Trafo-'Austausch bei Klassiker-Tapedecks: 220V anstelle 110V

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gmjwtech
Stammgast
#1 erstellt: 06. Mai 2021, 08:22
.


Wenn ich ein 110V Trafo für die erforderliche Leistung eines Geräts im Umfang von 47 Watt
mit einem anderen Klassiker-Trafo für 220V aus einer anderen Baureihe ersetzen will,
der aber lediglich die erforderliche Leistung von 40 Watt erbringt,
wäre dieser Austausch grundsätzlich risikolos, wenn ansonsten alle Anschlüsse identisch sind?


Bei obigen Szeanario gehe ich bisher davon aus, das ein Trafo generell eine gewisse Spanne an
erforderlicher Leistung liefern sollte.


Gelesen habe ich, das ein Trafo üblicherweise mit doppelter Leistungsfähigkeit versehen sein sollte.
Demnach würde die Kapazität zur Leistungsfähigkeit der oben aufgeführtemn Klassiker-Trafos bedeuten:

1. original eingebauter Klassiker-Trafo von 110V für 47W Leistung = 94W Kapazität
2. originaler Klassiker-Ersatztrafo 220V für 40W Leistung = 80W Kapazität


Kurz:

Liefert der 220V Klassiker-Ersatztrafo mit einer unterstellten Kapazität von 80W üblicherweise genügend
Leistung, um das Gerät mit 47W sicher und dauerhaft zu versorgen?

Wie stelle ich weitestmögich ohne Risiko fest, ob dieser Ersatz aller Voraussicht nach funktioniert?

Sonstige preisgünstige Alternativen?


Hintergrund ist, ich habe einen baugleichen 220V 40W Trafo bereits in Besitz. Ein Ersatzteilgerät mit identischen
Trafo für 220V und 47W ist - abgesehen von den üblichen Preisen für das entsprechende Gerät selbst als defektes Gerät -
sowohl äusserst selten zu bekommen, als auch zu teuer.


Meinen besten Dank für Eure Tipps, Kommentare & fachlichen Hinweise!


[Beitrag von gmjwtech am 06. Mai 2021, 08:34 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 06. Mai 2021, 08:34
Eine allgemeingültige Antwort kann man nicht geben. Schreibe also präzise, um welches Gerät es sich handelt und welchen Trafo (aus welchem anderen Gerät; ggf. Ersatzteilnummer lt. Service Manual) Du einsetzen willst.
gmjwtech
Stammgast
#3 erstellt: 06. Mai 2021, 08:51

um welches Gerät



meinen besten Dank für das Feedback!


110V 46W; Teile Nr NPT 846D für Onkyo TA 2900 (1984 - 1987)

220V 40W; Teile Nr NPT 810G für Onkyo TA 2066 (1983 - 1985)


Laut SM zu beiden Geräten scheinen die Verschaltungen nach selben Prinzip aufgebaut.

Das allernächst gelegene Gerät TA 2070 mit 45W ist jedoch ebenso viel zu selten zu bekommen bzw. zu teuer und ausserdem nochmal ein paar Jahre älter (1981).
Das nächstuntere Gerät aus der selben Baureihe des TA 2900, ist das TA 2500, welches widerrum mit lediglich 34W versorgt werden muss.


[Beitrag von gmjwtech am 06. Mai 2021, 09:12 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 06. Mai 2021, 09:40
Ich habe mir beide Schaltpläne angesehen und habe dann auch gerechnet.

1. Das 120V-Gerät besitzt am Trafo zusätzlich die Sekundärwicklungen orange-blau-orange (für die Anzeige)
2. 120V-Geräte sind für 60 Hz konzipiert und nicht 50 Hz. Dies kann ggf. bei den betriebenen Motoren eine Rolle spielen. Ich weiss dies nicht explizit, weise aber auf die Frequenz-Problematik hin.
3. Wenn der Trafo primärseitig keine Wicklungen für 240V~ besitzt, müsste man die tatsächliche Leistung nach oben korrigieren. Wenn man einen 220V~-Trafo mit 230 oder 235V betreibt, fliesst ja auch noch mehr Strom. Geschätzter "Aufschlag": ca. 10%.
4. Errechnet habe ich nach der Gleichrichtung:
2x 18,5 x 0,5A ----> ca. 20W
1x 20V 0,25 bis 0,3A ---> ca. 6W
1x 37V x 0,1A ---> ca. 4W
hinzu kämen weitere Verbraucher soweit sie vor den Gleichrichtern abzweigen.
Es wird also mit 40W sehr knapp, weil ja die Verluste in den Gleichrichtern und im Trafo zusätzlich anfallen.

Alternative:
Neuer Ringkerntrafo mit entsprechenden Werten.

p.s.
Für Mitleser: Das Gerät Onkyo TA 2900 entspricht dem Onkyo TA 2090.


[Beitrag von CarlM. am 06. Mai 2021, 09:42 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#5 erstellt: 06. Mai 2021, 10:41
Weshalb benutzt Du nicht einfach einen Spannungswandler zum Betrieb von US-Geräten in der EU?
Bei 100W oder auch 250W sind die Kosten noch sehr überschaubar. Im Übrigen könntest Du dann exakt messen, welche Spannungen und Leistungen anfallen.

Ein Beispiel:
https://www.apc-ups....er_120_230_ateco.pdf


[Beitrag von CarlM. am 06. Mai 2021, 10:45 bearbeitet]
gmjwtech
Stammgast
#6 erstellt: 06. Mai 2021, 11:17
Zunächst meinen herzlichen Dank für die exakte Berechnung und fachlichen Hinweise !!



Neuer Ringkerntrafo


Gäbe es für den Einsatzbereich überlicherweise bevorzugte (bewährte) Ringkerntrafos?

Ein fester Einbau wäre natürlich vorzuziehen, sofern preislich im relativ angemessenen Verhältnis. Und natürlich hätte man dabei sogleich potentielle weitere Pobleme in Sachen 220V vs. 230V behoben

Auf welche Kriterien müsste ich zum vorliegenden Fall besonders achten?




Spannungswandler


hatte ich auch schon ein paar Günstigere ausfindig machen können. Vorteil wäre natürlich, man hätte grundsätzlich für alle künftigen US Geräte schonmal was parat, sofern erforderlich. Und man würde sich natürlich den Umbau sparen.


[Beitrag von gmjwtech am 06. Mai 2021, 11:30 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#7 erstellt: 06. Mai 2021, 13:43
Solch einen Ringkerntrafo muss man als Kundenwunsch herstellen lassen. Dazu benötigt der Hersteller natürlich präzise Daten. Auch deshalb würde ich zunächst zu einem Spannungswandler raten, weil man dann exakt messen kann, welche Spannungen und Stromstärken sekundär anfallen.
Zur Messung benötigt man zumindest ein Multimeter, das V AC RMS und A AC RMS messen kann. Besser - aber nur für die Spannungen - ist ein Oszilloskop geeignet. Die von mir angegebenen Spannungen sind ja die bereits vorliegenden Gleichspannungen. Vor dem Gleichrichter müssten die Spannungen um den Faktor 1,41 niedriger liegen. Aus 18,5 V DC werden so ca. 13 - 13,5 V~.

Bei einer Anfertigung sollte man dann die Stromstärken mit einer hinreichenden Toleranz nach oben ausstatten. Eventuell kann man ja nach Absprache den 120V-Trafo hinschicken. Dann kann der Hersteller auch die sekundär verwenden Drahtstärken ausmessen. Und ... am Ende müssen natürlich auch die Abmessungen passen.

Noch etwas, weshalb Trafos aus anderen Geräten Probleme machen können. Es ist ja zunächst nur die primär bezogene Leistung (40W vs. 44W) bekannt.
Nicht bekannt ist hingegen, ob trotz ähnlicher Sekundärspannungen von den drei Sekundärwicklungen auch jeweils ähnliche Leistungen abgerufen werden.


[Beitrag von CarlM. am 06. Mai 2021, 13:46 bearbeitet]
gmjwtech
Stammgast
#8 erstellt: 06. Mai 2021, 15:59
Ok, vielen Dank für die ausführlichere Orientierungshilfe.

So weit ich das für eine individuelle Lösung auf die Schnelle recherchieren kann, dürften dann wohl mit etwa ab €250,- für ein Ringkerntrafo zu rechnen sein. Zusammen mit den weiteren Wartungs- und Reparaturen für den TA 2090 ist dieser Weg vorerst dann wohl erstmal nicht wirklich rentabel für nur ein einzelnes Gerät.

Die andere Lösung hinzu einen Spannungswandler macht mittelfristig in vielerlei Hinsicht Sinn. Jedenfalls dann, wenn mit weiteren Geräten zu rechnen sein könnte.

Sind denn für den Schnelleinstieg und eine erste Inbetriebnahme auch so einfachere Spannungswandler, wie z.B. der bei Pollin spannungswandler einigermassen angebracht?

Jedenfalls so, das man erstmal kürzeren Betrieb - zumindest für Reparaturzwecke und -versuche - problemlos einsetzen kann? Dieser hat 100 W für den kurzfristigen Einsatz. Allerdings sind keine Angaben zur Netzfrequenz einsehbar.

Einen qualitativ höherwertigen Eindruck und mit 500 W Leistung hat dieser Kandidat sogar einen verbauten Ringkerntrafo Quali Step Down


Dieser Herr PS Audio empfiehlt die 10 fache Leistung, um in keiner Weise zuviel Wärme aufkommen zu lassen. In Sachen Netzfrequenz meint er sogar, dass es kaum eine Rolle spiele.


[Beitrag von gmjwtech am 06. Mai 2021, 16:38 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#9 erstellt: 06. Mai 2021, 16:25
Der Herr im Video lässt sich über den Betrieb mit Verstärkern aus. Da gelten andere Bedingungen, weil die Leistungsaufnahme in Abhängigkeit von der Musik und den Einstellungen stark variieren kann. Das ist bei Tapedecks, CD-Playern, Tunern etc. nicht der Fall.
100W reichen für Deine Zwecke. Für universelle Zwecke inkl. Verstärker würde ich einen Regeltrafo 1000W oder 2000W wählen.
gmjwtech
Stammgast
#10 erstellt: 14. Mai 2021, 21:20
.

Es wurde ein Voltcraft:

400 VA
vierstufig, bidirektional 110 - 240 V
Ringkern
solider Eindruck, ordentlicher Aufbau


Voltcraft

voltcraft 2

voltcraft 3


Ich danke Dir nochmals für die Hilfestellung und wesentlichen Infos


Gruss
Martin


[Beitrag von gmjwtech am 14. Mai 2021, 21:21 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#11 erstellt: 14. Mai 2021, 21:24
Schön, dass es funktioniert und ich Dir helfen konnte. Viel Spaß beim Musikhören!

gmjwtech
Stammgast
#12 erstellt: 15. Mai 2021, 03:55
ja, danke ... leider noch nicht ganz sofort
Viel Spaß beim Musikhören!



Bin ja noch am Aufarbeiten und herrichten ... Onkyo TA 2090 Reparatur ... und kann es kaum erwarten ..


[Beitrag von gmjwtech am 15. Mai 2021, 03:56 bearbeitet]
gmjwtech
Stammgast
#13 erstellt: 25. Mai 2021, 12:57
Kurzes Ergebnis:

Der Voltcraft-Vorschalttrafo von 230V 50Hz auf 120V für das Gerät mit 120V 60 Hz funktioniert anstandslos und ohne jegliches Surren, Brummen oder sonstigen Geräuschen ...

Meine Sorge hinsichtlich der 50 Hz zu 60 Hz Problematik scheint ausserdem vollkommen unnötig gewesen zu sein und der 60 Hz Geräte-Trafo dürfte über ausreichend Kern verfügen, so das keine - jedenfalls nicht befürchtete - Überhitzung eintritt. Die Wärmeentwicklung scheint mir einigermassen normal.



[Beitrag von gmjwtech am 25. Mai 2021, 15:34 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#14 erstellt: 25. Mai 2021, 13:07
Prima! Und "Danke!" für die Rückmeldung!

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