen (bei abgezogener Röhre): Die steigt bei starkem Signal maximal auf -2 bis -3 Volt. Das betrifft sowohl UKW als auch MW und ist offenbar zu niedrig.
Vermuten würde ich, dass ein Widerstand hochohmig geworden ist. Allerdings weiß ich mit meinem Halbwissen nicht so recht, wo ich suchen soll. Hättet ihr einen Tipp für mich?

Im Internet habe ich leider nur einen Schaltplan des Modells ohne Seitenlautsprecher (also "Tannhäuser 55" ohne die Ergänzung "3DR") gefunden - ich gehe mal davon aus, dass die Schaltung weitestgehend vergleichbar ist:
http://nvhrbiblio.nl/schema/Nordmende_Tannhauser55.pdf

Wichtig zu wissen: Im Messen und Löten bin ich einigermaßen geübt - um Bauteile identifizieren zu können, würde mir die Angabe aus dem Schaltplan (also so etwas wie "C56" oder "R87") am direktesten weiterhelfen. Vielen Dank im Voraus für eure Unterstützung!

Beste Grüße, Rainer


[Beitrag von Rundfunkteilnehmer am 21. Jan 2022, 23:13 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 21. Jan 2022, 23:34
Einen gut lesbaren Schaltplan gibt es hier:
https://elektrotanya...sm.pdf/download.html

Ich denke, dass auch das Datenblatt der EM34 von Interesse ist:
https://frank.pocnet.net/sheets/030/e/EM34.pdf
Rundfunkteilnehmer
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 22. Jan 2022, 11:06
danke für den Hinweis - wenn ich das richtig sehe, geht der Link mit dem Schaltplan auf das identische Schaltbild vom NVHR
shabbel
Inventar
#4 erstellt: 22. Jan 2022, 14:54
Du kannst nur alle Widerstände durchmessen. Die meisten Widerstandmessungen sind schon im eingebauten Zustand aussagekräftig. Ansonsten ein Bein ablöten. Es gibt Widerstände, die typisch für Defekte sind, zum Beispiel Vitrohm. Google mal, wie die aussehen. Oder eben die Hochohmigen über 100 kOhm. Wenn niedrigohmige Widerstände Probleme machen, sind sie oft auch optisch auffällig.
Rundfunkteilnehmer
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 22. Jan 2022, 16:32
Danke für den Hinweis! Vitrohm-Widerstände mit dem typischen Aussehen, das bei google zu sehen ist, habe ich nicht gefunden. Habe mich weitestgehend durch das Gerät durchgemessen und komme bei den meisten Widerständen tatsächlich ohne riesige Abweichungen - und vor allem bisher ohne Totalausfall - in etwa auf die Soll-Werte.
Nennenswerte Abweichungen (absolut auf jeden Fall, im Verhältnis sind sie dann weniger groß) habe ich vor allem bei zwei 1,6-MOhm-Widerständen gefunden - die übrigens in der Schaltung auch beide "in Nähe" der EM34/35 zu finden sind:
-R17 misst 1,9 MOhm
-R10 (auf dem Weg zur ECH81) misst 1,8 MOhm
Wenn ich die Größe gerade griffbereit hätte, würde ich die beiden Widerstände zum Testen kurz tauschen - bevor ich nun Ersatz bestelle, wäre ich für eine Einschätzung dankbar: Wäre einer von beiden - oder gar beide - schaltungsmäßig ein Kandidat, Einfluss auf das besagte Phänomen zu nehmen?
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 22. Jan 2022, 16:55
R10 ist wichtig. 10% Abweichung liegen aber in der Toleranz.

R33 und R34 sowie C54solltest Du noch prüfen.
Die Spannung am Gitter (gegen Masse) wäre von Interesse (zum Vergleich hatte ich den Link zum Datenblatt gesetzt).
EW_76
Stammgast
#7 erstellt: 22. Jan 2022, 19:08
Hallo Rainer

Hast du die Röhren gemessen, besonders die EABC 80.
Bei älteren EABC´s sind die Dioden nicht mehr gut.

Gruß Elmar
Rundfunkteilnehmer
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 22. Jan 2022, 19:49
Hallo Carl, hallo Elmar,
R33 und R34 sind in Ordnung, sie werden mit 219V versorgt (lt. Plan 215V, also in Ordnung), gemessen bei gezogener Röhre. C54 ist auch in Ordnung (ersetzt durch 47nF). Zwischen Pin 4 und 8 an der EM35-Fassung liegen zwischen 1 und 2 Volt, bei vollem Empfang bis zu 3,5V an.
An der EABC80 habe ich im Schaltplan die Angabe 60V gefunden (ist offenbar Pin9). Hier liegen (noch immer bei gezogener EM34/35 72V an - ist das nennenswert zu hoch? Da ich noch eine NOS-EABC80 habe, habe ich diese schlichtweg mal eingebaut, was leider nichts verändert.
Danke und viele Grüße, Rainer
hf500
Moderator
#9 erstellt: 22. Jan 2022, 21:25
Moin,
die EM34 zum Messen zu ziehen, ist wenig sinnvoll, denn sie belastet ihre Steuerspannung nicht. Es sei denn, sie hat einen Isolationsfehler. Die Roehren in Radios werden ueblicherweise leistungslos gestuert, es fliesst kein Gitterstrom.
Kohlemassewiderstaende wird man bei Nordmende nicht finden.
Wenn die Steuerspannung an der EM34 zu niedrig ist (sie ist mit der Spannung am Ratioelko weitgehend identisch), dann koennen als Ursache neben Bauteilefehlern
- muede Roehren im Empfangsteil und/oder
- schlechter Abgleich
dafuer verantwortlich sein? Ist der Ratioelko getauscht? Liegt er mit Plus an Masse?
Beim Tausch der Papierkondensatoren keinen Schaltfehler gemacht?

Fuer einen korrekten Abgleich sind natuerlich entsprechende Messmittel erforderlich.

Die 60V an der EABC80 ist die Anodenspannung der NF-Triode, sie ist fuer den beschriebenen Fehler irrelevant, weil sie sich elektrisch nach dem Lautstaerkepoti befindet. Der gemessene Spannungswert ist in erster Linie gegenueber der Schaltbildangabe zu hoch, weil du ein hochohmigeres Messgeraet als das im Schaltbild benannte verwendest. Ein DMM hat typischerweise einen Innenwiderstand von 10M Ohm, das ist damit fuer Messungen hier kaum vorhanden, weil es die Messpunkte kaum zusaetzlich belastet.
Bei analogen Multimetern damaliger Zeit (keine Roehren- oder FET-Voltmeter) ist der Innenwiderstand vom Messwerk und dem gewaehlten Messbereich abhaengig. Daher findet man in alten Schaltbildern die Angabe, was fuer ein Messgeraet die Referenz ist (Innenwiderstand in k Ohm/V und Messbereich).
Dazu oft auch die zulaessige Toleranz der Messwerte.

Zudem sind alle Betriebsspannungen nicht stabilisiert und von der Netzspannung abhaengig. Die betraegt nominell 230V statt frueher 220V. Falls das Geraet auf 240V geschaltet werden kann, ist als Bezugswert fuer die passende Einstellung die Heizspannung zu messen. Die Einstellung, die naeher an 6,3V liegt (Wechselspannung), ist korrekt.
Liegen die Spannungen im Netzteil in der Groessenordnung der Schaltbildangaben?

73
Peter
Rundfunkteilnehmer
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 22. Jan 2022, 23:30
Hallo Peter,
vielen Dank! Die ECH81 und die EABC80 hatte ich probeweise schon getauscht, auf deinen Hinweis hin habe ich die beiden EC92 unter dem UKW-Kästchen nun ersetzt und bin damit schon ein gutes Stück weiter gekommen: Die Steuerspannung (ob mit oder ohne EM35) steigt nun auf bis zu 6,2V, und damit gibt es auch wieder einen spürbaren Ausschlag am magischen Auge. Offenbar war der Empfang doch weniger gut als ich den Eindruck hatte. Der Ratio-Elko (davon ausgehend, dass es sich um C69 handelt) war schon gewechselt (4,7uF) und liegt auch mit Plus an Masse. Hier liegen allerdings mit 11V deutlich mehr als die 6,2V der Steuerspannung an. Heißt das, dass da noch mehr gehen müsste?
Den Kondi-Tausch hatte ich sehr aufmerksam vorgenommen und gehe daher erst einmal nicht von Schaltfehlern aus - ausschließen kann ich das aber natürlich nicht (für ein Vier-Augen-Prinzip fehlen mir immer wieder zwei Augen...;-).
Die Frage, ob der Abgleich gut ist, übersteigt mein Verständnis und meine Fähigkeiten dann leider doch - das kann ich nicht wirklich einschätzen.
Das Gerät betreibe ich aktuell auf 220V. Die Heizspannung liegt bei 6,6V. Direkt hinter dem Gleichrichter liegen bei UKW 282V an (lt. Plan 285V), hinter R60 dann 272V (lt. Plan 275V).
Viele Grüße, Rainer
DB
Inventar
#11 erstellt: 23. Jan 2022, 10:55

Rundfunkteilnehmer (Beitrag #10) schrieb:
Der Ratio-Elko (davon ausgehend, dass es sich um C69 handelt) war schon gewechselt (4,7uF) und liegt auch mit Plus an Masse. Hier liegen allerdings mit 11V deutlich mehr als die 6,2V der Steuerspannung an. Heißt das, dass da noch mehr gehen müsste?

Paßt doch, Du mußt den Spannungsteiler R32/R29 berücksichtigen.
Ob mehr geht ... welche Spannungsfestigkeit hatte denn der Ratioelko original?
Welche Spannungen mißt Du an der ECH81 und EF85 (UKW, kein Sender eingestellt)?
Was für eine Antenne verwendest Du?


MfG
DB
hf500
Moderator
#12 erstellt: 23. Jan 2022, 20:43

DB (Beitrag #11) schrieb:

Paßt doch, Du mußt den Spannungsteiler R32/R29 berücksichtigen.


Moin,
diesen Spannungsteiler hatte ich nicht "auf dem Schirm". Ueblicherweise ist es so, dass die Empfindlichkeit der Anzeigeroehre der Regel- bzw. Ratiospannung angepasst ist. Oft kommt man daher ohne Spannungsteiler aus. Bei AM/FM-Empfaengern muss man natuerlich auf den Empfangsgleichrichter (Demodulator) Ruecksicht nehmen, der die kleinere Gleichspannung liefert, dann koennen Spannungsteiler zur Anpassung an das Mag. Auge erforderlich werden.

Typisch ist der Ratioelko in Roehrengeraeten fuer 70/80V bemessen, als Ersatz nimmt man dann einen fuer 100V. 63V geht meist auch, die Elkos damels hatten 70/80V (Nenn-/Spitzenspannungsfestigkeit), weil die Spannung im Betrieb schon mal ueber 30-40V liegt und das die naechst kleinere Stufe bei den Elkos darstellte. Im Zweifel 100V, dann ist man sicher "aussen vor". Die typischen magischen Augen benoetigen am Steuergitter etwa 20V, um vollstaendig zu schliessen.
Plus an Masse, weil der Ratioelko eine negative Spannung gegenueber Masse liefert.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 23. Jan 2022, 20:44 bearbeitet]
Rundfunkteilnehmer
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 23. Jan 2022, 21:41
Hallo zusammen,
der ursprüngliche Ratioelko hatte "50/60V" Spannungsfestigkeit. Der Ersatz hatte 100V, probeweise habe ich diesen mal durch einen anderen mit 450V Spannungsfestigkeit getauscht, ohne Effekt.
R29 und R32 habe ich gemessen, sie sind beide in Ordnung.
Habe noch die folgenden Spannungen gemessen, die mir alle in Ordnung scheinen:
ECH81: Pin 1 = 67V (Soll: 65V); Pin 6 = 206V (Soll: 210V)
EF85: Pin 7 = 203V (Soll: 205V)
Nachdem ich die beiden EC92 durch NOS ersetzt hatte, habe ich nun gleichzeitig (vorher hatte ich immer nur eine Röhre nach der anderen ersetzt, nie mehrere gleichzeitig) auch die EABC80 und die ECH81 ersetzt - und komme nun zumindest auf 8V Steuerspannung, was schon einen akzeptablen Ausschlag am MA liefert.
Vielen Dank bis hierhin auf jeden Fall schon einmal für die Unterstützung, ohne die mein Tannhäuser noch bei 2-3V stehen geblieben wäre!
Viele Grüße
Rainer
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