Endstufenproblem

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Baldy-017
Stammgast
#1 erstellt: 06. Apr 2020, 14:30
Hallo miteinander,
Nachdem man ja zuhause bleiben soll, hab ich mal meine alte POA-4400 Endstufe aus dem Schrank geholt. Die hatte mal einen ziemlichen Totalschaden, mittlerweile ist alles was ich an defekten Teilen gefunden hab ersetzt, hab jetzt aber folgendes Problem. Schalte ich die Endstufe ein geht die Spannung kurz auf 38V hoch, dann schaltet sich RL-201 ein und die Spannung bleibt auf +/-34V. Löte ich die TR306 - TR309 (sind neu und ok bis jetzt ) ab, schaltet Relais RL201 auch, aber dann geht die Spannung auf +/-67V und Powerleuchte blinkt. Wie geht man jetzt am besten vor, ohne dass wieder etwas abraucht? Glühlampe ist vorsichtshalber immer davor. Fehler muss auf der Platine sein, da ich noch so ein Block habe und die Platine mitsamt Kühlkörper mal umgetauscht hab. Auch mal IC301, IC302 und P201 untereinander getauscht. Alles andere bis auf Kerkos geprüft, ohne weiteren Befund. Wäre nett wenn jemand ne gute Idee hätte. Gruß Baldy
POA-4400-0
POA-4400-1


[Beitrag von Baldy-017 am 06. Apr 2020, 14:38 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#2 erstellt: 06. Apr 2020, 19:31
welche Leistung hat deine Glühbirne?
Baldy-017
Stammgast
#3 erstellt: 06. Apr 2020, 19:40
Hi,
60W, aber daran dürfte es kaum liegen, da der 2. Block damit auch keine Probleme hatte und trotz Lampe auf 67V hoch ist. Gruß
Poetry2me
Inventar
#4 erstellt: 06. Apr 2020, 20:10
Falls die Glühbirne stark genug war, hilft möglicherweise die folgende Information:

Ausgangspunkt: Es fließt immer dann zu viel Strom, wenn die Leistungstransistoren eingelötet sind.

Das muss aber nicht heißen, dass diese Transistoren defekt sind. Vielmehr werden sie wahrscheinlich aufgrund eines davor liegenden Defektes falsch angesteuert. Beispielsweise könnte der Arbeitswiderstand R335 (180 Ohm) zwischen den Treiber-Transistoren Stufe 4 (hellblau) durchgebrannt sein und dadurch bekommen die Leistungstransistoren eine Maximalansteuerung, so dass quasi ein sehr sehr hoher Ruhestrom fließt.

Prüfe also diesen Widerstand und die Treibertransistoren, falls noch nicht geschehen.
Messe die Spannungen in der 4. Stufe entlang der Bauteile der hellblauen Linie.

Der Fehler kann aber auch noch weiter vorne in Stufe 3 (rot liegen).

In der Schaltung der Denon POA-4400 wird außerdem ein ziemlicher Zinnober um die automatische Ruhestromeinstellung gemacht. Eine Art Analogrechner aus mehreren OpAmps berechnet einen jederzeit passenden Ruhestrom und stellt ihn via Optokoppler ein. Der Eingriff ist in der Mitte der Schaltung, also Stufe 3 (rot). Wirksam wird der Ruhestrom vor allem in der letzten Stufe 5 (dunkelblau), also bei den Leistungstransistoren, die Du wieder ausgelötet hattest.

EDIT: Habe zu spät bemerkt, dass dies der Schaltplan der POA-4400A ist, passt also nicht zur POA-4400. Unten kommt dann der richtig:

Denon POA-4400A schematic detail left power amp stages and voltages marked


-Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 07. Apr 2020, 17:17 bearbeitet]
Baldy-017
Stammgast
#5 erstellt: 06. Apr 2020, 20:31
Hallo Johannes,
Danke für die Mühe, aber hast leider den falschen Plan erwischt. Es ist ein 4400 und kein 4400A. Da ist weniger Zinnober zwecks Ruhestrom, aber trotzdem noch genügend Bauteile. Gruß
Baldy-017
Stammgast
#6 erstellt: 07. Apr 2020, 11:46
Also hab mal paar Messungen ohne TR306-309 gemacht, sind weiterhin mal abgelötet. R335 ist ok und die anderen Werte von Stufe 4 sind hier.
Poa-1
Was mir aber beim Messen aufgefallen ist, TR209 und TR210 werden sehr heiß, obwohl da jetzt MJE340G und 350G mit wesentlich mehr Leistung drin sind.
Da sollten ja auch zur Mitte hin paar mV anstehen, sind aber schon 1V und 1,4V. Schönen Gruß Baldy
Poa-2
Poetry2me
Inventar
#7 erstellt: 07. Apr 2020, 11:56
Stimmt, ich hatte den falschen Schaltplan erwischt.
Hier geht es um den POA-4400 und nicht POA-4400A.

Hier ist also der passende Schaltplan der linken Endstufe mit farblich markierten Schaltungsstufen und Spannungsangaben.

Denon POA-4400 schematic detail left power amp stages and voltages markedDenon POA-4400 schematic detail left power amp stages and voltages marked

In der Tat findet man hier eine Standard-Schaltung zur Einstellung des Ruhestroms.

Leider ist aber die Komplexität der Schaltung dadurch höher, dass man die Spannungsverstärkenden Stufen (VAS) 1-4 und die Stromverstärkenden Stufen 5-8 jeweils separat mit einer Gegenkopplung versehen hat. Bei den Stromstufen benötigt man dafür - mangels Spannungshub - aktive Spannungsverstärkung in Form von zahlreichen OpAmps.

Möge dieser Schaltplan Dir und allen nach uns helfen.

- Johannes
klausES
Inventar
#8 erstellt: 07. Apr 2020, 12:02

Baldy-017 (Beitrag #6) schrieb:
...
Was mir aber beim Messen aufgefallen ist, TR209 und TR210 werden sehr heiß, obwohl da jetzt MJE340G und 350G mit wesentlich mehr Leistung drin sind. ...

Es spielt keine Rolle wie "Leistungsfähig" diese zwei Ersatztypen sind (sein könnten).
An denen wird nach wie vor "die Verlustleistung" in Wärme umgesetzt die jetzt fehlerhafterweise "von ihnen verlangt" wird.

Du schreibts ja, das die abfallenden Spannungen an R229 und R230 gegenüber den Angaben noch immer viel zu hoch sind,
damit ist die Menge der Abwärme an diesen zwei T kein Wunder.


[Beitrag von klausES am 07. Apr 2020, 12:06 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#9 erstellt: 07. Apr 2020, 12:06
OK, habe jetzt Deinen letzten Post erst gesehen.

In Stufe 3 (rot) ist die Welt wohl noch in Ordnung.
Bei Stufe 4 (braun) verschieben sich die Spannungen in Richtung positiv. Das kann aber auch dadurch kommen, dass Fehler von späteren Stufen "zurückdrücken". Beispielsweise ist in Stufe 6 (grün) und 7 (hellblau) definitiv mindestens einer der Transistoren defekt:
Entweder mit Unterbrechung auf positiver Seite oder mit Kurzschluss auf negativer Seite. Jedenfalls erklärt das die negativen Spannungen bis hoch hinauf in den Bereich, wo positive Ansteuerung vorherrschen sollte.

Du bist auf der richtigen Spur.

- Johannes
Poetry2me
Inventar
#10 erstellt: 07. Apr 2020, 12:21
Immer lohnend ist auch eine Überprüfung der Zenerdioden.

Hier sind zwei Zenerdioden in Stufe 5 drin, um die schwimmend gelagerten +/-15V für die OpAmps der aktiven Gegenkopplung zu erzeugen.
Broesel02
Inventar
#11 erstellt: 07. Apr 2020, 15:00
Im Stromspiegel vomn dritten Differenzverstärker sind jede Menge (NB) Widerstände - ich Wechsel die immer bei den großen Denon Endstufen, die sind schlicht nicht zuverlässig. Den R224 am besten auch gleich erneuern gegen einen Dale CMF60 Typ.
Die Diode mal mit prüfen. Und auf alle Fälle den Cascode- Transistor TR207 - das wäre mein erster Kandidat. Leider heisst ein gutes Ergebnis im China Tester NICHT automatisch das der Transostor in Ordnung ist, er kann immer noch bei höheren Spannungen durchbrechen. Am TR207 legen immerhin fast 70 Volt an.
Und wenn da so viel Strom fliesst sind die R229 & R230 auch hinüber. Bitte auch erneuern

Das wird ganz sicher wieder

Richard
Baldy-017
Stammgast
#12 erstellt: 07. Apr 2020, 15:55
Hallo miteinander,
Vorab mal auf dem Board sind von TR203 bis TR305 alle erneuert. D306 und D309 und etliche Widerstände ebenso. Allerdings die R229/230 nicht, kann ich ja 16Ohm messen und auch die Werte immer mit dem intakten 2. Monoblock vergleichen. Ob einer der Transistoren oder eine Diode bei entsprechender Spannung Kapriolen macht sehe ich natürlich nicht.
Was mir aber soeben beim Messen aufgefallen ist, die Versorgung der IC 301/302 an Punkt 8 auf ca. 8,4V und an Punkt 4 steigt das kontinuierlich an, bei ca. -80V hab ich lieber mal abgeschalten. Woher kann das denn kommen? Die beiden Z-Dioden D301/302 haben mit Diodenprüfung die gleichen Werte wie meine Vergleichsbox und die Elkos daneben sind auch ok, laut Atlas ESR.
Hab kein Chinatester, prüfe das alles mit DMM, allerdings vieles erst einmal im eingebauten Zustand, schont die Lötstellen und macht weniger Arbeit. Gruß
Poa-3

P.S. Was bedeutet eigentlich "schwimmend gelagerte Op`s"? Bis jetzt noch alles trocken, aber kann schon sein, dass die mal am Meeresgrund schwimmen, aber dann nicht nur die OP`s.


[Beitrag von Baldy-017 am 07. Apr 2020, 16:13 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#13 erstellt: 07. Apr 2020, 17:06
"Schwimmend gelagert"
meint, dass der gesamte mittlere Teil der Schaltungsstufe 5 (violett) sich mit dem Signal rauf und runter bewegt, also schwimmend mit dem Musiksignal.
Die beiden 15V Zenerdioden D201 und D302 sorgen dafür, dass die OpAmp-Versogungen immer 15V oberhalb (+) bzw. 15V unterhalb (-) vom Pegel des Musiksignals "schwimmen".
Hat Das Signal z.B. zu einem bestimmten Zeitpunkt gerade eine Amplitude von +7V, dann sind die OpAmp-Versorgungen im selben Moment +22V und -8V. Der OpAmp sieht nur, dass er gegenüber Signalspannung +/-15V Versorgung hat und merkt sozusagen nichts davon, dass er "schwimmt". Sein Bezugspunkt ist der Ausgang der Stufe 4 (braun), und damit das Signal.

- Johannes
Poetry2me
Inventar
#14 erstellt: 07. Apr 2020, 22:39
Hier noch mal der Schaltplan mit den farbigen Stufen markiert. Diesmal zweiteilig, so dass die Auflösung nicht reduziert wird.

Denon POA-4400 linke Endstufe:

Denon POA-4400 schematic detail left power amp stages and voltages marked p1Denon POA-4400 schematic detail left power amp stages and voltages marked p2
Baldy-017
Stammgast
#15 erstellt: 08. Apr 2020, 10:23
Hallo,
Danke für deine Mühe, aber das andere Bild war auch gut zu sehen. Man kann ja 3 x draufklicken und wird dann immer größer.
Hab jetzt mal auf der rechten Seite meine Werte dazu, Ruhestrom = 0 ist logisch, aber der Rest
Sind auch nur grobe Werte, da die meisten Werte weiter ansteigen, je länger ich eingeschaltet habe. Bei manchen Werten pendelt sich das auch hoch, also 37-32V, 38-33V, ... als ob was schalten würde. Spannung hab ich auch fast immer nur, wenn das Relais angezogen hat. Aber dann dafür umso mehr, von mV nichts zu sehen. Eigentlich sollte das Relais ja nicht schalten. Schönen Gruß Baldy
Poa-4
Poetry2me
Inventar
#16 erstellt: 12. Apr 2020, 08:49
Wenn die positive und negative Versorgung der OpAmps beide nicht mit +/-15V zu messen sind, sondern einen driftenden Wert haben ("wandern"), dann kann das auch daran liegen, dass der Ausgang der Stufe 4 (braun), der ja den Ausgang der Spannungsverstärkung darstellt, einen driftenden Offset hat. Und weil fast die gesamte Stufe 5 (violett) sich im Gleichtakt mit dem Ausgang von Stufe 4 bewegt, würde man das gegenüber Masse auch an den OpAmp-Versorgungen als Drift messen können.

Wenn das aber nur bei einer der beiden Versorgungsspannungen der Fall ist, dann muss man annehmen, dass eine der beiden 15V Zenerdioden D301 oder D302 eine Unterbrechung hat. Das würde dann einen Aufladungsvorgang des Kondensators C301 oder C302 nach sich ziehen, der parallel zur Zenerdiode liegt.

Denon POA-4400 schematic detail left power amp stages and voltages marked p1

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 12. Apr 2020, 08:54 bearbeitet]
Baldy-017
Stammgast
#17 erstellt: 12. Apr 2020, 09:53
Moin,
Ja in der Ecke Stufe 4,5 war ich vor kurzem auch zugange. Also Transistoren der Stufe 6,7 sind auf jeden Fall in Ordnung, außerdem hab ich jetzt die Transistoren der Stufe 6 mal entfernt, wo nichts ist kann auch kein Kurzschluß sein.
Hab dann auch mal IC301 und IC302 entfernt, was zur Folge hatte, dass die negative Spannung an Anschluß 4 vom IC noch schneller anstieg. Ansonsten keine Änderung soweit.
Da ich keine 15V Z-Dioden vorrätig habe, nur 18V, hab ich die Dioden mal untereinander getauscht. Wenn eine defekt wäre, müßte ja dann die positive Seite sprunghaft ansteigen. War aber nicht der Fall, absolut keine Änderung, sprich am IC auf 4 schneller Anstieg bis -80V und vielleicht auch noch höher und auf der positiven Seite auf 8 pendelt es sich bei ca. 8,5V ein. Die beiden parallelen Elkos C301 und 302 sind ok und vorsichtshalber auch mal getauscht, ohne jegliche Änderung. R229 und R230 sind auch geprüft und ok. Werde demnächst nochmal TR209 und 210 anschauen, sind zwar neu, aber muss ja nichts heißen. Auch die restlichen Widerstände in der Ecke mal einseitig ablöten und messen. Schon sehr seltsam die Sache.
Schönen Gruß


[Beitrag von Baldy-017 am 12. Apr 2020, 09:54 bearbeitet]
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