Kurz Gleichspannung am Ausgang, danach wieder normale Funktion

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JensB
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 18. Feb 2021, 12:34
Seit sehr langer Zeit restauriere ich immer wieder mal einen "Monsterreceiver". Und ich dachte auch, ich sei damit fertig

Es handelt sich um einen JVC 4VR5456. Ein absolut tolles Gerät. Ich habe alle Transistoren vom Typ 2SC458ALG ausgetauscht, da diese ein seltsames "Kraspelgeräusch" produziert haben. Dann habe ich die Endstufen nach Manual abgeglichen und das Gerät an billigen Lautsprechern getestet. Alles lief perfekt.

Dann an die "guten" Boxen. Alles lief perfekt. Nach einer Stunde plötzlich ein lautes Geräusch. Tieftöner rechts im Ar.... Gerät wieder auf den Basteltisch. Läuft perfekt Billige Lautsprecher dran, Kondensator davor. Irgendwann gab es wieder das Geräusch, das Multimeter schlug kurz aus (Gleichspannung). Dann spielte der Receiver normal weiter. Die Endstufenplatinen konnte ich tauschen von rechts nach links, der Fehler wanderte mit. Dann habe ich auf der defekten Platine alle Elkos getauscht. Umsonst, wie sich danach herausstellte, alle Elkos waren noch innerhalb der Norm (gemessen).

Es scheint also etwas anderes zu sein. Nun habe ich mir beide Platinen mal ganz genau angeschaut. Laut Schaltplan sind 2SA726F, 2SD356D und 2SB526D verbaut. Auf der funktionierenden Platine haben die Transistoren auch die Aufdrucke A726, D356 und B526. Auf der defekten sind aber A726 (passt) und D357 und B527 zu finden. Offensichtlich wurden diese schon mal getauscht!? Im Betrieb wird kein Transistor heiß. Ich frage mich jetzt, wie ich das am sinnvollsten reparieren kann. Die Transistoren scheinen nicht mehr zu bekommen sein. Und mein Schaltungsverständnis reciht absolut nicht aus, um den Fehler einzugrenzen. Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps auf Lager!?

LG
Jens

Endstufe 4VR5456
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 18. Feb 2021, 13:31
Es ist tatsächlich denkbar, dass Du Paare erwischt hast, die zu große Abweichung in den Parametern haben.
Du solltest einmal den Hfe-Wert prüfen. Der Kennbuchstabe "D" grenzt diesen ja auf 90-180 ein.

Es sind aber viele Ursachen denkbar. Bist Du denn sicher, dass die Ersatztypen einwandfrei funktionieren?
Die Sysiphus-Methode wäre jetzt - nicht die Endstufen zu tauschen, sondern - Bauteile bzw. Bauteilgruppen (wie z.B. T.-Paare) zu tauschen.
PBienlein
Inventar
#3 erstellt: 18. Feb 2021, 14:04
Hallo Jens,


Auf der defekten sind aber A726 (passt) und D357 und B527 zu finden.


An den beiden abweichenden Transistoren kann es m. E. nicht liegen, denn sie sind im wesentlichen gleich, mit der Ausnahme, dass sie etwas spannungsfester sind.

Die vier getauschten 2SC458 wurden gegen welchen Typ ersetzt? Aber ich denke, auch da wird der Fehler nicht liegen, denn dann wären ja alle vier Endstufen betroffen. Möglicherweise gibt es eine "kalte" Lötstelle auf der defekten Platine oder einen Haarriss, eine schlechte Masseverbindung, korrodierte Steckverbinder zwischen den Platinen oder irgend so etwas "schnödes" würde ich vermuten.

Gruß
PBienlein


[Beitrag von PBienlein am 18. Feb 2021, 14:08 bearbeitet]
rummsdikabumms
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 18. Feb 2021, 14:14

JensB (Beitrag #1) schrieb:
... Nach einer Stunde plötzlich ein lautes Geräusch. Tieftöner rechts im Ar.... Gerät wieder auf den Basteltisch. Läuft perfekt Billige Lautsprecher dran, Kondensator davor. Irgendwann gab es wieder das Geräusch, das Multimeter schlug kurz aus (Gleichspannung). Dann spielte der Receiver normal weiter. Die Endstufenplatinen konnte ich tauschen von rechts nach links, der Fehler wanderte mit

Das sieht eher nach einem Wackelkontakt in der Schaltung aus, der nach einer gewissen Erwärmungsphase zuschlägt. Entweder kalte Lötstelle, Haarriss in einer Leiterbahn, oder bonding wire Abriss (unsichtbar) in einer der Transen. Passiert schon mal bei alten Epoxid-Transen. manchmal kann man den Fehler mit Heißluft und/oder Kältespray lokalisieren bzw. provozieren. Dabei natürlich nur Schrott-Lausprecher mit zusätzlichem Vorwiderstand anschließen.


Laut Schaltplan sind 2SA726F, 2SD356D und 2SB526D verbaut. Auf der funktionierenden Platine haben die Transistoren auch die Aufdrucke A726, D356 und B526. Auf der defekten sind aber A726 (passt) und D357 und B527 zu finden.

Sollte im Grunde gut passen. Die Ersatztransen sind sogar etwas spannungsfester, ansonsten gleiche Typenserie. Idealerweise solten die Kennbuchstaben gleich sein. Wenn keine draufstehen kann das auch schon mal ein erster Hinweis auf Fake Teile sein.
JensB
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 19. Feb 2021, 09:19
Danke erst einmal für die Antworten!!

Der Ersatz der 2SC458ALGC ist schon eine ganze Weile her. Ich glaube, es waren 2SC1815, die als Ersatz hereinkamen, In der Endstufe wäre das nur der X301 ganz vorn. Bei vier Endstufen sind davon nur 2 vorhanden, ich denke das ist die Phasenumkehr für den Brückenbetrieb (Angabe ohne Gewähr).

Nach kalten Lötstellen oder Haarrissen habe ich schon mit der Lupe gesucht. Allerdings ohne Erfolg. AM Liebsten würde ich alle Transistoren austauschen. Für die 2SA726F habe ich Äquivalenttypen gefunden. 2N5401 oder BC350.

Die 2SD356D und 2SB526D kann ich leider nirgends finden. Allerdings muss ich auch ehrlicherweise zugeben, dass ich gar nicht so richtig weiß, wo ich suchen kann *lach*.

Gruß
Jens

PS: habe gerade nach alten Beiträgen von mir gesucht. Bereits 2011 hatte ich eine Frage zu diesem Receiver gestellt. Ich glaube, der ist wirklich schon lange bei mir....


[Beitrag von JensB am 19. Feb 2021, 09:29 bearbeitet]
Ingor
Inventar
#6 erstellt: 19. Feb 2021, 15:45
Ich würde an den Ausgang den Oszi anschließen und einen Lastwiderstand. Dann würde ich an jedem Transistor wackeln. Da die komplette Schaltung gleichstromgekoppelt ist reicht ein kleines Problem in der Eingangsstufe aus um ein großes an der Enstufe auszulösen. Ich hatte schon mal einen Fall, da war das Beinchen im Transistor abgerissen und verhielt sich wie eine Kaltlötung. ich habe mir einen Wolf gesucht, weil ich den vermeintlichen Haarriss auf der Platine nicht finden konnte.

Wenn plötzlich eine Gleichspannung ensteht, die nicht zur Zerstörung der Endstufe führt, wäre es auch wichtig herauszufinden, ob diese positiv oder negativ ist, damit kann man schon mal schauen, wo der Fehler liegen muss.

Ich hatte mal ein ähnliches Problem, da war ständig die volle Railspannung am Ausgang und es lag an einer fehlenden Masseverbindung der beiden Eingangstransistoren, die auch in dieser Anordnung wie hier geschaltet waren. Ich glaube, das das ein Stromspiegel ist. Nicht dass an der Kontaktleiste der Platine ein Wackelkontakt ist.

Kältespray und erwärmen wäre auch eine Maßnahme. Zudem würde ich mir eine Schutzschaltung für den Verstärker besorgen, die die Lautsprecher bei Gleichspannung abtrennt. Also für die Zukunft, wenn alles wieder funktioniert.
JensB
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 22. Feb 2021, 18:41
Ich glaube, jetzt habe ich es

Ich habe Ingors Tipp befolgt und Lastwiderstand + Oszi benutzt. Eine Stunde lang ohne Ergebnis. Egal woran ich gewackelt habe, der Sinus stand wie festgenagelt...... Dann habe ich die Kiste ordentlich warmlaufen lassen. Die Kühlkörper waren recht heiß und die Lastwiderstände rochen sehr seltsam

Genau konnte ich zwar keinen Transistor identifizieren, aber im Bereich Q301, 302 und 304 fing die Sinuskurve an auf und ab zu Wandern. Für einen ganz kurzen Moment sogar außerhalb des Anzeigefeldes. In dem Moment sprach auch die (wohl recht träge) Schutzschaltung an. Aber wie gesagt, das Ganze dauerte vielleicht 1 Sekunde. Dann war der Sinus wieder stabil. Ich habe alle drei Transistoren nachgelötet, auch wenn die Lötstellen sehr gut aussahen.

Jetzt läuft das Gerät schon eine ganze Weile und ist auch mehr als Handwarm. Aber man kann wackeln wo man möchte, alles stabil. Noch traue ich der ganzen Sache nicht 100%, ich beobachte mal weiter.

Gruß
Jens
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